Januar 1768.
A.
1. Januar 1768
Der König in Berlin, an den Marquis d'Argens :
"Zuvörderst statte ich dem unvergleichlichen Marquis für seinen Neujahrwunsch meinen Dank ab, und da es sich für mich schlecht schicken würde, ihm etwas schuldig zu bleiben, so wird er mir erlauben, daß ich ihm dagegen die ungemeßnen Kenntnisse des Naturforschers Plinius und des Varro, die Gelehrsamkeit der Huet, Calmet, Salmasius und Scaliger, auch allezeit fertigen Citirens halber das Gedächtniß des Pic von Mirandola, und des jungen Baratier, so wie die unermüdliche Schreibseligkeit Deutscher Professoren zu Leipzig, Halle, Göttingen, Tübingen etc. dafür zurückwünschen darf. Ferner wünsche ich ihm eine Krankheit, die ihn so lange leben läßt, bis der Himmel einfällt, damit er vor seinem Ableben 367345820 Flanellkamisöler verbrauche und durch seinen Schweiß 34378 Betten, Matratzen, Zudecken etc. verderbe; desgleichen für immer die ganze Behendigkeit einer Schildkröte, den Schlaf eines Murmelthiers; überdies eine Zunge von Eisen, die sich nie abnützt, und endlich noch die Gelassenheit des Maulwurfs und die Fruchtbarkeit der Tauben,<297> damit er seine Tage in voller Gnüge des Geistes und Herzens zubringen, und seine vorige Gewogenheit gegen den alten Anbeter seiner herrlichen Eigenschaften behalten möge. etc."
7. Januar 1768
Der König an Darget :
"Ihr Brief ist mir zugestellt worden. Ich danke Ihnen für Ihre Wünsche, und glaube, daß sie aufrichtig sind. Mögen auch Sie Sich Wohlbefinden und Ihr Gesicht behalten!
Ihre Zähne fallen aus? Den meinigen geht es eben so. Alles was existirt ist Veränderungen unterworfen; also müssen Sie Sich denn in Ihr Schicksal zu finden suchen. Das Leben, mein guter Darget, ist, wenn man alt wird, ein erbärmliches Ding; man muß sich entweder entschließen, kurzweg in den Tod zu laufen, oder sich nach und nach absterben sehen. Aber bei dem Allen giebt es doch eine Art glücklich zu sein; man muß sich in Gedanken verjüngen, nicht an seinen Körper denken, bis zu Ende des Stücks frohen Muth behalten, und noch die letzten Schritte der Laufbahn mit Blummen bestreuen. Das wünsche ich Ihnen. etc."
?? Januar 1768
Der König an Voltaire :
"Ein fröhliches Neujahr dem Patriarchen von Ferney, der mir weder Prosa noch die Verse schickt, die er mir seit sechs Monaten versprochen hat etc. — Aber was hält Sie denn ab, ein Lebenszeichen von Sich zu geben? etc. 297-+."
7. Januar 1768
Der König an d'Alembert:
"Ich bin Ihnen sehr für die Wünsche verbunden, zu welchen Ihnen das Neujahr für mich Anlaß giebt. etc. — Wenn Ihnen mein letzter Brief Lachen verursacht hat, so kommt es daher, weil ich gern in die Gegenstände, die dessen fähig sind, etwas Munterkeit hineinbringe. Täglich kommt mir eine so große Menge ernsthafter und langweiliger Dinge unter die<298> Hände, daß ich mich, wo ich nur Gelegenheit dazu habe, wieder durch Sachen, die den Geist erquicken, schadlos halte. — etc. Ich mag gern die Runzeln von der Stirn der Weltweisen verscheuchen. etc. — Der Weltweise sagt : Eitelkeit der Hoheit, Eitelkeit der Philosophie; Alles ist eitel!" Nachdem der König über die Jesuiten, die Stoiker etc. gesprochen, fährt er fort und sagt : "Die erste Sekte für mich wird immer die sein, die am mächtigsten auf die Sitten wirkt, und das gesellschaftliche Leben sicherer, sanfter und tugendhafter macht. So denke ich, und mein einziger Gesichtspunkt ist die Wohlfahrt der Menschheit und der Vortheil der gesellschaftlichen Verbindungen.
