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Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen
Regentenleben,
(1740 - 1786.)
mit historischen und biographischen Anmerkungen zur richtigen Kenntniß seines Lebens und Wirkens in allen Beziehungen;
Von
Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck,
ordentlichem Mitgliede des Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin, und der Oberlausitzischen Gesellschaft für Wissenschaften zu Görlitz,des Thüringisch-Sächsischen Vereins zur Erforschung vaterländischer Alterthümer zu Halle, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau und des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel correspondirendem Mitgliede.
Dritter Band.
Enthaltend die Jahre 1770 bis 1786.
Berlin, 1842.
Verlag der Plahn'schen Buchhandlung.
(Louis Nitze.)

<1>

Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Vierte Abtheilung,
enthaltend
die Jahre 1770 - 1779.

<2><3>

Januar 1770.

A.

Januar 1770

Der König in Berlin.

2. Januar 1770

Speist bei der Königin, desgl. den 7ten, 14ten und 21sten.

4. Januar 1770

Der König an Voltaire :

- etc. - "Jeder wird mit einem gewissen Talent geboren. Sie haben Alles von der Natur bekommen, aber diese gute Mutter ist nicht gegen jedermann eben so freigebig gewesen. Sie schreiben Ihre Werke für den Ruhm, ich zu meinem Zeitvertreibe. Es glückt uns Beiden, obgleich auf eine ganz verschiedene Art. Denn so lange die Sonne die Welt erleuchtet, so lange sich nur ein Anstrich von Wissenschaft, ein Funken von Geschmack erhält etc., so lange werden Ihre Werke dauern, und Ihr Name wird die weite Reihe von Jahrhunderten erfüllen, die zur Ewigkeit führt. Von den meinigen wird man sagen : "es ist viel, daß dieser König doch nicht ganz und gar ein Schwachkopf gewesen ist; das ist noch ganz erträglich; wenn er als Privatmann geboren worden wäre, so hätte er wenigstens mit Korrigiren in irgend einer Buchdruckerei sein Brodt verdienen können." Dann wirft man das Buch hin, dann macht man Papilloten daraus, und dann ist nicht mehr die Rede davon. etc. - Ich schicke Ihnen einen Aufsatz, den ich für die Akademie bestimmt habe 3-+. Der Gegenstand ist wichtig, die Materie<4> philosophisch, und ich schmeichle mir, Sie werden mit mir über das Princip einverstanden sein, das ich nach meinen besten Kräften darin zu entwickeln suche. etc." Der König läßt wieder mehrere Tausend Thaler für die Armen auszahlen.

4. Januar 1770

Der König an d'Alembert :

"Der Norden, mein Herr Protagoras, ist jetzt ruhiger, als Sie glauben; im Osten aber, da herrschen Unruhe, Krieg und Verwirrung. Wir sogenannten Greise von Europa sind zu unbehülflich, um Händel anzufangen, wie eine gewisse südliche Nation thut, welche man die Welschen 4-+ nennt. Diese muntere Nation steckt ihr Näschen überall hin, oft auch da, wo sie nichts zu suchen hat, und verbreitet die Unruhe, welche sie selbst innerlich verzehrt, von einem Pol der Erdkugel zum andern 4-+. Sie glaubt wahrscheinlich, durch das Mittheilen den ihr zugefallenen Antheil zu vermindern und künftig nicht mehr so viel eigene Unruhe zu haben, allein man sagt, das Alles sei nur verlorne Mühe, und um sie ruhiger zu machen (vernünftiger erkühne ich mich nicht zu sagen), müsse man den Teufel, der sie besitzt, durch Exorcismus austreiben. etc." - Der König überschickt ihm zugleich seine Abhandlung über die Selbstliebe, und erbittet sich sein Urtheil.

6. Januar 1770

Der König speist mit dem General von Lentulus bei der Prinzessin Amalie.

11. Januar 1770

Die Abhandlung des Königs: "Ueber die Selbstliebe," wird in der Akademie vorgelesen. Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich. Große Mit<5>tagstafel bei der Königin wo auch der König gegenwärtig ist. Der Prinz erhält vom Könige eine Tabatiere von hohem Werth zum Geschenk.

23. Januar 1770

In Begleitung des Generals von Lentulus besieht der König das Zeughaus.

24. Januar 1770

Feier des Geburtstags des Königs, welcher mit der Königin und dem übrigen Königlichen Hause das Mittagsmahl bei em Prinzen Heinrich einnimmt, und dann mit dem General von Lentulus nach Potsdam geht.

Um diese Zeit schrieb der König das eben so merkwürdige als bittere Gedicht über die Regenten seiner Zeit, darin er auch sich selbst erwähnt. Es hat die Überschrift "Codicill" und steht in den H. W. VII. 178.

Februar.

A.

Februar 1770

Der König in Potsdam.

5. Februar 1770

Der König an den Minister von Münchhausen :

"Ohngeachtet Ich Euch bereits vor geraumer Zeit zu erkennen gegeben, wie wenig Ich den dermaligen Abt zu Klosterbergen bei Magdeburg geschickt halte, diesen dem Lande so ersprießlichen Anstalten mit Nutzen vorzustehen, und denselben ihr ehemaliges Lustre wieder zu geben, und wie nöthig es demnach sei, die Direction derselben einem andern dazu besser aufgelegten, und in Schulsachen berühmten Mann anzuvertrauen; so habe Ich doch bis diese Stunde von Euch weder einen Bericht noch sonstige Anzeige erhalten, ob und was für Maßregeln Ihr genommen habt oder zu nehmen gedenkt, um Meinen landesväterlichen Absichten hierunter ein Genüge zu leisten. Vielmehr muß Ich annehmen, daß gedachte Anstalten immer mehr sich verschlimmern, und wohl gar unter der Aussicht des jetzigen Abtes gänzlich zu Grunde gehen dürften. Wenn Ich aber demselben hierunter durchaus keine weitere Nachsicht gestattet<6> wissen will, er auch überhaupt zur Direktion dieser Anstalten keine Fähigkeit hat, als befehle Ich Euch hiermit nochmals und wiederholentlich, ohne den geringsten ferneren Anstand darauf bedacht zu sein, damit ein anderer berühmter, und mit den zu dergleichen Anstalten erforderlichen Fähigkeiten und Eigenschaften begabter, von allem pedantischen Wesen entfernter Mann an seine Stelle berufen, er aber mit einer convenablen Pfarre, wozu er sich vielleicht besser schicken wird, versorgt werden möge. Ihr habt Euch deshalb sofort alle mögliche Mühe zu geben. etc."

Der König beschenkt die Gemalin des Prinzen Heinrich an ihrem Geburtstage (den 23sten) mit einer Tabatiere und einem Ringe von hohem Werth.

Der Fürst von Anhalt-Dessau erhält vom König einen Phaeton und einen Zug Pferde mit prächtigem Geschirr.

30. Februar 1770

Der General von Krockow aus Schlesien zum König nach Potsdam.

B.

5. Februar 1770

Octroi der Getreide-Handels-Compagnie.

8. Februar 1770

Octroi der Berliner Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.

8. Februar 1770

Edict, daß alle Verträge, deren Gegenstand über 50 Thaler beträgt, schriftlich sein sollen.

März.

A.

März 1770

Der König in Potsdam.

16. März 1770

Der König an den Prediger Steinbart 6-+

<7>

"Ihre Schrift und den dabei befindlich gewesenen Brief habe ich erhalten. Ich sehe mit Vergnügen, daß Sie mit mir gemeinschaftliche Sache machen, und die Rechte und Vorzüge der Tugend stark und deutlich vertheidigen. Als ich die Selbstliebe zu einen, Grundsatz der Moral annahm, wollte ich die andern gar nicht verwerfen. Ich weiß nur zu gut, daß man nie Stützen und Bewegungsgründe genug haben kann, um die Moral aufrecht zu erhalten, und die Menschen zur Ausübung derselben anzutreiben, und daß ein Principium, welches auf Einige Wirkung thut, bei Andern gar keine äußert. Daher billige ich Ihre Methode und das Principium, das Sie zu dem meinigen hinzusetzen, um diesem letztern den Grad von Kraft zu geben, den Sie ihm wünschen.

Aber wenn, Ihrer Behauptung zufolge, die Gesetze des Gewissens eine stärkere Autorität nöthig haben, um die Menschen den willkührlichen Einschränkungen zu entziehen, welche der Verstand zu ersinnen sich bemühet, - weshalb erklären und beschränken denn diejenigen, welche diese Autorität in der Religion finden, die sie glauben und bekennen, die Verpflichtungen, welche die Rechtschaffenheit ihnen auflegt, nach ihrer Phantasie, und nach geringerem oder größerem anscheinenden Nutzen? Sehen Sie nur Ihren Seelsorger an; er ist ein calvinistischer, vielleicht auch lutherischer Christ, und macht sich in gewissen Umständen eine Moral, welche der, die er als göttlich ansieht, ganz entgegengesetzt ist.

Es wäre nützlich und sehr wichtig, diese Schwierigkeit gut zu heben, und die beste Art aufzusuchen, die Menschen so zu bilden, daß die Selbstliebe (wenn Sie wollen mit Unterstützung Ihres Principiums) in allen Umständen ihres Lebens den schnellsten, sichersten, allgemeinsten und dauerhaftesten Eindruck auf sie machte. etc."

Um diese Zeit hatte der König die kleine Schrift Dialogue de morale à l'usage de la jeune noblesse, Berlin 1770, verfaßt. (In einem Deutsch. Explr. dieser Schrift, welches<8> der Herausgeber dieser Blätter besitzt, ist handschriftlich bemerkt: "Der Entwurf in Französischer Sprache ist von Sr. Majestät dem Könige, diese Übersetzung von Rammler und beide zum Druck befördert, auf Se. Majestät Befehl von Sr. Excellenz dem Herrn General-Lieutenant von Buddenbrock").

April.

A.

1. April 1770

Der König in Potsdam (Sanssouci); bei ihm der Fürst von Lobkowitz, Kaiserl. General-Feldmarschall.

3. April 1770

Schreibt der König die Epistel: "Ueber meine Genesung," an seine Schwester ***.

3. April 1770

Der König schreibt an d'Alembert, der in Bezug auf des Königs Schrift, über die Selbstliebe etc., einige Zweifel über die uneingeschränkte Anwendbarkeit dieses Princips der Moral geäußert hatte, und besonders den Einwurf macht, ob z. B. diejenigen, die nichts haben, die der bürgerlichen Gesellschaft Alles geben, und nicht so viel besitzen, ihre Familie zu ernähren, denen aber die Gesellschaft Alles versagt etc., ob diese Menschen einen andern moralischen Grundsatz haben können, als das Gesetz? etc. Hierauf bestreitet der König zuerst die Möglichkeit eines solchen Falles, und sagt dann: "Aber diesen unmöglichen Fall gesetzt, es fände sich eine Familie, die alles Beistandes beraubt und in der schrecklichen Lage wäre, in der Sie sie schildern, dann würde ich kein Bedenken tragen, mich in Rücksicht derselben für die Rechtmäßigkeit des Diebstahls zu erklären. Und das aus folgenden Gründen: 1) Weil man ihr Ansuchen abwies, anstatt ihr zu helfen. 2) Weil es ein viel größeres Verbrechen ist, sich selbst, sein Weib, seine Kinder umkommen zu lassen, als einem Andern etwas von seinem Ueberfluß zu entwenden. 3) Weil die Absicht dieses Diebstahls tugendhaft, und dessen Ausübung unumgänglich notwendig ist. Auch bin ich versichert, daß es keinen Ge<9>richtshof giebt, der nicht, wenn die Wahrheit des Factums richtig ausgemittelt worden, auf die Lossprechung eines solchen Diebes erkennen wurde. Die Bande der Gesellschaft gründen sich auf gegenseitige Dienstleistungen; besteht aber diese Gesellschaft aus unbarmherzigen Gemüthern, dann sind alle Verbindungen zerrissen, und man tritt in den bloßen Stand der Natur zurück, in welchem durchgehends das Recht des Stärkern entscheidet. etc.

Sie legen mir ferner die Frage vor: Ob es nützlich sei, das Volk zu täuschen? Wenn wir uns in die erste Zeit der Welt versetzen, so werde ich darauf Nein antworten, denn da Irrthum und Aberglaube noch unbekannt sind, so muß man sie nicht einführen, ja man muß sogar ihr Aufkeimen verhindern. Bei der Uebersicht der Geschichte finde ich zwei Arten des Betrugs; dem Aufkommen des einen diente der Aberglaube zum Fußschemmel; die andere Art aber konnte, vermittelst einiger Vorurtheile, dazu dienen, den Geist des Volks zu seinem eigenen Besten zu lenken. Zur ersten Klasse dieser Betrüger gehören die Bonzen, die Zoroaster, die Ruma, die Mahomed etc. Die zweite Klasse aber besteht aus den Staatsweisen, die zum größten Vortheil der Regierung ihre Zuflucht zum System des Wunderbaren nahmen, um die Menschen lenksam, um sie gelehrig zu machen. etc. Alle, die es mit einem großen vermischten Haufen von Menschen zu thun haben, um sie zu einerlei Zweck zu leiten, werden gezwungen sein, ihre Zuflucht bisweilen zu Täuschungen zu nehmen; und wenn sie das Publikum aus den Gründen, die ich eben angeführt habe, täuschen, so halte ich sie nicht für strafbar. Anders aber ist es mit dem groben Aberglauben, dieser ist eines von den schädlichen Kräutern, welche die Natur auf dieser Erde ausgesäet hat, und welcher sogar mit dem Charakter des Menschen innig verbunden ist. etc.

Ich glaube allerdings, daß es gut und sehr nützlich ist, die Menschen aufzuklären. etc. Aber ich glaube zugleich : es wäre<10> unklug und sehr gefährlich, wenn man jene Nahrungsmittel des Aberglaubens abschaffen wollte, die man öffentlich den Kindern austheilt, um sie dem Willen ihrer Väter gemäß damit zu nähren. etc. Der Mensch ist ein Thier, das nicht zu bessern steht, und das mehr nach Sinnlichkeit als nach Vernunft handelt. Indeß habe ich für dies Thier einen Katechismus 10-+ verfertigt, den ich Ihnen hier schicke. etc."

13. April 1770

Der König an die Prinzessin Amalie, seine Schwester: "Epistel, um sie über den Verlust des Fräuleins von Hertefeld zu trösten" ("in Potsdam und auf dem Weinberg").

- etc. - "Ein Mittel nur, o Schwester, hat der Mensch,
Das vor dem Eigensinn des Glücks ihn schützt:
Er sei auf ihn gefaßt, erwart' ihn dann,
Mit Muth, und widerstehe seinem Sturm. etc.
- - - etc. des Schicksals Macht
Bestimmt Dein Loos. Nur darum lebst Du hier,
Damit Du leiden sehn, und klagen, seufzen
Und sterben sollst. Verlorst Du Alles erst,
Was nur Dein Herz geliebt, dann trifft auch Dich
Die Reih', und Du wirst selbst vernichtet sein. etc."

17. April 1770

Der König schickt die von ihm selbst verfaßte kleine Schrift: "Ueber die Erziehung," an den Minister von Münchhausen, weil, wie er dabei bemerkt, "einige Reflectiones darin enthalten sind, von welchen bei den Universitäten Gebrauch zu machen nicht ohne Nutzen sein dürfte." (Bei Lebzeiten gedruckte Werke etc. II. 358. Deckersche Ausgabe).

18. April 1770

Der König schenkt seiner Gemalin ein sehr vollständiges Tafelservice und zwei Theeservice vom feinsten Porzellan. Um diese Zeit hatte der Verbrauch der gebrannten Cichorienwurzel, statt Caffee, auch im Preußischen Eingang gefun<11>den, und der König ertheilte dem Braunschweigschen Major von Heine und dem Christian Gottlieb Förster unter dem 29. April d. J. ein Privilegium zur privativen Fabrikation des Cichoriencaffees auf 6 Jahr, worauf die Entreprenneurs in Berlin, Breslau, Magdeburg den Anbau und die Fabrikation des Cichoriens einrichteten.

B.

5. April 1770

Stirbt der Baron von Bielfeld auf seinem Gute Treben im Altenburgschen.

Mai.

A.

Mai 1770

Der König in Potsdam (Sanssouci).

6. Mai 1770

Der König an Fouqué "am Tage der Prager Schlacht:" "Werthester Freund. Ich übersende Ihnen alten Ungarwein, um Sich damit an eben dem Tage zu laben, wo Sie vor dreizehn Jahren so grausam durch unsere Feinde verwundet wurden.

Ich habe die Gicht gehabt, diesmal hat sie mich durch alle drei Anfälle hintereinander an beiden Füßen sowohl als an den Knieen gar sehr gemißhandelt; doch das ist bereits vergessen.

Wir exerciren, daß es eine Lust ist, und ich gehe meinen alten Gang, so lange mich nur noch ein Hauch von Leben beseelt. etc."

11. Mai 1770

Der König nach Charlottenburg, von da nach dem Berliner Thiergarten, die Regimenter zu mustern, dann zurück.

12. Mai 1770

Desgleichen und nach Potsdam.

12. Mai 1770

Der Kaiserliche Oberstallmeister von Dietrichstein in Potsdam.

Um diese Zeit hatte der König die Schrift: "Prüfung des Versuchs über die Vorurtheile," verfaßt. Sie befindet sich<12> im zweiten Theile der Deckerschen Ausgabe der bei Lezeiten des Königs gedruckten Werke, und ist gegen die Schrift des Pariser Parlaments-Advocaten Du Marsais gerichtet, welche 1769 erschienen war. Der König übersandte sie an d'Alembert und auch an Voltaire.

17. Mai 1770

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Während meiner Genesung war das erste Buch, welches mir in die Hände fiel: "Der Versuch über die Vorurtheile." Es entriß mich der Unthätigkeit, in welcher mich der Verlust meiner Kräfte hielt; und da über viele Gegenstände meine Gedanken in umgekehrtem Verhältniß mit den Gedanken des seinwollenden Philosophen, der dieses Buch geschrieben hat, stehen; so habe ich die gesammte Kraft meiner Organisation angewandt, um dessen Fehler zu zeigen. Ich fühlte zurückstoßende Bewegungen bei den Meinungen des Verfassers, welcher behauptet, daß, da die Wahrheit für den Menschen gehöre, man sie ihm zu jeder Zeit sagen müsse. Auch so oft der Verfasser auf die Könige, auf die Feldherren, auf die Dichter schimpft, haben seine Ideen nicht identisch mit den meinigen werden können, weil ich die Ehre habe, ein ziemlich schlechter Poet (oder nach seinem Ausdruck, ein öffentlicher Giftmischer) zu sein; weil ich die Ehre gehabt habe, mich bisweilen als General (oder als gedungener Henker) herum zu schlagen, und weil ich endlich die Ehre habe, eine Art von König (oder von barbarischem Tyrannen) zu sein. etc. Doch welchen Endzweck hat dieser vermeinte Philosoph sich bei seinem Buche vorgesetzt? Die Religion umzukehren? Ich habe ihm bewiesen, daß dies unmöglich ist. Die Regierungen anders einzurichten? Nie werden Schimpfreden sie verbessern, aber wohl vielleicht erbittern. etc. Vorzüglich zeigt sich die Unvernunft des Verfassers in seinen Verläumdungen gegen die christliche Religion. Man muß wahrlich sehr wenig wissen, wenn man ihr Verbrechen zur Last legt. Im Evangelium heißt es: Thue Andern nicht, was Du nicht willst, das sie Dir thun<13> sollen! Nun enthält aber diese Lehre den Inbegriff der ganzen Moral. Es ist also lächerlich, und eine unvernünftige Übertreibung, wenn man behauptet : diese Religion erzeuge nichts als Bösewichter. Gesetz und Mißbrauch müssen nie vermengt werden, das Gesetz kann nützlich, und der Mißbrauch schädlich sein. etc."

19. Mai 1770

Der König von Potsdam über Spandau nach Charlottenburg.

20. Mai 1770 bis 23. Mai 1770

In Berlin, wo er vor dem Landsberger Thore und bei Weißensee Revue hält.

24. Mai 1770

In Charlottenburg; schreibt an Voltaire (und schickt ihm zugleich seine Abhandlung: "Prüfung des Versuchs über die Vorurtheile") :

- etc. - "Der heilige Vater hat Sie in Rom verbrennen lassen. Glauben Sie nicht, daß Sie diese Gunstbezeigung allein genossen haben. Der Auszug aus dem Fleury hat ein gleiches Schicksal gehabt. Unter uns Beiden findet, ich weiß selbst nicht was für eine Aehnlichkeit Statt; ich nehme die Jesuiten in Schutz, Sie die Kapuziner, Ihre Werke werden in Rom verbrannt, die meinigen auch. etc." Die Berliner Zeitung meldet, daß an diesem Tage die Gemalin des PrinzenFerdinand von einer Prinzessin von sieben Monat entbunden worden, welche desselben Tags Nachmittag die Taufe empfangen. Unter den Taufzeugen war auch der König. Die neugeborene Prinzessin erhielt die Namen: Friederike Louise Dorothee Philippine. (Sie ward 1796 vermält mit dem Fürsten Anton Radziwil und starb in Berlin als dessen Wittwe den 7. Dezbr. 1836). Der hohen Wöchnerin schenkte der König sein Portrait, reich in Brillanten gefaßt.

24. Mai 1770

Der König über Cüstrin nach Stargard zur Musterung.

26. Mai 1770

In Stargard bis den 28sten.

28. Mai 1770

In Freienwalde.

29. Mai 1770

In Alt-Landsberg (zum ersten Male). Hier unterhält sich der König mit dem Bürgermeister Mertens, und läßt sich eine<14> Nachweisung über den Nahrungszustand der Stadt vor legen.

29. Mai 1770

In Potsdam.

31. Mai 1770

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam zur gewöhnlichen, alle Jahr um diese Zeit Statt findenden Minister-Conferenz.

In diesem Monat besuchte der König, in Begleitung des regierenden Herzogs von Braunschweig, den kranken General von Zieten in Berlin, dem er bald nachher ein Geschenk von 10000 Thlr. macht, weil er durch den Oberst von Prittwiß erfahren, daß auf dem Gute des Generals von Zieten die Viehseuche viel Schaden gethan.

Der General von Ramin erhielt vom König ein sehr schönes Reitpferd.

Juni.

A.

1. Juni 1770

Der König ladet die sämmtlichen Minister zur Conferenz zu sich nach dem Neuen Palais in Sanssouci ein. Von den hierbei Statt gehabten merkwürdigen Unterredungen etc. des Königs, welche der Minister von Derschau dem Geh.-Rath von Brenkenhof in einem Briefe mittheilte, findet man einen sehr interessanten Auszug in der 13. Sammlung der Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs II, Seite 87, und in (de la Veaux) La vie de Fr. II, Strasb. 1788, V. 186.

2. Juni 1770

Der König nach Magdeburg zur Revue.

9. Juni 1770

Ueber Salzthal nach Potsdam zurückgekommen.

10. Juni 1770

Der König an den Minister von Münchhausen :

"Mein lieber Etats-Minister von Münchhausen. Die von Euch vor einiger Zeit zur Versetzung des Abts Hähn zu Klosterbergen bei Magdeburg verlangte Frist, dauert zu lange. Ich habe bei Meiner letzten Anwesenheit in Magdeburg nicht ohne Mißfallen vernehmen müssen, daß es mit<15> diesen Anstalten von Tage zu Tage schlechter wird, und wenn nicht bald ein neuer vernünftiger Mann denselben vorgesetzt wird, solche nothwendig durch die wunderlichen Grillen und Aufführung dieses Direktors ganz zu Grunde gehen müssen. Meine für dergleichen sonst so blühende Schule tragende landesväterliche Vorsorge, erlaubt Mir demnach keine längere Nachsicht, und Ich will vielmehr, daß Ihr diesen Mann ohne weitem Anstand, allenfalls mit einer Inspektion auf dem Lande, versorgen, und an seine Stelle einen andern guten Schulmann, welcher dem Pietismo nicht ergeben, sonst aber die Jugend zur Tugend und zu nützlichen Gliedern des Staats, ohne Kopfhängerei, zu bilden fähig ist, zum Director zu Klosterbergen aussuchen und annehmen sollt. etc."

Um diese Zeit langte die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt 15-+ in Potsdam beim König an, und ging den 19ten über Berlin nach Schönhausen zur Königin. Bald nachher kehrt sie nach Potsdam zurück.

B.

9. Juni 1770

Es wird ein Ober-Bau-Collegium errichtet.

Es werden Anstalten getroffen, vor dem Potsdamer und Oranienburger Thore, in der Gegend des botanischen Gartens, des Invalidenhauses und des Weddings einige hundert Gärtnerfamilien zur Anlegung von Gärten etc. anzusetzen.

Juli.

A.

2. Juli 1770

Der König von Potsdam nach Charlottenburg.

3. Juli 1770

Nach dem Wedding zum Artillerie-Manövre, dann über Charlottenburg nach Potsdam (Sanssouci).

3. Juli 1770

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Kaum hatte ich Ihnen meine Bemerkungen über jenen Versuch über die Vorurtheile etc. geschickt, als<16> mir ein anderes Buch in die Hände gerieth; und da ich einmal im Zuge war, philosophische Werke zu prüfen und Bücher zu schreiben, so habe ich auch diese Anmerkungen aufs Papier geworfen, und schicke sie Ihnen. Ich meine nämlich das System der Natur 16-+. Ich habe bloß die handgreiflichsten Widersprüche, und die falschen Folgerungen, welche mir am auffallendsten waren, rügen wollen. Es wäre noch sehr viel darüber zu sagen, und man könnte sich noch vielmehr aufs Einzelne einlassen, welche mir die Zeit nicht gestattet, ich habe mich nur auf die vier Hauptpunkte eingeschränkt, die der Verfasser abhandelt.

In Rücksicht des ersten, wo er behauptet, daß eine verstandlose Natur, bloß mit Hülfe der Bewegung, alles hervorbringt, - glaube ich, daß es ihm unmöglich sein wird, diese Meinung gegen meine Einwürfe zu behaupten. Der zweite Punkt betrifft den Fatalismus; da bleiben ihm freilich noch Antworten übrig, und nach meiner Einsicht ist die Auflösung dieser Frage die schwerste in der ganzen Metaphysik. Ich schlage einen Mittelweg vor; eine Idee, die für mich etwas Reizendes hat, und die leicht wahr sein könnte. Ich nehme ein Mittelding zwischen der Freiheit und der Nothwendigkeit an: ich setze der Freiheit des Menschen sehr enge Grenzen; aber ich lasse ihm doch den Theil, welchen ich nach der gemeinen Erfahrung von den menschlichen Handlungen,

<17> ihm nicht versagen kann. Die beiden letzten Punkte beziehen sich auf die Religion und die Regierung. Außerdem sind in diesem Werke noch unzählige Stellen, wo der Verfasser Blößen zeigt. Er behauptet unter andern entscheidend: daß die Summe des Guten die Summe des Bösen überwiege. Hierin bin ich mit ihm nicht einerlei Meinung; und es möchte ihm unmöglich fallen, seinen Satz zu erweisen, etc. - etc. Es ist gut, daß die Menschen ein Ideal, ein Muster der Vollkommenheit vor Augen haben. etc. Aber mit allem Dem werden sie nie diese Vollkommenheit erreichen, die sich auch leider mit ihrer Natur nicht verträgt. Darauf komme ich immer wieder zurück, und schließe daraus, daß diejenigen, welche aufrichtig für das Wohl der Gesellschaft arbeiten, gut gemeinte Träume hervorbringen, so wie Ihr verstorbener Abbé de St. Pierre. Aber das hält mich nicht ab, in dem kleinen Kreise, worin mich der Zufall gesetzt hat, auch daran zu arbeiten, die Bewohner desselben glücklich zu machen; und die Erfahrungen, die mir täglich vorkommen, lehren mich, wie schwer dies ist. Glauben Sie mir, mein Bester, ein Mensch, der die Kunst besäße, Ihnen eine bessere Verdauung zu verschaffen, würde der Welt mehr nützen, als ein Philosoph, der alle Vorurtheile daraus verbannte. etc."

7. Juli 1770

Der König an Voltaire:

- etc. - "Loretto könnte dicht neben meinem Weinberge liegen, und ich würde es doch gewiß nicht anrühren. Die dortigen Schätze könnten einen Mandrin, Conflans, Turpin, Richelieu und ihres Gleichen verführen. Ich achte zwar die Geschenke nicht, die der Stumpfsinn geheiligt hat, aber man muß Schonung gegen Das haben, was das Publikum verehrt, und Niemand Aergerniß geben. Hält man sich auch für weiser, als andere Leute, so muß man doch aus Gefälligkeit, oder aus Mitleiden mit ihrer Schwäche, ihre Vorurtheile nicht antasten. Es wäre zu wünschen, daß<18> die seinwollenden Philosophen unserer Zeit eben so dächten. Mir ist wieder ein Werk von ihrer Fabrik in die Hände gefallen. Es schien mir so tolldreist, daß ich mich nicht enthalten konnte, einige Anmerkungen über das System der Natur zu machen etc. Ich theile sie Ihnen mit. etc."

18. Juli 1770

Der Prinz Heinrich in Potsdam, bis den 23sten.

26. Juli 1770

Im Neuen Schloß in Sanssouci wird die Oper L'avaro punito aufgeführt.

27. Juli 1770

Die Prinzessin Amalie zum König nach Potsdam.

28. Juli 1770

Auf d'Alembert's Bitte, daß der König zur Errichtung einer Bildsäule für Voltaire, etwas beitragen möchte, antwortet ihm der König : "Voltaire's schönstes Ehrendenkmal ist dasjenige, welches er sich selbst errichtet hat - : seine Schriften. Sie werden länger dauern, als die St. Peterskirche in Rom, als das Louvre, und als alle die Gebäude, welche die Eitelkeit der Menschen für die Ewigkeit aufführt. Man wird nicht mehr Französisch reden, wenn Voltaire noch in die auf das Französisch folgende Sprache wird übersetzt werden. Indessen könnte ich, - voll des Vergnügens, welches mir seine so mannichfaltigen Geisteswerke, deren jedes in seiner Art so vollkommen ist, verschafft haben, - könnte ich nur als ein Undankbarer mich Ihrem Antrage entziehen, etwas zu dem Denkmale beizutragen, welches die öffentliche Dankbarkeit ihm errichtet. Sie dürfen mich nur wissen lassen, was man von mir fodert; ich werde nichts zu dieser Statue verweigern, die den Gelehrten, welche sie ihm weihen, mehr zur Ehre gereichen wird, als Voltaire'n selbst. etc."

In den letzten Tagen dieses Monats kam die Gemalin des Prinzen Heinrich nach Potsdam, dem König einen Besuch abzustatten.

August.

A.

August 1770

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<19>

3. August 1770

Der König stattet der Prinzessin von Preußen, welche (in Potsdam) des Morgens von einem Prinzen 19-+ war entbunden worden, Nachmittags um 3 Uhr einen Besuch ab.

8. August 1770

Wird der am 3ten geborne Sohn des Prinzen von Preußen, Nachmittags 3 Uhr, getauft, wobei der König, Taufzeuge ist,

Willkommen, holdes Kind! Nimm diesen frommen Wunsch
Von unsern Herzen an, die segnend Dich empfangen,
Wir sehen Friedrich's Bild auf Deinen jungen Wangen,
Nimm von Ihm Stern und Band, und Seinen ersten Kuß.
Sieh, Preußens Schutzgeist naht sich Deiner Purpurwiegen,
Sein heit'res Auge wacht für Dich, für uns're Ruh,
Wir seh'n des Weihrauchs Duft vom Altar aufwärts fliegen,
Weissagend ruft er Dir mit holden Lippen zu :
Prinz! aus dem Heldenstamm der Hessen und der Brennen,
Auch Dich wird man einst groß, gleich Deinem Ahn-
herrn, nennen.

<20>

und den jungen Prinzen selbst über die Taufe halt; er erhielt die Namen Friedrich Wilhelm. Der Hofprediger Cochins verrichtete den Taufactus. Die übrigen Taufzeugen waren: der Römische Kaiser Joseph II, die Kaiserin von Rußland Catharina II, der Prinz Heinrich, Bruder des Königs, die Prinzessin von Oranien, Schwester des Prinzen von Preußen, und der regierende Fürst von Pfalz-Zweibrücken.

Den 14. Oktbr. erhielt der junge Prinz von der Kaiserin von Rußland den St. Andreasorden, reich mit Brillanten besetzt.

Der König verehrte der hohen Wöchnerin einen ungemein kostbaren Haarschmuck von Brillanten, und der Mutter derselben, der regierenden Landgräfin von Hessen-Darmstadt, sein Portrait in Brillanten gefaßt.

12. August 1770

Die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt geht über Berlin nach Darmstadt zurück.

13. August 1770

Prinz Friedrich von Hessen-Cassel beim König in Potsdam. oder 15ten 20-+. Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich stehe im Begriff, nach Schlesien und Mähren zu reisen; nach meiner Zurückkunft wird man Ihnen in Paris die Summe einhändigen, welche Sie verlangen 20-++.<21> Es ist ein Trost für mich, daß die so sehr verschmähten Könige den Philosophen doch zu einigem Nutzen gereichen können; man sieht, sie sind doch zu etwas gut. etc."

?? August 1770

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich schreibe, um mich zu unterrichten, und mir die Zeit zu vertreiben, das ist mir genug. Als ich meine Widerlegung gegen den Atheisten (den Verf. des Systems der Natur etc.) vollendet hatte, glaubte ich, sie sei sehr orthodox, aber ich habe sie wieder durchgelesen und finde, daß sie nichts weniger als das ist. Es sind Stellen darin, die den Furchtsamen wild machen, und den Andächtigen ärgern würden etc. Ich fühle, daß meine Seele und mein Styl ganz und gar nicht theologisch sind, und begnüge mich also damit, daß ich meine Überzeugungen in Frieden für mich behalte, ohne sie zu verbreiten, und auf einen Boden fallen zu lassen, der ihnen nicht günstig ist. etc.

Ich reise nach Schlesien, und werde den Kaiser sehen, der mich zu seinem Lager in Mähren eingeladen hat. Dieser Fürst ist liebenswürdig und verdienstvoll, schätzt Ihre Werke liest sie, so viel er kann, ist nichts weniger als abergläubig; mit einem Wort: ein Kaiser, wie Deutschland lange Zeit keinen gehabt hat. Wir lieben Beide die Ignoranten und Barbaren nicht, aber das ist noch kein Grund, sie auszurotten. etc."

<22>

15. August 1770

Der König reist von Potsdam über Cöpnick nach Schlesien zur Revue, mit dem Prinzen von Preußen, Prinzen Ferdinand, Erbpr v. Braunschweig, Prinzen Friedrich v. Hessen-Cassel etc.

18. August 1770

In Silberberg.

?? August 1770

In Glatz.

21. August 1770

In Breslau.

25. August 1770

Im Hauptquartier zu Pasterwitz.

28. August 1770

Von Pasterwitz nach Neisse.

B.

8. August 1770

Die Polnischen Conföderirten erkennen den König Stanislaus der Krone für verlustig.

In der ersten Hälfte dieses Monats war der Abt Michelessi aus Venedig, Verf. der Mém. concern. Ia vie et les écrits du Comte Algarotti, in Potsdam.

Der Prinz Heinrich war in diesem Monat nach Schweden gereist, seiner Schwester, der Königin, einen Besuch abzustatten, und befand sich Ende dieses Monats in Drottingholm.

24. August 1770

nach Andern d. 27sten, starb an einer Entzündung der Prinz Wilh. Adolph von Braunschweig, Neffe des Königs und Oberst in Preuß. Diensten. Er befand sich als Freiwilliger bei der Russis. Armee, die unter Romanzow gegen die Türken focht.

September.

A.

2. September 1770

Der König von Neisse nach Roswalde zum Grafen Hoditz, bis den 3ten.

3. September 1770

In Mährisch-Neustadt (bei Austerlitz), wo die bekannte Zusammenkunft mit dem Kaiser Joseph Statt fand. Im Gefolge des Königs befanden sich : der Prinz von Preußen, der Prinz Ferdinand, der Erbprinz und der Prinz Leopold von Braunschweig, und der General von Lentulus. Der Aufenthalt des Königs dauerte hier bis den 7ten, während welcher Zeit Kriegsübungen und auch Opern und andere Lustbarkeiten Statt hatten. Hier hatte der König auch die bekannte Unterredung mit dem geistreichen Fürsten Karl Joseph von<23> Aremberg-Ligne, Kaiserlichen General-Feldzeugmeister. (S. Mémoire sur le Roi de Prusse Frédéric le Grand par Msgr.Le P. de L. Berlin 1789).

12. September 1770

Rückkunft des Königs in Potsdam.

13. September 1770

Der König an den Minister von Münchhausen :

"Allein lieber Etats-Minister von Münchhausen. Wie steht es denn mit Unserm Abt zu Klosterbergen, und der Verbesserung der dasigen Schulanstalten? und was hat Eure dahin zu dem Ende abgesandte Commission hierunter ausgerichtet? Ihr wisset, wie sehr Mir an dieser Verbesserung gelegen ist, und wie nothwendig Ich die Entfernung des gegenwärtigen Abts wünsche, und Ich will daher ohne den geringsten Anstand von Euch benachrichtigt sein, wie weit Meine Befehle, in Ansehung dieser beiden Punkte, von Euch befolgt worden sind."

16. September 1770

Der König an Voltaire :

- etc. - "Die Kleinigkeiten, die ich schreibe, dienen mir zum Zeitvertreib, und ich unterrichte mich selbst, wenn ich über philosophische Materien nachdenke, und zuweilen meine Gedanken darüber allzudreist hinwerfe. Die Schrift über das System der Natur ist zu kühn für die Leser, denen sie gegenwärtig in die Hände fallen könnte. Ich will Niemand ärgern, und habe, als ich sie schrieb, nur mit mir selbst gesprochen; denn wenn es darauf ankommt, dem Publikum etwas vorzutragen, so habe ich den Grundsatz, man müsse zarter abergläubiger Ohren schonen, Niemanden beleidigen, und abwarten, bis das Jahrhundert aufgeklärt genug sei, daß man ungestraft ganz laut denken könne, lassen Sie also, ich bitte Sie darum, dieses matte Werk in der Dunkelheit, zu der es der Verfasser verurtheilt hat. etc. Meine Hauptbeschäftigung besteht darin, daß ich in den Provinzen, zu deren Beherrscher mich der Geburtszufall gemacht hat, die Unwissenheit und die Vorurtheile bekämpfe, die Köpfe aufklare, die Sitten anbaue und die Leute so glücklich zu machen suche, als es sich<24> mit der menschlichen Natur verträgt, und als es die Mittel erlauben, die ich darauf verwenden kann. etc."

19. September 1770 bis 24. September 1770

Der König in Potsdam bei den Manövres, die bis zum 24sten dauern.

26. September 1770

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Talente muß man allerdings auszeichnend ehren, zumal wenn sie in einem sehr hohen Grade vereinigt sind. Schöne Seelen arbeiten nur für die Ehre; und es ist hart, sie darauf hoffen zu lassen, ohne sie je in den Besitz derselben zu setzen. Nur durch diesen Balsam können die Widerwärtigkeiten, die allen Ständen der Menschen ankleben, versüßt werden; und ein wenig von diesem Balsam bedürfen selbst die größten Menschen. etc."

26. September 1770

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich habe von meiner Kindheit an die Künste, die schönen und die hohem Wissenschaften geliebt, und wenn ich etwas zu ihrer Aufnahme beitragen kann; so thue ich es mit allem Eifer, dessen ich nur fähig bin; denn ohne sie giebt es ja in dieser Welt kein wahres Glück. etc.

26. September 1770

Dafür, daß Sie Antheil an dem Kinde nehmen, das uns geboren worden ist 24-+, danke ich Ihnen. Ich wünsche, er möge die Eigenschaften haben, die er haben soll, und, anstatt eine Geißel der Menschheit zu sein, ihr Wohlthäter werden. etc."

26. September 1770

Ankunft der verwittweten Kurfürstin von Sachsen, Marie Antonie 24-++, beim König in Potsdam, Abends 6 Uhr, und<25> des Prinzen Ferdinand, Bruders des Königs, mit seiner Gemalin, desgleichen der Prinzessin Heinrich aus Berlin, und der Prinzessin Philippine aus Schwedt. Während des Aufenthalts der Kurfürstin fanden verschiedene Lustbarkeiten im Neuen Palais Statt, als Feuerwerke, Illumination der großen Colonade, Opern, Concerte etc. 25-+. In einem der letztern blies der König die Flöte und die Kurfürstin sang.

Den 2. Oktbr. ging die Kurfürstin nach Berlin, der Königin einen Besuch abzustatten, welche große Tafel gab. Nach deren Aufhebung kehrte sie nach Potsdam zurück, wo sie bis den 5ten verweilte, und an diesem Tage nach Dresden zurückreis'te.

Oktober.

A.

Oktober 1770

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. Oktober 1770

Der Prinz Karl von Schweden 25-++ kommt zum König nach<26> Potsdam. Während seines Aufenthalts in Potsdam fanden verschiedene Festlichkeiten Statt, den 17ten ward das Intermezzo La Serra scaltra auf dem Schloßtheater aufgeführt, den 18ten war Concert beim König, nach dessen Beendigung er dem Prinzen den Schwarzen Adlerorden selbst umhing. Den 19ten reiste der Prinz nach Schönhausen und Berlin, wo er der Königin und den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses Besuche ablegte, die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein nahm, auch Charlottenburg besuchte.

?? Oktober 1770

Der Minister von der Hagen beim König in Potsdam, bis den 10ten.

18. Oktober 1770

Der König an d'Alembert :

"Meine Reise nach Mähren, und der Besuch der Kurfürstin von Sachsen bei mir, sind gültige Entschuldigungen, daß ich Ihnen bis jetzt das unbeantwortet gelassen habe, was weder Sie, noch ich, jemals recht verstehen werden. Seitdem habe ich meinem Geiste einige Ruhe verstattet, um ihn von der Zerstreuung der großen Welt zu sammeln, und ihm seine philosophische Stimmung wieder zu geben. Sie zwingen mich, gegen Sie im Dunkeln zu fechten; und ich werde mit Ihnen ausrufen :

Laß uns das Tageslicht wieder, o Jupiter, leuchten,
dann magst Du
Kämpfend wider uns stehn! *)

Aber da ich nun doch dieses Labyrinth betreten muß, so kann nur der Faden der Vernunft zur Leitung darin dienen. Diese Vernunft zeigt mir so erstaunenswürdige Verbindungen in der Natur, und legt mir so auffallende, so einleuchtende Endursachen vor, daß ich gezwungen bin, zuzugeben : ein denkendes Wesen walte über dieses Weltall, um die allgemeine<27> Maschine in Ordnung zu erhalten. Dieses Wesen (Intelligenz) denke ich mir als den ersten Urstoff des Lebens und der Bewegung. Das System einer Entwicklung des Chaos scheint mir ganz unstatthaft; denn es würde noch mehr Geschicklichkeit dazu gehört haben, das Chaos zu bilden und zu erhalten, als die Dinge so zu ordnen, wie sie jetzt sind. Das System einer Schöpfung der Welt aus Nichts ist widersprechend und folglich ungereimt. Es bleibt also nichts übrig, als die Ewigkeit der Welt; eine Idee, die keinen innern, Widerspruch in sich schließt, und die mir die wahrscheinlichste scheint, weil das, was heute ist, auch sehr wohl schon gestern dagewesen sein kann, und so fort. Da nun der Mensch Materie ist, aber doch denkt und sich bewegt; so sehe ich nicht ein, warum nicht ein ähnliches denkendes und handelndes Urwesen mit der allgemeinen Materie sollte vereinigt sein können. Ich nenne es nicht Geist, weil ich keinen Begriff von einem Wesen habe, welches keinen Raum einnimmt, und folglich nirgends existirt. Da aber unser Denken eine Folge der Organisation unsers Körpers ist, warum sollte nicht das unendlich mehr als der Mensch organisirte Weltall eine Denkkraft besitzen, die unendliche Vorzüge vor der Verstandeskraft eines so schwachen Geschöpfes hätte?

Diese mit der Welt gleich ewige Denkkraft kann, nach meinen Begriffen, die Natur der Dinge nicht ändern, und weder das Schwere leicht, noch das Brennende kalt machen. Den ewig unveränderlichen und unerschütterlichen Gesetzen unterworfen, kann sie bloß zusammensetzen, und sich der Dinge nur in so weit bedienen, als deren innere Beschaffenheit es gestattet. Die Elemente z. B. haben feste Regeln des Daseins, und konnten nicht anders sein, als sie sind. Wenn man aber daraus folgern will, daß die Welt nothwendig sei, weil sie ewig ist, und daß daher Alles, was existirt, einem unveränderlichen Verhängniß unterworfen sei, so glaube ich, nicht diesen Satz unterschreiben zu müssen. Mir scheint es, die Na<28>tur schränke sich darauf ein, die Elemente mit ewigen und beständigen Eigenschaften begabt, und die Bewegung unveränderlichen Gesetzen unterworfen zu haben, deren Einfluß auf die Freiheit allerdings sehr beträchtlich ist, ohne doch diese gänzlich aufzuheben. Die Organisation und die Leidenschaften der Menschen haben ihren Grund in den Elementen, aus welchen sie zusammengesetzt sind. Gehorchen sie nun diesen Leidenschaften, so sind sie Sclaven, allein sie sind frei, so oft sie denselben widerstehen. Sie werden mich noch weiter treiben und mir sagen: "Aber sehn Sie denn nicht, daß diese Vernunft, durch welche die Menschen ihren Leidenschaften widerstehen, der Nothwendigkeit unterworfen ist, welche dieser Vernunft die Wirksamkeit auf die Menschen giebt?" Dies kann, genau genommen, wahr sein. Indeß, wer zwischen seiner Vernunft und seinen Leidenschaften wählt, und sich darnach bestimmt; der ist, dünkt mich, frei; oder ich weiß nicht mehr, welchen Begriff man mit dem Worte Freiheit verbindet. Was nothwendig ist, ist unbedingt. Wenn nun der Mensch, nach aller Strenge, dem Verhängniß unterworfen ist, so werden weder Strafen noch Belehrungen diese überwiegende Gewalt erschüttern oder zerstören. Da uns aber die Erfahrung vom Gegentheil überzeugt, so muß man zugeben, daß der Mensch bisweilen der Freiheit genießt, wiewohl dieselbe oft eingeschränkt ist. Allein, mein Lieber, wenn Sie verlangen, daß ich Ihnen umständlicher erklären soll, was diese Denkkraft sei; so muß ich Sie bitten, mich dessen zu überheben. Mich dünkt, ich nehme so etwas von diesem denkenden Wesen wahr, wie man einen Gegenstand undeutlich durch einen Nebel sieht; es ist schon viel, dieses Wesen zu errathen; es zu kennen und zu bestimmen ist dem Menschen nicht vergönnt. etc.

Nach einem so aufrichtigen Geständniß werden Sie nicht sagen, daß Vorurtheile der Kindheit mich bewogen haben, die Vertheidigung der christlichen Religion gegen jenen schwärme<29>rischen Philosophen 29-+ zu übernehmen, der sie mit so vieler Feindseligkeit verunglimpft. Erlauben Sie aber, Ihnen zu sagen, daß unsere jetzige Religionen der Religion Christi so wenig gleichen, wie der Irokeseschen. Jesus lehrte die Duldung, und wir verfolgen; Jesus predigte eine gute Sittenlehre, und wir üben sie nicht aus; Jesus hat keine Lehrsätze festgesetzt, und die Concilien haben reichlich dafür gesorgt. Kurz, ein Christ des dritten Jahrhunderts ist einem Christen des ersten gar nicht mehr ähnlich. Jesus war eigentlich ein Essäer, er nahm die Moral der Essäer an, die wenig von Zeno's Moral verschieden ist. Seine Religion war reiner Deismus; und nun sehn Sie, wie wir sie aufgeputzt haben. Da dem so ist, so vertheidige ich, wenn ich die Sittenlehre Christi vertheidige, eigentlich die Sittenlehre aller Philosophen, aber alle Lehrsätze, die nicht von ihm herrühren, gebe ich Ihnen preis, etc."

23. Oktober 1770

Der König nach Berlin.

24. Oktober 1770

Der König wohnt den Kriegsübungen der Berliner Garnison vor dem Halleschen Thore bei, wo auch der Prinz Karl von Schweden zugegen ist.

25. Oktober 1770

Der König nach Potsdam (Sanssouci).

30. Oktober 1770

Der Konig an Voltaire. Nachdem er über den Tod seines Neffen, des Prinzen von Braunschweig, Wilhelm Adolph (s. oben Seite 22), gesprochen, fährt er fort: "Wenn es möglich wäre, daß nach diesem Leben noch etwas existirte, so wüßte er jetzt gewiß mehr, als wir Alle zusammen; allein höchst wahrscheinlich weiß er ganz und gar nichts. Ein Philosoph unter meiner Bekanntschaft, ein Mann, der fest auf seine Meinungen besteht, bildet sich ein, wir hätten genug Wahrscheinlichkeitsstufen, um zu der Gewißheit zu kommen, daß post mortem nihil est. Er behauptet: der Mensch sei kein<30> doppeltes Wesen, wir wären nur Materie, die von der Bewegung belebt werde, und sobald die abgenutzten Triebfedern ihre Wirkung versagten, zerstörte sich die Maschine, und ihre Theile fielen auseinander. Dieser Philosoph sagt auch : es sei viel schwerer von Gott zu sprechen, als von den Menschen; denn wir kämen auf den Gedanken, daß er existire, nur durch die Vermuthungen, und das am mindesten Alberne, was uns die Vernunft über ihn an die Hand gäbe, bestehe in dem Glauben: er sei das verständige Princip der Bewegung und alles dessen, was die Natur beseelt. Mein Philosoph ist sehr überzeugt: dieses verständige Wesen bekümmere sich um den Allerchristlichsten nicht mehr, als um Mustapha, und das, was den Menschen begegne, beunruhige es eben so wenig, als was einem Ameisenhaufen zustoße, den ein Botenläufer, ohne es zu merken, zertritt. Er sieht das Thiergeschlecht als eine Accidenz der Natur an, wie den Sand, der von den Rädern in Bewegung gesetzt wird, obgleich diese Räder eigentlich nur dazu bestimmt sind, daß sie einen Wagen schnell fortschaffen sollen. Dieser sonderbare Mann behauptet auch: es exristire gar keine Relation zwischen den lebendigen Geschöpfen und dem höchsten verständigen Wesen; denn schwache Creaturen könnten diesem Wesen weder schaden noch Dienste leisten; unsere Laster und unsere Tugenden hätten bloß auf die menschliche Gesellschaft Beziehung, und wir hätten an den Strafen oder Belohnungen, die daraus folgten, schon genug, etc."

B.

12. Oktober 1770

Der Prinz Heinrich, Bruder des Königs, kommt aus Schweden in Petersburg an 30-+.

<31>

26. Oktober 1770

Bekanntmachung der Vegünstigungen etc., welche Fremden, die sich in den Preußischen Landen niederlassen wollen, zugesichert werden.

28. Oktober 1770

Abreise des Prinzen Karl von Schweden aus Berlin nach Stockholm.

November.

A.

1. November 1770

Der König, in Potsdam (Sanssouci), an d'Alembert :

"Sie und Voltaire machen sich auf meine Kosten lustig, wenn Sie mir sagen, daß ich den Fortschritten der Philosophie nützlich sein könne. Ein Descartes, ein Newton, ein d'Alembert, ein Bayle, ein Voltaire, solche Männer haben die Wissenschaften verherrlicht; ich aber bin nichts mehr, als was man in Italien einen Dilettanten nennt, ich stehe mit andern Liebhabern im Parterre, und klatsche Dem, was schön ist, Beifall zu. etc. Sie werden jetzt von mir ein ungeheures Schreiben erhalten haben, in welchem ich für Sie alle Waffen erschöpfe, die mir mein Zeughaus von metaphysischen Beweisen an die Hand giebt. Von diesen abstracten Ideen ist nur eine des Erweises fähig, nämlich der Materialismus. Ist dieser Punkt deutlich bestimmt, so kann man sich in Rücksicht der übrigen mit den verschiedenen Stufen der Wahrscheinlichkeit begnügen; denn diese übrigen sind bloß Gegenstände der Speculation. etc. - Alles wohl erwogen ist es für Jedermann wichtiger, gut zu verdauen, als das innere Wesen der Dinge zu erkennen. etc."

12. November 1770

Grundsätze der Lagerkunst und Taktik (vom König).

16. November 1770

Der Minister von Finkenstein beim König, bis den 28sten.

B.

9. November 1770

Der Großkanzler von Jariges stirbt 64 Jahr alt.

<32>

18. November 1770

Der Ober Amts-Präsident zu Brieg, von Zedlitz, wird Minister.

Dezember.

A.

Dezember 1770

Der König in Potsdam.

4. Dezember 1770

Der König schickt sein Gedicht : "der Kaiser von Sina" (H. W. VII. 189) an Voltaire.

12. Dezember 1770

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich schicke Ihnen hier die Träumerei eines gewissen Philosophen, auf welchen Voltaire sehr aufgebracht ist. etc. 32-+ Heute sage ich Ihnen nichts von Philosophie, ich habe Ihnen ganze Packete voll Metaphysik zugeschickt, die Sie in Paris finden werden. Genau betrachtet gleicht diese Materie einem Graben; je mehr man ihn aushöhlt, je tiefer wird er. Aber viel Dinge können uns auch ohne Gefahr unbekannt bleiben. Das Wichtigste ist: wohl leben, einer erträglichen Gesundheit genießen, Freunde besitzen, und eine ruhige Seele haben. Alles dieses wünsche ich Ihnen. etc."

18. Dezember 1770

Der König an d'Alembert :

"Vielleicht finden Sie es sonderbar, daß ich mich in fremde Dinge mische, und als ein sechzigjähriger Schüler mir einfallen lasse, mich auf die Bänke der Doctoren der Metaphysik zu setzen, um Dinge abzuhandeln, wovon die Gelehrtesten um nichts mehr verstehen, als die Ungelehrtesten. Aber eben darum, glaube ich, ist es mir so gut erlaubt, als jedem Andern, über metaphysische Gegenstände zu reden. etc. Ich fange also mit Gott an, und mit dem von diesem Wesen uns zu machenden Begriffe, der noch den wenigsten Widerspruch in sich hat. Ich bin überzeugt, daß dies Wesen nicht materiell<33> sein kann; denn sonst würde es durchdringlich, theilbar und endlich sein. Sage ich : er ist ein Geist, so bediene ich mich eines metaphysischen Ausdrucks, den ich nicht verstehe; denke ich mir ihn nach der Erklärung der Philosophen, so sage ich etwas Ungereimtes, weil ein Wesen, welches keinen Raum einnimmt, wirklich nirgends existirt, und es sogar unmöglich ist, daß ein solches Wesen da sei. Mithin gebe ich die Materie und den reinen Geist auf, und - um einigermaßen einen Begriff von Gott zu haben - stelle ich mir ihn als das Sensorium des Ganzen vor, als die mit der ewigen Organisation aller existirenden Welten verbundene Denkkraft (Weltseele), und hierdurch nähere ich mich weder dem System des Spinoza, noch der Stoiker, die alle denkende Wesen für Ausflüsse des großen allgemeinen Geistes hielten, mit welchem sich ihre Denkkraft nach ihrem Tode wieder vereinigte. Die Beweise für diese Intelligenz oder für dieses Sensorium der Natur, sind folgende: die erstaunenswürdigen Verhältnisse, die sich in der ganzen physischen Anordnung der Welt, der Pflanzen und der belebten Geschöpfe finden; ferner auch die Intelligenz (Denkkraft) des Menschen; denn wäre die Natur roh und geistlos; so hätte sie uns ja etwas mitgetheilt, was sie selbst nicht hat, welches ein grober Widerspruch wäre.

Der Punkt von der Freiheit ist nicht minder dunkel, als der vom Dasein Gottes; hier sind jedoch einige Bemerkungen, die Erwägung verdienen. Woher kommt es, daß alle Menschen ein Gefühl von Freiheit haben; und woher kommt es, daß sie es lieben? Könnten sie jenes Gefühl und diese Liebe haben, wenn wirklich die Freiheit nicht da wäre? Weil man aber mit den Worten, die man gebraucht, einen deutlichen Sinn verbinden muß, so definire ich die Freiheit durch : die Handlung unsers Willens, zufolge welcher wir unter verschiedenen Entschlüssen wählen, und welche unsere Wahl bestimmt. Uebe ich nun diese Handlung zuweilen aus, so ist<34> dies ein Zeichen, daß ich jenes Vermögen besitze. Unstreitig bestimmt sich der Mensch nach Gründen; wenn er anders handelte, wäre er unsinnig; die Idee von seiner Erhaltung und seinem Wohlsein ist einer der mächtigen Beweggründe, die ihn antreiben, sich dahin zu neigen, wo er diese Vortheile anzutreffen glaubt. Indessen giebt es auch edelgesinnte Seelen, die das Rechtschaffene dem Nützlichen vorzuziehen wissen, die ihr Vermögen und ihr Leben freiwillig dem Vaterlande aufopfern; und diese ihre Wahl ist die größtmögliche Ausübung ihrer Freiheit. Sie werden antworten: alle diese Entschlüsse sind eine Folge unsrer Organisation und der äußern Gegenstände, welche auf unsere Sinne wirken. Allein ohne Organe würden wir eben so wenig denken können, als ein Klavier ohne Saiten Töne hervorbringen kann. Ich gebe zu, daß wir alle unsere Kenntnisse durch die Sinne erhalten, allein Sie müssen doch diese Kenntnisse von unsern Gedankenverbindungen unterscheiden, wodurch wir jene Kenntnisse bearbeiten, umstalten und bewundernswürdig anwenden. Sie dringen noch weiter, und führen mir die Leidenschaften an, die in uns wirken. Ja! wenn die Leidenschaften stets die Oberhand hätten, so könnten Sie Ihr Siegeslied anstimmen, aber oft widersteht man denselben. Ich kenne Leute, die sich ihre Fehler abgewöhnt haben. etc. Gäbe es nun eine unbedingte Nothwendigkeit; so würde sich Niemand bessern können. etc. Ich wage es also in diesem System des unvermeidlichen Verhängnisses irgend einen Widerspruch zu vermuthen, denn nimmt man es in aller Strenge an; so muß man die Gesetze, Erziehung, Strafen und Belohnungen für überflüssig und unnütz halten. Ist Alles nothwendig, so findet keine Aenderung Statt. Dagegen aber beweiset mir meine Erfahrung, daß die Erziehung Viel über die Menschen vermag, daß man sie bessern, sie aufmuntern kann, und täglich finde ich mehr, daß die Strafen und Belohnungen gleichsam die Schutzmauern der bürgerlichen Gesellschaft sind. Daher kann ich eine Mei<35>nung nicht annehmen, die den Wahrheiten der Erfahrung zuwider läuft; Wahrheiten, die so einleuchtend, sind, daß selbst die Anhänger des Systems des Fatalismus demselben beständig zuwider handeln, sowohl in ihrem Privatleben, als in ihren öffentlichen Handlungen. Was heißt denn aber ein System, welches uns zu lauter Thorheiten verleiten würde, wenn wir uns buchstäblich darnach richteten?

