Januar 1771.

A.

Januar 1771

Der König in Berlin.

5. Januar 1771

Der König an den Minister von Münchhausen: "Mein lieber Etats-Minister von Münchhausen. Ich habe Euch schon vor geraumer Zeit aufgegeben, daß Ihr den zeitigen Abt Hähn in Klosterbergen, der die dasigen Schulanstalten völlig in Verfall gebracht hat, und welchen Ich daher daselbst nicht dulden kann, sofort wegschaffen sollet. Solches ist, wie Ich leider höre, bis jetzo noch nicht geschehen. Ihr werdet also sothane Meine Ordre gehörig zu befolgen nunmehro um so weniger säumen, da Ihr leicht urtheilen könnt, daß Euch in ein und eben der Sache Meinen Willen bekannt zu machen, Mir nicht anders als höchst unangenehm sein muß 37-+."

6. Januar 1771

Speist bei der Königin, so auch den 13ten und 20sten.

Der König schenkt mehrere Tausend Thaler für die Armen.

15. Januar 1771

Bei dem Prinzen Ferdinand.

22. Januar 1771

Besucht der König die Porzellanmanufaktur.

23. Januar 1771

Speist er bei der Prinzessin Amalie.

24. Januar 1771

Kehrt der König schon früh nach Potsdam zurück. Die Feier seines Geburtstags fand bei der Königin Statt, wo große Cour und Abends Concert war.

Der König übersendet der Erbstatthalterin ein prächtiges Tafelservice von Porzellan, und den Kammerherrn des Erbstatthalters, Grafen von Heyden, beschenkt er mit einer goldenen, mit Brillanten besetzten Uhr.

Der General von Ramin erhält ebenfalls ein Porzellan Tafelservice.

<38>

B.

12. Januar 1771

Stirbt, der Marquis d'Argens in Toulon, 67 Jahr alt. (S. I. Abthl. S. 77 - 83).

28. Januar 1771

Stirbt der Englische Gesandte Mitchell in Berlin, 60 Iahr alt. Er wurde in der Dorotheenkirche begraben, wo ihm auch ein Denkmal von Carrarischem Marmor errichtet ist.

28. Januar 1771

Der Prinz Heinrich verläßt Petersburg.

Februar.

A.

6. Februar 1771

Der König in Potsdam.

6. Februar 1771

Der König an die Marquise d'Argens in Eguilles bei Aix :

"Der Tod des Marquis hat mich sehr betrübt; und ob er gleich gegen das Ende seines hiesigen Aufenthalts sehr zur Unzeit mit mir geschmollt hat, so habe ich seine guten Eigenschaften nicht minder darum geschätzt. Da ich mich nun immer für ihn interessire, so bitte ich Sie, mir von seiner Krankheit und seinem Tode alle Umstände zu melden; verschweigen Sie mir keinen - über diesen Punkt wünsche ich keine Zurückhaltung. Ich möchte gern Alles wissen, und auch, ob er lange krank gewesen. Ich beklage Sie aufrichtig; ich fühle Ihren ganzen Verlust und wie unersetzlich er ist. Wollen Sie und die Familie den Kammerherrnschlüssel mit in die Gruft legen, so haben Sie volle Freiheit hierzu; auch wüßte ich nicht, wozu er anders zu gebrauchen wäre, weil, wer ihn tragen will, mein Kammerherr sein muß. Ich werde von den Briefen, die ich an den Marquis geschrieben habe, und die mir bei seiner Abreise eingehändigt worden, diejenigen aussuchen, die Ihnen zu überlassen sind, und Sie werden aus ihnen den Antheil ersehen, den ich beständig an dem Schicksal des Marquis genommen habe. etc.

N.S. Sie werden in einem besondern Päckchen siebzehn Briefe finden, die ich ausgesucht und die Sie aufheben können."

<39>

9. Februar 1771

Der Minister von Derschau und der Magdeburgische Präsident von Schulenburg in Potsdam beim König.

11. Februar 1771

Der Minister von Finkenstein nach Potsdam zum König.

15. Februar 1771

Der König erhebt den in Braunschweigsche Dienste zurückgetretenen Major Mengen in den Adelstand, und ertheilt ihm den Orden de la Générosité.

