Januar 1785.
A.
1. Januar 1785
Der König stattet Vormittags bei der Prinzessin Amalie, dem Prinzen Friedrich von Braunschweig und dem General von Zieten Besuche ab. Mittags große Cour bei dem König, welcher dann mit dem ganzen Hof bei der Königin speist, wie dies während des Carnevals gewöhnlich mehrere Male geschieht.
Der König läßt an den Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler auszahlen, zur Vertheilung an die Soldatenwittwen und Waisen, deren Männer und Väter im Felde geblieben sind, und an andere Arme der Stadt.
4. Januar 1785
Der König besieht die Porzellanmanufaktur und das Waarenlager und macht verschiedene Bestellungen.
5. Januar 1785
Der König läßt den Buchhändler Nicolai zu sich rufen, und unterhält sich mit ihm anderthalb Stunden.
14. Januar 1785
Formey beim König.
15. Januar 1785
Der König besucht die Prinzessin Amalie.
18. Januar 1785
Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich. Der König<322> und der ganze Hof speisen bei der Königin vom goldenen Service.
19. Januar 1785
Der König besucht den Prinzen Heinrich und die Prinzessin Amalie.
20. Januar 1785
Nach Potsdam.
24. Januar 1785
Feier des Geburtsfestes des Königs bei der Königin in Berlin.
28. Januar 1785
Der am 26sten aus Paris in Berlin angekommende Französische Gesandte am Russischen Hofe, Graf Ludwig Philipp von Segur, geht mit dem in Russischen Diensten stehenden Lieutenant, Grafen von Manteufel nach Potsdam. An diesem oder an dem folgenden Tage (den 29sten), Morgens um 7 Uhr, hatte der Graf von Segur Audienz beim König. Die Unterredung ist mitgetheilt in: Memoire ou Souvenirs et anecdotes p. Mrs. le Comte de Ségur, Paris, 1826, II.120, und in der Übersetzung von Förster, Quedlinburg, 1827, 4. Bdchn. S. 109 u. 118-130. Die gewöhnlichen Vorlesungen (von Dantal) hatten in diesem Monat am 1sten bis 3ten, 5ten bis 10ten, 12ten, 13ten, I5ten, 17ten, 21sten bis 23sten, 25sten, 27sten bis 31sten Statt. (Fortsetzung der Griechischen Redner).
B.
4. Januar 1785
Stirbt der General-Major Hans George Woldeck von Arneburg, Chef eines Kürassier-Regiments, auf seinem Gute Storkow in der Altmark, 73 Jahr alt. Bei dem Ueberfall bei Schornitz, unweit Ollmütz, hatte er den Verdienstorden erworben.
20. Januar 1785
Erscheint die Instruktion der Haupt-Urbarien-Commission, wodurch das Edict vom 12. Dezember 1784 in Vollziehung gebracht wird.
25. Januar 1785
Stirbt der General-Lieutenant, Chef eines Husaren-Regiments, Johann Paul von Werner, 78 Jahr alt, auf seinem Gute Pietschen in Schlesien.
<323>27. Januar 1785
Starb der durch die Wiedererfindungng des sogenannten Punischen oder Eleodorischen (Maler-) Wachses berühmte Königl. Hofmaler Benjamin Calau. (S. unter Dezbr. 1772 B).
Februar.
A.
Februar 1785
Der König in Potsdam.
Vorlesungen von Dantal fanden wie gewöhnlich Abends Statt, den Isten bis 3ten, den 5ten bis 22sten, Schluß der Griechischen Redner und Anfang einiger Fragmente vom Polybius, den 23sten, 24sten Römische Geschichte von Titus Livius, bis den 28sten.
B.
12. Februar 1785
Edict, betreffend den Bauernstand.
22. Februar 1785
Beendigung der Danziger Irrungen durch den Vergleich vom 7. Septbr. 1784, welchen die Stadt jetzt unterzeichnet.
28. Februar 1785
Gewährleistung des Teschner Friedens von Seiten des Kaisers und des Reichs.
März.
A.
März 1785
Der König in Potsdam.
Vorlesungen vom 1sten bis den 20sten, 22sten, 24sten bis 31sten, unausgesetzt alle Abend: Römische Geschichte aus Tacitus, Rollin etc., den 21sten: der weiße Stier von Voltaire, den 23sten: Candide von Voltaire.
Der Minister von Finkenstein, der Dänische Gesandte von Baudissin, der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Ober-Stallmeister von Schwerin nach Potsdam.
B.
9. März 1785
Der Französische Gesandte am Russischen Hofe, Graf von Segur, verläßt Berlin und geht nach Petersburg.
14. März 1785
Stirbt in Magdeburg der General-Lieutenant Friedrich Chri<324>stoph von Saldern, Chef eines Infanterie-Regiments, 66 Jahr alt.
16. März 1785
Stirbt zu Mohrungen in Preußen der General-Lieutenant Friedrich Ludwig Graf Fink von Finkenstein, 76 Jahr alt.
25. März 1785
Stirbt in Stettin der General-Lieutenant Lewin Friedrich von Haacke, 71 Jahr alt.
Es, erscheint die zweite Abtheilung des Entwurfs eines Allgemeinen Gesetzbuchs für die Preuß. Staaten, welche die Rechte der verschiedenen Stände im Staate enthält.
April.
A.
