<99>ter seiner Regierung nicht alles gleich gut gewesen ist, so muß man es eher seinen Ministern als ihm zuschreiben. Jetzt lehnt sich die öffentliche Bosheit gegen diesen guten Fürsten auf. Daß aber nur die Unruhe der Franzosen sie nicht in gleichen Fall mit den Fröschen in der Fabel bringe, die Jupiter für ihren Wankelmuth bestrafte! - Man erzählt Wunder von Ludwig XVI. Das ganze Reich singt sein Lob. Das Geheimniß, in Frankreich Beifall zu finden, besteht darin: neu zu sein. Ihre Nation war Ludwig XIV müde, und hätte fast seinen Leichenzug beschimpft. Eben so hat ihnen Ludwig XV zu lange gedauert. etc. Um Ihre Franzosen nach ihrem Geschmack zu bedienen, müssen sie alle zwei Jahre einen neuen König haben. Neuheit ist der Abgott Ihrer Nation; und ihr Beherrscher mag so gut sein, als er wolle, so werden sie am Ende Mängel und Lächerlichkeiten an ihm aufsuchen, gleichsam als ob man aufhörte, Mensch zu sein, wenn man König ist.
Ist ohne Fehl ein Mensch und ohne Schwäch' ein
Fürst?
Wäre ich Herr von Sartines +, ich ließe diese Sentenz an alle öffentliche Plätze und an die Ecken aller Kreuzwege anschlagen. Die Regenten, unsere Vorfahren, wir, und unsere Nachfolger gehören alle in die nämliche Klasse; wir sind unvollkommene Wesen, aus einer Mischung guter und böser Eigenschaften zusammengesetzt. etc."
29. Juli 1774
Fürst Rezzonico, Senator von Rom, ein Verwandter des verstorbenen Pabstes Clemens XIII nach Potsdam, um dem König vorgestellt zu werden.
Der König ertheilt (den 16ten?) der Berliner Freimauerloge ein bündiges Protectorium, und "erklärt sie in Betracht des mit der großen Freymauerloge zu London unter dem"
+ Damals oberster Polizeiaufseher in Frankreich.