18. Februar 1771

Der Prinz Heinrich, welcher den 17ten aus Petersburg 39-+ in Berlin angelangt war, kommt zum König nach Potsdam, und bleibt bei ihm bis den 24sten.

B.

6. Februar 1771

Stirbt der Minister von der Hagen, 49 Jahr alt. Der König läßt sein Bildniß von der berühmten Malerin Therbusch verfertigen, und befiehlt, daß es im Versammlungszimmer des General-Directoriums aufgestellt werden soll. (S. unter dem Monat Juli d. J.).

12. Februar 1771

Stirbt der König von Schweden Adolph Friedrich, Gemal der Schwester Friedrich's des Großen.

März.

A.

1. März 1771

Der König in Potsdam.

5. März 1771

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ein paar Worte von Ihren questions encyclopédiques. Ich gestehe zu, daß ein Schriftsteller, der für das Publikum schreibt, es selbst mit seinen Schwachheiten nicht genug respectiren kann, und gebe daher dem Verfasser der Vorrede zu dem Auszug aus dem Fleury 39-++ meinen Beifall nicht.<40> Er drückt sich dreist aus, und behauptet Sätze, woran gottesfürchtige Seelen Anstoß nehmen können; und das ist nicht löblich. Niur durch Reflexionen und Betrachtungen wird die Wahrheit geläutert und von dem Irrthum geschieden. Wenige Personen nehmen sich Zeit zu einer Untersuchung, die so beschwerlich ist und eine ununterbrochene Aufmerksamkeit erfodert. So deutlich man ihnen auch ihre Irrthümer auseinander setzt, so glauben sie doch, man wolle sie verführen. Sie verabscheuen die Wahrheiten, die man ihnen vorträgt, und verfluchen den Mann, der es thut. Ich bin daher sehr mit der Methode zufrieden, daß man dem Aberglauben Nasenstüber giebt und ihn dabei mit Höflichkeiten überhäuft."

13. März 1771

Der König an d' Alembert :

"Um das Trockne der Philosophie bisweilen ein wenig zu erheitern, beschäftige ich mich von Zeit zu Zeit mit minder ernsthaften Gegenständen, aber da Sie mich in den geheiligten Tempel zurückfuhren, in welchem sich unsere Unwissenheit am hellsten zeigt, so folge ich Ihnen dahin.

Gleich Anfangs legen Sie mir einen fürchterlichen Gegenstand vor, nämlich: Gott, der für ein eingeschränktes Wesen, wie ich es bin, unbegreiflich ist, und von dem ich mir keine andere Vorstellung machen, keinen andern Begriff haben kann, als zufolge der Vorstellungen und Begriffe, welche mir jeder organisirte, mit Denkkraft begabte Körper giebt. Ich überschaue die gesammte Organisation dieses Weltalls, und sage zu mir selbst: Wenn du, der du nur eine Milbe bist, doch denkst, weil du Leben hast, wie sollten nicht die unermeßlichen Körper, welche in unaufhörlicher Bewegung sind, weit erhabnere Gedanken hervorbringen als du? Dies scheint mir sehr wahrscheinlich. Aber die Eitelkeit habe ich nicht, wie die alten Stoiker, mir einzubilden, unsere Seele sei ein Ausfluß des großen Wesens, mit welchem sie sich nach meinem Tode wieder vereinigen wird. Und das darum: weil Gott nicht theillar ist; weil wir närrische Streiche machen, und Gott<41> dergleichen nicht thut; und weil endlich die ewige und göttliche Natur sich zerstörbaren Wesen - Geschöpfen, deren Dasein, mit der Ewigkeit verglichen, keine Secunde währt - weder mittheilen kann noch darf. Dies ist mein Glaubensbckenntniß; dies ist es, was ich mir als das am wenigsten Ungereimte über einen Gegenstand habe zusammenreimen könen, von welchem, seitdem die Welt Welt ist, noch Niemand das Geringste verstanden hat.

