Fünfte Abtheilung: 1780-1786.
Gespräch Friedrich's II mit den Deputirten des Gebirgs-Handelsstandes zu Schmiedeberg am 17. Aug. 1781 401-+.
Der König. Nun, meine Herren, wie gehts mit der Handlung? Die Deputirten. Ihro Majestät, nicht zum Besten, wie bekannt.
D. K. Wo machen Sie jetzt die meisten Geschäfte hin?
D. D. Nach England und Italien.
D. K. Nach Spanien gehts jetzt wohl nicht?
D. D. Nicht gut, doch wird etwas dahin gethan, es ist aber mit vielen Schwierigkeiten verknüpft.
D. K. Die Retouren bleiben wohl außen, besonders aus Amerika?
D. D. O ja, zu 3, 4 Jahren.
Einer der Deputirten. Wir haben auch z. E. aus Lima seit 1774 noch Retouren zu kriegen.
D. K. Kann jetzt nicht anders sein. - Aber die Güter werden doch noch dahin expedirt? etc.
D. D. Ja, vermittelst Certificaten. etc.
D. K. Ich werde jetzt einen Minister nach Madrid schicken.
D. D. Wir erkennen Ihro Majestät Vorsorge mit unterthänigem Danke - aber - Cadix und Madrid sind 60 Meilen von einander, da wirds oft lange dauern, ehe etwas entschieden werden wird. etc. Wenn Ew. Maj. etwas beitragen könnten, daß wir bald Frieden bekämen.
D. K. Ja, Kinder, unter einem Jahre wird das noch nicht.
D. D. Das wäre nicht gut.
D. K. Da nun nach Italien so viel zu thun ist, wäre es nicht gut, wenn Sie einen hinschickten, in einen Hafen etwa, so eine Art von Commandite - die Ihre Affaires besorgte? etwa - man hat mir gesagt - in Viterbo. -
D. D. Nein, Ihro Maj., das haben wir nicht nöthig. Der Italienische Handel ist zwar sehr chicaneux, aber wir geben dem Italiener kein Stück Waare in die Hände, wenn wir nicht das Geld dafür haben - folglich liefern wir sie bis Triest, und deponiren sie so lange in sichere Hände, bis der Venetianische Freund, der die Gelder empfängt, dem Triester meldet, daß er die Güter dem Besteller nunmehr verabfolgen lassen könne.
D. K. Nu, Nu - es sind nur so Ideen, die ich habe - Sie müssen das freilich besser verstehen - ich komme zu Ihnen in die Schule. Thun auch unsere Nachbarn, die Böhmen, viel dahin?
D. D. O ja - viel!
D. K. Aber ihre Bleichen taugen nichts. etc.
D. D. O! sie haben jetzt sehr gute Bleichen und habens weit gebracht.
D. K. Sie schicken wohl schlecht Zeug fort und ihre Appretur taugt auch wohl nicht?
D. D. O nein, sie haben excellente Waare und gute Appretur.
<403>E. d. D. Ich konnte einen Brief aus Livorno produciren, worin man mir schreibt: "die fürtreffliche Bleiche und Appretur hätte den Absatz der Böhmischen Leinewande beschleunigt." etc.
D. K. Nu - Ihnen werden sie wohl doch nicht gleich kommen?
D.D. Wir müssen auf unserer Hut sein. Denn wenn wir jetzt den Italienischen und Englischen Handel nicht hätten -
E.d. D. Ja, Ihro Maj., der Engländer kommt mit dem Geldsack in der Hand, und giebt uns seine Commissionen, das ist der beste Handel, und wenn wir auch für unsere Rechnung dort auf 12 Monat Zeit verkaufen, so können wir alle Stunden unser Geld gegen eine billige Interesse haben. - Unsere Häuser sind meist von Englischem Gelde erbaut - -
D. K. Wo schicken Sie denn die gedruckte Waare hin - wie dort liegt? (Sie war von der hiesigen Brügger- und Schneiderschen Fabrik).
