<368> eine Entheiligung für Ihn wäre), die jeden, der sich erkühnte, an ihrem poetischen Talent zu zweifeln, für Majestätsverbrecher erklärten, setzte er selbst seine Verse gegen Voltaire's Gedichte tiefer herab, als gewöhnliche Bescheidenheit ihm nachthun, oder das Ihn lesende Publikum gerecht finden konnte. Selbst die schnöde Undankbarkeit, wodurch Voltaire sich selbst entehrte, konnte den Philosophen von Sanssouci nicht bewegen, deshalb von des Dichters von Ferney Talenten geringer zu denken. Seine prosaischen Werke, um welche ihn selbst Cäsar, bei aller Unsterblichkeit seiner Commentarien, beneiden würde, verrathen alle, wie tief er darüber nachgedacht hatte, was Königen, die schreiben wollen und können, zu schreiben geziemte. Eine falsche Staatskunst zu widerlegen, die Denkwürdigkeiten seines Hauses zu beschreiben; große Talente von Feldherren, von Staatsmännern, von Schriftstellern durch Lobschriften der Nachwelt zu empfehlen, - nur solche Gegenstände waren werth, wenn Friedrich den Regentenstab oder den Degen neben sich legte, den Griffel in seiner Hand zu beschäftigen. Seine Zeichnung ist frei und flüchtig, nicht pünktlich in Kleinigkeiten, kühn und treffend im Ganzen; das Kolorit seiner Schreibart simpel, doch immer lebhaft und kräftig.
Seine Schriften hätten auch als Werke eines Privatmannes gewirkt, aber als Geistesfrüchte eines solchen Königs stifteten sie eine Revolution. Unter der Regierung seines Vaters ward Autorschaft und Pedanterei unter den Großen so ziemlich für Eins gehalten, und ein Ignorant zu sein war ein Geständniß, mit dem sich wenigstens ein Officier, wie Marius mit seinem Graecas literas non didici, brüsten konnte. Aber dieses Königs Beispiel, der unter so viel glorreichen Thaten, im Felde und im Kabinette, noch Zeit genug behielt, zu lesen, was die besten Schriftsteller gesagt; noch Lust behielt, seiner Vorfahren Geschichte und seiner Freunde Verdienst zu beschreiben, dieses verschaffte dem guten Schriftsteller in den Preußischen Staaten, und dadurch in ganz Teutschland, den ihm gebührenden Rang, und die Befehlshaber seiner Heere hielten es nicht mehr für unverträglich mit dem kriegerischen Geiste, den Musen und Gracien zu opfern. Sein einer und richtiger Geschmack für das Große und Schöne drang bis