September.

A.

1. September 1776

2. September 1776

Der König bei den Manövres bei Malkwitz.

Während der König in Schlesien war, beschenkte er den Commandanten von Silberberg mit einer goldenen Medaille, welche auf den Besuch des Großfürsten in Berlin war geprägt worden.

2. September 1776

Abreise nach Potsdam.

4. September 1776

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

6. September 1776

Die Minister von Derschau und von Gaudi beim König in Potsdam.

7. September 1776

Der König an Voltaire: "Man erzeigt mir in der Schweiz viel Ehre, daß man von mir spricht. etc. Wirklich war ich im vorigen Winter krank; aber seit meiner Genesung befinde ich mich fast eben so, wie vorher. Vielleicht giebt es Leute in der Welt, denen ich zu lange lebe, und die meine Gesundheit deshalb verläumden, weil sie glauben, wenn sie viel davon reden, so könne ich den gefährlichen Sprung wohl eben so geschwind machen, als sie es wünschen. Ludwig XIV und XV ermüdeten durch ihre lange Regierung die Geduld der Franzosen. Ich stehe nun sechs und dreißig Jahre am Ruder; vielleicht mißbrauche ich, wie sie, das Privilegium zum Leben, und bin nicht gefällig genug, dann aufzubrechen, wenn man meiner überdrüssig ist.

Die Methode, mich nicht zu schonen, habe ich noch wie<148> sonst, je mehr man sich in Acht nimmt, desto empfindlicher und schwächer wird der Körper. Mein Stand verlangt Arbeit und Thätigkeit; mein Leib und mein Geist beugen sich unter ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nothwendig, wohl aber, daß ich thätig bin. Dabei habe ich mich immer wohl befunden. etc. Ich habe bei allen Festen zugegen sein können, die man dem Großfürsten gegeben hat. etc.

Während der Anwesenheit des Großfürsten, ist auch Herr Grimm hier gewesen. Er hat Sie krank gesehen, und darüber habe ich mich beunruhigt. Als ich aber die Zeit nachrechnete, brachte ich heraus, daß Sie schon ganz wieder hergestellt wären. etc.

Da wäre ich wieder aus Schlesien zurück, wo ich so gut ein Oekonom gewesen bin, als Sie in Ferney. Ich habe Sümpfe urbar gemacht, Dörfer und Manufakturen angelegt, desgleichen einige abgebrannte Städte wieder aufgebaut. In Breslau hat sich mir ein gewisser Herr de Ferriere, Kabinets-Ingenieur, vorstellen lassen. Er behauptet, Sie zu kennen. Ohne Zweifel weiß er, daß dieser Umstand bei mir so viel gilt, als eine Empfehlung. etc. Ehemals wallfahrteten Schwachköpfe nach Jerusalem und Loretto; gegenwärtig reist jeder, der sich Kopf zutraut, nach Ferney, um, wenn er wieder nach Hause gekommen ist, sagen zu können: Ich habe Ihn gesehen. etc."