April 1785
Der König in Potsdam (vom 25sten an in Sanssouci). Antwort des Königs an den Professor Müchler, auf dessen Gesuch, den berühmten Männern: Leibnitz, Sulzer und Lambert ein öffentliches Ehrendenkmal errichten zu dürfen: "Besonders lieber Getreuer. Denkmäler von verdienstvollen Männern sind von jeher als Aufmunterungen zu ihrer Nachahmung gestiftet worden. Ein Freiherr von Leibnitz, ein Sulzer, ein Lambert verdienen nicht weniger, daß ihr Andenken durch eben dergleichen geehrt und ihre Verdienste auf die Nachwelt gebracht werden. Vielleicht reizen auch ihre Ehrenzeichen Manchen zur Nachahmung. In dieser Hoffnung genehmige ich nunmehro Euren gestrigen Antrag, ihnen eine Denksäule nebst ihren Bidnissen und medaillon zu setzen. In der Mitte des Platzes vor meinem großen Bibliothekhause wird solche am Schicklichsten stehen. Daselbst verstatte Ich Euch, ihnen solche errichten zu lassen, und Ihr könnt Euch nur deshalb an Meinen General-Lieutenant von Möllendorf, als dortigem Gouverneur, melden, welcher salches nachzulassen heute Ordre erhält von Eurem gnädigen König. Friedrich."
Vorlesungen vom 1sten bis 17ten: Römische Geschichte,<325> den 18ten bis 24sten:Robertson's Geschichte Karl's V, den 25sten (in Sanssouci): über die Natur der Seele aus dem Lucrez, den 26sten: chronologische Geschichte Frankreichs, bis den 30sten.
Die Minister von Heinitz, von Schulenburg, von Werder, die Generale von Möllendorf, von Langefeld, von Wartenberg und der Fürst von Anhalt-Cöthen beim König.
B.
27. April 1785
Der Prinz Maximilian Julius Leopold von Braunschweig, Neffe des Königs, findet in den Fluthen der Oder bei Frankfurt als Menschenretter seinen Tod in seinem 33sten Lebensjahre.
Mai.
A.
Mai 1785
Der König in Potsdam (Sanssouci). Der Abt Bastiani war seit dem Winter noch beim König.
6. Mai 1785
In Charlottenburg.
7. Mai 1785
Hält in Schöneberg über einige Regimenter der Berliner Garnison Specialrevue, besucht dann in der Stadt die Prinzessin Amalie und kehrt nach Charlottenburg zurück.
8. Mai 1785
Hält bei Schöneberg über die übrigen Regimenter der Berliner Garnison Specialrevue und geht nach Potsdam.
13. Mai 1785
Der am 10ten in Berlin aus Paris angekommene General-Lieutenant de Bouillé, in Französischen Diensten, geht zum König nach Potsdam (bleibt bis den 16ten, wo er wieder nach Berlin kommt).
17. Mai 1785
Der König an den Stadt-Präsidenten Philippi: "Der dortige Professor de la Beaux 325-+ mag in der An<326>lage zur Rechtfertigung seiner Kritik über die Französische Sprache und übrigen Schriften angeben, was er will; so belasse Ich es dennoch bei Meiner ersten Entscheidung. Er muß sich durchaus aller Anzüglichkeiten enthalten, in seinen Ausdrücken bescheiden sein und keinen Menschen beleidigen. Eine beißende Kritik bessert niemals, und dies giebt er doch zur alleinigen Absicht der seinigen an, vielmehr erbittert solche nur die Gemüther, und kann in keinem gesitteten Staate geduldet werden. Ihr müsset ihm demnach solches Alles von Meinetwegen nochmals alles Ernstes bedeuten, und ihm dabei zu erkennen geben, daß, wofern er seiner zügellosen, spitzigen und beleidigenden Schreibart nicht gehörige Grenze nach obiger Vorschrift setzen sollte, er dafür brav auf die Finger geklopft, und dafür unausbleiblich gestraft werden soll. Ihr müsset ihm solches nur gerade heraus zu seiner Warnung sagen."
12. Mai 1785
Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Mutter des oben erwähnten, in den Fluthen der Oder umgekommenen Prinzen Leopold): "Meine verehrungswürdige Schwester. Es sind über siebzig Jahre, seit ich auf der Welt bin, und während dieser ganzen Zeit habe ich nichts als sonderbare Spiele des Glücks gesehen, welches zu einigen angenehmen Vorfällen, die uns begegnen, nicht wenig widrige mischt. Wir schweben beständig zwischen vielem Kummer und einigen vergnügten Augenblicken. Dies ist, meine liebe Schwester, das gewöhnliche Schicksal aller Menschen. Jungen Leuten muß der Verlust ihrer Verwandten und Freunde empfindlicher sein, als den Alten. Die ersten vermissen lange die Freiheit die ihnen der Tod entzogen hat, dagegen Leute von unserm Alter wissen, daß sie ihnen bald folgen werden. Die Abgeschiedenen sind<327> nun vor allen Unglücksfällen gesichert; wir, die wir am Leben bleiben, sind denselben beständig ausgesetzt. Alle diese Betrachtungen, meine liebe Schwester, sind nicht sehr tröstend; ich gestehe es gern. Glücklicherweise giebt Ihnen Ihre Weisheit und Ihr Geist die Stärke, dem Schmerz zu widerstehen, den eine zärtliche Mutter bei dem Verluste eines ihrer herzlich geliebten Kinder fühlen muß. Möge der Himmel fort, fahren, Ihnen beizustehen, und mir eine Schwester erhalten, die das Glück meines Lebens ist. Glauben Sie, meine liebe Schwester, daß ich mit der zärtlichsten Zuneigung und mit der vollkommensten Hochachtung bin Meine verehrungswerthe Schwester Ihr treuer Bruder und Diener Friedrich."
