Februar.
A.
Februar 1760
Der König in Freiberg.
24. Februar 1760
Der König an Voltaire:
- etc. "Ich weiß nicht, wer an mir zum Verräther geworden ist, und den Einfall gehabt hat, dem Publikum Rhapsodieen zu geben, die zu meinem Zeitvertreib gut genug, aber niemals dazu bestimmt waren, daß sie öffentlich bekannt werden sollten 8-+. Indeß, ich bin an Verräthereien, schlechte Streiche und Treulosigkeiten so gewöhnt, daß ich sehr glücklich sein würde, wenn alles Böse, das man mir zugefügt hat, und das Andere mir noch zuzufügen denken, sich auf die verstohlene Herausgabe dieser Verse einschränkte. Sie wissen besser, als ich es Ihnen sagen kann, daß die Leute, die für das Publikum schreiben, den Geschmack und selbst die Vorurtheile desselben respectiren müssen etc. Ich für mein Theil wollte incognito Dichter sein. Man hat mich gegen meinen Willen vor das Publikum geführt, und ich werde nun eine alberne Rolle spielen. Indeß, was ist daran gelegen? ich will es Ihnen schon vergelten.
Sie erzählen mir von einem gewissen Vorfalle besondere Umstände, die mir niemals zu Ohren gekommen sind. Ich weiß, daß man in Frankfurt Sie angehalten hat, meine Verse<9> und einiges Spielzeug 9-+ wieder herauszugeben; aber daß man sich an Sachen und an Ihrem Gelde vergriffen, habe ich nicht gewußt und es auch nicht gewollt. Ist es wirklich geschehen, so können Sie das Ihrige auf dem Wege Rechtens wieder fodern. Das werde ich sehr billigen, und Schmidt hat in diesem Stück nicht den geringsten Schutz von mir zu erwarten.
Wer der Bredow ist, von dem Sie reden, weiß ich nicht. Er hat Ihnen die Wahrheit gesagt. Das Schwert und der Tod haben eine schreckliche Verheerung unter uns angerichtet, am Schlimmsten ist aber der Umstand, daß wir mit unserm Trauerspiel noch nicht zu Ende sind. Sie können leicht denken, was für eine schreckliche Wirkung diese Erschütterungen auf mich gemacht haben. Ich hülle mich, so gut ich kann, in meinen Stoicismus. Fleisch und Blut empören sich freilich oft gegen diese tyrannische Herrschaft der Vernunft, aber man muß ihr doch nachgeben. Sollten Sie mich sehen, so würden Sie mich kaum wieder erkennen; ich bin alt, verfallen, bekomme graue Haare und Runzeln, und verliere die Zähne und meinen Frohsinn. Wenn das so fortgeht, so wird von mir selbst Nichts übrig bleiben, als die Manie, Verse zu machen, und eine unverletzliche Anhänglichkeit an meine Pflichten, die ich kenne. Meine Laufbahn ist rauh und voll Dornen und Nesteln. Ich habe alle Arten von Kummer erfahren, welche den Menschen nur treffen können, und mir oft die schönen Verse wiederholt: Wohl dem, der einsam in dem Heiligthum der Weisen etc."
B.
9. Februar 1760
Die Preußen besetzen Erfurt, verlassen es aber denselben Tag wieder.
11. Februar 1760
Herzog Ferdinand vertreibt die Franzosen aus Hessen.
<10>20. Februar 1760
Gefecht bei Cosdorf, wobei der General von Czetteritz (Ernst Heinrich, Chef eines Dragoner-Regiments), da er mit dem Pferde stürzte, von den Oestreichern, unter dem General Beck, zum Gefangenen gemacht wird, die Schmettauschen Kürassiere schlugen aber die Oestreicher zurück, machten 200 Gefangene, und der Posten wurde behauptet. Mit der Equipage des Generals von Czetteritz fiel den Oestreichern auch die von dem Könige seinen Generalen mitgetheilten: Instructions pour les Généraux in die Hände, mit sehr guten Plänen. Sie wurden dem General Beck zugestellt, und erschienen bald nachher in Druck. (Cogniazo's Veteran III. 125).
22. Februar 1760
Der Russische Rittmeister Phillipowitz 10-+ vom Soltikofschen Heer, dessen leichte Truppen den ganzen Winter hindurch Streifzüge durch die Neumark und Pommern gemacht hatten, überfiel mit 400 Kosacken Stadt und Schloß Schwedt, nahm den Markgrafen Friedrich Wilhelm und den Herzog Eugen von Würtemberg gefangen, und führte sie mit sich fort. In Nahausen gab der Markgraf dem Rittmeister ein Schreiben an den Königsberger Magistrat, demselben 20000 Thaler Lösegeld zu zahlen, worauf der Markgraf und der Herzog sogleich ihre Freiheit wieder erhielten. Indessen war der Preußische Major von Hohendorf 10-++ mit zwei Escadrons Provinzial-Husaren auf die Russen gestoßen, nach kurzem Gefecht ward das Detachement zerstreut, der Rittmeister selbst mit 12 Mann zum Gefangenen gemacht, und ihm das Papier über das Lösegeld wieder abgenommen.
10-+ Nach Andern soll es ein Hauptmann Namens Dekowatsch gewesen sein.
10-++ Andere nennen ihn von Stülpnagel.
8-+ Es waren kurz vorher die Poesieen des Königs in Druck erschienen, von welchen bis dahin nur die wenigen Exemplare existirten, die der König für einige Freunde hatte drucken lassen.
9-+ Den Kammerherrnschlüssel und den Orden pour les mérites.