Wir kommen nun zur Religion, und ich darf mir schmeicheln, daß Sie mich in diesem Punkt für einen unpartheiischen Richter halten. Ich denke, ein Philosoph, der es sich einfalen ließe, dem Volke eine ganz einfache Religion zu predigen, würde Gefahr laufen, gesteinigt zu werden. Fände er irgend noch einen völlig neuen Kopf, der noch für keinen Gottesdienst eingenommen wäre; so möchte es ihm vielleicht gelingen, diesen zu überreden, eine vernünftige Religion den durch so viele Fabeln herabgewürdigten Glaubenslehren vorzuziehen. Allein gesetzt auch, man brächte es dahin, die Religionen der Socrate und der Cicerone in einem Ländchen einzuführen; binnen Kurzem würde ihre Reinheit durch mannigfachen Aberglauben besteckt sein. Die Menschen verlangen Gegenstände, die auf ihre Sinne Eindruck machen, und ihrer Einbildungskraft Nahrung geben. Das sehen wir bei den Protestanten, die einem zu nackten, zu einfachen Gottesdienst anhängen; sie werden oft katholisch, bloß aus Liebe zu den Feiertagen, den Ceremonien und den schönen Kirchenmusiken etc., so z. B. der Landgraf von Hessen, Pöllnitz etc. Gesetzt aber auch, Sie könnten die Menschen so vielen Irrthümern entreißen, so bleibt noch die Frage übrig : ob sie der Mühe, sie aufzuklären, werth sind?"

22. Dezember 1770

Der König nach Berlin, wo er gewöhnlich an den sogenannten Geldtagen, wo der Soldat die Löhnung erhält, und auch zuweilen außer diesen, die Wachtparaden besieht. Es geschah dies in der Regel immer, wenn er mehrere Tage in Berlin blieb, eben so wie in Potsdam.

<36>

23. Dezember 1770

Zum Anfang des Carnevals große Cour und Tafel beim König.

24. Dezember 1770

Der König an Fouque :

"Ich übersende hier ein kleines Merkmal meiner Freundschaft. Sie werden es hoffentlich annehmen, da es von Ihrem ältesten und treusten Freunde kommt. Ich wünsche, daß Sie mit dem neuen Jahre Stimme, Gesicht und Gehör wieder erhalten mögen. etc."

30. Dezember 1770

Der König ertheilt dem neuen Oestreichischen Gesandten von Switen Audienz.

Während des diesjährigen Carnevals berief der König mehrmals den Director Merian und einige seiner Collegen bei der Akademie zur Abendunterhaltung zu sich. (S. Eloge de Merian in den Abhandl. der Akademie 1804-1811, pag. 81).

B.

23. Dezember 1770

Anfang des Carnevals. Die Ordnung wie im vorigen Jahre. (Nachträglich wird bemerkt, daß an den Tagen, wo Redoute ist, der Hof gewöhnlich im Opernhause an fünf Tafeln zu Abend speist).

Es wurden aufgeführt die Opern il Re pastore und Montezuma; das Französische Trauerspiel Phedre et Hypolith, und die Schauspiele Menechmes und L'école des amis.

28. Dezember 1770

Instruction etc. wegen Prüfung aller sich dem Verwaltungsfach widmenden Königlichen Beamten.

28. Dezember 1770

Starb der Polizei-Präsident von Berlin Karl David Kircheisen, 66 1/2 Jahr alt. An seine Stelle trat der ehemalige Regiments-Auditeur Philippi.

<37>

Januar 1771.

A.

Januar 1771

Der König in Berlin.

5. Januar 1771

Der König an den Minister von Münchhausen: "Mein lieber Etats-Minister von Münchhausen. Ich habe Euch schon vor geraumer Zeit aufgegeben, daß Ihr den zeitigen Abt Hähn in Klosterbergen, der die dasigen Schulanstalten völlig in Verfall gebracht hat, und welchen Ich daher daselbst nicht dulden kann, sofort wegschaffen sollet. Solches ist, wie Ich leider höre, bis jetzo noch nicht geschehen. Ihr werdet also sothane Meine Ordre gehörig zu befolgen nunmehro um so weniger säumen, da Ihr leicht urtheilen könnt, daß Euch in ein und eben der Sache Meinen Willen bekannt zu machen, Mir nicht anders als höchst unangenehm sein muß 37-+."

6. Januar 1771

Speist bei der Königin, so auch den 13ten und 20sten.

Der König schenkt mehrere Tausend Thaler für die Armen.

15. Januar 1771

Bei dem Prinzen Ferdinand.

22. Januar 1771

Besucht der König die Porzellanmanufaktur.

23. Januar 1771

Speist er bei der Prinzessin Amalie.

24. Januar 1771

Kehrt der König schon früh nach Potsdam zurück. Die Feier seines Geburtstags fand bei der Königin Statt, wo große Cour und Abends Concert war.

Der König übersendet der Erbstatthalterin ein prächtiges Tafelservice von Porzellan, und den Kammerherrn des Erbstatthalters, Grafen von Heyden, beschenkt er mit einer goldenen, mit Brillanten besetzten Uhr.

Der General von Ramin erhält ebenfalls ein Porzellan Tafelservice.

<38>

B.

12. Januar 1771

Stirbt, der Marquis d'Argens in Toulon, 67 Jahr alt. (S. I. Abthl. S. 77 - 83).

28. Januar 1771

Stirbt der Englische Gesandte Mitchell in Berlin, 60 Iahr alt. Er wurde in der Dorotheenkirche begraben, wo ihm auch ein Denkmal von Carrarischem Marmor errichtet ist.

28. Januar 1771

Der Prinz Heinrich verläßt Petersburg.

Februar.

A.

6. Februar 1771

Der König in Potsdam.

6. Februar 1771

Der König an die Marquise d'Argens in Eguilles bei Aix :

"Der Tod des Marquis hat mich sehr betrübt; und ob er gleich gegen das Ende seines hiesigen Aufenthalts sehr zur Unzeit mit mir geschmollt hat, so habe ich seine guten Eigenschaften nicht minder darum geschätzt. Da ich mich nun immer für ihn interessire, so bitte ich Sie, mir von seiner Krankheit und seinem Tode alle Umstände zu melden; verschweigen Sie mir keinen - über diesen Punkt wünsche ich keine Zurückhaltung. Ich möchte gern Alles wissen, und auch, ob er lange krank gewesen. Ich beklage Sie aufrichtig; ich fühle Ihren ganzen Verlust und wie unersetzlich er ist. Wollen Sie und die Familie den Kammerherrnschlüssel mit in die Gruft legen, so haben Sie volle Freiheit hierzu; auch wüßte ich nicht, wozu er anders zu gebrauchen wäre, weil, wer ihn tragen will, mein Kammerherr sein muß. Ich werde von den Briefen, die ich an den Marquis geschrieben habe, und die mir bei seiner Abreise eingehändigt worden, diejenigen aussuchen, die Ihnen zu überlassen sind, und Sie werden aus ihnen den Antheil ersehen, den ich beständig an dem Schicksal des Marquis genommen habe. etc.

N.S. Sie werden in einem besondern Päckchen siebzehn Briefe finden, die ich ausgesucht und die Sie aufheben können."

<39>

9. Februar 1771

Der Minister von Derschau und der Magdeburgische Präsident von Schulenburg in Potsdam beim König.

11. Februar 1771

Der Minister von Finkenstein nach Potsdam zum König.

15. Februar 1771

Der König erhebt den in Braunschweigsche Dienste zurückgetretenen Major Mengen in den Adelstand, und ertheilt ihm den Orden de la Générosité.

18. Februar 1771

Der Prinz Heinrich, welcher den 17ten aus Petersburg 39-+ in Berlin angelangt war, kommt zum König nach Potsdam, und bleibt bei ihm bis den 24sten.

B.

6. Februar 1771

Stirbt der Minister von der Hagen, 49 Jahr alt. Der König läßt sein Bildniß von der berühmten Malerin Therbusch verfertigen, und befiehlt, daß es im Versammlungszimmer des General-Directoriums aufgestellt werden soll. (S. unter dem Monat Juli d. J.).

12. Februar 1771

Stirbt der König von Schweden Adolph Friedrich, Gemal der Schwester Friedrich's des Großen.

März.

A.

1. März 1771

Der König in Potsdam.

5. März 1771

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ein paar Worte von Ihren questions encyclopédiques. Ich gestehe zu, daß ein Schriftsteller, der für das Publikum schreibt, es selbst mit seinen Schwachheiten nicht genug respectiren kann, und gebe daher dem Verfasser der Vorrede zu dem Auszug aus dem Fleury 39-++ meinen Beifall nicht.<40> Er drückt sich dreist aus, und behauptet Sätze, woran gottesfürchtige Seelen Anstoß nehmen können; und das ist nicht löblich. Niur durch Reflexionen und Betrachtungen wird die Wahrheit geläutert und von dem Irrthum geschieden. Wenige Personen nehmen sich Zeit zu einer Untersuchung, die so beschwerlich ist und eine ununterbrochene Aufmerksamkeit erfodert. So deutlich man ihnen auch ihre Irrthümer auseinander setzt, so glauben sie doch, man wolle sie verführen. Sie verabscheuen die Wahrheiten, die man ihnen vorträgt, und verfluchen den Mann, der es thut. Ich bin daher sehr mit der Methode zufrieden, daß man dem Aberglauben Nasenstüber giebt und ihn dabei mit Höflichkeiten überhäuft."

13. März 1771

Der König an d' Alembert :

"Um das Trockne der Philosophie bisweilen ein wenig zu erheitern, beschäftige ich mich von Zeit zu Zeit mit minder ernsthaften Gegenständen, aber da Sie mich in den geheiligten Tempel zurückfuhren, in welchem sich unsere Unwissenheit am hellsten zeigt, so folge ich Ihnen dahin.

Gleich Anfangs legen Sie mir einen fürchterlichen Gegenstand vor, nämlich: Gott, der für ein eingeschränktes Wesen, wie ich es bin, unbegreiflich ist, und von dem ich mir keine andere Vorstellung machen, keinen andern Begriff haben kann, als zufolge der Vorstellungen und Begriffe, welche mir jeder organisirte, mit Denkkraft begabte Körper giebt. Ich überschaue die gesammte Organisation dieses Weltalls, und sage zu mir selbst: Wenn du, der du nur eine Milbe bist, doch denkst, weil du Leben hast, wie sollten nicht die unermeßlichen Körper, welche in unaufhörlicher Bewegung sind, weit erhabnere Gedanken hervorbringen als du? Dies scheint mir sehr wahrscheinlich. Aber die Eitelkeit habe ich nicht, wie die alten Stoiker, mir einzubilden, unsere Seele sei ein Ausfluß des großen Wesens, mit welchem sie sich nach meinem Tode wieder vereinigen wird. Und das darum: weil Gott nicht theillar ist; weil wir närrische Streiche machen, und Gott<41> dergleichen nicht thut; und weil endlich die ewige und göttliche Natur sich zerstörbaren Wesen - Geschöpfen, deren Dasein, mit der Ewigkeit verglichen, keine Secunde währt - weder mittheilen kann noch darf. Dies ist mein Glaubensbckenntniß; dies ist es, was ich mir als das am wenigsten Ungereimte über einen Gegenstand habe zusammenreimen könen, von welchem, seitdem die Welt Welt ist, noch Niemand das Geringste verstanden hat.

Von da führen Sie mich zu einem wenigstens eben so gefährlichen Standort; und ich glaube ein Mißverständniß zu bemerken, nach dessen Hebung wir sogleich einig sein werden. Wenn Sie unter Notwendigkeit das verstehen, was ich zureichenden Grund nenne; so ist unser Zwist gehoben. Indeß hätte ich Ihnen noch einige Einwendungen zu machen; denn man muß nicht glauben, daß sich alle Menschen nach einer genauen Abwägung des Dafür und Dawider bestimmen. Es giebt zweifüßige ungefiederte, sogenannte vernünftige Thiere, die sich nach der ersten Eingebung ihrer Imagination entscheiden; ich habe einen Herzog von Mecklenburg gekannt, der die Boutonomancie (das Knöpfezählen) zu Rathe zog. Alles dieses beweist, daß nicht einerlei Triebfedern auf verschiedene Geschöpfe wirken, und daß sich die Vernunft be gnügt, diejenigen zu leiten, die man die Weisesten nennt. Wollen sie nun Das Notwendigkeit nennen, was ich Ver nunft nenne, so ist unser Streit geendigt; nehmen Sie aber eine blinde Notwendigkeit des Verhältnisses an, die uns als Marionetten handeln läßt, so würde es mir schwer fallen, noch in meinen alten Tagen eine Marionette zu werden. etc."

26. März 1771

Der König an den Grafen Hoditz in Roswalde.

In dieser Epistel schildert der König den Aufenthalt etc. in Roswalde, und sagt unter andern:

"Die große Kunst ist : wahrhaft glücklich sein.
Ein düstres Traumbild scheinet mir der Stolz. etc.
Es ist wohl schön, dem Throne sich zu nah'n;
<42>Doch schöner noch, sein eigner Herr zu sein,
So wußtest Du mit verdachter Wahl
Der Freiheit Glück der Größe vorzuziehn;
Du, frei von allem Prunk, von allem Stolz,
Geführt von der Natur, und, ohne daß
Du selbst es denkst, ein Schüler Epikur's."

Um diese Zeit war der Graf Hoditz beim König in Potsdam, von wo er den 19. April über Berlin nach Noswalde zurück reiste. Ferner waren in diesem Monat beim König: der Abt Bastiani, der Lord Algernon Perci, ein Sohn des Herzogs von Northumberland, und dessen Führer Dutens Duchillou. Der Letztere erwähnt seiner mit dem Könige gehabten Unterredung in seiner Schrift: Mémoires d'un voyageur qui se repose etc. I. 378, jedoch nicht ausführlich. Er war durch den Baron von Cocceji eingeführt worden, welchen er, wie man hier I. p. 146 erfährt, schon in Turin kennen gelernt hatte, wohin er, als Sächsischer Kaufmann verkleidet, vom König geschickt worden war, um den König von Sardinien gegen Oestreich zu stimmen 42-+.

<43>

B.

4. März 1771 bis 5. März 1771

In der Nacht stirbt der Markgraf Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt zu Wildenbruch.

Um diese Zeit war die berühmte Sängerin Mara in des Königs Dienste getreten. Sie sang zum ersten Male auf dem Theater in dem Intermezzo Piramus und Thisbe von Hasse.

April.

A.

4. April 1771

Der König in Potsdam, an die Marquise d'Argens :

"Ich danke Ihnen für die umständliche Nachricht, die Sie mir von der Krankheit und dem Tode meines lieben Marquis zugesandt haben; sie hat mich äußerst gerührt. Warum ist er doch nicht bei uns geblieben! vielleicht lebte er noch. Man schmeichelt sich gern mit dem, was einen interessirt. Ich fühle, wie ich Ihnen schon gesagt, Ihren ganzen Verlust, er ist unersetzlich; alle Thränen, aller Kummer werden den aber nicht ins Leben zurückrufen, der einmal dahin ist. Sie müssen sich endlich in Ihren Schmerz zu finden wissen, und nicht durch vergebliches Sehnen Ihr Uebel von Neuem reizen. Ich werde es gewiß mit Vergnügen hören, wenn Sie so glücklich sind, wie ich wünsche, und wenn die Familie des guten Marquis so viel zu Ihrer Zufriedenheit beiträgt, als Sie zu erwarten berechtigt sind. etc.

N.S. Ihr zweiter Brief kommt mir so eben zu Händen. Hier wird Niemand einen üblen Gebrauch von dem machen, was Sie mir melden, darauf verlassen Sie Sich. Ich wünsche, daß Sie mit der Achtung zufrieden sein mögen, die Ihnen Ihre Familie ohne Zweifel beweisen wird. Kämen<44> Sie aber in den Fall, gegen ein und anderes Verfahren, oder sonst worin, meine Hülfe nöthig zu haben; so lassen Sie es mich geradezu wissen. Melden Sie mir auch, ob man dem Marquis nicht ein Epitaphium könnte setzen lassen, und ob dies in dem Lande, worin Sie sind, ohne Nachtheil für Sie und ihn geschehen kann."

8. April 1771

Der Minister von Finkenstein in Potsdam beim König.

13. April 1771

Kabinetsordre des Königs an den Magistrat der Stadt Berlin, darin er erklärt: daß er alle die Bürgerhäuser, welche er daselbst auf seine Kosten habe erbauen lassen, den Eigenthümern der Baustellen erb- und eigenthümlich schenke, und demnächst dem Magistrat befiehlt, die Schenkungsbriefe darüber in gehöriger Form auszufertigen, und den Eigenthümern gedachter Häuser auszuliefern.

22. April 1771

Der König von Schweden Gustav III 44-+ und sein Bruder Friedrich Adolph, Herzog von Ostgothland (Söhne der Schwester Friedrich's d. Gr.) kommen in Potsdam an.

24. April 1771

Der König von Schweden und sein Bruder besehen Sanssouci und die Stadt Potsdam, und gehen

25. April 1771

mit Gefolge nach Berlin.

26. April 1771

Der König aus Potsdam nach Berlin, wo bei ihm große Tafel und Cour ist, welcher der König von Schweden, dessen Bruder und die Prinzen des Königl. Hauses beiwohnen.

26. April 1771

Der König besucht die Prinzessin Amalie, besieht das Zeughaus, Mittags große Tafel. Nachmittags besieht er das Regiment Gend'armes zu Pferde und das Husarenregiment von Zieten zu Fuß.

Der König von Schweden etc. besucht das Cadettenhaus und die Ritterakademie.

28. April 1771

Manövre vor dem Halleschen Thore, welchem auch der König von Schweden und dessen Bruder beiwohnen. Abends Cour<45> und Tafel bei der Königin, wo vom goldenen Service gespeist wird.

29. April 1771

Der König nach Potsdam, und der König von Schweden mit seinem Bruder und Gefolge kehrt über Rheinsberg nach seinen Staaten zurück.

In diesem Monat war der Graf Alexis Orlow 45-+ in Potsdam. Er kam von Petersburg und wollte sich zu seiner Flotte nach Livorno begeben.

Mai.

A.

Mai 1771

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Mai 1771

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Wir wollen uns trösten, mein lieber d'Alembert; wir werden nicht die Einzigen sein, die dazu verdammt sind, auf immer unwissend über das göttliche Wesen zu bleiben. etc. Mir fällt oft jener Englische Vers ein :

"Zum Handeln lebt der Mensch; und Du verlangst
zu denken?"

Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr Ihre Franzosen mich ergötzen. Diese, nach lauter Neuem so begierige Nation, gewährt mir beständig neue Auftritte; bald ist es die Verjagung der Jesuiten; bald die Beichtscheine; die Aufhebung des Parlaments; die Zurückberufung der Jesuiten; alle drei Monate neue Minister. Kurz, sie allein geben dem ganzen Europa Stoff zur Unterhalttung. Wenn die Vorsehung bei Erschaffung der Welt (vor<46>ausgesetzt, daß sie sie erschaffen) an mich gedacht hat; so hat sie gewiß dies Volk zu meiner Nebenbelustigung hervorgebracht. etc.

Lassen Sie die schwarzen Gedanken fahren, mein lieber d'Alembert. Besser, über die Narrheiten der Menschen zu lachen, als darüber zu weinen! Verscheuchen Sie Ihre Schwermuth durch frohe Vorstellungen, und wenn Sie aus einer Quelle guter Laune schöpfen wollen; so kommen Sie zu uns. etc."

17. Mai 1771 bis 18. Mai 1771

Musterung bei Potsdam.

19. Mai 1771

Der König über Spandau nach Charlottenburg.

20. Mai 1771

Nach Berlin, wo bis den 23sten die Musterung Statt hat.

23. Mai 1771

Nachdem der König die Prinzessin Amalie besucht hat, geht er nach Charlottenburg.

25. Mai 1771

Von Charlottenburg nach Cüstrin - Musterung bis den 26sten.

26. Mai 1771

Nach Stargard - Musterung bis den 28sten.

28. Mai 1771

Nach Potsdam zurück.

29. Mai 1771

Ankunft in Potsdam.

31. Mai 1771

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Ministerrevue).

Der König ertheilt der Braut des verstorbenen Lieutenants von Fragstein, Dorothee Sophie Baumgart, die Befugniß, den von Fragsteinschen Namen und das Wappen zu führen, worüber dieselbe ein Königl. Diplom ausgefertigt erhält.

B.

Mai 1771

In diesem Monat befanden sich der Fürst Poniatowsky, Neffe des Königs von Polen, mit seiner Gemalin in Berlin.

Der in Hessen-Casselschen Diensten gestandene Freiherr Wolfgang Ferdinand von Dörnberg tritt als Minister in Preußische Dienste.

<47>

Juni.

A.

1. Juni 1771

An diesem Tage fand in Potsdam beim König die gewöhnliche Minister-Conferenz (Revue) Statt.

2. Juni 1771

Der König reist nach Magdeburg zur Nevue mit dem gewöhnlichen Gefolge.

9. Juni 1771

Rückkunft des Königs in Potsdam (Sanssouci).

10. Juni 1771

Der Großkanzler von Fürst und der neue Justiz-Minister von Dörnberg zum König nach Potsdam.

14. Juni 1771

Der Minister von Finkenstein und der General von Buddenbrock zum König nach Potsdam.

24. Juni 1771

An diesem Tage erklärt der König den (in Betreff der Polnischen Angelegenheiten) Verbündeten seine Ansprüche auf Pomerellen und einige andere Theile Polens etc. General von Krockow geht von Potsdam nach Schlesien.

29. Juni 1771

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich wünsche Ihnen Glück zu dem neuen Minister 47-+, den der König gewählt hat. Man sagt, er sei ein Mann von Talent. etc. Er wird dann weder am Kopf noch am Herzen so schwach sein, dem Pabste Avignon wieder zu geben. Man kann, wenn man gleich ein guter Katholik ist, dennoch dem Statthalter Gottes seine irdischen Besitzungen abnehmen, die ihn ohnedies allzu sehr von seinen geistlichen Pflichten abziehen. etc. -

Der Aberglaube ist ein Sohn der Furchtsamkeit, der Schwäche und der Unwissenheit. etc. Was für Widersprüche finden sich nicht in dem menschlichen Geist zusammen! Der alte Fürst von Anhalt-Dessau, den Sie noch gesehen haben, glaubte keinen Gott; aber wenn er auf die Jagd gehen wollte, und ihm von ungefähr drei alte Weiber begegneten; so kehrte er den Augenblick wieder um, weil das ein böses Omen<48> war. An einem Montag unternahm er nichts, denn dieser Tag war unglücklich. Fragte man ihn um den Grund, so wußte er keinen anzugeben. Sie wissen, was man von Hobbes erzählt; bei Tage war er ungläubig, und des Nachts schlief er nicht allein, weil er sich vor Gespenstern fürchtete. etc. Die Menschen sind für den Irrthum geschaffen; er schleicht sich gleichsam von selbst in ihren Geist ein, und sie können nur mit großer Mühe einige Wahrheiten entdecken. etc."

Juli.

A.

Juli 1771

Der König in Potsdam. (Sanssouci).

10. Juli 1771

Wurde auf Befehl des Königs das Bildniß des verstorbenen Ministers von der Hagen im Sessionszimmer des General-Direktoriums mit vieler Feierlichkeit aufgestellt.

17. Juli 1771

Die Prinzessin Amalie nach Potsdam (bis den 3. August). Der König erhebt den Präsidenten der Kriegs- und Domainen-Kammer in Preußen Johann Friedrich Domhardt in den Adelstand.

19. Juli 1771

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich habe den vierten Theil der Encyclopädischen Untersuchungen von Voltaire gelesen, und war sehr verwundert, einen fürchterlichen Ausfall gegen Maupertuis darin anzutreffen. Es ist so etwas Niedriges dabei, Verstorbene zu verleumden; es ist so entehrend, das Andenken verdienstvoller Männer anzuschwärzen; dies Verfahren zeigt gewissermaßen eine so unversöhnliche, so grausame Rachsucht, daß mich beinahe die Statue reuet, die man ihm errichtet. Gütiger Gott! wie kann so viel Genie mit so vieler Verkehrtheit gepaart sein. Ich gestehe Ihnen, daß mich das mißmüthig macht. etc."

B.

Juli 1771

Preußen und Oestreich ziehen einen Truppen-Cordon an der Polnischen Grenze.

<49>

August.

A.

August 1771

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. August 1771

Der König von Potsdam nach Schlesien, zu den Musterungen, mit dem gewöhnlichen Gefolge.

28. August 1771

Aus Neisse in Breslau angekommen.

31. August 1771

Aus Breslau nach dem Hauptquartier Golau; daselbst bleibt der König bis den 3. September.

Anfangs dieses Monats waren bei dem König in Potsdam : der General-Lieutenant von Bülow, der General-Major von Düringshofen und der Minister von Finkenstein.

September.

A.

3. September 1771

Der König verläßt Golau und tritt die Rückreise nach Potsdam an.

5. September 1771

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

6. September 1771

Der König an Darget :

"Mit Vergnügen gebe ich Ihrem Sohne die Erlaubniß, um die Sie in Ihrem Briefe vom 16. August für ihn bitten, sich während der Zeit, da er in meinen Staaten zu sein gedenkt, mir vorstellen zu dürfen. Da ich den Vater kenne, so wird es mir auch angenehm sein, den Sohn zu sehen; und Sie dürfen ihn also nur an mich adressiren." Die Minister von Finkenstein und von Vorschau in Potsdam.

Oktober.

A.

Oktober 1771

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Oktober 1771

Der Minister von Finkenstein und der General von Buddenbrock in Potsdam beim König.

<50>

B.

21. Oktober 1771

Stiftungsurkunde des Französischen Theaters in Berlin.

November.

A.

1. November 1771

Der Minister von Finkenstein und der Kaiserliche Gesandte von Switen nach Potsdam zum König.

13. November 1771

Der König an Voltaire :

- etc. - "Als Ihre Bücher (der 6. und 7. Theil der Questions encylopaediques) ankamen, hatte ich einen sehr heftigen Anfall vom Podagra; Hände und Füße waren mir gebunden, geknebelt und erlahmt. Diese Werke waren eine große Hülfe für mich. Da ich sie las, dankte ich dem Himmel tausend Mal, daß er Sie in die Welt geschickt hat. Um Ihnen doch auch von meinen übrigen Beschäftigungen Rechenschaft zu geben, muß ich Ihnen sagen, daß ich, als kaum der Gebrauch der linken Hand wieder in meiner Gewalt war, auf den Einfall kam, Papier zu verderben, nicht, um das Publikum und ganz Europa, die hell genug sehen, zu unterrichten, sondern um mir selbst die Zeit zu vertreiben. Ich habe nicht Catharinens Siege besungen, sondern die Thorheiten der Conföderirten. Scherz ist einem genesenden Kranken angemessener, als der Ernst des erhabenen Stils. Sie sollen eine Probe von diesem Gedichte 50-+ sehen. Es besteht aus sechs Gesängen, und ist schon fertig; denn eine fünfwöchentliche Krankheit ließ mir Zeit genug, ganz nach Belieben zu reimen und zu feilen. Zwei Gesänge, die ich für Sie abschreiben lasse, werden Ihnen Langeweile genug machen.

"Ach, was ist der Mensch doch für ein unverbesserliches<51> Geschöpf!" werden Sie sagen, wenn Sie noch jetzt wieder Verse von mir sehen. etc."

21. November 1771

Der König in Friedrichsfelde, als Taufzeuge bei dem am 11ten gebornen Sohn des Prinzen Ferdinand, welcher die Namen Friedrich Christian Heinrich Ludwig erhielt. (Er starb den 8. Oktbr. 1790).

30. November 1771

Der König an d'Alembcrt :

"Die Götter, glaube ich, haben das Glück sich selbst vorbehalten, und den Menschen nur den Schein desselben gelassen; wir suchen es stets und finden es nie. Indeß, fehlt uns hier auch alles, was Vollkommenheit heißt; so haben wir dafür zwei Tröster, die eine Menge unsrer Leiden zerstreuen. Der Eine ist: die Hoffnung; der Andere: eine Anlage zu natürlicher Fröhlichkeit, die besonders Ihre Franzosen im höchsten Grade besitzen. Ein Liedchen, ein treffendes Wort verscheucht ihren Gram; ist das Jahr unfruchtbar, so erhält die Vorsehling ihren Reim; steigen die Auflagen, wehe den Pachtern, deren Namen in einen Vers geht! Auch trösten sie sich wirklich über Alles; und sie haben nicht unrecht; ich trete auf ihre Seite. Lächerlich ist es, sich über vergängliche Dinge zu betrüben, deren Charakter die Unbeständigkeit ist. Wenn Heraklit darüber weint, so belacht sie Demokrit. Lassen Sie uns also lachen, mein lieber d'Alembert; Sie über Ihre Finanzen, ich über das schlechte Jahr, über das Podagra etc. Das ist mein Entschluß, und ich befinde mich wohl dabei. etc. - etc. Kaum war ich meine großen Schmerzen (das Podagra) los, so belustigte ich mich über die Polnischen Conföderirten. Es machte mir Vergnügen, sie nach dem Leben zu schildern, und hier schicke ich Ihnen einige Gesänge des Gedichts. etc. Mir fällt ein, daß ich einige Werke gesehen habe, in welchen das Lob der Franzosen nicht gespart worden ist, und welche von Verfassern herrühren, die einen Platz in der Franz. Akademie suchten und ihn erhalten haben. Dies hat mich auf den Einfall gebracht, mich mit auf die<52> Liste zu setzen; und um Einer von Ihren vierzig Plauderern zu werden, habe ich beschlossen, die Apologie einiger Feldzüge Ihrer Feldherren im letzten Kriege zu schreiben. Das Werk wird bald fertig sein, ich widme es der National-Geckheit, und durch dieses Mittel meine ich in Kurzem Ihr Mitbruder zu werden. etc."

B.

3. November 1771

Die Polnischen Conföderirten entführen den König Stanislaus August von Polen aus Warschau, wobei er in Lebensgefahr geräth und verwundet wird.

Hungersnoth in Sachsen.

Dezember.

A.

1. Dezember 1771

Der König von Potsdam nach Berlin.

2. Dezember 1771

Nach Oranienburg zum Empfang der verwittweten Königin von Schweden (Louise Ulrike, Schwester des Königs), nebst ihrer Tochter, der Prinzessin Sophie Albertine, welche in Begleitung des Prinzen Heinrich, der bis Prenzlau der Königin entgegen gegangen war, daselbst ankamen.

3. Dezember 1771

Der König, Prinz Heinrich, die Königin von Schweden, nebst ihrer Tochter und Gefolge, von Oranienburg nach Berlin.

4. Dezember 1771

Beim König Mittags große Tafel und Cour, Abends bei der Königin von Schweden, wo der Adel in schwarzer Kleidung erschien.

6. Dezember 1771

Der König besucht die Prinzessin Amalie, desgleichen den Prinzen Ferdinand und dessen Gemalin, welche von Friedrichsfelde wieder nach Berlin gekommen waren.

7. Dezember 1771

Der König nach Potsdam.

13. Dezember 1771

Der Markgraf Heinrich von Schwedt in Berlin.

14. Dezember 1771

Der König von Potsdam in Berlin zum Carneval. Während seines Aufenthalts daselbst besieht er wie gewöhnlich die Wachtparade.

<53>

In diesen, Jahre war auf des Königs Einladung der Sächsische Minister von Fritsch, welcher die Friedensunterhandlungen zu Hubertsburg, Sächsischer Seits, mit betrieben hatte, nach Potsdam gekommen. Als dieser um die Zeit seiner nahen Rückreise äußerte, daß er über Berlin gehen wolle, um den berühmten Moses Mendelssohn persönlich kennen zu lernen, sagte ihm der König, daß er, um ihn noch etwas länger bei sich zu haben, den Moses Mendelssohn nach Potsdam kommen lassen wolle. Dies geschah denn auch, und bei der Ankunft Mendelssohns am Thore zu Potsdam fand jene komische Scene Statt, die Nicolai in seinen Anekdoten, Heft III. 278, erzählt, und die auch nach Chodowiecki's Zeichnung in Kupfer gestochen worden ist, im Physiognomischen Almanach, Berlin bei Unger, 1791. - Fritsch starb den 1. Dezbr. 1775, 76 Jahr alt.

Von des Königs Schriften sind in diesem Jahre verfaßt: Brief Clemens des XIV an den Mufti Osman Mola und Brief von Herrn Nicolini an den Procurator Francouloni etc. (Deutsche Supplemente III. 322, 325).

B.

15. Dezember 1771

Anfang des Carnevals. Bis den 21sten war die Ordnung Folgende : Sonntag : große Cour bei dem König; Montag : Operette auf dem Schloßtheater; Dienstag: Redoute; Mittwoch : Opéra comique auf dem Schloßtheater; Donnerstag : Cour bei der regierenden Königin; Freitag: Oper. Vom 21sten an war Sonntags : Cour bei der Königin von Schweden: Montags : Oper; Dienstags: Redoute; Mittwochs : Opéra comique; Donnerstags : Cour bei der regierenden Königin; Freitags: Oper; Sonnabends: Ruhe.

Die beiden Opern waren : 1) Britannicus, 2) Orest und Pylades. Die Operetten : J. Contadin bizarri und La

ritornata di Londra.

Während des Carnevals befanden sich an fremden Standes<54>personen unter andern auch der Geheime-Rath von Brenkenhof, und die Generale von Krockow und von Manstein in Berlin.

Januar 1772.

A.

2. Januar 1772

Der König in Berlin, an Voltaire :

"Ich gestehe es, daß es meine Schuldigkeit ist, Sie mit den Conföderirten, die ich besinge, bekannt zu machen. etc. So wissen Sie denn, daß meine Conföderirten, die zwar weniger tapfer, als Ihre Liguisten, aber eben so fanatisch sind, diesen in Verbrechen nichts haben nachgeben wollen 54-+. Mit dem schrecklichen Angriff, den man auf den König von Polen gemacht hat, der aber verunglückt ist, verhält es sich (bis auf den Umstand mit der Communion) gerade so, wie die Zeitungen es weitläuftig erzählt haben. etc. Aus dem dritten und vierten Gesänge, den ich Ihnen schicke, werden Sie sehen, daß sich unmöglich große Gegenstände unter so viele Ungereimtheiten mischen lassen. Das Erhabene ermüdet zuletzt, aber über das Niedrigkomische lacht man. Ich glaube mit Ihnen, je älter man wird, desto mehr müsse man sich aufzuheitern suchen. etc."

24. Januar 1772

Feier des Geburtstags des Königs; große Cour bei ihm, nach deren Beendigung speist er mit seiner Gemalin, der Königin von Schweden, und sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses bei dem Prinzen Heinrich. Nach aufgehobener Tafel geht der König nach Potsdam. Der König läßt mehrere Tausend Thaler für die Armen auszahlen.

<55>

26. Januar 1772

Der König an d'Alembert :

"Aus Ihrer Antwort sehe ich, daß es eine Menge Gegenstände giebt, die dabei gewinnen, wenn man sie aus der Ferne sieht. Zu dieser Anzahl könnte wohl die Conföderation in Polen gehören. Wir, die wir Nachbarn dieser rauhen Nation sind; die wir die einzelnen Glieder und die Häupter der Parteien kennen, wir halten sie bloß des Auspfeifens werth. Die Conföderation entstand aus Schwärmerei; alle ihre Häupter sind unter einander in Zwiespalt; jeder hat seine besondern Ansichten, seine besondern Entwürfe; sie handeln unbesonnen und fechten feige, und sind bloß fähig zu der Art Verbrechen, welche nur Niederträchtige begehen können. etc. Aus der Frevelthat, welche diese Elenden wider ihren König vorhatten, sieht man, zu welchen Handlungen ihr Schwindelgeist sie fähig macht. Die Ursache ihres Hasses wider diesen Fürsten besteht darin, daß er nicht reich genug ist, ihnen, dem Verlangen ihrer Gierigkeit gemäß, Pensionen zu geben, sie würden lieber einen auswärtigen Fürsten haben, der ihre Verschwendung aus seinen Domainen befriedigen könnte. Ich bedaure die Philosophen, die sich dieses in jeder Rücksicht verächtlichen Volkes annehmen. Nur in Betracht ihrer Unwissenheit kann man sie entschuldigen. Polen hat keine Gesetze, es genießt also nicht das, was man Freiheit nennt, sondern die Regierung ist in eine zügellose Anarchie ausgeartet, und der Adel begeht die grausamste Tyrannei gegen seine Sclaven. etc.

Sie bilden Sich ein, man mache eben so leicht einen Frieden zwischen feindlichen Mächten, als schlechte Verse. Aber ich wollte eher mich unterfangen, die ganze Jüdische Geschichte in Madrigale zu bringen, als drei Souverainen, worunter noch dazu zwei Frauen sind, gleichstimmende Gesinnungen einzuflößen. Dennoch aber lasse ich den Muth nicht sinken. etc. Wenn das Haus unsers Nachbars brennt, so muß man das Feuer löschen, damit es nicht das unsrige ergreife. etc.

<56>

Der arme Helvetius wird sich auf nichts mehr wälzen, ich habe seinen Tod mit unbeschreiblichem Kummer erfahren, sein Charakter schien mir ganz vortrefflich. Vielleicht hätte man gewünscht, daß er seinen Witz weniger als sein Herz zum Rathgeber gebraucht hätte. etc."

In d'Alembert's letztem Brief an den König hatte er sich bei ihm für eine ihm befreundete Familie verwendet, welche durch einen Artikel in der Nieder-Rheinischen Zeitung, die in Cleve herauskam, an ihrer Ehre verletzt worden zu sein glaubte 56-+. D'Alembert bat nun im Namen jener Familie, daß er dem Cleveschen Zeitungsschreiber befehlen möchte, den beigefügten Widerruf des beleidigenden Artikels sogleich in seine Zeitung aufzunehmen, und künftig von dieser Familie weder in Gutem noch in Bösem zu reden, etc. Darauf antwortet der König : "In Rücksicht des Zeitungsschreibers am Nieder-Rhein, wird die Familie Mouleon sich gefallen lassen, daß er nicht beunruhigt werde, weil ohne Freiheit zu schreiben, der Verstand im Finstern bleibt, und weil alle Encyclopädisten, deren eifriger Schüler ich bin, sich gegen jede Censur aufgelehnt haben, und darauf dringen, daß die Presse frei sei, und jeder, was ihm seine Denkungsart eingiebt, schreiben könne. etc."

(Siehe jedoch weiterhin des Königs Brief vom 7. April).

27. Januar 1770

Die Abhandlung des Königs: "Ueber den Nutzen der Wissenschaften und Künste," wird in der Akademie, wo die Königin von Schweden gegenwärtig war, von dem Professor Thiébault vorgelesen.

<57>

Februar.

B.

Februar 1772

Der König in Potsdam.

An verschiedenen Tagen waren bei ihm : der Kaiserliche Gesandte von Swieten, der Polnische Gesandte Graf Kmieleky und der Englische Harris, der General von Billerbeck und der Minister von Rost, desgleichen der Minister von Finkenstein mehrere Male.

B.

17. Februar 1772

Uebereinkunft des Königs mit der Kaiserin von Rußland wegen der Theilung Polens.

März.

A.

1. März 1772

Der König in Potsdam, an Voltaire :

"Ich schäme mich in der That über alle die Possen, die ich Ihnen schicke, aber da Sie einmal im Lesen sind, so sollen Sie verschiedene auf einmal bekommen : den fünften Gesang der Conföderation; eine akademische Vorlesung (Ueber den Nutzen der Wissenschaften etc.) und eine Epistel an meine Schwester, die Königin von Schweden, über die Unannehmlichkeiten, die sie in diesem Lande erfahren hat. (H. W. VII).

Nicht bloß in Schweden erfährt man Widerwärtigkeiten, die arme Babet, des verstorbenen Isaak's (d'Argens) Wittwe, hat in der Provence ihrer auch genug erfahren. Die dortigen Frömmlinge müssen doch schreckliche Leute sein! sie haben dem guten Lobredner des Kaisers Julian mit Gewalt die letzte Delling gegeben. Man hat wegen seiner Beerdigung und auch wegen des Monuments, das ihm errichtet werden sollte, Schwierigkeiten gemacht. etc. Ich habe so eben wieder einen heftigen Anfall vom Poda<58>gra gehabt; aber ein Gedicht hat es mir nicht eingetragen, weil ich keinen Stoff dazu hatte. etc."

15. März 1772

Die Königin von Schweden mit ihrer Tochter und der Prinz Heinrich in Potsdam.

20. März 1772

Die regierende Herzogin von Braunschweig (Schwester des Königs), der Prinz Friedrich von Braunschweig (ihr Sohn) und dessen Gemalin in Potsdam.

24. März 1772

Im neuen Schloß in Sanssouci wird die Oper Orest und Pylades gegeben, nachher Feuerwerk etc.

30. März 1772

Die Königin von Schweden und die Prinzen und Prinzessinnen nach Berlin zurück.

April.

A.

April 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. April 1772

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Wenn Sie aber wissen wollen, was ich von der Preßfreiheit (s. des Königs Brief, oben, vom 26. Jan.) und von den satyrischen Schriften, die eine unvermeidliche Folge derselben sind, halte; so werde ich Ihnen gestehen - ohne jedoch die Herren Encyclopädisten, für welche ich alle Achtung hege, vor den Kopf stoßen zu wollen - daß ich - so viel ich die Menschen kenne, womit ich mich ziemlich lange beschäftigt habe - fest überzeugt bin: daß sie abhaltender Zwangsmittel bedürfen, und daß sie stets jede ihnen verstattete Freiheit mißbrauchen werden; daß folglich, was die Bücher betrifft, ihre Schriften einer Prüfung unterworfen sein müssen, die zwar nicht streng, jedoch hinreichend ist, alles zu unterdrücken, was gegen die allgemeine Sicherheit, so wie gegen das Wohl der Gesellschaft verstößt, welcher letztern die Satyre zuwider läuft."

<59>

23. April 1772

Die regierende Herzogin von Braunschweig über Potsdam nach Braunschweig zurück.

B.

28. April 1772

Die vom Könige dem Regimente Anhalt-Bernburg in Halle geschenkten neuen Fahnen werden demselben feierlich übergeben.

Mai.

A.

Mai 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

2. Mai 1772

Nach Charlottenburg, dann nach Berlin, wo er einige Regimenter mustert, nachher die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurückkehrt.

2. Mai 1772

Die Königin von Schweden in Charlottenburg.

3. Mai 1772

4. Mai 1772

Der König mustert die übrigen Regimenter bei Berlin, und kehrt über Charlottenburg nach Potsdam zurück.

11. Mai 1772

Der Präsident der Ober-Rechenkammer Roden beim König in Sanssouci, der mit ihm über die neuen Einrichtungen spricht, die in Westpreußen, das er bald besetzen werde, getroffen werden sollen. Auch war in diesen Tagen der Geh.-Rath von Brenkenhof aus der Neumark beim König angekommen.

19. Mai 1772

Der König über Spandau nach Charlottenburg.

20. Mai 1772 bis 23. Mai 1772

In Berlin, wo große Revue Statt hat.

23. Mai 1772

Nach Potsdam.

25. Mai 1772

Von Potsdam nach Magdeburg zur Revue, mit dem gewöhnlichen Gefolge.

29. Mai 1772

In Potsdam.

30. Mai 1772

Der König nach Pommern, der Neumark und Westpreußen.

Um diese Zeit scheint der König das Todtengespräch zwischen dem Herzog von Choiseul, dem Grafen von Struensee und Sokrates verfaßt zu haben

<60>

Juni.

A.

4. Juni 1772

Ankunft des Königs in Marienwerder; er begiebt sich sogleich zu den im Lager bei der Stadt versammelten Regimentern, und hält über sie Revue, alsdann bespricht er sich mit den Präsidenten Roden und von Domhardt über die zu treffenden neuen Einrichtungen in den von Polen an Preußen abzutretenden Landestheilen.

7. Juni 1772

Läßt der König wieder die Präsidenten Roden und von Domhardt zu sich kommen, und bespricht sich über dieselbe Angelegenheit mit ihnen.

8. Juni 1772

Von Marienwerder nach Culm, Fordon und Bromberg, Nachtquartier.

9. Juni 1772

10. Juni 1772

In Driesen, wo er bei dem Commerzienrath Trepmacher logirt.

10. Juni 1772

Besieht der König in Begleitung des Geh.-Raths von Brenkenhof die von demselben in dieser Gegend neu angelegten Colonien, und unterhalt sich lange mit ihm über die in Westpreußen zu treffenden Einrichtungen, besonders über einen bei Bromberg anzulegenden Canal.

11. Juni 1772

War der König bereits wieder in Potsdam (Sanssouci).

12. Juni 1772

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam, wo sie bis den 13ten bleiben.

21. Juni 1772

Der regierende Markgraf von Anspach-Baireuth in Potsdam, bis den 28sten.

30. Juni 1772

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Wir haben Toussaint verloren 60-+. An seiner Stelle brauche ich einen guten Rhetoriker; ich habe an de l'Isle, den Uebersetzer des Virgil, gedacht, und bitte Sie, es ihm anzutragen; er wird zugleich Mitglied der Akademie, mit den Einkünften. Im Fall er es ablehnt; so er<61>suche ich Sie, mir einen andern verdienstvollen Mann, der bei unsrer Akademie im Fache der schönen Wissenschaften glänzen kann, vorzuschlagen. etc."

In diesem Monat waren bei dem König in Potsdam : der Minister von Finkenstein, mehrere Male, der Französische Gesandte, Marquis de Pons, der Anspach-Baireuthsche Gesandte von Treskow, welchem der König bei seinem Abschied eine mit des Königs Portrait gezierte Tabatiere schenkt, die Generale von Buddenbrock, von Krockow etc.; den 12ten war die regierende Fürstin von Anhalt-Dessau in Berlin angekommen, den 24sten kehrte sie nach Dessau zurück.

Der Bau der Artillerie-Kaserne am Kupfergraben ward in diesem Monat beendigt und vom König in Augenschein genommen.

B.

1. Juni 1772

Ministerial-Verordnung an die Behörden, die Bücher-Censur betreffend (in Bezug auf das Censur-Edict von 1749).

10. Juni 1772

Feierte die Französisch-Reformirte Gemeine in Berlin das hundertjährige Jubelfest der Aufnahme ihrer Vorfahren in den Brandenburgischen Ländern durch den großen Kurfürsten. Der bei dieser Gelegenheit von dem Prediger Erman in der Werderschen Kirche gehaltenen Jubelpredigt wohnten die Königin von Schweden und die regierende Königin bei. Es erschien auf diese Feier eine Denkmünze.

Juli.

A.

1. Juli 1772

Die Königin von Schweden mit ihrer Tochter, Prinz Ferdinand mit Gemalin, die Prinzessin Amalie, die Herzogin von Braunschweig, der Prinz Friedrich von Braunschweig mit seiner Gemalin, der regierende Markgraf von Anspach-Baireuth zum König nach Potsdam.

4. Juli 1772

Im neuen Schloß in Sanssouci. Oper Phädra.

5. Juli 1772

Concert.

<62>

6. Juli 1772

Oper Mahomed.

23. Juli 1772

Der König an d'Alembert :

"Das erwartete ich nicht, ein Werk über die Taktik aus den Händen eines encyclopädistischen Philosophen zu erhalten; es ist, als wenn mir der Papst ein Werk über die Toleranz zuschickte. Ich habe das Buch des jungen Officiers 62-+ nicht ganz gelesen; aber, indem ich die Augen auf die Vorrede warf, traf ich darin Dinge an, die gewiß verbessert werden müssen, um der Wahrheit das gebührende Opfer zu bringen. Der junge Verfasser behauptet unbedachtsamer Weise: die Preußen wären nicht tapfer; und doch verdanke ich ihrer Tapferkeit alles das Glück, welches ich im Kriege gehabt habe. Dieser junge Mann hätte doch einsehen müssen, daß Truppen, sie mögen noch so geschickt und gewandt sein, doch nie den Feind schlagen werden, als wenn sie ihn aus der Stellung, worin er sich befindet, vertreiben; und das kann nur durch tapfere und entschlossene Leute bewerkstelligt werden. Diese mit Recht zu tadelnde Stelle sollte ausgestrichen werden; denn bei der Durchsicht der Aufschriften der Kapitel habe ich bemerkt, daß dies Buch die Arbeit eines Mannes von Genie ist, der sucht, sich selbst und Andere aufzuklären, und der bloß auf Gelegenheiten wartet, sich hervorzuthun. Sie werden die Gefälligkeit haben, diese kleine Umständlichkeit über ein Handwerk, das Sie nicht lieben, unter dessen Schutz aber alle Uebrigen arbeiten, hinzunehmen."

24. Juli 1772

Der König nach Charlottenburg - von da nach Berlin, wo er im Thiergarten die daselbst aufmarschirten Wachtparaden besieht, alsdann nimmt er in der Stadt den Casernenbau in Augenschein und kehrt nach Charlottenburg zurück. Darauf wird hier das Geburtsfest der Königin von Schweden gefeiert, welche sich nebst ihrer Tochter, so wie auch die regierende Königin und mehrere Prinzen und Prinzessinnen des Kö<63>niglichen Hauses, daselbst eingefunden hatten. Mittags war große Tafel, Abends Französisches Schauspiel in der Orangerie, nach dessen Beendigung Ball von Domino und Illumination des Schloßgartens.

25. Juli 1772

Der König nach Potsdam, die andern hohen Herrschaften von Charlottenburg nach Berlin. Wahrend des vorherigen Aufenthalts derselben in Potsdam war die regierende Königin in Schönhausen, wo einige Male Cour und Souper war.

August.

A.

3. August 1772

Der König von Potsdam nach Berlin, bei ihm befand sich auch der Erbprinz von Braunschweig, der an demselben Tage in Potsdam angekommen war.

4. August 1772

Der König besieht wieder die Casernenbauten und die Wachtparaden.

Die Königin von Schweden und ihre Tochter treten ihre Rückreise nach Stockholm an. Der König und der Erbprinz von Braunschweig gehen nach Potsdam.

15. August 1772

Der König von Potsdam nach Schlesien zur Revue.

26. August 1772

Aus Neisse nach Breslau.

29. August 1772

Aus Breslau nach dem Hauptquartier Wenig-Mohnau.

B.

19. August 1772

Veränderung der Regierungsform in Schweden. Gustav III erlangt die Souverainität, wie sie 1680 der Regent besaß.

31. August 1772

An diesem Tage ward der zur Urbarmachung der Wartebrüche angelegte Haupt-Abzugskanal in der Gegend von Kriescht durchstochen. Es geschah dies durch die Prinzen Heinrich und Ferdinand, und es erhielt daher dieser Kanal den Namen der Heinrichs-Kanal.

<64>

September.

A.

4. September 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci), wohin auch der Prinz Heinrich gekommen war.

7. September 1772

Der Minister von Finkenstein beim König n Potsdam.

8. September 1772

Der König als Taufzeuge bei der am 31. August in Potsdam geborenen Tochter des Prinzen von Preußen, Friederike Christiane Amalie Wilhelmine. (Sie starb den 14. Juni 1773). Auch war die verwittwete Prinzessin von Preußen aus Berlin angekommen und als Taufzeugin bei dem Taufactus zugegen.

?? September 1772

In diesen Tagen hatte der König dem (am 3. August 1770 gebornen) jungen Prinzen, Sohn des Prinzen von Preußen, den Schwarzen Adlerorden ertheilt.

16. September 1772

Der König überschickt Voltaire'n den sechsten Gesang von dem Gedicht : die Conföderirten, und eine Medaille, welche er auf die Erwerbung von Westpreußen als Huldigungsmedaille hatte schlagen lassen.

17. September 1772

Der König an d'Alembert; "Der Professor der Rhetorik, den Sie mir verschafft haben64-+, vermehrt meine Verbindlichkeiten gegen Sie, und wird dazu beitragen, eine Akademie 64-++, die mir sehr am Herzen liegt, und deren Gedeihen meiner Erwartung bis jetzt ziemlich entsprochen hat, zu vervollkommnen. Die Sorge für die Erziehung ist ein wichtiger Gegenstand, welchen die Fürsten nicht vernachlässigen sollten, und den ich bis auf die Dörfer ausdehne. Es ist das Steckenpferd meines Alters; und ich entsage dafür einigermaßen der schönen Beschäftigung, über<65> welche Herr von Guibert so beredten Unterricht ertheilt. Der Krieg erfodert eine feurige Jugend; mein träges Alter schickt sich nicht mehr dazu. etc. Nicht genug, daß ich mein kleines Gut in Frieden erhalte, ich predige auch noch Andern den Frieden. etc."

22. September 1772 bis 25. September 1772

Finden bei Potsdam die gewöhnlichen Herbst-Manövres Statt. In diesem Monat waren an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam der Prinz Leopold von Braunschweig, der Herzog Ferdinand und der Erbprinz von Braunschweig, der Oestreichische Gesandte von Switen, der General von Haak und der Minister von Schulenburg.

B.

13. September 1772

Erscheint das Preußische Besitzergreifungs-Patent (Herzberg's Recueil, I. 319) wegen Westpreußen, und es werden zugleich die verschiedenen dazu gehörigen Districte von Preußischen Truppen besetzt.

27. September 1772

Um dieselbe Zeit erschien auch die Staatsschrift (in Deutscher, Französischer und Lateinischer Sprache): Ausführung der Rechte Sr. Königl. Majestät von Preußen auf das Herzogthum Pommerellen und auf verschiedene andere Landschaften des Königreichs Polen. Mit Beweisurkunden. Berlin 1772. Der General von Stutterheim und der Minister von Rohd nehmen in Marienburg die Huldigung der neuen Westpreußischen Unterthanen an des Königs Stelle an.

Oktober.

A.

Oktober 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

3. Oktober 1772

Kabinetsordre an den Minister Freiherrn von Zedlitz :

"Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz. Lebte die Priesterschaft der Giebichensteinschen Amtsdörfer, wie ihre Voreltern; so äße dieselbe des Morgens Biersuppen, und setzte sich der Gefahr nicht aus, nach ihrer in Original<66> angeschlossenen Vorstellung vom 26. September wegen unverakziseten Kaffees in Strafe genommen zu werden. Ihr habt demnach Ihnen solches zu erkennen zu geben. Ich bin etc.
Friedrich."

6. Oktober 1772

Der König an d'Alembert :

"Herr Borelli ist angekommen. So viel ich von ihm urtheilen kann, scheint er geschickt und voll guten Willens zu sein. Ich habe ihm sogleich über die Geschäfte, die ihm obliegen werden, Auskunft gegeben, und da in dem Erziehungsplan, der bei der Akademie angenommen ist, die Methoden sehr von andern Schulen abweichen, so habe ich sie ihm angezeigt, und zweifle nicht, daß er die Erwartung erfüllen wird, die sein guter Ruf und vorzüglich Ihr Beifall erregen. Mein Wunsch, das kleine Institut meiner Ritter-Akademie wohl gelingen zu sehen, macht mich desto dankbarer gegen Sie, da Sie mir Mittel zu ihrer Vervollkommnung verschaffen. Je älter man wird, desto mehr bemerkt man den Nachtheil, den die vernachlässigte Erziehung der Jugend den Gesellschaften zufügt; ich wende alle meine Kräfte an, diesen Mißbrauch möglichst abzuhelfen. Ich verbessere die Bürgerschulen, die Universitäten und sogar die Dorfschulen, allein es gehören dreißig Jahre dazu, um Früchte davon zu sehen: ich werde sie nicht genießen, aber mich damit trösten, daß ich meinem Vaterlande diesen lhm noch mangelnden Vorzug verschafft habe. etc. Sie erhalten hier einen Brief für den Ritter von Chateleux; ehedem waren in Frankreich seines Gleichen in Ueberftuß; der Adel ohne Kenntnisse ist nichts als ein leerer Titel, der einen Unwissenden zur Schau stellt, und ihn der Verspottung derer, die Gefallen daran finden, preis giebt. etc."

27. Oktober 1772

Der König an Ebendenselben :

- etc. - "Der arme Thiriot 66-+ scheidet also von hin<67>nen? Seit vierzig Jahren kenne ich ihn, ob ich ihn gleich nie gesehen habe. In seiner Jugend nannte man ihn den Hausirer mit Voltaire's Werken, er sank merklich, seine Blätter wurden dürftig und enthielten weder Anziehendes, noch Belustigendes. Lassen Sie denjenigen, welchen Sie mir vorschlagen, ein Blatt von seiner Weise mir herschicken, um zu sehen, ob er für mich ist. Vor allen Dingen muß er die Pariser Histörchen nicht vergessen, wenn sie drollicht sind, denn die guten Bücher werden so selten, daß kaum eins in einem Jahre erscheint, indeß der Nation die Lustigkeit, welche sie charakterisirt, noch bleibt.

Was kann ich Ihnen von hier aus sagen, außer, daß man mir ein Endchen Anarchie (von Polen) gegeben hat, um es zu bilden? Ich habe damit so viel zu thun, daß ich Lust hätte, irgend einen encyclopädischen Gesetzgeber zu Hülfe zu nehmen, um in diesem Lande Gesetze einzuführen, die alle Bürger gleich machten, die den Dummen Verstand gäben, die den Eigennutz und den Ehrgeiz aus den Herzen aller Bürger mit der Wurzel ausrissen, und die nur einen Schatten von Beherrscher zeigten, den man auf den ersten Wink fortschaffen konnte, für den Niemand etwas von Taxen und Auflagen wüßte, sondern der sich von selbst erhielte. Dies sind die erhabenen Gedanken, womit ich mich jetzt beschäftige. So schon diese Regierungsart auch ist; so verzweifle ich doch an meiner geringen Geschicklichkeit, sie auf den Fuß zu setzen, den Ihre weisen Gesetzgeber (die übrigens nie regiert haben) vorschreiben. Nun, es wird daraus werden, was möglich ist; und man wird mir doch meinen guten Willen anrechnen, ungefähr wie einem<68> Schüler, der in Abwesenheit seiner Lehrer Unterricht geben will, aber ihn verkehrt giebt, weil er selbst ihn noch nicht genug verstanden hat. etc."

B.

14. Oktober 1772

Es erscheint das Patent wegen Errichtung der Seehandlungs-Gesellschaft.