Denn, ist es nicht wahr, daß die Elektricität mit allem Wunderbaren, was sie entdeckt, bis jetzt bloß dazu gedient hat, unsere Neugierde zu reizen? Ist es nicht wahr, daß die Anziehungskraft und die Schwerkraft bloß unsere Imagination in Erstaunen gesetzt haben? Ist es nicht wahr, daß bei allen chemischen Operationen der nämliche Fall sich findet? Wird aber wohl darum weniger Straßenraub begangen? etc. verläumdet man weniger? ist der Neid erstickt? ist die Hartherzigkeit dadurch erweicht? Was liegt also der menschlichen Gesellschaft an diesen Entdeckungen der Neuern, wenn die Philosophie den Theil der Moral und der Sittlichkeit vernachlässigt, worin die Alten ihre ganze Stärke setzten! Schon lange habe ich diese Betrachtungen auf dein Herzen, und ich wußte sie an Niemand schicklicher zu richten, als an einen Mann, der jetzt der Atlas der neuern Philosophie ist, der durch sein Beispiel und durch seine Schriften die Lehre der Griechen und Römer in ihrer Kraft wiederherstellen und der Weisheit ihren ehemaligen Glanz wieder schenken könnte."
18. Januar 1768
Der König an d'Argens:
"Hier haben Sie einen Aufsatz, den Sie doch wohl unterzeichnen werden, damit ich künftig meiner Sache gewiß sei. Er enthält Ihre Kapitulation oder vielmehr die abgeschlosse<299>nen Friedensartikel, kraft welcher ich bei meinen Ansprüchen gesichert und zum Besitz Ihrer Gegenwart bei meiner Abendtafel gelangen werde. Ich werde Ihnen darum nicht minder für die Ehre danken, die mir hierunter widerfahren wird, und verspreche Ihnen dafür, über Ihre witzigen Einfälle zuerst zu lachen, Aix für den schönsten Ort in Europa zu halten, zu gestehen, daß Sie die beste Wäscherin im ganzen Reiche und unter allen Gelehrten den geschicktesten Kammerdiener haben. Ich bin, mein Herr Marquis,
Ihr gehorsamster Diener
Friedrich."
23. Januar 1768
Der König nach Potsdam.
Februar.
A.
Februar 1768
Der König in Potsdam.
?? Februar 1768
Der König an d'Argens :
- etc. - "Sie beklagen Sich, daß ich unvollständig gelassen, und ich glaubte dagegen, daß von allem menschlichen Elend auch nicht ein Jota in meinen Versen 299-+ ge<300>fehlt hat, denn was die Zahnschmerzen betrifft, so stecken die unter den Flüssen, und ich habe mich bloß ans Geschlecht gehalten, ohne mich auf die Gattungen einzulassen, wobei man kein Ende finden würde. Hätte ich Ihnen aber auch statt der Verse ein Krankheitslexikon geschickt, so würde ich damit nicht weiter gekommen sein, denn Sie sind ein so sinnreicher Mensch und von so glühender Einbildung, daß Sie, um mich zu beschämen, eine neue Krankheit ausgedacht und Sich aus Uebemuth zugelegt hätten. etc. — Nein, ich nehme es mit Ihnen nicht auf, ein erfahrener Kranker, wie Sie, hat der Mittel zu viel, einen Neuling mit seiner Deutschen, das heißt dürren und unfruchtbaren, Einbildungskraft in die Enge zu treiben. Ich wünsche demnach, daß Ihre Uebel unablässig einander folgen mögen, damit Sie die Glückseligkeit krank zu sein in vollen Zügen schmecken, Ihre Freunde alle vierzehn Tage einmal für Ihr Leben zittern, und Sie selbst doch nie mit Tode abgehen mögen. etc."
B.
3. Februar 1768
Stirbt der Geheime Staats-, Kriegs- und Cabinetsrath August Friedrich Eichel, 73 Jahr alt.
Die bisherigen Kriegs- und Kabinetsräthe Cöper und Galster, desgleichen der Kriegsrath Friedr. Wilhelm Müller werden zu Geheimen Räthen, und der bisherige Geheime Kabinetssekretär Laspeyres zum Geheimen Kriegsrath ernannt.