Von da führen Sie mich zu einem wenigstens eben so gefährlichen Standort; und ich glaube ein Mißverständniß zu bemerken, nach dessen Hebung wir sogleich einig sein werden. Wenn Sie unter Notwendigkeit das verstehen, was ich zureichenden Grund nenne; so ist unser Zwist gehoben. Indeß hätte ich Ihnen noch einige Einwendungen zu machen; denn man muß nicht glauben, daß sich alle Menschen nach einer genauen Abwägung des Dafür und Dawider bestimmen. Es giebt zweifüßige ungefiederte, sogenannte vernünftige Thiere, die sich nach der ersten Eingebung ihrer Imagination entscheiden; ich habe einen Herzog von Mecklenburg gekannt, der die Boutonomancie (das Knöpfezählen) zu Rathe zog. Alles dieses beweist, daß nicht einerlei Triebfedern auf verschiedene Geschöpfe wirken, und daß sich die Vernunft be gnügt, diejenigen zu leiten, die man die Weisesten nennt. Wollen sie nun Das Notwendigkeit nennen, was ich Ver nunft nenne, so ist unser Streit geendigt; nehmen Sie aber eine blinde Notwendigkeit des Verhältnisses an, die uns als Marionetten handeln läßt, so würde es mir schwer fallen, noch in meinen alten Tagen eine Marionette zu werden. etc."

26. März 1771

Der König an den Grafen Hoditz in Roswalde.

In dieser Epistel schildert der König den Aufenthalt etc. in Roswalde, und sagt unter andern:

"Die große Kunst ist : wahrhaft glücklich sein.
Ein düstres Traumbild scheinet mir der Stolz. etc.
Es ist wohl schön, dem Throne sich zu nah'n;
<42>Doch schöner noch, sein eigner Herr zu sein,
So wußtest Du mit verdachter Wahl
Der Freiheit Glück der Größe vorzuziehn;
Du, frei von allem Prunk, von allem Stolz,
Geführt von der Natur, und, ohne daß
Du selbst es denkst, ein Schüler Epikur's."

Um diese Zeit war der Graf Hoditz beim König in Potsdam, von wo er den 19. April über Berlin nach Noswalde zurück reiste. Ferner waren in diesem Monat beim König: der Abt Bastiani, der Lord Algernon Perci, ein Sohn des Herzogs von Northumberland, und dessen Führer Dutens Duchillou. Der Letztere erwähnt seiner mit dem Könige gehabten Unterredung in seiner Schrift: Mémoires d'un voyageur qui se repose etc. I. 378, jedoch nicht ausführlich. Er war durch den Baron von Cocceji eingeführt worden, welchen er, wie man hier I. p. 146 erfährt, schon in Turin kennen gelernt hatte, wohin er, als Sächsischer Kaufmann verkleidet, vom König geschickt worden war, um den König von Sardinien gegen Oestreich zu stimmen 42-+.

<43>

B.

4. März 1771 bis 5. März 1771

In der Nacht stirbt der Markgraf Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt zu Wildenbruch.

Um diese Zeit war die berühmte Sängerin Mara in des Königs Dienste getreten. Sie sang zum ersten Male auf dem Theater in dem Intermezzo Piramus und Thisbe von Hasse.

April.

A.

4. April 1771

Der König in Potsdam, an die Marquise d'Argens :

"Ich danke Ihnen für die umständliche Nachricht, die Sie mir von der Krankheit und dem Tode meines lieben Marquis zugesandt haben; sie hat mich äußerst gerührt. Warum ist er doch nicht bei uns geblieben! vielleicht lebte er noch. Man schmeichelt sich gern mit dem, was einen interessirt. Ich fühle, wie ich Ihnen schon gesagt, Ihren ganzen Verlust, er ist unersetzlich; alle Thränen, aller Kummer werden den aber nicht ins Leben zurückrufen, der einmal dahin ist. Sie müssen sich endlich in Ihren Schmerz zu finden wissen, und nicht durch vergebliches Sehnen Ihr Uebel von Neuem reizen. Ich werde es gewiß mit Vergnügen hören, wenn Sie so glücklich sind, wie ich wünsche, und wenn die Familie des guten Marquis so viel zu Ihrer Zufriedenheit beiträgt, als Sie zu erwarten berechtigt sind. etc.

N.S. Ihr zweiter Brief kommt mir so eben zu Händen. Hier wird Niemand einen üblen Gebrauch von dem machen, was Sie mir melden, darauf verlassen Sie Sich. Ich wünsche, daß Sie mit der Achtung zufrieden sein mögen, die Ihnen Ihre Familie ohne Zweifel beweisen wird. Kämen<44> Sie aber in den Fall, gegen ein und anderes Verfahren, oder sonst worin, meine Hülfe nöthig zu haben; so lassen Sie es mich geradezu wissen. Melden Sie mir auch, ob man dem Marquis nicht ein Epitaphium könnte setzen lassen, und ob dies in dem Lande, worin Sie sind, ohne Nachtheil für Sie und ihn geschehen kann."