?? Oktober 1772

Der General von Ramin, welcher in diesem Monat 12 Tage bei dem König gewesen war, erhielt von demselben ein Geschenk von 7000 Thlr.

Unter Andern waren auch bei dem König der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Hessen-Kasselsche Gesandte von Oynhausen, und der Minister von Finkenstein mehrere Male.

November.

A.

1. November 1772

Der König in Potsdam, an Voltaire :

"Sie wissen, daß ich nie einem Maler gesessen habe, und daß mir also weder Portraite noch Medaillen gleichen 68-+. Ich bin alt, höchst hinfällig, podagrisch, tief in die Jahre, aber immer heiter und guter Laune. Uebrigens bestätigen Medaillen mehr gewisse Epochen, als daß sie Gesichtszüge treu oder ähnlich darstellen sollten. Ich habe nicht nur einen Abbé sondern auch zwei Bischöfe und eine ganze Armee von Kapuzinern acquirirt 68-++, aus denen ich sehr viel mache, seitdem ich weiß, daß sie von Ihnen beschützt werden. Freilich finde ich es unverschämt, daß der Conföderations-Dichter sich so dreist über einige Franzosen lustig gemacht hat, die nach Polen gegangen sind; aber er sagte zu seiner Entschuldigung: das, was Hochachtung verdiene, wisse er wohl<69> zu respectiren; indeß meinte er, es sei ihm erlaubt, über den Auswurf der Nationen, über einige Franzosen zu scherzen, die durch den Frieden außer Dienst gekommen waren, dann, weil sie nichts Besseres wußten, nach Polen gingen, und da in Gesellschaft der Conföderirten das Straßenräuberhandwerk trieben. etc."

28. November 1772

Der König nach Berlin und Friedrichsfelde, wo er bei der Taufe des am 18ten daselbst gebornen Sohnes des Prinzen Ferdinand, Taufzeuge ist. Der neugeborne Prinz erhielt die Namen : Friedrich Ludwig Christian. (Er starb den Heldentod im Treffen bei Saalfeld am 10. Oktbr. 1806). Nach der Taufe ging der König durch Berlin nach Potsdam.

Dezember.

A.

Dezember 1772

Der König in Potsdam.

4. Dezember 1772

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Sie klagen stets über die wenige Achtung, die jetzt Ihre Franzosen für die Wissenschaften hegen. Eine Menge Ursachen tragen dazu bei. Die Nation, welche den Ruhm liebt, schützte die großen Männer, welche nach dem Wiederaufleben der Wissenschaften ihrem Vaterlande durch ihre Schriften Ehre machten. etc. In der Folge sättigte man sich an diesen Meisterstücken, die Schriftsteller, welche diesen großen Männern folgten, waren ihnen nicht gleich, die Gelehrsamkeit ward minder gründlich. Der größte Theil dieser Schriftsteller war seiner Sitten wegen verschrieen, und konnte die Achtung des Publikums nicht verdienen; von der Verachtung der Person geht man leicht zur Verachtung der Kunst über. Zu diesen Betrachtungen kommt noch, daß Paris ein Abgrund von Ausschweifungen ist, in welchen sich Ihre feurige Jugend stürzt; viele kommen darin um oder verlieren wenigstens den Geschmack an Arbeitsamkeit. etc. Und da die Menschen nur die Dinge lieben, in welchen sie es vorwärts zu<70> bringen hoffen, so kann die unbesonnene Jugend, die nur die groben sinnlichen Vergnügungen kennt, die Künste nicht lieben, mit denen sie nicht genug bekannt ist, um darüber zu urtheilen, und es fällt ihr leichter, das, was sie nicht studirt hat, zu verachten, als ihre Unwissenheit zu bekennen. Denn welche Zeit bleibt einem Menschen, der in der großen Welt zu Paris lebt, übrig - ich will nicht sagen, zum Studiren, - sondern nur zum Denken? Des Morgens Besuche, dann ein Frühstück; hernach das Schauspiel, von da zum Spiel, zum Abendessen, noch einmal Spiel bis um zwei Uhr Morgens, alsdann Liebesglück und hierauf zu Bette, um eilf Uhr steht man wieder auf. Auf diese Art sind alle Augenblicke besetzt, und man ist sehr beschäftigt, ohne das Geringste zu thun. etc.

Was mir jetzt den kleinen gelehrten Briefwechsel, den ich sonst in Frankreich unterhalten habe, zuwider macht, sind nicht die Schriftsteller, sondern der ihnen fehlende Stoff. Als ein Fontenelle, ein Voltaire etc. schrieben, da war es ein Vergnügen, Nachrichten aus Frankreich zu erhalten; es waren Nachrichten vom Parnaß etc., allein heut zu Tage, wo nur Kompilationen erscheinen, sind die Journale gar nicht mehr zum Aushalten. etc. Wer z. B. wird Lust haben, sich von der "neuen Rasirkunst, Ludwig XV zugeeignet," belehren zu wollen, oder wer mag die Wörterbücher und die Encyclopädien aller Art? Alles das erregt mir Ekel, und da ich in Athen keinen Correspondenten mehr halte, seitdem es Setines geworden, so will ich auch ferner keinen in Paris haben, weil man daselbst die Waare nicht mehr antrifft, die ich schätze. Indessen kann ich deswegen recht gut schlafen. Bedenken Sie, daß der Schlaf und die Hoffnung die beiden Beruhigungsmittel sind, welche die Natur der Menschheit zugestand, um ihr die wahren Mühseligkeiten, welche sie erfährt, erträglich zu machen. Schlafen Sie und hoffen Sie, so wird alles gut gehen. etc."

<71>

6. Dezember 1772

Der König an Voltaire :

- etc. - "Unser Schießpulver hat, dünkt mich, mehr Böses als Gutes gestiftet; und eben das ist der Fall mit der Buchdruckerkunst, die nur dann Werth hat, wenn sie gute Bücher unter das Publikum verbreitet. Leider werden dies, von Tage zu Tage seltener. etc."

22. Dezember 1772

Der König nach Berlin zum Carneval mit Gefolge. Er besucht gleich bei der Einfahrt in die Stadt die Prinzessin Amalie. Zugleich traf auch der regierende Landgraf von Hessen, Kassel, welcher einige Tage zuvor in Potsdam angelangt war, in Berlin ein.

23. Dezember 1772

Französisches Schauspiel auf dem Schloßtheater.

24. Dezember 1772

Besah der König, wie es während seines Aufenthalts in Berlin gewöhnlich geschah, die Wachtparade. Hierauf speiste er in seinen Appartements. Bei der Königin aber speisten der Königl. Hof und der Landgraf von Hessen-Kassel. Abends fand bei der Königin in Gegenwart des Königs und des ganzen Hofes die Verlobung des reg. Landgrafen von Hessen-Kassel, Friedrich, mit der Prinzessin Philippine von Brandenburg-Schwedt Statt.

27. Dezember 1772

Bei der an diesem Tage beim König Statt findenden großen Cour befand sich auch der vor einigen Tagen aus Heilsberg in Berlin angekommene Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky.

Dem Landgrafen von Hessen-Kassel ertheilt der König den Schwarzen Adlerorden, desgl. den General-Lieutenants von Krockow und von Krusemark.

Der General von Ramin wird vom König wieder mit einer kostbaren Uhr und vielem Porzellan beschenkt.

B.

Dezember 1772

Die Ordnung des Carnevals war folgende : Sonntag und Mittwoch Vormittag : die gewöhnliche große Cour beim König; Sonntag Mittag : Cour bei der verwittweten Prinzessin<72> von Preußen; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Mittwoch: Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper; Sonnabend: Ruhe.

Die Opern waren : Die Griechen in Taurica, und Merope. Die Schauspiele : Le méchant, Athalie von Racine, l'obstacle imprevû.

In diesem Jahre kam der durch seine Wiedererfindung des den Alten bekannt gewesenen Punischen (auch Eleodorischen genannten) Wachses berühmte Maler Calau aus Sachsen nach Berlin. Der König kaufte ihm fünf mit diesem Wachs gemalte Stücke für seine Gallerie in Sanssouci ab, und ernannte ihn zum Hofmaler 72-+.

Januar 1773.

A.

Januar 1773

Der König läßt, wie alle Neujahr, auch diesmal wieder bedeutende Summen für die Armen Berlins an die Prediger auszahlen.

2. Januar 1773

Der König in Berlin, bei der Königin zur Tafel.

5. Januar 1773

Bei der Prinzessin Amalie, die Königin bei der verwittweten Prinzessin von Preußen.

10. Januar 1773

In Gegenwart des Königs, der Königin und des ganzen Hofes findet die Vermälung des regierenden Landgrafen von Hessen-Kassel mit der Prinzessin Philippine von Brandendenburg-Schwedt Statt. Bei der Mittagstafel wird vom goldenen Service gespeist.

18. Januar 1773

Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich bei der Königin, wo auch der König zugegen ist.

20. Januar 1773

Der König bei der Prinzessin Amalie.

<73>

23. Januar 1773

Der König nach Potsdam.

24. Januar 1773

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1773

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Zugleich wünsche ich, daß Fortuna - die Göttin, welcher Sie kein Opfer bringen - ihren beglückenden Einfluß über Ihre verlängerten Tage verbreite! Denn ohne Glück ist das Leben nur eine Bürde, und oft eine unerträgliche. Fragen Sie mich: was ich unter Fortuna verstehe? Alles, was Sie wollen: das Schicksal, das Fatum, die Notwendigkeit; kurz das, was glücklich macht. etc. -

Unsere rauhen Deutschen haben zwanzig Mundarten, und dafür gar keine bestimmte Sprache; der Mangel dieses Werkzeugs schadet der Bearbeitung der schönen Wissenschaften. etc. Ich arbeite daran, die Schulen in diesem für die Humaniora so wesentlichen Theil zu verbessern. etc. Es giebt noch Gelehrte bei uns, aber sollten Sie es wohl glauben, daß ich genöthigt bin, zum Studium der Griechischen Sprache aufzumuntern? die ohne meine Sorgfalt ganz verloren gehen würde. etc."

26. Januar 1773

Der König an Voltaire :

- etc. - "Freilich ist der Ruhm, wenn man ihn genau betrachtet, nur eine große Kleinigkeit. Damit, daß man von Undankbaren gerichtet, von Schwachköpfen gewürdigt, und von einem Pöbel genannt wird, der ohne allen Grund lobt und tadelt, liebt und haßt - damit kann man sich nun freilich wohl eben nicht trösten. Indeß, wo würden die tugendhaften und lobenswürdigen Handlungen bleiben, wenn wir den Ruhm nicht liebten? etc.

Wer den Menschen Wohlthaten erweist, wird dafür gesegnet. Das ist wahrer Ruhm. Ohne Zweifel kann uns Alles das, was man nach unserm Tode von uns sagen wird, eben so gleichgültig sein, als was man bei der Zerstörung<74> des Babylonischen Thurms gesprochen hat; bei dem Allen sind wir aber doch, da wir uns einmal an die Existenz gewohnt haben, nicht gleichgültig gegen die Urtheile der Nachwelt. Die Könige dürfen es noch weniger sein, als Privat-Personen, da sie kein anderes Tribunal zu fürchten haben.

Wenn man auch nur etwas Gefühl hat, so strebt man doch nach der Achtung seiner Landsleute, oder will durch irgend etwas glänzen, und nicht mit dem großen Haufen verwechselt werden, der ein bloßes Pflanzenleben führt. Dieser Instinkt hängt von den Ingredienzien ab, aus denen die Natur uns geformt hat. Auch ich habe meinen Theil davon. etc. - Ich bekenne Ihnen zwar, daß ich einige Neigung für den Ruhm habe; indeß denken Sie nur nicht, ich stehe in dem Wahn, bloß die Fürsten könnten Anspruch darauf machen. Im Gegentheil glaube ich, daß man große Schriftsteller, die das Nützliche mit dem Angenehmen, Belehrung mit Zeitvertreib zu verbinden wissen, weit länger nennen wird.

Das Leben guter Fürsten ist eine unaufhörliche Thätigkeit; bei der Menge ihrer mannigfaltigen Handlungen werden die früheren über die späteren vergessen. Große Schriftsteller hingegen erzeigen nicht nur ihren Zeitgenossen, sondern auch allen künftigen Jahrhunderten, Wohlthaten. Aristoteles wird in den Schulen öfter genannt, als Alexander; Cicero öfter gelesen, als Cäsar's Nachrichten etc. - hundert Mal werden Virgil, Horaz und Ovid genannt, ehe man nur Einmal von August spricht, und obendrein eben nicht oft zu seiner Ehre. etc. Mit uns ist man, sobald ein wenig Erde und Asche uns bedeckt, weiter in keiner Verbindung; aber mit den schönen Geistern des Alterthums hat man noch jetzt Umgang, und sie sprechen durch ihre Bücher mit uns.

Ungeachtet dessen, was ich Ihnen hier sage, werde ich dennoch um nichts weniger für den Ruhm arbeiten, sollle ich auch darüber sterben; im einunddsechzigsten Jahre bessert man<75> sich nicht mehr, und ohnedies ist es ausgemacht, daß ein Mann, der sich die Achtung seiner Zeitgenossen nicht wünscht, ihrer auch nicht werth ist. etc.

N.S. Ich lasse meine Briefe kopiren, weil mein Arm anfängt zu zittern. Ueberdies konnte meine kleine Hand Ihren Augen beschwerlich sein."

B.

28. Januar 1773

Es erscheint das Edict wegen Aufhebung der Feier des grünen Donnerstags, des Himmelfahrtstags, und der Verminderung der vier Bußtage auf Einen.

Der Abt Raynal hatte in seinem Werke : Histoire philosophique et politique des Etablissements des Europeens etc., Amsterdam 1773, II. 185, sich sehr dreiste Urtheile über das Preußische Finanzwesen erlaubt; gegen diese Lettre d'un Habitant de Berlin à son ami à la Haye, Berlin 1773, welche der Französische Prediger Moulines, Mitglied der Akademie d. W. zu Berlin, auf Befehl des Königs, und ohne Zweifel nach dessen Angaben, verfaßt hatte.

Februar.

A.

Februar 1773

Der König in Potsdam.

29. Februar 1773

Der König an Voltaire :

- etc. - "Es wird, wie ich wohl sehe, den Menschen leichter, Böses als Gutes zu thun; die unglückliche Verkettung der Ursachen reißt uns gegen unsern Willen mit sich fort, und spielt mit unsern Plänen, wie ein ungestümer Wind mit dem Triebsande. Dessen ungeachtet geht aber doch Alles seinen gewöhnlichen Gang.

Wir bringen jetzt unser anarchisches Chaos 75-+ in<76> Unsere Bischöfe behalten 24000 und die Aebte 7000 Thaler Einkünfte. Die Apostel haben so viel nicht gehabt. etc."

Der Erbprinz und der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Minister von Finkenstein, der Oestreichische Gesandte von Switen und der Kaiserliche Geh.-Rath Fürst Lichnowsky beim König in Potsdam (an verschiedenen Tagen).

B.

1. Februar 1773

Der Landgraf von Hessen, Kassel mit seiner Gemalin gehen über Potsdam nach Kassel.

4. Februar 1773

Der Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky kehrt nach Ermeland zurück.

Der bisherige Kriegsrath bei der Magdeburgischen Kammer Julius Wilhelm Heinrich Beyer wird Kabinets-Rath.

März.

A.

März 1773

Der König in Potsdam.

4. März 1773

Ist Taufzeuge bei dem Sohn des Obersten Ouintus Icilius, und läßt sich durch den General-Lieutenant von Krockow vertreten.

22. März 1773

Der Prinz Friedrich August von Braunschweig zeigt dem König die von ihm erfundenen cylindrischen Ladestöcke vor, welche des Königs Beifall erhalten, und noch in diesem Jahre bei der Armee eingeführt werden.

31. März 1773

Der Prinz Ferdinand geht nach Potsdam und von da nach Ruppin.

?? März 1773

Der Minister von Finkenstein und der Oestreichische Gesandte von Switen in Potsdam.

April.

A.

April 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

4. April 1773

Schreibt an Voltaire und schickt ihm die beiden Gedichte :<77> Epistel an den Baron Pöllnitz (h. W. VII. 56) und der Schweizer (ebendaselbst S. 194).

23. April 1773

Der König nach Charlottenburg.

24. April 1773

Nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht einige Regimenter und kehrt nach Charlottenburg zurück.

25. April 1773

Nach Berlin, mustert die übrigen Regimenter und geht dann nach Potsdam.

27. April 1773

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Da wir Gott sei Dank weder eine Sorbonne haben, noch Betbrüder mit hinlänglicher Gewalt, um sich erdreisten zu dürfen, die Gedanken zu censiren; so werden Sie aus den hier überschickten Stücken sehen, daß ich und alle Preußen ganz laut denken. Indessen kann ich Ihnen doch nicht verbergen, daß der beständige Secretair unserer Akademie 77-+ auf den Einfall gekommen ist, ich weiß nicht welches Glaubensbekenntniß eines Ungläubigen drucken zu lassen 77-++, der sich, wie billig, in articulo mortis aus Furcht vor dem Teufel von seinem gottlosen Leben bekehrte. Dies hat mich veranlaßt, die beiliegende Epistel 77-+++ an Sie<78> zu richten. Da mich dergleichen Possen beschäftigen, so sehen Sie wohl, daß mich die Last von Europa, die ich nach Ihrer Meinung trage, nicht sehr drückt. etc. - etc. Glauben Sie nur : Alles hängt von dem Augenblick ab, in welchem man zur Welt kommt. Ein Alexander der Große zu unsern Zeiten in Macedonien geboren, würde ein armer Bursche sein, und wäre Ludwig XIV der Enkel Ludwig's XV, so würde er seine Thronbesteigung mit einem allgemeinen Bankerot eröffnen, was ihn eben nicht sonderlich berühmt machen würde. Die Talente allein sind nicht hinreichend, wenn es ihnen an Mitteln zur Anwendung fehlt. Wäre der große Condé ein Kapuziner gewesen, nie hätte er es dahin gebracht, daß Europa von ihm spräche, und wäre Voltaire als Winzer in Bourgogne geboren; so hätte er nie die Henriade geschrieben. etc."

30. April 1773

Reguln, nach welchen ein guter Commandör eines Bataillons zur Zeit des Krieges handeln soll (vom König).

Der Minister von Finkenstein und der Oestreichische Gesandte von Switen beim König.

B.

19. Mai 1773

Der Polnische Conföderationstag erkennt die Forderungen der drei Mächte (Oestreich, Preußen und Rußland) für rechtmäßig.

Mai.

A.

Mai 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Mai 1773

Die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt mit drei Prinzessinnen, ihren Töchtern, und dem Erbprinzen kommen in Potsdam an. Den 19ten gehen sie nach Berlin.

19. Mai 1773

Der König nach Spandau, mustert das Regiment des Prin<79>zen Heinrich, bei dem er speist - dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1773 bis 23. Mai 1773

In Berlin, wo er Musterung hält.

23. Mai 1773

In Potsdam.

24. Mai 1773

Nach Magdeburg zur Musterung. Hauptquartier Pitzpuhl (oder Cörbelitz?).

26. Mai 1773

In Cörbelitz.

28. Mai 1773

Aus dem Lager bei Pitzpuhl durch Magdeburg nach dem bei Gruningen gelegenen Lustschloß zum Besuch bei der Herzogin von Braunschweig.

29. Mai 1773

Der König in Potsdam.

Der König verleiht dem General von Ramin die Probstei zu Camin und die damit verbundene Majorats-Präbende. Der Lord Chesterfield war in diesem Monat in Berlin.

Juni.

A.

1. Juni 1773

Der König reist nach Pommern und Westpreußen.

2. Juni 1773

In Stargard bis den 5ten, wo er die Truppen mustert. Hier hatte sich auch der Erbprinz von Hessen-Darmstadt eingefunden.

5. Juni 1773

Von Stargard über Neu-Stettin nach Conitz.

6. Juni 1773

Ueber Marienburg nach Elbing.

7. Juni 1773

In Marienwerder. Hier läßt er gleich nach der Tafel den etc. Roden, von Domhardt und von Brenkenhof zu sich kommen, um mit ihnen die Westpreußischen Angelegenheit ten zu reguliren, wobei er dem Kabinets, Rath Galster die nöthigen Befehle etc. dictirt.

9. Juni 1773

In Graudenz. Hier pflegte der König gewöhnlich in dem Hause des Post-Direktors Wagner zu wohnen. (Beiträge zur Kunde Preußens I. 551). Dann ins Lager bei Mockerau.

10. Juni 1773

In Mockerau Hauptquartier während der Revue. Hier ließ sich der König später ein leicht von Fachwerk erbautes und mit Stroh gedecktes Haus zu seiner Wohnung während der Revue aufrichten. (Rödenbeck's Beiträge I. 495).

<80>

12. Juni 1773

Ueber Schwetz, Bromberg, Schneidemühl und Landsberg a. d. W. nach Potsdam. In Bromberg unterredete sich der König lange Zeit mit dem Geheime-Rath von Brenkenhof.

12. Juni 1773

In Potsdam angekommen, mit ihm auch der Erbprinz von Hessem-Darmstadt.

15. Juni 1773

Die Prinzessin von Oranien (Gemalin des Erbstatthalters von Holland, Schwester des Prinzen von Preußen) kommt in Potsdam an, desgleichen deren Mutter, die verwittwete Prinzessin von Preußen aus Berlin, ferner der Prinz Ferdinand und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig.

16. Juni 1773

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam zur Minister-Conferenz, bis den 17ten oder 18ten.

17. Juni 1773

Vormittags um 11 Uhr ward der Oberst Guibert 80-+ durch<81> den General von Krockow beim König in Sanssouci eingeführt und von ihm sehr freundlich empfangen. Als der Oberst um die Erlaubniß bat, der bevorstehenden Revue in Schlesien beiwohnen zu dürfen, antwortete der König scherzend, sein Scharfblick mache ihn zwar gefährlich, doch werde es ihm sehr angenehm sein, ihn dort wieder zu sehen.

19. Juni 1773

Die Prinzessin von Oranien und die andern Prinzen und Prinzessinnen nach Berlin.

23. Juni 1773

Der General von Ramin nach Potsdam, bis den 28sten.

28. Juni 1773

Der Oestreichische Gesandte von Switen nach Potsdam.

In den ersten Tagen dieses Monats war auch der Herzoglich Sachsen-Gothaische Geheime-Rath Freiherr Friedrich Melchior von Grimm beim König. Später der General von Buddenbrock, der Oberst von Prittwitz und der Abt Bastiani.

Der König macht der Prinzessin von Oranien kostbare Geschenke von Porzellan.

B.

4. Juni 1773

Die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt mit ihren drei Prinzessinnen Töchtern tritt ihre Reise über Lübeck nach Petersburg an, woselbst sich die eine derselben, Wilhelmine, mit dem Großfürsten Paul Petrowitz vermälen wird.

Juli.

A.

Juli 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

3. Juli 1773

Der Baron von Pöllnitz zum König nach Potsdam.

6. Juli 1773

Die Prinzessin von Oranien, die Prinzessin Amalie, die verwittwete Prinzessin von Preußen, die Gemalin des Prinzen<82> Friedrich von Braunschweig und der Erbprinz von Hessen-Darmstadt nach Potsdam zum König. Logiren sämmtlich im neuen Schloß in Sanssouci. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen wohnten bekanntlich immer in Potsdam.

9. Juli 1773

Im neuen Schloß Opera comique: il marchese villano.

11. Juli 1773

Im Schloß in der Stadt Französisches Lustspiel : le mari (ou l'homme) bizzare.

13. Juli 1773

Im neuen Schloß Lustspiel : der wunderliche Mann.

15. Juli 1773

Ebendaselbst Oper : Merope.

17. Juli 1773

Concert.

18. Juli 1773

Oper: l'Eroe cinese, Abends Ball.

20. Juli 1773

Dieselbe Oper, dann Feuerwerk und Ball.

23. Juli 1773

Sämmtliche oben genannte Herrschaften nach Berlin. Die Prinzessin von Oranien reiste den 29sten nach Rheinsberg zum Prinzen Heinrich und von da nach Holland.

Während der Festlichkeiten in Potsdam befand sich die Königin in Schönhausen, wo einige Mal Cour und Souper war.

Minister von Schulenburg beim König.

B.

12. Juli 1773

Stirbt der Königl. Hofcomponist Johann Joachim Quanz, 77 Jahr alt. Er war 30 Jahr beim König. (S. oben I. Abteilung S. 61).

21. Juli 1773

Pabst Clemens XIV (Ganganelli) hebt durch die Bulle : Dominus ac redemptor noster etc. in der ganzen Christenheit den Orden der Jesuiten auf. Friedrich behielt sie in seinen Staaten bei. (S. unter dem 11. Oktbr. Frieddrich's Brief an Voltaire).

August.

A.

August 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. August 1773

Der König an Voltaire :

- etc. - "Der alte Baron (Pöllnitz) hat an allen un<83>sern Festlichkeiten Theil genommen, und es sah gar nicht aus, als wenn er 86 Jahr alt wäre. - etc. Thorn gehört nicht mit zu dem Stück von Polen, das mir zugefallen ist. Die Ermordung unschuldiger Leute, deren sich die Priester dieser Stadt zu schämen haben 83-+, will ich nicht rächen, wohl aber in einer kleinen zu Ermeland gehörigen Stadt 83-++ dem berühmten Kopernikus, der daselbst begraben liegt, ein Monument errichten lassen. Es ist gewiß besser, daß man, wenn es einem nicht an Mitteln dazu fehlt, belohnt und dem Talent Ehre erzeigt, als daß man bestraft und Grausamkeiten rächt, die schon vor langer Zeit begangen worden sind.

Vor Kurzem ist mir eine Schrift über die Erziehung 83-+++ von dem verstorbenen Helvetius in die Hände gefallen. Es thut mir leid, daß der gute Mann sie nicht ausgefeilt und von den falschen Gedanken, so wie von den concetti gereinigt hat, die mir in einer philosophischen Schrift höchst übel angebracht zu sein scheinen Er will, womit er denn freilich nicht zu Stande kommen konnte, den Beweis führen, daß die Menschen alle gleich viel Kopf haben, und daß alles auf die Erziehung ankomme. Zum Unglück widerspricht ihm die Erfahrung, die große Lehrerin, und schlägt die Principien, die er festzusetzen sucht, gänzlich nieder. etc."

15. August 1773

Der König geht nach Schlesien zur Revue.

21. August 1773

Ankunft in Neisse, wo er, um dem Lager und dem Manövre-Platze nahe zu sein, auf der Friedrichsstadt, einer Vorstadt von Neisse, zwischen dem Fort Neisse und dem Fort Preußen seine Wohnung nimmt. Bei dieser Revue war der schon erwähnte Oberst Guibert gegenwärtig, auch der bekannte Graf Hoditz aus Roswalde.

<84>

27. August 1773

Ankunft des Königs aus Neisse in Breslau, wo, außer den höhern Officieren, auch der Fürst-Bischof Sinzendorf und der Abt Bastiani täglich beim König zur Tafel sind.

31. August 1773

Aus Breslau ins Hauptquartier Goldschmieden. Auch bei dieser Revue war der Oberst Guibert gegenwärtig, so auch der Prinz von Hessen-Philippsthal, Oberster in Holländischen Diensten.

In Potsdam waren Anfangs dieses Monats beim König: der Russische Graf Iwan Czernitschef, die Preußischen Generale von Möllendorf, von Düringshofen, von Buddenbrock und der Minister von Finkenstein.

Der Erbprinz von Hessen-Darmstadt geht über Rheinsberg nach Petersburg.

September.

A.

3. September 1773

Der Köuig verläßt Goldschmieden, um nach Potsdam zurückzukehren.

5. September 1773

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

13. September 1773

In Charlottenburg.

14. September 1773

Auf dem Wedding bei Berlin, beim Manövre der Artillerie, alsdann in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht die im Bau begriffenen Kasernen, und begiebt sich nach Potsdam.

20. September 1773 bis 24. September 1773

Werden bei Potsdam die gewöhnlichen Herbstmanövres ausgeführt.

Der Prinz von Hessen-Philippsthal in Potsdam, bis den 24sten.

B.

5. September 1773

Verbot der Bekanntmachung des päbstlichen Breve in Schlesien und Cleve, die Aufhebung des Ordens der Jesuiten betreffend.

18. September 1773

Tractat mit der Krone Polen wegen Abtretung Westpreußens etc. und Entsagung aller Ansprüche auf Preußen, namentlich des frühern Vorbehalts des Rückfalls Preußens nach Erlöschung<85> des Brandenburgischen Mannesstammes, und der Oberlehnsherrlichkeit über Lauenburg und Bütow, so wie des Einlösungsrechts der Starostei Draheim. (Herzberg Recueil T. I. 392 etc.).

Oktober.

A.

Oktober 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

9. Oktober 1773

Der König an Voltaire :

"Ich bemerke mit Schmerz, daß seit Ihrer Abreise von hier nun beinahe 20 Jahr verlaufen sind. Ihre Imagination zeigt mich Ihnen noch, so wie ich damals war; aber wenn Sie mich sehen sollten, so würden Sie statt eines jungen Mannes, der immer tanzen zu wollen schien, nur einen hinfälligen und abgelebten Greis finden. Ich verliere mit jedem Tage einen Theil meiner Existenz, und nähere mich unvermerkt der Behausung, aus der noch Niemand mit Nachrichten zurückgekommen ist. Man will bemerkt haben, daß die meisten alten Soldaten am Ende radotiren, und daß die Gelehrten ihren Geist besser erhalten. Der große Condé, Marlborough und Prinz Eugen sahen den denkenden Theil ihres Wesens vor ihrem Leibe absterben; und mir könnte es, ohne daß ich ihre Talente gehabt habe, wohl eben so gehen. Homer, Varro, Fontenelle und so viele Andere erreichten ein hohes Alter, ohne von eben solchen Schwachheiten befallen zu werden. Ich wünsche, das : Sie alle jene Männer durch langes Leben übertreffen mögen, so wie Sie es durch Geistesarbeiten gethan haben, und bekümmere mich übrigens nicht um das Schicksal, das mich erwartet, und um einige Jahre mehr oder weniger, die gegen die Ewigkeit ein bloßes Nichts sind. etc.

Fast ganz Europa glaubt, die Theilung von Polen sei eine Folge der listigen Politik, die man mir zuschreibt; das ist aber so falsch, als nur irgend etwas in der Welt. Ich<86> schlug vergeblich verschiedene Auskunftswege vor, und mußte endlich meine Zuflucht zu dieser Theilung nehmen, da sie das einzige Mittel war, einen allgemeinen Krieg zu verhüten. Der Anschein ist betrügerisch, und das Publikum urtheilt doch nur nach ihm. Was ich Ihnen hier sage, ist eben so wahr, als die achtundvierzig Sätze des Euklides. etc."

11. Oktober 773

Der König an Ebendenselben :

- etc. - "Es ist mir lieb, daß Sie die Herzogin von Würtemberg 86-+ gesprochen haben. etc. Ich billige die edlen Thränen, die Sie bei dem Andenken meiner verstorbenen Schwester vergossen haben; gewiß hätte ich mit geweint, wenn ich bei dieser rührenden Scene zugegen gewesen wäre. Mag es Schwachheit oder übertriebene Verehrung sein; genug, ich habe für diese Schwester das ausgeführt, worauf Cicero für seine Tullia dachte, und ihr zu Ehren einen Tempel dar Freundschaft errichten lassen. Im Hintergründe ist ihre Statue, und an jeder Säule ein Medaillon von einem solchen Helden, der sich durch Freundschaft berühmt gemacht hat. Ich schicke Ihnen die Zeichnung davon mit. Der Tempel liegt in einem Bosket meines Gartens, und ich gehe oft dahin, um an so manchen Verlust und an das Glück zu denken, dessen ich ehemals genoß.

Nun bin ich schon länger als einen Monat von meinen Reisen zurück. Ich war in Preußen, um da die Leibeigenschaft aufzuheben, barbarische Gesetze abzuschaffen, vernünftigere an ihre Stelle zu setzen, einen Kanal eröffnen zu lassen, der die Weichsel, die Netze, Warthe, Oder und Elbe mit einander verbinden soll; Städte wieder aufzubauen, die seit der Pest von 1709 wüste geblieben sind, Sümpfe von 20 Meilen auszutrocknen, und einige Polizei anzuordnen, die man dort nicht einmal dem Namen nach kannte. Dann habe<87> ich in Schlesien meine armen Ignatier über die Strenge des Römischen Hofes getröstet, ihrem Orden neue Kräfte gegeben und sie in verschiedene Provinzen vertheilt. So erhalte ich sie und mache sie dem Staate nützlich, da ich ihre Schulen zum Unterricht der Jugend angewandt wissen will, dem sie sich nun ganz widmen werden. Außerdem habe ich Anstalten getroffen, daß in Ober-Schlesien, wo noch ungebautes Land war, 60 Dörfer angelegt, und jedes mit 20 Familien besetzt werden soll; ferner habe ich, zur Beförderung des Handels, Landstraßen durch die Gebirge anlegen und ebendaselbst zwei abgebrannte Städte wieder herstellen lassen, die vorher nur hölzerne Häuser hatten, nun aber von gebrannten Steinen und sogar von Ouaderstücken gebaut werden sollen."

18. Oktober 1773

Der Fürst-Bischof von Ermeland und sein Bruder, der Abt, Grafen Krasicky in Potsdam, bis den 30sten. Auch der Prinz Ferdinand war einige Tage beim König in Potsdam.

B.

31. Oktober 1773

Das vierte Artillerie-Regiment bezieht die neu erbaute Kaserne auf der Contrescarpe (jetzt Kaserne des Kaiser Alexander Grenadier-Regiments, Alexanderstraße Nr. 56).

In diesem Monat kam auch der Graf von Hohenzollern, Domherr zu Breslau, nach Berlin, und war auch in Potsdam.

Jemelka Pugatschew's Verschwörung in Rußland.

November.

A.

November 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? November 1773

Die verwittwete Prinzessin von Preußen in Potsdam.

9. November 1773

Der Prinz George von Hessen-Darmstadt in Potsdam, bis den 10ten.

9. November 1773

Der König als Taufzeuge bei dem in Potsdam am 5ten gebornen zweiten Sohn des Prinzen von Preußen, welcher die Namen Friedrich Ludwig Karl erhielt, und vom König<88> selbst über die Taufe gehalten wurde. (Dieser Prinz starb den 28. Dezember 1796). Außer dem König war nur noch die verwittwete Prinzessin von Preußen Taufzeugin.

16. November 1773

Der König nach Berlin, tritt bei der Prinzessin Amalie, in ihrem seit Kurzem bezogenen Palais in der Wilhelmsstraße (jetzt vom Prinzen Albrecht bewohnt) ab, speist bei ihr, und geht nach aufgehobener Tafel nach Potsdam zurück.

21. November 1773

Der König an Voltaire :

"Herr Guibert hat mich mit jugendlichen Augen angesehen, und die haben mich verjüngt. Meine Haare werden weiß, meine Kräfte verlieren sich, mein Feuer erlischt. Nur Voltaire ist so glücklich, daß er wieder jung wird. Apollo begünstigt seine Lieblinge weit mehr, als Mars. Herr Guibert bestimmt mir noch zwanzig Feldzüge, aber ich habe nur noch einen zu thun, wenn ich mich zum letzten Aufbruch anschicke. etc. - etc.

Der Mensch hängt ganz von der Zeit ab, in der er zur Welt kommt. Ich bin freilich zu früh hineingeschickt worden; indeß bedaure ich das nicht; habe ich doch Voltaire gesehen. etc."

27. November 1773

Die Landgräfin von Hessen-Darmstadt mit zwei Prinzessinnen Töchtern kommt aus Petersburg in Potsdam an (bleibt daselbst bis den 5. Dezember).

29. November 1773

Der Großkanzler von Fürst beim König in Potsdam, bis den 3. Dezember.

In diesem Monat waren an verschiedenen Tagen beim König : Prinz Friedrich von Braunschweig, der Graf von Hohenzollern, Domherr des hohen Stifts zu Breslau, und der General von Lossow, dem der König das Paradepferd des verstorbenen Generals von Seydlitz schenkt, welches, dem Gebrauch nach, dem König übersandt worden.

B.

1. November 1773

Einweihung der neu erbauten katholischen Kirche St. Hedwig<89> in Berlin durch den Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky.

7. November 1773

Stirbt in Ohlau der General von Seydlitz, 53 Jahr alt.

Dezember.

A.

Dezember 1773

Der König in Potsdam.

5. Dezember 1773

Die Landgräfin von Hessen-Darmstadt nach Berlin und den 7ten wieder nach Potsdam, bis den 13ten, wo sie mit ihren beiden Prinzessinnen nach Darmstadt zurückreist.

11. Dezember 1773

Der König an Voltaire :

"Es war billig, daß ein Land, das den Kopernikus hervorgebracht hat, nicht länger in jeder Art von Barbarei schmachtete, worin mächtige Tyrannei es gestürzt hatte. Die Tyrannei ging so weit, daß die Großen, um ihren Eigensinn desto besser befriedigen zu können, alle Schulen zerstört hatten, weil sie glaubten, ein unwissendes Volk würde leichter zu unterdrücken sein, als ein gebildetes. Man kann die Polnischen Provinzen mit keinem Europäischen Staat, sondern nur mit Kauada in Vergleichung setzen; folglich wird es Arbeit und Zeit kosten, ehe man ihnen das geben kann, was ihre schlechte Regierung so viele Jahrhunderte hindurch vernachlässigt hat."

22. Dezember 1773

Der König nach Berlin zum Carneval.

23. Dezember 1773

Der König besieht (wie gewöhnlich öfters) die Wachtparaden, alsdann die neu erbauten Artillerie-Kasernen am Weidendamm und die Ställe der Gensd'armes.

Der König verleiht dem ältesten Sohn des Prinzen Ferdinand den Schwarzen Adlerorden.

In diesem Monat waren beim König : die Russischen Fürsten General Baratinsky und Oberst Dolgorucki; der letzte hatte dem König die Vermälung des Großfürsten mit der Prinzessin von Hessen-Darmstadt gemeldet. Er erhielt vom König sein Portrait mit Brillanten besetzt.

<90>

Um diese Zeit hatte der König das in den Oeuv. posth. IT. XI. p. 176 erwähnte Todtengespräch geschrieben, das aber nicht weiter bekannt ist.

B.

24. Dezember 1773

Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben war : Sonntag und Mittwoch Mittag : die gewöhnliche Cour beim König; Sonntag Abend : Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Montag : Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch : Französisches Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Prinzessin von Preußen; Freitag : Oper : Sonnabend : Ruhe 90-+.

Die Opern waren : 1) Arminius, 2) Demophantes. Die Französischen Schau- und Trauerspiele : Britannicus, le menteur, Titus, le Chevalier à la mode, Ariane.

26. Dezember 1773

Ausbruch der Nordamerikanischen Revolution. In Boston versenkt das Volk eine Englische Schiffsladung von 18000 Pfd. Thee. (Sprengel giebt den 18. Dezember, Andere den 16ten an).

In diesem Jahre war der Bau des Bromberger Kanals angefangen worden.

<91>

Januar 1774.

A.

Januar 1774

Der König in Berlin.

4. Januar 1774

Der König an Voltaire :

"Die Dame in Paris hatte in der That nicht Unrecht, und Ihre Vermuthung, daß mich Alles, was Sie so eben geschrieben haben, nicht böse machen würde, war ganz richtig 91-+. Liebe und Haß lassen sich nicht befehlen, und jeder ist in diesem Stück zu den Empfindungen berechtigt, die er nun einmal hat. Bei dem allen muß man aber doch gestehen, daß die alten Philosophen, ob sie gleich den Krieg nicht liebten, sich milder ausdrückten, als die neuern. Seitdem Racine sich des Wortes Henker in eleganten Versen bedient hat, glauben sie, es habe einen Adelsbrief erhalten, und brauchen es nun ohne weitere Umstände in ihrer Prosa. Ich gestehe Ihnen aber, daß ich eben so gern gegen das viertägige Fieber deklamiren hörte, als gegen den Krieg. Es ist verlorne Mühe. Die Regierungen lassen die Cyniker schreien, so viel sie wollen, und gehen ihren Gang fort, wie das Fieber. Am Ende kommt nichts dabei heraus, als schöne Verse. etc."

7. Januar 1774

Der König schreibt an d'Alembert, und sucht ihm seine in Betracht der Jesuiten geäußerten Besorgnisse zu benehmen, indem er sagt, daß der Pabst ihnen "die Klauen abgeschnitten habe" etc., daß sie also nicht mehr kratzen, "wohl aber die Jugend unterrichten können, wozu sie fähiger sind, als der ganze übrige Haufe der Mönchskappen." Dann sagt er weiter: "Lassen Sie uns auf mein Wort mehr die Philosophie<92> in der That zeigen und weniger metaphysiren. Gute Handlungen sind dem Publikum vortheilhafter, als die feinsten und scharfsinnigsten Systeme von Entdeckungen, in welchen sich größtentheils doch unser Geist verwirrt, ohne die Wahrheit zu fassen. Ich bin nicht der einzige Erhalter der Jesuiten; die Engländer und die Russen haben gerade das Nämliche gethan. etc.

Bei Gelegenheit von neuen Werken kann ich Ihnen sagen, daß ich das von Helvetius gelesen habe 92-+; aber aus Liebe zu ihm that mirs leid, daß es gedruckt worden. Es ist keine gesunde Logik in diesem Buche; nichts als Paralogismen, Zirkel von fehlerhaften Schlüssen, Paradorien und vollkommene Thorheiten, an deren Spitze man den Französischen Freistaat stellen muß. Helvetius war ein ehrlicher Mann, er sollte sich aber nicht in Dinge gemischt haben, die er nicht verstand.

Diderot ist in Petersburg, wo ihn die Kaiserin mit Güte überhäuft. Doch soll man an ihm einen langweiligen Schwätzer finden. etc. So viel weiß ich wohl, daß ich beim Lesen seiner Bücher nicht ausdauern kann, so ein unerschrockener Leser ich auch bin; es herrscht darin ein Ton von Selbstgenügsamkeit und von Anmaßung, der den Instinkt meiner Freiheit empört. So schrieben Aristoteles Cicero, Lukrez, Locke, Gassendi, Bayle und Newton nicht. Die Bescheidenheit kleidet Jedermann, sie ist das erste Verdienst des Weisen; mit Nachdruck muß man seine Gründe vortragen, doch nicht gebieterisch entscheiden. Aber man will wirken, man will tief einldringen; und man glaubt, um zu überreden, sei es genug, einen entscheidenden Ton anzunehmen. Dieser Ton kann wohl beim Deklamiren Dienste leisten, allein beim Lesen halt er sich nicht. Wenn man das Buch in der Hand hat,<93> so beurtheilt man die Gründe, und lacht über den emphatischen Ton. Der Verfasser prunke und brüste sich noch so sehr, man schätzt ihn, und bestimmt seine Gründe nach ihrem wahren Werthe. etc."

Der König läßt mehrere Tausend Thaler für die Armen auszahlen.

12. Januar 1774

Der König besucht die Prinzessin Amalie.

22. Januar 1774

Bei dem Prinzen Heinrich zur Tafel.

23. Januar 1774

Nach Potsdam.

24. Januar 1774

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei dem Prinzen Heinrich gefeiert.

28. Januar 1774

Der Minister von Schulenburg nach Potsdam und zurück.

Der König beschenkt den Prinzen Heinrich mit einer aus Schlesischem Chrysopas verfertigten und reich mit Brillanten besetzten Dose, den General von Ramin mit Porzellan, und den General von Lossow ebenfalls mit Porzellan und mit einer Tabatiere mit Brillanten.

Februar.

A.

Februar 1774

Der König in Potsdam.

16. Februar 1774

Der König an Voltaire :

"Sie müssen wissen, daß ich ein geborner Deutscher bin, und daß folglich das Französische nicht meine Muttersprache ist. So viel Mühe Sie auch anwandten, mich die Feinheiten der Ihrigen zu lehren, so bin ich doch nicht so weit gekommen, als ich gewünscht hätte, theils weil ich viel Zerstreuungen habe, theils weil mich mein Beruf zu einem thätigen Leben verpflichtet. Also konnte ich Ihr Gedicht über die Taktik wohl falsch verstehen, und wirklich glaubte ich nicht, daß die Ausdrücke: Haß und zu allen Teufeln wünschen, jemals in einem Wörterbuch der billets doux gestanden haben, es müßte denn von der Tisiphone, Alekto oder Megära verfertigt sein. Doch das schadet nichts; Sie<94> haben ein Privilegium, Alles zu sagen, und sogar was man gewöhnlich Injurien nennt, durch schöne Verse zu veredeln. etc."

22. Februar 1774

Auf den Antrag des Großkanzlers, daß einige Bauern, die ganz ungegründete Beschwerden angebracht hatten, bestraft werden sollten, antwortete der König pr. Kabinetsordre :

"Es ist meinen Gesinnungen zuwider, dergleichen arme Bauersleute deshalb gleich ins Gefängniß werfen zu lassen; und ob sie schon öfters Unrecht haben, so kann ich ihnen doch als Landesvater das Gehör nicht versagen. etc."

März.

A.

März 1774

Der König in Potsdam.

2. März 1774

Der Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky in Potsdam beim König, bis den 9ten.

3. März 1774

Der Minister von Finkenstein und der Oestreichische Gesandte von Switen beim König in Potsdam, bis den 7ten.

13. März 1774

An diesem Tage ließ der König die Einweihung der neuen Fahnen vollziehen, welche er den, ersten, zweiten und dritten Bataillon Garde gegeben hatte. Aus Berlin waren dabei gegenwärtig: die Generale von Zieten, von Buddenbrock, von Ramin, von Krusemark, von Steinkeller, von Wartenberg und der Oberst des Ziceenschen Husarenregiments von Prittwitz. Von Fremden war unter andern auch der Fürst Lichnofsky zugegen. Abends war beim König große Tafel.

25. März 1774

Prinz Ferdinand zum König nach Potsdam, dann nach Ruppin zu seinem Regiment.

29. März 1774

Der König an Voltaire :

- etc. - "Glauben Sie mir indessen, ich bin überzeugt, daß es vor meiner Existenz sehr gut auf der Welt ging, und daß es eben so sein wird, wenn ich wieder mit den Elementen vermischt bin, aus denen mich die Natur zusammen<95>gesetzt hat. Was ist der Mensch? Ein Individuum gegen die Menge Wesen, welche diesen Erdball bevölkern. Man findet Fürsten und Könige im Ueberfluß auf demselben, aber nur selten Virgile und Voltaire, etc."

In diesem Briefe erwähnt der König des von ihm verfaßten Todtengesprächs zwischen dem Prinzen Eugen, Lord Marlborough und dem Prinzen Lichten stein. Es steht in den h. W. VI. 75.

Der König schenkt dem Prinzen Friedrich von Braunschweig eine Tabatiere von Schlesischem Chrysopas, reich mit Brillanten besetzt.

B.

21. März 1774

In Potsdam geschah die Einweihung der neuen Fahnen des Regiments Prinz von Preußen (alte Armeeliste Nr. 18) in der Wohnung dieses Prinzen. Dieser schlug den ersten Nagel ein, und sein ältester Sohn, Prinz Friedrich Wilhelm (nachheriger König F. W. III), den zweiten.

30. März 1774

Stirbt die regierende Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt (siehe oben II. Abth. S. 211 etc.).

April.

A.

April 1774

Der König in Potsdam.

5. April 1774

Kabinetsordre des Königs :

"Se. Königl. Majestät etc. müssen es dahin gestellt sein lassen, aus was für Grund dero Westpreuß. Kammer zu deren in Orignali angeschlossenen Beschwerden der Heinrich Wilms und Consorten über verzögerte Uebergabe des Vorwerks Czatkau Anlaß gegeben hat, nur wollen Höchstdieselbe dabei derselben nicht verhalten, daß diesen Leuten, wenn sie anders gute und ordentliche Leute sind, hierunter keine Weitläuftigkeiten, noch am allerwenigsten Chikanen gemacht werden sollen."

<96>

B.

In diesem Monat entspannen sich Irrungen mit der Stadt Danzig, welche, eine Art Stapelrecht in Anspruch nehmend, Preußische Schiffe angehalten hatte, worauf Preußische Truppen in das Gebiet der Stadt einrückten.

25. April 1774

Einweihung der vom König dem Regiment von Thadden (alte Armeeliste Nr. 4) in Elbing gegebenen neuen Fahnen.

Mai.

A.

Mai 1774

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. Mai 1774

Nach Charlottenburg.

6. Mai 1774

Nach Berlin, hält Revue über einige Regimenter im Thiergarten, besucht die Prinzessin Amalie in dem Palais unter den Linden und geht nach Charlottenburg.

7. Mai 1774

Nach dem Thiergarten bei Berlin, wo über die übrigen Regimenter Revue gehalten wird, nach deren Beendigung der König nach Potsdam geht.

15. Mai 1774

Der König an d'Alembert :

etc. - etc. "So lange sie (die Jesuiten) mächtig waren, habe ich sie nicht beschützt, in ihrem Unglück aber sehe ich in ihnen nichts als Gelehrte, deren Stelle man in Absicht der Erziehung der Jugend schwerlich möchte ersetzen können. Dieser wichtige Gegenstand machte sie mir nothwendig, weil unter der ganzen katholischen Geistlichkeit im Lande nur sie allein sich der Wissenschaften befleißigen. etc."

19. Mai 1774

Nach Spandau - Musterung, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1774 bis 23. Mai 1774

Von Charlottenburg zur großen Revue bei Berlin.

23. Mai 1774

Nach Potsdam.

24. Mai 1774

Nach Magdeburg zur Revue (Hauptquartier Cörbelitz).

29. Mai 1774

In Potsdam.

30. Mai 1774

Nach der Neumark und Pommern.

Der Minister von Finkenstein, der Oestreichische Ge<97>sandte von Switen, der Prinz von Hessen-Philippsthal in Potsdam.

B.

3. Mai 1774

Der General Fouque in Brandenburg stirbt, 77 Jahr alt.

8. Mai 1774

Der König von Frankreich Ludwig XV stirbt.

15. Mai 1774

Stirbt der Minister von Schafgotsch.

Juni.

A.

2. Juni 1774

Der König in Stargard.

3. Juni 1774

Von Stargard nach Conitz.

4. Juni 1774

In Marienburg.

5. Juni 1774

In Marienwerder. Vorher hatte der König die dasige Kämpe an der Weichsel besehen. Der Fürst, Bischof von Ermeland von Krasicky speist beim König.

7. August 1774

Von Marienwerder ins Lager bei Mockerau.

10. Juni 1774

Von Mockerau über Szulitz nach Potsdam.

12. Juni 1774

In Potsdam (Sanssouci).

13. Juni 1774

Minister von Finkensiein, General von Buddenbrock und Oberst von Prittwitz zum König nach Potsdam.

19. Juni 1774

Der König an Voltaire :

"Mich hat kein Pferd abgeworfen, ich bin nicht gefallen, und habe kein solches Abenteuer gehabt, wie Ihr heiliger Paulus, wohl aber das Fieber und eine starke Rose. etc. Der Leidner Zeitungsschreiber, der mich nicht mit seiner Gewogenheit beehrt, hat diesen Vorfall nach Belieben ausstaffirt. etc. - Und der gute Ludwig XV - der ist mit Extrapost zum ewigen Vater abgereist? Es hat mir leid gethan; er war ein ganz ehrlicher Mann, dem man weiter keinen Fehler vorwerfen konnte, als daß er König war. Sein Nachfolger (Ludwig XVI) zeigt bei seinem ersten Auftritt viel Klugheit und macht den Welschen (Franzosen) Hoffnung zu einer glücklichen Regierung. Indeß wollte ich, er wäre aus<98> Hochachtung gegen seinen Großvater mit der du Barry 98-+ gelinder umgegangen. etc."

Die beiden jungen Russischen Grafen von Romanzow werden dem König in Potsdam vorgestellt.

Der Minister Waitz von Eschen nach Potsdam zum König. Er war eben erst aus Hessen-Kasselschen Diensten, wo er Rath gewesen, in Preußische Staatsdienste getreten und vom König zum Minister ernannt worden.

Juli.

A.

Juli 1774

Der König in Potsdam (Sanssouci).

4. Juli 1774

Die Prinzessin Amalie, der Prinz Friedrich von Braunschweig und Gemalin und die Herzogin von Braunschweig zum König nach Potsdam.

6. Juli 1774

Der Prinz Friedrich Wilhelm Karl von Würtemberg (er starb als König von Würtemberg den 30. October 1816) zum König nach Potsdam.

6. Juli 1774

Im neuen Schloß in Sanssouci Oper: l'Europe galante, alsdann Ball und Souper.

13. Juli 1774

Der Prinz Ferdinand und Gemalin nach Potsdam, desgl. der Minister von Finkenstein.

17. Juli 1774

Die hohen Herrschaften nach Berlin.

23. Juli 1774

Der Minister von Herzberg und der Oestr. Gesandte von Switen zum König nach Potsdam.

28. Juli 1774

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Der Tod Ludwigs XV hat mich aufrichtig gerührt, er war ein guter Fürst, ein ehrlicher Mann, und hatte keinen andern Fehler, als daß er sich an der Spitze einer Monarchie befand, deren Beherrscher mehr Thätigkeit besitzen muß, als er von der Natur erhalten hatte. Wenn un<99>ter seiner Regierung nicht alles gleich gut gewesen ist, so muß man es eher seinen Ministern als ihm zuschreiben. Jetzt lehnt sich die öffentliche Bosheit gegen diesen guten Fürsten auf. Daß aber nur die Unruhe der Franzosen sie nicht in gleichen Fall mit den Fröschen in der Fabel bringe, die Jupiter für ihren Wankelmuth bestrafte! - Man erzählt Wunder von Ludwig XVI. Das ganze Reich singt sein Lob. Das Geheimniß, in Frankreich Beifall zu finden, besteht darin: neu zu sein. Ihre Nation war Ludwig XIV müde, und hätte fast seinen Leichenzug beschimpft. Eben so hat ihnen Ludwig XV zu lange gedauert. etc. Um Ihre Franzosen nach ihrem Geschmack zu bedienen, müssen sie alle zwei Jahre einen neuen König haben. Neuheit ist der Abgott Ihrer Nation; und ihr Beherrscher mag so gut sein, als er wolle, so werden sie am Ende Mängel und Lächerlichkeiten an ihm aufsuchen, gleichsam als ob man aufhörte, Mensch zu sein, wenn man König ist.

Ist ohne Fehl ein Mensch und ohne Schwäch' ein
Fürst?

Wäre ich Herr von Sartines 99-+, ich ließe diese Sentenz an alle öffentliche Plätze und an die Ecken aller Kreuzwege anschlagen. Die Regenten, unsere Vorfahren, wir, und unsere Nachfolger gehören alle in die nämliche Klasse; wir sind unvollkommene Wesen, aus einer Mischung guter und böser Eigenschaften zusammengesetzt. etc."

29. Juli 1774

Fürst Rezzonico, Senator von Rom, ein Verwandter des verstorbenen Pabstes Clemens XIII nach Potsdam, um dem König vorgestellt zu werden.

Der König ertheilt (den 16ten?) der Berliner Freimauerloge ein bündiges Protectorium, und "erklärt sie in Betracht des mit der großen Freymauerloge zu London unter dem<100> 30. Novbr. v. J. gestifteten Vergleichacts zur großen Landesloge vor Deutschland."

In diesem Monat war der berühmte Französische Schauspieler Aufréne in Berlin, und trat in den Rollen des Couci und Mithridat vor dem König auf, dessen vollen Beifall er erhielt.

B.

21. Juli 1774

Friedensschluß zu Kutschuck-Kajnardschi zwischen Türken und Russen.

August.

A.

August 1774

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. August 1774

Der König zur Revue nach Schlesien. Ankunft in Cöpnick (ganz früh). Hier spricht er den Landjäger Bock, der ihm gewöhnlich vorritt, und befiehlt ihm, da es eben sehr schlechtes Wetter, und er ein bejahrter Mann sei und kränklich aussehe, diesmal zu Hause zu bleiben. Bock that es aber nicht, und eine Viertelmeile von Cöpnick rührte ihn der Schlag. Der König war ganz außer sich, er ließ sogleich anhalten, holte selbst Ungarisch Wasser aus seinem Wagen, ließ gleich Anstalten machen, daß dem Manne zur Ader gelassen ward, und fuhr nicht eher weiter, als bis sich zeigte, daß keine Hoffnung zum Leben da war. Der König war auf der ganzen Reise sehr niedergeschlagen.

17. August 1774

In Schweidnitz.

18. August 1774

An diesem Tage überreichte der Minister von Carmer dem König (in Schlesien) seinen ersten Entwurf zur Verbesserung der Prozeßordnung, in Form eines Edicts, welchen der König dem Großkanzler von Fürst zur Beurtheilung zusandte, dessen Gutachten, welches den 10. Dezbr. erfolgte, dahin ging, daß der Zweck, die schnellere Beendigung der Prozesse, dadurch nicht erreicht werden würde, und schlug zugleich vor, den Präsidenten von Rebeur und den Geheime-Rath Kö<101>nen etc. zur Bearbeitung des Cod. Friedericiani noch hinzu zu ziehen.

19. August 1774

In Glatz.

26. August 1774

Der König aus Neisse in Breslau angekommen.

27. August 1774 bis 29. August 1774

Revue.

30. August 1774

Ins Hauptquartier Schmelwitz.

Auf dieser Schlesischen Reise sprach der König auch den Grafen Hoditz, der sich wahrscheinlich nach Neisse begeben hatte, während der König daselbst die Revue abhielt, wie er auch schon früher gethan. (S. des Königs Brief an Voltaire vom 13. Septbr.).

September.

A.

1. September 1774

Der König im Hauptquartier Schmelwitz bei Breslau, wo bis den 3ten Kriegsübungen etc. Statt finden.

5. September 1774

In Potsdam (Sanssouci).

13. September 1774

Der König an Voltaire:

- etc. - "Ich lasse Ihnen für die schönen Verse über die Taktik Gerechtigkeit widerfahren, und eben so für die eleganten Injurien 101-+, die nach Ihrer Versicherung Lobsprüche sind. In Rücksicht dessen, was Sie über den Krieg hinzusetzen, versichere ich Sie, daß Niemand in Europa nach einem verlangt; und wenn Sie ein Zeugniß von Ihrer Russischen Kaiserin und von der Kaiserin Königin einziehen könnten, so würden alle Beide gestehen, daß ohne mich ein, ja wohl zwei allgemeine Kriegsfeuer in Europa entstanden wären, und daß ich Kapuzinerdienste gethan und die Flamme gelöscht habe. Das wäre denn genug von den Polnischen Angelegenheiten. Ich könnte diese Sache vor allen Tribunalen führen, und würde sie ganz zuverlässig gewinnen; indeß schweige ich über diese<102> so neuen Begebenheiten, da ich nicht ohne Indiskretion davon reden kann.