März.
A.
März 1768
Der König in Potsdam.
15. März 1768
Auf die wiederholten Vorstellungen der Minister vollzieht der König das "Publikandum wider das zu weit gehende Theeund Kaffeetrinken der gemeinen Bürger und Handwerker, Tag<301>löhner und Taglöhnerinnen, Gesinde, auch Bauern, Cossäthen, Einlieger, Müller etc. in der Grafschaft Mark."
Allen den genannten Personen wird das Thee- und Kaffeetrinken gänzlich verboten.
Zugleich genehmigte der König, daß dies Publikandum auch nach Minden gesandt werde, mit der Aufgabe, daß die Kammer ein gleiches für die dortigen 4 Provinzen nach Bewandtniß der entwerfen solle, desgleichen an die Clevesche, Geldersche und Meursesche Kammer, und auch an die Halberstädtische, um ein Gutachten abzugeben, in wie weit dergleichen auch dort zu erlassen nützlich sein möchte.
24. März 1768
Der König an d'Alembert :
- etc. - "Von Voltaire hört man nichts mehr. Briefe aus der Schweiz melden, daß er an einem Werke, welches er was es sein kann; vielleicht will er ein neues Gesetzbuch für die Polen, Tataren und Perser entwerfen. — Was mich betrifft, ich habe verschiedene Unpäßlichkeiten hinter einander gehabt, die mir sehr lästig waren; allein wer hat die nicht? Man sagt ja, es geschehe, um unsere Geduld zu prüfen. Ich wünsche, daß Ihre Gesundheit nicht ferner dergleichen Gedulds Prüfungen, bei denen man ungeduldig werden kann, ausgesetzt sei. etc."
?? März 1768
Der König an d'Argens:
"Sie wissen, mein lieber Marquis, daß ich das nachgiebigste Geschöpf dieses Jahrhunderts bin, und folglich Niemandem sein Glück beneiden kann, urtheilen Sie also, ob ich nicht zum Voraus meine Einwilligung zu dem köstlichen Krankheiten-Etat geben muß, den Sie Sich für dies laufende Jahr ganz fest zusichern wollen. Voltaire kann nicht fruchtbarer an Bosheit, Maupertuis an Unruhe und die Kirche an abgeschmackten Predigten sein, als Sie es an neuen Krankheiten sind. Gebe der Himmel, daß keine darunter gefährlich sei! Da ich es nun aber aufgeben muß, Sie in dieser Welt wieder<302> zu sehen, so bestelle ich Sie ins Thal Josaphat, wo ich Ihnen die in Sanssouci befindlichen Gemälde geben will, auf die Sie lange schon ein Auge gehabt, und wo wir mit einander den Tacitus vollenden, ich auch die Ehre haben werde, Ihnen meine Bewunderung für alle Ihre Krankheiten auszudrücken, so wie den Eifer, womit ich gegen Jeden behaupten will, daß Hippokrates, Galenus und selbst Aeskulap nie so langwierige Krankheiten zu kuriren gehabt, als die Ihrigen sind. Ich habe die Ehre, zu sein, mein Herr Marquis,
der ergebenste Diener von allen Ihren Unpäßlichkeiten, der Philosoph zu Sanssouci 302-+."
April.
A.
April 1768
Der König in Potsdam.
26. April 1768
Der König an Fouqué :
"Werthester Freund. Ich erfahre vom General Kleist, daß Sie unpäßlich sind, deshalb schicke ich Ihnen meinen Arzt, um sich nach Ihrer Gesundheit zu erkundigen. Ich thue tausend Wünsche für Sie, denn weiter erstreckt sich mein Vermögen nicht.
Wäre ich ein Arzt, so würde ich Sie heilen, und wäre ich ein Gott, so würde ich Sie unsterblich machen, denn rechtschaffene Leute sollten dies sein, allein meine Kräfte reichen nicht weiter, als zu Wünschen für Sie. Steht irgend etwas von hier zu Ihren Diensten, so dürfen Sie nur ein Wort sagen, Alles, was von mir abhängt, soll geschehen. etc."
