<12> im zweiten Theile der Deckerschen Ausgabe der bei Lezeiten des Königs gedruckten Werke, und ist gegen die Schrift des Pariser Parlaments-Advocaten Du Marsais gerichtet, welche 1769 erschienen war. Der König übersandte sie an d'Alembert und auch an Voltaire.
17. Mai 1770
Der König an d'Alembert :
- etc. - "Während meiner Genesung war das erste Buch, welches mir in die Hände fiel: "Der Versuch über die Vorurtheile." Es entriß mich der Unthätigkeit, in welcher mich der Verlust meiner Kräfte hielt; und da über viele Gegenstände meine Gedanken in umgekehrtem Verhältniß mit den Gedanken des seinwollenden Philosophen, der dieses Buch geschrieben hat, stehen; so habe ich die gesammte Kraft meiner Organisation angewandt, um dessen Fehler zu zeigen. Ich fühlte zurückstoßende Bewegungen bei den Meinungen des Verfassers, welcher behauptet, daß, da die Wahrheit für den Menschen gehöre, man sie ihm zu jeder Zeit sagen müsse. Auch so oft der Verfasser auf die Könige, auf die Feldherren, auf die Dichter schimpft, haben seine Ideen nicht identisch mit den meinigen werden können, weil ich die Ehre habe, ein ziemlich schlechter Poet (oder nach seinem Ausdruck, ein öffentlicher Giftmischer) zu sein; weil ich die Ehre gehabt habe, mich bisweilen als General (oder als gedungener Henker) herum zu schlagen, und weil ich endlich die Ehre habe, eine Art von König (oder von barbarischem Tyrannen) zu sein. etc. Doch welchen Endzweck hat dieser vermeinte Philosoph sich bei seinem Buche vorgesetzt? Die Religion umzukehren? Ich habe ihm bewiesen, daß dies unmöglich ist. Die Regierungen anders einzurichten? Nie werden Schimpfreden sie verbessern, aber wohl vielleicht erbittern. etc. Vorzüglich zeigt sich die Unvernunft des Verfassers in seinen Verläumdungen gegen die christliche Religion. Man muß wahrlich sehr wenig wissen, wenn man ihr Verbrechen zur Last legt. Im Evangelium heißt es: Thue Andern nicht, was Du nicht willst, das sie Dir thun"