März.

A.

März 1782

Der König in Potsdam.

17. März 1782

Der König an d'Alembert: "Sie sind von meinen Umständen nicht so übel unterrichtet gewesen, als Sie glauben. Ich habe an der rechten Hand und am rechten Fuß einen heftigen Anfall von der Gicht gehabt; und da das Unglück zu etwas gut ist, so hat mich das Unvermögen, meine rechte Hand zu gebrauchen, dahin gebracht, meine Zuflucht zur linken zu nehmen, mit welcher ich leserlich schreiben gelernt habe. Diese Uebung und die Geduldsübung ist aller Vortheil von meiner letzten Krankheit. Ich erinnre mich der weisen Vorschriften des Porticus, obgleich ich nicht in einem schmerzhaften Augenblick ausrief, wie Posidonius: "O Gicht, Du magst es anstellen wie Du willst nie werde ich gestehen, daß Du ein Uebel bist!" Ich begnüge mich damit, den Schmerz zu dulden, ohne mich darüber zu beklagen und ohne sein Dasein zu läugnen. etc. Alles erinnert uns an die Herrschaft, welche die Abwechselung über<274> unsern Erdball ausübt. Rom, das gebieterische apostolische Rom, erliegt unter seinen aufrührischen Kindern. etc. Christi Statthalter wird in Wien am Fuße des Kaiserlichen Thrones Ehrenerklärung und Abbitte thun. etc. O Salomon, wenn Du wieder auf Erden kämest, Du würdest doch gestehen, daß es viel Neues giebt, das sich zu unsern Zeiten zugetragen hat, und das Du weder gesehen, noch Dir vorgestellt hattest; und es wird noch viel mehr zum Vorschein kommen. etc."

24. März 1782

Der König an Ebendenselben: "Nein, mein lieber Anaxagoras! nicht wider Sie, der Sie ein wahrer Weiser sind, ist mein philosophischer Eifer ausgebrochen 274-+, sondern wider Hirnlose. etc. Ich hatte mir vorgestellt, daß die Fortschritte des Verstandes und der Kenntnisse wenigstens den Naturforschern die abgeschmackte Vorstellung von dem Ursprünge, welche Schwachköpfe der Welt beilegen, wurden benommen haben; allein unser Verfasser stellt sich noch stolz in die Reihen. Zwar vernichtet er die Systeme, die er angreift, recht gut, besonders das Büffonsche, allein wenn er nun das seinige durch eine seltsame und unerträgliche Vermischung des Des cartischen und Newtonschen aufstellt, wenn ich sehe, wie dieser Ehrenmann bloß durch die Kraft seines Wortes das Weltall schafft und einrichtet; so kann ich diesen mächtigen Schöpfer nicht mehr bewundern, sondern weise ihm seine Wohnung im Narrenhause an. Wer diese Materie wohl geprüft hat, wird zugeben, daß wenn man die Grundwahrheiten der Vernunft noch achten will, man nothwendig die Ewigkeit der Welt annehmen muß. Das System der Schöpfung verleitet zu Ungereimtheiten bei jedem Schritt, den man zu dessen Erhaltung thut; man muß das: ex nihilo nihil fit, wofür das ganze Alterthum Achtung hegte, läugnen; man muß sich überreden, daß ein inmaterielles Wesen, wovon wir uns keinen Begriff

<275> machen können, die Materie forme und auf sie wirke, ohne sie zu berühren; man muß zwei sich widersprechende Begriffe, den von einem guten und vollkommenen Gott, und den von einem abscheulichen Werk, welches zu verfertigen ihn beliebt hat, mit einander vereinigen. Diese kleinen Schwierigkeiten verachtet freilich der Philosoph aus dem Narrenhause; kühn schwingt er sich über die Tiefen des Unbegreiflichen; aber die Strahlen der Wahrheit schmelzen seine künstlichen Flügel. etc."

Der Prinz Friedrich von Braunschweig, Prinz Ludwig von Würtemberg, der Minister von Finkenstein, der Französische Gesandte de Pons, der Holländische Gesandte von Rheden, General von Möllendorf und der Ober-Stallmeister von Schwerin an verschiedenen Tagen beim König.

B.

19. März 1782

Circular, einige Abänderungen in der neuen Prozeßordnung betreffend.

29. März 1782

Stirbt in Potsdam der General-Major Karl Friedrich Jacob von Linkersdorf, 52 Jahr alt.

29. März 1782

Stirbt der General-Major Jacob Rüdiger von Zastrow in Königsberg i. P., 74 Jahr alt.


274-+ S. des Königs Brief vom 21. Februar.