17. Mai 1785
und den 19ten. Hält der Konig über die in Potsdam stehenden und einige andere aus den benachbarten Garnisonen eingerückte Regimenter Specialrevue.
20. Mai 1785
Von Potsdam zur großen Revue bei Schöneberg und Tempelhof, dann nach Berlin.
21. Mai 1785 bis 23. Mai 1785
Manövre bei Berlin, dann nach Potsdam.
25. Mai 1785
Zur Revue nach Magdeburg - Hauptquartier Corbelitz - bis den 28sten.
28. Mai 1785
Abreise von Cörbelitz und Ankunft in Sanssouci.
Nach der Berliner Revue erhielten der General-Major von Pfuhl, und die Obersten von Troschke und von Brosicke ansehnliche Geldgeschenke vom König.
Vorlesungen den 1sten bis 5ten, den 8tcn bis 12ten: Geschickte von Frankreich, den 13ten: von der Größe und dem Untergang der Römer etc. von Montesquieu und Mably, den 14ten bis 19ten 23sten und 24sten, 28sten bis 31sten: aus Moliere.
B.
8. Mai 1785
Der ehemalige Französische Staatsminister, Herzog Stephan Franz von Choiseul stirbt in Paris, 66 Jahr alt.
<328>20. Mai 1785
Stirbt zu Riesenburg der General-Lieutenant, Chef eines Dragoner, Regiments, Nic. Alex. von Pomeiske, 68 Jahr alt. In den Schlachten von Prag und Collin hatte er den Verdienstorden erworben.
Juni.
A.
1. Juni 1785
Der König aus Sanssouci, früh um 4 Uhr, nach Cüstrin, wo er sich mit dem Geh.-Finanzrath Schütze wegen der Statt gehabten Überschwemmungen bespricht, hält dann Revue und geht weiter nach Westpreußen.
2. Juni 1785
In Stargard, Revue bis den 4ten.
5. Juni 1785
Früh um 3 Uhr nach Graudenz; Revue, Hauptquartier Mockerau.
10. Juni 1785
Ganz früh, Abreise von Mockerau. Ankunft in Müncheberg (Nachtquartier).
11. Juni 1785
Nachmittag um 5 Uhr, Ankunft in Berlin und gleich darauf Abreise nach Potsdam.
13. Juni 1785
Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Sanssouci) zur Ministerconferenz, bis den 14ten.
29. Juni 1785
Der König an Condorcet:
- etc. - "Was Ihre Meinung von den Strafen der Verbrechen betrifft, so ist es mir angenehm, daß Sie darin mit dem Marchese Bekkaria übereinstimmen. In den meisten Ländern werden Verbrecher nur dann mit dem Tode bestraft, wenn sie schreckliche Handlungen begangen haben; Vatermord, Vergiftung und ähnliche Verbrechen erfodern harte Todesstrafen, damit verderbte Menschen, die dergleichen zu begehen fähig waren, durch Furcht davon abgehalten werden.
Die Folter ist hier, so wie in England, beinahe schon seit fünfzig Jahren abgeschafft. Der Grund davon leuchtet sehr stark ein. Es kommt dabei nur auf die feste und starke Constitution dessen an, der sie bekommt. Ein Mittel, daß durch Schmerz ein Geständniß der Wahrheit, aber auch eine Lüge,<329> erpressen kann, ist zu ungewiß und gefährlich, als daß man es anwenden könnte. Doch weiß ich leider, daß die Philosophie nicht in allen Ländern ihr Haupt aufheben darf."
Vorlesungen den 12ten bis 21sten: aus Moliere, den 22sten bis 30sten: aus Lucian.
Der König schenkt den Obersten von Norrmann, von Kannewurf und von Grollmann jedem 2000 Thlr.
Der Minister von Finkenstein und der Hannoversche Minister von Beulwitz beim König in Potsdam.
B. Der General-Lieutenant, Marquis de Bouillé reist von Berlin nach Paris zurück.
Juli.
A.
Juli 1785
Der König in Potsdam (Sanssouci). Kabinetsschreiben des Königs an die Bauerschaften in der Grafschaft Ravensberg:
"Sr. Königl. Maj. getreue Unterthanen in der Grafschaft Ravensberg haben blos ihrer guten Aufführung beizumessen, daß Höchstdieselben ihnen dieses Jahr einen Theil der Contribution erlassen haben. Dergleichen Unterthanen verdienen, daß ihr Landesvater sie so viel als möglich unterstützt. Höchstgedachte Se. Königl. Maj. nehmen daher ihren Dank mit gnädigstem Wohlgefallen an, und versichern, dieselben bei fernerhin verspürter Deutscher Treue Dero fernere Huld und landesväterliche Vorsorge."
12. Juli 1785
Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig nach Potsdam zum König, wo zugleich die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester des Königs, und deren Tochter, die Aebtissin von Gandersheim, aus Braunschweig eintreffen (bleiben bis den 19ten). Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der General<330> von Gaudi, der Ober-Kammerherr von Sacken, der Kammerherr von der Reck an verschiedenen Tagen beim König. Vorlesungen den 1sten bis 11ten: aus Lucian, den 19ten bis 22sten: aus dem Buche Ie bon sens und den 22sten bis 31sten: Ovid's Metamorphosen.