8. April 1771

Der Minister von Finkenstein in Potsdam beim König.

13. April 1771

Kabinetsordre des Königs an den Magistrat der Stadt Berlin, darin er erklärt: daß er alle die Bürgerhäuser, welche er daselbst auf seine Kosten habe erbauen lassen, den Eigenthümern der Baustellen erb- und eigenthümlich schenke, und demnächst dem Magistrat befiehlt, die Schenkungsbriefe darüber in gehöriger Form auszufertigen, und den Eigenthümern gedachter Häuser auszuliefern.

22. April 1771

Der König von Schweden Gustav III 44-+ und sein Bruder Friedrich Adolph, Herzog von Ostgothland (Söhne der Schwester Friedrich's d. Gr.) kommen in Potsdam an.

24. April 1771

Der König von Schweden und sein Bruder besehen Sanssouci und die Stadt Potsdam, und gehen

25. April 1771

mit Gefolge nach Berlin.

26. April 1771

Der König aus Potsdam nach Berlin, wo bei ihm große Tafel und Cour ist, welcher der König von Schweden, dessen Bruder und die Prinzen des Königl. Hauses beiwohnen.

26. April 1771

Der König besucht die Prinzessin Amalie, besieht das Zeughaus, Mittags große Tafel. Nachmittags besieht er das Regiment Gend'armes zu Pferde und das Husarenregiment von Zieten zu Fuß.

Der König von Schweden etc. besucht das Cadettenhaus und die Ritterakademie.

28. April 1771

Manövre vor dem Halleschen Thore, welchem auch der König von Schweden und dessen Bruder beiwohnen. Abends Cour<45> und Tafel bei der Königin, wo vom goldenen Service gespeist wird.

29. April 1771

Der König nach Potsdam, und der König von Schweden mit seinem Bruder und Gefolge kehrt über Rheinsberg nach seinen Staaten zurück.

In diesem Monat war der Graf Alexis Orlow 45-+ in Potsdam. Er kam von Petersburg und wollte sich zu seiner Flotte nach Livorno begeben.

Mai.

A.

Mai 1771

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Mai 1771

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Wir wollen uns trösten, mein lieber d'Alembert; wir werden nicht die Einzigen sein, die dazu verdammt sind, auf immer unwissend über das göttliche Wesen zu bleiben. etc. Mir fällt oft jener Englische Vers ein :

"Zum Handeln lebt der Mensch; und Du verlangst
zu denken?"

Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr Ihre Franzosen mich ergötzen. Diese, nach lauter Neuem so begierige Nation, gewährt mir beständig neue Auftritte; bald ist es die Verjagung der Jesuiten; bald die Beichtscheine; die Aufhebung des Parlaments; die Zurückberufung der Jesuiten; alle drei Monate neue Minister. Kurz, sie allein geben dem ganzen Europa Stoff zur Unterhalttung. Wenn die Vorsehung bei Erschaffung der Welt (vor<46>ausgesetzt, daß sie sie erschaffen) an mich gedacht hat; so hat sie gewiß dies Volk zu meiner Nebenbelustigung hervorgebracht. etc.

Lassen Sie die schwarzen Gedanken fahren, mein lieber d'Alembert. Besser, über die Narrheiten der Menschen zu lachen, als darüber zu weinen! Verscheuchen Sie Ihre Schwermuth durch frohe Vorstellungen, und wenn Sie aus einer Quelle guter Laune schöpfen wollen; so kommen Sie zu uns. etc."

17. Mai 1771 bis 18. Mai 1771

Musterung bei Potsdam.

19. Mai 1771

Der König über Spandau nach Charlottenburg.

20. Mai 1771

Nach Berlin, wo bis den 23sten die Musterung Statt hat.

23. Mai 1771

Nachdem der König die Prinzessin Amalie besucht hat, geht er nach Charlottenburg.

25. Mai 1771

Von Charlottenburg nach Cüstrin - Musterung bis den 26sten.

