"<271> Menge dazwischen gekommener Geschäfte hat mich genöthigt, meine Antwort bis jetzt, da ich mich wieder in meiner philosophischen Ruhestätte befinde, zu verschieben. Muthmaßen Sie jedoch nicht, daß mich das Carneval durch seine Reize zerstreut habe. Diese Vergnügungen fesseln nicht mehr in meinen Jahren, wo man der Welt abgestorben ist; wo die Kälte des Alters das Feuer der ersten Jugend verlöscht hat, wo endlich Pflanzenzustand auf thätige Lebenskraft gefolgt ist. Bei dieser Apathie hält es schwer, zu glauben, daß ein Greis den Eifer zum Studiren und zu den schönen Wissenschaften wieder beleben könne, besonders da das Genie der Französischen Nation sich von selbst anfeuert. etc. Ohne Zweifel ist es einem jungen Gymnasiasten erlaubt, die Hyperbel zu gebrauchen +, ohne sie würde keine Lobrede existiren. Auch ich habe mich derselben bisweilen bedient; und eben darum weiß ich, was daran ist. In meiner Jugend habe ich einen Panegyrikus auf einen Schuster gemacht ++, und ich fand Mittel, ihn fast zu gleicher Höhe mit jenem Kaiser zu erheben, den Plinius so prachtvoll gepriesen hat. Dies sind Spiele des Witzes, durch welche sich die Einbildungskraft belustigt; sie erhebt sich so prächtig zu dem Superlativ, daß der höchste Grad der Lobeserhebung zuweilen der höchste Grad des Lächerlichen ist. etc."
24. Januar 1781
Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.
Der König beschenkt die Prinzessin von Preußen mit einer Tabatiere von großem Werth; den Prinzen Heinrich, seinen Bruder, zu dessen Geburtstag, ebenfalls mit einer Tabatiere, einem Spanischen Rohr mit goldenem Knopf, der, so wie die Dose, reich mit Brillanten verziert ist, und mit einer ansehn-
+ S. die Note zum Brief vom 10. November v. J.
++ Deutsche Supplemente Band. III. 225; Französische Supplemente Band III. 251.