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13. Januar 1776

An diesem Tage, bald nach 9 Uhr Morgens, giebt der König dem Kammergerichts-Präsidenten von Rebeur, der nach seinem Befehl vom 10ten nach Potsdam gekommen war, Privataudienz, in welcher er sich mit ihm über die entgegengesetzten Ansichten etc. des Großkanzlers von Fürst und des Justiz-Ministers von Carmer in Betreff des von Letzterm entworfenen Justiz-Verbesserungsplans unterredete. Der König hatte Tags vorher einen heftigen Fieberanfall gehabt, von dem er noch sehr ermattet war, und sich daher während der ganzen Unterredung, die in Französischer Sprache geführt ward, im Bette befand. Seine Sprache war so schwach, daß der Präsident ganz nahe vor des Königs Bette treten mußte. Er dictirte, nach umständlicher Besprechung des Gegenstandes, dem von Rebeur seine Intention in 11 Puncten, und befahl ihm hiernach, ein Gesetz zur Beschleunigung der Prozesse zu entwerfen.

Als der Präsident das Harte des Carmerschen Antrags, "ach welchem sich die Parteien in Person stellen sollten, bemerkbar machte, sagte der König die denkwürdigen Worte: "Dans ce point-ci Vous avez parfaitement raison; il ne faut point traiter le Public avec dureté." Und bei der Gelegenheit, wo der Präsident in Betreff der Findelhäuser + äußerte: daß nicht allein uneheliche, sondern auch eheliche Kinder unvermögender Eltern dem Hause zur Last fallen würden, antwortete der König: "J'aime mieux les nourir aux dépens de l'état, que de les laisser périr chez les parens," und als von Rebeur um Erlaubniß bat, einen Vorschlag thun zu dürfen, sagte der König: "Dites hardiment tout ce que vous jugerez a propos."


+ Nach Beendigung der Besprechung über die Justiz-Verbesserung unterhielt sich der König mit dem Präsidenten noch über andere Gegenstände, unter andern über die schicklichsten Mittel, dem Verbrechen des Kindermordes vorzubeugen.