26. Mai 1771

Nach Stargard - Musterung bis den 28sten.

28. Mai 1771

Nach Potsdam zurück.

29. Mai 1771

Ankunft in Potsdam.

31. Mai 1771

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Ministerrevue).

Der König ertheilt der Braut des verstorbenen Lieutenants von Fragstein, Dorothee Sophie Baumgart, die Befugniß, den von Fragsteinschen Namen und das Wappen zu führen, worüber dieselbe ein Königl. Diplom ausgefertigt erhält.

B.

Mai 1771

In diesem Monat befanden sich der Fürst Poniatowsky, Neffe des Königs von Polen, mit seiner Gemalin in Berlin.

Der in Hessen-Casselschen Diensten gestandene Freiherr Wolfgang Ferdinand von Dörnberg tritt als Minister in Preußische Dienste.

<47>

Juni.

A.

1. Juni 1771

An diesem Tage fand in Potsdam beim König die gewöhnliche Minister-Conferenz (Revue) Statt.

2. Juni 1771

Der König reist nach Magdeburg zur Nevue mit dem gewöhnlichen Gefolge.

9. Juni 1771

Rückkunft des Königs in Potsdam (Sanssouci).

10. Juni 1771

Der Großkanzler von Fürst und der neue Justiz-Minister von Dörnberg zum König nach Potsdam.

14. Juni 1771

Der Minister von Finkenstein und der General von Buddenbrock zum König nach Potsdam.

24. Juni 1771

An diesem Tage erklärt der König den (in Betreff der Polnischen Angelegenheiten) Verbündeten seine Ansprüche auf Pomerellen und einige andere Theile Polens etc. General von Krockow geht von Potsdam nach Schlesien.

29. Juni 1771

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich wünsche Ihnen Glück zu dem neuen Minister 47-+, den der König gewählt hat. Man sagt, er sei ein Mann von Talent. etc. Er wird dann weder am Kopf noch am Herzen so schwach sein, dem Pabste Avignon wieder zu geben. Man kann, wenn man gleich ein guter Katholik ist, dennoch dem Statthalter Gottes seine irdischen Besitzungen abnehmen, die ihn ohnedies allzu sehr von seinen geistlichen Pflichten abziehen. etc. -

Der Aberglaube ist ein Sohn der Furchtsamkeit, der Schwäche und der Unwissenheit. etc. Was für Widersprüche finden sich nicht in dem menschlichen Geist zusammen! Der alte Fürst von Anhalt-Dessau, den Sie noch gesehen haben, glaubte keinen Gott; aber wenn er auf die Jagd gehen wollte, und ihm von ungefähr drei alte Weiber begegneten; so kehrte er den Augenblick wieder um, weil das ein böses Omen<48> war. An einem Montag unternahm er nichts, denn dieser Tag war unglücklich. Fragte man ihn um den Grund, so wußte er keinen anzugeben. Sie wissen, was man von Hobbes erzählt; bei Tage war er ungläubig, und des Nachts schlief er nicht allein, weil er sich vor Gespenstern fürchtete. etc. Die Menschen sind für den Irrthum geschaffen; er schleicht sich gleichsam von selbst in ihren Geist ein, und sie können nur mit großer Mühe einige Wahrheiten entdecken. etc."

Juli.

A.

Juli 1771

Der König in Potsdam. (Sanssouci).

10. Juli 1771

Wurde auf Befehl des Königs das Bildniß des verstorbenen Ministers von der Hagen im Sessionszimmer des General-Direktoriums mit vieler Feierlichkeit aufgestellt.

17. Juli 1771

Die Prinzessin Amalie nach Potsdam (bis den 3. August). Der König erhebt den Präsidenten der Kriegs- und Domainen-Kammer in Preußen Johann Friedrich Domhardt in den Adelstand.

19. Juli 1771

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich habe den vierten Theil der Encyclopädischen Untersuchungen von Voltaire gelesen, und war sehr verwundert, einen fürchterlichen Ausfall gegen Maupertuis darin anzutreffen. Es ist so etwas Niedriges dabei, Verstorbene zu verleumden; es ist so entehrend, das Andenken verdienstvoller Männer anzuschwärzen; dies Verfahren zeigt gewissermaßen eine so unversöhnliche, so grausame Rachsucht, daß mich beinahe die Statue reuet, die man ihm errichtet. Gütiger Gott! wie kann so viel Genie mit so vieler Verkehrtheit gepaart sein. Ich gestehe Ihnen, daß mich das mißmüthig macht. etc."