D. D. Nach Holland und St. Eustach ist etwas gegangen, aber jetzt nicht.
D. K. - Ja - da es die Engländer weggenommen haben.
D. D. - Nach Portugal hauptsächlich.
D. K. Nach Portugal? Wie viel schicken Sie wohl jährlich dahin?
D. D. Etwa 1000 Weben.
E. d. D. Büttner und Hoffmann haben vor zwei Jahren allein gegen 40000 Thlr. an Werth davon nach Lissabon geschickt. Ein Anderer. Ich bin doch der Erste gewesen, der dahin in diesem Artikel gethan hat, aber so viel habe ich nicht -
E. d. D. Ja, wir habens gethan, ich kanns beweisen.
D. K. So! Sie könnten auch nach dem Braunschweigschen - nach dem Mecklenburgschen schicken.
D. D. Würde wenig sein.
D. K. Nach dem Reiche - Augsburg -
D. D. O, Ihro Maj., da haben sie diese Fabrik selbst, und besser wie wir.
D. K. Nach England -
D. D. O, gar nicht, denn - -
<404>D. K. Ja, recht, da machen sie das Ding selbst. - Sie haben ja auch die bunten Leimten hier, rothgestreifte - oder - so wie in Sachsen viel gemacht werden.
D. D. Ja, Ihro Maj. - besonders werden in Greifenberg jetzt viel davon gemacht; es ist unter andern ein gewisser Zimmer daselbst, der sich viel Mühe damit giebt. Der Mann verdient Unterstützung.
D. K. Zu was werden diese Leimten gebraucht, und wo schicken Sie sie hin?
D. D. Für die Matrosen - und gehen nach Holland - Spanien etc.
D. K. O, für die Matrosen sind die zu gut, da sind die ordinairen -
E. d. D. Ja, Ihro Maj., für die Matrosen werden hauptsächlich nur die sogenannten Buchleimten gebraucht, ich habe selbst eine Fabrik davon.
D. K. Wo ist Er?
D. D. In Landshut.
D. K. In Greifenberg werden ja auch feine Leimten gemacht?
E. d. D. Ja, bis 100 Thlr., Ihro Maj.
D. K. Bis 100 Thlr.?
D. D. Ja.
D. K. Schicke Er mir 2 Stücke davon - (Verbeugung) - - Etwa für 27 Dukaten - ja für 27 Dukaten.
D. D. (Verbeugung).
D. K. Es ist ja auch sonst noch eine Fabrik hier - mit Damastwaare.
D. D. Ja.
E. d. D. Wir haben sie in Greifenberg auch - etwa seit 4 Jahren -
D. K. Wie hoch mag wohl ein Tischzeug kommen, wie die Serviette hier? (War die, welche Se. Maj. vor sich hatten).
E. d. D. Circa 24-23 Thlr. ein Tischtuch mit 12 Servietten.
D. K. Was bedeutet das hier? (Waren roth hinein genähte Buchstaben).
<405>D. D. Es ist der Name der Wirthin.
D. K. Wie viel sind Kaufleute hier?
D. D. Sechs und zwanzig.
D. K. Nicht mehr?
D. D. Nein, - Exportanten, die was bedeuten.
D. K. In den Gebirgsstädten überhaupt aber sind ihrer 1200, das weiß ich -
D. D. Ihro Maj., das ist wohl zu viel.
D. K. Nein, nein, 1200 - in den Städten zusammen.
E. d. D. Ja, wenn man alle rechnet, groß und klein, die etwa auf die Messen ziehen - da kommt aber auch manchmal ein Lakai oder Kutscher, fängt an zu handeln, und verdirbt den Kram.
D. K. O, die laufen auch bald wieder davon. Die Frankfurter Messe ist nicht sonderlich gewesen, aber die Leipziger noch schlechter.
D. D. Ja, die Leipziger ist schlecht gewesen.
E. d. D. Auf der Frankfurter Messe würde noch mehr zu thun sein, wenn - - solche weniger erschwert wäre.
D. K. Erschwert?
D. D. Ja - die Abgaben sind gleichwohl groß - -
D. K. O, nein - meine Unterthanen geben wenig - die Fremden müssen das geben - - (unwillig). Haben Sie auch Steinkohlen hier?
D. D. Nein wir bekommen sie von Gottesberg und Waldenburg - -
D. K. Sie bedienen sich solcher doch auch zum Bleichen und andern - -
Die Waldenburger Deputaten. Ja, und sie werden auch nunmehr besser zu transportiren sein, wenn durch Ihro Maj. gnädige Vorsorge die Wege vollends durchgängig werden verbessert sein.