B.
23. Juli 1785
Abschluß und Unterzeichnung des Tractats des Fürstenbundes 330-+. (S. Dohm's Denkwürdigkeiten III. 185).
August.
A.
1. August 1785
Der König in Potsdam (Sanssouci) empfängt den General-Major, Marquis de la Fayette und den Obersten von Gourion, beide in Französischen Diensten. (Den 3ten waren sie wieder in Berlin).
5. August 1785
Der Minister von Finkenstein und der Hannoversche Minister von Beulwitz zum König nach Potsdam.
<331>9. August 1785
Der König an Grimm: "Die Medaille auf Herrn d'Alembert, die Sie so gütig waren, mir zu überschicken, habe ich erhalten. Ich wünschte, man hätte ihm seine Perücke gelassen, da er sie zu tragen pflegte; denn nichts befördert die Ähnlichkeit so sehr, als wenn Jemand in der Tracht abgebildet wird, in der man ihn gewöhnlich gesehen hat. etc."
12. August 1785
Der König an den Magister Heynatz in Frankfurt a. d. O.: "Hochgelahrter, lieber Getreuer. Ich danke Euch für das Mir unter dem 10ten zugesandte Exemplar Eurer Anweisung zur Deutschen Sprache. Dies kleine Werk ist ein neuer Beweis Eures Diensteifers in Eurem Beruf, weil Ihr darin auch den Anfängern nützlich werden wollet. Wenn diese gleich anfangs gegen die Sprachfehler verwahret werden, so können sie hernach mit weniger Mühe es in dieser Sprache weit bringen; und was ist rühmlicher für einen Deutschen, als rein Deutsch sprechen und schreiben. Ich wünsche, daß Ihr dazu noch fernerhin viel beitragen möget, und bin Euer gnädiger König. Friedrich."
13. August 1785
Der General von Möllendorf und der Minister von Werder beim König in Potsdam, desgleichen der Graf von Friedrichsruh und der Prinz Friedrich von Braunschweig. Früh um halb 4 Uhr Abreise des Königs nach Schlesien zu den gewöhnlichen Revuen. Mittags Ankunft in Frankfurt a. d. O., Abends in Crossen.
17. August 1785
In Glogau. Hier besichtigte der König sogleich die Festungswerke und ging dann nach Goldberg, wo er über Nacht blieb. (Ein Jahr nachher war dies sein Sterbetag). Nach Hirschberg 331-+ und über Bolkenhayn nach Schweidnitz.
<332>19. August 1785
Nach Silberberg, Glatz und Nimptsch.
20. August 1785
Früh, Ankunft des Königs im Hauptquartier Groß-Tiez, wo er seine Wohnung im Hause des Schulzen des Dorfs nimmt.
<333>Bei diesen großen Manövres, den letzten, welche der König in Schlesien abhielt, waren sehr viele fremde Officiere gegenwärtig, untern andern folgende: Englische Officiere: der Herzog von York, er war aus Hannover über Breslau in Groß-Tiez angekommen, Lord Cornwallis, General-Lieutenant, die Obersten Fox, Dundas, Abercrombi, Oberst-Lieutenant Murray, Chevalier Gray, Major Rütschin, die Capitains Ramoden, Crawfort, Matthew, Trevillain, Ramsden, Lennox, Lieutenant Barry. Ferner Französische Officiere: Mareschal de Camp, Marquis de la Fayette, Brigade General de Portail, die Obersten de Gourion, de Fumel, de Dumesnil, die Capitains Graf de Gondricourt, Marquis de Zumillac. Sächsische Officiere: Herzog Constantin von Sachsen-Weimar, General-Major, Graf Bellegarde, die Majors von Polenz und von Thiele, die Capitains Graf Stollberg und von Dreßler, Rittmeister von Dombrowsky, die Lieutenants von Warnsdorf und<334> von Schönfeld. Von Polnischen Officieren: der General-Major, Graf Lubomirsky 334-+.
21. August 1785
Der König läßt einige Kavallerie-Manövres ausführen.
22. August 1785 bis 25. August 1785
Große Manövres.
24. August 1785
Hatte der König an sechs Stunden bei dem Manövre im größten Regen zugebracht, so daß er ganz durchnäßt in sein Quartier zurückkehrte, doch war er bei der Mittagstafel, zu welcher, außer den inländischen Generalen, auch viele von den fremden Officieren eingeladen waren, als: der Herzog von York, der Herzog von Sachsen-Weimar, Lord Cornwallis, Marquis de la Fayette etc. Nachmittags befiel den König ein Fieber.
25. August 1785
Der König, von dem Fieber gänzlich befreit, hielt auch diesen letzten Manövretag wie die vorigen ab. Nach dem Manövre und kurz vor der Parole erhielt der General-Lieutenant und Chef eines Kürassierregiments von Dalwig den schwarzen Adlerorden. Ein Augenzeuge sagt: "Diese Parole (die letzte, welche der König in Schlesien ausgab) hatte etwas sehr Feierliches. Der König stand mit entblößtem Haupt, und eben so eine große Menge Generale und Officiere, welche die Befehle des Monarchen erwarteten; eine große Anzahl fremder Officiere von vielerlei Nationen bewunderten ehrfurchtsvoll die Befehle des größten Königs, und es herrschte durchgehends eine solche Stille, daß man auch nicht das geringste Geräusch hörte."