B.

Juli 1771

Preußen und Oestreich ziehen einen Truppen-Cordon an der Polnischen Grenze.

<49>

August.

A.

August 1771

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. August 1771

Der König von Potsdam nach Schlesien, zu den Musterungen, mit dem gewöhnlichen Gefolge.

28. August 1771

Aus Neisse in Breslau angekommen.

31. August 1771

Aus Breslau nach dem Hauptquartier Golau; daselbst bleibt der König bis den 3. September.

Anfangs dieses Monats waren bei dem König in Potsdam : der General-Lieutenant von Bülow, der General-Major von Düringshofen und der Minister von Finkenstein.

September.

A.

3. September 1771

Der König verläßt Golau und tritt die Rückreise nach Potsdam an.

5. September 1771

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

6. September 1771

Der König an Darget :

"Mit Vergnügen gebe ich Ihrem Sohne die Erlaubniß, um die Sie in Ihrem Briefe vom 16. August für ihn bitten, sich während der Zeit, da er in meinen Staaten zu sein gedenkt, mir vorstellen zu dürfen. Da ich den Vater kenne, so wird es mir auch angenehm sein, den Sohn zu sehen; und Sie dürfen ihn also nur an mich adressiren." Die Minister von Finkenstein und von Vorschau in Potsdam.

Oktober.

A.

Oktober 1771

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Oktober 1771

Der Minister von Finkenstein und der General von Buddenbrock in Potsdam beim König.

<50>

B.

21. Oktober 1771

Stiftungsurkunde des Französischen Theaters in Berlin.

November.

A.

1. November 1771

Der Minister von Finkenstein und der Kaiserliche Gesandte von Switen nach Potsdam zum König.

13. November 1771

Der König an Voltaire :

- etc. - "Als Ihre Bücher (der 6. und 7. Theil der Questions encylopaediques) ankamen, hatte ich einen sehr heftigen Anfall vom Podagra; Hände und Füße waren mir gebunden, geknebelt und erlahmt. Diese Werke waren eine große Hülfe für mich. Da ich sie las, dankte ich dem Himmel tausend Mal, daß er Sie in die Welt geschickt hat. Um Ihnen doch auch von meinen übrigen Beschäftigungen Rechenschaft zu geben, muß ich Ihnen sagen, daß ich, als kaum der Gebrauch der linken Hand wieder in meiner Gewalt war, auf den Einfall kam, Papier zu verderben, nicht, um das Publikum und ganz Europa, die hell genug sehen, zu unterrichten, sondern um mir selbst die Zeit zu vertreiben. Ich habe nicht Catharinens Siege besungen, sondern die Thorheiten der Conföderirten. Scherz ist einem genesenden Kranken angemessener, als der Ernst des erhabenen Stils. Sie sollen eine Probe von diesem Gedichte 50-+ sehen. Es besteht aus sechs Gesängen, und ist schon fertig; denn eine fünfwöchentliche Krankheit ließ mir Zeit genug, ganz nach Belieben zu reimen und zu feilen. Zwei Gesänge, die ich für Sie abschreiben lasse, werden Ihnen Langeweile genug machen.

"Ach, was ist der Mensch doch für ein unverbesserliches<51> Geschöpf!" werden Sie sagen, wenn Sie noch jetzt wieder Verse von mir sehen. etc."

21. November 1771

Der König in Friedrichsfelde, als Taufzeuge bei dem am 11ten gebornen Sohn des Prinzen Ferdinand, welcher die Namen Friedrich Christian Heinrich Ludwig erhielt. (Er starb den 8. Oktbr. 1790).