Ihr Brief ist mir bei meiner Zurückkunft aus Schelsien eingehändigt worden. Ich habe da den Grafen Hoditz gesehen, der ehemals so heiter war, und jetzt so traurig und melancholisch ist. Er kann der Natur die Schwachheiten nicht verzeihen, die ihn belästigen, und eine nothwendige Folge des Alters sind, daher habe ich die beiliegende Epistel an ihn geschrieben, etc.

Sie sind, wie Sie sagen, zufrieden, wenn man Sie nur nicht haßt, und ich kann mich nicht enthalten, Sie zu lieben, ob Sie gleich manche kleine Untreue gegen mich begangen haben. Nach Ihrem Tode wird Niemand Sie ersetzen. etc. Ich schätze

In der oben erwähnten Epistel an den Grafen Hoditz (h. W. VI. 342) kommen folgende Stellen vor :

"Ich habe, lieber Graf, von Kummer Dich
Gebeugt geseh'n; nicht tragen willst Du mehr
Des Alters Joch, und so sein, wie Du warst - etc.
O, glaub', daß jedes Alter seine Freuden hat!
Vernimm, was einst ein wahrer Philosoph,
Ein großer Mann, der Retter seines Volks,
Der nie vergessne Cicero, gesagt etc. :
"Die Wissenschaften sind der Menschen Glück.
Nur ihnen dankt der Jüngling seinen Glanz;
Das Alter wird durch sie weit minder schwer,
Weit minder düster, der beglückte Thor
Erhält durch sie von neuem die Vernunft;
Der Arme sieht in ihnen seinen Trost.
Zu Haus, in Einsamkeit, beim Nachbar, im
Exile mildern sie das Elend stets.""

<103>

14. September 1774

Der König von Potsdam nach Berlin, besieht das bei dem Wedding stehende Feldartillerie-Corps, nachher die Wachtparade vor dem Oranienburger Thor, besucht alsdann die Prinzessin Amalie, und kehrt nach Potsdam zurück.

19. September 1774 bis 23. September 1774

Kriegsübungen bei Potsdam.

Der König schenkt dem Baierschen Gesandten von Schwachheim eine mit Brillanten und seinem Portrait verzierte Tabatiere.

B.

5. September 1774

Eröffnung des Bromberger Kanals.

Oktober.

A.

Oktober 1774

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Oktober 1774

Der König an d'Alembert :

"Meine Geschäfte sind nicht so beträchtlich, als Sie glauben. Der mit den Türken geschlossene Frieden, vermindert sie zum Theil; außerdem ist der Mensch zur Arbeit geboren; der Müßiggang macht ihn nicht nur unglücklich, sondern oft auch lasterhaft. etc. Man sieht hier jetzt ein Werk in Versen unter dem Titel : Ludwig XV in den eliseischen Feldern 103-+. Vielleicht haben Sie es schon in Paris.<104> Ludwig wird in demselben mit Billigkeit gerichtet; es sind Possen, und vielleicht ist es dem Hofceremoniel zuwider, bei dem Tode eines großen Fürsten Possen zu treiben; doch Leute, die sich gern belustigen, benutzen alles. etc."

8. Oktober 1774

Der König an Voltaire :

- etc. - "Veränderung ist nun einmal das Schicksal aller menschlichen Dinge. Griechenland und Aegypten sind in Barbarei versunken, aber Frankreich, Britannien und Deutschland, das sich nach und nach aufklärt, ersetzen uns den Peloponnes sehr gut. Die Römischen Sümpfe haben Lucull's Gärten überschwemmt. Vielleicht muß man in einigen Jahrhunderten die Kenntnisse des Schönen bei den Russen suchen. Alles ist möglich, und was noch keine Existenz hat, kann sie doch bekommen."

16. Oktober 1774

Der König an Ebendenselben:

- etc. - "Alle Menschen begehen Fehler; folglich auch die Fürsten. Der wahre Weise, der Stoiker, und ein vollkommener Fürst haben nie existirt, und werden es auch nie. Fürsten, wie Karl der Kühne, Ludwig XI, Alexander VI und Ludwig Sforza, sind Geißeln für ihre Völker und für die Menschheit; indeß dergleichen giebt es jetzt in Europa nicht. Wir haben eine Menge schwacher Fürsten, aber keine Ungeheuer, wie die im 14. und 15. Jahrhundert. Schwachheit ist ein Fehler, der sich nicht ablegen läßt, man muß sich in diesem Punkt an die Natur und nicht an die Menschen halten. Ich gebe zu, daß sie aus Schwäche Böes thun; aber in jedem Lande, wo die Thronfolge erblich ist, müssen nothwendig auch dergleichen Geschöpfe die Oberhäupter sein, da keine Familie in der Welt eine fortlaufende Reihe von großen Männern aufzuweisen hat. Glauben Sie mir, die Anordnungen der Menschen werden nie einen gewissen<105> Grad von Vollkommenheit erreichen. Man muß sich mit dem Beinahe begnügen, und nicht heftig gegen Mißbrauche deklamiren, die sich nun doch einmal nicht abstellen lassen. etc.

Daß Ihr Puls bisweilen intermittirt, wundert mich nicht. Wenn man lange gelebt hat, werden die Adern nach und nach starr; doch braucht es Zeit, ehe dies auch die Hohlader trifft, und so haben Sie noch einige Jahre Aufschub. Sie werden leben bleiben und vielleicht mich noch begraben. Körper, die wie der meinige durch Beschwerlichkeiten zu Grunde gerichtet sind, können nicht so vielen Widerstand leisten, als solche, deren man bei einem regelmäßigen Leben geschont, und die man in gutem Stand erhalten hat. Doch das ist meine geringste Sorge; denn sobald die Bewegung der Maschine aufhört; so sind sechs Jahr, hunderte oder zehn Tage Existenz einerlei. Mehr kommt darauf an, ob man gut gelebt und sich keinen schweren Vorwurf zu machen hat. etc."

29. Oktober 1774

Der König an den Director der Königl. Schauspiele, Grafen Zierotin :

"Indem Ich Euch das mit Euren, Schreiben vom 28sten d. M. an mich gerichtete Gedicht zurücksende, muß Ich Euch sagen, daß, da es weder hier noch in Wien Gebrauch ist, die Geburtstage zu feiern, Ich Euch ersuche, die Kosten, welche die zu Meinem Geburtstag bestimmte Serenade verursachen würde, zu sparen. Uebrigcns erkenne Ich diese Eure Aufmerksamkeit mit allem Dank, und bitte Gott etc."

B.

17. Oktober 1774

Stribt zu Briest bei Stendal der Minister Levin Friedrich von Bismark, 72 Jahr alt.

19. Oktober 1774

Stirbt der ehemalige Französische Gesandte am Berliner Hofe Guy-Louis Henri Marquis de Valori, 83 Jahr alt, auf feinem Gute Bourgneuf.

31. Oktober 1774

Stirbt der Papst Clemens XIV (Gangauelli).

<106>

November.

A.

November 1774

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. November 1774

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Die Possen 106-+, die ich Ihnen schicke, haben sonst nichts Gutes, als daß sie den belustigen, der sie schreibt, und die zum Lachen bringen, die sie lesen; sie sind die Kinderklapper meines Alters, welche mir einige heitere Augenblicke verschaffen. etc. Noch ist der abscheuliche Aberglaube in Frankreich tiefer gewurzelt, als in den meisten übrigen Europäischen Ländern. Ihre Bischöfe und Ihre Priester lassen nicht so leicht davon ab; nicht die Vernunft wird sie bekehren, sondern die Notwendigkeit, nicht verfolgen zu dürfen, ist das einzige Mittel, ihnen Duldung beizubringen, etc."

23. November 1774

Der König als Taufzeuge bei der Taufe der am 18ten, früh um 2 Uhr, dem Prinzen von Preußen in Potsdam gebornen Prinzessin, welche die Namen Friederike Louise Wilhelmine erhielt. (Sie ward 1791 die Gemalin des damaligen Erbprinzen von Holland, nachherigen (ersten) Königs der Niederlande, Wilhelm, und starb den 12. Oktbr. 1837).

General von Krockow beim König in Potsdam, bis den 13ten.

B.

1. November 1774

In Potsdam wird das auf Kosten des Königs für die verarmten Bürger dieser Stadt erbaute Hospital eröffnet.

22. November 1774

Feierte das 1574 gestiftete Berlinische Gymnasium zum grauen Kloster sein zweites Jubeljahr.

<107>

Dezember.

A.

Dezember 1774

Der König in Potsdam.

2. Dezember 1774

In einer Kabinetsordre an den Kämmerer, Freiherrn von M... sagt der König: "daß unmittelbare Verfügungen in Rechtssachen, gegen Seine so oft bekannt gemachte Gesinnungen seien, nach welchen Er alle Rechtspflege dem Pflichtmäßigen Ermessen Seiner Justiz-Collegiorum überlasse, welche ein für alle Mal zu aller Unparteilichkeit angewissen sind, und wobei Er dem Rechte freien Lauf lasse." (Hymmen's Beiträge III. 112) 107-+.

10. Dezember 1774

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich mache immer von Herzen gern mit denen gemeinschaftliche Sache, die mir Gelegenheit geben, die Unschuld aufrecht zu erhalten und die Unterdrückten zu befreien. Jeder Souverän, ist verpflichtet, in seinem Lande so zu verfahren, und wenn es sich gerade so trifft, kann er es bisweilen auch in andern Ländern thun. etc."

14. Dezember 1774

Der König an d'Alembert :

Der Bildhauer (Tassaert) ist mit dem Briefe angelangt, den Sie ihm mitgegeben haben, etc. An Arbeit soll es ihm nicht fehlen. etc. Die Stücke, die ich von ihm gesehen habe, sind schön; und auf Ihr Zeugniß halte ich sein Gehirn für besser organisirt, als das seines Vorgängers war. Wenn ich wählen muß, so will ich lieber weniger Kunst bei einem ruhigen Geist, als mehr Geschicklichkeit bei einer beständigen<108> Unruhe mit einem ungestümen Treiben, wodurch ein Künstler Alle, die mit ihm zu thun haben, quält. Meinem Alter ist Ruhe das Erwünschteste, und man fühlt Abneigung gegen Alles, was sie stört.

Grimm, der jung ist, denkt anders. Ich halte ihn für ganz entschlossen, sich in große Abenteuer zu stürzen. Daß er mein Portrait in Porzellan besäße, vermnuthete ich nicht, ich wußte nicht einmal, daß ein solches Bildniß da ist. Man muß Apoll, Mars oder Adonis sein, um sich malen zu lassen, und da ich nicht die Ehre habe, einer von diesen Herren zu sein, so habe ich, so viel von mir abhing, mein Gesicht dem Pinsel entzogen. etc."

Dann erwähnt der König noch der Krankheit Catt's, und fährt dann fort: "Solchen Zufällen ist die unglückliche Menschheit ausgesetzt, und nun sage man noch, daß man keiner Philosophie bedürfe! Man bedarf derselben sehr viel, aber mehr der practischen, als der speculativen. Die erste ist Bedürfniß, die zweite Luxus. etc."

20. Dezember 1774

Der König nach Berlin. Ehe er aufs Schloß fährt, besucht er die Prinzessin Amalie unter den Linden; Mittags war große Cour, Abends die erste Redoute.

22. Dezember 1774

Der König befiehlt dem Präsidenten der Ober-Rechenkammer Roden, dem Prinzen von Preußen Unterricht im Finanzwesen zu geben.

24. Dezember 1774

Der König an Voltaire :

- etc. - "In jedem Lande, wo Plutus mehr gilt als Minerva, muß man natürlicherweise erwarten, daß die Börsen voll und die Köpfe leer sind. Anständige Mittelmäßigkeit ist für einen Staat am zuträglichsten; durch Reichthümer entstehen darin verderbte Sitten und Weichlichkeit. Ich will nicht sagen, es könne noch jetzt eine Republik wie die Spartanische existiren, aber wenn man die gehörige Mittelstraße zwischen Mangel und Ueberftuß hält, so wird der National- Chararter etwas mehr Männlichkeit behalten, wodurch denn

<109> Fleiß, Arbeitsamkeit und überhaupt Alles befördert wird, was die Seelenkräfte erhöht. Durch großes Vermögen wird man entweder ein Knauser oder ein Verschwender, etc. Vielleicht werfen Sie mir ein, daß England sehr reich ist, und doch große Männer hervorgebracht hat. Das gebe ich zu; aber die Insulaner haben überhaupt einen andern Charakter, als wir auf dem festen Lande, lsnd die Engländer sind in ihren Sitten nicht ganz so weichlich wie die übrigen Europäer. Auch unterscheidet sich ihre Regierungsform von der unsrigen, und das Alles zusammengenommen bewirkt ganz andere Combibinationen. Dabei bringe ich den Umstand noch nicht in Anschlag, daß sie durch ihre Lage eine seefahrende Nation sind, und also härtere Sitten haben müssen, als man sie bei uns Landgeschöpfen antrifft.

Wundern Sie Sich nicht über die Wendung dieses Briefes; das Alter veranlaßt Reflexionen, und mein Stand nöthigt mich, sie so weit auszubreiten, als möglich ist. Indeß führen sie mich doch alle wieder zu den Wünschen für Ihr Leben hin. Ich wünsche, daß Sie mich begraben mögen, denn nach dem Tode nihil est."

Der König schenkt dem General Ramin einen prächtigen Sattel von Sammet mit einer reich gestickten Schabracke.

Wie gewöhnlich immer, wenn der König auf mehrere Tage in Berlin war, nahm er auch jetzt die Wachtparade in Augenschein. Es geschah regelmäßig an den sogenannten Geld, tagen, wo die Regimenter ihre Löhnung erhielten.

In diesem Jahre schrieb der König "Die Dedication zum Leben des Appolonius von Tyane" (Deutsche Supplem. III. 330), deren Echtheit von Einigen jedoch bezweifelt wird.

B.

4. Dezember 1774

Der bisherige Landschafts-Director zu Brieg Friedrich Christoph von Görne wird zum Minister ernannt (siehe unter Januar 1782).

16. Dezember 1774 bis 17. Dezember 1774

Nachts stirbt der General von Wylich und Lottum.

<110>

27. Dezember 1774

Verordnung, daß die Dienste der Unterthanen durch ordentliche Dienstreglements und Urbarien bestimmt werden sollen. Die Ordnung des diesjährigen Carnevals war folgende: Sonntag und Mittwoch Mittag: große Cour beim König, nach deren Beendigung er oft bei der Königin speist.

Sonntag: Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Mittwoch: Französisches Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Konigin; Freitag: Oper; Sonnabend: Ruhe.

Die beiden Opern waren: 1) Semiramis und 2) Demophontes. Die Französischen Schauspiele: l'Europe galante, le Democrit amoureux, le François à Londres, le Distrait, und L'Amant l'Auteur et Valet, Phèdre, Andromaque, beide letztere von Racine. In diesem Jahre ward auf dem Gensdarmenmarkt das Französische Schauspielhaus zu bauen angefangen 110-+. Es erhielt die Ueberschrift: Ridemtir et corrigintur mores.

Januar 1775.

A.

1. Januar 1775

Der König in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, alsdann bei der Königin zur Tafel, so auch den 4ten und 8ten.

Der König läßt mehrere Tausend Thaler für die Armen auszahlen.

<111>

5. Januar 1775

Der König schickt Voltaire'n dessen Büste, welche in der Berliner Porzellanmanufaktur verfertigt worden.

6. Januar 1775

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich gratulire den Franzosen, daß sie mit ihrem König (Ludwig XVI) zufrieden sein können; ich wünsche ihnen immer dergleichen. Der Posten, den dieser Fürst bekleidet, ist mißlich; er hat mit Tausenden von Menschen zu thun, welche die Absicht haben, ihn zu betriegen und ihn zu verführen, entwischt er auch diesen, so hält es doch schwer, nicht den andern in die Hände zu fallen. Doch wenn bei den Fürsten das Herz gut, und die Absichten gerecht sind; so muß man gegen sie mehr Nachsicht haben, als gegen andere Menschen, die den Fallstricken minder bloß gestellt sind, und sie daher leichter vermeiden können.

Sie sollen das verlangte Bildniß 111-+ erhalten, welches gewiß nicht der Mühe werth ist, Ihnen geschickt zu werden, und dessen ganzer Werth in der Materie besteht. etc."

11. Januar 1775

Der König besucht die Prinzessin Amalie und besieht nachher die Porzellanfabrik.

18. Januar 1775

Bei der Geburtstagsfeier des Prinzen Heinrich (bei der Königin), wo vom goldenen Service gespeist wird.

23. Januar 1775

Der König nach Potsdam.

24. Januar 1775

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

27. Januar 1775

Der König an Voltaire:

- etc. - "Sie haben Recht, wenn Sie die praktische<112> Geometrie der höheren vorziehen. Jene ist nützlich und nothwendig diese aber ein bloßer Luxus des Geistes. Indessen machen doch ihre Abstractionen dem menschlichen Verstande Ehre. Wie es scheint, befreien sich die Genies, die sich mit ihr beschäftigen, so sehr sie nur können, von der Materie, und schwingen sich in eine Region auf, die außer dem Gebiet unserer Sinne liegt. Ich ehre das Genie, welche Bahnen es sich auch brechen mag; und obgleich ein Geometer ein Weiser ist, dessen Sprache ich nicht verstehe, so beklage ich mich doch nur über meine Unwissenheit, und achte ihn um nichts weniger, etc."

B.

3. Januar 1775

Stirbt in Berlin der Director der Deutschen Schauspielergesellschaft Heinrich Gottfried Koch, 71 Jahr alt.

25. Januar 1775

Stirbt der berühmte Hofkupferstecher George Friedrich Schmidt. Er war 1712 an demselben Tage in Berlin geboren worden.

Februar.

A.

Februar 1775

Der König in Potsdam

22. Februar 1775

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Wir haben hier den Herzog von Lauzun und den Baron Montmorency-Laval aus der ältesten freiherrlichen Familie in ganz Europa gehabt. Solche Lichter kommen bisweilen, unsere dicke Deutsche Finsterniß zu erleuchten; aber sie eilen schnell, wie Kometen, vorbei. etc." Der Fürst Kurakin, Oberst-Lieutenant, und Fürst Apraxin,

?? Februar 1775

Capitain, beide in der Kaiserl. Russischen Garde, beim König in Potsdam.

B.

21. Februar 1775

Stirbt in Berlin der Oberst-Lieutenant Heinrich von Beville, 90 Jahr alt.

28. Februar 1775

Stirbt in Berlin der Banquier Johann Jacob Schickler, 64 Jahr alt.

<113>

März.

A.

März 1775

Der König in Potsdam, an Voltaire :

-etc.- "Die Polnischen Dialogen 113-+, deren Sie erwähnen, kenne ich nicht. Ich denke über die Satyren, wie Epictet: "Sagt man Böses von Dir, und es ist wahr, so bessere Dich; sind es Lügen, so lache darüber." Ich bin mit der Zeit ein gutes Postpferd geworden, lege meine Station zurück und bekümmere mich nicht um die Bullenbeißer, die auf der Landstraße bellen. Noch weniger werde ich meine Armseligkeiten drucken lassen. Ich mache nur zum Zeitvertreibe Verse. Man muß ein Boileau, Racine oder Voltaire sein, wenn man seine Werke auf die Nachwelt bringen will; und die Talente dieser Männer habe ich nicht. Was man von meinen Kleinigkeiten gedruckt hat, würde mit meiner Bewilligung nie zum Vorschein gekommen sein. Man stahl mir meine Manuskripte zu einer Zeit, da es Mode war, an mir zu zerren, und ließ sie gerade in dem Augenblicke drucken, wo sie mir hätten schädlich sein können. Erholung und Zeitvertreib durch litterarische Arbeiten sind erlaubt; aber man muß dem Publikum nicht mit seinen Albernheiten lästig fallen. etc."

9. März 1775

Der am 6ten aus Petersburg in Berlin angekommene Russische General-Feldzeugmeister, Reichsfürst von Orlow in Potsdam, wo ihn der König durch den Oberst von Görtz becomplimentiren und dann nebst dem in seinem Gefolge befindlichen General-Lieutenant von Bauer, Senator von Wolkow und anderen Offiziere, um 11 Uhr in Hofequipagen<114> zur Audienz nach dem Schlosse abholen laßt. Mittags speiste der Fürst beim König und die Personen seines Gefolges bei dem Prinzen von Preußen. Nachmittags fuhr der Fürst und sein Gefolge in Begleitung des Obersten von Görtz nach Sanssouci, wo sie die Gallerie und das neue Palais besahen. Des andern Tages kehrte der Fürst mit den übrigen Russischen Offizieren nach Berlin zurück, von wo er nach einigen Tagen über Wien nach Italien reiste.

12. März 1775

Der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Prinz Peter von Holstein-Gottorp zum König nach Potsdam, desgl. der Minister von Finkenstein mit dem Sardinischen Gesandten Marquis Griselli.

23. März 1775

Der König unterzeichnet das General-Privilegium des Schauspielunternehmers Döbbelin.

26. März 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich habe mir endlich die sieben Dialogen (siehe oben) verschafft, und weiß ihre Geschichte aus dem Grunde. Der Verfasser dieser Schrift ist ein Engländer, Namens Lindsey, ein Theologe von Profession und Hofmeister bei dem jungen Prinzen Poniatowsky, dem Neffen des Königs von Polen. Er schrieb seine Satyre auf Anstiften der Czartorisky's, der Oheime des Königs, und zwar Englisch. Als sie fertig war, dachte man erst daran, daß Niemand in Polen sie verstehen könne, wenn sie nicht ins Französische übersetzt würde. Dies geschah denn auch sogleich; aber da der Uebersetzer nicht der beste sein mochte; so schickte man die Dialogen nach Danzig an einen gewissen Gerard, der damals Französischer Cousul in Danzig war, und jetzt im Departement der auswärtigen Angelegenheiten unter Herrn von Vergennes steht. Dieser Gerard nun, dem es nicht an Witz fehlt, der mir aber die Ehre erzeigt, mich von ganzem Herzen zu hassen, hat sie durchgesehen und ihnen die Gestalt gegeben, in der sie zum Vorschein gekommen sind. Ich habe sehr dabei gelacht. Hin und wieder sind Grobheiten und<115> Plattitüden darin, aber auch wirklich witzige Einfälle. Uebrigens werde ich mich mit diesem Sykophanten in kein Federgefecht einlassen, man muß sich nach dem richten, was der Kardinal Mazarin sagte: "Mögen doch die Franzosen singen, wenn sie uns nur schalten lassen." etc. Das Portrait 115-+, das Sie verlangt haben, und mit dem ein Zimmer sich eher entstellen als verschönern läßt, werden Sie durch Michelet erhalten. etc."

Der Sardinische Gesandte von Rossignan, der Minister von Finkenstein und der Prinz Ferdinand beim König in Potsdam.

April.

A.

April 1775

Der König in Potsdam und Sanssouci.

13. April 1775

Kabinetsordre des Königs, darin befohlen wird, da in Bromberg jährlich 4 Jahrmärkte, die der Messe nahe kommen, gehalten weiden sollen.

?? April 1775

Der Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicki, der Russische Fürst Dolgorucky, der Minister von Görne beim König in Potsdam, an verschiedenen Tagen.

Mai.

A.

Mai 1775

Der König in Potsdam (Sanssouci).

6. Mai 1775

Nach Charlottenburg und Berlin, wo er einige Regimenter mustert, die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurückkehrt.

7. Mai 1775

Von Charlottenburg nach Berlin; nachdem der König hier die übrigen Regimenter besehen, kehrt er nach Potsdam zurück.

Der König an d'Alembert :

"Die Ihnen überschickte Büste haben Sie richtig errathen.<116> Das Verdienst dieses Stücks ist die Ähnlichkeit; es ist Voltaire selbst; nichts fehlt ihm als die Sprache. Gerade also das Beste, werden Sie sagen: allein Porzellan und Bildhauerkunst erreichen diese Vollkommenheit nicht. Will man das Ganze beisammen haben, so muß man die Büste ansehen und die Henriade dazu lesen. etc. Ich vermuthe, daß Sie die Lobeserhebungen für Scherz halten werden, die ich Ihnen von den Herren 116-+ gemacht habe, welche es nicht verschmähten, unsern ländlichen Heerd zu besuchen. Es sind wahre Christoph Columbe, welche die Hereynischen Wälder haben durchstreichen wollen, um die Wilden zu untersuchen, welche die Küsten des Baltischen Meeres bewohnen. Sie waren erstaunt, uns auf unsern zwei Hinterfüßen gehen zu sehen. etc."

19. Mai 1775

Der König nach Spandau, hält daselbst Revue, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1775

Der König nach Berlin, wo er (bis den 23sten) große Revue hält, und die Prinzessin Amalie in ihrem Palais unter den Linden besucht.

21. Mai 1775

Beim Könige Mittags große Cour, wo ihm unter andern der Herzog Hamilton, der Lord Forbescüe und der Dr. Moore 116-+, sämmtlich aus England, vorgestellt werden. Sie waren vorher schon in Potsdam gewesen, und der Dr. Moore erzählt, daß er hier mit großer Verwunderung gesehen, wie der König selbst, mit gezogenem Degen, die Truppen beim Manövriren Stunden lang commandirt habe. Das Londoner Political-Magazin vom Novbr. 1786, S. 379, theilt<117> Verschiedenes aus der Unterhaltung des Königs mit dem Herzog und Moore, die hauptsächlich die Engl. Staatsverfassung und den damaligen Amerikanischen Krieg betraf, mit.

23. Mai 1775

Der König nach Potsdam.

26. Mai 1775

Nach Cörbelitz und Pitzpuhl (bei Magedburg) zur Revue.

28. Mai 1775

Durch Magdeburg nach Salzthal.

29. Mai 1775

In Potsdam.

31. Mai 1775

Ueber Cüstrin nach Stargard zur Revue.

B.

13. Mai 1775

Stirbt in Potsdam der Oberst Quintus Icilius (s. oben Theil II. Seite 73), 51 Jahr alt.

15. Mai 1775

Stirbt in Berlin der General-Lieut. Hans Friedrich von Krusemark, Chef des Regiments Gensd'armes, 55 Jahr alt.

16. Mai 1775

Stirbt in Berlin der aus der Geschichte des Pr. Münzwesens zur Zeit des siebenjährigen Krieges wohl bekannte Hofjuwelier und Banquier Veitel Ephraim, 72 Jahr alt.

18. Mai 1775

Stirbt der Minister Reichsgraf Johann Gotthard von Schafgotsch, 62 Jahr alt.

22. Mai 1775

Der Geheime-Rath von Brenkenhof nimmt im Namen des Königs in Inowracklaw die Huldigung der Einwohner des Netzedistrikts an.

24. Mai 1775

Abschluß eines Conventions-Zolltarifs zwischen Preußen und Polen.

In Berlin waren angekommen : der Russische Fürst Galliezin aus Paris, der Kaiserl. Gesandte am Schwedischen Hofe Graf Kaunitz-Rittberg und der für den Dänischen Hof bestimmte Gesandte Graf von Cobenzl aus Wien, der Kaiserl. General-Major Graf Kaunitz aus Rittberg, der Erbprinz von Braunschweig etc.

Juni.

A.

3. Juni 1775

Der König kommt in Stargard an.

<118>

6. Juni 1775

Der König reist von Stargard ab.

7. Juni 1775

In Marienwerder.

8. Juni 1775

Besah der König zu Fuß die Stadt.

9. Juni 1775

Früh um 6 Uhr nach Mockerau.

9. Juni 1775 bis 11. Juni 1775

In Graudenz (Mockerau).

14. Juni 1775

In Potsdam (Sanssouci).

16. Juni 1775

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

17. Juni 1775

Der König an Voltaire :

"Ich habe in vier Wochen fünfhundert Französische Meilen gemacht, und damit müssen Sie mich entschuldigen, daß ich mit den Antworten zurückgeblieben bin. etc. Das Portrait 118-+, das Sie bekommen haben, ist von der Mad. Therbusch 118-++. Um ihren Pinsel nicht zu entehren, hat sie mein verzerrtes Gesicht wieder mit der Grazie der Jugend aufgeschmückt. Sie wissen, daß man nur etwas sein darf, um keinen Mangel an Schmeichlern zu haben. etc."

19. Juni 1775

Der König an d'Alembert:

- etc.- "Ich habe hier einen Herrn von Laval-Montmorenci und einen Herrn Clermont Gallerande gesehen, die mir sehr liebenswürdige, bescheidene junge Leute, ohne Geckerei, schienen. Sie sind mit mir in dem Lande gewesen, welches ich unser Canada nenne: Westpreußen. Ich denke, daß sie nach ihrer Zurückkunft den Parisern eine schöne Beschreibung davon machen werden. Schneider und Schuster sind Virtuosen, die in diesem Lande eifrig gesucht werden, weil es daran fehlt. Ich errichte jetzt hundert und achtzig theils protestantische, theils katholische Schulen, und betrachte mich als den Lykurg und Solon dieser Barbaren. Denken Sie, was das heißt; in diesem unglücklichen Lande<119> kennt man das Recht des Eigenthums nicht, statt aller Gesetze unterdrückt der Stärkere ungestraft den Schwächern; allein das hat ein Ende, und für die Zukunft wird man gute Maaßregeln dagegen nehmen. - Nur durch ziemlich lange Zeit und durch eine bessere Erziehung der Jugend wird man es dahin dringen, diese Irokesen gesittet zu machen. Jetzt, da ein Theil meiner Reisen geendigt ist, werfe ich mich wider ganz in die Wissenschaften, die einzige wahre Nahrung des Geistes und die einzige würdige Vergnügung der Weisen, die einige Ansprüche auf Vernunft machen, denn im Grunde scheint mir's, daß wir nur sehr wenig davon haben. etc."

Die Generale von Krockow, von Prittwitz, von Buddenbrock, der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Minister von Finkenstein beim König, an verschiedenen Tagen.

In diesem Monat überarbeitete der Konig sein Werk : "Geschichte meiner Zeit" (s. des Königs Brief an Voltaire vom 12. Juli).

B.

23. Juni 1775

Stirbt der Baron von Pöllnitz, 83 Jahr alt.

Juli.

A.

Juli 1775

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

10. Juli 1775

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Ferdinand zum König nach Potsdam (Sanssouci), wohin sich auch der König begeben hatte.

11. Juli 1775

Der Prinz Friedrich von Braunschweig mit Gemalin, der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, die regierende Landgräfin von Hessen-Kassel, der Prinz Friedrich Ludwig von Würtemberg, die Gemalin des Herzogs Eugen von Nürtemberg (Tochter des Markgrafen Friedrich Wilhelm<120> von Brandenburg-Schwedt) zum König nach Sanssouci. Hier wurden große Feste veranstaltet, und zu den zu gebenden Opern war der berühmte Schauspieler Le Kain aus Paris angelangt. Zu gleicher Zeit befanden sich auch in Potsdam die Generale von Prittwitz, von Lentulus etc., der Abt Bastiani, der Herzog Hamilton mit dem Dr. Moore aus England etc., welche alle an den Festen Theil nahmen, so wie der Prinz und die Prinzessin von Preußen, welche bekanntlich stets in Potsdam wohnten. Die Königin, die verwittwete Prinzessin von Preußen und die Gemalin des Prinzen Heinrich blieben in Berlin.

12. Juli 1775

Der König an Voltaire: "Sie glauben also, mein lieber Patriarch, ich habe immer den Degen gezogen? und doch fand mich Ihr Brief mit der Feder in der Hand, weil ich damit beschäftigt bin, gewisse alte historische Nachrichten 120-+ zu verbessern, die Sie ehemals, wie Sie Sich vielleicht noch erinnern, sehr incorrect gesehen haben. Ich lecke meine Jungen, um ihre Gestalt zu vollenden. Dreißig Jahre später ist es noch schwerer, sich zu befriedigen. Obgleich dies Werk dazu bestimmt ist, auf immer in irgend einem staubichten Archiv begraben zu bleiben, so wollte ich denn doch nicht gern, daß es schlecht geschrieben wäre. etc.

Wie mich dünkt, macht die Vernunft in Deutschland weit schnellere Fortschritte, als in Frankreich. Der Grund hiervon scheint mir darin zu liegen, daß die vielen einzelnen katholischen Geistlichen und Bischöfe in Deutschland sich nach und nach ihrer abergläubischen Gebräuche schämen. In Frankreich hingegen macht die Geistlichkeit ein besonderes Corps im Staate aus, und jede große Gesellschaft bleibt ja bei den alten Gebräuchen, selbst wenn sie einsieht, wie schädlich sie sind. etc.

<121>

Ich habe das ganze Haus voll Nichten und Neffen, und muß ihnen Schauspiele geben, damit ich sie für die Langeweile entschädige, die ihnen die Gesellschaft eines alten Mannes vielleicht verursacht. Man muß sich Gerechtigkeit widerfahren lassen, und sich der Jugend erträglich zu machen suchen. etc."

15. Juli 1775

Im neuen Schloß in Sanssouci Trauerspiel : Oedip (v. Voltaire).

16. Juli 1775

Trauerspiel: Mahomet (von Voltaire).

18. Juli 1775

Oper: Parthenope.

19. Juli 1775

Trauerspiel: Zaire von Voltaire.

20. Juli 1775

Oper : Parthenope.

21. Juli 1775

Oedip.

22. Juli 1775

Große Tafel in Sanssouci und Abreise der fremden Herrschaften.

24. Juli 1775

Der König an Voltaire:

- etc. - "Le Kain 121-+ hat den Oedip, den Mahomet und den Orosman gespielt. Dieser Schauspieler ist sehr geschickt etc., aber soll ich Ihnen aufrichtig sagen, was für Eindruck er auf mich gemacht hat? Ich wünschte, er übertriebe etwas weniger, dann, dünkt mich, würde er vollkommen sein. etc. Ich sehe bei diesem Urtheil auf die Natur, und nicht auf das, was vielleicht in Frankreich gebräuchlich sein mag, indeß habe ich mich weder im Oedip, noch in der Zaire der Thränen enthalten können, etc. O, wie nützlich sind doch die schönen Wissenschaften für die Menschheit! sie geben Erholung nach den Arbeiten des Tages, zerstreuen auf eine angenehme Art die politischen Dünste, die den Kopf einnehmen, machen den Geist milder, geben sogar dem weiblichen Geschlechte Vergnügen, trösten die Betrübten und sind endlich die einzigen<122> noch übrigen Freunde für den der sich schon unter der Last des Alters krümmt, und sich dann glücklich schätzt, daß er ihnen in seiner Jugend Geschmack abgewonne hat.

Meine Landsleute haben den Ehrgeiz, daß sie nun auch ihrerseits des Vortheils, den die schönen Künste gewähren, genießen wollen, und geben sich Mühe, Athen, Rom, Florenz und Paris zu erreichen. So sehr ich auch mein Vaterland liebe, so kann ich doch bis jetzt nicht sagen, daß es ihnen damit gelingt. Es fehlt ihnen an zwei Stücken: an einer guten Sprache und an Geschmack. Das Deutsche ist zu weitschweifig, und in guten Gesellschaften spricht man Französisch. Einige Magisterchen und Professoren sind nicht im Stande, der Sprache die Feinheit und die leichten Wendungen zu geben, die sie nur im Umgange der großen Welt erhalten kann. Dazu kommt noch die Verschiedenheit der Dialekte. Jede Provinz hat ihren eigenen, und es ist noch nicht ausgemacht, welcher den Vorzug verdient.

Besonders aber fehlt es den Deutschen an Geschmack. Sie können bis jetzt die Schriftsteller aus dem Jahrhumdert des Augustus noch nicht Nachahmen, und machen eine fehlerhafte Mischung von dem Römischen, Englischen, Französischen und ihrem eigenen Nationalgeschmack. Es fehlt ihnen noch an der feinen Unterscheidungskraft, die alle Schönheiten auffaßt, welche sie nur findet, um das Mittelmäßige von dem Vollkommenen, das Edle von dem Erhabenen zu unterscheiden und jedes an den schicklichsten Platz anzubringen weiß. Ob sie gleich viele R in ihrer Sprache haben, so halten sie ihre Verse doch für harmonisch; und gewöhnlich sind diese nichts als ein Galimatias von hochtrabenden Worten. In der Geschichte würden sie ja nicht den kleinsten Umstand auslassen, wenn er auch völlig unnütz wäre.

Die besten Werke haben sie noch im Fache des Staatsrechts. Mit der Philosophie giebt sich seit Leibnitzen's Genie und Wolf's dicker Monade Niemand mehr ab. Sie<123> glauben in der dramatischen Kunst Glück zu machen; aber bis jetzt ist noch kein Meisterstück zum Vorschein gekommen. Deutschland ist jetzt in diesem Fache gerade so weit, als Frankreich unter der Regierung Franz I 123-+. Der Geschmack an den Wissenschaften fängt an sich zu verbreiten, und man muß, nun erwarten, daß die Natur wahre Genies hervorbringen werde, wie unter Richelieu's und Mazarin's Ministerium 123-+. Der Boden, der einen Leibnitz hervorgebracht bat, kann auch wohl mehr seiner Art liefern. Ich werde die schönen Tage meines Vaterlandes nicht erleben; indeß sehe ich voraus, daß sie möglich sind. etc. 123-++.

?? Juli 1775

Der Englische Lord Dalrymple beim König.

29. Juli 1775

An diesem Tage erschoß sich in Sanssouci der Kammerhussar des Königs, Deesen (s. Moore's Abriß des gesellschaftlichen, Lebens etc. Seite 389, 390) und Nicolai's Anekdoten Heft, 2. Seite 218), weil ihn der König gewisser Vergehen wegen entlassen und zum Trommelschläger beim Regiment Garde machen wollte.

<124>

August.

A.

August 1775

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. August 1775

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ein Lord mit sonderbarem Namen (Dalrymple), aber liebenswürdigem Geist, hat mir Ihren Brief zugestellt. etc. - Ich habe Le Kain spielen sehen und seine Kunst bewundert. Dieser Mann würde der Roscius unsers Jahrhunderts sein, wenn er weniger übertriebe. Ich mag unsere Leidenschaften gern so vorstellen sehen, wie sie wirklich sind; dieses Schauspiel bewegt das Innere des Herzens, sobald aber die Kunst die Natur erstickt, so bin ich kalt. Ich wette, Sie denken: "so sind die Deutschen! sie haben bloß schwach angedeutete Leidenschaften; starke Ausdrücke sind ihnen zuwider, weil sie die niemals empfinden." Das kann sein; ich will mich nicht zum Lobredner meiner Landsleute aufwerfen. Auch ist es wahr, sie reißen keine Mühlen um und verderben keine Saat, wenn sie über Korntheuerung klagen; sie haben bis jetzt weder Sanct Bartholomäus-Nächte, noch rebellische Bürgerkriege ausgeübt. Indeß da die Welt nach und nach immer aufgeklärter wird, so hoffen unsere schönen Geister, daß alles dies mit der Zeit wohl kommen wird, zumal wenn die Welschen (die Franzosen) uns die Ehre erzeigen wollen, ihren Geist gegen den unsrigen zu reiben. etc."

13. August 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich für mein Theil suche bloß in meinem Vaterlande zu verhindern, daß der Mächtige den Schwachen nicht unterdrücke, und bisweilen Sentenzen zu mildern, die mir zu streng scheinen. Dies ist zum Theil meine Beschäftigung, wenn ich die Provinzen durchreife. Jedermann hat Zutritt zu mir; alle Klagen werden entweder von mir selbst oder von Andern untersucht, und ich bin dadurch Personen nützlich, deren Existenz ich nicht einmal kannte, ehe ich ihre<125> Bittschrift erhielt. Diese Revision macht die Richter aufmerksam und verhütet zu harte und strenge Prozeduren. etc."

16. August 1775

Der König geht nach Schlesien zur Revue mit dem gewöhnlichen Gefolge und den beiden Prinzen von Würtemberg Friedrich und Ludwig.

18. August 1775

In Schweidnitz.

26. August 1775

Der König kommt aus Neisse in Breslau an.

29. August 1775

Besucht der König den Fürsten Hatzfeld.

30. August 1775

Der König nach dem Hauptquartier Puschwitz. Der Oestreich. Gesandte von Switen, der Minister von Finkenstein, die beiden Prinzen von Würtemberg und die Generale von Buddenbrock und von Prittwitz waren an verschiedenen Tagen in Potsdam beim König.

September.

A.

1. September 1775

Der König im Hauptquartier Puschwiß bei Breslau, wo bis den 3ten Kriegsübungen Statt finden.

3. September 1775

Abreise des Königs von Puschwitz.

4. September 1775

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

8. September 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Sie behaupten mit Recht, daß unsere guten Deutschen erst die Morgenröthe ihrer Kenntnisse haben. Die schönen Wissenschaften stehen jetzt bei ihnen auf eben dem Punkt, wo sie in Frankreich unter Franz I standen. Man liebt sie, sucht sie auf, und sie werden von Fremden zu uns hin verpflanzt, aber der Boden ist noch nicht hinlänglich vorbereitet, daß er sie selber hervorbringen konnte. Der dreißigjährige Krieg ist für Deutschland schädlicher gewesen, als man auswärts glaubt. Man mußte mit dem Ackerbau anfangen, dann zu Manufakturen, und endlich zu einem kleinen Handel fortgehen. So wie diese festen Fuß gewinnen, entsteht Wohlstand, und auf den folgt Ueberfluß, ohne welchen die Künste nicht gedeihen können. Die Musen verlangen,<126> daß der Fuß des Parnasses von dem Pactolus benetzt werden soll. Erst muß man etwas zu leben haben, ehe man sich unterrichten und frei denken kann. Athen that es in den Wissenschaften und schönen Künsten den Spartanern zuvor.

Deutschland wird nicht eher Geschmack bekommen, als bis man die klassischen Schriftsteller der Griechen, Römer und Franzosen mit Nachdenken studirt. Dann werden zwei oder drei gute Köpfe die Sprache bestimmen, sie weniger barbarisch machen und die Meisterstücke der Fremden in ihrem Lande naturalisiren.

Ich für mein Theil werde, da meine Laufbahn zu Ende geht, diese glückliche Zeit nicht erleben. Gern hatte ich zu ihrem ersten Entstehen etwas beigetragen; aber was hat ein Geschöpf thun können, das zwei Drittel seines Lebens hindurch von unaufhörlichen Kriegen geplagt ward, oder die Uebel, die sie verursacht hatten, wieder gut machen mußte, und überdies zu einem so großen Unternehmen viel zu geringe Talente besitzt."

11. September 1775

12. September 1775

Der König auf dem Gesundbrunnen bei Berlin, bei dem Artilleriemanövre, wo er auch das Nachtlager hielt.

12. September 1775

Auf dem Wedding bei Berlin, dann nach der Stadt, wo er die Prinzessin Amalie besucht, und nachher nach Potsdam.

17. September 1775

Der Domherr Cornelius Pauw aus Tanten 126-+, welchen<127> der König zum Gesellschafter zu sich berufen, kommt in Potsdam an.

20. September 1775 bis 23. September 1775

Kriegsübungen bei Potsdam.

Die Generale von Apenberg, von Lossow, von Haak, von Lölhöfel, von Alvensleben und von Düringshofen an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

Oktober.

A.

Oktober 1775

Der König in Potsdam (Sanssouci).

20. Oktober 1775

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Zedlitz wegen Errichtung einer Ecole de Génie.

22. Oktober 1775

Der König an Voltaire :

"Das Podagra hat mich vier Wochen lang gebunden und geknebelt; ich habe es, wohl zu merken, in beiden Füßen, in beiden Knieen, in beiden Händen, und aus übergroßer Güte auch im Ellbogen gehabt. Gegenwärtig haben die Schmerzen und das Fieber nachgelassen, und ich fühle nur noch eine große Erschöpfung. Während dieser Krankheit habe ich zwei reizende Briefe aus Ferney bekommen, aber wären sie auch von dem Demiurgos gewesen, so hätte ich doch eine Antwort darauf nicht einmal diktiren können. etc. Ich warte darauf, daß meine Kräfte und meine Gedanken sich wieder einstellen sollen, um Ihnen weniger lakonisch zu schreiben. etc."

23. Oktober 1775

Der König an d'Alembert :

"Posidonius mag sagen, was er will, die Gicht ist dennoch ein sehr wesentliches Uebel. Vier Wochen lang hat<128> mir diese verwünschte Gicht alle meine Glieder gelähmt und mich gehindert, Ihnen zu antworten. Ihr letzter Brief hat mir Vergnügen gemacht, weil er mich hoffen läßt, noch einmal den weisen Anaxagoras 128-+ zu sehen und zu hören, ehe ich aus dem Fluß Lethe trinken werde. etc."

24. Oktober 1775

Der König an Voltaire: "Dieser Tage gerieth mir von ungefähr eine Kritik über die Henriade von La Beaumelle und Freron in die Hände. Ich hatte so viel Geduld, daß ich ihre Bemerkungen durchlief, ob sie gleich mehr Liebe zum Wehthun, als Gerechtigkeit und Unpartheilichkeit verrathen. etc."

B.

27. Oktober 1775

Stirbt der General-Lieutenant Karl Christoph Graf von Schmettau, 80 Jahr alt.

November.

A.

November 1775

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

18. November 1775

Zweite Kabinetsordre an den Minister von Zedlitz, die Errichtung der Ecole de Génie betreffend.

Um diese Zeit hatte der König seine Schrift: "Geschichte meiner Zeit," revidirt, und statt der anfänglich (1746) vorgesetzten Einleitung jetzt eine andere verfaßt, wie sie in den hinterlassenen Werken steht. Beide hat auch der Minister von Herzberg in seinen Huit Dissertations p. 303-316 mitgetheilt; Deutsch stehen sie in dessen "Nachrichten von dem letzten Lebensjahr König Friedrich's II, vorgelesen in der Akademie d. W. am 25. Januar 1787 (S. 30-44)."

<129>

Dezember.

A.

Dezember 1775

Der König in Potsdam.

4. Dezember 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Sie fragen mich, was der Geist sei? Ach! ich will Ihnen Alles sagen, was er nicht ist. Ich selbst habe so wenig, daß ich um eine Definition davon sehr verlegen sein würde. Wenn Sie indeß verlangen, daß ich, um Ihnen die Zeit zu vertreiben, meinen Roman so gut liefern soll, als ein Anderer, so halte ich mich an die Begriffe, die mir die Erfahrung giebt. Ich glaube mit vollkommener Ueberzeugung, daß ich nicht doppelt existire; daher sehe ich mich als ein einziges Wesen an. Ich weiß, daß ich ein materielles belebtes Geschöpf bin, das Organe hat und denkt; daraus schließe ich, daß die belebte Materie denken kann, so wie sie die Eigenschaft der Elektricität hat.

Ich sehe, daß das animalische Leben von der Wärme und der Bewegung abhängt, daher vermuthe ich, daß die Ursache von beiden wohl eine Partikel von dem Elementarfeuer sein könnte. Ich schreibe die Denkkraft den fünf Sinnen zu, die uns die Natur gegeben hat. Die Begriffe, die sie uns verschaffen, drücken sich in die Nerven ein, durch welche sie dann fortgepflanzt werden. Diese Eindrücke, die wir das Gedächtniß nennen, geben uns Ideen. Die Wärme des Elementarfeuers, die das Blut in einer beständigen Bewegung erhält, weckt diese Ideen auf und verursacht die Imagination. Wenn diese Bewegung leicht und schnell von Statten geht, so folgen die Gedanken schleunig auf einander; ist sie aber langsam und schwer, so kommen auch die Gedanken nur sehr einzeln. Der Schlaf bestätigt diese Meinung. Ist er gut, so zirkulirt das Blut so sanft, daß die Ideen gleichsam erstarrt sind, daß sich die Verstandesnerven abspannen, und daß die Seele gewissermaßen vernichtet scheint. Zirkulirt aber das<130> Blut in dem Gehirn zu heftig, wie bei berauschten Leuten, oder im hitzigen Fieber; so verwirrt und zerrüttet es die Ideen. Eine kleine Obstruktion in den Gehirnnerven verursacht Wahnsinn. Wenn ein Tropfen lymphatischer Feuchtigkeit in dem Cranium aus einander fließt, so zieht er den Verlust des Gedächtnisses nach sich; und wenn endlich ein Blutstropfen, der aus seinem Gefäße getreten ist, auf das Gehirn und dessen Nerven drückt, so verursacht er die Apoplexie.

Sie sehen, daß ich die Seele mehr medizinisch als metaphysisch untersuche. Ich begnüge mich mit diesen Wahrscheinlichkeiten, bis ich etwas Besseres bekomme, und schränke mich darauf ein, daß ich die Früchte Ihres Verstandes, Ihrer immer wieder auflebenden Imagination und Ihres herrlichen Genies benutze, ohne mich darum zu bekümmern, ob diese bewundernswürdigen Talente von angebornen Ideen herrühren, ob Gott Ihnen alle Ihre Gedanken inspirirt, oder ob Sie ein Uhrwerk sind, dessen Zeiger auf Heinrich IV steht, indeß Ihr Glockenspiel die Henriade hören läßt.etc. Ich habe Ihnen lange nicht schreiben können, so eben werde ich von dem vierzehnten Anfalle des Podagras frei. Nie hat es mich so gemißhandelt, ich bin an allen meinen Gliedern halb gelähmt. etc."

5. Dezember 1775

Der König an Voltaire :

- etc. - "Nur das ist wahrer Reichthum, was die Erde hervorbringt. Wer seine Ländereien verbessert, ungebautes Land urbar macht und Sümpfe austrocknet, der macht Eroberungen von der Barbarei und verschafft Kolonisten Unterhalt. Diese arbeiten dann, da sie nun heirathen können, ganz frohen Muthes an der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts und vermehren die Anzahl der betriebsamen Bürger.

Wir haben hier die künstlichen Wiesen der Engländer nachgeahmt, und es ist uns sehr gut damit gelungen, so daß wir<131> nun ein Drittheil Vieh mehr halten. Mit ihrem Pflug und ihrer Säemaschine ist es nicht so gut gegangen; für jenen ist unser Boden zum Theil zu leicht, und diese war für den gemeinen Mann und den Bauer zu theuer. Dafür haben wir es aber dahin gebracht, daß wir nun in unsern Gärten die Rhabarber ziehen. Sie behält alle ihre Eigenschaften und läßt sich eben so gebrauchen, wie die orientalische. Wir haben in diesem Jahre 10,000 Pfund Seide gewonnen, und die Bienenstöcke um ein Drittheil vermehrt.

Das sind meine Kinderklappern im Alter, denn solcher Freuden kann der Geist, wenn auch die Imagination erloschen ist, noch immer genießen. Nicht jeder hat das Glück, unsterblich zu sein, wie Sie. Unser guter Patriarch bleibt immer derselbe. Ich hingegen habe schon einen Theil meines Gedächtnisses, die geringe Imagination, die ich hatte, und meine Beine nach dem Ufer des Kozyts geschickt. Das schwere Gepäck geht voraus, bis dann die ganze Armee folgt. etc."

6. Dezember 1775

Kabinetsordre des Königs, mittelst welcher dem Großkanzler von Fürst der von dem Justizminister von Carmer eingereichte (zweite) ausführliche Entwurf einer neuen Prozeß-Ordnung unter dem Titel: Project des revidirten Codicis Friedericiani, zur reiflichen Erwägung mitgetheilt wird.

30. Dezember 1775

Der König an d'Alembert: "Ich gestehe Ihnen, daß ich kein so großer Stoiker bin, als Posidonius. Hätte Zeno aus Elea vierzehn auf einander folgende Anfälle von der Gicht gehabt, so weiß ich nicht, ob er die Gicht nicht sollte für ein sehr wesentliches Uebel gehalten haben. Der Körper sei nun das Futteral der Seele, oder er mache ihre organische Maschine aus; so ist es darum nicht minder gewiß, daß die Materie außerordentlich auf das Denken wirkt, und daß ihre Leiden in die Länge den Geist traurig machen und niederdrücken. Die Natur schuf uns zu empfindenden Wesen, und durch überraffinirtes Rai<132>sonniren kann uns der Portikus nicht gefühllos machen, wenn er nicht andere Wesen an unsere Stelle setzt. Ich habe sehr heftige Schmerzen erduldet; obgleich meine Krankheit nicht gefährlich war, so veranlaßte ihre Länge doch die Vermuthung, daß ich den Weg betreten würde, der in den Abgrund des Nichtseins führt. Aber meine Stunde war noch nicht gekommen, und noch lebe ich, um die Wissenschaften zu ehren und denen Beifall zuzurufen, die sich, wie ein gewisser Anaxagoras, durch ihren Glanz in denselben auszeichnen. etc."

Der König ging diesen Winter, Krankheits halber, nicht zum Carneval nach Berlin, obgleich er noch mittelst Kabinetsordre vom 28. Dezember 132-+ dem Großkanzler von Fürst angezeigt hatte, daß er auf die nöthige Justizreform einen Theil seines Winteraufenthalts in Berlin verwenden wolle, weshalb er auch den Justizminister von Carmer (aus Breslau) nach Berlin entboten habe.

In Potsdam waren in diesem Monat an verschiedenen Tagen : der Prinz Friedrich von Braunschweig, der General von Buddenbrock (dem der König eine prächtige Tabatiere schenkt), der General von Prittwitz, der Geheime-Rath von Brenkenhof (vom 15ten bis 20sten), die Minister von Finkenstein, von Blumenthal, von Derschau, von Schulenburg, von Gaudi, von Görne, und der Französische Gesandte Marquis de Ponts (vom 22sten bis 25sten), der Minister von Zedlitz (vom 25sten bis 29sten), der General von Ramin (bis den 24sten), dem der König eine prächtige Tabatiere schenkt und eine beträchtliche Summe Geld für die Berliner Garnison einhändigt; die verwittwete Prinzessin von Preußen erhielt vom König<133> ebenfalls eine kostbare Tabatiere von hohem Werth zum Geschenk.

Dem Minister von Zedlitz übergab der König namhafte Summen zur Vertheilung an die pauvre hontoux und andere bedürftige Hausarme.

B.

16. Dezember 1775

Verordnung wegen Armenverpflegung.

28. Dezember 1775

(Erstes) Patent und Reglement für die Allgemeine Wittwenversorgungs-Anstalt.

20. Dezember 1775

Anfang des Carnevals. Sonntag : Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Montag: Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch : Französische Comödie; Donnerstag : Cour bei der Königin; Freitag : Oper; Sonnabend: Ruhe. Die beiden Opern waren: I) Orpheus und 2) Attilius Regulus. Die Französischen Comödien : le Philosophe marié, l'Avare, Tartuffe, Adelaide du Guescelin (beides Trauerspiele von Voltaire), Andromaque.

In diesem Jahre ward das Gebäude für die Königl. Bibliothek auf dem Opernplatz in Berlin zu bauen angefangen.

Januar 1776.

A.

Januar 1776

Der König in Potsdam.

4. Januar 1776

Der Großkanzler von Fürst und der Justizminister von Carmer stellen sich auf Befehl des Königs bei ihm ein, um in seiner Gegenwart ihre ganz entgegengesetzten Meinungen über die Annehmbarkeit des von dem von Carmer entworfenen Plans zur Verbesserung der Justizverfassung vorzutragen, und ihre Gründe für und wider anzugeben. Da diese Conferenz zu keiner Vereinigung führte; so befahl der König<134> mündlich und mittelst Kabinetsordre von demselben Tag, daß von Fürst und von Carmer den Kammergerichts-Präsidenten von Rebeur als dritten Commissarius hinzuziehen, mit ihm die Conferenz über diesen Gegenstand fortsetzen und darüber weiter an ihn berichten sollten.

10. Januar 1776

Der König an Voltaire: "Ihren Brief habe ich gerade zur rechten Zeit bekommen. Die öffentlichen Blätter hatten uns Alle durch die Nachricht erschreckt, daß Sie krank wären. Ich freue mich, daß sie auch diesmal gelogen haben. etc. Ihr letzter Zufall verpflichtet Sie, künftig Sich noch mehr zu schonen, als vorher. etc. Der Großsultan hat mir ein Geschenk mit Balsam von Mekka gemacht, der aus der ersten Hand kommt. Wenn Ihr Arzt glaubt, daß er Ihnen nützlich sein kann, so will ich Ihnen gern eine Phiole davon schicken. etc.

Unsere Akademiker geben sich jetzt mit dem Uebersetzen ab. Damit thun sie mir einen Gefallen, denn nun machen sie, daß ich die Werke der Alten lesen kann, die bisher entweder schlecht, oder in altes Französisch, oder gar nicht übersetzt waren. Bücher sind die Kinderklapper meines Alters, und Lektüre das einzige Vergnügen, dessen ich noch genieße.

Ich gestehe zu, daß, Libyen ausgenommen, wenige Staaten sich rühmen können, es uns an Sand gleich zu thun; indeß machen wir doch in diesem Jahre 77,000 Morgen zu Wiesen, diese werden 7000 Kühen Futter geben; der Dünger von ihnen wird unsern Sandboden fetter und besser machen, und die Ernten werden also ergiebiger und besser ausfallen. Ich weiß wohl, daß die Menschen nicht im Stande sind, die Natur umzuändern; aber mich dünkt, durch vielen Fleiß und Arbeit bringt man es doch dahin, daß ein dürrer Boden besser und wenigstens mittelmäßig wird. Damit müssen wir uns denn begnügen. etc."

11. Januar 1776

Da nach dem vom Großkanzler von Fürst unter dem 10ten dem Könige abgestatteten Bericht, über die fortgesetzte Confe<135>renz, selbige kein Resultat gegeben, so überreichte von Fürst zugleich einen Aufsatz unter dem Namen : "Kürzliche Hauptprincipia zur Justizreform," zur Allerhöchsten Genehmigung und Vollziehung. Hierauf antwortete der König an demselben Tage dem Großkanzler :

11. Januar 1776

"daß er unter dem Bericht vom 10ten des Kammergerichts-Präsidenten von Rebeur Unterschrift vermisse, ohngeacht derselbe von Allerhöchstdemselben zum dritten Commissarius ernannt worden, und er wolle seinen unmittelbaren Ausspruch über die Verschiedenheit der Meinungen noch so lange aussetzen, bis er selbst mit dem Kammergerichts-Präsidenten von Rebeur darüber gesprochen, die Principia mit ihm durchgegangen, und gegen das Projcct des Ministers von Carmer zusammen gehalten."

11. Januar 1776

An demselben Tag erhielt der etc. von Rebeur folgende Kabinetsordre.

"Bester, besonders lieber Getreuer?