28. April 1768
Der König an Ebendenselben :
"Werther Freund, nur war es sehr lieb, aus Ihrem Briefe<303> zu ersehen, daß Sie Sich wieder zu erholen anfangen, und daß Sie gesonnen sind, Sich des Lauchstädter Bades zu bedienen. Es wird schlechterdings von Ihnen abhängen, wenn Sie dorthin gehen wollen. Nur wünschte ich, daß es nicht in der bevorstehenden Revuezeit wäre, wenn ich nach Magdeburg durch Ihre Stadt ginge, weil ich Sie alsdann gern dort sehen möchte. etc."
Der Erbprinz von Braunschweig, die Fürsten Dietrich und Hans George von Anhalt-Dessau waren in diesem Monat beim König in Potsdam.
B.
25. April 1768
Aufruhr in Neuchatel, wobei der Königl. Generaladvocat Gaudot ermordet wird.
Mai.
A.
4. Mai 1768
Der König von Potsdam nach Charlottenburg.
?? Mai 1768
Der König an d'Argens :
"Sicher ist es nicht der Verfasser der Philosophie des Menschenverstandes 303-+, der mir heut geschrieben hat, es ist höchstens ein Grillenfänger. Was ist denn seit ehegestern mit Ihnen vorgegangen? Sie verlangen durchaus und kurz weg Ihren Abschied; ich gestehe Ihnen, ich weiß nicht, was Sie wollen. Ich habe Ihnen mit aller Freundschaft begegnet, es ist mir angenehm gewesen, Sie bei mir zu haben. Ich erinnere Sie nicht hieran, um Ihnen Vorwürfe zu machen, sondern damit Sie den wunderlichen Handel überlegen, den Ihre südliche Imagination Sie im 64sten Jahre unternehmen läßt. Ja — ich muß gestehen, die Franzosen übertreffen an Thorheit Alles, was ich mir vorgestellt. Ehedem wur<304>den sie noch mit 30 Jahren klug, jetzt giebt es für sie gar keinen Termin mehr hierzu. Kurz, mein Herr Marquis, Sie können machen, was Ihnen beliebt; zu den Philosophen muß Sie Niemand mehr rechnen, und Sie bestärken mich in der Meinung, die ich immer gehabt, daß die Fürsten nur in der Welt sind, um Undankbare zu machen ").
Friedrich."
5. Mai 1768
Der König besieht im Thiergarten bei Berlin einige Regimenter der Garnison, und nachdem er in der Stadt die Prinzessin Amalie besucht hat, kehrt er nach Charlottenburg zurück.
6. Mai 1768
Besucht der König die übrigen Regimenter der Berliner Garnison im Thiergarten und geht nach Potsdam.
17. Mai 1768
18. Mai 1768
Hält der König Revue bei Potsdam.
19. Mai 1768
In Spandau und Charlottenburg.
20. Mai 1768
In Berlin.
21. Mai 1768
23. Mai 1768
Revue und Kriegsübungen bei Berlin.
<305>24. Mai 1768
Von Berlin über Cüstrin nach Landsberg a. d. Warthe.
25. Mai 1768
In Stargard, wo der König Musterung etc. hält, bis d. 27sten.
27. Mai 1768
Von Stargard nach Potsdam.
28. Mai 1768
Ankunft des Königs in Potsdam.
30. Mai 1768
Die sämtlichen Minister in Potsdam beim König zu der gewöhnlichen alljährlichen Conferenz.
B.
Gesetz, daß Söhne bürgerlicher Besitzer adlicher Güter, die Lust zum Kriegsdienst bezeigen, die Erhebung in den Adelstand zu gewärtigen haben sollen, wenn sie bei gutem Verhalten in einem Garnison-Regiment oder bei der Artillerie als Capitain 10 Jahr gedient haben.
Juni.
A.
1. Juni 1768
Der König aus Potsdam nach Brandenburg und Pitzpuhl zur Revue.
2. Juni 1768 bis 5. Juni 1768
Revue und Kriegsübungen bei Pitzpuhl, bis den 5ten.
5. Juni 1768
Der König in Magdeburg, dann in Salzthal, bis den 6ten.
6. Juni 1768
Ueber Hannover nach Minden.
7. Juni 1768
In Bielefeld, Brackwiede.