30. November 1771

Der König an d'Alembcrt :

"Die Götter, glaube ich, haben das Glück sich selbst vorbehalten, und den Menschen nur den Schein desselben gelassen; wir suchen es stets und finden es nie. Indeß, fehlt uns hier auch alles, was Vollkommenheit heißt; so haben wir dafür zwei Tröster, die eine Menge unsrer Leiden zerstreuen. Der Eine ist: die Hoffnung; der Andere: eine Anlage zu natürlicher Fröhlichkeit, die besonders Ihre Franzosen im höchsten Grade besitzen. Ein Liedchen, ein treffendes Wort verscheucht ihren Gram; ist das Jahr unfruchtbar, so erhält die Vorsehling ihren Reim; steigen die Auflagen, wehe den Pachtern, deren Namen in einen Vers geht! Auch trösten sie sich wirklich über Alles; und sie haben nicht unrecht; ich trete auf ihre Seite. Lächerlich ist es, sich über vergängliche Dinge zu betrüben, deren Charakter die Unbeständigkeit ist. Wenn Heraklit darüber weint, so belacht sie Demokrit. Lassen Sie uns also lachen, mein lieber d'Alembert; Sie über Ihre Finanzen, ich über das schlechte Jahr, über das Podagra etc. Das ist mein Entschluß, und ich befinde mich wohl dabei. etc. - etc. Kaum war ich meine großen Schmerzen (das Podagra) los, so belustigte ich mich über die Polnischen Conföderirten. Es machte mir Vergnügen, sie nach dem Leben zu schildern, und hier schicke ich Ihnen einige Gesänge des Gedichts. etc. Mir fällt ein, daß ich einige Werke gesehen habe, in welchen das Lob der Franzosen nicht gespart worden ist, und welche von Verfassern herrühren, die einen Platz in der Franz. Akademie suchten und ihn erhalten haben. Dies hat mich auf den Einfall gebracht, mich mit auf die<52> Liste zu setzen; und um Einer von Ihren vierzig Plauderern zu werden, habe ich beschlossen, die Apologie einiger Feldzüge Ihrer Feldherren im letzten Kriege zu schreiben. Das Werk wird bald fertig sein, ich widme es der National-Geckheit, und durch dieses Mittel meine ich in Kurzem Ihr Mitbruder zu werden. etc."

B.

3. November 1771

Die Polnischen Conföderirten entführen den König Stanislaus August von Polen aus Warschau, wobei er in Lebensgefahr geräth und verwundet wird.

Hungersnoth in Sachsen.

Dezember.

A.

1. Dezember 1771

Der König von Potsdam nach Berlin.

2. Dezember 1771

Nach Oranienburg zum Empfang der verwittweten Königin von Schweden (Louise Ulrike, Schwester des Königs), nebst ihrer Tochter, der Prinzessin Sophie Albertine, welche in Begleitung des Prinzen Heinrich, der bis Prenzlau der Königin entgegen gegangen war, daselbst ankamen.

3. Dezember 1771

Der König, Prinz Heinrich, die Königin von Schweden, nebst ihrer Tochter und Gefolge, von Oranienburg nach Berlin.

4. Dezember 1771

Beim König Mittags große Tafel und Cour, Abends bei der Königin von Schweden, wo der Adel in schwarzer Kleidung erschien.

6. Dezember 1771

Der König besucht die Prinzessin Amalie, desgleichen den Prinzen Ferdinand und dessen Gemalin, welche von Friedrichsfelde wieder nach Berlin gekommen waren.

7. Dezember 1771

Der König nach Potsdam.

13. Dezember 1771

Der Markgraf Heinrich von Schwedt in Berlin.

14. Dezember 1771

Der König von Potsdam in Berlin zum Carneval. Während seines Aufenthalts daselbst besieht er wie gewöhnlich die Wachtparade.

<53>

In diesen, Jahre war auf des Königs Einladung der Sächsische Minister von Fritsch, welcher die Friedensunterhandlungen zu Hubertsburg, Sächsischer Seits, mit betrieben hatte, nach Potsdam gekommen. Als dieser um die Zeit seiner nahen Rückreise äußerte, daß er über Berlin gehen wolle, um den berühmten Moses Mendelssohn persönlich kennen zu lernen, sagte ihm der König, daß er, um ihn noch etwas länger bei sich zu haben, den Moses Mendelssohn nach Potsdam kommen lassen wolle. Dies geschah denn auch, und bei der Ankunft Mendelssohns am Thore zu Potsdam fand jene komische Scene Statt, die Nicolai in seinen Anekdoten, Heft III. 278, erzählt, und die auch nach Chodowiecki's Zeichnung in Kupfer gestochen worden ist, im Physiognomischen Almanach, Berlin bei Unger, 1791. - Fritsch starb den 1. Dezbr. 1775, 76 Jahr alt.