Nach Meines Großkanzlers Freiherrn von Fürst eingegangenen Bericht haben die ihm und Euch aufgetragenen Comferenzien mit Meinem Etats Minister von Carmer über die Mir so angelegentliche Justiz-Verbesserung den davon erwarteten Erfolg nicht gehabt, und die gehoffte Vereinigung hat dabei nicht statt gefunden. Ich habe daher noch Anstand genommen, über die Verschiedenheit Eurer Meinungen Meinen unmittelbaren Ausspruch zu thun, und Mich über die von Meinem Großkanzler vorgelegten Hauptprincipia dieser Justiz-Verbesserung näher zu erklären, sondern will vielmehr darüber mit Euch noch selbst sprechen, und solche noch einmal mit Euch durchgehen, und mit dem Project Meines Etats-Ministers von Carmer zusammen halten. Zu dem Ende befehle Ich Euch hiermit, Euch Morgen oder Uebermorgen, als den 12ten oder 13ten, bei Mir allhier einzufinden, und alle dazu gehörigen Briefschaften nebst dem nur gedachten von Carmerschen Projecte mitzubringen. Ich bin etc."

<136>

13. Januar 1776

An diesem Tage, bald nach 9 Uhr Morgens, giebt der König dem Kammergerichts-Präsidenten von Rebeur, der nach seinem Befehl vom 10ten nach Potsdam gekommen war, Privataudienz, in welcher er sich mit ihm über die entgegengesetzten Ansichten etc. des Großkanzlers von Fürst und des Justiz-Ministers von Carmer in Betreff des von Letzterm entworfenen Justiz-Verbesserungsplans unterredete. Der König hatte Tags vorher einen heftigen Fieberanfall gehabt, von dem er noch sehr ermattet war, und sich daher während der ganzen Unterredung, die in Französischer Sprache geführt ward, im Bette befand. Seine Sprache war so schwach, daß der Präsident ganz nahe vor des Königs Bette treten mußte. Er dictirte, nach umständlicher Besprechung des Gegenstandes, dem von Rebeur seine Intention in 11 Puncten, und befahl ihm hiernach, ein Gesetz zur Beschleunigung der Prozesse zu entwerfen.

Als der Präsident das Harte des Carmerschen Antrags, "ach welchem sich die Parteien in Person stellen sollten, bemerkbar machte, sagte der König die denkwürdigen Worte: "Dans ce point-ci Vous avez parfaitement raison; il ne faut point traiter le Public avec dureté." Und bei der Gelegenheit, wo der Präsident in Betreff der Findelhäuser 136-+ äußerte: daß nicht allein uneheliche, sondern auch eheliche Kinder unvermögender Eltern dem Hause zur Last fallen würden, antwortete der König: "J'aime mieux les nourir aux dépens de l'état, que de les laisser périr chez les parens," und als von Rebeur um Erlaubniß bat, einen Vorschlag thun zu dürfen, sagte der König: "Dites hardiment tout ce que vous jugerez a propos."

<137>

15. Januar 1776

Der Präsident von Rebeur verfaßte sogleich nach seiner Rückkehr in Berlin, nach den ihm vom Könige dictirten 11 Sätzen, das befohlene Gesetz zur Beschleunigung der Prozesse, unter dem Titel: "Neue Verordnung, um die Prozesse zu verkürzen," und übersandte es den 14ten an den König, welcher es den 15ten vollzog, wodurch der Entwurf des Justiz-Ministers von Carmer, der bald darauf nach Breslau zurückging, auf mehrere Jahre beseitigt wurde.

18. Januar 1776

Der König giebt den von der Kurmärkischen Landschaft auf seinen Befehl nach Potsdam geschickten Deputirten Audienz. Es waren: der Domdechant von Arnim, der Landes-Deputirte von Werdeck, Landrath von Luck und Kriegsrath Dietrich. Er empfing sie mit den Worten: "Kommen Sie herein, kommen Sie näher. Ich will jetzt nicht als König, sondern als Ihr Rathgeber, als Freund mit Ihnen sprechen. Es ist nöthig, daß Sie Sich mehr vereinigen, um eine so nützliche Sache zu Stande zu bringen, wie in Schlesien, wo die Sache excellent geht 137-+. Meine Absicht ist keine andere, als das Wohl des Staats, und die Erhaltung der Stände und des Adels, dessen Credit so gefallen ist. etc." (Diese merkwürdige Unterredung, welche ein neuer Beweis ist, sowohl von des Königs umfassenden Einsichten, als von seinem wahrhaft landesväterlichen Streben, das Wohl seiner Unterthanen zu befördern, findet sich in der 8. Sammlung der Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's d. Gr. Berlin, 1788, bei Unger, S. 108-118). S. Nachträge.

18. Januar 1776

An demselben Tage, dem Geburtsfeste des Prinzen Heinrich, schenkt der König diesem eine Tabatiere von großem Werth.

24. Januar 1776

Das Geburtsfest des Königs wird bei der Königin in Berlin gefeiert.

Außer den vorstehend genannten Personen waren in diesem Monat auch beim König : der Prinz Leopold von Braun<138>schweig, beide Prinzen von Würtemberg, Friedrich und Ludwig, und die Generale von Hordt und von Prittwitz.

Februar.

A.

Februar 1776

Der König in Potsdam.

13. Februar 1776

Der König an Voltaire:

- etc. - "Ich habe wieder einen heftigen Anfall vom Podagra gehabt, der mich sehr nieder hält. Die gute Jahreszeit muß nur zu Hülfe kommen, ehe ich meine Kräfte wieder erlangen kann.

Der Minister von Finkenstein, der Oestreichische Gesandte von Switen, die Generale von Krockow und von Prittwitz in Potsdam beim König (an verschiedenen Tagen).

B.

9. Februar 1776

Verlängerung des Octroi der Seehandlungs-Societät auf 20 Jahre, bis 1796.

März.

A.

März 1776

Der König in Potsdam.

17. März 1776

Der König an d'Alembert :

"Seit meinem letzten Briefe habe ich noch zwei Anfälle vom Podagra gehabt, doch jetzt habe ich mich von dieser häßlichen Krankheit geschieden, und glaube mich nun gänzlich von ihr befreit. etc. Der letzte Winter war hart, etc., indeß schreibe ich meine Krankheit nicht dem Ungestüm der Witterung zu. etc. Ich war neugierig zu wissen, wie lange die eisernen Uhren, die auf den Glockenthürmen sind, dauern können? Sachverständige haben mich versichert: höchstens zwanzig Jahre. Ist es also nicht zum Erstaunen, daß unser Geschlecht, dessen Organe von durchbrochener Drahtarbeit sind, und dessen Fleisch Koth und Erde besteht, länger ausdauert, als diese Uh<139>ren, die aus der härtesten Materie, welche wir kennen, verfertigt werden? Der Unterschied zwischen den Uhren und uns besteht darin : daß wir leiden, jene aber, wenn sie unrichtig gehen, keine schmerzhafte Empfindung haben. etc."

?? März 1776

Die Prinzen Heinrich und Ferdinand und Friedrich von Braunschweig, die Generale von Buddenbrock, von Prittwitz und der Minister von Finkenstein in Potsdam beim König (an verschiedenen Tagen).

B.

18. März 1776

Neuer Grenz-Tractat mit Polen.

20. März 1776

Der Prinz Heinrich tritt seine Reise nach Petersburg an. In seinem Gefolge befinden sich der General von Hordt und die Kammerherren von Wreech und von Kniephausen.

30. März 1776

In der Nacht zum 31sten starb auf seinem Gute Weissensee bei Berlin der Geh.-Rath, Landrath etc. Karl Gottlob von Rüßler, 76 Jahr alt.

April.

A.

April 1776

Der König in Potsdam und Sanssouci.

20. April 1776

Der König an Voltaire :

- etc. - "Wenn unser Geschlecht nicht Alles überhaupt mißbrauchte, so würde es keine bessere Einrichtung geben, als eine Gesellschaft, die das Recht hat, den Souverainen über Unbilligreiten, die so eben begangen werden sollen, Vorstellungen zu thun. In Frankreich sieht man, wie wenig diese Gesellschaft an das Wohl des Staates denkt. Herr Türgot hat in den Papieren seiner Vorgänger sogar die Summen gefunden, die es Ludwig XV gekostet hat, seine Parlamentsräthe zu bestechen, damit er, ich weiß nicht welche Edicte, registrirt bekäme. etc."

<140>

23. April 1776

oder 24sten. Trifft der bekannte Graf Hoditz beim König in Potsdam ein. (S. oben Theil I. Seite 364).

26. April 1776

Der König geht von Potsdam nach Charlottenburg.

27. April 1776

Der König hält im Thiergarten bei Berlin über die daselbst aufgestellten Infanterie-Regimenter der Garnison Special-Revue, besucht alsdann in der Stadt die Prinzessin Amalie in ihrem Palais in der Wilhelmsstraße, und geht nach Charlottenburg zurück.

28. April 1776

Nach dem Berliner Thiergarten, wo er über die Kavallerie-Regimenter Special-Revue halt und dann nach Potsdam geht.

?? April 1776

Der Russische Geh., Rath von Vittinghof, der Minister von Finkenstein, der Dänische Gesandte von Larrey beim König in Potsdam.

B.

3. April 1776

Wird der Grundstein zum neuen Cadettenhause in der neuen Friedrichsstraße von dem General von Buddenbrock und dem Obersten von Enckevort gelegt.

13. April 1776

Ankunft des Prinzen Heinrich in Petersburg.

16. April 1776

Starb in Freienwalde der Ingenieur, Oberst Isaak Jakob Petri.

22. April 1776

Einweihung des neu erbauten Französischen Schauspielhauses in Berlin, mit dem Trauerspiele Polieucte von Corneille, und der Oprette La servante maitresse.

Mai.

A.

Mai 1776

Der König in Potsdam (Sanssouci).

16. Mai 1776

Der König hält Revue bei Potsdam.

16. Mai 1776

Schreibt an d'Alembert :

- etc. - "Mit meiner Gesundheit sieht es, wie es bei einem Greise stehen kann, der achtzehn Anfälle vom Podagra ausgehalten hat, und der seine Kräfte nicht sobald wieder erhält, als ein junger Mensch von 18 Jahren. Allein man wird mich allegorisch sterben lassen, so wie man mich Briefe im<141> Kärnerton schreiben läßt 141-+ und mir Ideen darin beilegt, die ich niemals gehabt habe. Ich bin Ihnen verbunden, daß Sie die Lüge des Zusammenschmierers jenes dummen Zeugs, welches er auf meine Rechnung hat setzen wollen, öffentlich gerügt haben. Ich meiner Seits könnte verlangen, daß die Regierung gegen den Urheber solcher Lüge eine Untersuchung anstellte, allein ich räche mich ungern, und es geziemt mir nicht, gegen diese Art von Kämpfern aufzutreten. Ich lese die Betrachtungen des Kaisers Mark Antonin, der mich lehrt, ich sei in der Welt, meinen Beleidigern zu verzeihen, nicht aber meine Macht zu ihrer Unterdrückung anzuwenden. etc."

19. Mai 1776

Der König nach Spandau und Charlottenburg.

20. Mai 1776 bis 23. Mai 1776

In Berlin, wo er Revue über die Truppen hält.

23. Mai 1776

Nach Potsdam.

24. Mai 1776

Nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Revue, wo er den 25sten früh um 7 Uhr ankommt.

26. Mai 1776 bis 28. Mai 1776

Kriegsübungen - den 27sten war der König in Cörbelitz.

29. Mai 1776

In Potsdam.

?? Mai 1776

Der Russische General von Rehbinder, der Spanische Gesandte von Lascy, der Erbprinz von Hessen-Darmstadt, der General von Krockow, und General von Tauenzien aus Breslau, ferner der Dänische Gesandte von Larrey, welcher vom König eine Tabatiere mit dessen Bildniß zum Geschenk erhält, an verschiedenen Tagen in Potsdam. Dem General von Ramin macht der König nach Beendigung der Revue ein Geschenk von 7000 Thlr.

B.

14. Mai 1776

Stirbt in Berlin der General-Lieutenant W. von Schorlemmer, 78 Jahr alt.

<142>

19. Mai 1776

Verordnung in Betreff der Jesuiten, welche nach einem vom König selbst vorgeschriebenen Plan sich allein mit dem Unterricht der katholischen Jugend beschäftigen dürfen, ihre Ordenstracht und ihren bisherigen Ordensnamen ablegen, und Priester des Königl. Schul-Instituts genannt werden sollen. etc.

Juni.

A.

2. Juni 1776

Der König aus Potsdam nach der Neumark, Pommern und Westpreußen, zur Abhaltung der Musterungen. Ankunft in Stargard, Mittags um 12 Uhr. Daselbst Musterung bis den 4ten.

5. Juni 1776

Früh um 3 Uhr Abreise des Königs von Stargard nach Westpreußen.

7. Juni 1776

In Mockerau bei Graudenz.

14. Juni 1776

In Potsdam (Sanssouci).

16. Juni 1776

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

20. Juni 1776

Der Kapellmeister Reichardt Nachmittags um 3 Uhr beim König, der sich mit ihm wegen der Opern Attilius Regulus und Angelika und Medoro, die bei der Ankunft des Großfürsten von Rußland aufgeführt werden sollen, bespricht, und ihm aufträgt, einen Prolog dazu - hier bei ihm in Potsdam - zu componiren. Denselben Abend erlaubte der König dem Kapellmeister bei dem Concerte gegenwärtig zu sein, in welchem er (der König) drei Solos, dabei eins von seiner eigenen Composition, blies.

?? Juni 1776

Die Generale von Ramin, von Buddenbrock, von Prittwitz und von Schwerin in Potsdam beim König au verschiedenen Tagen.

B.

7. Juni 1776

Einrichtung des Cadettenhauses in Culm für den Adel der neu erworbenen Westpreußischen Länder.

<143>

Juli.

A.

Juli 1776

Der König in Potsdam (Sanssouci).

9. Juli 1776

Der König an d'Alembert :

"Ich empfinde mit Ihnen das Unglück, welches Sie durch den Verlust einer Person erleiden, an welche Sie Sich gewöhnt hatten 143-+. Die Wunden des Herzens sind die empfindlichsten unter allen, und ungeachtet der trefflichen Grundsätze der Philosophen kann nur die Zeit sie heilen. Der Mensch ist ein Thier, das mehr Empfindung als Verstand hat. Zu meinem Unglück habe ich nur zu sehr erfahren, was man bei dergleichen Verlust leidet. Das beste Mittel ist, sich Gewalt anzuthun, um sich von einer schmerzhaften Idee loszureißen, die sonst zu tief in der Seele einwurzelt. Sie müssen eine mathematische Beschäftigung wählen, die viel Anstrengung erfodert, um, soviel Sie können, die traurigen Vorstellungen zu verbannen, die sich unaufhörlich erneuern, und die man nach Möglichkeit entfernen muß. Wüßte ich bessere Mittel, so würde ich sie Ihnen vorschlagen. Cicero, um sich über den Verlust seiner geliebten Tullia zu trösten, zerstreute sich durch Schreiben, und verfertigte verschiedene Aufsätze, von welchen einige bis auf uns gekommen sind. Unsere Vernunft ist zu schwach, um den Schmerz einer tödtlichen Wunde zu überwinden; etwas muß man der Natur nachgeben, und vorzüglich muß man sich sagen, daß bei Ihrem Alter, so wie bei dem meinigen, man sich eher trösten muß, weil wir nicht lange zögern werden, uns mit den Gegenständen unserer Klagen wieder zu vereinigen. Ich nehme mit Vergnügen die Hoffnung an, die Sie mir machen, einige Monate des nächsten Jah<144>res bei mir zuzubringen. Wenn ich es vermag, so werde ich aus Ihrer Seele die traurigen und schwermüthigen Vorstellungen verbannen, die ein unglücklicher Vorfall darin erzeugt hat. Wir wollen mit einander über das Nichts des Lebens, über die Thorheit der Menschen, über die Eitelkeit des Stoicismus und unsers ganzen Wesens philosophiren. Das sind unerschöpfliche Materien, die Stoff zu mehreren Folianten geben. Indessen bitte ich Sie, alle Mühe anzuwenden, die Sie nur können, damit nicht ein zu heftiger Schmerz Ihre Gesundheit zerrütte; ich nehme zu vielen Antheil daran, als daß ich dies mit Gleichgültigkeit ertragen könnte."

10. Juli 1776

Der König an Voltaire :

"Bei der Zurückkunft von einem Besuche bei meinen Halbwilden in Preußen finde ich hier zu meiner Stärkung den Brief, den Sie gütigst an mich geschrieben haben. Ich danke Ihnen für den Catéchisme des Souverains, eine Arbeit, die ich aus der Feder des Herrn Landgrafen von Hessen nicht erwartet hätte. Sie erzeigen mir zu viel Ehre damit, daß Sie mir seine Erziehung zuschreiben. Käme er aus meiner Schule, so wäre er nicht katholisch geworden, und hätte seine Unterthanen nicht an die Engländer verkauft. Diese Handlung sieht einem Fürsten, der sich zum Lehrer der Souveraine aufwirft, gar nicht ähnlich. etc. Wir haben hier erfahren, daß einige Französische Minister abgesetzt worden sind. Darüber wundere ich mich gar nicht. Ich stelle mir Ludwig XVI als ein junges Lamm vor, das alte Wölfe umgeben. Er ist sehr glücklich, wenn er ihnen entgeht. In Frankreich würde selbst ein Mann zu thun haben, der schon alle Uebung in der Regierungskunst hätte. Man würde ihm auflauern, ihn durch hinterlistige Winkelzüge verführen und zu falschen Schritten verleiten. Es ist also ganz natürlich, daß ein junger Monarch ohne Erfahrung sich von dem Strom der Kabalen und Intriguen hinreißen läßt. etc."

<145>

12. Juli 1776

Der Prinz Ferdinand mit Gemalin, die Prinzessin Amalie, Prinz Friedrich von Braunschweig, Herzog Friedrich Eugen von Würtemberg mit Gemalin in Potsdam beim König, bis den 18ten, an welchen, Tage sie sämmtlich nach Berlin gehen.

18. Juli 1776

Der Russische Gesandte Fürst Dolgorucky zum König nach Potsdam.

20. Juli 1776

Der König zu Pferde nach Berlin. Er besieht hier die Bauten in der Leipziger Straße und am Dönhofschen Platz, so wie die neu angelegte Spittelbrücke.

21. Juli 1776

Vormittags besieht der König die zu Ehren des erwarteten Großfürsten Paul Petrowitsch von Rußland, am Bernauer Thore, an der Königs- und an der langen Brücke errichteten Ehrenpforten, desgleichen die neu erbauten Häuser in der Königsstraße. Abends empfängt er mit der Königin und dem ganzen Hof auf dem Schlosse den um 7 Uhr in Begleitung des Prinzen Heinrich ankommenden Großfürsten von Rußland, welcher seinen Einzug in die Stadt unter Paradirung des Militairs, der Schützengilde, der Kaufmannschaft, der Gewerke etc. und einer großen Menge Volks gehalten hatte.

23. Juli 1776

Vormittags nimmt der König die Wachtparaden wie gewöhnlich in Augenschein.

23. Juli 1776

Auf dem Königl. Schlosse geschieht in Gegenwart des Königs, der Königin und des ganzen Hofes etc. die feierliche Verlobung des Großfürsten mit der Prinzessin Sophie Dorothee Louise, Tochter des Herzogs Friedrich Eugen von Würtemberg. Alsdann große Cour, beim König Tafel, wo vom goldenen Service gespeist wird, Abends Ball paré.

24. Juli 1776

Große Tafel bei der Königin. Abends Oper : Angelika u. Medoro.

25. Juli 1776

Der Prinz Ferdinand giebt dem Großfürsten im Thiergarten, an dem Ufer der Spree, im Freien, zwischen Bellevue und den Zelten, ein Dejeuné, wobei sich der ganze Hof und die fremden Herrschaften befanden. Der Platz erhielt den Namen: der Großfürstenplatz. Abends im Opernhause Redoute.

<146>

26. Juli 1776

Der König, die Prinzen des Königl. Hauses, der Großfürst und die fremden Herrschaften nach Charlottenburg, und nach der Mittagstafel nach Potsdam, wo der Großfürst, wie in Berlin, von Militair und Bürgerschaft feierlich eingeholt wurde. Der Zug ging durch die Stadt, unmittelbar nach dem neuen Palais in Sanssouci, wo Abends die Opera buffa: la Retornale di Londra gegeben ward. Die Königin und die Königl. Prinzessinnen waren in Berlin geblieben.

29. Juli 1776

Im Schlosse in der Stadt Franz. Comödie: le misanthrope.

30. Juli 1776

Der König und sämmtliche Herrschaften von Potsdam nach Charlottenburg und dann nach Berlin. Abends mit der Königin und dem ganzen Hof bei dem Prinzen Heinrich zur Tafel und zum Concert.

Die Festlichkeiten, welche bei der Ankunft und dem Aufenthalt des Großfürsten am Königl. Hofe Statt fanden, sind ausführlich beschrieben in dem Buche: Ausführliche Beschreibung der Reise des Großfürsten von Rußland Paul Petrowitsch von Petersburg nach Berlin etc. Berlin, 1776.

B.

4. Juli 1776

Die dreizehn vereinigten Staaten von Nordamerika erklären sich für frei und unabhängig.

August.

A.

August 1776

Der König in Berlin.

5. August 1776

Abreise des Großfürsten von Rußland. Der König geht nach Potsdam (Sanssouci).

14. August 1776

Der König von Potsdam nach Schlesien zur Revue, mit dem gewöhnlichen Gefolge, dem Prinzen von Preußen, Prinzen Friedrich von Braunschweig, den beiden Prinzen von Würtemberg, Friedrich und Ludwig, dem General von Prittwitz etc.

In Bolkenhain erkundigte sich der König nach seinem ehemaligen Wirth, dem Prediger Ulbert; da er eben gegen<147>wärtig war, trat er hervor, und hielt eine Rede an ihn, darin er auch seinen Dank gegen Gott für die Wiederherstellung des Königs von seiner Krankheit aussprach, wovon der König sehr gerührt wurde.

26. August 1776

Der König aus Neisse in Breslau.

29. August 1776

Von Breslau nach dem Hauptquartier Malkwitz.

B.

19. August 1776

Bestätigung des Credit-Reglements für Pommern.

September.

A.

1. September 1776

2. September 1776

Der König bei den Manövres bei Malkwitz.

Während der König in Schlesien war, beschenkte er den Commandanten von Silberberg mit einer goldenen Medaille, welche auf den Besuch des Großfürsten in Berlin war geprägt worden.

2. September 1776

Abreise nach Potsdam.

4. September 1776

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

6. September 1776

Die Minister von Derschau und von Gaudi beim König in Potsdam.

7. September 1776

Der König an Voltaire: "Man erzeigt mir in der Schweiz viel Ehre, daß man von mir spricht. etc. Wirklich war ich im vorigen Winter krank; aber seit meiner Genesung befinde ich mich fast eben so, wie vorher. Vielleicht giebt es Leute in der Welt, denen ich zu lange lebe, und die meine Gesundheit deshalb verläumden, weil sie glauben, wenn sie viel davon reden, so könne ich den gefährlichen Sprung wohl eben so geschwind machen, als sie es wünschen. Ludwig XIV und XV ermüdeten durch ihre lange Regierung die Geduld der Franzosen. Ich stehe nun sechs und dreißig Jahre am Ruder; vielleicht mißbrauche ich, wie sie, das Privilegium zum Leben, und bin nicht gefällig genug, dann aufzubrechen, wenn man meiner überdrüssig ist.

Die Methode, mich nicht zu schonen, habe ich noch wie<148> sonst, je mehr man sich in Acht nimmt, desto empfindlicher und schwächer wird der Körper. Mein Stand verlangt Arbeit und Thätigkeit; mein Leib und mein Geist beugen sich unter ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nothwendig, wohl aber, daß ich thätig bin. Dabei habe ich mich immer wohl befunden. etc. Ich habe bei allen Festen zugegen sein können, die man dem Großfürsten gegeben hat. etc.

Während der Anwesenheit des Großfürsten, ist auch Herr Grimm hier gewesen. Er hat Sie krank gesehen, und darüber habe ich mich beunruhigt. Als ich aber die Zeit nachrechnete, brachte ich heraus, daß Sie schon ganz wieder hergestellt wären. etc.

Da wäre ich wieder aus Schlesien zurück, wo ich so gut ein Oekonom gewesen bin, als Sie in Ferney. Ich habe Sümpfe urbar gemacht, Dörfer und Manufakturen angelegt, desgleichen einige abgebrannte Städte wieder aufgebaut. In Breslau hat sich mir ein gewisser Herr de Ferriere, Kabinets-Ingenieur, vorstellen lassen. Er behauptet, Sie zu kennen. Ohne Zweifel weiß er, daß dieser Umstand bei mir so viel gilt, als eine Empfehlung. etc. Ehemals wallfahrteten Schwachköpfe nach Jerusalem und Loretto; gegenwärtig reist jeder, der sich Kopf zutraut, nach Ferney, um, wenn er wieder nach Hause gekommen ist, sagen zu können: Ich habe Ihn gesehen. etc."

7. September 1776

Der König an d'Alembert: "Ihr Brief, mein lieber d'Alembert, ist mir bei meiner Zurückkunft aus Schlesien zugestellt worden. Ich sehe, daß Ihr zärtliches Herz noch stets gefühlvoll ist, und mache Ihnen darüber keinen Vorwurf; die Kräfte unserer Seele haben ihre Grenzen; man muß nichts über das Mögliche hinaus fodern. Wollte man, ein sehr starker Mensch sollte das Louvre durch starkes Anstämmen seiner Schultern umstürzen, so würde er damit nicht zum Zweck kommen; hieße man ihn aber eine Last von hundert Pfunden aufheben, so könnte<149> er das ins Werk setzen. Eben so ist es mit der Vernunft; Hindernisse, die ihren Kräften angemessen sind, kann sie besiegen, aber es giebt andere, wobei sie nachgeben muß. Die Natur hat gewollt, daß wir Gefühl haben sollten, und nie wird uns die Philosophie zur Apathie bringen. Und gesetzt, dies sei möglich; so wäre es der Gesellschaft schädlich, denn man würde nicht mehr beim Unglück Anderer Mitleid fühlen, und das Menschengeschlecht hart und unbarmherzig werden. Unsere Vernunft soll uns dienen, alles das, was überspannt in uns ist, zu mäßigen, nicht aber den Menschen im Menschen zu vernichten. Beklagen Sie also Ihren Verlust, mein Lieber! Ich setze noch hinzu, daß der Verlust der Freundschaft sich nicht ersetzen läßt; und daß Jeder, der fähig ist, den Werth der Dinge zu schätzen, Sie für würdig halten muß, Freunde zu besitzen, weil Sie zu lieben wissen. Jedoch, da es über die Kräfte der Menschen, und sogar der Götter, hinausgeht, das Vergangene zu ändern; so müssen Sie auf der andern Seite daran denken, Sich Ihren übrigen Freunden zu erhalten, um diesen nicht den tödtenden Schmerz zu verursachen, den Sie jetzt empfinden. Ich habe Freunde und Freundinnen gehabt, ich habe fünf oder sechs derselben verloren, und fast hätte mich der Schmerz darüber getödtet. Durch eine Wirkung des Zufalls erlitt ich diesen Verlust während der verschiedenen Kriege, die ich geführt habe, und wo ich in der Nothwendigkeit war, beständig verschiedene Anordnungen zu treffen. Diese Zerstreuungen unumgänglicher Pflichten haben mich vielleicht abgehalten, unter meinem Schmerz zu erliegen. Recht sehr wünschte ich, daß man Ihnen ein sehr schweres Problem aufzulösen vorlegte, damit diese Anstrengung Sie nöthigte, an etwas anderes zu denken. In der That giebt es nur dies Mittel und die Zeit. Wir gleichen den Flüssen, die ihren Namen behalten, aber deren Wasser sich stets verändert. Wenn ein Theil der kleinen Bestandtheile, woraus wir zu<150>sammen gesetzt wurden, durch andere ersetzt worden ist; so verliert sich die Erinnerung der Gegenstände, welche uns Vergnügen oder Schmerz gemacht haben, weil wir in der That nicht mehr dieselben sind, und weil die Zeit uns unaufhörlich erneuert. Dieses ist eine Trostquelle für die Unglücklichen, von welcher jeder denkende Mensch Gebrauch machen muß.

Ich hatte mich meinetwegen über die Hoffnung, die Sie mir zu einem Besuch gaben, gefreut, jetzt freue ich mich auch Ihretwegen darüber. Sie werden andere Gegenstände, andere Personen sehen. Ich verspreche Ihnen zum voraus, daß ich, was von mir abhängen wird, thun werde, um Alles aus Ihrem Gedächtnisse zu entfernen, was Sie an traurige und unangenehme Gegenstände erinnern könnte; und ich werde eben so viel Freude darüber empfinden, Sie beruhigt zu haben, als wenn ich eine Schlacht gewonnen hätte. Nicht etwa, als hielte ich mich für einen großen Philosophen, sondern weil ich die unglückliche Erfahrung von Ihrer Lage gemacht habe, und weil ich mich daher geschickter glaube, Sie zu beruhigen, als ein Anderer. Kommen Sie also, mein lieber d'Alembert. Sein Sie versichert, daß Sie werden gut aufgenommen werden, und daß Sie zwar nicht vollkommene Heilmittel für Ihre Leiden, aber doch lindernde und beruhigende Mittel finden werden. etc."

11. September 1776

Der König unterzeichnet die Schenkungs- und Bestätigungs-Urkunde aller bisher den Vasallen und Unterthanen geschenkten Grundstücke und Gelder.

11. September 1776

Adends langt der König auf dem Gesundbrunnen bei Berlin an, und übernachtet daselbst.

12. September 1776

Früh wohnt der König auf dem Wedding dem Artillerie-Manövre bei, und läßt unter die sämmtlichen Corps ein ansehnliches Geschenk an Geld vertheilen. Alsdann besieht er die vor dem Oranienburger Thore aufmarschirten Wachtparaden, begiebt sich hierauf nach der Stadt, wo er den Bau<151> der Spittelbrücke in Augenschein nimmt, und nach Potsdam zurückkehrt.

13. September 1776

Der Minister von Finkenstein, der Englische Gesandte Harris und der Dänische Gesandte Baron von Rosenkron beim König in Potsdam.

16. September 1776

Desgleichen der Dänische Gesandte am Russischen Hofe, General-Major von Ahlefeld.

20. September 1776

Anfang der gewöhnlichen Herbstmanövres bei Potsdam. Den 23sten Beschluß derselben.

25. September 1776

Die Würtembergischen Herrschaften, welche den Großfürsten von Rußland bis Memel begleitet hatten, und vor Kurzem nach Berlin zurückgekommen waren, begeben sich nach Potsdam zum König, wo sich auch der Erbprinz von Braunschweig befand.

Ende dieses Monats traf auch die regierende Herzogin von Braunschweig in Potsdam ein.

Oktober.

A.

Oktober 1776

Der König in Potsdam (Sanssouci).

22. Oktober 1776

Schreibt an Voltaire: "Nun sind es bald zwei Monate, seitdem kein Tropfen Honigthau aus Ferney auf das Gestade des Baltischen Meeres gefallen ist. Die seinsollenden Musen und die Einwohner unsers sandigen Parnasses vertrocknen ersichtlich, und man könnte sie schon durch und durch sehen, wenn ihnen nicht gewisse Commentare 151-+, ich weiß selbst nicht über was für ein Buch, in die Hände gefallen wären. etc. Hier haben Sie Verse, die ein Träumer 151-++ noch vor der Ankunft des herrlichen Commentars fabricirt hatte. etc."

<152>

22. Oktober 1776

Der König an d'Alembert: "Da haben Sie einen ganzen Haufen Verse, deren Sie, wie ich glaube, wohl entbehrt hätten. Indeß dachte ich, daß einige ziemlich ernsthafte Betrachtungen der sanften Melancholie, worin ich Sie versenkt glaube, angemessen wären. Diese Verse verlangen nichts, als zerrissen zu werden; es sei nun vor oder nach dem Lesen, das ist alles, was sie verdienen. Ich meiner Seits sehe mit Ungeduld den schönen Herbst, den wir jetzt haben; ich frage: wann wird der Winter kommen? um nachher wieder zu fragen, wann kommt der Frühling, und endlich jener Sommer, der mir das Vergnügen schaffen wird, Sie wiederzusehen?" Der übrige Theil des Briefes enthält mehrere scherzhafte Aeußerungen über den Ritter d' Eon in Frankreich, der zu einem Fräulein d' Eon geworden sein soll. etc.

26. Oktober 1776

Der König an d 'Alembert 152-+: "Man hat ein Sprichwort, mein lieber d'Alembert, welches oft nur zu wahr ist : "Ein Unglück kommt nicht allein." Ich würde sehr in Verlegenheit sein, einen Grund, der sich hören ließe, davon anzugeben; aber darum zeigt die Erfahrung nicht minder, daß es oft zutrifft. Da ist nun die Madame Geoffrin 152-++ mit einer Lähmung befallen; allem An<153>schein nach wird sie bis zum Winter hinschmachten, und dann durch einen zerstörenden Schlagfluß dem Leben entrissen werden.

Es thut mir leid, Ihret- und der Wissenschaften wegen, die sie ehrte. Aber wahrscheinlich wissen Sie, daß sie nicht unsterblich war. Die Todten sind, wenn man es genau überlegt, nicht zu beklagen, sondern ihre Freunde, die sie überleben. Der Zustand der Menschen ist so vielen schrecklichen Unfällen unterworfen, daß man sich vielmehr über den entscheidenden Augenblick, der ihre Mühseligkeiten endigt, erfreuen sollte, als über den Tag ihrer Geburt. Allein die Betrachtungen, die man über sich selbst anstellt, sind betrübend; man fühlt sein Herz zerrissen, wenn man sich auf immer von denen getrennt sieht, die durch ihre Tugenden unsere Achtung, durch ihre Redlichkeit unser Vertrauen, und unsere Zuneigung durch eine unerklärliche Sympathie verdienten, die sich bisweilen bei Neigungen und bei der Denkungsart findet. Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß man in unserem Alter dergleichen Verbindungen nicht mehr anknüpft, in der Jugend müssen sie geschlossen werden, durch Umgang gestärkt und durch erprobte Rechtschaffenheit befestigt sein. Wir haben nicht mehr die Zeit, dergleichen Bande zu knüpfen; die Jugend ist nicht dazu gemacht, sich in unsere Denkungsart zu schicken. Jedes Zeitalter hat seine eigene Art und Bildung; man muß sich an seine Zeitgenossen halten, und wenn diese Abschied nehmen, muß man hurtig Anstalt machen, ihnen zu folgen. Ich gestehe, gefühlvolle Seelen können Gefahr laufen, bei wiederholtem Verluste von Freunden völlig zu erliegen, allein welch eine Menge unaussprechlicher Vergnügungen genießen sie auch nicht, die auf immer jenen ehernen Herzen, jenen unempfindlichen Seelen unbekannt sein<154> werden (wiewohl ich zweifle, daß es dergleichen giebt)! Alle diese Betrachtungen, mein lieber d'Alembert, trösten freilich nicht. Könnte ich Todte erwecken, so würde ich es thun. Sie wissen, daß diese schöne Kunst verloren gegangen ist. Wir müssen uns mit dem begnügen, was von uns abhängt. Wenn ich traurig bin, so lese ich das dritte Buch des Lucrez, und das tröstet mich. Es ist ein Mittel auf eine Zeit lang; allein für die Krankheiten der Seele haben wir keine andere. Ich hatte Ihnen vorgestern geschrieben, und, ich weiß nicht wie, mir einen Scherz 154-+ erlaubt. Heute, als ich Ihren Brief las 154-++, machte ich mir deshalb Vorwürfe. -

Meine Gesundheit ist noch nicht völlig wieder hergestellt. Ich habe ein Geschwür am Ohr gehabt, welches mir viele Schmerzen verursachte. Die Natur schickt uns Krankheiten und Kummer, um uns dieses Leben, welches wir verlassen sollen, zu verleiden; ich verstehe sie auf das halbe Wort, und ergebe mich in ihre Rathschlüsse. etc."

Der Minister von Finkenstein, der Prinz Friedrich Leopold von Braunschweig und der Russische Gesandte Fürst Dolgorucky an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

B.

4. Oktober 1776

Conföderation und ewige Union der 13 vereinigten Staaten von Nordamerika, geschlossen zu Philadelphia.

17. Oktober 1776

Stirbt in Berlin der General-Major Ernst Julius von Koschenbar, 62 Jahr alt.

<155>

November.

A.

November 1776

Der König in Sanssouci und in Potsdam.

17. November 1776

Der König an den Präsidenten der Russisch Kaiserlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Petersburg, welcher ihn im Namen der Gesellschaft um die Erlaubniß gebeten hatte, ihn zu ihrem Mitgliede aufnehmen zu dürfen (mitgetheilt in meinen Beiträgen I. 414).

29. November 1776

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich wünschte, daß meine Briefe Ihnen einige Erleichterung zu schaffen fähig gewesen wären; in dieser Absicht wurden sie geschrieben. Sehr wohl thun Sie daran, Sich zu zerstreuen; bleiben Sie nur dabei, die Zeit wird das Uebrige thun. Die Hauptsache ist: zu hindern, daß der Geist sich beständig auf einen einzigen Gegenstand hefte. Dieser Gegenstand ist, wie Sie sehr richtig sagen, viel umfassender, als man denkt; Alles, was ihn umgiebt, ist dunkel, ist sehr geschickt, die Blendwerke der Welt zu vernichten, uns von dieser Herberge, wo wir nur einkehren, los zu machen, uns an unsere kurze Dauer zu erinnern, den Stolz der Eigenliebe zu demüthigen, und zugleich uns von unserem Nichts zu überzeugen. Ich gestehe, daß diese Ideen sich nicht sonderlich zu Carnevals-Lustbarkeiten schicken, indeß ist es gut, sie einmal angestellt zu haben, um die Dinge nach ihrem wahren Werthe schätzen zu können. Dadurch wird das Vergnügen weniger lebhaft, aber vernünftiger; man sieht, daß keine Zeit zu verlieren ist, und daß es sehr thöricht sein würde, wenn man sich nicht eines wirklichen Gutes zu Nutze machen wollte, um chimärischen Thorheiten nachzulaufen. Auf diese Art muß man schwarzen Betrachtungen das Bittere benehmen, und sie mit rosenfarbenen Schattirungen vermischen, um des Lebens Bürde zu ertragen, und sie nicht ganz unausstehlich zu finden. etc. Alles, was man seinen Freunden schuldig ist,<156> besteht in zärtlichem Andenken an ihre Tugenden, und wenn man kann, in Hülfsleistungen gegen ihre Nachkommen und in Unterstützung derer, welche ihnen werth waren. Aller Anschein giebt zu erkennen, daß Madame Geoffrin ihrer Krankheit nicht entgehen wird. Allein welche Wuth des Fanatismus, die gegen eine sterbende Frau ausbricht, und sie hindert, ihre Freunde zu sehen, und so zu sterben, wie sie wünscht! Ich kann mich von meinem Erstaunen nicht wieder erholen. Ja, Frankreich besitzt Philosophen, aber ich behaupte, daß der größte Theil der Nation abergläubischer ist, als irgend ein Volk in Europa. etc. Kurz, hundert Beispiele zeigen, daß der unglückliche Sauerteig des Fatanismus noch in Frankreich gahrt, und daß er sich unter allen Europäischen Ländern dort am längsten erhalten wird. Dank sei dem Fatum, daß Deutschland von Tage zu Tage duldsamer wird. etc.

Ich habe die Rose am Beine gehabt, wo ein großes Geschwür unter dem Knie entstand, ich mußte es öffnen lassen, in einigen Tagen wird sich die Wunde schließen.

Sie rathen richtig, daß es meine Absicht ist, die wenige Zeit über, die ich noch werde zu leben haben, meinem Vaterlande, so wie meinen Zeitgenossen, nützlich zu sein. Die Pflicht des Menschen ist : seinen Mitmenschen in Allem, was von ihm abhängt, nütztlich zu sein. Das ist der Inbegriff der Moral, und ein wohl gesinntes Herz wird mit sich selbst unzufrieden sein, wenn es diese Pflicht nicht erfüllt. etc."

Dezember.

A.

Dezember 1776

Der König in Potsdam. Er ging diesen Monat nicht nach Berlin.

?? Dezember 1776

Der in den ersten Tagen in Berlin angekommene Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky zum König nach Potsdam.

<157>

25. Oktober 1776

Der Prinz und die Prinzessin von Preußen beim König zur Tafel.

Der König verleiht der Aebtissin und den Chanoinessen des Stifts Heiligen-Grade, aus besonderer Gnade, die Berechtigung, außer dem bereits habenden Ordenszeichen noch einen auf der linken Seite des Kleides eingestickten Stern zu tragen. Der König schenkt dem General von Ramin ein schönes Pferd mit kostbarem Sattel und Zeug, dem Würtembergschen Minister, Baron von Kniestädt, bei dessen Abschied, eine Tabatiere mit Brillanten besetzt, und dem Geh.-Nath von Brenkenhof zwei Colonien: Brenkenhofsthal und Papsteinsthal, bei Lauenburg in Pommern.

B.

20. Dezember 1776

Anfang des Carnevals. Sonntag Abend: Cour bei der Königin; Montag : Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch : Französisches Schauspiel; Donnerstag : Cour bei der Königin; Freitag : Oper; Sonnabend : Ruhe. Nachdem der König im folgenden Januar sich nach Berlin begab, litt diese Ordnung einige Abänderung.

Die beiden Opern waren : 1) Angelika und Medoro, 2) Cleofide. Französisches Schauspiel : Alzire.

Januar 1777.

A.

Januar 1777

Der König in Potsdam, sendet an den Polizei-Präsidenten Philippi in Berlin, wie alljährlich, eine große Summe Geldes für die Armen, und befiehlt durch eine Kabinetsordre demselben die zweckmäßige Vertheilung derselben an wahre Dürftige und Kranke.

7. Januar 1777

Der König langt in Berlin an und besucht die Prinzessin Amalie in ihrem Palais in der Wilhelmsstraße. Mittags<158> beim König große Cour und Tafel. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen aber speisten bei der Königin. Dem König war auch der Fürst-Bischof von Krasicky von Potsdam nach Berlin gefolgt.

18. Januar 1777

Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich. Beim König große Cour, alsdann Tafel bei der Königin, wo der König und der ganze Hof vom goldenen Service speisen.

19. Januar 1777

Der König nach Potsdam. Während seines Aufenthalts in Berlin hatte er, wie gewöhnlich, die Wachtparaden an den sogenannten Geldtagen und auch oft außerdem besucht.

25. Januar 1777

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1777

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Alles, was Voltaire begegnet 158-+, bringt mich auf eine Bemerkung, die leider ziemlich wahr ist; nämlich : daß man oft einen sehr unbedachtsamen Wunsch thut, wenn man seinen Freunden ein langes Leben wünscht. Wäre Pompejus in Tarent gestorben, wo er von einem hitzigen Fieber überfallen ward, so wäre er mit seinem ganzen Ruhm begraben worden, und hätte nicht den Untergang seiner Republik gesehen. Wäre der berühmte Swift zur rechten Zeit gestorben; so hätten ihn seine Bedienten nicht für Geld gezeigt, als er blödsinnig ward. Wäre Voltaire im vergangenen Jahre gestorben; so hatte er nicht alle die Kränkungen erfahren, über die er sich so bitter beklagt. Wir wollen also das Ungewisse Schicksal schalten lassen, und, ohne uns um die Dauer unsers Lebens zu bekümmern, uns mit dem Wunsche begnügen, daß es glücklich sein möge. etc."

In diesem Monat war auch der Abt Bastiani beim König in Potsdam, ging mit ihm nach Berlin und wieder nach Potsdam zurück.

<159>

Februar.

A.

Februar 1777

Der König in Potsdam.

10. Februar 1777

Der König an Voltaire:

- etc. - "Ich bin unwillig und aufgebracht über die Elenden, die das Ende Ihres Lebens verbittern etc. - welcher Franzose wird in der Folge seine Talente dem Ruhm eines Volks widmen wollen, das seine großen Männer verkennt und sie bestraft, anstatt sie zu belohnen. Ich nehme Verfolgung des Verdienstes zu Herzen, und eile ihm zu Hülfe, selbst wenn es sich am andern Ende der Erde befände. etc.

So wie es nun einmal in der Welt geht, werden die Abergläubischen immer über die Philosophen siegen; denn der Kopf des großen Haufens ist nicht kultivirt und denkt nicht richtig oder mathematisch. Das Volk weiß, daß Jemand, den man beleidigt hat, sich durch Geschenke wieder versöhnen läßt, nun glaubt es, mit der Gottheit sei es eben so. etc."

20. Februar 1777

Der König befiehlt mittelst Kabinetsordre, daß alle Bauern, und Kossäthengüter auf den Königlichen Acmtern erbliche und eigenthümliche Besitzungen sein solle".

März.

A.

März 1777

Der König in Potsdam.

7. März 1777

Der König an d'Alembert: "Die Arzeneien der Seele, mein lieber Anaxagoras, wirken langsam, im Verhältnis) zu der Heftigkeit der Krankheit, deren Anfall Sie empfunden haben. Ihre Genesung kann noch nicht schneller fortgerückt sein, als sie es ist. Sie müssen fortfahren, Sich des Heilmittels der Geometrie zu bedienen; und damit wollen wir die Bewegung der Reise und die Zerstreuung verbinden, welche die neuen und abwechselnden Gegenstände Ihnen verschaffen werden, und so wird<160> nach und nach die Ruhe in Ihrer Seele wieder hergestellt werden, nicht zwar in dem Grade, daß das theure Andenken desjenigen, was Ihnen so lieb war, ausgelöscht würde, aber wohl bis dahin, Ihnen das Leben erträglich zu machen. Wenn man noch in der Blüthe der Jahre ist, so ersetzt man den Verlust seiner Freunde durch neue Bekanntschaften; wer aber, gleich uns, sich von der Last der Jahre gebeugt fühlt, der schließt nicht mehr leicht ueue Freundschaften, weil das Band derselben nur in sofern innig fest geknüpft wird, als man von gleichem Alter ist, und als Gesinnungen, Neigungen und Geschmack zusammtreffen. Die neue Generation hat ganz andere Schattirungen, als die unsrige; und überdies stimmen die Neigungen einer muntern Jugend nicht zu dem Phlegma, welches den Alten mehr oder weniger anhängt. Wir müssen uns also darauf einschränken, Bekanntschaften zu machen, und auf das Band neuer Freundschaften Verzicht thun. etc. - Man muß sich nichts zu sehr zu Herzen nehmen, was man nicht ändern kann; unsere Anfälle reden unserer Unbeständigkeit das Wort; man muß den Gedanken au dieselben schwächen, und sie, wo möglich, ganz vergessen. etc."

26. März 1777

Der König schreibt an Voltaire. Der größte Theil des Briefes enthält Bemerkungen über Frankreichs schlechte Finanzverwaltung. "Anstatt, daß man sagen sollte : Ich habe so und so viel Einkünfte und kann so und so viel davon ausgeben, sagt man : ich brauche so und so viel, macht Quellen ausfindig!" - große Schuldenlast, bevorstehender Staatsbankerott, der nur in sofern zu billigen, als er das einzige Rettungsmittel sei, und als man von zwei Nebeln das kleinste wählen müsse. etc.

Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der General von Buddenbrock und der Landschafts-Director von Arnim an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

<161>

April.

A.

April 1777

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

7. April 1777

In Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, und den von einer Krankheit (die ihn, als er zu einem Besuch in Braunschweig war, befallen hatte) genesenen Prinzen Heinrich, dann giebt er dem Englischen Gesandten Elliot Antrittsund dem Sächsischen Gesandten von Stutterheim Abschiede-Audienz.

8. April 1777

Nach Potsdam.

B.

3. April 1777

Stirbt in Friedeberg i. d. Neumark der Gen.-Major Achatz Heinrich von Alvensleben, 62 Jahr alt.

26. April 1777

Stirbt in Tangermünde der General-Major L. S. von Manstein, 60 Jahr alt.

Mai.

A.

Mai 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci).

9. Mai 1777

Ueber Charlottenburg nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und den Prinzen Heinrich, besieht den Bau der Bibliothek und geht nach Charlottenburg.

10. Mai 1777

11. Mai 1777

Von Charlottenburg nach dem Berliner Thiergarten, wo er über die daselbst aufmarschirten Regimenter Specialrevue hält und am letztern Tage nach Potsdam geht.

19. Mai 1777

In Spandau und Charlottenburg.

20. Mai 1777 bis 23. Mai 1777

In Berlin große Revue. Nach deren Beendigung schenkt der König dem General von Ramin 7000 Thlr., jedem Commandeur der Berliner Regimenter 1000 Thlr., und den Commandeurs der zweiten Bataillone jedem 500 Thlr.

23. Mai 1777

Nach Potsdam.

26. Mai 1777

Nach Cörbelitz bei Magdeburg zur Revue.

28. Mai 1777

Durch Magdeburg nach Potsdam.

<162>

29. Mai 1777

In Potsdam.

?? Mai 1777

Der Erbprinz von Braunschweig und der Prinz von Holstein-Beck in Potsdam beim König.

Juni.

A.

1. Juni 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci), an d'Alembert :

"Es thut mir leid zu erfahren, in welcher Zerrüttung Ihre Gesundheit ist; für mich kommt dies sehr zur unrechten Zeit, da ich mich schon auf das Vergnügen gefreut hatte, Sie wiederzusehen. etc. Vor einigen Tagen las ich ein Werk von einem gewissen de l'Isle: "die Philosophie der Natur." Ich fand gute Sachen darin, neben einigen leeren Ideen; aber nicht so viel Methode, als man wohl in einem philosophischen Werke wünschen sollte. Ihre Priester, sagt man, sind wider den Verfasser ganz wüthend, und er sei aus Frankreich verwiesen worden; eine Strenge, die wahrlich sein Buch nicht verdiente. etc."

2. Juni 1777

Der König nach der Neumark, Pommern und Westpreußen zu den gewöhnlichen alljährlichen Musterungen.

In seiner Begleitung befand sich auch der in Französischen Diensten stehende General, Marquis von Jaucourt.

3. Juni 1777

In Stargard, von da nach einigen Tagen weiter nach Westpreußen, Mockerau etc.

15. Juni 1777

In Potsdam. Der König bestätigt das Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Credit-Reglement.

16. Juni 1777

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

23. Juni 1777

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Herr von Jaucourt, ein Verwandter des Encyclopädisten, ist nach Magdeburg gekommen, um die Kriegsübungen zu sehen; seit langer Zeit habe ich keinen liebenswürdigern Franzosen gesehen, er besitzt Kenntnisse etc. Eine seiner Verwandtinnen hat meine Schwester in Schweden und<163> noch eine meiner Schwestern, die todt ist, erzogen. Er hat mich bis nach Pommern begleitet. etc."

In diesem Briefe spricht der König auch vom Kaiser Jo seph, der um diese Zeit eine Reise nach Frankreich machte, und zwar unter dem Namen eines Grafen von Falkenstein. Unter andern sagt er: "Daß er (der Kaiser) in Paris so vielen Beifall gefunden, wundert mich gar nicht. Er besitzt Verstand, ist leutselig und wünscht sich zu belehren; und befand sich in einem Lande, wo unendlich viele Dinge zu bewundern sind. Sein Beifall war die Wirkung seiner Veurtheilungskraft, nicht aber einer Unwissenheit, die beim Anblick neuer Gegenstände in Erstaunen geräth. etc. Wenn sich seine Frau Mutter in das Land begiebt, aus welchem man nie zurückkehrt, so wird er nicht säumen, Aufsehen zu machen.

Noch eins. Grimm geht bald hier durch, um sich nach Frankreich zu begeben, von wo er wieder nach Rußland zu rückkehren wird. Wenn er die Welt nicht kennen lernt; so lernt es Niemand. Nur Schweden und Grönland muß er noch sehen, dann ist er überall gewesen. Ich belehre mich lieber in meinem Kabinet, statt so viel in der Welt herumzustreifen. Die Menschen gleichen sich überall in den verschiedenen Ländern; sie haben immer die nämlichen Leidenschaften, freilich einige mehr, die andern weniger. Aber das läuft ungefähr auf Eins hinaus, und die Verschiedenheit der Sitten und Gebräuche kann man eben so gut durch Lesen als durch Sehen kennen lernen, bloß die Anaxagorasse sind der Mühe werth, sie aufzusuchen. etc."

?? Juni 1777

Die Generale von Buddenbrock, von Krockow, von Prittwitz und der Minister von Finkenstein an verschiedenen Tagen beim König, desgleichen der zum Staats-Minister und Ober-Kammerherrn ernannte Graf von Osten, genannt Sacken.

<164>

Juli.

A.

Juli 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci).

9. Juli 1777

Der König an Voltaire :

- etc. - "Für das schöne politische Project, das Sie mir mitgetheilt haben, danke ich Ihnen; es ließe sich ausführen, wenn ich zwanzig Jahre alt wäre. Der Papst und die Mönche werden ohne Zweifel ein Ende nehmen, aber die Vernunft wird ihren Fall nicht bewirken. Vielmehr werden sie in dem Verhältnisse zu Grunde gehen, wie die Finanzen der großen Fürsten in Unordnung kommen. In Frankreich wird man, wenn alle Mittel, Geld zu bekommen, erschöpft sind, genöthigt sein, Abteien und Klöster zu secularisiren, dies Beispiel wird Nachahmer finden, und die Menge von Cuculatis wird auf eine sehr kleine Anzahl eingeschränkt werden. In Oestreich wird man durch eben dieses Geldbedürfniß auf den Gedanken gerathen, seine Zuflucht zu der leichten Eroberung der Staaten des heiligen Stuhls zu nehmen. Man wird dem heiligen Vater eine große Pension aussetzen. Aber wie wird es dann weiter gehen? Frankreich, Spanien, Portugal, mit einem Wort alle katholischen Mächte, werden keinen Statthalter Jesu Christi anerkennen wollen, der unter dem Kaiserlichen Hofe steht; jede wird einen Patriarchen in ihrem eigenen Lande ernennen, man wird National-Concilien zusammenberufen, und nach und nach wird sich jeder von der Einen Kirche trennen. etc. Da ich keinen Termin für die Erfüllung dieser Prophezeiung bestimme; so kann mir Niemand Verweise darüber geben, indeß ist es sehr wahrscheinlich, daß es mit der Zeit so gehen wird, wie ich es schildere. etc."

Dann spricht der König noch (in einem Gedicht) über die Abnahme seiner geistigen und physischen Kräfte etc., und sagt dann: "Alle diese Abwechselungen treffen den gewöhnlichen<165> Haufen der Menschengattung, doch nicht den göttlichen Voltaire. Er ist wie Sara, die noch in einem Alter von 160 Jahren den Arabischen Königen den Kopf verdrehte. Sein Geist verjüngt sich, anstatt zu veraltern. etc." Auch hatte der König noch ein Gedicht: "der Traum," beigelegt, welches noch nicht aufgefunden worden. In Villaume's Besitz befand sich eine Schrift unter dem Titel : Rêve.

29. Juli 1777

Der König ertheilt dem Prinzen Friedrich (nachher König Friedrich Wilhelm III) das Patent als Fähnrich.

?? Juli 1777

Der König ernennt den bisherigen Feldwebel beim ersten Bataillon Garde, Premier-Lieutenant von der Armee, Herrn Adriani 165-+ zum Oberkastellan zu Berlin.

?? Juli 1777

Der Minister von Finkenstein, die Generale von Prittwitz und von Krockow, desgleichen der Sächsische Gesandte von Sinzendorf etc. bei dem König in Potsdam.

August.

A.

August 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci).

13. August 1777

An Voltaire :

"Ich erhalte Ihre beiden allerliebsten Briefe den Tag vor meiner Abreise nach Schlesien und eile Ihnen darauf zu antworten. Da die Orakel Anfangs in Versen ertheilt worden sind, so glaubte ich, Apoll inspirire alle Dichter, aber das ist nur bei Leuten wie Voltaire und Virgil der Fall, und die Obotritischen Poeten prophezeihen, wie es mir öfters<166> gegangen ist, nicht richtig 166-+. Nun desto schlimmer für den Kaiser, wenn er Sie nicht besucht hat. Seehäfen, Schiffe, Arsenale etc. findet man allenthalben, aber unser Jahrhundert hat nur einen Voltaire hervorgebracht. Wer ihn nun hören konnte und es nicht that, der wird es ewig zu bedauern haben. Doch - ich weiß von guter Hand aus Wien, daß die Kaiserin ihrem Sohne verboten hat, den alten Patriarchen der Toleranz zu besuchen. Die Schweizer handeln weislich, daß sie ihre Gesetze verbessern, wenn sie zu streng sind. Bei uns ist es schon geschehen. Auch ich habe zu meiner eigenen Belehrung über diesen Gegenstand nachgedacht, und sogar eine Kleinigkeit über die Regierung hingeworfen 166-++, die ich Ihnen bei meiner Zurückkunft unter dem Siegel der Verschwiegenheit schicken werde. Wenn es darauf ankommt, etwas zum öffentlichen Besten und zu den Fortschritten der Vernunft beizutragen, werde ich immer mit Vergnügen bereit sein. Die Bank wird Ihnen über Neuchatel das Geld schikken, das zu dem von den Herren Schweizern ausgesetzten Preise nöthig ist. Jedermann muß sich für das Wohl der Menschheit interessiren. etc.

Ich reise nach Schlesien und werde mich da mit der Justiz beschäftigen, über die man ohne Unterlaß wachen muß. Auch habe ich dort Finanzeinrichtungen zu treffen, Urbarmachungen zu untersuchen, Handelsangelegenheiten zu entscheiden, Truppen zu besehen, und Unglückliche zu trösten. etc."

13. August 1777

Der König an d'Alembert :

"Ich fange meinen Brief mit Versen von Chaulieu an, die für Greise von unserm Alter lehrreich sind:

"So streu' ich, frei von Gram und Düsterheit -
Dem Todesgift, das langsam mir den Rest
<167>Des Lebens tobtet - manche Blume denn
Noch auf den kurzen Pfad, der übrig ist."

Wenn man so denkt, so zertheilen sich die Gewölke des Geistes, und eine sanfte Stille folgt auf die Bewegungen, die uns erschüttern.