7. Juni 1768
8. Juni 1768
Hält der König Revue bei Brackwiede, welcher der regierende Graf Wilhelm Friedrich Ernst von Schaumburg-Lippe-Bückeburg, Königl. Portugiesischer General-Feldmarschall, beiwohnte.
8. Juni 1768
9. Juni 1768
Ueber Lippstadt nach Ham, speist bei dem General von Wolfersdorf.
9. Juni 1768
In Wesel, bis den 13ten.
13. Juni 1768
In Cleve, und von da nach Loo, wo der König dem Erbstatt-Halter der Niederlande einen Besuch abstattet.
15. Juni 1768
Von Loo über Emmerich nach Wesel (und Lühnen?).
16. Juni 1768
In Lühnen, bis den 17ten.
18. Juni 1768
In Ham, Lippstadt, Bielefeld, Minden, Braunschweig, Salzthal.
<306>20. Juni 1768
Von Salzthal nach Potsdam. Der König schenkt den noch mit Kriegsschulden belasteten Städten Bielefeld und Herfort, ersterer 30000 und letzterer 10000 Thlr. Der Stadt Lübbecke, welche durch Feuer gelitten, erläßt er auf 2 Jahr von ihren Abgaben jährlich 2000 Thlr., so auch dem ganzen contribuabeln Stand der Provinz ein Ansehnliches an Steuern etc.
Juli.
A.
Juli 1768
Der König in Potsdam.
18. Juli 1768
Die Prinzessin Amalie zum König nach Potsdam.
19. Juli 1768
Das neue Schloß in Sanssouci, welches der König, obgleich es noch nicht ganz ausgebaut war, beziehen wollte, wird eingeweihet und darin zum ersten Male das Oratorium La Conversione di san Augustino nach Hasse's Composition aufgeführt. Außer der Prinzessin Amalie und dem Prinzen Heinrich (?) scheint von den Herrschaften aus Berlin Niemand zugegen gewesen zu sein. —
21. Juli 1768
Wird das Trauerspiel Mahomet aufgeführt. (Am Abend dieses Tages war in Schönhausen bei der Königin große Cour und Souper).
22. Juli 1768
Wird das Lustspiel le misantrope aufgeführt.
23. Juli 1768
Der Prinz Heinrich und die Prinzessin Amalie beziehen ebenfalls das neue Schloß.
24. Juli 1768
Der Geh. Finanzrath Roden beim König.
29. Juli 1768
Oper la Statua.
Der König schenkt der Prinzessin Amalie eine kostbare Tabatiere, desgleichen auch dem General v. Buddenbrock.
B.
3. Juli 1768
Verordnung wegen abgestellter Begleitung protestantischer Missethäter zur Richtstätte von Geistlichen.
In Breslau und Glogau werden die vom Könige dem<307> Schlesischen Adel zur Retablirung ihrer durch den Krieg sehr heruntergekommenen Güter geschenkten höchst ansehnlichen Summen vertheilt.
26. Juli 1768
Der Prinz Heinrich tritt von Potsdam aus seine Reise nach Holland an, von welcher er erst den 3. November zurückkehrt.
August.
A.
August 1768
Der König in Potsdam.
4. August 1768
Der König schreibt an d'Alembert und schickt ihm eine scherzhafte, in Bezug auf den Marquis d'Argens verfertigte Abhandlung zum Lobe der Faulheit.
5. August 1768
Die Prinzessin Amalie kehrt aus Sanssouci nach Berlin zurück.
20. August 1768
Der König nach Charlottenburg.
21. August 1768
Nach Schlesien mit dem Prinzen von Preußen, beiden Prinzen von Braunschweig und mehreren Generalen etc.
22. August 1768
23. August 1768
In Glogau.
23. August 1768
Ueber Schweidnitz und Silberberg nach Neisse.
B.
August 1768
In diesem Monat fand man in Sanssouci hinter dem neuen Schlosse, als man zur Erhöhung des Schloßhofes, hinter dem Kanal, Erde ausgrub, eine Menge Urnen und verschiedene Instrumente etc. Sie sind weitläuftig beschrieben und abgebildet in der Zeitschrift: Neueste Mannigfaltigkeiten 3. Jahrgang (1779) 1. Quartal, 105. Woche, von dem Pagen-Hofmeister des Prinzen von Preußen J. C. Fuchs.
