<65> wieder zu sehen. Leben Sie wohl, mein liebes Mütterchen. Ich umarme Sie +."

8. Dezember 1760

Der König von Meisten nach Leipzig. (Der Verf. des oben erwähnten Tagebuches sagt S. 89: Den 11. Decbr. verließ der König Meissen und nahm sein Hauptq. in Leipzig).

Hier in Leipzig, wo der König im Apelschen Hause, auf dem Neuen Neumarkt (Nr. 16) wohnte, blieb er den ganzen Winter hindurch. Bei ihm befanden sich: der Marquis d'Argens, Quintus Icilius, der Englische Gesandte Mitchel, von Catt und die Neffen des Königs, die Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, Söhne des verstorbenen Prinzen von Preußen August Wilhelm.

18. Dezember 1760

Der König läßt durch den Obersten Quintus Icilius 8) den Professor Gellert zu sich rufen, und es hatte an diesem Tage, Nachmittags von 4 bis 6 Uhr, die bekannte Unterredung des Königs (hauptsächlich über schöne Wissenschaften, Poesie, Beredsamkeit etc.) mit diesem Gelehrten Statt. Man findet sie in der kleinen Schrift: Zwei Briefe von Gellert und Rabener, Leipzig 1761, S.82; auch in der 9. Samml. der Anekdoten und Karakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Zweiten, Berlin 1787.

Anmerkungen zum Jahre 1760.

1) Es ist gewöhnlich, daß in Zeiten anhaltenden allgemeinen Unglücks Propheten aufstehen, die baldige Besserung und nahe Glücksfälle verkündigen ++, denn, wie der König selbst in seinem Briefe an d'Argens sagt: "Das Unglück macht zaghaft, und die Furcht aber-"


+ Ein Hoffräulein hatte einen Fehltritt begangen, den Frau von Camas für eine Wassersucht hielt. Als sie ihren Irrthum gewahr ward, klagte sie sich selbst beim König der Unachtsamkeit an, und bat um Verhaltungsbefehle.

++ Wie auch noch in neuester Zeit während des Befreiungskrieges der Prophet Joh. Ad. Müller. S. dessen Geschichte, Erscheinungen und Prophezeiungen. Frankfurt a. M. 1816.