Ich höre, daß der Graf von Falkenstein (der Kaiser) Häfen, Zeughäuser etc., aber Voltaire'n nicht gesehen hat etc. Zufolge gewisser Anekdoten, die mir bekannt geworden sind, glaube ich, daß eine gewisse sehr unphilosophische Dame Theresia ihrem Sohne verboten hat, den Patriarchen der Toleranz zu sehen. - Was der Kaiser Gutes an sich hat, das hat er von sich selbst; seine eigene Anlage und sein eigenthümlicher Charakter haben seine Erziehung vollkommen gemacht. Der Feldmarschall Bathiani, der ihn gebildet hat, und den ich sehr genau gekannt habe, war ein würdiger Mann und fähig, einem jungen Prinzen gute Grundsätze beizubringen. Ich sage es noch einmal: Helvetius hat Unrecht in seinem Werke: "über den Geist," wenn er behauptet, die Menschen würden ungefähr alle mit den nämlichen Talenten geboren. Dem widerspricht die Erfahrung. Die Menschen haben bei ihrer Geburt einen unauslöschlichen Charakter an sich; die Erziehung kann Kenntnisse verschaffen und dem Zögling Scham über seine Fehler einflößen; aber niemals wird sie die Natur der Dinge ändern. Die Grundlage bleibt, und jedes Individuum trägt den Urstoff seiner Handlungen in sich. Und das muß auch so sein, weil wir ewige Gesetze entdecken; wäre es denn wohl wahrscheinlich, sobald irgend etwas in dem Weltall genau bestimmt ist, daß nicht alles es sein sollte? Ich weiß, daß ich eine große Frage auswerfe ; aber ich wende mich auch damit an den weisesten Philosophen der Gallier, ihm kommt es zu, sie aufzulösen.

Sie wollen wissen, wie ich von dem Betragen der Engländer denke? Gerade wie das Publikum. Daß sie nämlich wider die Redlichkeit gesündigt haben, indem sie ihren Ko<168>lonien den Vertrag nicht so hielten, wie sie ihn mit denselben geschlossen hatten. etc."

Dann äußert der König noch seine Meinung dahin, daß es zwischen England und Frankreich zum Krieg kommen, Letzteres vielleicht sich wieder in den Besitz von Canada setzen werde, und die Kolonien sich wahrscheinlich unabhängig machen werden. etc.

14. August 1777

Der König nach Schlesien; in seinem Gefolge befanden sich unter andern auch der Graf von Hord, Gouverneur der Festung Spandau, die Prinzen von Würtemberg und von Holstein-Beck.

26. August 1777

Der König kommt von Neisse in Breslau an.

29. August 1777

Nach dem Hauptquartier Poln. Neudorf.

?? August 1777

In Potsdam beim König waren in diesem Monat: der Russische Gesandte am Englischen Hofe Graf Muschin Puschin, der Minister von Finkenstein und die Generale von Buddenbrock und von Prittwitz.

B.

13. August 1777

Stirbt zu Busow der General-Lieutenant Otto von Schwerin, 76 Jahr alt.

14. August 1777

Stirbt in Berlin der General Karl Wilhelm von Dieskau von der Artillerie.

September.

A.

1. September 1777

2. September 1777

Der König bei den Kriegsübungen im Hauptquartier Poln. Neudorf bei Breslau.

2. September 1777

Rückreise nach Potsdam. Ankunft in Sagan. Hier schenkt er dein Papiermüller Altmann zum Wiederaufbau seiner abgebrannten Mühle 1816 Thlr.

3. September 1777

Ueber Christianstadt und Forste, wohin ihn eine Abtheilung des Sächs. Chevauxlegers-Regiments und die Gräfl. Brühlsche Jägerei begleitete.

<169>

4. September 1777

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

5. September 1777

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich komme aus Schlesien zurück, wo ich sehr zufrieden gewesen bin. Der Ackerbau macht dort gute Fortschritte, und die Manufakturen gedeihen. Wir haben für fünf Millionen Leinwand und für eine Million zwei Mal hundert tausend Thaler Tuch an Ausländer verkauft. Man hat in den Gebirgen eine Kobaltmine entdeckt 169-+, durch die ganz Schlesien mit diesem Material versehen wird, wir machen Vitriol 169-++, der so gut ist, als der fremde, und ein Mann von sehr vieler Industrie verfertigt Indigo 169-+++, der dem Indischen nichts nachgiebt. Man verwandelt mit Vortheil Eisen in Stahl, und zwar auf eine viel einfachere Art, als Reaumur vorschlagt. Unsere Bevölkerung hat sich seit dem Jahre 1756, worin der Krieg ausbrach, um 180,000 Seelen vermehrt. Kurz, alle Plagen, welche dieses arme Land zu Grunde gerichtet hatten, sind nun so gut als gar nicht dagewesen, und ich empfinde, offenherzig gestanden, ein süßes Vergnügen darüber, daß ich eine so tief heruntergebrachte Provinz wieder emporgebracht habe. Durch meine Beschäftigungen bin ich indeß nicht abgehalten worden, Papier mit meinen Ideen zu verderben. Um die Mühe des Abschreibens zu ersparen, habe ich sechs Exemplare von diesen Träumereien drucken lassen 169-† und schicke Ihnen eins davon. Aus<170> Mangel an Zeit konnte ich nur eine Skizze entwerfen, sie hätte weitere Ausführung nöthig, wahre Gelehrte müssen nun die letzte Hand daran legen. Die Herren Encyclopädisten werden vielleicht nicht immer meiner Meinung sein. Nun, Jedermann kann die seinige haben; wenn indeß die Erfahrung die sicherste Führerin ist; so sage ich ganz dreist, daß meine Behauptungen wahr sind, da sie sich bloß auf das, was ich gesehen liabe, und auf meine Reflectionen gründen. etc."

8. September 1777

8 Die Minister von Schulenburg, von Gaudi und von Heinitz beim König in Potsdam. Letzterer war aus Sächsischen in Preußische Diensie getreten und Tags vorher zum Minister ernannt worden.

27. September 1777 bis 29. September 1777

Kriegsübungen bei Potsdam.

?? September 1777

Der König überschickt auch an d'Alembert durch den Oberst Grimm, der in Potsdam war, ein Exemplar seiner Schrift über Regierungsformen. Der Brief ist bloß "September" überschrieben. H. W. XI. 238.

Dem Obersten von Holzendorf von der Artillerie schenkt der König ein schönes Pferd mit Sattel nnd Zeug.

Um diese Zeit war, außer Grimm, auch de Rulhiere, Sekretair des Französischen Ministers Breteuil, beim König.

B.

10. September 1777

Stirbt der Graf Wilhelm Friedrich Ernst von Schaumburg-Lippe-Bückeburg, 53 Jahr alt. Während des siebenjärigen Krieges kommandirte er als Englischer General-Feldzeugmeister bei der alliirten Armee. S. oben III. Abtheilung S. 305.

24. September 1777

Wurde der neue Kirchhof der Katholiken in Berlin vor dem Oranienburger Thor eingeweiht.

25. September 1777

Stirbt in Berlin der berühmte Philosoph und Mathematiker Johann Heinrich Lambert, welchen der König 1764 aus Leipzig, als Oberhofbaurath und Mitglied der Akademie, nach Berlin berufen hatte.

<171>

Oktober.

A.

Oktober 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. Oktober 1777

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Der Oberst Grimm ist hier durchgegangen, und ich habe ihm ein anderes Gekritzel 171-+ mitgegeben, das ernsthafter als mein Traum ist, und das ich dem Urtheil der Philosophie unterwerfe, welche allein berechtigt ist zu unterscheiden, ob die Menschen richtig oder falsch schließen. Vielleicht halten Sie mich für einen entsetzlichen Papierverderber. Sie werden Sich aber weniger darüber wundern, wenn Sie bedenken wollen, daß ich gewohnt bin, schriftlich zu meditiren, um mich selbst zu corrigiren. Ich befinde mich wohl dabei, weil man seine Betrachtungen vergessen kann, das aber wies derfindet, was man zu Papier gebracht hat.

Frohe Laune, lieber Freund! das ist das beste Erleichterungsmittel, die Bürde des Lebens zu ertragen. Ich sage nicht, daß mau stets Herr darüber sei, sich diese Gemüthsstimmling zu verschaffen; doch wenn man über das Ungemach leicht wegschlüpft, und dem Democrit nachahmt, so kann man über Manches sich lustig machen, was einem Misanthropen schmacklos scheinen würde. etc.

Sie erwähnen einer Aufgabe, die ich der Akademie vorlegen soll. Ach, wir haben nur noch neulich den guten Lambert, eins unserer besten Mitglieder, verloren. Ich weift nicht, wer die Frage: ist es erlaubt, den Menschen zu täuschen? ausarbeiten könnte. Beguelin, glaube ich, wäre allein im Stande, die Frage philosophisch zu behandeln. Ich werde sehen, wie sich das einrichten läßt. Befragen wir<172> die Sekte der Akataleptiker, so müssen wir zugeben, daß der größte Theil der Wahrheiten den. Blick der Menschen undurchdringlich ist, daß wir uns gleichsam in einem dicken Nebel von Irrthümern befinden, der uns das Licht ans immer entzieht. Wie kann denn ein Mensch - außer einigen mathematischen Wahrheiten - versichert sein, seines Gleichen nicht zu betrügen, da er selbst betrogen worden ist? Jeder Mensch, der mit Vorsatz das Publikum, um eigenes Vortheils willen, oder aus einer ihn selbst betreffenden Absicht, hintergehen will, ist unstreitig strafbar; aber ist es nicht erlaubt, die Menschen zu täuschen, wenn man es zu ihrem Besten thut? Z. B. eine Arzenei, die dem Kranken zuwider ist, zu verkleiden, damit er sie einnehme, weil sie das einzige Mittel ist, ihn gesund zu machen? oder den Verlust einer großen Schlacht geringer vorstellen, um nicht eine ganze Nation muthlos zu machen? oder endlich ein Unglück, eine Gefahr zu verhehlen, die Jemanden zu sehr rühren könnte, wenn man sie ihm geradezu ankündigte, um Zeit zu gewinnen, ihn darauf vorzubereiten? Ist die Rede von der Religion, so geben alle Nachrichten, die vom Alterthum auf uns gekommen sind, zu erkennen, daß sich der Ehrgeiz derselben bedient hat, um sich empor zu schwingen. Muhamed und so viele andere Secten bestätigen diese Wahrheit. Ohne Zweifel waren sie strafbar. Bedenken Sie aber auf der andern Seite, daß es wenige Menschen giebt, die nicht furchtsam und leichtgläubig sind, und die sich selbst eine Religion würden gemacht haben, wenn man ihnen keine gepredigt hätte. Daher fand und sah man beinahe auf der ganzen Erdkugel eingeführte positive Religionen. etc."

8. September 1777

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, ertheilt dem Oestreichischen Gesandten von Switen die Abschieds- und dem von Cobenzl die Antrittsaudienz. Dem erstern schenkt er eine Tabatiere von hohem Werth.

<173>

9. Oktober 1777

Besucht der König wieder die Prinzessin Amalie und geht dann nach Potsdam.

11. Oktober 1777

Der König an Voltaire :

- etc. - "In dem Verhältnisse, wie die Völker civilisirter werden, muß man auch ihre Gesetze mildern. Wir haben es gethan und befinden uns wohl dabei. Der Denkart der weisesten Gesetzgeber zufolge, glaubte ich, es sei besser, Verbrechen zu verhüten und zu verhindern, als sie zu bestrafen. Dies ist mir gelungen. Um Ihnen einen deutlichen Begriff hiervon zu geben, muß ich Sie mit unserer Bevölkerung bekannt machen. Diese beläuft sich nur auf 5,200,000 Seelen. Seitdem nun unsere Gesetze gemildert worden sind, werden bei uns im Durchschnitt jährlich nur 14, höchstens 13 Todesurtheile gefällt. Das kann ich Ihnen um so zuverlässiger sagen, da ohne meine Unterschrift Niemand zur Festungsstrafe, und eben so Niemand hingerichtet werden darf, wenn ich die Sentenz nicht bestätigt habe. Die meisten Delinquenten sind Kindesmörderinnen. Andere Mordthaten giebt es wenig, und noch seltener ist Straßenraub. Aber von den Geschöpfen, die so grausam gegen ihre Leibesfrucht verfahren, werden nur die hingerichtet, denen man die Mordthat beweisen kann. Ich habe alles gethan, was ich konnte, um diese unglücklichen Personen zu verhindern, ihre Kinder über die Seite zu bringen. Die Herrschaften müssen es gerichtlich anzeigen, wenn ihre Mägde schwanger sind. Ehemals nöthigte man diese armen Personen, öffentliche Kirchenbuße zu thun, aber das habe ich abgeschafft. In jeder Provinz giebt es Entbindungshäuser für sie, und man sorgt auch für die Erziehung ihrer Kinder. Allein, ungeachtet aller dieser Erleichterungsmittel, habe ich doch noch nicht dahin kommen können, ihnen das natürliche Vorurtheil, dessentwegen sie ihre Kinder tödten, aus dem Kopf zu bringen. Ehmals sah man es als eine Schande an, Personen zu heirathen, die Mütter waren, ohne einen Mann gehabt<174> zu haben; ich beschäftige mich indeß jetzt mit der Idee, wie ich diese Denkart ausrotten will. Vielleicht gelingt es mir. Die Tortur haben wir ganz abgeschafft, und sie findet schon seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr Statt. Aber in republikanischen Staaten muß man vielleicht bei Hochverrat!) eine Ausnahme machen, z. B. wenn es in Genf Bürger gäbe, die schlecht genug dächten, sich mit dem Könige von Sardinien in eine Verschwörung einzulassen, um ihm ihr Vaterland in die Hände zu spielen. Gesetzt, man entdeckte einen von den Strafbaren und müßte nothwendig seine Mitschuldigen wissen, um die Verschwörung ganz ausrotten zu können; so würde es, dünkt mich, das allgemeine Wohl erfodern, dem Delinquenten die Tortur zu geben.

In Civilsachen muß man den Grundsatz befolgen : es ist besser, einen Strafbaren am Leben zu lassen, als einen Unschuldigen hinzurichten. Wenn man über die Unschuld eines Mannes nicht gewiß werden kann, ist es dann nicht besser, ihn in ein Gefängniß zu setzen, als ihm das Leben zu nehmen? Die Wahrheit liegt im Grunde eines Brunnens, es kostet Zeit, ehe man sie herausziehen kann, und oft kommt sie erst sehr spät zum Vorschein. Wenn man sein Urtheil so lange aufschiebt, bis man ganz davon unterrichtet ist, so verliert man nichts und behält seine Gewissensruhe, und darauf muß jeder rechtschaffene Mann denken. etc. Dergleichen Gegenstände sind meine tägliche Beschäftigung. Ich habe mir Grundsätze gemacht, nach denen ich handle, und entwickle sie Ihnen. etc."

November.

A.

November 1777

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

9. November 1777

Der König an Voltaire :

- etc. - "Bitaubé hat Ihnen, die Wahrheit gesagt;<175> ich habe in Berlin eine öffentliche Bibliothek bauen lassen. Voltaire's Werke logirten vorher zu unanständig, überdies war im untern Stock ein Laboratorium, und das drohete uns einmal unsere ganze Büchersammlung in Brand zu stecken 175-+. Alexander der Große legte Homers Werke in das sehr kostbare Kästchen, das er unter andern von dem Darius erbeutet hatte. Und ich? - nun ich bin weder Alexander, noch groß, habe auch von keinem Menschen Beute gemacht, und daher nur nach meinen geringen Kräften das bestmögliche Behältniß für die Werke des Homer's unseres Jahrhunderts erbauen lassen. Wenn Sie, um diese Bibliothek zu bereichern, gütigst Ihre Schrift über die Gesetze hineingeben wollen, so werden Sie mir um so mehr ein Vergnügen machen, da ich das Porto dafür nicht scheue. etc."

11. November 1777

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Uebrigens muß ich Ihnen sagen, daß es mich sehr gewundert hat, Briefe, die ich Ihnen geschrieben, gedruckt zu sehen, und zu hören, daß andere in Paris in Manuscript herumgehen. Ich weiß nicht, ob, wie Einige behaupten, Pythagoras wirklich zu den Zeiten des Numa gelebt hat, aber das ist zuverlässig, daß kein Brief auf uns gekommen ist, den Numa ihm geschrieben hätte. Eben so sehen wir nicht, daß Plato, der sich am Hofe des Dionys befand, den Briefwechsel bekannt gemacht hätte, den er mit diesem Tyrannen unterhielt. etc. Die Philosophen unserer Zeit betragen, sich also nach anderen Grundsätzen, als die alten, welches in unsern neuen Zeiten die Fürsten zum Stillschweigen bringen muß. Und hiermit etc. 175-++."

<176>

18. November 1777

Der König an Voltaire :

"Ich erwarte Ihr belehrendes Werk über die Mißbrauche der Gesetzgebung mit Ungeduld, weil ich überzeugt bin, daß es nützlich und angenehm sein wird. etc.

Ihre Welschen (Franzosen), über die Sie Glossen machen, sind, sollte ich meinen, im Ganzen genommen so ziemlich den übrigen Bewohnern des Erdballs gleich. Vielleicht ist ihre<177> Lebhaftigkeit etwas zu heftig und artet sogar in Wildheit aus.

Uebrigens ist der Mensch ein boshaftes Geschöpf, und hat allenthalben Einschränkungsmittel nöthig, wenn die in ihm liegende Bosheit nicht alle Grenzen der Rechtschaffenheit und selbst des Anstandes überschreiten soll. Ihre Landsleute gehen von dem Schafot in das Theater; indeß erinnern Sie Sich, daß Cicero, Attikus, Varro und Katull bei den barbarischen Gefechten der Gladiatoren zusahen, und dann in Terenzens Comödien oder Ennius Trauerspiele gingen. Die Menschen lassen sich von der Gewohnheit beherrschen. Neugierde lockt sie zu der Hinrichtung eines Strafbaren, und Langeweile führt sie in die Oper, weil sie ihre Zeit nicht anders zu tödten wissen. etc."

24. November 1777

Der in diesem Monat auf Empfehlung des Ministers von Herzberg im Departement der auswärtigen Angelegenheiten als Kriegsrath und Archivar angestellte Gelehrte Christian Wilhelm Dohm hat Audienz beim König.

Dezember.

A.

Dezember 1777

Der König in Potsdam.

17. Dezember 1777

Der König an Voltaire: "Es ist angenehm, ein Monument von allen Gedanken der Menschen zu haben, die man hat auffinden können; in den Werken der Imagination aber werden wir uns, wie ich voraussehe, an Homer, Virgil, Tasso, Voltaire und Ariost halten müssen.

Wie es scheint, vertrocknen in allen Ländern die Gehirne, und bringen weder Blumen noch Früchte hervor. Die historischen Werke sollte man, um sie nützlich zu machen, wo möglich von dem Partheigeist, von falschen Anekdoten und von Lügen reinigen. Bei den Methaphysikern lernt man<178> nichts, als die Unbegreiflichkeit vieler Gegenstände, welche die Natur nicht in den Fassungskreis unsers Geistes gelegt hat. Und was den theologischen Schwall betrifft - die hypochondrischen und fanatischen Verfasser, die ihn aufgehäuft haben, verdienen nicht, daß man seine Zeit mit dem Lesen der albernen Hirngespinste tödtet, die ihnen durch den Kopf gegangen sind. Von den Herren Geometern, die ewig unnütze krumme Linien berechnen, sage ich nichts; ich lasse sie mit ihren Puncten ohne Ausdehnung und mit ihren Linien ohne Breite in Ruhe; so wie auch die Herren Aerzte, die sich zu Schiedsrichtern unsers Lebens aufwerfen, und im Grunde nichts als Zuschauer unserer Leiden sind. Was soll ich Ihnen von den Chemisten 178-+ sagen? die, anstatt Gold zu machen, es durch ihre Operationen in den Rauch schicken. Für unsern Nutzen und Trost bleibt also nichts weiter übrig, als die schönen Wissenschaften, die man mit allein Rechte Humaniora genannt hat. An sie halte ich mich; die übrigen Bücher können in einer Hauptstadt nützlich sein, wo die Liebhaber der Wissenschaften, die bei der Vertheilung der Glücksgüter schlecht bedacht worden sind, die Citationen sonst nicht verificiren können, die ihnen in andern Büchern vorkommen, und von denen sie da die Originale finden. Sehen Sie, dazu ist die Bibliothek bestimmt, aber Voltaire's Werke nehmen, wie billig, den glänzendsten Platz darin ein. Die schöne Pariser Ausgabe in Quart prangt darin mit allem ihrem Pomp. etc.

Ich bin im Begriff, nach Berlin zu gehen und Andern einen Carneval zu geben und selber keinen Theil daran zu nehmen. Dort befindet sich jetzt ein Graf Montmorency-Laval, ein sehr liebenswürdiger junger Mann, den ich in Schlesien gesehen habe. Ich disputire mit ihm, er will Deutsch lernen; ich sage ihm, das verlohne sich nicht der<179> Mühe, weil es uns an guten Schriftstellern fehle, und er wolle es nur darum thun, um Krieg mit uns führen zu können. Er versteht Scherz und ist gewiß kein Feind von Preußen. etc."

18. Dezember 1777

Der Abt Bastiani aus Breslau kommt beim König in Potsdam an.

20. Dezember 1777

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie.

20. Dezember 1777

Der König an d'Alembert :

"Ich begnüge mich, Ihnen bloß den Empfang Ihres Briefes zu melden. Da der meinige in ganz Paris herumwandern könnte, so schränke ich mich darauf ein, Ihnen in Rücksicht des Herrn de l'Isle, von welchem Sie mir schreiben 179-+, zu antworten : daß hier keine Stelle ist, die sich für ihn schickte; und daß ich glaube, der beste Weg, der ihm offen steht, sei nach Holland zu gehen, wo das Handwerk eines Blätterschreibers eine Menge Leute seiner Art ernährt. Und hiermit etc."

21. Dezember 1777

Der König speis't bei der Königin, wie in der Carnevalszeit öfter geschieht.

31. Dezember 1777

Der König läßt die Akademiker Sulzer und Merian zu sich rufen und unterhält sich, besonders mit Ersterem, über verschiedene philosophische Materien, und als auch über die Religion gesprochen wurde, tadelte er es, daß von manchen Theologen noch dieser und jener Unsinn vorgetragen würde, worauf Sulzer erwiederte, daß die christliche Lehre, wie sie<180> jetzt von den im größten Rufe stehenden Berliner Predigern vorgetragen würde, eine ganz andere Gestalt habe, als sie zu der Zeit gehabt, da Se. Majestät Religionsunterricht erhalten, und führte Einiges aus Spalding's Schriften und Lehrweise an. etc. Der König sagte darauf: "Das ist sehr gut, und ich bin der Erste, dieses zu respectiren." Er rügte noch das Ungereimte von einem unmittelbaren göttlichen Beruf der Geistlichen, und daß die Souveraine Ebenbilder Gottes auf Erden seien, und setzte hinzu: "Sehen Sie, wenn es mir gelänge, alle meine Unterthanen vollkommen glücklich zu machen, so würde ich nur auf einem sehr kleinen Theil der Erdkugel gewirkt haben, die selbst nur ein unendlich kleiner Theil des Weltalls ist. Wie könnte ich denn mich unterstehen, mich dem Wesen zu vergleichen, welches dieses unermeßliche Weltall regiert und in Ordnung hält?" (I. G Sulzer's Lebensbeschreibung mit Anmerk. von Nicolai und Merian. Berlin, 1809, S. 61-67). Bei dieser oder einer andern Unterredung des Königs mit Sulzer über die Erziehung, sagte der Letztere, daß, es anfange, damit besser zu werden, seitdem man auf Rousseau's Grundsatz: der Mensch sei von Natur gut, fortbaue. Hierauf erwiederte der König: "Ich sehe wohl, mein lieber Sulzer, Er kennt nicht, so wie Ich, die verwünschte Race, zu der wir gehören." (Vergl. oben des Königs Brief vom 18. Novbr. 1777).

Während des Königs Aufenthalt in Berlin besucht er wie gewöhnlich die Wachtparaden.

?? Dezember 1777

Der Geheime-Rath von Brenkenhof beim König.

Den General von Ramin beschenkt der König mit einem großen Aufsatz von Porzellan.

In Berlin waren angekommen : der Abt Bastiani von Potsdam, der Minister von der Horst aus Westphalen, der Graf Lusi aus Venedig.

<181>

B.

20. Dezember 1777

Stirbt in Berlin der Hofprediger Ludwig Sam. Noltenius.

20. Dezember 1777

Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben war folgende : Sonntag : Mittags Cour bei dem König, Abends Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Montag: Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch : Französische Comödie; Donnerstag : Cour bei der Königin; Freitag : Oper; Sonnabend : Ruhe.

Die beiden Opern waren : 1) Rodelinde, 2) Artemisia. Die Französischen Comödien: Phèdre, les femmes savantes, Zaire, le Joueur.

23. Dezember 1777

Alexander, Kaiser von Rußland, geboren.

30. Dezember 1777

Der Kurfürst von Baiern Maximilian Joseph stirbt ohne leibliche Erben. Sein Vetter Karl Philipp Theodor, Kurfürst von der Pfalz, tritt die Regierung von Baiern an.

Januar 1778.

A.

1. Januar 1778

Der König in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie.

13. Januar 1778

Der König und der Erbprinz von Braunschweig speisen bei der Prinzessin Amalie.

Der König läßt eine bedeutende Summe Geld unter die Armen vertheilen.

23. Januar 1778

Der König nach Potsdam.

24. Januar 1778

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1778

Der König an Voltaire 181-+ :

"Ich habe die kleine Schrift von einem Weisen, einem<182> Philosophen, einem eifrigen Patrioten erhalten, der mit Bescheidenheit die Regierung über die Mängel in den Gesetzen seines Vaterlandes unterrichtet, und ihr zeigt, wie nothwendig es sei, sie zu verbessern. etc. Dieses Werk wird als ein Denkmal Ihrer Liebe gegen die Menschheit in meine Bibliothek kommen. Copernikus soll als Preuße, mit Ihrer Erlaubniß, auch einen kleinen Winkel darin haben. Er kann zwischen Archimedes und Newton Platz nehmen. Doch Ihr Newton? - Ich gestehe Ihnen, daß ich weder von seinem leeren Raum, noch von seiner Attraction etwas begreife. Daß er die Bewegung der Himmelskörper mit mehr Genauigkeit demonstrirt hat, als seine Vorgänger, Iäugne ich nicht; aber Sie müssen mir doch zugestehen, daß man eine förmliche Ungereimtheit begeht, wenn man behauptet: das Nichts existire. Lassen Sie uns die Grenzen nicht überschreiten, die uns unsere geringen Kenntnisse von der Materie vorschreiben. Nach meinem Gefühle sind die Hypothesen von einem leeren Raum und von Geistern, die ohne einen Körper existiren, die stärksten Verirrungen des menschlichen Verstandes.

Wenn ein armer Ignorant, wie ich, auf den Einfall käme, zu behaupten : Zwischen der Erdkugel und dem Saturn existire das, was nicht existirt; so würde man ihm ins Gesicht lachen. Herr Newton sagt eben das, nur hat er es ganz mit einem Schwall von Rechnungen verschanzt. Diesen haben wenige Mathematiker untersucht, weil sie ihm lieber auf sein Wort glauben, als daß sie ihm in das Labyrinth der Integral-Infinitesimal-Rechnung folgen. Die Engländer ließen Schiffe nach der Form, die ihnen Newton als die vortheilhafteste angegeben hatte, bauen, aber ihre Admirale haben mich versichert, daß diese Schiffe viel schlechtere Segler gewesen sind, als die, bei denen man sich nach den Erfahrungsregeln richtet. Ich wollte in meinem Garten eine Fontaine anlegen lassen 182-+. Euler berechnete die Kräfte der Räder,<183> durch die das Wasser in ein Bassin steigen, von da wieder herunterfallen, durch Kanäle stießen und in Sanssouci springen sollte. Meine Wasserkunst ward mathematisch angelegt, und konnte fünfzig Schritte weit nicht einen Tropfen in die Höhe bringen. O Eitelkeit der Eitelkeiten! O Eitelkeit der Geometrie! etc.

Der Tod des Kurfürsten von Baiern könnte wohl ein Verfahren ("etwas zu usurpiren, was einem nicht gehört") veranlassen, das die allgemeine Ruhe heftig erschüttern würde. Niemals ist der Westfälische Friede so stark gelesen, studirt und connnentirt worden, als jetzt. Die Zukunft wird von einem Nedel verhüllt, der noch dichter ist, als unser physischer, und die Ungewißheit der Ereignisse verdoppelt die Neugierde des Publikums, etc."

Der König schenkt dem Russischen Kammerjunker, Fürsten Gagarin eine Tabatiere von hohem Werth.

B.

3. Januar 1778

Vergleich zwischen der Kaiserin Königin Maria Theresia und dem Kurfürsten von der Pfalz Karl Theodor, in Betreff der Baierschen Erbfolge.

11. Januar 1778

Oestreichische Truppen besetzen Nieder-Baiern und bald nachher die Ober-Pfalz.

12. Januar 1778

15. Januar 1778

16. Januar 1778

Erzherzoglich Oestreichische, Königlich Böhmische und Kaiserliche Erklärung wegen dieser Besetzung Baierns. Der Zweck war, die Ansprüche, die von dem Oestreichischen Hause an Theile<184> von Baiern gemacht wurden, zu rechtfertigen und in Ausführung zu bringen, wogegen mehrere Preußische Staatsschriften erschienen. (Herzberg Recueil Tom. II).

Februar.

A.

Februar 1778

Der König in Potsdam.

18. Februar 1778

Der König unterzeichnet die Schenkungsurkunde der den Einwohnern Schlesiens bisher gegebenen Gelder, Grundstücke etc. (Schlesische Edictensammlung XVI. Nr. 11).

März.

A.

März 1778

Der König in Potsdam.

20. März 1778

Der Prinz Heinrich beim König in Potsdam.

?? März 1778

Die Minister von Finkenstein, von Herzberg, von Schulenburg an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam, desgleichen der Erbprinz und Prinz Friedrich von Braunschweig.

30. März 1778

Der König an den Director der Königlichen Schauspiele von Arnim :

"Die Zeitumstände bereiten uns jetzt so ernsthafte Scenen, daß wir der komischen entbehren können, daher ich denn veranlaßt bin, die Gehalte und Pensionen der Französischen Schauspieler und Schauspielerinnen einzuziehen. Ich trage Euch also hiermit auf, diesen Leuten den Abschied zu geben."

Abt Bastiani in Potsdam, bis Anfangs April.

B.

März 1778

Da die Baierschen Angelegenheiten sich nicht zu einer friedlichen Ausgleichung gestalten, vielmehr Oestreichischer Seits Truppen in Böhmen und Mähren zusammen gezogen werden; so erhalten auch die Preußischen Regimenter Ordre, sich zusammen zu ziehen").

<185>

16. März 1778

Der Herzog von Pfalz-Zweibrücken protestirt gegen den unter dem 3. Januar zwischen Oestreich und dem Kurfürsten Karl Theodor von Baiern geschlossenen Vergleich.

18. März 1778

Stirbt der Graf Hoditz in Potsdam. (S. II. Abthl. S. 364).

April.

A.

April 1778

Der König in Potsdam.

<186>

1. April 1778

Der Minister von Finkenstein und der General von Buddenbrock zum König nach Potsdam.

5. April 1778

Der König in Berlin.

6. April 1778

Abreise nach Schlesien in Begleitung des Erbprinzen von Braunschweig. (Der König giebt in den hinterl. W. V. 196 irrig den 4ten als den Tag seiner Abreise an).

7. April 1778

Ankunft des Königs in Breslau, Abends um 6 Uhr.

8. April 1778

In Frankenstein, wo sich ein Preußisches Truppencorps zusammengezogen hatte.

12. April 1778

In Schönwalde (bei Frankenstein), Hauptquartier. Von hier aus fing der Briefwechsel des Königs mit dem Kaiser an. (H. W. V. 185).

12. April 1778

Instruction des Königs für die Commandeurs und Bataillons der Infanterie.

28. April 1778

Der König läßt das Corps des Prinzen Friedrich von Braunschweig zwischen Dreißighufen und Reichenbach vor sich vorbei defiliren, und kehrt dann nach Schönwalde zurück.

In diesem Jahr gab der König auch den Commandeurs der Kürassier-, Dragoner- und Husaren-Regimenter eine Instruction. Sie sind zu finden in Scharnhorst's Werk: Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee, Hannover, 1794, im Anhange

B.

5. April 1778

Verordnung, daß während der Abwesenheit des Königs die erkannten Todesstrafen ausgesetzt, und die dazu Condemnirten bis zur Rückkehr des Königs in die Festungen in sichere Verwahrung gebracht werden sollen.

In diesem Jahre ward, nach einem frühern Befehl des Königs und in Gemäßheit eines Reichstagsbeschlusses, zum ersten Mal das Osterfest nicht mehr nach astronomischer Berechnung, sondern nach der cyclischen Rechnung des neuen Gregorianischen Kalenders (am 19. April) gefeiert.

<187>

Mai.

A.

Mai 1778

Der König in Schönwalde.

B.

11. Mai 1778

Stirbt der Englische Staatsminister William Pitt Graf von Chatham (Vater des 1806 verst. Ministers Pitt).

25. Mai 1778

Stirbt Lord Marshall in Potsdam, 93 Jahr alt.

27. Mai 1778

Stirbt in Berlin der berühmte Rector am Gymnasium zum grauen Kloster Christian Tobias Damm, 80 Jahr alt.

30. Mai 1778

Stirbt Voltaire in Paris, 84 Jahr alt.

Umständliche Nachrichten über seine letzten Tage, und von seinem Tod und Begräbniß giebt d'Alembert in seinem Brief vom 30. Juni an den König. (H. W. XV. 32-46). (Zu vergleichen : Voltaire, Recueil des particularités curieuses de sa vie et de sa mort. A Porrentruy. S. a.).

Juni.

A.

Juni 1778

Der König in Schönwalde.

Der zurückberufene Sardinische Gesandte Marquis von Rossignan erhält vom König eine Tabatiere von hohem Werth mit des Königs Portrait.

B.

4. Juni 1778

Stirbt in dem Kantonirungsquartier Frankenstein der General-Lieutenant Christian Friedrich von Renzel, 75 Jahr alt. Als Cadett hatte er dem damaligen sechsjährigen Kronprinzen Friedrich (Friedrich d. Gr.) auf Befehl König Friedrich Wilhelm's I das Exerciren mit dem Gewehr lehren müssen.

Juli.

A.

Juli 1778

Der König in Schönwalde.

3. Juli 1778

In Bischkewitz.

<188>

4. Juli 1778

Nach dem Lager bei Ratschenberg, Hauptquartier Hummelschloß bei Levin. (Der Prinz Friedrich von Braunschweig sagt in seiner Militärischen Geschichte, S. 165, der König sei mit dem Corps des General Wunsch (welches die Avantgarde machte) nach dem Hummelberg marschirt).

5. Juli 1778

Der König überschreitet die Böhmische Grenze, die Avantgarde rückt bei Nachod mit klingendem Spiel in Böhmen ein. Das Hauptquartier des Königs war Kramolin.

6. Juli 1778

Der König recognoscirt gegen die Elbe bis Kowalkowitz. Beim Recognosciren am 7ten soll der Vorfall Statt gehabt haben, daß ein feindlicher Kroat, der aus einem Gebüsch auf den vorbeireitenden König das Gewehr anlegt, selbiges auf dessen drohenden Zuruf: "Du! Du!" sogleich ehrerbietig beim Fuß nimmt. (Es existirt davon ein Kupferstich).

8. Juli 1778

Ins Lager bei Jaromirs. Hauptquartier war Welsdorf. Die Kabinetsordres sind datirt: "Im Lager vor Jaromirs."

9. Juli 1778

Der König besieht bei anbrechendem Tage auf den Höhen, wo das Bataillon von Apenberg campirt, das Lager, und recognoscirt alsdann die feindliche Position.

13. Juli 1778

Der Oestreichsche Minister von Thugut überbringt dem König ein Schreiben von Maria Theresia, darin sie ihr Bedauern über den ausbrechenden Krieg und den Wunsch ausspricht, daß die abgebrochenen Unterhandlungen wieder angeknüpft werden möchten, weshalb der etc. Thugut mit Anweisung und Vollmacht versehen sei. Zugleich bitte sie den König, diesen ihren Schritt, den sie ohne Vorwissen des Kaisers, ihres Sohnes, thue, jedenfalls geheim zu halten. etc. Auch fügt sie Vorschlage zur Ausgleichung bei.

Der König beantwortet dieses Schreiben an demselben Tage in sehr verbindlichen Ausdrücken und fügt einige billige Gegenvorschlage bei. (H. W. V. 270-275. Es folgen bis den 6. August noch drei Briefe der Kaiserin mit Anträgen und Vorschlägen, und des Königs Antworten und Gegenvorschläge bis den 10. August).

<189>

10. Juli 1778

und den 17ten. Der Minister Thugut beim König.

20. Juli 1778

Der König bei der Fouragirung auf dem rechten Flügel des Lagers.

23. Juli 1778

Bei der Fouragirung auf dem linken Flügel, wo ein kleines Scharmützel vorfiel.

27. Juli 1778

Wieder bei der Fouragirung auf dem rechten Flügel.

B.

7. Juli 1778

An diesem Tage fiel bei Ablösung der Preußischen Feldwachen das erste Scharmützel zwischen den Zietenschen Husaren und den Oestreichern vor. Erstere machten 2 Officiere und 30 bis 40 Mann Husaren von Wurmser zu Gefangenen. Die Preußischen Lieutenants Hirschfeld und Bila erhieltenden Orden pour les mérites. Die Zietenschen Husaren hatten 3 Todte und 8 Verwundete.

7. Juli 1778

8. Juli 1778

Ein Preußisches Armeecorps unter dem Prinzen Heinrich kommt bei Dresden an und vereinigt sich mit den Sächsischen Truppen.

17. Juli 1778

Der General Möllendorf von Prinz Heinrich's Armee rückt über Baßberg in Böhmen ein.

22. Juli 1778

Die Minister von Finkenstein und von Herzberg gehen nach Schlesien zum König, und von da wahrscheinlich nach Braunau (s. h. W. V. 210), wo die abgebrochenen Unterhandlungen mit Thugut wieder anfingen, doch ohne Erfolg blieben, und die Minister waren den 24. August bereits wieder nach Berlin zurück gekehrt.

27. Juli 1778

28. Juli 1778

Der Prinz Heinrich, nachdem er die Wege über Dippoldiswalde unpraktikabel gefunden, geht, wie auch Möllendorf, zurück, passirt die Elbe, und bricht über Schluckenau und Rumburg in Böhmen ein. Ihm steht der Oestreichische General Laudon entgegen.

August.

A.

August 1778

Der König in Welsdorf (Lager bei Jaromirs).

<190>

2. August 1778

Der König bei der Fouragirung auf dem rechten Flügel.

5. August 1778

und 10. Briefwechsel mit der Kaiserin (s. oben).

10. August 1778

Der König in Scalitz, er begegnet dem Minister von Thugut und kehrt nach Welsdorf zurück.

15. August 1778

Ins Lager bei Burkersdorf, wo des Königs Hauptquartier war.

16. August 1778

Recognoscirt der König den Feind.

22. August 1778

Von Burkersdorf nach dem Lager bei Tscherna und Leopold, das Hauptquartier des Königs in letzterem Ort.

23. August 1778

Der König recognoscirt.

26. August 1778

Der König geht von Leopold nach dem Hauptquartier Lauterwasser.

30. August 1778

Der König bei der Fouragirung beim Dorfe Langerau, und zurück nach Lauterwasser.

B.

13. August 1778

Preußische und Oestreichische Friedensconferenzen zu Braunau.

25. August 1778

Kleines Gefecht bei Burkersdorf.

September.

A.

September 1778

Der König in Lauterwasser.

2. September 1778

Der König bei der Fouragirung bei Arnsdorf.

8. September 1778

Von Lauterwasser nach Wildschütz, Hauptquartier. Hier empfängt der König den Prinzek von Preußen (nachherigen König Friedrich Wilhelm II), welcher den gefährlichen Rückzug aus seinem Lager bei Ketzelsdorf nach dem neuen Lager bei Pilnickau mit Klugheit und Entschlossenheit sehr glücklich vollführt hatte, mit einer Umarmung und mit den Worten : "Von jetzt an betrachte ich Sie nicht bloß als meinen Neffen, sondern als meinen Sohn."

14. September 1778

Rückzug von Wildschütz in das Lager bei Altstadt.

19. September 1778

In Trautenbach. Auf dem Marsch von Altstadt hierher ritt der König neben dem Prinzen Friedrich von Braunschweig, der Feind beschoß die Preußischen Colonnen, wobei eine Kugel zwischen dem König und dem Prinzen niederfiel.

21. September 1778

Nach Schatzlar. Des Königs Wohnung war in dem vor<191>letzten Hause der Hauptstraße. Hier, wo er bis Mitte Oktober blieb, schrieb er die Lobrede auf Voltaire 191-+.

B.

7. September 1778

Stirbt der General-Lieutenant Anton von Krockow in Landshut.

10. September 1778

Die Armee fängt an sich aus Böhmen wegen Mangel an Subsistenzmitteln zurück zu ziehen.

11. September 1778

Kleines Gefecht bei Keile.

21. September 1778

Bei dem vom Feinde sehr beunruhigten Marsch des Königs von Trautenbach nach Schaßlar hatte besonders die Arrieregarde unter dem General-Major von Keller, welche auf den Höhen, die Forste genannt, stand, einen sehr scharfen Kampf zu bestehen, der aber doch durch die rühmlichste Tapferkeit der Truppen siegreich endigte. Der General und alle Staabsofficiere erhielten den Verdienstorden und der gemeine Mann Geschenke an Geld. Außerdem verlieh der König dem General von Keller noch das Lehn Liebenhausen.

26. September 1778 bis 28. September 1778

Die Armee des Prinzen Heinrich kommt aus Böhmen nach Sachsen zurück. Hauptquartier des Prinzen in Ottendorf bei Dresden.

30. September 1778

Die Preußen besetzen Troppau.

Oktober.

A.

Oktober 1778

Der König in Schaßlar.

15. Oktober 1778

Nach Landshut.

18. Oktober 1778

In Neisse.

20. Oktober 1778

In Siebenhufen.

21. Oktober 1778

In Fülstein.

23. Oktober 1778

In der Vorstadt von Jägerndorf.

<192>

B.

7. Oktober 1778

Einigen Commandos von der Oestreichschen Armee gelang es, in Preußisch-Schlesien einzudringen und in Neustadt, Müsterberg, Heinrichau etc. Brandschatzung zu erheben.

15. Oktober 1778

Die Preußischen Truppen verlassen Böhmen gänzlich wegen Mangel an Fourage und andern Subsistenzmitteln.

16. Oktober 1778

Die Oestreicher nehmen aus Schlesisch-Neustädtel, Camenz, Heinrichau, Ottmochau und Münsterberg verschiedene angesehene Personen als Geißeln mit sich fort.

17. Oktober 1778

Kleines Vorpostengefecht bei Dittersbach und Königshain im Glatzeschen.

22. Oktober 1778

Gefecht bei Weiskirchen; dabei hatte das Regiment von Zaremba (nach der alten Armeeliste Nr. 28) eine außerordentliche Tapferkeit bewiesen, weshalb der König den Officieren zur Auszeichnung Achselbänder zu ihrer Uniform gab.

25. Oktober 1778 bis 26. Oktober 1778

Nachts wird das Preußische Regiment von Thun in Mockern bei Jägerndorf von den Oestreichern überfallen, jedoch der Feind bald zurück getrieben. Die Majors von Zabeltitz, von Schenk, von Gotsch und der Lieutenant von Dyherrn erhielten bei dieser Gelegenheit den Verdienstorden.

November.

A.

November 1778

Der König in Jägerndorf.

3. November 1778

Der König kommt über Zülz und Friedland mit dem Prinzen von Preußen in Breslau an.

10. November 1778

Die Minister von Finkenstein, von Herzberg, von Schulenburg, von Görne in Breslau beim König.

B.

3. November 1778

Es werden die Französischen zu Köln und Brüssel herauskommenden Zeitungen und die Reichs-Ober-Postamts-Zeitungen, die zu Frankfurt a. M. etc. herauskommen, in den Preußischen Landen verboten.

26. November 1778

Gefecht bei Jägerndorf; die Oestreicher werden mit Verlust<193> von 350 Todten, 75 Gefangenen und 1 Kanone zurück getrieben. Die Preußen hatten 144 Todte und 197 Verwundete.

26. November 1778

In der Sitzung der Akademie in Berlin wird die Lobrede des Königs auf Voltaire vorgelesen.

Dezember.

A.

Dezember 1778

Der König in Breslau.

?? Dezember 1778

Der König an d'Alembert 193-+: "Da haben Sie meine Lobschrift auf Voltaire, die zum Theil in den Lagern entworfen, zum Theil in den Winterquartieren ausgefeilt ist. Freilich wird die Französische Akademie an dem Ausdruck manches zu tadeln finden, aber wie wäre es möglich, in Böhmen gut Welsch zu reden? Genug, ich that, was ich konnte. Das Werk ist dessen, den es preisen soll, nicht würdig, indeß benutze ich die Schreibfreiheit, um zu Berlin öffentlich etwas ablesen zu lassen, das man sich in Paris kaum ins Ohr zu sagen getraut. Das ist das ganze Verdienst des Werks. etc.

Und was unsern Krieg betrifft, so kann ich Ihnen noch nicht gar viel davon sagen. Ich betrachte mich als ein Werk in der Hand des Schicksals, welches in der Verkettung der Ursachen gebraucht wird, ohne daß es selbst den Zweck und die Folgen der Arbeiten kennt, zu deren Bewerkstelligung man es anwendet. Das ist ein aufrichtiges Bekenntniß, so wie die Staats- und Kriegsmänner es selten ablegen; aber es stimmt sehr mit der Wendung so mancher Unternehmungen überein, welche von mehrern Regenten vor mir gewagt<194> worden, und deren Entwicklung die Geschichte uns so ganz anders darstellt, als die ersten Urheber der Plane sie sich gedacht hatten. So drückend auch für mein Alter die Last des Krieges sein mag; so werde ich sie munter tragen, wenn ich nur durch meine Anstrengung den Frieden und die Ruhe Deutschlands begründe. Man muß den despotischen Grundsätzen einer willkürlichen Regierung einen Damm entgegen setzen, man muß einer übermäßigen Ehrsucht, die keine andere Grenzen kennt, als eine Gewalt, die stark genug ist, ihr Einhalt zu thun, einen Zaum anlegen; das heißt, es muß zum Schlagen kommen. Wie oft aber und bis wie lange, das wird die Zeit lehren. Das ist eine Zeitungsschreiber-Redensart, die sich aber auch oft auf andere Gegenstände anwenden läßt. etc."

In diesem Jahre schrieb der König : Réflection sur les mesures à prendre au cas d'une guerre novelle avec les Autrichiens, en supposant qu'ils suivent la même méthode d'une défense rigide, comme dans la denière campagne 1778. Ferner : Sr. Majestät des Königs von Preußen Geheimer Unterricht, wie sie sich bei gegenwärtigen Umständen verhalten sollen. Es ist diese Instruction Deutsch und Französisch in Druck erschienen, und befindet sich auch in Scharnhorst's "Unterricht des Königs etc."

Januar 1779.

A.

Januar 1779

Der König in Breslau; schenkt den verschämten Armen der Stadt eine bedeutende Summe.

B.

Januar 1779

Auf Befehl des Königs waren in dem diesjährigen Preußischen<195> Kalender alle abergläubische Sachen, als : die Aspecten, die Angaben der Tage, wann "gut Aderlassen," "Haarabschneiden" etc., auch aller rother Druck weggeblieben, dagegen waren andere nützliche Nachrichten etc. darin aufgenommen worden.

9. Januar 1779

Der Prinz von Hohenlohe vertreibt die Oestreicher aus Dobersdorf und Pilgersdorf (bei Jägerndorf), und macht 1 Major, 1 Lieutenant und 8 Mann zu Gefangenen.

11. Januar 1779

12. Januar 1779

Kleine Gefechte in der Gegend von Jägerndorf, wobei die Oestreicher aus mehreren Dörfern vertrieben werden.

14. Januar 1779

Der General von Wunsch rückt aus dem Glatzischen nach Zuckmantel, um die sich daselbst sammelnden Oestreicher zu vertreiben. Er erobert 4 Schanzen und die Stadt, tödtet viel Feinde, macht einige Gefangene und kehrt nach Glatz zurück.

17. Januar 1779

Der Oestreichische General-Feldmarschall von Wurmser rückt in 4 Kolonnen über Giessiebel, Levin, Deutsch-Czerwenay und Cronstadt mit einem starken Corps in die Grafschaft Glatz ein.

18. Januar 1779

Mit Anbruch des Tages bemächtigen sich zwei Kolonnen von dem Corps des Oestreichischen Generals von Wurmser der Stadt Habelschwerdt, und nehmen, nach äußerst tavferm Widerstand der Besatzung, außer dem General, Prinzen von Hesscn-Philippsthal, 24 Officiere und 714 Mann gefangen. Eine dritte Kolonne greift das Blockhaus bei Schwedeldorf an und erobert es. Der aus der Festung Glatz herbeieilende Succurs wird von der vierten Kolonne zurückgedrängt. Hierbei, und bei der Erobernng, winden noch 15 Officiere und 335 Mann zu Gefangenen gemacht; in Habelschwerdt nahmen die Feinde 10 Fahnen und 3 Kanonen 195-+.

<196>

19. Januar 1779

Stirbt der Oberst Johann Friedrich von Balbi, 79 Jahr alt. (Siehe II. Abthl., S. 275-283).

24. Januar 1779

Bei der Königin in Berlin wird das Geburtsfest des Königs gefeiert.

Februar.

A.

Februar 1779

Der König in Breslau.

4. Februar 1779

Von Breslau über Schweidnitz nach Reichenbach.

16. Januar 1779

oder 17ten. Von Reichenbach nach Silberberg. Ihm folgen mehrere Truppen.

25. Februar 1779

Der König an von Catt :

- etc. - "Ich glaube wohl wie Sie mir sagen, daß der Friede Jedermann Vergnügen macht, denn der Edelmann, der Bürger und der Bauer haben keinen Gewinn, sondern lauter Verlust, so lange der Krieg dauert, allein dieser Krieg und dieser Friede waren nichts, als Armseligkeiten eines Mannes, der keine Kräfte, kein Feuer mehr hat. Ich habe mir oft die Verse aus dem Boileau zugerufen : Malheureux laisse en pais, ton cheval vieillissant. De peur que tout à coup essouffleé, sans haleine, Il ne laisse en tombant son maître sur l'arène.

Leben Sie wohl, mein Bester. etc."

B.

4. Februar 1779

General von Möllendorf bricht in Böhmen ein und nimmt das große Magazin in Brix weg.

10. Februar 1779

Stirbt in Berlin der Banquier Zacharias Veitel Ephraim. Er war einer der Münzpächter und Entrepreneur der Gold- und Silbermanufaktur, der Sammt- und mehrerer anderer Fabriken.

16. Februar 1779

17. Februar 1779

Die Königliche Armee nähert sich der Grafschaft Glatz, und der General von Lestewitz rückt mit einigen Regimentern bis Neurode vor, worauf die Oestreicher Habelschwerdt und Wünschelburg räumen, jedoch die Posten bei Reinertz, Rückerts und Levin noch besetzt halten.

18. Februar 1779

Der Preußische General von Wunsch besetzt Habelschwerdt<197> wieder, und der General von Anhalt nimmt Braunau, wo er 2 Officiere und 52 Gemeine zu Gefangenen macht.

25. Februar 1779

Stirbt in Berlin der berühmte Philosoph Johann George Sulzer, 59 Jahr alt. (Nicolai giebt irrig den 27sten an).

28. Februar 1779

Die Oestreicher, unter Graf Olivier Wallis, greifen das Städtchen Neustadt an, um das Regiment Prinz von Preußen, welches darin zur Besatzung lag, aufzuheben, und schießen dabei den Ort in Brand. Das Regiment zog sich zurück, und da bald Preußischer Seits Succurs anlangte, mußten sich die Oestreicher zurück ziehen, ohne ihren Zweck erreicht zu haben.

März.

A.

März 1779

Der König in Silberberg.

7. März 1779

In Breslau.

B.

März 1779

Es wird ein Waffenstillstand zwischen Preußen und Oestreich geschlossen, der nach Verschiedenheit der Standorte der Armee den 7ten, 8ten und 10ten seinen Anfang nehmen soll.

10. März 1779

Die zu den Friedensunterhandlungen Bevollmächtigten versammeln sich in Teschen. Es waren folgende : Von Preußen : der Freiherr von Riedesel; von Oestreich : Graf Cobenzl; von Rußland : Fürst Repnin; von Frankreich von Breteuil; von Sachsen Graf von Zinzendorf; von Kur-Pfalz; Graf von Thörring-Seefeld; von Pfalz-Zwei-Brück : Freiherr von Hohenfels.

April.

A.

April 1779

Der König in Breslau. Während seines Aufenthalts in dieser Stadt war seine Erholung von den Arbeiten der Staatsgeschäfte, die Unterhaltung über wissenschaftliche Gegenstände mit einigen dasigen Gelehrten, als: dem Professor Garve<198> und dem Rector Arletius vom Elisabethanischen Gymnasium.

Garve hat seine Unterredungen nicht bekannt gemacht, erwähnt ihrer aber in der Vorrede zu seinem Buche : "Fragmente zur Schilderung des Geistes etc. Friedrich's des Zweiten etc." Seite III-VII. Unter andern sprach der König mit ihm über Cicero, und foderte ihn auf, dessen Schrift : "von den Pflichten," zu übersetzen, und gab zugleich die Art der Anmerkungen an, die er hinzufügen sollte. (Briefe von Garve an Weiße, I. 149). Anfangs Novbr. 1783 hatte Garve das Werk beendigt und dem König überschickt, der ihm unter dem 25sten desselben Monats in einem Schreiben seinen Beifall darüber zu erkennen gab. Von des Arletius, eines Gelehrten von altem Schlage und großen Sonderlings, Unterredungen mit dem König sind nur Einzelnheiten bekannt. Einmal nannte er dem König einige Namen aus der alten dunkeln Slavischen und Böhmischen Geschichte, und als der König diese unbekannt fand, sagte er: "Das wundert mich, Ew. Majestät haben ja die Mémoires de Brandenbourg geschrieben." Ein ander Mal behauptete er, es sei ein Fehler, das D. G. (Dei gratia) auf den Münzen wegzulassen 198-+, wie seit Sr. Majestät Regierung geschehen, und als der König dagegen bemerkte, daß sich das D. G. auch nicht auf den Münzen der alten Kaiser befände, erwiederte er: "Ja, das waren auch Heiden." Der König schenkte ihm, da er ihn irrig für arm hielt, weil er nur ein sehr mäßiges Gehalt hatte, 20 Stück Friedrichsd'or, und wiederholte dies Geschenk jedes Mal, wenn er nach Breslau zur Revue kam. Von diesem Golde hat Arletius kurz vor seinem Tode eine Medaille prägen lassen, wovon sich ein Exemplar bei der Münzsammlung der Bibliothek des gedachten Gymnasiums, deren Vorsteher er war, befindet. Dem Stempelschneider

<199> hatte er ausdrücklich befohlen, daß er ja das Dei gratia vor dem Titel des Königs nicht vergessen solle. Er ist im Januar 1784 gestorben und hat sein ganzes nicht unbedeutendes Vermögen - etwas über 10000 Thlr. - der Elisabethschule vermacht, um von den Zinsen die Gehalte der Lehrer zu verbessern und ihre Wittwen und armen Töchter zu unterstützen. Auch ein Stipendium hat er gestiftet, und etwas zur jährlichen Vermehrung der Rhedigerischen Bibliothek, die auch viele Bücher erhielt, ausgesetzt.

Mit dem Minister von Herzberg unterhielt sich der König mehrmals über wissenschaftliche Gegenstände, und äußerte einmal, wie er zweifle, daß Tacitus im Deutschen so kurz wie im Französischen übersetzt werden könne, ferner, daß die alten Gothen aus Schweden gekommen wären, und daß die Arsakischen Könige der Parther in der alten Geschichte eine sehr große Rolle und fast mehr wie die Deutschen gespielt hätten. Der Minister von Herzberg nahm davon Gelegenheit, dem König eine Französische und Deutsche Übersetzung des XXXVII. und des XLIV. Kapitels aus Tacitus Buch : "Von dem alten Deutschland" zu übersenden, wobei das Lateinische Original der Übersetzung zur Seite beigefügt war. Er schrieb zugleich Folgendes an den König: "Ich nehme mir die Freiheit, Ew. Majestät ein Kapitel aus Tacitus Germanien vorzulegen, das ich ins Deutsche und Französische übersetzt habe. Wie mich dünkt, giebt die Deutsche Uebersetzung der Französischen weder in der Präcision noch in der Reinheit etwas nach. Dies Kapitel beweist zugleich, wie sehr Tacitus die Deutschen den Parthern und den Arsakiden vorzog; auch läßt sich daraus zeigen, daß die Gothen, die Suewen oder Vandalen, die Longobarden, die Angeln, die Rugier, die Heruler und andere Völker, welche in der Folge das Römische Reich umstürzten, zwischen der Elbe und der Weichsel, also gerade in den Gegenden gewohnt haben, die jetzt Ew. Majestät Herrschaft unterworfen sind.

<200>

Ich hoffe, Dieselben werden mir verzeihen, daß ich so dreist bin, Ihnen diesen kleinen Versuch vorzulegen.

Breslau, den 29. April 1779.
Herzberg."

Schon nach einer halben Stunde schickte der König diesen Brief an den Minister zurück, und hatte folgende Marginal-Antwort eigenhändig beigefügt: "Ich habe den Versuch einer Uebersetznng des Tacitus, die Sie mir zuschicken, gelesen; dagegen läßt sich gar nichts sagen; aber er enthält nur eine Beschreibung von den Sitten der Deutschen; und so etwas ist nicht schwer zu übersetzen, wohl aber sein lehrreicher (sentenieux) und kräftiger Styl, mit welchem er in wenig Worten die Charaktere und Laster der Römischen Kaiser zeichnet. An dem Leben des Tiberius, des Claudius, mögen die Uebersetzer sich versuchen. Die lakonische und zugleich malerische Schreibart darin, durch die er mit wenig Worten so Viel sagt - die verdient von unsern Schriftstellern nachgeahmt zu werden. Wenige Worte und viel Sinn! das sollten sie sich bei ihren Arbeiten zum unverbrüchlichen Gesetz machen. Quot verba tot pondera. Ich bitte Sie um Verzeihung, daß meine Ignoranz so dreist ist, vor Ihrer Sapienz Latein anzuführen. Doch ich hoffe, Sie werden mir meine Anmaßung vergeben.
Friedrich."

(Huit Dissertations que le Comte de Herzberg etc. a lues dans les assemblées pupliques de l'Academie Royale etc. de Berlin etc. p. 39).

Mai.

A.

Mai 1779

Der König in Breslau. Von hier muß der König eine Reise nach Ober-Schlesien etc. gemacht haben, wovon jedoch mir folgende Angaben auszumitteln gewesen sind.

