September.
A.
2. September 1770
Der König von Neisse nach Roswalde zum Grafen Hoditz, bis den 3ten.
3. September 1770
In Mährisch-Neustadt (bei Austerlitz), wo die bekannte Zusammenkunft mit dem Kaiser Joseph Statt fand. Im Gefolge des Königs befanden sich : der Prinz von Preußen, der Prinz Ferdinand, der Erbprinz und der Prinz Leopold von Braunschweig, und der General von Lentulus. Der Aufenthalt des Königs dauerte hier bis den 7ten, während welcher Zeit Kriegsübungen und auch Opern und andere Lustbarkeiten Statt hatten. Hier hatte der König auch die bekannte Unterredung mit dem geistreichen Fürsten Karl Joseph von<23> Aremberg-Ligne, Kaiserlichen General-Feldzeugmeister. (S. Mémoire sur le Roi de Prusse Frédéric le Grand par Msgr.Le P. de L. Berlin 1789).
12. September 1770
Rückkunft des Königs in Potsdam.
13. September 1770
Der König an den Minister von Münchhausen :
"Allein lieber Etats-Minister von Münchhausen. Wie steht es denn mit Unserm Abt zu Klosterbergen, und der Verbesserung der dasigen Schulanstalten? und was hat Eure dahin zu dem Ende abgesandte Commission hierunter ausgerichtet? Ihr wisset, wie sehr Mir an dieser Verbesserung gelegen ist, und wie nothwendig Ich die Entfernung des gegenwärtigen Abts wünsche, und Ich will daher ohne den geringsten Anstand von Euch benachrichtigt sein, wie weit Meine Befehle, in Ansehung dieser beiden Punkte, von Euch befolgt worden sind."
16. September 1770
Der König an Voltaire :
- etc. - "Die Kleinigkeiten, die ich schreibe, dienen mir zum Zeitvertreib, und ich unterrichte mich selbst, wenn ich über philosophische Materien nachdenke, und zuweilen meine Gedanken darüber allzudreist hinwerfe. Die Schrift über das System der Natur ist zu kühn für die Leser, denen sie gegenwärtig in die Hände fallen könnte. Ich will Niemand ärgern, und habe, als ich sie schrieb, nur mit mir selbst gesprochen; denn wenn es darauf ankommt, dem Publikum etwas vorzutragen, so habe ich den Grundsatz, man müsse zarter abergläubiger Ohren schonen, Niemanden beleidigen, und abwarten, bis das Jahrhundert aufgeklärt genug sei, daß man ungestraft ganz laut denken könne, lassen Sie also, ich bitte Sie darum, dieses matte Werk in der Dunkelheit, zu der es der Verfasser verurtheilt hat. etc. Meine Hauptbeschäftigung besteht darin, daß ich in den Provinzen, zu deren Beherrscher mich der Geburtszufall gemacht hat, die Unwissenheit und die Vorurtheile bekämpfe, die Köpfe aufklare, die Sitten anbaue und die Leute so glücklich zu machen suche, als es sich<24> mit der menschlichen Natur verträgt, und als es die Mittel erlauben, die ich darauf verwenden kann. etc."
19. September 1770 bis 24. September 1770
Der König in Potsdam bei den Manövres, die bis zum 24sten dauern.
26. September 1770
Der König an d'Alembert :
- etc. - "Talente muß man allerdings auszeichnend ehren, zumal wenn sie in einem sehr hohen Grade vereinigt sind. Schöne Seelen arbeiten nur für die Ehre; und es ist hart, sie darauf hoffen zu lassen, ohne sie je in den Besitz derselben zu setzen. Nur durch diesen Balsam können die Widerwärtigkeiten, die allen Ständen der Menschen ankleben, versüßt werden; und ein wenig von diesem Balsam bedürfen selbst die größten Menschen. etc."
26. September 1770
Der König an Voltaire :
- etc. - "Ich habe von meiner Kindheit an die Künste, die schönen und die hohem Wissenschaften geliebt, und wenn ich etwas zu ihrer Aufnahme beitragen kann; so thue ich es mit allem Eifer, dessen ich nur fähig bin; denn ohne sie giebt es ja in dieser Welt kein wahres Glück. etc.
26. September 1770
Dafür, daß Sie Antheil an dem Kinde nehmen, das uns geboren worden ist 24-+, danke ich Ihnen. Ich wünsche, er möge die Eigenschaften haben, die er haben soll, und, anstatt eine Geißel der Menschheit zu sein, ihr Wohlthäter werden. etc."
26. September 1770
Ankunft der verwittweten Kurfürstin von Sachsen, Marie Antonie 24-++, beim König in Potsdam, Abends 6 Uhr, und<25> des Prinzen Ferdinand, Bruders des Königs, mit seiner Gemalin, desgleichen der Prinzessin Heinrich aus Berlin, und der Prinzessin Philippine aus Schwedt. Während des Aufenthalts der Kurfürstin fanden verschiedene Lustbarkeiten im Neuen Palais Statt, als Feuerwerke, Illumination der großen Colonade, Opern, Concerte etc. 25-+. In einem der letztern blies der König die Flöte und die Kurfürstin sang.
Den 2. Oktbr. ging die Kurfürstin nach Berlin, der Königin einen Besuch abzustatten, welche große Tafel gab. Nach deren Aufhebung kehrte sie nach Potsdam zurück, wo sie bis den 5ten verweilte, und an diesem Tage nach Dresden zurückreis'te.
24-+ Der nachherige König Friedrich Wilhelm III.
24-++ Der wiederholte Besuch der Kurfürstin beim König in Potsdam, und die höchst freundliche Aufnahme, welche sie hier fand, wird nicht befremden, wenn man weiß, das diese geistreiche Fürstin ganz ausgezeichnete Talente in der Malerei, der Poesie (Deutsche, Französische und Italienische) und der Musik besaß. Sie hat einige Opern verfertigt, und auch in Musik gesetzt, die in Druck erschienen sind. Ihr, von ihr selbst in Pastell gemaltes Bildniß, ist von Canale in Kupfer gestochen worden. Als ein Mitglied der arkadischen Gesellschaft in Rom führte sie den Namen: Ermelinda Talia Pastorella Arcada, welchen sie auf ihren Werken mit den vier Buchstaben E. T. P. A. anzeigte. Im Neuen Palais zu Sanssouci, in der sogenannten blauen Kammer, befindet sich (nach Nicolai III. 1236) ein Kamminschirm, welchen sie selbst gestickt hat.
Den Bau der Kirche und ihres schönen Thurms in dem Potsdamschen Amtsdorfe Eichow, verdankt man der Sage nach dieser Fürstin, welche, als sie bei ihrem vorigen Besuch die Gegend um Potsdam in Augenschein nahm, dem Könige zu erkennen gegeben haben soll, daß eine geschmackvolle Kirche und Thurm dieses dem Neuen Palais so nahe gelegenen Dörfchens dem Auge viel Reiz gewahren würde. Der Bau dieser Kirche mit dem Thurm hat 8950 Thaler gekostet.
Die Kurfürstin war die Tochter Kaiser Karl's VII von Baiern, ward geboren den 18. Juli 1724, vermält 1747 mit dem Kurfürsten von Sachsen, Christian, und starb den 23. April 1780.
25-+ Den 27sten Concert, den 28sten Französisches Trauerspiel Andromarque, den 30sten Ecole des femmes p. Moliere, den 1. Oktober il Re Pastore nach Hasse's Composition, den 2ten und 3ten Illumination und Feuerwerk.