7. September 1776

Der König an d'Alembert: "Ihr Brief, mein lieber d'Alembert, ist mir bei meiner Zurückkunft aus Schlesien zugestellt worden. Ich sehe, daß Ihr zärtliches Herz noch stets gefühlvoll ist, und mache Ihnen darüber keinen Vorwurf; die Kräfte unserer Seele haben ihre Grenzen; man muß nichts über das Mögliche hinaus fodern. Wollte man, ein sehr starker Mensch sollte das Louvre durch starkes Anstämmen seiner Schultern umstürzen, so würde er damit nicht zum Zweck kommen; hieße man ihn aber eine Last von hundert Pfunden aufheben, so könnte<149> er das ins Werk setzen. Eben so ist es mit der Vernunft; Hindernisse, die ihren Kräften angemessen sind, kann sie besiegen, aber es giebt andere, wobei sie nachgeben muß. Die Natur hat gewollt, daß wir Gefühl haben sollten, und nie wird uns die Philosophie zur Apathie bringen. Und gesetzt, dies sei möglich; so wäre es der Gesellschaft schädlich, denn man würde nicht mehr beim Unglück Anderer Mitleid fühlen, und das Menschengeschlecht hart und unbarmherzig werden. Unsere Vernunft soll uns dienen, alles das, was überspannt in uns ist, zu mäßigen, nicht aber den Menschen im Menschen zu vernichten. Beklagen Sie also Ihren Verlust, mein Lieber! Ich setze noch hinzu, daß der Verlust der Freundschaft sich nicht ersetzen läßt; und daß Jeder, der fähig ist, den Werth der Dinge zu schätzen, Sie für würdig halten muß, Freunde zu besitzen, weil Sie zu lieben wissen. Jedoch, da es über die Kräfte der Menschen, und sogar der Götter, hinausgeht, das Vergangene zu ändern; so müssen Sie auf der andern Seite daran denken, Sich Ihren übrigen Freunden zu erhalten, um diesen nicht den tödtenden Schmerz zu verursachen, den Sie jetzt empfinden. Ich habe Freunde und Freundinnen gehabt, ich habe fünf oder sechs derselben verloren, und fast hätte mich der Schmerz darüber getödtet. Durch eine Wirkung des Zufalls erlitt ich diesen Verlust während der verschiedenen Kriege, die ich geführt habe, und wo ich in der Nothwendigkeit war, beständig verschiedene Anordnungen zu treffen. Diese Zerstreuungen unumgänglicher Pflichten haben mich vielleicht abgehalten, unter meinem Schmerz zu erliegen. Recht sehr wünschte ich, daß man Ihnen ein sehr schweres Problem aufzulösen vorlegte, damit diese Anstrengung Sie nöthigte, an etwas anderes zu denken. In der That giebt es nur dies Mittel und die Zeit. Wir gleichen den Flüssen, die ihren Namen behalten, aber deren Wasser sich stets verändert. Wenn ein Theil der kleinen Bestandtheile, woraus wir zu<150>sammen gesetzt wurden, durch andere ersetzt worden ist; so verliert sich die Erinnerung der Gegenstände, welche uns Vergnügen oder Schmerz gemacht haben, weil wir in der That nicht mehr dieselben sind, und weil die Zeit uns unaufhörlich erneuert. Dieses ist eine Trostquelle für die Unglücklichen, von welcher jeder denkende Mensch Gebrauch machen muß.

Ich hatte mich meinetwegen über die Hoffnung, die Sie mir zu einem Besuch gaben, gefreut, jetzt freue ich mich auch Ihretwegen darüber. Sie werden andere Gegenstände, andere Personen sehen. Ich verspreche Ihnen zum voraus, daß ich, was von mir abhängen wird, thun werde, um Alles aus Ihrem Gedächtnisse zu entfernen, was Sie an traurige und unangenehme Gegenstände erinnern könnte; und ich werde eben so viel Freude darüber empfinden, Sie beruhigt zu haben, als wenn ich eine Schlacht gewonnen hätte. Nicht etwa, als hielte ich mich für einen großen Philosophen, sondern weil ich die unglückliche Erfahrung von Ihrer Lage gemacht habe, und weil ich mich daher geschickter glaube, Sie zu beruhigen, als ein Anderer. Kommen Sie also, mein lieber d'Alembert. Sein Sie versichert, daß Sie werden gut aufgenommen werden, und daß Sie zwar nicht vollkommene Heilmittel für Ihre Leiden, aber doch lindernde und beruhigende Mittel finden werden. etc."

11. September 1776

Der König unterzeichnet die Schenkungs- und Bestätigungs-Urkunde aller bisher den Vasallen und Unterthanen geschenkten Grundstücke und Gelder.

11. September 1776

Adends langt der König auf dem Gesundbrunnen bei Berlin an, und übernachtet daselbst.

12. September 1776

Früh wohnt der König auf dem Wedding dem Artillerie-Manövre bei, und läßt unter die sämmtlichen Corps ein ansehnliches Geschenk an Geld vertheilen. Alsdann besieht er die vor dem Oranienburger Thore aufmarschirten Wachtparaden, begiebt sich hierauf nach der Stadt, wo er den Bau<151> der Spittelbrücke in Augenschein nimmt, und nach Potsdam zurückkehrt.

13. September 1776

Der Minister von Finkenstein, der Englische Gesandte Harris und der Dänische Gesandte Baron von Rosenkron beim König in Potsdam.

16. September 1776

Desgleichen der Dänische Gesandte am Russischen Hofe, General-Major von Ahlefeld.

20. September 1776

Anfang der gewöhnlichen Herbstmanövres bei Potsdam. Den 23sten Beschluß derselben.

25. September 1776

Die Würtembergischen Herrschaften, welche den Großfürsten von Rußland bis Memel begleitet hatten, und vor Kurzem nach Berlin zurückgekommen waren, begeben sich nach Potsdam zum König, wo sich auch der Erbprinz von Braunschweig befand.

Ende dieses Monats traf auch die regierende Herzogin von Braunschweig in Potsdam ein.