September.
A.
1. September 1768
Der König in Neisse.
2. September 1768
Aus Neisse in Breslau, wo bis zum 5ten Nevue und Kriegs-Übungen Statt finden.
4. September 1768
Besichtigte der König die auf der Oderseite der Stadt neu angelegten Befestigungswerke.
<308>5. September 1768
Der Herzog von Würtemberg-Oels, Karl Christian Erdmann, dessen Gemalin und Tochter, Friederike Sophie Charlotte Auguste, Braut des Prinzen Friedrich August von Braunschweig-Wolfenbüttel, Neffen des Königs, kommen in Breslau an. Abends ward von dem Königl. Opernpersonal die Oper il contadino bizarro aufgeführt.
6. September 1768
Vermählungsfest des Prinzen Friedrich August von Braunschweig mit der vorgedachten Prinzessin, Friederike von Würtemberg-Oels. Beim König große Tafel, dann Oper il ratto di Sposa und nachher Ball.
7. September 1768
Oper il contadino etc., Feuerwerk, Ball en Dominoetc. Die Feste dauerten bis den 9ten.
9. September 1768
Nimmt der König sein Hauptquartier in Gohlau. Die zu den Kriegsübungen versammelten Truppen hatten ihr Lager bei Leuthen.
9. September 1768 bis 12. September 1768
Kriegsübungen.
12. September 1768
Der König geht über Glogau nach Potsdam.
14. September 1768
Ankunft des Königs in Potsdam, wo er sogleich das neue Schloß wieder bezieht.
21. September 1768 bis 23. September 1768
Kriegsübungen bei Potsdam.
25. September 1768
Der König ertheilt dem Director des Französischen Theaters in Berlin, Mrs. Fierville, ein Privilegium.
26. September 1768
Die Russischen Grafen von Woronzow und von Czernitschef (Letzterer Gesandter am Engl. Hofe) werden dem Könige vorgestellt.
Der Graf von Ponninsky in Potsdam.
Die Generale von Stechow und von Seydlitz erhalten vom König Tafelservices von Porzellan.
Oktober.
A.
Oktober 1768
Der König in Potsdam.
4. Oktober 1768
Der König an d'Alembert :
"Als ich Ihnen die Posse über die Faulheit schickte, glaubte<309> ich nicht, das Haupt einer Sekte zu werden. Ich thue mir sehr viel darauf zu gut, Philosophen zu Schülern zu haben; doch schreibe ich diese Bekehrung nicht der Stärke meiner Gründe zu. Man muß billig sein und einräumen, daß wer das Roß seiner Einbildungskraft in allen metaphysischen Laufbahnen herumtummelt, wer das letzte Ende aller Dinge, oder besser zu sagen, die Grenzen, die den Geist des Menschen beschränken, gesehen hat, — daß der, nach diesen vergeblichen Versuchen, sich nun in Rücksicht der Naturgeheimnisse, die der Mensch nie enträthseln wird, die Geistesträgheit erlauben wird. Ferner ist es auch wahr, daß das menschliche Leben ein Kinderspiel ist, wo muthwillige Buben wieder aufrichten, was Andere niedergerissen hatten, oder zernichten, was Andere aufbauten; wo Schulknaben, unruhiger und hitziger als die übrige Menge, die Ruhe der Gesellschaft stören; wo gefräßige Küchenjungen ihren Kameraden das Fleisch stehlen und ihnen nur die Knochen lassen. Wären diese Lärmstifter als Faule geboren, so würde, meiner Meinung nach, die menschliche Gesellschaft nichts dabei verloren haben. etc.
Die übrigen Werke, welche Sie von mir wünschen, werden so bald noch nicht das Licht erblicken. Das eine, welches ich "Die den Verstand zertrümmernde Despotenkeule" nenne, bestimme ich für Ihr Vaterland, und werde es herausgeben, wenn ich um eine Stelle bei der Französischen Akademie anhalte. — etc. Das Buch: "Vom Nutzen der Armuth, aus der Politik und Religion erwiesen," soll zu Wien herauskommen, wenn anders nicht Herr van Switen es in den Index der verbotenen Bücher setzt. Nach meiner Ueberzeugung wird dieses Werk die getreuen Unterthanen der Kaiserin Königin Majestät belehren, daß das Geld des Staats bloß dem Monarchen gehört; daß das Volk tugendhaft bleibt, so lange es arm ist, wovon die Spartaner zeugen, und die Römer zur Zeit ihrer ersten Consuln; und endlich, daß kein Reicher das Himmelreich ererbt. etc.