25. August 1785
Abreise des Königs aus Groß-Tiez, über Neisse nach Brieg (Nachtquartier).
26. August 1785
Von Brieg in Breslau angekommen, wo auch der Herzog von<335> York und die fremden Officiere aus Groß-Tiez eintreffen. Beim König große Tafel.
27. August 1785
Beim König große Mittagstafel, wobei der Herzog von York etc., und Abends ward auf Befehl des Königs zur Unterhaltung des Herzogs im Gartensalon der Kaufleute ein glänzendes Souper und Ball gegeben, wobei im Garten eine prachtvolle Illumination Statt fand.
28. August 1785
Beim König große Mittagstafel, Abends ward im Schauspielhause die Oper: der Hypochondrist aufgeführt, und nachher fand auf Königl. Befehl und Kosten eine Freiredoute Statt. Unter vielen in Breslau anwesenden Fremden befanden sich auch der Bischof von Cujavien, Graf Rybinsky, Fürst Lichnowsky, Fürst von Schöneich-Carolath etc. Der Herzog von Weimar war von Groß-Tiez aus nach Sachsen zurückgekehrt.
29. August 1785
Abreise des Königs aus Breslau, bis Grüneberg.
30. August 1785
Ankunft des Königs in Potsdam (Mittags).
Vorlesungen in diesem Monat: den 1sten bis 15ten und den 31sten: Geschichte von Frankreich von Hénault.
B.
3. August 1785
Der Minister von Zedlitz legt den Grundstein zu dem auf Königl. Kosten in Berlin neu zu erbauenden Charitégebäude.
24. August 1785
Instruction für die Infanterien Regimenter (Mil.-Wochenbl. 1833, Nr. 903).
25. August 1785
Ward zur Vollendung des Baues des sogenannten Deutschen Thurms auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin mit großer Feierlichkeit auf der Kuppel des Thurms die Figur, die siegende Tugend vorstellend, aufgestellt.
28. August 1785
Instruction für den General-Inspector der Infanterie in Schlesien, den General-Major von Götzen.
September.
A.
September 1785
Der König in Potsdam (Sanssouci).
<336>9. September 1785
In Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht verschiedene Bauten in der Stadt, und geht Nachmittag nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet. Seit dieser Zeit kam der König nicht wieder nach Berlin.
10. September 1785
Auf dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre, dann nach Potsdam.
12. September 1785
Der Herzog von Curland beim König 336-+.
15. September 1785
Ward auf Befehl des Königs in dem Opernhause zu Berlin ein großer maskirter Ball gegeben, wo die Königin, die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, der Herzog von York und der Herzog von Curland mit seiner Gemalin zugegen waren.
18. September 1785
In der Nacht zum 19ten hatte der König einen Anfall vom Stickfluß, worauf sich am andern Tage das Podagra einstellte.
19. September 1785
Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der am 7ten aus Breslau in Berlin angekommene Herzog von York, der General-Lieutenant Lord Cornwallis, General-Major vonGrenville, die Obersten von Goldwarry und Dundas, die Capitains von Crawfort und von Löwe, in Englischen und letztere beide in Hannoverschen Diensten, der aus Wien zurückgekommene General-Major (Mareschal de Camp) Marquis de la Fayette, der Oberst von Gourion, in Französischen Diensten, nach Potsdam, desgleichen der Herzog von Curland und mehrere fremde Officiere, die meisten von denen, die bei dem Schlesischen Manövre gewesen waren, als: die Obersten Lennox, Ramsden, die Generale Robert, Boyt etc.
19. September 1785
In Potsdam Oper Il mercato.
20. September 1785
Der Französische General Marquis de Bouillé und meh<337>rere Preußische Generale etc. aus Berlin nach Potsdam. Abends wird daselbst die Oper l'Albergatrice aufgeführt.
21. September 1785
22sten und 23sten wurde das gewöhnliche große Herbst-Manövre bei Potsdam in Gegenwart einer großen Zahl fremder Officiere abgehalten, doch konnte der König Krankheit halber nicht dabei sein, die Musterung der Regimenter hielt der General von Rohdig ab, und die Manövre der Prinz von Preußen. Die Dispositionen dazu, so wie die Parole, gab der König täglich den in seinen Zimmern versammelten Generalen 337-+.
Vorlesungen den 1sten: Schluß der Geschichte von Frankreich, Anfang von Homers Iliade, übersetzt von v. Rochefort bis den 5ten, den 6ten bis 8ten: Candide, den 10ten bis 14ten: Cornelius Nepos, dann Römische Geschichte<338> bis den 18ten, den 19ten, 20sten wegen der Krankheit des Königs und den 21sten bis 23sten wegen der Manövres keine Vorlesung; vom 24sten bis 26sten: Fortsetzung der Römischen Geschichte, den 27sten, 29sten und 30sten: Universalgeschichte von Diodorus Siculus, Geschichte der Egyptier etc.
B.
3. September 1785
Stirbt in Neisse der General Hans Christian von Rothkirch, 67 Jahr alt.
10. September 1785
Abschluß eines Handelstraktats mit Nordamerika. Unterzeichnet im Haag von dem Preuß. Minister von Thulemeier und den Amerikanischen Ministern Adam Jefferson und Franklin.