<201>

19. Mai 1779

In Pleß 201-+.

21. Mai 1779

In Kreuzburg. Hier unterhält sich der König mit dem Stadtund Armenhaus-Direktor J. P. Holzmann ausschließlich über die innere Einrichtung des auf Königliche Kosten in den Jahren 1777-1778 erbauten Armenhauses (s. 1. Abthl. S. 138), und auf das Ansuchen des Direktors, daß der König die Einrichtung und besonders das Manufakturwesen in Augenschein nehmen möchte, antwortete er: "Die Schwäche meiner Beine macht mir das Treppensteigen zu beschwerlich 201-++."

?? Mai 1779

In Breslau.

27. Mai 1779

Ankunft in Berlin. Er läßt sogleich den Geh.-Rath de Launay rufen, um sich von ihm über den Gang der Geschäfte etc. Bericht abstatten zu lassen 201-+++.

Der König stattet der Prinzessin Amalie einen Besuch ab, und speist nach seiner Zurückkunft in seinen Zimmern.

<202>

30. Mai 1779

Nach Charlottenburg mit der Königin und sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen. Nach der Tafel kehren diese Herrschaften nach Berlin zurück, der König bleibt in Charlottenburg.

31. Mai 1779

Die Prinzessin Amalie nach Charlottenburg zur Tafel, und nach derselben kehrt sie nach Berlin zurück.

B.

13. Mai 1779

Abschluß des Friedens zu Teschen, zwischen Preußen und Oestreich (Herzberg Recueil II. 267-291, auch in den Berliner Zeitungen mitgetheilt). In den Hauptsachen, wegen deren sich der Krieg entsponnen hatte, erreichte der König seinen Zweck; Oestreich entsagte dem am 3. Januar 1778 mit dem Kurfürsten von der Pfalz über die Erbfolge in Baiern errichteten Vertrag, und in Betreff der Ansprüche auf große Landestheile begnügte es sich mit einem Theil derselben. Der König hatte nichts dabei erworben, was auch nicht, seine Absicht gewesen war, bloß weil man bei den ersten Unterhandlungen Oestreichischer Seits den dereinstigen Heimfall der Fränkischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth an das Kurhaus dem Könige hatte in Anrechnung bringen wollen, so ließ sich der König diesen an sich schon nicht zu bestreitenden Heimfall im 10. Artikel des Teschener Friedenstraktats ausdrücklich zusprechen.

18. Mai 1779

Stirbt in Potsdam der Feldprobst Karl Andreas Friedrich Balke in einem Alter von 60 Jahren. Er hatte in der Schlacht bei Roßbach tapfer mit gefochten, als der König dies lange Zeit nachher durch den General von Seydlitz erfuhr gab er ihm zur Belohnung die eben erledigte Stelle eines Feldprobstes.

22. Mai 1779

Der Friedensschluß zu Teschen wird mit großen Solennitäten in Berlin bekannt gemacht, und von einem Herold in prächtiger Römischer Kleidung an mehreren Stellen der Stadt ausgerufen. (Berliner Zeitung Nr. 62).

26. Mai 1779

Der Minister von Finkenstein kam aus Breslau nach Berlin zurück.

<203>

28. Mai 1779

Der Prinz Heinrich kommt aus Sachsen und der Minister von Herzberg aus Breslau in Berlin an.

Juni.

A.

Juni 1779

Der König in Charlottenburg.

2. Juni 1779

Nach Potsdam (Sanssouci).

6. Juni 1779

Der König an d'Alembert: "Ich habe zwei Ihrer Briefe nebst den Lobschriften auf einige Akademisten, so auch die kleine Schrift, welche Sie dem Andenken des Lord Marshall gewidmet haben 203-+, wofür ich Ihnen danke, erhalten. Ich habe nicht Zeit gehabt, alles zu lesen, weil ich nur eben erst ankomme. Mein Geist ist noch ganz von einem aus Staatskunst und Geldgeschäften zusammengesetzten Schlamm besudelt und muß sich erst durch ein gesetzmäßiges Bad im Wasser der Hippokrene reinigen, ehe er sich am Hofe Apolls vor den neun Musen zeigen darf, und ehe er über Werke, wie die Ihrigen, Betrachtungen anstellt. etc. Mein armes Gehirn ist vierzehn Monate hindurch von Stürmen erschüttert worden; alle Spuren der Künste sind in demselben verwischt, und die Ideen liegen über einander gestürzt da, durch eine Menge Einrichtungen, Plane, Unterhandlungen und Geschäfte jeder Art, womit ich mich aus Nothwendigkeit beschäftigen mußte. Der wilde Eurus und der stürmische Boreas sind durch einen Schlag mit dem Dreizack des Französischen Neptuns und dessen weiser Räthe beruhigt worden, aber wenn auch die Fluthen meines Geistes, nach lange anhaltenden Stürmen keine Wogen mehr bis zum Himmel hinauf schlagen, so bleibt dennoch ihre Oberfläche mit Furchen durchpflügt, bis völlige Meeresstille ihre Bewegung hemmt. Da haben Sie Dichtersprache, die sich besser in eine Ode<204> schickt, als in einen Brief. Ich kann es aber nicht ändern, mein lieber Mathematiker; Sie werden schon diese abgenutzte Vergleichung hinunterschlucken müssen, denn ich weiß in diesem Augenblick sie durch nichts Besseres zu ersetzen. Ich werde so alt und baufällig, daß ich zu nichts mehr tauge. Nicht Jedermann ist wie Fontenelle oder Voltaire oder der gute verstorbene Lord Marshall, welche sämmtlich die Starke und Lebhaftigkeit ihres Geistes in einem noch höhern Alter behielten, als zu welchem die Condé und Marlborough gelangten, die am Rande ihres Grabes kindisch waren. Bald wird es mir wie diesen Letzteren gehen, und wie Swift, den seine Bedienten für Geld zeigten. Und Don Joseph wird sagen: er hat es wohl verdient, von Joseph und wieder von Joseph, wenn man mit einem Mathematiker spricht, der sich so wenig um die Insekten bekümmert, die sich auf dieser lächerlichen Kugel einander zerfleischen, als wir andern Einfältigen uns um den fünften Mond des Saturns. etc."

20. Juni 1779

Schrieb und beendigte der König die "Denkwürdigkeiten des Krieges von 1778." (H. W. V. 185-304).

Die Generale von Buddenbrock und von Möllendorf, Prinz Friedrich von Braunschweig, der Minister von Finkenstein, Geheime-Rath Brenkenhof, und der Prinz Karl von Hessen, Dänischer General-Feldmarschall, in Potsdam.

Juli.

A.

Juli 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

23. Juli 1779

Der König reiset Morgens um 5 Uhr mit dem General, Grafen von Görtz, den er zu sich in den Wagen nahm, nach dem im Rhinlug bei Neustadt a. d. D. neu angelegten Kolonien. Die Reise ging über Fahrland, Dürotz, Wustermark, Nauen, Königshorst, Seelhorst, Dechdau, Fehrbellin, Walchow,<205> Protzen, Manker, Garz, Barsichow, Bückewitz, Neustadt a. d .D., Siebersdorf, Klausiushof, Brenkenhof (3 Kolonien) bis zu den Bergen bei Stöllen. Hier stieg der König aus und übersah sämmtliche Kolonien, alsdann fuhr er weiter über Hohennauen nach Rathenow, wo er Nachmittags um 3 Uhr ankam und bis zum andern Morgen blieb.

Auf dieser Tour hatten die bekannten Unterredungen mit dem Hauptmann von Rathenow auf Karwese, dem Förster Brand und Oberamtmann Fromm Statt 205-+. In Protzen stieg der König aus und sprach mit dem daselbst sich zufällig aufhaltenden General von Zieten, so auch mit dem General von Kleist und dem Amtsrath Klausius.

24. Juli 1779

Von Rathenow reiste der König noch weiter ins Magdeburggische, besah einige Brücher, die noch urbar gemacht werden sollten, und kehrte über Ziesar und Brandenburg nach Potsdam zurück, wo er Nachmittags um 4 Uhr ankam.

?? Juli 1779

Die Generale von Saldern und von Thüna, Minister von Finkenstein und Freiherr von Riedesel in Potsdam.

B.

8. Juli 1779

Edict, daß die Dienste der Unterthanen durch Reglements und Urbarien bestimmt werden sollen.

August.

A.

1. August 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<206>

11. August 1779

Der Kur-Pfälzische Gesandte, Graf von ThörringSeefeld, und der Pfalz-Zweibrückische Gesandte, Baron von Hohenfels, beim König, welcher jeden mit einer Tabatiere von hohem Werth und mit dem Portrait des König geziert beschenkt. Sie waren jetzt vom Minister von Finkenstein eingeführt worden und Bevollmächtigte beim Teschner Frieden gewesen.

25. August 1779

Die reg. Herzogin von Braunschweig, Philippine, Schwester des Königs, der Prinz Friedrich von Braunschweig und dessen Gemalin, und die Prinzessin Amalie nach Potsdam zum König; sammtliche Herrschaften logiren im neuen Schloß in Sanssouci.

Der Minister von Sacken zum König nach Potsdam.

26. August 1779

Concert im neuen Schloß.

28. August 1779

Opera buffa.

31. August 1779

Kabinetsordre, unmittelbare Entscheidungen (Machtsprüche) betreffend. (S. oben unter Dezember 1774).

September.

A.

September 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? September 1779

In den ersten Tagen dieses Monats gehen die Braunschweigischen Herrschaften nach Berlin, desgl. die Prinzessin Amalie.

5. September 1779

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Zedlitz. "Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz. Da Ich gewahr geworden, daß bey den Schuhl-Anstalten noch viele Fehler sind, und daß besonders in den kleinen Schuhlen, die Rhetoric und Logic, nur sehr schlecht oder nicht gelehrt wird, dieses aber eine vorzügliche und höchst nothwendige Sache ist, die ein jeder Mensch, in jedem Stande, wissen muß, und das erste Fundament, bey Erziehung der jungen Leute sein soll, denn wer zum besten raisoniret, wird immer weiter kommen, als einer der falsche consequences ziehet : So habe Euch hierdurch, Meine eigentliche Willens Meinung da<207>hin bekannt machen wollen: Wegen der Rhetoric, ist der Quintilien, der muß verdeutschet, und darnach in allen Schuhlen informiret werden, sie müssen die jungen Leute traductions, und discourse selbst machen lassen, daß sie die Sache recht begreiffen, nach der Methode des Quintilien, man kann auch ein Abregé daraus machen, daß die jungen Leute, in den Schuhlen, alles desto leichter lernen, denn wenn sie nachher auf Universitaeten sind, so lernen sie davon nichts, wenn sie es nicht aus den Schuhlen schon mit dahin bringen: Zum Unterricht in der Logic, ist die beste im teutschen, von Wolff : solche ist wohl ein bisgen weitläuftig, aber man kann sie abregiren lassen: die ersten Schuhlen sind immer Schuld' dran, wenn die jungen Leute nichts lernen: die Lehrer lassen die jungen Leute nicht selbst arbeiten, sondern sie herumlaufen, und halten sie nicht genug zum lernen an: Lateinisch müssen die jungen Leute auch absolut lernen, davon gehe Ich nicht ab, es muß nur darauf raffinirt werden, auf die leichteste und beste Methode, wie es den jungen Leuten am leichtesten beizubringen; Wenn sie auch Kaufleute werden, oder sich zu was andern widmen, wie es auf das Genie immer ankommt, so ist ihnen das doch allezeit nützlich, und kommt schon eine Zeit, wo sie es anwenden können. In Joachimsthal, und in die andern großen Schuhlen, muß die logic durchgehends gründlich gelehrt werden, auch in den Schuhlen der kleinen Städte, damit ein jeder lernt einen vernünftigen Schluß machen, in feinen eignen Sachen: das muß sein: die Lehrer müssen sich auch mehr Mühe geben mit dem Unterricht der jungen Leute, und darauf mehr Fleiß wenden, und mit wahrem Attachement der Sache sich widmen, dafür werden sie bezahlet, und wenn sie das nicht gebührend thun, und nicht ordentlich in den Sachen sind, und die jungen Leute negligiren, muß man ihnen auf die Finger klopfen, daß sie besser attent werden: die Rhetoric nach den Quintilien und die logic, nach dem Wolff, aber<208> ein bisgen abgekürzt, und das lateinische nach den Autoribus classicis, muß mit den jungen Leuten durchgegangen werden, und so müssen sie unterrichtet werden, und die Lehrer und Professores, müssen das lateinische durchaus wissen, so wie auch das Griechische, das sind die wesentlichste Stücken mit, daß sie das den jungen Leuten recht gründlich beibringen können, und die leichteste Methode dazu ausfündig zu machen wissen : Ihr müsset daher, mit der Schuhl-Verbesserung in den großen Städten, als Königsberg, Stettin, Berlin, Breslau, Magdeburg etc. zuerst anfangen: Auch ist die Elisabeth-Schuhle zu Breslau, wo junge Leute gezogen werden, die hernach zu Schichtmeisters genommen werden können: bei den kleinen Schuhlen muß erst angefangen werden, denn da wird der Grund gelegt, die jungen Leute mögen hiernächst auf einen Juristen, Professor, Secretair, oder was es ist studiren, so müssen sie das alles, auch lateinisch wissen : Eine gute teutsche Grammatic, die die beste ist, muß auch bei den Schuhlen gebraucht werden, Es sei nun die Gotschedsche oder eine andere, die zum Besten ist :

Von großen Nutzen würde es sein, wenn die jungen Leute, so in einem Schuhlhause beständig beysammen wären, wofür die Eltern was gewisses bezahlten, so würden sie weit mehr lernen, als wenn sie zu Hause sind, wo sie die Eltern nur herum lauffen lassen: Wie im Joachimsthal, da können sie gut studiren, da sind sie immer bei einander: die rhetoric und logic ist für alle Stände, alle Menschen haben sie gleich nöthig, nur muß die methode des Unterrichts ein bisgen reformiret werden, damit die jungen Leute besser lernen : Und wenn ein Lehrer oder Professor, darin sich hervorthut, so muß man denn sehen, wie man dergleichen Lehrer auf irgend eine Arth avantagiret, daß sie aufgemuntert und die andern gereitzet werden, sich auch zu befleißigen, daß sie nicht so grob sind: die Autores classici müssen auch alle ins teutsche übersetzet werden, damit die jungen Leute eine<209> idée davon kriegen, was es eigentlich ist : sonsten lernen sie die Worte wohl, aber die Sache nicht: die guten Autores müssen vor allen übersetzet werden ins teutsche, als im Griechischen und lateinischen, der Xenophon, Demosthen, Salust, Tacitus, Livius, und von Cicero alle seine Werke und Schriften, die sind alle sehr gut, desgleichen der Horatius und Virgil, wenn es auch nur in Prosa ist : Im Französischen sind auch excellente Sachen, die müssen ebenfalls übersetzet werden; Und wenn denn die jungen Leute was gearbeitet haben, so muß das gegen die teutsche Übersetzung gehalten, und ihnen gewiesen werden, wo sie unrechte Wörter angebracht, und gefehlet haben : Gegenwärtig geschieht der Unterricht nur schlecht, und es wird nicht genug Attention auf die Erziehung in den Schuhlen gewant, drum lernen die Kinder auch nicht viel, die erste Fundamente sind nicht nutze: Wer zum besten raisoniren kann, wird immer zum weitesten kommen, besser als der, der nur falsche Schlüsse ziehet : Vor junge Leute, die beim commerce gehen wollen, sind so ein Hauffen gute Bücher, woraus sie das commerce einer jeden Nation in der ganzen Welt kennen lernen können : für Leute, die Officiers werden, ist die histoire nöthig, auch für andere Leute, und zwar muß solche gleich zum Anfang gelehrt werden: denn es sind abregés genug davon da, anfänglich muß man sie nur kurz unterrichten, und bei den alten Zeiten nicht zu lange sich aufhalten, doch so, daß sie eine Kenntniß von der alten Geschichte kriegen: Aber in den neueren Zeiten, da muß man schon etwas genauer damit gehen, damit die jungen Leute solche gründlich kennen lernen, und das gehet auch spielend an : In Ansehung der Geometrie, da sind schon andere Mittel, um ihnen solche zu lernen: Und was die Philosophie betrifft, die muß von keinen Geistlichen gelehret werden, sondern von Weltlichen, sonsten ist es eben so, als wenn ein Jurist einem Officier die Kriegskunst lehren soll : Er muß aber alle Systems mit<210> den jungen Leuten durchgehen, und durchaus keine neue machen : Von der metaphysic müssen Sie auch was durchgehen : Aber vom Griechischen und lateinischen gehe Ich durchaus nicht ab, bey dem Unterricht in den Schuhlen : Und die logic ist das allervernünftigste, denn ein jeder Bauer muß seine Sachen überlegen, und wenn ein jeder richtig dächte, das wäre sehr gut : die rhetoric muß den jungen Leuten, wie schon gesagt, ebenfalls gründlich beigebracht werden : Man muß auch darauf Acht geben, daß die Kinder fleißig in die Schule kommen, und wenn das nicht geschiehet, muß das den Vätern und Eltern gemeldet werden, daß sie sie dafür strafen, denn warum schicken sie sonst die Kinder in die Schuhle, als daß sie was lernen sollen, sonst können sie sie ja nur zu Hause behalten : Daß die Schulmeister aufm Lande, die relgion und die moral, den jungen Leuten lernen, ist recht gut, und müssen sie davon nicht abgehen, damit die Leute bei ihrer religion hübsch bleiben, und nicht zur Katholischen übergehen, denn die Evangelische religion ist die beste, und weit besser wie die Katholische, darum müssen die Schuhlmeister sich Mühe geben, daß die Leute attachement zur religion behalten, und sie so weit bringen, daß sie nicht stehlen, und nicht morden : Diebereyen werden indessen nicht aufhören, das liegt in der Menschlichen Natur: denn natürlicher Weise ist alles Volck diebisch, auch andere Leute, und solche, die bey den Cassen sind, und sonst Gelegenheit dazu haben : Im Lauenburgschen und Bütowschen, ist es noch mehr, wie an andern Orthen nöthig, die education der Kinder, in einer beßern Ordnung zu bringen, denn da fehlt es noch sehr daran : Im Altenburgschen ist eine sehr gute Erziehung, die Leute sind da alle so ordentlich und vernünftig : Wenn man von daher könnte Schuhlmeister kriegen, die nicht so theuer wären, so würde das sehr gut sein : Ihr werdet sehen, wie das zu machen steht : sonsten ist es auf dem platten Lande genug, wenn sie ein bisgen lesen und<211> schreiben lernen, wißen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte, und wollen Secretairs und so was werden : deshalb muß man aufm platten Lande, den Unterricht der jungen Leute so einrichten, daß sie das nothwendige, was zu ihrem Wissen nöthig ist, lernen, aber auch in der Arth, daß die Leute nicht aus den Dörfern weglauffen, sondern hübsch arbeiten : Nach dieser Meiner Willens Meinung und Vorschrift werdet Ihr daher bemüht sein, alles in den Schuhlen besser einzurichten, und zu reguliren, damit Meine Landes-Väterliche Intention, bestens erreichet wird. Ich bin übrigens Euer Wohl affectionirter König."

Potsdam, den 5. September 1779.
Friedrich.

11. September 1779

Die regierende Herzogin von Braunschweig von Berlin, wo sie Besuche bei der Königin, der Prinzessin Ferdinand etc. abgestattet hatte, nach Potsdam zurück.

14. September 1779

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

15. September 1779

Ganz früh nach dem Wedding, zu den Uebungen der Artillerie, dann nach Potsdam.

21. September 1779 bis 23. September 1779

Bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

26. September 1779

Der König von Potsdam nach Friedrichsfelde, zur Taufe des daselbst am 16ten dem Prinzen Ferdinand gebornen Prinzen. Der König war Taufzeuge, hielt selbst den Prinzen über die Taufe und gab ihm die Namen : Friedrich Wilhelm Heinrich August. Die übrigen Taufzeugen waren: die Königin, die Kaiserin von Rußland, die verwittwete Prinzessin von Preußen, Prinz und Prinzessin von Preußen, der Prinz Heinrich, die Prinzessin Amalie, die regierende Herzogin von Braunschweig, und mehrere nicht anwesende fremde fürstliche Personen.

Nach der Tafel und der Taufe geht der König nach Potsdam zurück.

?? September 1779

In Potsdam waren in diesem Monat beim König : die Gene<212>rale von Buddenbrock, von Zaremba, der Ober-Stallmeister von Schwerin, Minister von Schulenburg, und der Preuß. Gesandte am Russischen Hofe Graf Solms, Prinz Friedrich Ludwig von Würtenberg, Prinz von Hohenlohe aus Breslau etc.

Oktober.

A.

Oktober 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Oktober 1779

Der König an d'Alembert :

"Damit Sie nicht glauben, als wenn nach dem Tode unsers Patriarchen (Voltaire) gar Niemand mehr im Weinberge des Herrn arbeite, so schicke ich Ihnen mit diesem Briefe ein Product der Brüder von der Ostsee, die so viele Steine als sie können sammeln, um ihren Feind damit zu steinigen. Dieser Commentar 212-+ ist nach den Grundsätzen eines Huet, Calmet, Labadie, und so vieler andern Träumer gemacht, deren verwirrte Einbildungskraft sie in gewissen Büchern etwas finden ließ, das nie darin enthalten war. - Das zweite Werk 212-++ entwickelt den Grund der Bande der Gesellschaft und den Grund gewisser Pflichten, wenn man im gesellschaftlichen Vereine lebt und beisammen wohnt. etc.

Voltaire's Büste, deren Sie erwähnen, macht mir große Lust, sie zu kaufen; hätte nur nicht der Krieg, aus dem wir so eben kommen, uns für einige Zeit aufs Trockene gesetzt. Das wäre so etwas fürs künftige Jahr, wo die Federn uns wieder wachsen. Sie kennen das Sprüchwort: Kein Geld, keine Schweizer; kein Geld, keine Büste. - etc. Sie zeigen mir, wiewohl entfernt, die Hoffnung, den Anaxagoras noch einmal hier wieder zu sehen. etc. Jedoch, wenn die Reise zu<213> lange aufgeschoben wird, könnte es sich fügen, daß Sie mich nicht mehr anträfen; ich bin alt, abgelebt und kraftlos. Um meinen Lebensfaden abzuschneiden, braucht der Tod seine Sense nicht; es ist nur der Faden einer Spinne, den man ohne Mühe zerreißen kann. Allein das macht mir keinen Kummer; etwas früher oder später werden wir, die folgende Generation und die ganze Nachwelt, und Circulus circulorum, alle werden den nämlichen Weg betreten, den uns unsere Vorfahren zeigten, als sie ihn zuerst betraten. etc. Kommen Sie also bald, oder Sie finden mich nicht mehr zu Hause. etc."

B.

Oktober 1779

In Potsdam waren Prinz von Hohenlohe, Kammerherr von Boskamp.

In diesem Monat starb zu Schönebeck bei Magdeburg der Minister Fr. Wilhelm von Derschau, 56 Jahr alt.

November.

A.

November 1779

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

9. November 1779

Der König schenkt der Prinzessin Amalie zu ihrem Geburtstag eine kostbare Tabatire.

?? November 1779

Bei ihm, fanden sich auf kurze Zeit ein : die Minister von Heinitz, und von Schulenburg, der Geh.-Rath von Brenkenhof, der General-Major von Wartenberg.

B.

28. November 1779

Stirbt in Stolpe der General Wilhelm Sebastian von Belling, 61 Jahr alt.

Dezember.

A.

Dezember 1779

Der König in Potsdam.

3. Dezember 1779

Der König an d'Alembert: "Sie fällen über diese unvollkommenen Produkte (den Commentar etc. und die Briefe über die Vaterlandsliebe) ein zu<214> günstiges Urtheil. Was kann Gutes aus dem Gehirn eines alten Mannes kommen, der kein Gelehrter ist etc., dessen Sinne und Gedächtniß täglich abnehmen, und der in Kurzem zu Mylord Marshall, Voltaire und Algarotti sich begeben wird. etc. Mit Vergnügen nehme ich die Hoffnung an, den Anaxagoras noch vor meinem Tode wieder zu sehen, allein ich sage ihnen, es ist keine Zeit zu verlieren. Mein Gedächtniß fängt an zu schwinden, mein Haar färbt sich weiß, mein Feuer erlischt, und bald wird nichts mehr von dem sogenannten Philosophen von Sanssouci übrig sein. Darum aber sollen Sie nicht mit geringerer Herzlichkeit aufgenommen werden."

7. Dezember 1779

Ankunft des Königs in Berlin. Gleich nachher ertheilt er dem Kaiserl. Gesandten Freiherrn von Reviczky-Rewitznie Audienz, stattet nachher der Prinzessin Amalie einen Besuch ab und speist bei ihr.

8. Dezember 1779

Große Tafel bei dem König.

9. Dezember 1779

Der König ernennt den Geh.-Finanz-Rath Michaelis zum wirklichen Geh.-Etats-Minister.

11. September 1779

Nachdem der König das Urtheil des Kammergerichts in der allgemein bekannten Müller Arnoldschen Prozeßsache am 10ten zugeschickt erhalten und daraus ersehen hatte, daß es gegen den Arnold ausgefallen war, befahl er sogleich, daß der Großkanzler von Fürst mit den drei Kammergerichts-Räthen, welche das Urthei! in der Sache des Müllers Arnold minutirt hätten, Nachmittags 2 Uhr (Sonnabend, den 11ten) zum König komnnen sollten. Obgleich das Urtheil von mehreren Räthen gesprochen worden war, so wurden davon nur drei ausgewählt; es waren Graun, Friedel und Ransleben. Diese begaben sich nun zur bestimmten Stunde mit den, Großkanzler von Fürst nach dem Schlosse zum König. Sie fanden ihn, vom Chiragra viel Schmerzen leidend, auf dem Sopha liegend, im heftigsten Zorn, und den Kabintsrath Stelter schon zum Schreiben bereit sitzend. Der König fragte die drei Räthe beim Eintreten : "Seid Ihr die<215>jenigen, welche die Arnoldsche Sentenz gemacht haben?" und nachdem sie dies bejahet, fing er sogleich an, das nachhergedruckt erschienene Protocoll 215-+ zu dictiren, und legte den Räthen folgende Fragen vor, indem er ihnen zugleich befahl, sie Mit Ja oder Nein zu beantworten.

1) Wenn man eine Sentenz gegen einen Bauer sprechen will, dem man seinen Wagen und Pflug und Alles genommen hat, wovon er sich nähren und seine Abgaben bezahlen soll; kann man das thun? Wurde von den drei Räthen mit Nein beantwortet.

2) Kann man einem Müller, der kein Wasser hat, und also nicht mahlen und auch nichts verdienen kann, die Mühle deshalb nehmen, weil er keine Pacht bezahlt hat; ist das gerecht? Wurde auch mit Nein beantwortet. Darauf dictirt der König weiter: "Hier ist nun aber ein Edelmann, der will einen Teich machen, und um mehr Wasser in dem Teich zu haben, so lasset er einen Graben machen, um das Wasser aus einem kleinen Fluß, der eine Wassermühle treibet, in seinen Teich zu leiten, der Müller verliert dadurch das Wasser, und kann nicht mahlen, und wenn das noch möglich wäre, so ist es, daß er im Frühjahr 14 Tage und im späten Herbst auch etwa 14 Tage mahlen kann. Dennoch wird prätendirt, der Müller soll seine Zinsen nach wie vor geben, die er sonst entrich<216>tet hat, da er noch das volle Wasser von seiner Mühle gehabt. Er kann aber die Zinsen nicht bezahlen, weil er die Einnahme nicht mehr hat. Was thut die Cüstrinsche Justiz? sie befiehlt, daß die Mühle verkauft werden soll, damit der Edelmann seine Pacht kriegt; und das hiesige Kammergerichts-Tribunal approbirt solches! Das ist höchst ungerecht, und dieser Ausspruch Sr. Königl. Maj. Landesväterlichcn Intention und gar entgegen; Höchstdieselben wollen vielmehr, daß Jedermann, er sei Vornehm oder geringe, reich oder arm, eine prompte Justiz administrit, und einem jeglichen Dero Unterthanen ohne Ansehn der Person und des Standes ein unparteyisches Recht widerfahren soll. Se. Königl. Maj. werden daher in Ansehung der wider den Müller Arnold abgesprochenen und hier approbirten höchst ungerechten Sentenz ein nachdrückliches Exempel statuiren, damit sämmliche Justiz-Collegia in allen Dero Provinzen sich daran spiegeln und keine dergleichen grobe Ungerechtigkeiten begehen mögen; denn sie müssen nur wissen, daß der geringste Bauer, ja was noch mehr ist, der Bettler eben sowohl ein Mensch ist, wie Se. Maj. sind, und dem alle Justiz muß widerfahren werden, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauer klagt oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich. Und bei solchen Gelegenheiten muß pur nach der Gerechtigkeit verfahren werden, ohne Ansehen der Person. Darnach mögen sich die Justiz Collegia in allen Provinzen nur zu richten haben, und wo sie nicht mit derr Justiz ohne alles Ansehen der Person und des Standes geradedurch gehen, sondern die nalürliche Billigkeit bei Seite setzen; so sollen sie es mir Sr. Königl. Maj. zu thun kriegen. Denn ein Justizcollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer wie eine Diebsbande, vor die kann man sich schützen, aber vor Schelme, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um<217> ihre üble Passiones auszuführen vor die kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger wie die größten Spitzbuben, die in der Welt sind, und meritiren eine doppelte Bestrafung. Uebrigens wird den Justiz-Collegiis zugleich bekannt gemacht, daß Se. Maj. einen neuen Groß-Canzler ernannt haben. Höchstdieselben werden aber demohneracht in allen Provinzen sehr scharf dahinter her seinn, und befehlen auch hiermit auf das nachdrücklichste. Erstlich: daß alle Prozesse schleunig geendigt werden. Zweitens: daß der Name der Justiz durch Ungerechtigkeiten nicht profanirt werde. Drittens: daß mit einer Egalité gegen alle Leute verfahren wird, die vor die Justiz kommen, es sei ein Prinz oder ein Bauer, denn da muß alles gleich sein. Wofern aber Se. König!. Maj. in diesen Stücken einen Fehler finden werden, so können die Justiz-Collegia sich nur im voraus vorstellen, daß sie nach Rigueur werden gestraft werden, sowohl der Präsident als die Räche, die eine so üble mit der offenbaren Gerechtigkeit streitende Sentenz ausgesprochen haben. Wornach sich also sämmtliche Justiz-Collegia in allen Dero Provinzen ganz eigentlich zu richten haben.

Berlin, den 11. Dezember 1779.
Friedrich."

Der Großkanzler von Fürst wurde noch vor Beendigung des Protocolls in höchster Ungnade entlassen und mußte sich entfernen, und die drei Räthe wurden nach dem Schloß desselben "ach dein Stadtgefängniß geschickt. Der Minister von Zedlitz erhielt den Befehl, den Prozeß gegen diese Räthe etc. instruiren zu lassen, wobei ihm der König die ganze Sache - nach seiner Ansicht - auseinander setzte 217-+.

<218>

12. Dezember 1779

15ten, 19ten, 22sten, 26ten Cour und Tafel bei dem König.

21. Dezember 1779

Kabinetsordre des Königs an den Geh.-Finanzrath Tarrach, die Belebung etc. des Gewerbwesens in Westpreußen betreffend. Sie ist in doppelter Hillsicht äußerst merkwürdig, sowohl als Beweis von der tiefen Kenntniß des Königs in diesem Fache und seines eifrigen Strebens, das Wohl seines Volks zu befördern, als auch wegen des Zeitpunkts, in welchem er sie erließ, und wo ein ganz anderer Gegenstand - das Justizwesen - ihn auf das Angelegentlichste beschäftigte und sein ganzes Gemüth) erfüllt hatte, Sie befindet sich im II. Thl. unserer Beiträge, S. 303-306.

25. Dezember 1779

Beruft der König den Justiz-Minister von Carmer aus Schlesien nach Berlin, indem er ihn zum Großkanzler ernennt.

Der König schenkt dem "General von Ramin wieder eine ansehnliche Summe Geld zur Bezeigung seiner besondern Zufriedenheit.

Wie gewöhnlich besieht der König auch während seines jetzigen Aufenthalts in Berlin die Wachtparaden.

26. Dezember 1779

Der König unterhält sich mit den beiden Akademikern Formey und Merian, welche er zu sich rufen lassen, über Philosophie, Theologie und viele andere Gegenstände, (Formey Souvenir d'un Citoyen I. 123).

?? Dezember 1779

Diesen Monat befanden sich beim König, theils in Potsdam, theils in Berlin : der Geh.-Rath von Brenkenhof, der Dänische General-Lieutenant und Commandant von Lübeck Graf von Chasot (in Berlin, er war bis 1752 in Preuß. Diensten gewesen; s. I. Abthl., S. 116, 117) und der Markgraf von Schwedt (in Berlin zum Carneval).

B.

27. Dezember 1779

Justiz-Minister von Carmer kommt aus Breslau in Berlin an.<219> Anfang des Carnevals. Sonntag: Cour bei der vervittweten Prinzessin von Preußen; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Mittwoch: Mittags Cour bei dein König und Abends Französisches Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper; Sonnabend: Ruhe 219-+.

Die Opern waren : 1) Rodelinde, 2) Artemisia. Die Französischen Comödien : les femmes savantes und Zaire.

<220><221>

Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Fünfte Abtheilung,
die Jahre 1780 - 1786.

<222><223>

Januar 1780.

A.

1. Januar 1780

Der König in Berlin. Große Cour und Tafel.

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Zedlitz :

"Mein lieber Etats-Minister von Zedlitz. Es befremdet Mich sehr, aus Eurem Schreiben vom gestrigen Dato zu ersehen, daß Ihr Euch weigert, wider die in der Arnoldschen Sache arretirten Justiz-Bedienten Meiner Ordre gemäß ein Urtheil abzufassen. Wenn Sie also nicht sprechen wollen, so thue Ich es, und spreche es. etc. 223-+"

2. Januar 1780

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Gütiger Himmel! welche Schande für die Französische Geistlichkeit; so hartnackig wider den großen Mann, den wir verloren haben (Voltaire), zu wüthen! Ich behaupte, daß diese geschornen Köpfe sich hier als Undankbare zeigen, denn oft hat Voltaire die Pfeile, die er gegen sie abschoß, abgestumpft, damit die Wunden nicht zu schmerzhaft würden. Wer sie weniger schonen wollte, konnte sie so zu<224> Boden schlagen, daß sie nie wieder aufständen, denn noch ist nicht alles gesagt. - etc. Bei meiner Geburt fand ich die Welt in der Sklaverei des Aberglaubens, und eben so verlasse ich sie sterbend. Der Grund davon liegt darin: daß das Volk ganz leicht zwölf Glaubensartikel wie Pillen hinterfchluckt, und nur da mehr Widerspenstigkeit zeigt, wo es auf seine Freiheit oder seinen Geldbeutel ankommt, weil es nicht einsieht, daß, wenn es sich durch Glaubenssätze fesseln läßt, es unvermeidlich zum Sclaven werden muß. etc.

Seit meiner Ankunft in Berlin wollte ich meinen Geist von dem Rost des Feldzugs durch einen akademischen Firniß reinigen 224-+. Ich habe mich mit Herrn Formey unterhalten. Wir haben tief gelehrt und gründlich zu meiner großen Erbauung die wichtigsten Materien abgehandelt, von welchen mich unser beständiger Secretair (Formey hat überreden wollen. Ein ander Mal versicherte mich der Homerische Bitaubé: der Verfasser der Ilias und Odyssee sei der einzige Dichter, welchen eine so lange Reihe von Jahrhunderten hervorgebracht habe. Darauf stärkte ich mich durch die weisen politischen und philosophischen Betrachtungen des Herrn Weguelin. Und da ich über die Sorgen der Erde eine Zeitlang nicht an den Himmel gedacht hatte, so war Herr Bernoulli so gefällig, mir das Reisejournal der Gestirne mitzutheilen. etc. Hernach habe ich Herrn la Grange gesprochen, der so gütig war, mir die Erhabenheiten seiner Sprache im umgekehrten Verhältnisse mit dein Ouadrate meiner Unwissenheit herabzustimmen; er führte mich von Abstraktion zu Abstraktion in ein Labyrinth von Dunkelheit, worin mein armer Verstand sich würde verwirrt haben, hätte nicht unser<225> guter Schweizer, Herr Merian, mich aus diesen erhabenen Infinitesimal-Regionen zurückgebracht, um mich wieder auf den niedrigen, rohen Erdball zu versetzen, wo ich vegetire. Endlich lehrte mich Herr Achard, was fixe Luft sei, und überzeugte mich ohne Mühe, daß die Materie eine unendliche Menge Eigenschaften hat, die bis jetzt unsern Einsichten entgangen sind, und daß es uns nur mit der Zeit gelingen werde, den eingeschränkten Raum unserer Kenntnisse einigermaßen zuerweitern, wenn wir nach Baco's Anweisung nicht aufhören, Erfahrungen anzustellen. Unglücklicherweise werden freilich die ersten Urstoffe der Dinge auf immer außer dem Gesichtskreise unserer schwachen Einsichten liegen.

Dies ist mit kurzen Worten der kleine akademische Cursus, der mich während meiner Krankheit beschäftigt hat. etc."

Der König läßt wieder eine bedeutende Summe für die Armen zahlen und durch den Stadt-Präsidenten Philippi vertheilen.

24. Januar 1780

Geburtsfest des Königs, bei ihm Mittags große Cour und Tafel.

26. Januar 1780

Der König nach Potsdam.

B.

13. Januar 1780

Stirbt die verwittwete Prinzessin von Preußen Louise Amalie (Mutter des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm II).

Februar.

A.

Februar 1780

Der König in Potsdam.

B.

8. Februar 1780

Bekanntmachung : daß auf Befehl des Königs am 5ten d.M. bei dem Magistrat und dem Stadtgericht in Berlin eine Justiz-Visitation angeordnet worden, und "daß alle und jede, welche wider gedachten Magistrat oder Stadtgerichte gegründete Klagen zu haben vermeinen, solche bei dem Visitations<226>Commissario, Kammergerichts-Rath Baumgartengarten, mündlich oder schriftlich sonder Zeitverlust einreichen können. etc."

21. Februar 1780

Bekanntmachung, daß vom 1. März an täglich zwei Referendarien auf dem Berlinischen Rathhause dazu angestellt sind, alle Gesuche und Vorstellungen, welche Personen bei dem Magistrat in Vormundschafts-Sachen etc. und bei dem Stadtgericht anzubringen haben und dergleichen Eingaben nicht selbst anfertigen können, ihre mündlichen Angaben etc. zu Protocoll zu nehmen.

In diesem Monat starb zu Belgard in Ponmern der General Friedrich Wilhelm von Lölhöfel, 62 Jahr alt.

März.

A.

März 1780

Der König in Potsdam.

2. März 1780

Der König an d'Alembert :

"Ich weiß nicht, durch welchem Zufall die Geschichte der Urtheilssprüche in diesem Lande 226-+ in auswärtigen Staaten verbreitet worden. Die Gesetze sind dazu da, daß sie die Schwachen vor der Unterdrückung der Mächtigen beschützen sollen, und sie werden überall beachtet werden, wenn man genaue Obacht auf diejenigen hielte, durch welche die Gesetze sprechen uud handeln. etc. Es ist nicht immer hinlänglich, zu<227> warnen; bisweilen sind auch Beispiele von Strenge nöthig, um eine so große Menge von Räthen in ihrer Schuldigkeit zu erhalten. Ursprünglich sind die Regenten die Richter des Staats, nur die Menge der Geschäfte hat sie gezwungen, dieses Amt Leuten zu übertragen, denen sie das Fach der Gesetzgebung anvertrauen. Aber dennoch müssen sie diesen Theil der Staatsverwaltung nicht zu sehr vernachlässigen, oder wohl gar dulden, daß man ihren Namen und ihr Ansehen dazu mißbraucht, um Ungerechtigkeiten zu begehen.

Aus diesem Grunde bin ich genöthigt, über diejenigen zu wachen, denen die Handhabung der Gerechtigkeit übertragen ist, weil ein ungerechter Richter ärger ist, als ein Straßenräuber. Allen Bürgern ihr Eigenthum sichern, und sie so glücklich machen, als es die Natur des Menschen gestattet, diese Pflicht hat Jeder, der das Oberhaupt einer Gesellschaft ist; und ich bestrebe mich, diese Pflicht aufs Beste zu erfüllen. Wozu nützte es mir auch sonst, den Plato, Aristoteles, die Gesetze des Lykurg und des Solon gelesen zu haben? Ausübung der guten Lehren der Philosophen, das ist wahre Philosophie, etc."

26. März 1780

Der König an d'Alembert:

- etc. - Was meine Gesundheit betrifft, so werden Sie natürlicher Weise Selbst vermuthen, daß ich bei acht und sechzig Jahren die Schwachheiten des Alters empfinde. Bald belustigt sich das Podagra, bald das Hüftweh, und bald ein eintägiges Fieber auf Kosten meines Daseins, und sie bereiten mich vor, das abgenutzte Futteral meiner Seele zu verlassen. Die Natur scheint die Absicht zu haben, uns vermittelst der Schwachheiten, die sie uns gegen das Ende unserer Tage zuschickt, das Leben zu verekeln. In diesem Falle muß man mit Kaiser Mark Aurel sagen : man unterwerfe sich Allein, was die ewigen Gesetze der Natur uns zu ertragen auflegen, ohne Murren. etc. - Ich habe jetzt hier<228> einen Doctor der Sorbonne 228-+ bei mir, der mir Unterricht in theologischen Absurditäten giebt, in welchen ich zusehends gelehrter werde; von ihm habe ich gelernt, was die innere und die äußere Intention ist; merkwürdige Sachen, wovon Sie nichts wissen, ein so großer Philosoph Sie auch immer sein mögen; er hat mich Formeln voll unbegreiflichen Unsinns gelehrt, von denen ich in dem ersten theologischen Werke, das ich schreiben werde, Gebrauch zu machen gedenke. etc. Man wird es recht geschickt anfangen müssen, um unsern Priestern eine Messe und ein Seelenamt für Voltaire abzugewinnen. Den Deutschen ist er nur unter dem Namen eines Atheisten, eines Vanini, eines Spinoza bekannt, und es werden Unterhandlungen nöthig sein, um diese Messe glücklich zu Stande zu bringen 228-++. etc. - Sie sagen mir, daß Herr Rulhière, den ich kenne, Willens ist, die Geschichte der letzten Unruhen in Polen zu schreiben. Mich dünkt, die Epoche ist zu neu, als daß ein Schriftsteller sich mit aller schicklichen Freiheit über diese Begebenheit auslassen könnte; die handelnden Personen leben noch alle, und es hält schwer, die Wahrheit zu sagen, und doch nicht den Einen oder den Anderen zu beleidigen. Was man im Allgemeinen darüber sagen kann, ist ungefähr Folgendes: Die unzufriedenen Polen hatten sich vereinigt, einen König vom Thron zu stoßen, den ihnen die Kaiserin von Rußland gegeben hatte; einige auf Religionsduldung sich beziehende Anträge brachten sie dergestalt auf, daß sie ihren König ermorden wollten; der Wiener Hof bemächtigte sich der Zipser Gespanschaft, und ver<229>anlaßte dadurch die Theilung des Königreichs, indem die Kaiserin von Rußland sich für berechtigt hielt, wegen der ungelehrigen Widerspenstigkeit der Republik Rache zu üben. Wollte man sich aber auf nähere Umstände einlassen, so würde dies zu persönlichen Erörterungen Anlaß geben, die man nur den Augen der Nachwelt mit Sicherheit darstellen darf 229-+." Beim König waren in diesem Monat (an verschiedenen Tagen): der Minister von Finkenstein, Oberstallmeister von Schwerin, der Dänische General-Lieutenant von Chasot (dieser seit Januar und bis ungefähr zur zweiten Woche des März; die Söhne desselben, welche in Französischen Diensten gestanden und ihren Abschied genommen hatten, wurden vom König in Dienst genommen und bei der Kavallerie angestellt) und der Abbé Duval du Peyrau.

B.

13. März 1780

Credit-Reglement für Westpreußen.

26. März 1780

Stirbt der regierende Herzog von Braunschweig Karl, Schwager des Königs, 66 Jahr alt.

April.

A.

April 1780

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

6. April 1780

Instruction des Königs für die Infanterie-Regimenter.

<230>

14. April 1780

Es erscheint die berühmte Kabinetsordre des Königs, welche seine Ideen über die Reform des Justizwesens und die dabei zum Grunde zu legenden Principien enthält. Sie ist nach des Großkanzlers von Carmer Ausspruch (s. die Vorrede zum 1. Thl. des Entwurfes eines allg. Gesetzbuches für die Preuß. Staaten) als das Fundamental-Gesetz über die neue formale und materiale Gesetzgebung zu betrachten. Siehe die Beilage am Schluß dieses Jahres. Um diese Zeit kam der Marquis Lucchesini nach Potsdam.

B.

23. April 1780

Stirbt die vorwittwete Kurfürstin von Sachsen Marie Antonie, Tochter Kaiser Karls VII aus dem Hause Baiern. (Siehe oben S. 24 Note).

Mai.

A.

1. Mai 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci) an d'Alembert: "Da ich das Podagra nur in den Füßen habe, so habe ich es nicht in dem Kopfe, mithin werde ich dadurch nicht gehindert, mein lieber d'Alembert, noch etwas von meiner ehemaligen Fröhlichkeit zu behalten. Ich mag lieber Demotrit's Beispiele folgen, als ewig mit dem Heraklit über Unglücksfälle wimmern, die sich nicht ändern lassen. etc. Mit allen Documenten ausgerüstet, die Sie mir übersandt haben, beginne ich jetzt in Berlin die merkwürdige Unterhandlung wegen Voltaire's Seellenamt; und ob ich gleich keinen Begriff von einer unsterblichen Seele habe, so wird man doch für die seinige eine Messe lesen. etc. Was Voltaire's Brustbild trifft, so bitte ich, dessen Absendung bis zum September aufzuschieben, wo alles püntklich, bezahlt werden soll. etc."

?? Mai 1780

Der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.

5. Mai 1780

König in Charlottenburg mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen.

6. Mai 1780

Nach Berlin, wo er im Thiergarten über einige Regimenter<231> Specialrevue hält, alsdann die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurück geht.

7. Mai 1780

Wieder nach Berlin, um im Thiergarten über die übrigen Regimenter Revue zu halten, dann nach Potsdam.

9. Mai 1780

Der König ernennt den Italienischen Marquis Lucchesini zu seinem Kammerherrn.

10. Mai 1780

Der König speist Mittags bei dem Prinzen von Preußen (in Potsdam). Nachmittags fand die Taufe der am 1. Mai dem Prinzen von Preußen gebornen Prinzessin Statt. Die Taufzeugen waren: der König, die Königin, welche jedoch nicht gegenwärtig war, der Kurfürst und die Kurfürstin von Sachsen (abwesend), die Erbprinzessin von Hessen-Darmstadt und der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen. Die neugeborne Prinzessin erhielt die Namen: Friederike Christine Auguste (es ist die nachherige, vor Kurzem verstorb. Kurfürstin v. Hessen).

17. Mai 1780

18. Mai 1780

Der König hält Revue bei Potsdam, wozu Truppen aus Brandenburg und Treuenbrietzen angekommen waren.

18. Mai 1780

Der König an den General von Zieten :

"Mein lieber General von Zieten. Mir wird es zwar alle Zeit Vergnügen machen, einen in Meinen Diensten sich so sehr hervorgethanen General noch in seinem hohen Alter bei der bevorstehenden dortigen Revue an der Spitze des ihm anvertrauten Regiments zu sehn, und Ich bin es daher sehr wohl zufrieden, daß Ihr ohne Tiegerdecke und Adlerflügel, bloß in Eurem Pelz erscheint. Sollte es aber gar zu kalt sein, so beschwöre Ich Euch, Eure Gesundheit ja zu schonen, und lieber gar nicht auf den Revueplatz zu kommen, damit Ihr Euch nicht, durch Euren allzugroßen Diensteifer, unnöthi ger Weise eine Unpäßlichkeit zuzieht, oder Euch Schaden thun möget. Wenn man so lange als Ihr mit Ruhm gedient hat, alsdann kann man, in dergleichen Vorfällen, sich ohne alles Bedenken der Vorrechte eines Veterans bei den Römern bedienen. Dies ist der Rath Eures beständig wohlaffectionir, ten Königs. Friedrich."

<232>

19. Mai 1780

In Spandau, wo er über das Regiment des Prinzen Heinrich und das aus Ruppin angekommene Regiment des Prinzen Ferdinand Specialrcvue hält; dann in Charlottenburg.

20. Mai 1780 bis 23. Mai 1780

Der König in Berlin bei den großen Manövres; dann nach Potsdam.

25. Mai 1780

Nach Magdeburg zur Revue.

29. Mai 1780

Rückkunft in Potsdam.

31. Mai 1780

Nach Cüstrin, Stargard und Graudenz zur Revue mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen. etc.

B.

21. Mai 1780

Starb zu Hohen-Carzig der Geh.-Finanzrath Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhof, 37 Jahr alt.

30. Mai 1780

"Wurde in der katholischen Kirche zu Berlin für die Seelenruhe des verstorbenen Herrn Franziskus Maria Arouet von Voltaire, weyland Er. Allerchristlichsten Majestät Kammerjunkers, der Königl. Preuß. Akademie d. W. und schönen Künste, ingl. der Französischen Akademie Mitgliede, Herrn von Fernay, Tournay, Prepey und Chambesy im Landchen Gex, eine feyerliche Leichenmesse, mit anständiger Pracht gehalten etc. Die katholischen Mitglieder der hiesigen Königl. Akademie d. W. haben diese Messe veranlaßt, und der hiesige Herr Pfarrer hat um so weniger Bedenken getragen, darein zu willigen, da sie ungezweifelte (sic) Beweise beigebracht, daß der Herr von Voltaire kurz vor seinem Ende ein Christkatholisches Glaubensbekenntniß abgelegt, ordentlich gebeichtet, seinen christlichen Nebenmenschen durch Almosen und andere gute Werke ein Beispiel gegeben, und nach seinem Ableben in der Abtei Sciellieres nach den Gebräuchen der katholischen Kirche beerdigt worden. etc." (Berliner Zeitung, 1780, Nr. 66). Dieser Aufsaft ist auf des Königs Befehl von Thiébault verfaßt. Vergleiche des Königs Brief an d'Alembert: vom 1. Mai.

<233>

Juni.

A.

9. Juni 1780

Der König in Graudenz.

14. Juni 1780

Der König kommt mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen von Graudenz in Potsdam (Sanssouci) an.

16. Juni 1780

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

23. Juni 1780

Der König an d'Alembert :

"Von einem Augenblick zum andern glaubten wir, Sie ankommen zu sehen, als ich Ihren Brief erhielt. Zwar hat er mir viel Vergnügen gemacht, allein Sie in Person zu sehen, hat er nicht ersetzt. Doch die Gründe, die Ihre Reise verhindert haben, sind so entscheidend, daß ich genöthigt bin, denselben beizupflichten. Durch welches böse Schicksal schleicht sich denn der Stein in die Nieren eines Philosophen? etc. Ich habe vergessen, Ihnen wegen Voltaire's Brustbild zu antworten. Lassen Sie uns sein Vaterland nicht beschimpfen, und ihm eine Kleidung geben, die ihn unkenntlich machen würde. Voltaire dachte als Grieche, aber er war Franzose. Wir wollen unsere Zeitgenossen nicht dadurch entehren, daß wir ihnen die Livree einer Nation geben, die jetzt verächtlich und unter die Tyrannei der Türken, ihrer Sieger, herabgesunken ist. etc."

Juli.

A.

Juli 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci).

4. Juli 1780

Kabinetsordre an das Justiz-Ministerium, darin der König sich gegen alle Machtsprüche erklärt. (Hymmen, Beiträge zur Juristischen Litteratur VII. 130, und Gesetzbuch Thl. I. Einleitung §. 6 und Tit. IX. §. 529).

9. Juli 1780

oder 10ten. Der Oestreichische General-Feldmarschall, Fürst de Ligne 233-+, dessen Sohn, Prinz Karl, und der Abbé<234> de l'Isle 234-+ nach Potsdam zum König. (Die Berliner Zeitung erwähnt auch noch eines Französischen Obersten de Lille, was aber wohl eine Verwechselung mit dem Abbé ist).

Die höchst interessanten Unterhaltungen des Fürsten mit dem König, welche hier Statt hatten, sein Urtheil, seine Bemerkungen etc. findet man in der schon oben (Septbr. 1770) angeführten Schrift: Meomoires etc. und in Nicolai's Anekdoten, Heft 2, S. 101, im Auszug und mit erläuternden Anmerkungen.

Als unter Andern der Fürst dem König etwas Verbindliches sagte, antwortete dieser:,, Sie sehen nur meine schöne Seite; fragen Sie aber nur die Herren Generale nach meinem Eigensinn und meinen Launen, so werden Sie ein anderes Lied anstimmen."

Der Fürst blieb bis den 16ten in Potsdam.

General von Buddenbrock und Herzog Ferdinand von Braunschweig in Potsdam.

B.

4. Juli 1780

Stirbt der Prinz Karl von Lothringen, Schwager der Kaiserin Maria Theresia. Er commandirte im siebenjährigen Kriege die Oestreichische Hauptarmee.

14. Juli 1780

Wurde der Grundstein zu dem sogenannten Französischen Thurm auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin gelegt.

August.

A.

1. August 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci) an d'Alembert: "In Ihrem Brief herrscht ein Ton der Traurigkeit, der<235> nur Kummer gemacht bat; wie es scheint, haben Sie Sich eben so sehr über Ihr Temperament, als über das Glück zu beklagen. Wir sind ja Greise, nahe am Ziele unserer Laufbahn, wir müssen suchen, sie froh zu endigen. Waren wir unsterblich, so würde es uns erlaubt sein, über Unfälle zu trauern; jetzt aber ist unser Lebensfaden zu kurz, als daß es uns ziemen könnte, uns an Dinge zu hängen, die unsern Augen bald auf immer entschwinden werden. Sie sagen, mein lieber Anaxagoras, daß Sie von der inneren Kraft verloren haben, welche Sie im Jahr 1763 besaßen; das habe auch ich gethan, und das ist das Schicksal aller alten Leute. Ich verliere mein Namengedächtniß; die Lebhaftigkeit meines Geistes nimmt ab, meine Füße sind in schlechtem Zustand; meine Augen werden blöde; ich habe Verdruß, so gut wie alle andere Menschen, aber diese ganze Litanei von Schwachheiten und Unannehmlichkeiten hält mich nicht ab, froh zu sein, und meine Miene soll noch lächeln, wenn man mich begräbt. Suchen Sie Alles fortzuschaffen, was die Ruhe Ihres Lebens stören kann. Bedenken Sie, daß dieses Leben selbst ein bloßer Traum ist, von dem nichts übrig bleibt, wenn es aufhört. Mit Schmerzen merke ich, daß ich auf das Vergnügen, Sie wieder zu sehen, Verzicht thun muß, und daß unsere Unterhaltungen sich darauf einschränken werden, Schwarz auf Weiß zu bringen, doch auch das ist noch besser als gar nichts. etc. Ich habe einen Herrn de l'Isle, der mit dem Fürsten de Ligne nach Rußland geht, beim Durchreisen gesehen; er hat mir viel von Voltaire gesprochen, dem er in articoulo mortis, wie er sagt, beigestanden. Lieber wäre mir gewesen, wenn er ihn hätte wieder lebendig machen können. Ich habe schon einmal gesagt, und ich fürchte, ich hatte Recht: "Voltaire's Grab wird das Grab der schönen Wissenschaften sein. Er beschloß das schöne Jahrhundert Ludwig's XlV. Wir treten jetzt in das Jahrhundert der<236> Pliniusse, der Seneca und der Ouintiliane. Man verläßt die Welt in Zeiten des Mangels mit weniger Bedauern, als zur Zeit des Ueberflusses; aus diesem Grunde müssen unsere letzten Augenblicke minder unangenehm sein, weil wir nicht mehr an das gefesselt sind, wovon wir uns trennen müssen. Folgen Sie also meinem Rathe, mein lieber Anaxagoras : umkränzen Sie Ihre Stirn mit Rosen, suchen Sie Sich zu erfreuen, und überlassen Sie Sich Ihrem Schicksal. Möge es glücklich sein, so wie Ihre Gesundheit dauerhaft. etc."

7. August 1780

Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler von Carmer : Wegen Abstellung der Verleitung des gemeinen Mannes zum unnützen Prozessiren durch gewinnsüchtige Winkeladvokaten und böse Menschen.

15. August 1780

Der König mit seinem gewöhnlichen Gefolge und dem General-Major de l'homme de Courbiere nach Schlesien zur Revue.

26. August 1780

Von Neisse in Breslau angekommen.

27. August 1780

28. August 1780

Der König hält bei Breslau über die Truppen Specialrevue.

29. August 1780

Nach dem Hauptquartier Arnoldsmühle.

?? August 1780

In Potsdam waren der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Russische General Graf von Soltikof.

B.

6. August 1780

Der Prinz von Preußen reis't nach Petersburg; ihn begleiten der Graf von Görtz, Graf von Nostitz und der Major von Wittinghof.

16. August 1780

Publikandum, wegen Bestrafung derjenigen, welche den Bauer und gemeinen Mann zum unnützen Prozessiren verleiten.

September.

A.

1. September 1780

2. September 1780

Der König in Arnoldsmühle bei Breslau bei den Kriegsübungen, nach deren Beendigung Rückreise nach Potsdam.

<237>

3. September 1780

Ankunft des Königs in Potsdam (Sanssouci) mit dem General-Major von Courbiere etc.

4. September 1780

Der König mit dem General-Major von Courbiere nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und besieht das neue Bibliothekgebäude.

12. September 1780

Früh nach dem Wedding zum Artillerie-Manövre dann nach Potsdam.

17. September 1780

Der regierende Herzog Ferdinand von Braunschweig und der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen der General von Ramin zum König nach Potsdam.

21. September 1780 bis 23. September 1780

Der König bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

27. September 1780

Die Prinzessin Amalie, die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Philippine, Schwester des Königs), die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschwcig nach Potsdam zum König, bis 3ten Oktbr.

30. September 1780

Der Minister von Finkenstein beim König.

30. September 1780

Kabinetsordre des Königs an den Geh.-Rath Tarrach. Hinsichtlich der bis ins kleinste Detail gehenden Kenntnisse des Königs in Fabriksachen ist sie eben so merkwürdig, wie jene vom 21. Dezbr. 1779. Zugleich ersieht man daraus, mit welcher Umsicht der König bei Errichtung und Unterstützung neuer Fabriken und Manufacturen verfuhr. (Sie ist mitge theilt in unseren Beiträgen II. 159, Nr. 55 u. S. 175 Nr. 77).

