<84>rere, die mir alle einstimmig ihre schwarzen Absichten verrathen. Lassen Sie also dem Volke die schmeichelhafte Hoffnung zu einem nahen Frieden, und, ohne daß Sie Sich mit ihm fortreißen lassen, benehmen Sie ihm seinen Wahn nicht.
Ich erwarte ungefähr eben die Vorfälle, die uns im vorigen Jahre begegneten, ohne zu wissen, ob wir eben so glücklich sein werden. Ein unglücklicher Augenblick kann das Gebäude umstürzen, das wir bisher durch ungeheure Arbeit, so gut wir konnten, gestützt haben. Es gehe nun, wie der Himmel will. Ich unternehme diesen Feldzug wie ein Mensch, der sich Kopf über in die Fluthen stürzt. Will man Alles voraus sehen — das ist der nächste Weg zur Hypochondrie; denkt man an Nichts, so setzt man sich durch seine Schuld in Gefahr, überrascht zu werden. Ich sage zu mir selbst: Alles Böse, das man fürchtet, und alles Gute, das man hofft, kommen nicht gerade so, wie man es sich dachte; von beiden muß man vieles abrechnen. Uebrigens bleibt mir bei der Menge meiner Feinde nichts übrig, als stets wachsam zu sein, und immer nur von einem Tag zum andern die Gelegenheit zu nutzen. Genug von Kriegsangelegenheiten.
Nun komme ich auf die Stelle in Ihrem Briefe, worin Sie von Voltaire's neuem Trauerspiel reden. Ich habe es noch einmal gelesen. Es sind rührende Situationen darin, die er sich zu Nutze gemacht hat, aber gewiß werde ich nie ein Anhänger seiner Verse mit abwechselnden Reimen werden. etc.
In der That, lieber Marquis, ich schäme mich dieses Briefes. Ich sollte an Schlachten und an meinen Feldzug denken, und analysire Ihnen neue Werke, die zum Vorschein kommen. Das erinnert mich an einen Einfall, den eine Hofdame bei Anna von Oestreich zu Ludwig XIII sagte, als er Perlen aufreihte: "Sire, Sie können Alles, nur nicht, was Sie sollten." Verzeihen Sie mir diesen kleinen Zug von Gelehrsamkeit, so wie meinen langen und langweiligen