13. September 1785
Stirbt in Kreuzburg der General-Major Hans Cristoph von Rosenbusch, Chef eines Husaren-Regiments, 67 Jahr alt.
28. September 1785
Der General de la Fayette nach Rheinsberg.
Oktober.
A.
Oktober 1785
Der König in Potsdam (Sanssouci).
24. Oktober 1785
Der König an Grimm:
- etc. - "Die Erscheinung einiger Franzosen in diesem Lande, unter andern des Herrn de la Fayette, konnte ich nicht viel benutzen, da ich vier Wochen in der Gesellschaft des Podagras weniger angenehm zubrachte, als ich es mit diesen Herren gethan haben würde. etc."
24. Oktober 1785
Der König an Condorcet:
- etc. - "Nun zu den Gesetzen, die Herr Bekkaria so schön erklärt hat, und worüber auch Sie geschrieben haben. Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Richter sich mit ihren Sentenzen nicht übereilen müssen, und daß es besser ist, einen Strafbaren am Leben zu lassen, als einen Unschuldigen zu tödten. Indeß glaube ich aus Erfahrung bemerkt<339> zu haben, daß man keinen von den Zügeln, durch welche man die Menschen leitet, nämlich Strafen und Belohnungen, vernachlässigen muß, und es giebt Fälle, wo ein Verbrechen, eben nicht, weil es schrecklich ist, strenge Bestrafung erfodert. Meuchelmörder und Mordbrenner z. B. verdienen die Todesstrafe, weil sie sich eine tyrannische Gewalt über das Leben und das Vermögen anderer Menschen angemaßt haben. Ich gebe zu, daß ein ewiges Gefängniß in der That eine härtere Strafe ist als der Tod, aber es fällt nicht so auf, wie eine Hinrichtung, die vor den Augen der Menschen geschieht. Dergleichen Schauspiele machen mehr Eindruck, als vorübergehende Vorstellungen von den Qualen derer, welche in einem Gefängniß schmachten. Ich habe in unsern, Lande alles gethan, was ich konnte, um die Rechtspflege zu verbessern, und den Mißbräuchen bei den Tribunalen abzuhelfen. Engeln könnte dies gelingen, wenn sie sich mit diesem Geschäfte befassen wollten. Aber da wir mit diesen Herren in gar keiner Verbindung stehen, so müssen wir uns denn wohl unsers Gleichen bedienen; und die bleiben immer weit hinter der Vollkommenheit zurück."
Vorlesungen den 1sten bis 7ten: Fortsetzung der Universalhistorie, Geschichte der Indianer, Geschichte des Bachus, des Herkules, der Medea etc., dann Geschichte Griechenands bis den 31sten.
B.
Oktober 1785
In Königsberg i. Pr. stirbt der General-Major Friedrich Alexander von Rothkirch, 61 Jahr alt. In dem Gefecht bei Reichenbach hatte er den Verdienstorden erworben. Der General de la Fayette geht Anfangs dieses Monats nach Magdeburg.
29. Oktober 1785
In Potsdam feiert die Französische Colonie ihr hundertjähriges Stiftungsfest.
31. Oktober 1785
Stirbt der Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel.
<340>November.
A.
November 1785
Der König in Sansouci.
8. November 1785
Von Sanssouci nach dem Schlosse in der Stadt.
11. November 1785
Der Herzog Ferdinand von Braunschweig zum König nach Potsdam.
Vorlesungen den 1sten bis 5ten: Griechische Geschichte, den 6ten bis 17ten: Römische Geschichte Schluß, dann Einiges über Ackerbau und Handel, den 18ten: La vie des 12 Cesars par Julien, Rollin, manière d'enseigner et d'étudier les belles lettres bis den 25sten, den 26sten: Verschiedene Begebenheiten aus der Römischen Geschichte aus demselben Werke bis den 30sten.
Beim König waren an verschiedenen Tagen: die Minister von Schulenburg, von Werder, der Geh.-Finanzrath Schütz, die Generale von Wartenberg, von Prittwitz, der Graf von Görtz, Preußischer Gesandter am Russischen Hofe, und der Prinz von Nassau-Saarbrück.
B.
8. November 1785
Friedenstraktat zwischen dem Kaiser und der Republik Holland, geschlossen zu Fontainebleau.
20. November 1785
Stirbt der General-Lieutenant Johann Georg Wilhelm von Keller, 75 Jahr alt.
23. November 1785
Feiert das Ober-Collegium medicum in Berlin seine hundertjährige Stiftung.
27. November 1785
Stirbt in Cöslin der General-Lieutenant Constantin von Billerdeck, 76 Jahr alt. In dem Gefecht bei Nimburg hatte er den Verdienstorden erworben.
In diesem Monat starb der aus der Geschichte Friedrich Wilhelms I bekannte Hofrath Morgenstern. Sein Gehalt von 500 Thlr., welches auf die Kämmerei-Kasse zu Breslau angewiesen ward, vertheilte der König so, daß dem<341> Professor Garve 200 Thlr., dem Rektor Lüberkühn in Breslau 150 Thlr., und zur Versorgung von Officierwittwen 150 Thlr. davon angewiesen wurden.
Dezember.
A.
Dezember 1785
Der König in Potsdam. Er geht dies Mal nicht zum Carneval nach Berlin.
2. Dezember 1785
Der Minister von Finkenstein mit dem Englischen Gesandten Dalrymple nach Potsdam zum König.