D. K. Ich werde Ihren Befehl respectiren - ich bin darum da - (lächelnd).
D. D. (Tiefe Verbeugung).
D. K. Mit den gedruckten Waaren können Sie auch kleine Ver<406>suche nach Polen, hauptsächlich nach Warschau, machen, kleine Versuche - etwa 30000 bis 40000 Thlr.
D. D. O, Ihro Maj., das würden schon große sein, denn wer hier 30000 bis 40000 Thlr. besitzt, der gehört unter die Reichen.
D. K. O nein, nein - ich weiß wohl, daß es hier Millionairs giebt.
D. D. Nein, Ihro Maj.
D. K. Auch könnten Versuche nach Frankfurt a. M. oder nach der Schweiz gemacht werden.
D. D. Nein, da haben sie es besser und näher. - Unsere Fabrikanten sind selbst Schweizer.
D. K. Nun - wie gesagt, es sind nur Ideen - das müssen Sie besser verstehen. Wie viel waren denn der Oestreicher, die im letzten Kriege hierher kamen?
D. D. Etwa 40 oder 50.
D. K. Nahmen sie Leinwand von den Bleichen?
D. D. Etwa 80 Schock.
D. K. Wem gehörten sie?
D. D. Meist dem Kaufmann Hasenclever.
D. K. Ja, ich kenne ihn - er ist in Spanien gewesen.
D. D. Ja, Ihro Maj.
D. K. Wird hier auch viel Lein gesäet?
E. d. D. Um Petronelle.
D. K. Den kenne ich nicht.
(Hier wurde es unruhig, und ich verhörte manches).
D. K. (zum Kaufmann Hoffmann). Handelt Er auch mit Leinwand?
H. Ja!
D. K. Wo ist Er her?
H. Von Liegnitz.
D. K. Ist Er lange hier?
H. 8 Jahre.
D. K. Da ist Er wohl ein Anfänger?
H. Ach nein - ich habe wohl schon lange gehandelt, bin aber erst 8 Jahre hier - ich habs schlecht getroffen.
<407>D. K. Geduld! (Zum Kaufmann Schneider). Ist Er auf der Schneekoppe gewesen?
S. Vier Mal, Ihro Maj.
D. K. Da hat Er sich wohl die Wege wegen des Contreband-Handels bekannt gemacht?
S. O nein!
D. K. Wenn von dem Contrebandhandel die Rede ist, da muß man dem Kaufmann nur ein Ohr lehnen (die Hand vorhaltend); ich sags nur zu Ihm.
S. Ihro Maj., wir sind nicht dreist genug zum Contrebandhandel.
D. K. Ich habe etwa vor 13 Jahren einen guten Mann von hier gekannt, der die Handlung verstand - wer war doch der?
S. Ihro Maj. meinen vermuthlich Stengel.
D. K. Ja, das war ein ercellenter Mann - er war in Spanien gewesen -
S. Ja!
D. K. Hat er keinen Sohn verlassen?
S. Nein, Ihro Maj., nur seine Wittwe, der dieses Haus gehört.
D. K. So! also bin ich in seinem Hause? Das Hab' ich nicht gewußt - hm, hm - also bin ich in seinem Hause. Wie kams, daß er so geschwind starb?
S. Er kam kränklich aus Spanien nach Hause. Das Klima hatte ihm nicht gedient.
D. K. Er war aber bei mir in Potsdam, da war er gesund.
E. d. D. Er war schon in Cadix krank.
D. K. Woher weiß Er das?
E. d. D. Ich war eben damals in Cadix.
D. K. Es war Schade um ihn.
E. d. D. Ihro Maj., einen Schwiegersohn hat er hinterlassen, der ist hier.
D. K. (sich gegen den Kaufmann Hoffmann wendend). Es war Schade, daß er nicht länger gelebt hat - es war ein excellenter Mann. - Ahm' Er ihm nach!
<408>(Hoffmann aus Hirschberg trat vor und machte eine Verbeugung).