<310>Das Podagra, meine Reisen und meine Beschäftigungen haben diese wichtigen Arbeiten ein wenig verzögert. Meine Gesundheit, an der Sie so innig Antheil nehmen, ist ganz gut wiederhergestellt. Die Natur hat mir auferlegt, drei Jahr hindurch den Stoff zu sammeln, woraus nach erlangtem Grade der Reife das Podagra entsteht; und das heißt gewiß noch ganz glimpflich behandelt. Der Fürsten Geduld muß eben sowohl geprüft werden, als die Geduld des Privatmanns, weil sie aus einerlei Leimen geknetet sind. Man muß sich mit dem Gedanken seiner Zerstörung bekannt machen und sich bereiten, in den Schoß der Natur zurückzukehren, aus dem man hervorgezogen ward, etc."
23. Oktober 1768
Der König an Fouqué :
"Werthester Freund. Hier bringe ich Ihnen einen kleinen Tribut, sehen Sie nicht auf die Summe, sondern auf das liebevolle Herz des treuesten Ihrer Freunde, der Ihnen gern ein Vergnügen machen möchte. etc."
November.
A.
November 1768
Der König in Potsdam.
5. November 1768
Der Prinz Heinrich, welcher am 3ten aus Holland nach Berlin zurückgekommen war, beim König in Potsdam.
12. November 1768
Der König befiehlt eine Revision aller Schulanstalten in seinem Lande.
Der Oestreichische Gesandte Generalfeldmarschall von Nugent beim König in Potsdam.
Der Hannoversche Gesandte von Lichtenstein wird vom König mit einer Tabatiere beschenkt.
Dezember.
A.
Dezember 1768
Der König in Potsdam.
12. Dezember 1768
An den Staats-Minister von Münchhausen:
- etc. "Ich habe seit geraumer Zeit von dem Erfolg der<311> zum Besten Meiner Länder und Unterthanen eingeführten neuen Schulanstalten keine Nachricht erhalten; es bleibt aber die Beförderung und Befolgung derselben ein Gegenstand Meiner Landesväterlichen Sorgfalt; also sollt auch Ihr nicht nur Euer beständiges Augenmerk auf dieselben richten, sondern auch noch in diesem Jahre eine Revision aller Schulanstalten in Meinen Ländern anstellen und Mir von ihrem Zustand und der Wirkung, welche sie gehabt, pflichtmäßig unmittelbarren und ausführlichen Bericht abstatten, auch die bemerkten Fehler nicht verschweigen, damit Ich gegen dieselben die nöthigen Mittel verkehren kann."
16. Dezember 1768
Nach Berlin, wo er sogleich bei der Einfahrt in die Stadt die Prinzessin Amalie besucht, dann sich nach der Porzellanmanufaktur, und von da erst nach dem Schlosse begiebt.
19.12.1768> Theilt der König Geschenke an seine Familie aus; der Prinz Heinrich erhielt einen reich mit Brillanten besetzten Ordensstern zum schwarzen Adlerorden; die verwittwete Prinzessin von Preußen ein Tafelservice von Porzellan; der Prinzessin von Oranien wurde eine kostbare, künstlich gearbeitete goldene Uhr überschickt.
Auch der General von Ramin erhielt ein Tafelservice.
20. Dezember 1768
An den Staats-Minisier von Münchhausen :
- etc. "Mein Etats-Minister von Darville hat mir von den reformirten Schulen Deutscher und Französischer Nation schon Nachricht gegeben. Ich erwarte nun nächstens Euern Bericht von den lutherischen und übrigen Schulen; mache Euch aber vorläufig bekannt, daß Ich auf die Anzeige des von Darville, durch Meine Kriegs- und Domänen-Kammer, allen Beamten werde aufgeben lassen, mir mehr Sorgfalt als bisher geschehen, die Bauern anzuhalten, daß sie ihre Kinder fleißig in die Schule schicken, und wenn sie dieselben ja zu ihrer Feldarbeit drei Monat im Jahr gebrauchen, sie doch in den übrigen Monate,, in die Schule gehen lassen.