12. Dezember 1785
Der König an Condorcet: "Für die akademischen Lobschriften, welche Sie mir geschickt haben, bin ich Ihnen recht sehr verbunden. Ich stimme ganz mit Ihnen in der Meinung überein, daß der Styl der Prosaisten von dem Alter eben so geschwächt wird, wie das Feuer der Dichter, und daß man zu allen bejahrten Schriftstellern mit Boileau sagen muß: Elender, lass' in Ruh dein schon ergrautes Roß, Und fürchte, daß einst schnell, entkräftet, athemlos Es niederstürzt, und dann den Herrn im Sande läßt. Ich rechne noch immer darauf, daß Sie Sich gütigst bemühen werden, mir einen gewissen Herrn l'Evesque, von dem ich viel Gutes gehört habe, zum Professor der Philosophie zu verschaffen, den meine Akademie höchst nöthig braucht. Für Ihre Theilnahme an meiner Gesundheit danke ich Ihnen. In meinem Alter muß man immer einen Fuß im Steigbügel haben, damit man, wenn Rabelais Viertelstunde schlägt, zur Abreise bereit ist."
22. Dezember 1785
An diesem Tage hatte der König eine Unterredung mit Gleim (Nachmittags 2 Uhr). (Siehe Gleim' s Leben von Körte, Halberstadt, 1811, S. 219 und Verl. Monatsschnft 1786, 7. Bd. S.91).
30. Dezember 1785
Der Prinz Heinrich kommt zum König nach Potsdam (blieb bis den 2. Jan. 1786).
<342>In Potsdam waren an verschiedenen Tagen: die Generale von Prittwitz, von Möllendorf, von Wartenberg, der Französische Oberst du Chatelet, die Minister von Werder, von Schulenburg, der Ober-Stallmeister von Schwerin und der Prinz Friedrich von Braunschweig
Vorlesungen den 1sten und 2ten: Fortsetzung von Rollin manière etc. und Anfang des Buches Pensées diverses de Bayle sur un comet qui parut en france bis den 19ten, dann: Auszug aus Bayle's Lexicon bis den 31sten.
B.
10. Dezember 1785
Stirbt der General-Major George Ernst von Holzendorf, Chef der ganzen Feldartillerie, 72 Jahr alt.
26. Dezember 1785
Anfang des Carnevals. Ordnung: Sonntag: Cour bei der Königin; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper. Die beiden Opern waren: 1) Artemisia, 2) Orest und Pilades.
325-+ de la Veaux war Lehrer der Französischen Sprache in Berlin und hatte vor Kurzem vom König den Professortitel erhalten. Er gab eine periodische Schrift unter dem Titel: Maitre de langue ou critiques sur les livres francais heraus, in welcher er eingie Mitglieder der Akademie eben nicht glimpflich behandelt hatte, die sich nun beim König beschwerten.
330-+ Ueber diesen Bund, eine der letzten wichtigen Handlungen des großen Königs, geben folgende Schriften Nachrichten: 1) Erklärung der Ursache, welche Se. Königl. Maj. von Preußen bewogen haben etc., eine Association zu schließen. 2) Prüfung der Ursachen einer Association etc. 1785. 3) Beantw. der sogenannten Prüfung der Ursachen etc. 4) v. Gemmingen, Ueber die Preuß. Association etc. 1735. 5) C. G. Rössig, ueber Deutsches Staatsinteresse, Ländertausch und das Schutzbündniß Deutscher Fürsten (gegen Gemmingen's Schrift), Leipzig, 1786. 6) Bemerkungen, bei Gelegenheit des neuesten Fürstenbundes etc., Berlin, 1786. 7) Dohm, Ueber den Deutschen Fürstenbund, Berlin, 1785. 8) Darstellung des Fürstenbundes, 2te verbesserte Auflage, Leipzig, 1738 (ist von Johannes Müller). 9) Fischer, Abhandlung über die Baiersche Kurwürde etc., Berlin, 1785. 10) Ministerialäußerung des Preuß. Ministers Thulemeier bei den Generalstaaten, 1785. 11) Ueber die Gerüchte von bevorstehenden Staatsrevolutionen etc., 1785. 12) Merk's Baiern! Merk's Landschaft, v. Strobll, München, 1785. 13) Deutschlands Erwartungen vom Fürstenbunde, 1783.