D. K. Nun, machen Sie nur Ihre Affaires so gut Sie können.
D. D. Es ist eine Gnade Gottes, Ihro Majestät, daß der Haupt-Fabrikant unsers Gewerbes, wir meinen den armen Spinner, bei den schlechten Conjuncturen, noch so durchgekommen ist, denn das Garn hat immer noch Geld genug gegolten - -
D. K. Gut!
D. D. Wenn nur Friede wäre.
D. K. Ja, unter einem Jahre nicht.
S. 312. Den 9. September 1784. Unterredung des Königs im Garten des Gesundbrunnens bei Berlin mit dem Eigenthümer desselben.
Der König. Wem gehört dies Werk jetzt?
Der Eigenthümer. Den Erben des verstorbenen Doctors Behm.
D. K. Wer sind die?
E. Der N. N. und etc.
D. K. Warum nimmt das nicht Einer?
E. Es ist noch Eins und das Andere in Nichtigkeit zu bringen gewesen, aber nächstens soll zu dem Verkauf geschritten werden, um aus der Communion zu kommen.
D. K. Das ist auch besser. Was ist das für Kraut?
E. Von jungen, etwas spät gesäeten Mohrrüben.
D. K. Und das ist Kohl?
E. Ja, Ihro Maj.; man nennt ihn grünen oder auch braunen Kohl.
D. K. Wozu braucht Ihr ihn?
E. Er wird im Winter zum Theil nach der Stadt verkauft, zum Theil aber dem Viehe gegeben.
D. K. Was habt Ihr für Vieh?
E. Kühe.
D. K. Wo habt Ihr die?
E. Drüben auf der Meierei.
D. K. Dazu habt Ihr ja kein Futter.
<409>E. Wir haben Wiesen.
D. K. Hier Wiesen? (Mit dem Stock im Sande scharrend).
E. Sie liegen an der Panke.
D. K. Wo ist die Panke?
E. Dort, in der Niederung.
D. K. Die können nichts taugen, da ist keine Überschwemmung.
E. Wir lassen Asche vom Seifensieder aus der Stadt darauf fahren, die frißt das Moos weg und verursacht, daß Klee wächst.
D. K. Da habt Ihr Recht. Wo habt Ihr das gelernt?
E. Von meinem Vater.
D. K. Wer war Euer Vater?
E. Ein Prediger auf dem Lande in Pommern.
D. K. In welcher Gegend?
E. Unweit Bahn.
D. K. Wie heißt der Ort?
E. Lindow.
D. K. Wem gehört er?
E. Einem gewissen von Steinäcker, dessen Sohn jetzt Landrath im Greifenhagenschen Kreise ist.
D. K. Also seid Ihr kein Berliner?
E. Nein, Ihro Maj.
D. K. Habt Ihr viel Brunnengäste gehabt?
E. Nein, Ihro Maj., kaum ein Drittel gegen sonst.
D. K. Warum das?
E. Es war Anfangs des Sommers immer kühle Witterung.
D. K. Wann baden die Leute? Im Juli, August und September?
E. Nein, Ihro Maj., im Juni, Juli und August.
D. K. Warum nicht im September?
E. Es pflegt dann schon kühle Abende zu geben, wo man sich leicht erkälten kann.
D. K. Warum nicht gar! es ist ja das schönste Wetter. (Es war gerade ein warmer Tag). - Sind Merian und Sack hier gewesen?
E. Nein Ihro Maj. Merian hat sich ab und zu in Panko<410> aufgehalten. Sack aber ist schon zu alt, und die Füße wollen nicht mehr fort; seine Seelenkräfte sind aber noch die nämlichen.
D. K. Wie alt ist er?
E. 81 Jahr.
D. K. Nun, man kann auch nicht ewig leben. Wer besorgt Euch dies hier?
E. Ein Meier muß das Vieh füttern und den Acker bestellen, ein Inspektor aber das Uebrige besorgen.
D. K. Kann der davon leben?
E. Er ist Traiteur mit dabei, kann auch barbieren und Aderlassen.
D. K. (lachend). So, so. Wozu ist das Brunnenwasser nütz?
E. Insonderheit für die Gicht.
D. K. Wovon wißt Ihr das?
E. Es sind Beispiele davon vorhanden.
D. K. Welche?
E. Es war nur noch im vorigen Sommer eine Frau hier, die so mit der Gicht behaftet war, daß sie ihre Hände nicht brauchen konnte, nach Verlauf einiger Wochen aber besser wurde.
