<92> in der That zeigen und weniger metaphysiren. Gute Handlungen sind dem Publikum vortheilhafter, als die feinsten und scharfsinnigsten Systeme von Entdeckungen, in welchen sich größtentheils doch unser Geist verwirrt, ohne die Wahrheit zu fassen. Ich bin nicht der einzige Erhalter der Jesuiten; die Engländer und die Russen haben gerade das Nämliche gethan. etc.

Bei Gelegenheit von neuen Werken kann ich Ihnen sagen, daß ich das von Helvetius gelesen habe +; aber aus Liebe zu ihm that mirs leid, daß es gedruckt worden. Es ist keine gesunde Logik in diesem Buche; nichts als Paralogismen, Zirkel von fehlerhaften Schlüssen, Paradorien und vollkommene Thorheiten, an deren Spitze man den Französischen Freistaat stellen muß. Helvetius war ein ehrlicher Mann, er sollte sich aber nicht in Dinge gemischt haben, die er nicht verstand.

Diderot ist in Petersburg, wo ihn die Kaiserin mit Güte überhäuft. Doch soll man an ihm einen langweiligen Schwätzer finden. etc. So viel weiß ich wohl, daß ich beim Lesen seiner Bücher nicht ausdauern kann, so ein unerschrockener Leser ich auch bin; es herrscht darin ein Ton von Selbstgenügsamkeit und von Anmaßung, der den Instinkt meiner Freiheit empört. So schrieben Aristoteles Cicero, Lukrez, Locke, Gassendi, Bayle und Newton nicht. Die Bescheidenheit kleidet Jedermann, sie ist das erste Verdienst des Weisen; mit Nachdruck muß man seine Gründe vortragen, doch nicht gebieterisch entscheiden. Aber man will wirken, man will tief einldringen; und man glaubt, um zu überreden, sei es genug, einen entscheidenden Ton anzunehmen. Dieser Ton kann wohl beim Deklamiren Dienste leisten, allein beim Lesen halt er sich nicht. Wenn man das Buch in der Hand hat,


+ De l'homme, de ce facultés et de son éducation.