Von des Königs Schriften sind in diesem Jahre verfaßt: Brief Clemens des XIV an den Mufti Osman Mola und Brief von Herrn Nicolini an den Procurator Francouloni etc. (Deutsche Supplemente III. 322, 325).

B.

15. Dezember 1771

Anfang des Carnevals. Bis den 21sten war die Ordnung Folgende : Sonntag : große Cour bei dem König; Montag : Operette auf dem Schloßtheater; Dienstag: Redoute; Mittwoch : Opéra comique auf dem Schloßtheater; Donnerstag : Cour bei der regierenden Königin; Freitag: Oper. Vom 21sten an war Sonntags : Cour bei der Königin von Schweden: Montags : Oper; Dienstags: Redoute; Mittwochs : Opéra comique; Donnerstags : Cour bei der regierenden Königin; Freitags: Oper; Sonnabends: Ruhe.

Die beiden Opern waren : 1) Britannicus, 2) Orest und Pylades. Die Operetten : J. Contadin bizarri und La

ritornata di Londra.

Während des Carnevals befanden sich an fremden Standes<54>personen unter andern auch der Geheime-Rath von Brenkenhof, und die Generale von Krockow und von Manstein in Berlin.


37-+ Der Abt wurde nun mit 100 Thlr. monatlichem Wartegeld von den Schulanstalten entfernt, und seine Stelle bald nachher durch den Director des Coburgschen Gymnasiums Frommann besetzt.

39-+ Der Prinz war auch in Moskau gewesen.

39-++ S. die Briefe des Königs an Voltaire vom Juli u. Dezbr. 1766 und vom 20. Febr. 1767. Die vom König erwähnte Widerlegung von Ernesti (s. oben III. Abthl. S. 281) steht in dessen: "Neue Theologische Bibliothek" Vll, 333 - 345.

42-+ Dutens erzählt, daß, als er anfänglich keine Audienz beim Könige habe erhalten können, er alsbald einige Verse verfaßt habe, darin er - weil er gewußt, daß der König gern für einen großen Architekten gehalten sein wolle (!?), die von ihm in und bei Potsdam errichteten Gebäude über alle Maßen gelobt, und den König selbst mit Julius Cäsar und August verglichen habe. Diese Schmeichelei habe ihm nun - wie er sich einbildet - die gewünschte Audienz verschafft. Hierin hat er gewiß sehr geirrt, wie jeder, der die Denkungsart des Königs kennt, zugeben wird. Nach Seite 577 seines Buches hat er jene Verse auf seinem Tisch liegen lassen, wo sie Bastian! gesehen, mitgenommen und dem König gezeigt haben soll, weiterhin aber will er sie, als er das Neue Palais besehen, in das ihm daselbst vorgelegte Fremdenbuch eingeschrieben haben, wo sie der König Tags nachher gelesen und darauf ihn zu sprechen verlangt habe. Uebrigens ist, wie man uns wenigstens auf unsere Nachforschung an Ort und Stelle versichert hat, zu Friedrich's d. Gr. Zeit niemals ein solches Fremdenbuch vorhanden gewesen. Das erste dieser Art ist erst im September 1787 angelegt worden, das zweite im Jahr 1810, und das dritte im Juli 1832.
Was Dutens weiterhin von Quintus Icilius und dem König erzählt, ist größtentheils unrichtig.

44-+ Er starb den 29. März 1792 an den Folgen der am 6. März meuchelmörderischer Weise erhaltenen Schußwunde.

45-+ Er war General-Adjutant der Kaiserin Catharina II, und bei deren Thronbesteigung, wie seine Brüder, thätig gewesen. 1768 ward er zum General-Admiial ernannt. Als solcher machte er sich durch die Verbrennung der Türkischen Flotte bei Tschesme (den ?. Juli 1770) berühmt, nicht so in Betreff seiner Expedition in Livorno, welche man in Gorani's Nachrichten von Italien Thl. III. 136 erzählt findet.

47-+ Herzog von Aiguillon.

50-+ Der Krieg der Conföderirten. (Im 1. Supplementbande der Deutschen Uebersetzung. Seite 127). Der König vollendete es in der letzten Hälfte des folgenden Jahres.