D. K. Was war das für eine Frau? Eine gemeine Frau?
E. Ja, in gewissem Betracht wohl, denn sie ist nur eine Bürgerfrau aus der Stadt, sie ist aber reich.
D. K. Ich hätte mir diesen Garten größer vorgestellt.
E. Er ist auch nicht klein. Wenn Ew. Maj. die Gnade haben, und diesen Gang etwas weiter hinauf gehen wollten; so würden Sie ihn besser übersehen können. (Der König ging weiter vorwärts und fragte am Ende):
D. K. Was ist das für eine Hecke?
E. Eine Buchenhecke.
D. K. Die sieht gut aus.
G. Sie hat doppelten Nutzen, denn sie sieht nicht allein gut aus, sondern sie macht auch hier den Zaun, weils an der Straße ist.
D. K. Da habt Ihr Recht! Was habt Ihr für Bäume im Garten?
E. Mehrentheils Kirschen und Pflaumen; die Aepfel- und Birn<411>bäume wollen nicht recht fort. Ich vermuthe, der Boden ist zu schwach, denn sie sterben hernach am Brand.
D. K. Was habt Ihr für Kirschen?
E. Vielerlei Sorten, die nach und nach reif werden, so daß man sechs Wochen lang immer welche hat. Es sind viele gute Sorten dabei. Selbst Ihro Majestät die Konigin haben einige Mal davon holen lassen.
D. K. Was ist das für Zeug?
E. Erbsstroh; man hat die grünen Erbsen zum Kochen und die reifen zur Saat bereits abgenommen. Das Stroh aber wird dem Vieh gegeben.
D. K. Was sind das für Häuser hier herum?
E. Die gehören alle zum Brunnen, nur die Papiermühle 411-+ nicht.
D. K. Aber die in der Entfernung?
E. Das sind Kolonistenhäuser, welche Ew. Maj. vor zwei Jahren haben bauen lassen, und es sind Gärtner darin angesetzt.
D. K. Ja, das weiß ich.
E. Es sind aber zu der Zeit bei Lichtenberg und Friedrichsfelde noch mehr erbaut worden.
D. K. Auch dessen erinnere ich mich. Aber woher wißt Ihr das?
E. Ich habe mich genau darnach erkundigt, um auf den gegenwärtigen Fall vorbereitet zu sein.
D. K. Wo ist Euer Haus?
E. Ich habe keins, sondern wohne in der Stadt.
D. K. Wovon lebt Ihr?
E. Ich habe die Ehre, Ew. Maj. zu dienen.
D. K. Also kommt Ihr nur selten heraus, wenn Ihr Zeit habt?
E. Ja, Ihro Maj., die Woche ein Mal.
D. K. Da (auf den Seitenflügel deutend) wohnen wohl die Brunnengäste?
E. Ja, Ihro Maj.
<412>D. K. Und hier ist vermuthlich die Küche?
E. Ja, Ihro Maj.
D. K. Gott behüt' Euch.
S. 346. Den 17. Febr. 1786 412-+. Kabinetsordre des Königs an den General-Director der Seehandlungs-Compagnie:
"Se. König!. Maj. etc. haben der Direction der Seehandlungs-Compagnie bereits schon einmal zu erkennen geben lassen, wie das beste Mittel sei, um wohlfeilen Caffé zu kriegen, daß man mit einem oder dem andern sichern Französischen Kaufmann auf die ganze Quantität gleich accordirt, die man das Jahr über gebrauchet, und zu dem man dann sagt: sehet, dieses große Quantum Caffé kaufen wir Euch das Jahr ab, darauf könnt Ihr gewiß Rechnung machen, aber Ihr müsset uns auch dagegen den Caffé um so viel wohlfeier verkaufen, wo Ihr das nicht thun wollet, so nehmen wir unsern sämmtlichen Caffé, so viel wir dessen nöthig haben, von einem andern Kaufmann, der uns billigere Preise macht. Auf diese Weise wird man die Absicht, um den Caffé wohlfeiler zu bekommen, am ersten erreichen. Die General-Direction hat sich also hiernach zu achten, und auf diese Art bei dem Caffé-Einkauf zu Werke zu gehen, und sich im Uebrigen auch alle menschmögliche Mühe zu geben, und zu suchen, den Caffé so wohlfeil, als es nur irgend thunlich ist, zu erhandeln.
Potsdam, den 17. Febr. 1786. Friedrich."
