März.

A.

März 1775

Der König in Potsdam, an Voltaire :

-etc.- "Die Polnischen Dialogen 113-+, deren Sie erwähnen, kenne ich nicht. Ich denke über die Satyren, wie Epictet: "Sagt man Böses von Dir, und es ist wahr, so bessere Dich; sind es Lügen, so lache darüber." Ich bin mit der Zeit ein gutes Postpferd geworden, lege meine Station zurück und bekümmere mich nicht um die Bullenbeißer, die auf der Landstraße bellen. Noch weniger werde ich meine Armseligkeiten drucken lassen. Ich mache nur zum Zeitvertreibe Verse. Man muß ein Boileau, Racine oder Voltaire sein, wenn man seine Werke auf die Nachwelt bringen will; und die Talente dieser Männer habe ich nicht. Was man von meinen Kleinigkeiten gedruckt hat, würde mit meiner Bewilligung nie zum Vorschein gekommen sein. Man stahl mir meine Manuskripte zu einer Zeit, da es Mode war, an mir zu zerren, und ließ sie gerade in dem Augenblicke drucken, wo sie mir hätten schädlich sein können. Erholung und Zeitvertreib durch litterarische Arbeiten sind erlaubt; aber man muß dem Publikum nicht mit seinen Albernheiten lästig fallen. etc."

9. März 1775

Der am 6ten aus Petersburg in Berlin angekommene Russische General-Feldzeugmeister, Reichsfürst von Orlow in Potsdam, wo ihn der König durch den Oberst von Görtz becomplimentiren und dann nebst dem in seinem Gefolge befindlichen General-Lieutenant von Bauer, Senator von Wolkow und anderen Offiziere, um 11 Uhr in Hofequipagen<114> zur Audienz nach dem Schlosse abholen laßt. Mittags speiste der Fürst beim König und die Personen seines Gefolges bei dem Prinzen von Preußen. Nachmittags fuhr der Fürst und sein Gefolge in Begleitung des Obersten von Görtz nach Sanssouci, wo sie die Gallerie und das neue Palais besahen. Des andern Tages kehrte der Fürst mit den übrigen Russischen Offizieren nach Berlin zurück, von wo er nach einigen Tagen über Wien nach Italien reiste.

12. März 1775

Der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Prinz Peter von Holstein-Gottorp zum König nach Potsdam, desgl. der Minister von Finkenstein mit dem Sardinischen Gesandten Marquis Griselli.

23. März 1775

Der König unterzeichnet das General-Privilegium des Schauspielunternehmers Döbbelin.

26. März 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich habe mir endlich die sieben Dialogen (siehe oben) verschafft, und weiß ihre Geschichte aus dem Grunde. Der Verfasser dieser Schrift ist ein Engländer, Namens Lindsey, ein Theologe von Profession und Hofmeister bei dem jungen Prinzen Poniatowsky, dem Neffen des Königs von Polen. Er schrieb seine Satyre auf Anstiften der Czartorisky's, der Oheime des Königs, und zwar Englisch. Als sie fertig war, dachte man erst daran, daß Niemand in Polen sie verstehen könne, wenn sie nicht ins Französische übersetzt würde. Dies geschah denn auch sogleich; aber da der Uebersetzer nicht der beste sein mochte; so schickte man die Dialogen nach Danzig an einen gewissen Gerard, der damals Französischer Cousul in Danzig war, und jetzt im Departement der auswärtigen Angelegenheiten unter Herrn von Vergennes steht. Dieser Gerard nun, dem es nicht an Witz fehlt, der mir aber die Ehre erzeigt, mich von ganzem Herzen zu hassen, hat sie durchgesehen und ihnen die Gestalt gegeben, in der sie zum Vorschein gekommen sind. Ich habe sehr dabei gelacht. Hin und wieder sind Grobheiten und<115> Plattitüden darin, aber auch wirklich witzige Einfälle. Uebrigens werde ich mich mit diesem Sykophanten in kein Federgefecht einlassen, man muß sich nach dem richten, was der Kardinal Mazarin sagte: "Mögen doch die Franzosen singen, wenn sie uns nur schalten lassen." etc. Das Portrait 115-+, das Sie verlangt haben, und mit dem ein Zimmer sich eher entstellen als verschönern läßt, werden Sie durch Michelet erhalten. etc."

Der Sardinische Gesandte von Rossignan, der Minister von Finkenstein und der Prinz Ferdinand beim König in Potsdam.


113-+ Le Partage de la Pologne en sept dialoques en forme de Drame ou conversation entre des personnages distinqué etc. par Gotlieb Pansmouser etc., traduit de l'anglois. A Londres 64 p. 8. Es existirt davon auch eine Deutsche Uebersetzung.

115-+ Des Königs.