331-+ Ueber des Königs kurzen Aufenthalt in Hirschberg theilen wir folgenden Auszug aus einem Briefe aus Hirschberg mit: "Die Reise des Königs ist das allgemeine Gespräch. Am 18. August reis'te er hier durch. Sie hätten das frohe Gewühl vieler Tausende, die aus der ganzen Gegend zusammen gekommen waren, sehen sollen. Schon etliche Stunden vor seiner Ankunft gings an, und man las auf allen Gesichtern, daß man etwas Großes mit Freuden erwarte. Die voran reitenden Couriere spannten diese Erwartung aufs höchste. Endlich kam Er, der Einzige, und aller Augen waren mit dem sprechendsten Ausdruck von Ehrfurcht und Liebe auf einen Punkt gerichtet. Da Er im Wagen saß, so können Sie Sich die mannigfaltigen Stellungen und Wendungen denken, die jeder machte, um sich die beste Richtung zu geben. Jeder vergaß sich und den drängenden Nachbar und dachte jetzt nur an Ihn. - Ich kann die Empfindungen nicht beschreiben, die sich meiner, und gewiß eines jeden, bemächtigten, als ich Ihn sah, den Greis - in der schwachen Hand den Hut, im großen Auge freundlichen Vaterblick auf die unzählige Menge, die seinen Wagen umgab und stromweise begleitete. Als er vorbei war und ich mich wieder umsah, glänzte hin und wieder eine Thräne im Auge; und das auch bei eifrigen Katholiken, die sonst immer in Verdacht sind (wohl mit Unrecht), als ob sie nicht gut Preußisch wären. Alle, die das Glück traf, Ihn zu sprechen, waren über die väterliche Milde des großen Königs außerordentlich gerührt. Als Er sich eine lange Zeit über verschiedene Gegenstände mit den Ihm aufwartenden Kaufleuten aus dem Gebirge unterhalten hatte, fragte Er sie zuletzt: ob jemand noch etwas zu sagen habe? Der Kaufmannsälteste Lachmann aus Greiffenberg trat vor, und sagte: die abgebrannten Bürger zu Greiffenberg statteten nochmals ihren unterthanigsten Dank für das Königliche Gnadengeschenk zum Wiederaufbau ihrer abgebrannten Häuser ab; zwar sei ihr Dank von keinem Gewicht, sie bäten aber täglich Gott, diese Königliche Huld zu belohnen. Der König war sichtlich gerührt und antwortete: "Sie haben nicht Ursach, sich deswegen bei mir zu bedanken, es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten Unterthanen wieder aufhelfe, dafür bin ich da." Worte, würdig eines Friedrich's. So spricht Er nicht nur, so handelt Er auch. Der ganze Tag war für die Stadt ein Festtag, und man sprach von nichts, als daß der König "so freundlich gewesen wäre, und auf die Menge so mit Wohlgefallen gesehen hätte." Als er wieder wegfuhr, war alles eine Stimme: Lange noch lebe unser Vater! und ein großer Strom begleitete Ihn. Abends wurde ein Feuerwerk veranstaltet, wobei die Worte brannten: Es lebe Friedlich der beste König!" Gewiß aus Aller Seelen genommen."
Anmerkung. In dem "Jahrbuch der Preuß.-Brandenb. Staatengeschichte," Berlin, 1796, Thl. VII. S. 284, 285, wird die obige Unterredung des Königs mit den Greiffenberger Kaufleuten ins Jahr 1784 gesetzt, und dabei gesagt, daß sie in Hirschberg Statt gehabt habe, als der König daselbst eben bei der Tafel gewesen, und so ist mit der unrichtigen Jahreszahl auch dieser wohl ebenfalls irrige Umstand aus jenem Jahrbuche, in welchem die Scene auch durch einen Kupferstich dargestellt ward, in einige Lebensbeschreibungen Friedrich's d. Gr. übergegangen. Gegen die Richtigkeit des Vorgangs, wie er im obigen Briefe, der im August 1785 geschrieben ist, erzählt worden, und wonach die Unterredung am Wagen des Königs Statt gefunden zu haben scheint, kann wohl kein Zweifel entstehen. Vergl. Schlesische Chronik 1839, S. 59. Unter den Greiffenberger Deputaten war auch der Kaufmann J. C. Prenzel.
334-+ Die Wohnungen dieser fremden Officiere waren ihnen folgendergestalt angewiesen: der Herzog von York mit Gefolge in dem neuen Schlosse, der Herzog von Sachsen-Weimar in dem alten Schlosse zu Groß-Tiez, die Englischen Officiere in Klein-Tiez, die Französischen in Bohrau, die Sächsischen in Bischkowitz.
336-+ Der Herzog und feine Gemalin waren am 6ten von ihrer Reise nach Italien nach Berlin zurück gekommen und sogleich nach Friedrichsfelde, dem Landsitz des Prinzen Ferdinand, gegangen.
337-+ Es existirt zwar ein Kupferstich nach einem Gemälde von Joseph Cunningham (der 1785 in Berlin war), welches Friedrich d. Gr. vorstellt, wie er von diesem Manövre zurück kehrt, umgeben von Preußischen und den fremden Generalen, die dabei zugegen gewesen waren, als: de la Fayette, Cornwallis etc. Dies ist allerdings, wie der Prof. Preuß in seinem Werke über Friedrich, Thl. 4, S. 242 sagt: mit den beglaubigten Nachrichten nicht in Einklang zu bringen, allein der Widerspruch verschwindet, wenn man weiß, wie jenes Gemälde entstanden ist. Cunningham verfertigte es nämlich vorgeblich in Auftrag einer Gesellschaft in England, welche die Portraits der vornehmsten Generale, besonders derjenigen, welche sich im siebenjährigen Kriege ausgezeichnet hatten, verlangt habe. Diese Bildnisse sollten in ein allgemeines Gemälde vereinigt, und dieses dann in England von einem berühmten Kupferstecher gestochen werden. Cunningham wählte dazu ganz willkührlich eine Scene von des Königs Rückkunft vom Manövre, und seine Hauptabsicht dabei war bloß, von den Personen, welche er für dieses Bild malte, auch Aufträge zu erhalten ihr Portrait noch besonders zu malen, und dafür dann von ihnen belohnt oder beschenkt zu werden. (S. Neue Berl. Monatsschrift 1809, II. S. 74,75). Uebrigens ist Chazot, dessen Portrait sich auch auf jenem Gemälde befindet, so viel wir haben ermitteln können, um diese Zeit gar nicht in Potsdam gewesen.