<413>Den 19. Febr. 1786. An den Minister von Schulenburg (Chef der Seehandlung):
"Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Schulenburg. Ich habe Euern Bericht vom 18ten dieses in Ansehung der Mittel, welche die Seehandlungs-Compagnie sich zu bedienen (meint), um den Caffé um einen wohlfeilen Preis zum Einkauf zu bekommen, erhalten, und ist das auch so weit ganz gut, was Ihr deshalben anführt. Aber Meine Meinung geht eigentlich dahin, daß bei einer so starken Lieferung, welche nicht durch einen Menschen praestiret werden kann, man solche theilen und den Accord mit verschiedenen Leuten, und zwar mit einem jeden auf eine gewisse Quantitaet machen muß. Ich will nämlich rechnen, daß wir des Jahres vor 300/M.. Thaler Caffé gebrauchen; das theilt man in sechs Theile, das thut vor jeden Theil 50/M. Thaler. Man macht also mit sechs Menschen den Contract dergestalt: wir nehmen Euch jährlich, nämlich von einem jeden für 50/M. Thaler Caffé ab, darauf könnt Ihr von Jahr zu Jahr sichere Rechnung machen. Dagegen aber verlangen wir auch von Euch, daß Ihr uns den Caffé um einen wohlfeilen und modiquen Preis liefert, welcher dann im voraus festgesetzet werden kann. Und wenn auch gleich der eine Kaufmann zu einem solchen Accord sich nicht verstehen will, so wird sich dennoch bald ein anderer dazu willig finden lassen. Denn jährlich ein sicheres Debit von 50/M. Thaler vor Caffé allein an einem Ort zu wissen, das macht bei einem Kaufmann schon ein Object aus, wozu sich schon Leute finden werden. Ich glaube daher gewiß, auf diese Weise werden wir den Endzweck, umb den Caffé wohlfeiler zu bekommen, am besten erreichen, und fängt man das mit hinlänglicher Ueberlegung an, und gehet bei der Sache vernünftig und ordentlich zu Werke, so bin Ich versichert, daß das auf die Weise recht gut von statten gehen werde. Welches alles Ich Euch demnach hierdurch zu erkennen geben wollen, als Euer wohlaffectionirter König.
Potsdam, den 19. Febr. 1786. Friedrich."
S. 350. Den 4. Mai 1786. An den Geh.-Rath von Taubenheim 413-+:
"Ich danke dem Geh.-Rath von Taubenheim für seine gute Gesinnung und ökonomischen Rath, Ich finde aber solchen um so<414> weniger acceptable, da die armen Leute jener Klasse ohnehin so kümmerlich leben müssen, da Lebensmittel und alles jetzo so theuer ist, und sie eher eine Verbesserung als Abzug haben müssen.
Indessen will Ich doch Seinen Plan und die darin enthaltene gute Gesinnung annehmen, und jenen Vorschlag an Ihm selbst zur Ausübung bringen, und Ihm jährlich 1000 Thlr. mit dem Vorbehalt vom Tractament abziehen, daß Er sich übers Jahr wieder melden und Mir berichten kann, ob dieser Etat und Abzug Seiner eigenen häuslichen Einrichtung vortheilhaft oder schädlich sey. Im ersten Fall will Ich Ihm von Seinem so großen als unverdienten Tractament von 4000 Thlr. auf die Hälfte herunter setzen, und bei dieser Seiner Beruhigung Seine ökonomische und patriotische Gesinnnng loben, und auch bei Andern, die sich dieserhalb melden werden, diese Verfügung in Application bringen.
Friedrich."
