"<326>lage zur Rechtfertigung seiner Kritik über die Französische Sprache und übrigen Schriften angeben, was er will; so belasse Ich es dennoch bei Meiner ersten Entscheidung. Er muß sich durchaus aller Anzüglichkeiten enthalten, in seinen Ausdrücken bescheiden sein und keinen Menschen beleidigen. Eine beißende Kritik bessert niemals, und dies giebt er doch zur alleinigen Absicht der seinigen an, vielmehr erbittert solche nur die Gemüther, und kann in keinem gesitteten Staate geduldet werden. Ihr müsset ihm demnach solches Alles von Meinetwegen nochmals alles Ernstes bedeuten, und ihm dabei zu erkennen geben, daß, wofern er seiner zügellosen, spitzigen und beleidigenden Schreibart nicht gehörige Grenze nach obiger Vorschrift setzen sollte, er dafür brav auf die Finger geklopft, und dafür unausbleiblich gestraft werden soll. Ihr müsset ihm solches nur gerade heraus zu seiner Warnung sagen."
12. Mai 1785
Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Mutter des oben erwähnten, in den Fluthen der Oder umgekommenen Prinzen Leopold): "Meine verehrungswürdige Schwester. Es sind über siebzig Jahre, seit ich auf der Welt bin, und während dieser ganzen Zeit habe ich nichts als sonderbare Spiele des Glücks gesehen, welches zu einigen angenehmen Vorfällen, die uns begegnen, nicht wenig widrige mischt. Wir schweben beständig zwischen vielem Kummer und einigen vergnügten Augenblicken. Dies ist, meine liebe Schwester, das gewöhnliche Schicksal aller Menschen. Jungen Leuten muß der Verlust ihrer Verwandten und Freunde empfindlicher sein, als den Alten. Die ersten vermissen lange die Freiheit die ihnen der Tod entzogen hat, dagegen Leute von unserm Alter wissen, daß sie ihnen bald folgen werden. Die Abgeschiedenen sind"