Wenn aber einer oder der andere Schulmeister zu schlecht<312> besoldet sein sollte und deswegen durch die erlernte Profession sich seinen Unterhalt verschaffen muß, wodurch aber die Schulen vernachläßigt werden, so ist Mein Wille, daß Ihr und der von Darville ein allgemeines Verzeichniß verfassen lassen und Mir schicken sollet, damit Ich auf Verbesserung ihrer Besoldung denken und auch dieses Hinderniß aus dem Wege räumen kann."
22. Dezember 1768
Der König an Fouqué:
"Werthester Freund. Hier sende ich Ihnen ein kleines Andenken. Es ist Sitte, daß sich Familien zu Weihnachten Geschenke machen, und ich betrachte Sie als zur Familie gehörig, sowohl weil Sie ein rechtschaffener Mann, der wahre chevalier sans peur et sans reproche, als auch weil Sie mein alter Freund sind. etc."
In Potsdam waren in diesem Monat der Herzog von Braganza und der regierende Markgraf von Anspach.
In Berlin kamen der General von Lentulus aus seinem Gouvernement Neuchatel und der Geheime Rath von Brenkenhof an.
In diesem Jahre hat der König sein Testament gemacht.
B.
Dezember 1768
In diesem Monat ward die Emdener Häringsfischerei gestiftet.
18. Dezember 1968
Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben war folgende : Sonntag und Mittwoch Vormittag die gewöhnliche Cour beim König. Sonntag Mittag : Cour bei der Königin; Montag : Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch : Opéra comique; Donnerstag : Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Freitag : Oper; Sonnabend : Ruhe.
Die beiden großen Opern waren : Cato in Utika und Orpheus. Die Opéra comiques : il ratto della sposa, il contadino Bizarro, la buona figliola.
<313>In diesem Jahre ward in Berlin der erste Versuch mit Einimpfung der Blattern gemacht. Im Allgemeinen war man hier sehr dagegen, und da die Sache noch zu neu und die Erfahrungen und Meinungen darüber noch sehr verschiedden waren; so wollte es der König dem freien Willen eines Jeden überlassen, sich der Impfung zu bedienen, er befahl aber doch zum allgemeinen Besten, besonders der Landleute, dem Oberkollegium-Medicum : "Eine Anleitung, wie der Landmann und diejenigen, so keinen Arzt erlangen können, bei grassirenden Pocken sich zu verhalten haben," auszuarbeiten und öffentlich bekannt zu machen. Es geschah dies auch im Oktober dieses Jahres.
297-+ Der König schickte nachher diesen Brief nicht ab, und so blieb der Brief-wechsel mit Voltaire bis im November unterbrochen, wo ihn der letztere selbst wieder anfing.
299-+ Diese Verse befinden sich im 7. Theil der hinterl. W. G. 61, und die darin vorkommende Stelle, welche die (eingebildeten) Krankheiten des Marquis aufzählt, lautet wie folgt :
"Verstopfung, Hypochonderdunst,
Erschlaffung, Strangurie, Kolik,
Katharrn, Flüsse, Fieberglut,
Ein Lungenauswurf, schlimmer Hals,
Ein böser Ausschlag an der Haut,
Und Blattern von der Hitz erzeugt,
Der Blutlauf, bald ein Schlagfluß dann,
Erbrechen, Schwindel, Asphyrie —
Das ist der Uebel ganze Schaar,
Die voller Höflichkeit, sobald
Nur Deine Phantasie es will,
Gehorcht, und die, mein d'Argens, stets
Ganz akkurat und wechselweis
Die Aufwartung Dir macht. etc."
302-+ Dieser Brief scheint die Antwort auf ein Urlaubsgesuch des Marquis zu einer Reise zu sein, die er in diesem Jahre seiner Gesundheit wegen nach der Provence machen wollte.
303-+ La Philosopie du bon Sens etc, par d'Argens. Dresde 1756.