S. 353. Den 14. Juni 1786. Der König an den Geh.-Finanzrath Magusch (Präsident der General-Tabacks-Administration):
"Rath, Besonders Lieber Getreuer. Aus den Anweisungen, die Ich Euch heute mündlich gegeben habe, müsset Ihr Meine Meinung und Ansichten in Ansehung des Betriebes und Nutzens, den Ich von den Geschäften der General-Tabacks-Administration erwarte, zwar zulänglich bereits vernommen haben, indessen habe Ich Euch hierdurch wiederholentlich aufgeben wollen, denselben gehörig nachzukommen. Zu dem Ende ist es nothwendig, daß Ihr in allen Stücken die Aufsicht und Thätigkeit vermehret, und Eurer zunehmenden Jahre ungeacht erneuert. Der Debit hängt, wie Ihr wisset, von der Beschaffenheit der Waare und von dem Beifall ab, den sie bei dem publico findet, Ihr müsset daher mit Sorgfalt dahin sehen und ernstlich darüber halten, daß sich die Fabricanten befleißigen müssen, nicht nur gute Waare zu machen, sondern sich auch in Absicht der Sorten und der Zubereitungsarten nach dem Geschmack des publici zu richten, und denselben sowohl in Ansehung des Schnupftabacks als des Rauchtabacks zu befriedigen sich Mühe geben. Wenn die Fabricanten in bessere Aufsicht genommen und darüber nicht mit unstatthafter Nachsicht behandelt werden, so wird die (General-Administration um so besser reussiren, wenn sie sich zugleich pfiichtmäßig um die Beschaffenheit guter Blätter und deren gehörige Behandlung und asservation bekümmert, und es nicht zu beschwerlich hält, selbst die Magazine in gehörige Aufsicht zu nehmen. Ihr müßt demnächst dafür sorgen, daß die einländischen Tabacke, sowohl durch An<415>schaffung besseren Samens, als durch immer zunehmende cultur verbessert werden. Obgleich der Virginische Taback jetzt wohlfeiler ist, so ist es doch ein großer Artikel, wenn wir schon jetzt statt dessen zum Theil Landtaback mit verbrauchen können. Wenn Ihr die gehörige Sorgfalt und activitaet dabei anwendet, so werdet Ihr es hoffentlich in diesem Jahre dahin bringen, daß sich die revenues von Taback bis auf 1400/M. Thaler vermehren, und solches erwarte Ich um so mehr, da Mir daran gelegen ist, daß Ich von Meinen aufgewendeten Kosten auch wieder Nutzen ziehe. Um deswillen muß es auch Euch nicht gleichgültig sein, ob 10/M. Thaler mehr oder weniger einkommen, und ob sich der Debit verstärke oder vermindere. Um auch die General-Administration aufs reine zu bringen, habe Ich derselben letztige Schulden zu bezahlen resolvirt, und die Einhundert ein und fünfzig Tausend acht Hundert fünf und neunzig Thaler, die sie der Seehandlungs-Socoietaet schuldig geworden, im August oder September dieses Jahres noch zu berichtigen und die übrigen 82/M. Thaler künftiges Jahr abzuführen. Wenn hiernächst gleich die (General-Tabacks-Administration mit der Negotiation in Schweden nicht unmittelbar melirt ist, sondern der Verkauf der Tabacksblätter durch die Seehandlungs-Compagnie besorgt wird, so muß doch erwähnte Compagnie die Blätter, welche sie in Schweden debitirt, von der administration nehmen, und diese durch die Preise gegen den Ein- und Verkauf gewinnen. Ich hoffe, daß dieser Gewinn schon im bevorstehenden Etats-Jahre sich auf fünfzig Tausend Thaler belaufen werde, und rechne darauf, daß Ich solche von dem Handel nach Schweden erhalten werde. Ich wiederhole Euch Meine Erinnerung, in allen vorkommenden Fällen mit gehöriger activitaet zu Werke zu gehen, und Euch der sorgfältigsten Aufsicht zu befleißigen. Die Mir Eurer mündlichen Anzeige zufolge zukommenden Gelder aber werdet Ihr zur gehörigen Zeit an den Kriegsrath und Hofstaats-Rentmeister Buchholtz abliefern. Ich bin übrigens Euer gnädiger König.
Potsdam, den 14. Juni 1786. Friedrich."
Den 15. Juni 1786. Kabinetsschreiben des Königs an die General-Tabacks-Administration:
"Se. Königl. Maj. etc. lassen der Generall-Tabacks-Administration, in Verfolg der dem Geheimen-Finanz-Rath Magusch unter gestrigem datum gegebenen Anweisungen, wiederholentlich hierdurch bekannt machen, daß sich Höchstdero Erwartung gemäß, die Revenues vom Taback fürs nächste Jahr ungezweifelt auf eine<416> Million und vier Mal hundert Tausend Thaler belaufen müssen. Da dieser Gewinn aber bei einem schläfrigen und sorglosen Betrieb der Geschäfte nicht zu erhalten stehet, so wird die General-Tabacks-Administration hierdurch aufs ernstlichste erinnert, die Sache mit mehrerem und größten Ernst anzugreifen, und dieselbe nicht als ein Nebenwerk anzusehen.
Potsdam, den 13. Juni 1786. Friedrich."
S. 361. Den 12. Aug. 1786. Es hat sich aus den letzten Lebenstagen des Königs noch ein Blatt mit einer Notiz von seiner eigenen Hand erhalten (welche er zur Expedirung für die Kabinetsräthe aufgesetzt hatte), folgendes Inhalts:
"An Korkwitz und Dohmhard:
1tens Vor ein Jahr habe ich befohlen zu probiren Leinsamen zu ziehen, und solchen in Schlesien probiren zu lassen, das haden die ... vergessen.
2tens an Domhard. Berlin braucht noch 4000 Centner Butter, deswegen muß er sehen, wie viel Brücher von den Polnischen Adlichen können urbar gemacht und gekauft werden. Friedrich."
Hierunter befand sich von einer andern Hand die Notiz: "expedirt den 12. August 1786."
Die hiernach ausgefertigte Kabinetsordre scheint der verstorbene Major von Seidl in Liegnitz in Händen gehabt zu haben, denn in seiner Schrift: Beleuchtung manches Tadels etc., S. 128, hat er etwas daraus angeführt.
Um dieselbe Zeit erwartete der König mit großer Ungeduld die 300 Spanischen Widder und Schafe, welche er zur Verbesserung der inländischen Schafzucht in Spanien hatte kaufen lassen. Da sie nun durch Potsdam gehen sollten, so befahl der König noch ein paar Tage vor seinem Tode, einige davon - wie er sich ausdrückte - "nach Sanssouci zum Besuch kommen zu lassen."
(Herzberg, Huit Dissertations etc. p. 278. Vergl. Rödenbeck's Beiträge etc. II. 362-365).
Gedruckt bei E. Haase in Rathenow.
401-+ Da dieses bereits oben S. 265 erwähnte interessante Gespräch inzwischen vollständig bekannt geworden ist (s. Schlesische Chronik), wie es damals von einer dabei gegenwärtig gewesenen Person aufgezeichnet worden war, so nehmen wir es hier nachträglich auf, zum Beweis, wie sehr der König mit Allem, was den Handel und die Gewerbe betraf, selbst bis ins kleinste Detail, bekannt war, wie eifrig er es sich angelegen sein ließ, sich immer mehr zu unterrichten, und mit welcher väterlichen Sorgfalt er für das immer bessere Aufblühen derselben bemüht war.
411-+ Die Papiermühle ist bekanntlich seitdem ganz eingegangen, die Gebäude sind theils verfallen, theils abgetragen worden.
412-+ Diese und die folgende Königl. Kabinetsordre an die General-Direction der Seehandlung, welche den Einkauf des bei der Königl. Kaffeebrennerei-Anstalt erfoderlichen rohen Kaffees übernommen hatte, so wie zwei andere, im Juni, an die General-Tabacks-Administration 412-++ erlassene, führen wir hier (aus einer großen Anzahl anderer ähnlichen Inhalts) nur an, um zu zeigen, wie groß und ungeschwächt die Regierungsthätigkeit des Königs, selbst in Betreff untergeordneter Gegenstände, noch in den letzten Monaten seines Lebens und seiner 46jährigen Regierung, und während einer schmerzhaften Krankheit gewesen ist.
413-+ Der Geh.-Rath von Taubenheim hatte dem König vorgeschlagen, die Gehalte mehrerer Unterbeamten bei der General-Tabacks-Administration herabzusetzen.
412-++ Ob damals, wo dergleichen Anstalten in England und in Frankreich ebenfalls bestanden und jetzt noch bestehen, ihre Einführung im Preuß. Staat gut und staatsklug war oder nicht, darauf kann es hier nicht ankommen; jedenfalls beweist des Königs Benehmen dabei sein ernstes rastloses Streben für das Wohl seines Volks (s. Rödenbeck's Beiträge etc., Thl. 3), und seine heutigen Tadler sollten nicht vergessen?
"Il faut juger les actions et le écrits d'après leur date." de Staël, Memoires et consideratios etc. Pars I. ch. 2).