Oktober.

A.

2. Oktober 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci) an d'Alembert :

- etc. - "Wir sind beide alt; lassen Sie uns damit zufrieden sein, den Glanz eines Jahrhunderts, welches dem menschlichen Verstand zur Ehre gereicht, gesehen, und Sie, etwas dazu beigetragen zu haben. Auf die schönen Tage Roms, in welchen Cicero, Virgil, Horaz blüheten, folgten die Zeiten eines Sencca und eines Plinius, und auf diese Barbarei. Nach der Herabwürdigung des menschlichen Ver<238>standes kehrten die Zeiten des Wiederauflebens der Wissenschaften zurück. Wir wollen der Veränderlichkeit ihre Herrschaft lassen, und den Himmel segnen, daß er uns noch zu guten Zeit in die Welt kommen lies, wo unsere Lebenszeit mit ausgebildeten Talenten und Genies zusammentraf. Was die Priester betrifft, die sind nicht zu bessern. etc."

17. Oktober 1780

Die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Schwester des Königs) auf ihrer Durchreise - von Berlin nach Braunschweig - speist bei dem König in Potsdam.

?? Oktober 1780

Prinz Friedrich von Braunschweig und Minister von Heinitz in Potsdam.

November.

A.

2. November 1780

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

4. November 1780

Der Prinz von Preußen kommt aus Petersburg nach Potsdam zurück, wo er von dem König sehr freundlich empfangen wird 238-+. Der Minister von Herzberg nach Potsdam zum König in Sanssouci (er blieb hier bis zum 9ten). Hier übergab ihm der König seine Schrift : de la Litterature allemande, des fauts qu'on peut lui reprocher; quelles sont les causes, et par quels moyens on peut les corriger, und trug ihm auf, sie drucken zu lassen und eine Deutsche Uebersetzung davon zu veranstalten. Die Schrift erschien bald nachher bei Decker in Berlin. Ins Deutsche wurde sie von Dohm übersetzt.

Da der Minister glaubte, daß der König in dieser seiner Schrift die Deutsche Sprache zu strenge beurtheile, so über<239>sandte er ihm am 8ten eine andere Übersetzung aus dem Tacitus. (Annales, Lib. 14, Cap. 53).

8. November 1780

Der König antwortete ihm auf der Stelle: "Das ist gutes Deutsch, und einer der besten Aufsätze, den ich bisher gesehen. Aber, verzeihen Sie meiner vielleicht zu strengen Kritik, das Wort : Beispiel gefällt mir nicht, es muß Exempel heißen. Ganz gewiß würden Leute von Ihrer Fähigkeit und Ihren Kenntnissen, wenn sie sich mit der Bildung der Deutschen Sprache beschäftigten, darin glücklich sein. Ich danke Ihnen indeß, das; Sie nur diese Arbeit haben mittheilen wollen."

9. November 1780

Der Minister, um dem König eine bessere Meinung von der Deutschen Sprache beizubringen, überschickte ihm die Erzählung: "Das Schöne" von von Nicolai 239-+." Der König schickte sie mit folgender Antwort zurück : "Das ist erträglicher, als was lch gestern gelesen habe, aber doch sind auf zwei Seiten auch zwei Fehler. Brennende Wangen können wohl bei einem Menschen Statt haben, der vor Zorn außer sich, oder von Wein berauscht ist, aber hier ist es ein falsches Beiwort; für einen Prinzen, der sich freuet, paßt es nicht. Ich bin zu aufrichtig, als daß ich solchen Fehlern Beifall geben könnte." Als der Minister von Herzberg nach Berlin zurück gekehrt war, schickte ihm der König die Abschrift von seiner Arbeit: de la Litterature etc. mit folgendem Schreiben:

10. November 1780

"Hier ist der Nest von meinem Auflage abgeschrieben. Ich habe keine Verbesserungen darin gemacht, und überlasse ihn nun Ihrer Prüfung; auch werden Sie gefälligst die Mühe übernehmen, ihn übersehen zu lassen. Ich wünsche, meine Zeitgenossen mögen nur gerechte Ursache geben, sie zu loben. Niemand wird geneigter sein, es zu thun, als ich. Gäbe es?<240> Viele, die Ihnen ähnlich wären; so läge mir der Stoff dazu ganz nahe, und ich versichere Sie, ich würde Allen Gerechtigkeit widerfahren lassen, und eben die Hochachtung für sie haben, wie für Ihre Person 240-+."

<241>

Ehe der Minister den Druck der Schrift besorgte, schrieb er am 12ten an den König und schlug ihm zwei kleine Aenderungen vor; die eine betraf das Wort: Karfunkel (es kommt

11. November 1780

Der König antwortet darauf Folgendes :

"Den Karfunkel bitte ich zu verschonen. Er muß stehen bleiben. Die Sache ist wahr, und im Jahr 1722 hat Jedermann sie herzlich belacht. Ich habe den schönen Brief in Wusterhausen gesehen und gelesen. Uebrigens können Sie mit meiner Mäßigung zufrieden sein. Ich habe Ihre Deutschen nur mit Rosen gegeißelt, und in<242> mehreren Stellen die Strenge der Kritik gemildert. Also danken Sie mir für meine Schonung und treiben Sie mich nicht aufs Aeußerste. Ich bin mit Achtung etc."

"N.S. Thomasius hat in Halle die Geschichte gelehrt. Ich weiß Personen, die bei ihm gehört haben. Ja, man hat mir sogar einige Abhandlungen von ihm gezeigt, die wirklich musterhaft waren. Sie betrafen das Recht, die Geschichte und die Philosophie; und alle diese Fächer verstand er ganz vorzüglich 242-+."

20. November 1780

Der König an d'Alembert :

"Schlachten haben viele Menschen gewonnen, Viele haben Provinzen erobert, aber Wenige haben ein so vollkommenes Werk, wie die Vorrede zur Encyclopädie 242-++ geschrieben. Es ist etwas sehr Seltenes, alle menschliche Kenntnisse gehörig zu würdigen, hingegen ein viel Gewöhnlicheres, Leute, die sich schon fürchten, in die Flucht zu schlagen; und daher glaube ich, daß, wenn man die Stimmen gegen einander abwägt, die Bemühungen der Philosophen den Vorzug vor den Arbeiten des Kriegers erhalten würden, wenn wir die Dinge von der Seite des Nützlichen betrachten. etc."

B.

29. November 1780

Stirbt die Kaiserin Maria Theresia, 63 Jahr alt.

Dezember.

A.

Dezember 1780

Der König in Potsdam.

23. Dezember 1780

Nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie.

26. Dezember 1780

Der König hat eine Unterredung mit Formey. (Souvenir d'un Citoyen I. 124).

31. Dezember 1780

Der König läßt all die Offiziere vor sich kommen, welche sich<243> in Berlin (von hiesigen und auswärtigen Garnisonen) unter der Direction des Hauptmanns von der Artillerie Tempel-Hof und des Ingenieur-Hauptmanns von Geyer in allen militairischen Wissenschaften üben.

Der König schenkt dem General von Ramin eine ansehnliche Summe Geld.

Der König besieht wie gewöhnlich die Wachtparaden.

B.

25. Dezember 1780

Anfang des Carnevals. Sonntag Mittags: Cour beim König, Abends bei der Königin; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; die sonst am Mittwoch gewöhnlichen Französischen Comödien fielen aus, da die Schauspieler, wie oben erwähnt, verabschiedet worden waren; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper.

Es ward die Oper Armide und das Singspiel: die uneinigen Brüder nach Graun's Composition gegeben.

Beilage zum Jahre 1780.

Es gehört unstreitig mit zu den wichtigsten Pflichten eines Regenten, für die Aufnahme der Gewerbe, für den Volksunterricht und für die Rechtspflege zu sorgen. Mit wie großer Thätigkeit und Einsicht der König stets, bis zum letzten Tag seines Lebens, diese Pflichten zu erfüllen sich bestrebt, ergiebt sich, in Betreff der Industrie, aus dem zweiten Theil unserer Beiträge etc., welcher hauptsächlich diesem Gegenstände gewidmet ist; die wichtige Kabinetsordre an den Minister von Zedlitz, den Schuluntericht betreffend, ist oben mitgetheilt, und wir dürfen nun um so weniger die umfassende Kabinetsordre an den Großkanzler von Carmer, welche des Königs Ideen über die Rechtspflege enthält, übergehen, da sie, indem sie sich nur in Mylii Corpus Const. Brand. March. und in einigen andern ähnlichen Schriften befindet, die im Allgemeinen nur Wenigen zugänglich sind, bei Weitem nicht so bekannt ist, wie sie es in mehr als einer Hinsicht verdient.

<244>

Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler von Carmer:

"Mein lieber Großkanzler von Carmer! Es kann Euch nicht unbekannt sein, daß Ich schon im Jahr 1746 und vorher, bei Verwaltung der Justiz, in Meinem Königreich und Staaten, den bemerkten Unordnungen und Mängeln abzuhelfen bekümmert gewesen, und besonders verordnet habe:

1) daß die Justiz-Kollegia auf einen beßren Fuß eingerichtet, mit geschickten und ehrlichen Männern besetzt,

2) daß die Prozeß-Ordnung von unnützen Formalitäten gereinigt, die Prozesse in einem Jahre zu Ende zu bringen möglich gemacht, und

3) die bisher noch zu sehr zerstreute unbestimmte und zweideutige Gesetze mit möglichster Precision und Deutlichkeit bestimmt und gesammlet werden sollen.

Was nun den ersten Artikel hiervon betrifft; so zweifele Ich gar nicht, daß durch die eingeführte bessere Subordination in denen Kollegien durch bestimmtere Ordnung in allen Geschäften, und besonders durch die Anweisung, nach welcher die sich der Justiz widmenden Kandidaten durch scharfe Examina geprüft, durch mehrere Jahre als Referendarien in denen Kollegiis zu aller Arbeit angeführt, und derselben Denkungsart und Konduite genau erforscht werden sollen, ein hinlängliches Genüge geschehen.

Allein diese der Sache so angemessene Verordnung würde fruchtlos sein, wenn nicht die Präsidenten und Obern eines jeden Kollegii zu genauester Befolgung dieser Vorschrift mit Ernst angehalten werden.

Es ist also Eure Sache, darauf zu sehen, daß Meine Willensmeinung hierin aller Orten aufs genaueste befolgt werde, und müßt Ihr zu solchem Ende von denen Präsidenten und Direktoren der Justiz-Kollegien eine zuverlässige unparteiische und genaue Konduiten-Liste von sämmtlichen Mitgliedern und Subalternen einfordern, auch bei denen Visitationen besonders auf diesen Punkt aufs genaueste inquiriren lassen. Denn es ist nicht genug, wenn ein Justiz-Bedienter sich vor groben Bestechungen hütet, sondern er muß auch in allen Handlungen seines Amtes ohne die geringste Paßion zu Werke gehn, und allen Schein einer Parteilichkeit vermeiden.

<245>

Ein Mensch von schlechten Sitten und ohne Moralität vergißt sehr leicht seine Pflichten, und es müssen dergleichen Leute durchaus nicht bei der Justiz geduldet werden. Auch muß Euch dergleichen unwürdiges Subjekt auszustoßen keine Rücksicht auf dessen sonstige Geschicklichkeit, Familie, und andre dergleichen Considerations, abhalten.

Wenn Ich Mich solchergestalt von der Rechtschaffenheit Meiner Justiz-Kollegien versichern kann, so werde Ich auch Meiner Seits ihnen alle Gerechtigkeit widerfahren lassen, und einen jeden nach Würden ehren und belohnen; dagegen aber kenne Ich keine Strafe, die zu hart sein sollte, Leute damit zu belegen, die ihre Pflichten so weit hintanzusetzen im Stande wären, daß sie ihr Amt, welches zu Beschützung der Unschuld und Aufrechthaltung der Gerechtigkeit bestimmt ist, zur Unterdrückung und Vernichtung derselben mißbrauchen sollten.

Was zweitens die Prozesse anlanget, so will Ich wohl glauben, daß die ehemals obgewalteten groben Mißbräuche gehoben worden; im Grunde ist aber dennoch, wie Ihr Mir eingestehen müßt, diese Prozeß-Ordnung noch eben das unschickliche Gewebe des geistlichen Rechts, über welches ganz Deutschland schon seit verschiedenen Jahrhunderten geklagt hat.

Es ist wider die Natur der Sache, daß die Parteien mit ihren Klagen und Beschwerden von dem Richter nicht selber gehört werden, sondern ihre Nothdurft durch gedungene Advokaten vorstellen sollen. Diesen Advokaten ist sehr daran gelegen, daß die Prozesse vervielfältiget und in die Länge gezogen werden; denn davon dependiret ihr Verdienst und ihr ganzes Wohl.

Selbst der redliche Mann unter ihnen, welcher mit Hintansetzung seines Interesse die Pflichten eines guten Bürgers zu erfüllen wünschte, darf als Kläger oder Beklagte nicht offenherzig zu Werke gehen, weil sein Gegner eine umständliche Erzählung des Facti dahin mißbrauchen könnte, ihm eine Menge Beweise auf den Hals zu schieben, und ihn dadurch in ein Labyrinth zu führen, aus welchem er sich ohne Gefahr oder Verlust seines Rechts kaum wieder herauswickeln würde.

Denn wenn der Richter die Akten nicht eher in die Hand bekommt, als bis die Advokaten durch ihre Schriftsätze das Faktum nach Wohl<246>gefallen verdreht und verdunkelt oder mangelhaft vorgetragen haben, so ist es sehr natürlich, daß der Urtelsfasser den rechten Gesichtspunkt verliert, folglich auf unadäquate Weise erkennet, und weil er auf dem eingeschlagnen irrigen Wege fortgehn muß, oft wider seine Ueberzeugung am Ende ein offenbar ungerechtes Urthel zu sprechen genöthigt ist.

Ich kann kaum glauben, daß jemalen einer der alten und vernünfttigen Gesetzgeber auf die Gedanken gerathen sein könne, eine dergleichen unnatürliche Prozeß-Ordnung statuiren zu wollen, und vermuthe vielmehr, daß die Barbarei späterer Zeiten und die Bequemlichkeit der Richter diese Mißgeburt veranlaßt haben.

In der Römischen Geschichte finde Ich nichts, so Mich ein andres vermuthen ließe. Die Richter bei den Römern mußten erst die Sache in facto selbst untersuchen, ehe die von den Partheyen bestellten Redner angehört und das Urthel gesprochen wurde, und wenn es wahr ist, daß auch die päbstlichen Gesetze ausdrücklich verordnen, daß der Richter das Faktum untersuchen und die Advokaten nur die Rechte der Partheyen defendiren sollen, so wird Meine obige Vermuthung zur Gewißheit.

Dem sei aber, wie ihm wolle, so ist es Mein ernstlicher Wille: daß der Richter künftig die Partheien mit ihrer Klage und Verantwortung selber hören, ihre Erzählungen und mitzubringende Beweisthümer gegen einander halten, und so den wahren Zusammenhang der Sache, welche zu dem Rechtsstreit Anlaß gegeben, eruiren; hiernach aber denenselben den Rechten und Billigkeit gemäße Vorschläge zum Vergleich machen solle.

Ich halte Mich versichert, daß schon dadurch, daß die Partheyen von der eigentlichen Lage der Sache unterrichtet werden, die allermehresten Prozesse sich durch Vergleich werden heben lassen.

Diejenigen Rechtshändel, welche auf diese Art nicht beigelegt werden können, sind wenigstens gegen alle Beweis-Erkenntnisse, welche bisher die allermehresten Weitläuftigkeiten verursacht haben, gesichert; und können sodann, so viel die Rechtsfragen betrifft, sehr leicht ferner zum Spruch instruirt werden.

Es ist Meine Meinung hierbei nicht, daß den Partheyen bei der<247>gleichen gerichtlichen Handlungen die Assistenz eines Rechts-Freundes versagt werde; vielmehr finde Ich es nöthig, sowohl dem Kläger als Beklagten, auch schon bei Untersuchung des Facti, seinen Advokaten zu dem Ende zu accordiren, damit derselbe den Richter, welcher vielleicht aus Nachlässigkeit, Mangel der Penetration oder wohl gar aus Partheylichkeit, der ihm obligenden Untersuchung keine Satisfaktion leisten möchte, seiner Pflicht erinnern, ihn in allem kontrolliren, die Rechts-Gründe der Parthey deduciren, und also für die Sicherheit seines Clienten auf alle Art Sorge tragen solle.

Damit aber diese neue Art von Advokaten nicht wieder auf die alten Irrwege gerathen möge, so muß die Sache so eingerichtet werden, daß solche bei dem Verzüge der Entscheidung und Vervielfältigung der Prozesse nicht interessiret sind, sondern einen ganz andern Gesichtspunkt zur Beförderung ihres Glückes und ihres Interesse erhalten.

Die Referendarien müssen nämlich bei Meiner neuen Einrichtung, hauptsächlich bei den Untersuchungen der Sachen in facto gebraucht, und den Räthen dabey zur Hülfe gegeben werden.

Diejenigen Referendarii, welche bei diesen Gelegenheiten die mehreste Geschicklichkeit und Penetration zeigen, werden zu fernerer Beförderung beybehalten, und aus diesen sollen die Advokaten, oder wie man sie füglicher nennen möchte, die Assistenz-Räthe; aus diesen aber in der Folge die würklichen Räthe der Landes-Kollegiorum gewählt werden.

Diese Assistenz-Räthe müssen eben sowohl, als die Räthe der Landes-Kollegiorum, auf fixirte Besoldungen gesetzt, und zu dem Ende ihre Defensions-Gebühren in einer gemeinschaftlichen Sportul-Kasse gesammlet werden.

Es kann wohl sein, daß nur sehr wenige der bisherigen Advokaten sich zu künftigen Räthen qualificiren, und also brodlos werden dürften. Ich werde aber die Verfügung treffen, daß, in so fern brauchbare und ehrliche Leute darunter sind, solche vorzüglich zu Magistrats-Bedienungen, Justiziariaten und andern dergleichen Aemtern wieder emploiret werden sollen. Ganz schlechte Leute verdienen keine Attention.

Was endlich die Gesetze selbst betrifft, so finde Ich es sehr un<248>schicklich, daß solche größtentheils in einer Sprache geschrieben sind, welche diejenigen nicht verstehen, denen sie doch zu ihrer Richtschnur dienen sollen. Eben so ungereimt ist es, wenn man in einem Staat, der doch seines unstreitigen Gesetzgeber hat, Gesetze duldet, die durch ihre Dunkelheit und Zweydeutigkeit zu weitlauftigen Disputen der Rechtsgelehrten Anlaß geben, oder wohl gar darüber: ob dergleichen Gesetz oder Gewohnheit jemals existirt oder eine Rechtskraft erlangt habe? weitläufige Prozesse veranlaßt werden müssen. Ihr müßt also vorzüglich dahin sehen, daß alle Gesetze für Unsere Staaten und Unterthanen in ihrer eigenen Sprache abgefaßt, genau bestimmt und vollständig gesammelt werden.

Da nun aber fast jede Unserer Provinzen ihre besondere Verfassung, Statuten und Gewohnheiten hat, welche sehr von einander unterschieden sind, so muß für jede derselben ein eigenes Gesetzbuch gesammelt und darin Alles eingetragen werden, wodurch sich die Rechte der einen Provinz von der andern unterscheiden.

Weilen aber dennoch dergleichen Provinzial-Statuta und Gewohnheiten sich nur auf gewisse Gegenstände einschränken, und keine allgemeine noch weniger aber vollständige Rechts-Regel enthalten, das Corpus juris vom Kaiser Justinian als das subsidiarische Gesetzbuch fast aller Europäischen Staaten von vielen Jahrhunderten her auch bey uns angenommen worden ist, so kann dieses auch künftig nicht ganz außer Acht gelassen werden. Inzwischen ist bekannt, daß dieses Römische Gesetzbuch größtentheils nur eine Sammlung der Meinungen und Entscheidungen der Rechtsgelehrten einzelner Fälle enthält; sich vielfältig auf die alten und jetzt gar nicht mehr passenden Römischen Verfassungen und Formalitäten bezieht, auch mit vielen Widersprüchen angefüllt ist. Es muß also nur das Wesentliche mit dem Natur-Gesetz und der heutigen Verfassung übereinstimmende aus demselben abstrahirt; das Unnütze weggelassen; Meine eigene Landes-Gesetze am gehörigen Orte eingeschaltet, und solchergestalt ein subsidiarisches Gesetz-Buch, zu welchem der Richter beym Mangel der Provinzial-Gesetze recurriren, angefertigt werden.

Ueberhaupt aber muß Ich hiebei bemerken, daß, wie es Mir<249> scheint, die Römischen Gesetzgeber, welche eben nicht sparsam in den Bestimmungen streitiger Rechtsfragen gewesen, gleichwohl ihr Augenmerk nicht alle Mal genau genung darauf gerichtet haben, was den Zweifeln in Rechtsfällen vorzubeugen und Prozesse zu verhüten dienlich sein könnte.

So ist z. E. bekannt, wie unendlich viele Prozesse aus den Handlungen und Kontrakten über unbewegliche Güter entstehn, weil die Leute dabey sich übereilen, und nicht deutlich und bestimmt genug ausdrücken. Alle dergleichen Prozesse würden vermieden werden, wenn alle Kontrakte über unbewegliche Güter in Gegenwart der Gerichte geschlossen, und von diesen darauf gesehen würde, daß keiner den andern überliste und unbillig vervortheile; der Kontrakt selber aber zu mehrerer Bestätigung desselben Inhalts von dem Richter mit unterschrieben würde.

Denn da die Prozesse allemal zu den Uebeln in der Societät gerechnet werden müssen, welche das Wohl der Bürger vermindern, so ist dasjenige ohnstreitig das beste Gesetz, welches den Prozessen selber vorbeugt.

Wenn Ich, wie nicht zu zweifeln ist, Meinen Endzweck in Verbesserung der Gesetze und der Prozeß-Ordnung erlange, so werden freylich viele Rechtsgelehrten bey der Simplifikation dieser Sache ihr geheimnißvolles Ansehn verlieren, um ihren ganzen Subtilitäten-Kram gebracht, und das ganze Corps der bisherigen Advokaten unnütze werden. Allein Ich werde dagegen Meine getreuen Unterthanen von einer nicht geringen Last befreien, und desto mehr geschickte Kaufleute, Fabrikanten und Künstler gewärtigen können, von welchen sich der Staat mehr Nutzen zu versprechen hat.

Wie nun die Ausführung einer so wichtigen Sache nicht das Werk eines einzelnen Mannes ist, so müßt Ihr die geschicktesten und redlichsten Leute, welche Ihr ausforschen könnt, aufsuchen; die verschiedne Arten der Ausarbeitungen unter sie vertheilen, sie sodann in ein Kollegium zusammen ziehn; und alles mit gemeinschaftlichem Rath reguliren.

Dergleichen Gesetz-Commission muß auch künftig beibehalten werden, damit bei etwa sich ereignenden Mängeln, Undeutlichkeit, oder<250> Fehlern der Gesetze, solche auf eine gründliche Art verbessert, supplirt oder interpretirt werden können.

Dagegen aber werde Ich nicht gestatten, daß irgend ein Richter, Kollegium oder Etats, Minister die Gesetze zu interpretiren, auszudehnen, oder einzuschenken, viel weniger neue Gesetze zu geben, sich einfallen lasse; sondern es muß, wenn sich in der Folge Zweifel oder Mangel an den Gesetzen oder in der Prozeß, Ordnung finden, der Gesetze Kommission davon Nachricht gegeben; von dieser die Sache, mit Rücksicht auf den Sinn und Absicht der übrigen Gesetze, unter Eurem Vorsitz, genau in Erwägung gezogen; und wenn eine wirkliche Veränderung oder Zusatz nöthig wäre, Mir gutachtlicher Bericht darüber erstattet werden.

Ich überlasse Euch also, der Sache ferner nachzudenken, und das Erforderliche zu Ausführung derselben zu veranstalten; und verspreche dagegen, Euch wider alle Kabalen und Widersetzlichkeiten auf das nachdrücklichste zu schützen; Als Euer wohl affektionirter König.

Potsdam, den 14. April 1780.
Friedrich.

An den Groß-Kanzler
von Carmer."

Januar 1781.

A.

Januar 1781

Der König in Berlin.

?? Januar 1781

Der König an d'Alembert: "Der größte Vortheil, der sich von der Philosophie erwarten läßt, besteht, wie ich glaube, darin: uns das Leben erträglich zu machen; nichts aber macht unser Dasein angenehmer, als eine gewisse Seelenruhe, welche die trüben und beunruhigenden Vorstellungen und Sorgen aus dem Gemüthe verscheucht. Ich würde mir etwas darauf einbilden, wenn ich mich überreden könnte, daß ein Unwissender, wie ich, in<251> die Seele eines großen Philosophen, in die Seele unsers neuen Anaxagoras, hätte Heiterkeit zu bringen vermocht, ich finde es aber wahrscheinlicher, daß sich dieser große Philosoph aus eigener Kraft bestimmt hat, jenen anständigen Frohsinn wieder anzunehmen, der dem Nationalcharakter der Franzosen eigen ist. Ich meiner Seits grenze schon an den Zustand der Apathie, wohin das Alter die betagten Schwätzer führt; ich sehe, ohne mich zu beunruhigen, wegsterben und geboren werden, an wen die Reihe kommt, daß er in die Welt tritt, oder hinausgeht.

Indeß habe ich dennoch den Tod der Kaiserin Königin (Maria Theresia) bedauert; sie hat dem Thron und ihrem Geschlechte Ehre gemacht; ich habe mit ihr Krieg geführt, aber nie war ich ihr Feind. Was den Kaiser, den Sohn dieser großen Frau, betrifft, so kenne ich ihn persönlich; er schien mir viel zu aufgeklärt, als daß er übereilte Schritte unternehmen sollte; ich schätze ihn hoch und fürchte ihn nicht. etc.

Um Ihnen einen Beweis meiner Ruhe zu geben, schicke ich Ihnen hier eine kleine Broschüre 251-+, welche darauf abzielt, die Mängel der Deutschen Litteratur zu bemerken, und die Mittel zu ihrer Vervollkommnung anzuzeigen. Der Oberst Grimm, der ein Deutscher ist, wird Ihnen Auskunft über diese Sprache geben, die Sie nicht gelernt haben, und die zu lernen bis jetzt nicht der Mühe verlohnte, denn eine Sprache verdient nur in Rücksicht der guten Schriftsteller, welche ihr Glanz verschaffen, studirt zu werden, und hieran fehlt es uns gänzlich. Vielleicht aber werden sie erscheinen, wenn ich in den eliseischen Feldern lustwandle, wo ich dem Mantuanischen Schwan 251-++ die Idyllen eines Deutschen, Na mens Geßner, und Gellert's Fabeln überreichen will.<252> Sie werden über die Mühe spotten, die ich mir gegeben habe, eine Nation, die bisher nichts verstand, als essen, trinken, die Liebe Pflegen und sich schlagen, einige Begriffe von Geschmack und Attischem Salze beizubringen. Indeß, man will doch gern nützlich sein, und oft keimt ein Wort, welches man in einen fruchtbaren Boden säet, und bringt Früchte über alle Erwartung hervor. etc."

8. Januar 1781

Der König stattet der Prinzessin Amalie einen Besuch ab.

12. Januar 1781

Kabinetsordre des Königs an die Berliner Kaufleute 252-+: "Der augenscheinlich überhand nehmende Gebrauch des Kafee, so wie die damit immer mehr um sich greiffende Contrebande mit demselben, sind die einzigen Ursachen, welche Se. Königl. Maj. bewegen, die unter Händen seiende Anstalt zu treffen.

Höchstdero einzige Absicht ist diese: daß nicht alle Maurer, Mägde und dergleichen von ihrer Hände Arbeit sich nährende Personen Kaffee trinken sollen. Und da solches dem wahren Besten der Unterthanen angemessen ist, so können Höchstdieselben um so weniger davon abgehen und auf die dagegen unter dem 10ten eingereichte Vorstellung der hiesigen Material-Händler Rücksicht nehmen. etc."

14. Januar 1781

Der König an Ebendieselben: "Aus der anderweiten Vorstellung der hiesigen Materialhändler vom gestrigen Dato, wegen der bevorstehenden Veränderung des Kaffeehandels, ergiebt sich, daß dieselben die landesväterliche Absicht Sr. Königl. Maj. hierunter in ihrem ganzen Umfang nicht erkennen, daher wollen Höchstdieselben ihnen solches hiermit näher bekanntmachen. Zu dem Ende muß gedachte Material-Handlung wissen, daß eines Theils blos für Kaffee, wenigstens jährlich 700000 Thlr. aus dem Lande gehen, und dagegen die Bierbrauerei, welche blos eigene Landesproducte consumirt, zum größten und unwiederbringlichen<253> Verlust des Adels, des Bürgers und des Landmanns, abscheulich herunter und ihrem Ruine nahe gekommen ist. etc."

18. Januar 1781

Kabinetsordre des Königs an den Kaufmann Apitsch als Deputirten der (vier) Gemeinen der Dreifaltigkeits-, Jerusalems, Gertraud- und Kölnischen Vorstadt-Kirche (jetzigen Louisenstädtschen-Kirche) in Berlin: "Se. Königl. Maj. von Preußen etc. kennen den großen Werth einer vernünftigen Toleranz in Religionssachen zu genau, um auf die von den hiesigen vier Gemeinen unter dem 14ten d. angegebene Neuerung Rücksicht zu nehmen 253-+, noch weniger dagegen zu verordnen. Höchstdieselben haben es Sich vielmehr aus völliger Ueberzeugung, daß es die Pflicht eines jeden guten Landesvaters ist, zum unveränderlichen Gesetz gemacht, jedem Dero Unterthanen völlige Freiheit zu lassen, zu glauben und seinen Gottesdienst zu verrichten wie er will; nur daß seine Lehrsätze und Religionsübungen weder der Ruhe des Staats, noch den guten Sitten nachtheilig sein müssen.

Höchstdieselben wollen dahero auch, daß in den Kirchen kein Zwang in Ansehung des Katechismus noch des Gesangbuchs herrschen, sondern jede Gemeine hierunter ganz freie Hände haben und behalten soll. Vermuthlich ist der neue Katechismus, so wie das neue Gesangbuch verständlicher und vernünftiger, und dem wahren Gottesdienste angemessener, weil so viele andere Gemeinen, bei welchen in allgemeinem Ruf stehende Männer sich befinden, solchen den Vorzug eingeräumt haben. Gedachte vier Gemeinen haben dahero dabei sich gänzlich zu beruhigen; indem, wie bereits gedacht, ihnen so<254>wohl als jedem ihrer Mitunterthanen ganz frei steht, zu glauben und zu singen was er will."

(Eigenhändiger Zusatz des Königs). "Ein jeder kann bei mir glauben was er will, wenn er nur ehrlich ist. Was die Gesangbücher angehet, so stehet es einem jeden frei zu singen: Nun ruhen alle Wälder, oder dergleichen dummes und thörigtes Zeug 254-+; aber die Priester müssen die Toleranz nicht vergessen, denn ihnen wird keine Verfolgung gestattet werden."

20. Januar 1781

Instruction des Königs für die Feldlazarethe.

20. Januar 1781

Der König stattet bei der Prinzessin Amalie einen Besuch ab.

21. Januar 1781

Der König an den Magister und Conrector Moritz: "Malten alle Deutsche Dichter wie Ihr, in Euren Mir zugefertigten Gedichten 254-++, mit so viel Geschmack, und herrschte in ihren Schriften eben der Verstand und Geist, welcher aus den beigelegten zwei kleinen Briefsammlungen hervorblickt; so würde Ich bald meine landesväterlichen Wünsche erfüllt, und die Deutschen Schriftsteller an Würde und Glanz den aus<255>wärtigen den Rang streitig machen sehen. Eure drei Schriften eröffnen Mir dazu eine neue angenehme Aussicht. Sie haben Meinen völligen Beifall, und Ich ermuntere Euch zu fernern Vervollkommnung der vaterländischen Sprache als Euer gnädiger König."

23. Januar 1781

Der König nach Potsdam.

24. Januar 1781

Das Geburtsfest des Königs wird bei der Königin in Berlin gefeiert.

?? Januar 1781

Der König an den Minister von Herzberg :

"Ich vertraue Ihnen hier einige Betrachtungen über die Regierung an; sie sind in meinem Hause gedruckt worden, nicht für das Publikum geschrieben, und werden in Ihren Händen bleiben. Ich bin etc."

(S. oben unter d. 13. Aug., 5. Septbr. und 5. Oktbr. 1777 die Briefe an Voltaire und d'Alembert).

Der König schenkt dem General von Möllendorf und dem Ober-Stallmeister von Schwerin jedem ein Porzellan-Tafelservice.

Für die Armen der Stadt läßt der König wie alljährlich wieder eine beträchtliche Summe auszahlen. In Potsdam waren : der Prinz Friedrich von Braunschweig, die Generale von Wartenberg und von Holzendorf und der Prinz von Hohenlohe.

B.

1. Januar 1781

Anfang der Anwendung der neuen Prozeßordnung (die unter dem Titel : Corpus juris Friederciani, erstes Buch, erschien) bei den Landes-Justiz-Collegien in allen nach dem 1. Januar einkommenden Sacken.

21. Januar 1781

Deklaration wegen Errichtung der königl. Kaffee-Brennerei und wegen Verkauf des gebrannten Kaffees.

Februar.

A.

Februar 1781

Der König in Potsdam.

<256>

12. Februar 1781

War der berühmte Gelehrte Johannes Müller beim König 256-+.

24. Februar 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Sie nehmen so gern Antheil an meiner Gesundheit, aber während Sie mir zu dem Genuß derselben Glück wünschen, fand mich Ihr Brief im dritten Anfall des Podagras, den ich seit meiner Zurückkunft von Berlin habe. Mit solchen Liebesbezeugungen begünstigt das Alter die Greise. Ich tröste mich mit dem Abbé Chaulieu und mit allen Podagristen des alten und neuen Testaments. Beim Schreiben ist es etwas lästig, allein man gewöhnt sich an Alles, und ich sage mit dem Posidonius: O Podagra! du sollst mich nicht hindern, dem weisen Anaxagoras zu schreiben.

Ihr Herr Mayer 256-++ ist hier gewesen. Ich bekenne Ihnen, daß ich ihn sehr fürs Kleine fand; er hat Untersuchungen über die Cimbrer und Teutonen angestellt, für die ich ihm keinen Dank weiß. Auch hat er einen Abriß der Universalgeschichte geschrieben, in welcher er sorgfältig wiederholt, was Andere besser als er gesagt und geschrieben haben, etc."

März.

A.

März 1781

Der König in Potsdam.

<257>

12. März 1781

Kabinetsschreiben des Königs an die Kauftnannsältesten zu Hirschberg: "Se. Königl. Maj. etc. nehmen zwar an der von den Kaufmannsältesten Hänisch und Hoffmann zu Hirschberg unterm 1sten etc. nachgewiesenen Erschütterungen des Schlesischen Gebürgshandels einen so lebhaften Landesväterlichen Antheil, daß Höchstdieselben fernerhin zu dessen Wiederaufhelfung und Befestigung Sich verwenden werden. Krieg und Frieden zwischen auswärtigen Mächten aber zu schließen, übersteigt Dero Kräfte, und Höchstdieselben müssen solches einer höhern Hand, welche die Schicksale der Staaten bestimmt und anordnet, allein überlassen. etc.

Potsdam, den 12. März 1781.
Friedrich."

27. März 1781

Kabinetsordre des Königs an den Doctor Bloch 257-+: "Se. Königl. Maj. von Preußen etc. lassen dem Doctor Bloch auf seine allerunterthänigste Anzeige vom 25sten d., und in Ansehung des darin gethanen Antrags hierdurch zu erkennen geben, daß es nicht nöthig ist, von den Kammern eine Liste von den Fischen zu erfodern; denn das wissen sie schon allerwegs, was es hier im Lande für Fische giebt, ausgenommen im Glatzischen, da ist eine Art, die man Kaulen nennt, oder wie sie sonst heissen, die hat man weiter nicht; sonsten aber sind hier durchgehends einerlei Fische, die man alle weiß und kennt. Und darum ein Buch davon zu machen, würde unnöthig sein, denn kein Mensch wird solches kaufen. Die zugleich mit eingereichten Kupferabdrücke erfolgen hierbei zurück."

<258>

B.

20. April 1781

Die Minister Michaelis und von der Horst beim König.

April.

A.

April 1781

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

13. April 1781

Der König an d'Alembert: "Die Natur wollte, daß uns die Gesundheit und die Hoffnung bei unserm Eintritt in die Welt begleiten, um uns in Absicht der Uebel zu täuschen, die uns erwarten; da aber dieselbe Natur befürchtet, wir möchten an dies verwünschte Leben zu sehr gefesselt sein, so sendet sie uns aus übertriebener Vorsorge Krankheiten und Schwachheiten zu, damit wir demselben mit weniger Kummer entsagen. Wir gehören beide zu dieser letzten Klasse; alle Tage leiden wir Verlust, und wir schicken unser schweres Gepäck voraus, mit der Ueberzeugung, selbst in Kurzem nachzufolgen. etc.

Wir haben hier eine kleine Unruhe in der Kirche über einen Gegenstand von der äußersten Wichtigkeit gehabt. Die Protestanten, wie Sie wissen, glauben, daß die Gottheit ihren Gesang liebe. Nun hat, ich weiß nicht welcher Deutsche Dichter, in diesen schönen Gesängen einen Haufen Ungereimtheiten anzutreffen gemeint und neue verfertigt, die nach seiner Meinung des höchsten Wesens würdiger wären. Dies hat eine Spaltung in der Kirche verursacht; ein Theil hält es mit den alten Gesängen, der andere mit den neuen. Das Volk schrie über Ketzerei, ohne zu wissen, warum; die Priester waren eifersüchtig auf einander und wollten sich schon in den Bann thun; die Buchhändler mischten sich mit in den Hader; einige hatten ganze Ausgaben von den neuen Gesängen, die sie verkaufen wollten, andere hatten ihren Laden noch ganz voll von den alten, die sie nicht hätten an den Mann bringen können, wenn die neue Mode den Vorzug erhalten hätte. In dieser Verwirrung des Streits brachte jeder Theil bei mir<259> seine Klage an, und als unpartheiischer Richter entschied ich: daß ein jeder Gott loben könne, wie er es am Schicklichsten finde. Und so ist der Frieden in der Kirche wieder hergestellt. etc."

B.

12. April 1781

Wird die Statue des Generals von Seydlitz von Tassaert auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufgestellt.

26. April 1781

Wird mittelst Patent die neue Prozeß-Ordnung (erstes Buch des Corporis jr. Frieder.) in den gesammten Preußischen Staaten, als ein allgemeines Landesgesetz, mit Aufhebung aller älteren Prozeß-Formen etc. vorgeschrieben.

30. April 1781

Verordnung wegen der Schifffahrt und des Seehandels während des jetzigen (Nordamerikanischen Befreiungs-) Krieges.

?? April 1781

Der Fürst-Bischof von Ermeland beim König. Er reiste den 18ten nach Heilsberg ab.

Mai.

A.

1. Mai 1781

Der König von Potsdam nach Charlottenburg.

2. Mai 1781

Nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue halt, dann die Prinzessin Amalie besucht, die auf dem Wilhelmsplatz vor Kurzem errichtete Statue des Generals von Seydlitz in Augenschein nimmt, und nach Charlottenburg zurück kehrt.

3. Mai 1781

Nach dem Berliner Thiergarten, zur Specialrevue über die übrigen Regimenter, dann nach Potsdam.

17. Mai 1781

18. Mai 1781

Hält bei Potsdam Specialrevue über die Truppen.

19. Mai 1781

Nach Spandau; hält Specialrevue, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1781 bis 23. Mai 1781

In Berlin zur Abhaltung der Kriegsübungen.

24. Mai 1781

Nach Magdeburg zur Revue.

27. Mai 1781

In Cörbelitz.

28. Mai 1781

In Potsdam (Sanssouci).

28. Mai 1781

Der König an d'Alembert: "Wenn man das siebzigste Jahr berührt, so muß man zum<260> Aufbruch bereit sein, sobald die Trompete das Zeichen zum Aufsitzen giebt. Wenn man lange gelebt hat, muß man die Nichtigkeit der menschlichen Dinge einsehen; und der Ebbe und Fluth von Glücks- und Unglücksfällen, die unaufhörlich einander folgen, müde, dieses Leben ohne Klage verlassen. Hat man nicht das, was man ehedem Hypochondrie nannte, jetzt aber weit eleganter Vapeurs nennt; so muß man dem Ziele fröhlich entgegen sehen, welches unsern Thorheiten, so wie unsern Qualen, ein Ende macht, und man muß sich freuen, daß uns der Tod von den Leidenschaften befreiet, die unsere Marter sind. Nach reiflicher Ueberlegung dieser ernsten Materie, denke ich meine frohe Laune so lange zu behalten, als meine armselige und zerbrechliche Maschine dauern wird, und ich rathe Ihnen, eben das zu thun. Weit entfernt, mich über mein nahes Ende zu beklagen, muß ich vielmehr das Publikum wegen meiner Unverschämtheit um Verzeihung bitten, so lange gelebt zu haben, und ihm zur Langenweile, zur Ermüdung und zur Last ganzer drei Viertheile eines Jahrhunderts gewesen zu sein, welches wahrlich kein Spaß ist. etc.

Ich habe vergessen Ihnen zu sagen, daß ich dieser Tage einen Prinzen Salm bei seiner Durchreise durch Berlin gesehen habe, der ganz frisch aus Paris kommt. Er hat mich durch und durch beschämt; ich fand mich in Vergleichung mit ihm so geschmacklos, so unbeholfen, so dumm, daß ich beinahe nicht das Herz hatte, ihm zu antworten. Er ist lauter Grazie, alle seine Bewegungen haben eine ausgesuchte Eleganz, seine geringsten Worte sind Räthsel; er zergliedert und erforscht Kleinigkeiten mit einer unsäglichen Geschwindigkeit, und kennt die Karte von dem Reiche der Zärtlichkeit besser, als alle Scuderi's in der ganzen Welt. Ach, Pater Bouhours! rief ich aus, ich bin gezwungen zu gestehen, daß Du Recht hattest, und daß man außer Paris nichts als groben Menschenverstand antrifft, der nicht werth ist, daß man davon spricht. etc. Ich bin jetzt beschäftigt, die Provinzen zu berei<261>sen; diese unruhigen Beschäftigungen werden bis zum 15ten künftigen Monats dauern. Nach meiner Zurückkunft in meine kleine Einsiedelei werde ich Ihnen mit beruhigtem Kopf und mehrerer Heiterkeit schreiben können."

31. Mai 1781

Nach Cüstrin zur Revue.

?? Mai 1781

Beim König waren: der regierende Herzog von Braunschweig, der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen, beide Prinzen von Hohenlohe, der Prinz von Salm-Kyrburg.

Der König schenkt dem Chef des Leib-Karabinier-Regiments General-Major von Bohlen 1000 Thlr.

B.

8. Mai 1781

Preußens Beitritt zu dem am 9. Juli 1780 zwischen Rußland und Dänemark geschlossenen Vertrag, betreffend eine bewaffnete Neutralität zur See.

13. Mai 1781

In der Nacht zum 14ten starb der Geh. Ober-Finanzrath, Chef der Ober-Rechen- etc. Kammer Johann Rembert Roden, 57 Jahr alt.

29. Mai 1781

Patent, wodurch eine Gesetz-Commission errichtet und mit der nöthigen Instruction versehen wird.

Juni.

A.

1. Juni 1781

2. Juni 1781

Der König in Cüstrin.

2. Juni 1781

5. Juni 1781

In Stargard Revue.

5. Juni 1781

Nach Graudenz, bis den 10ten; daselbst Revue und Manövres. Die hier erlassenen wichtigen Kabinetsordres vom 7ten und 8ten befinden sich in unsern Beiträgen l. 391-396.

13. Juni 1781

In Potsdam (Sanssouci).

16. Juni 1781

Sämmtliche Minister aus Berlin beim König in Potsdam.

22. Juni 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Ach, mein lieber d'Alembert, lassen Sie uns bisweilen mit dem ehrlichen Salomo die vernünftigsten Worte, die ihm entwischt sind, wiederholen: "O Eitelkeit! Eitelkeit!"<262> Auch der Ruhm ist eitel! Der Mensch ist ein im Ocean der Eitelkeit schwimmendes Atom; der Augenblick seiner Geburt grenzt an den Augenblick seines Todes; der am wenigsten Lasterhafte ist der Vollkommenste, er verlebt seine Tage mit Aufbauen oder mit Niederreißen. Verdient nun eine solche Art von Wesen einen Panegyrikus? Noch mag es hingehen, daß man die Namen derer aufbewahrt, die uns lehrten das Land bauen, Korn mahlen, Teig kneten und unsern Durst durch wohlthätige Säfte löschen; es mag hingehen, daß man das Andenken derer verewigt, welche die Menschen über redeten, einen Theil ihrer Vortheile dem Wohle der Gesellschaft aufzuopfern. Aber was soll ich von den Uebrigen sagen? Man hat sie nur gerühmt, weil sie Lärm gemacht haben, und ihre schwärmerischen Lobredner sind die ersten, die ihre Zimmer von den Wespen und Hornissen reinigen, weil sie bei ihrem Gesummse auch stechen, aber die Fliegen ungestört lassen, weil sie ruhiger sind. etc."

Juli.

A.

1. Juli 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

14. Juli 1781

Der König an d' Alembert 262-+: "Hier bin ich wieder von den Grenzen der Sarmaten, die ich durchstrichen habe, zurückgekehrt, und froh, mich wieder in meiner Klause zu befinden. Dem Prinzen Salm, den Stutzern mit rothen Absätzen kommt es zu, die Welt mit dem Gerüchte ihres Namens und ihrer Geniestreiche zu erfüllen; mein Alter entfernt mich von dieser Zahl; es treibt mich an, meine übrigen Tage mit den Alten zu verleben, deren Gesellschafter lch bald sein werde, und es entfernt mich von den Reuer, mit denen es sich nicht der Mühe verlohnt, Bekanntschaft zu machen. Bei diesem Anfange denken Sie aber ja<263> nicht, daß ich Vapeurs habe, ich versichere Sie, daß dem nicht so ist. Ich sehe in den Händen der Parzen den Faden meiner Tage sich kürzen, ohne daß es mich rührt. Die tägliche Erfahrung ist meine Schule, die uns den Wechsel unsers Wesens lehrt; die feinen Theilchen, die wir durch die unmerkliche Ausdünstung verlieren, die verschiedenen Absonderungen des Körpers, so wie die Aderlässe, gewöhnen uns, theilweis zu sterben; so werden wir mit dem Gedanken vertraut, einzelne Theite unsers Selbst zu verlieren, und gewinnen Muth, mit stoischem Blick die gänzliche Auflösung der Materie, woraus wir zusammengesetzt sind, zu sehen. Aber, wenn nun die Einbildungskraft erlischt, wenn das Gedächtniß untreu wird, wenn das Gesicht abnimmt oder sich verdunkelt, dann lehnt sich bei den meisten Menschen die Eigenliebe wider die Zeit auf, welche ihnen Eigenschaften raubt, die sie unzerstörbar wähnten. Die Bewunderung, die sie für ihre vermeinten Vollkommenheitten hegten, verursacht bei ihnen die lächerlichsten Klagen über den Verlust einiger vergänglicher Eigenschaften ihres Wesens, und sie denken nicht daran, daß sie im vorigen Jahrhundert nichts waren, und im künftigen nichts sein werden. Noch könnten die Greise einen Trost darin finden, wenn sie bedenken wollten, daß nur Zeitgenossen wahre Freunde sind, und daß dieses unschätzbare Gut des Weisen, die Freundschaft, für ihn verloren geht, wenn er seine Laufbahn bis in die zweite oder dritte Generation fortsetzt. Die so verschiedenen Arten zu denken und zu handeln lassen sich nicht zusammen schmelzen; alte Leute stehen daher einzeln in der Gesellschaft; so wie man unter dem Schlagholz einige alte Eichen antrifft, die dem Ungemach des Wetters widerstanden haben, und deren verdorrter und gelber Gipfel über die Spitzen der jungen Bäume um Vieles hervorragt. etc."

15. Juli 1781

Die Prinzessin Amalie, der Prinz Friedrich von Braunschweig und dessen Gemalin nach Potsdam, wo zu gleicher Zeit die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester<264> des Königs, die regierende Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, war. (Die Herrschaften blieben und gingen dann nach Berlin, bis den 24sten).

25. Juli 1781

Die Landgräfin von Hessen-Kassel aus Berlin wieder nach Potsdam bei dem König zur Tafel.

25. Juli 1781

Instruction des Königs für die Inspekteurs der Infanterie. In diesem Jahre erschien auch eine Instruction für die Schlesische Infanterie. Beide stehen in Scharnhorst's Unterricht des Königs von Preußen etc., im Anhang.

?? Juli 1781

Der Minister von Herzberg, der General von Buddenbrock und der Ober-Hofmarschall, Graf zu Solms beim König.

28. Juli 1781

In der Nacht stürzt der im Bau begriffene Thurm der Deutschen Kirche auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin ein.

August.

A.

August 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

11. August 1781

Der König vertritt Pathenstelle bei dem dem Obersten und Flügel-Adjutanten, Grafen Pinto am 2ten gebornen Sohn. Tags vorher hatte er der Gräfin eine kostbare Tabatiere, begleitet von einem gnädigen Handschreiben, und dem Grafen eine beträchtliche Summe in Friedrichsd'or überschickt.

12. August 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Wollte ich eine Sammlung von Dingen machen, die ich erlebt habe, so würde man eben so viel Bände davon drucken, als von der Encyclopädie. Hier haben sie einige Stücke zur Probe. Ich habe gesehen, daß Ludwig XIV, als er kaum im Grabe war, auch schon verachtet und vergessen ward; ich sah eine Poisson und eine Madame l'Ange 264-+ als Königinnen von Frankreich; ich sah Wasser und Feuer: die Bourbons mit den Habsburgern sich vereinigen; ich sah<265> die Jesuiten vernichtet; ich sah, wie die Philosophie die Wahrheit aus dem Brunnen schöpfte; ich sah, wie Barbaren Voltairen ein Grab verweigern; ich sehe rebellische Kinder wider ihren Vater, den Pabst, sich empören; ich sehe noch eine Menge anderer Dinge, und - schweige. - etc. In der Welt ist Alles Thorheit, nur der Frohsinn ausgenommen. etc."

15. August 1781

Der König geht nach Schlesien zur Revue.

16. August 1781

In Liegnitz, Jauer und Landshut. Hier spricht der König während des Umspannens mit dem Prälaten vom Kloster Grüftsau, und läßt den Kaufmann Keller rufen, dem er sagt, daß er mit einigen Andern aus der Kaufmannschaft ihm nach Schmiedeberg folgen solle.

17. August 1781

In Schmiedeberg. Hier hatte er im Hause der Wittwe des Kaufmanns Stengel, wo er logirte, eine lange Unterredung mit mehreren Kaufleuten; unter Andern war dabei: der Kaufmann Keller aus Landshut, Hoffmann aus Schmiedeberg, Hoffmann aus Hirschberg, der Kaufmann Schneider etc., auch hatte der König verschiedene Gattungen Leinwand sich vorlegen lassen.

Als er den Kaufleuten einen Vorschlag zur Ausbreitung ihres Handels machte, und diese ihm die Unausführbarkeit zeigten, sagte er: "Nu, nu - es sind nur so Ideen, die ich habe - Sie müssen das freilich besser verstehen, ich komme zu Ihnen in die Schule." Auf des Königs Frage: ob sie hier Steinkohlen hätten, antwortete einer der Kaufleute, daß sie selbige aus Waldenburg und Gottesberg bekämen; dabei bemerkte ein anderer, daß sie nun auch besser zu transportiren sein würden, wenn durch I. Maj. gnädige Vorsorge die Wege vollends durchgängig werden verbessert sein; darauf erwiederte der König lächelnd: "Ich werde Ihren Befehl respectiren, ich bin darum da."

18. August 1781

Ueber Dittersbach nach Landshut zurück und von da nach Schweidnitz. Hier erkundigte sich der König bei dem Bäckermeister Friese nach dem Erfolg des Versuchs, das Brod<266> mittelst Steinkohlenfeuerung zu backen und nach der Einrichtung der dazu erbauten neuen eisernen Oefen.

19. August 1781

Von Schweidnitz nach Silberberg.

20. August 1781

21. August 1781

In Glatz Revue.

24. August 1781

In Neisse.

25. August 1781 bis 29. August 1781

In Breslau Revue. Hier hat der König eine Unterredung mit dem Gelehrten Garve.

29. August 1781

Nach dem Hauptquartier Berghof.

Der König schenkt der abgebrannten Stadt Wohlau 72000 Thlr.

In diesem Monat gab der König den Inspecteurs der Kavallerie eine Instruction.

B.

1. August 1781

In der Nacht vom 1sten zum 2ten stirbt in Stettin der Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, 66 Jahr alt.

30. August 1781

Erneuerung des alten Bündnisses (von 1764) mit Rußland.

September.

A.

1. September 1781 und 2. September 1781

Der König in Berghof bei den Kriegsübungen.

2. September 1781

Abreise von Berghof. Dem Besitzer dieses Gutes, dem Baron von Czettritz, läßt der König, außer "einem beträchtlichen Geschenk ins Haus," einen kostbaren Ring zustellen.

3. September 1781

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

12. September 1781

In Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, nimmt den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt in Augenschein, und geht dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

13. September 1781

Früh nach dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre, dann nach Potsdam.

18. September 1781

Die verwittwete Herzogin von Braunschweig und die regierende Landgräfin von Hessen-Kassel aus Berlin nach Potsdam zum König.

21. September 1781 bis 23. September 1781

Der König bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

<267>

27. September 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Und Sie erstaunen, daß ich fröhlich bin, daß ich Beifall klatsche, und mich durch die schmeichelhaften Ahnungen berausche, die in meiner Imagination lebendig werden? Bedenken Sie, daß die Geistesruhe und die Heiterten die einzige Art von Glück sind, dessen wir genießen können; in uns selbst müssen wir unser Glück suchen, nicht in äußeren Dingen, die uns durch falschen Schein täuschen. Angenehme Einbildungen trösten mich über den Kummer, den die traurigen Wahrheiten mir verursachen. Machen Sie es eben so, mein lieber d'Alembert. etc."

Oktober.

A.

Oktober 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

Der Minister von Finkenstein, der Dänische Gesandte von Juel, der General-Major von Schulenburg und der Minister von Heinitz an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

November.

A.

November 1781

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

3. November 1781

Der Großkanzler von Carmer beim König.

10. November 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Der Stuhl des heiligen Petrus war auf den idealischen Credit der Bank des Vaticans gegründet; aber dir Wechsel, zahlbar in der andern Welt, verlieren jetzt auf der Börse, der Credit fällt, und obgleich diese Symptome noch keinen allgemeinen Bankerott anzeigen, so bringen sie doch das Publikum unvermerkt dahin. Man vermindert an vielen Orten die Zahl der Mönche, diese Werkzeuge des Aberglaubens werden gelähmt, und der Schweizer des Paradieses wird künftig weiter nichts, als Römischer Bischof werden.<268> Wir werden freilich diese schönen Tage nicht sehen, indessen erhebe ich, wie Maupertuis lehrt, meine Seele, sehe diese Herrlichkeiten mit den Augen des Geistes, und segne das glückliche Jahrhundert, welches sich eines Vorzugs erfreuen wird, der dem unsrigen nicht beschieden war. etc. Unsere (der Könige) Pflicht ist, gerecht und wohlthätig zu sein; man kann uns Beifall geben; aber armselige Erdwürmer, die nur einen Augenblick da sind, und dann auf immer verschwinden, zu loben, nein, das ist zu viel. Lassen Sie uns die Entschlossenheit haben, uns mit unserm Schicksale zu begnügen, und nicht zugeben, daß eine verbrannte Imagination, die von Hyperbeln strotzt, uns über die Natur unsers Wesens erhebe. etc. 268-+ Es wird von Ihnen abhangen, mir Ihren Herrn du Bois zu schicken. Ihr Zeugniß allein ist mir genug, um mich darauf zu verlassen. etc."

16. November 1781

Der Minister von Görne beim König.

Die Generale von Schulenburg und von Holzendorf und die Minister von Heinitz und von Finkenstein an verschiedenen Tagen beim König, desgl. der Ober-Stallmeister von Schwerin.

B.

7. November 1781

Der Kaiser Joseph kündigt den Niederländischen Barrieren-Traktat von 1715 auf.

27. November 1781

Stirbt der General Johann Jobst Heinrich Wilhelm von Buddenbrock, 75 Jahr alt.

Dezember.

A.

November 1781

Der König in Potsdam.

<269>

17. Dezember 1781

Kabinetsordre des Königs an den Director des Berlinischen Gymnasiums etc. Büsching :

"Ich habe Euer Schreiben vom 15ten d. erhalten, und daraus Euern Antrag: daß kein enrollirter und studirender junger Mensch bürgerlichen Standes, zum Soldatenstande gezwungen werden möchte, zwar ersehen. Ich muß Euch aber darauf sagen, daß das solche Sachen sind, die hier zuzugeben gar nicht angeht, weil es der hiesigen Einrichtung und Verfassung entgegen ist. Wenn indessen hin und wieder ein dergleichen junger Mensch unter den Studirenden sich findet, der vorzüglich viel Genie hat, denn kann das wohl mal statt finden, aber generaliter kann das nicht zugegeben werden, welches Ich Euch hierdurch zu erkennen geben wollen, als Euer gnädiger König." (Vergleiche unter d. 27. Juli 1784).

25. Dezember 1781

Der König nach Berlin. Besucht die Prinzessin Amalie.

?? Dezember 1781

General von Möllendorf beim König.

26. Dezember 1781

Große Cour und Mittags Tafel beim König.

Der König schenkt dem General von Ramin eine ansehnliche Summe Geld.

Wie gewöhnlich besieht der König während seiner Anwesenheit in Berlin die Wachtparaden.

In diesem Jahre 269-+ hatte der König sehr oft Unterredungen mit dem damaligen Lieutenant von Rüchel, den er,<270> seiner ausgezeichneten militairischen Talente wegen, vom Regiment Stojentin in Stendal zu sich berufen hatte und ihn sogleich zum Capitain ernannte.

B.

28. Dezember 1781

Anfang des Carnevals. Die Ordnung wie im vorigen Jahr.

Es wurden aufgeführt: die Oper Coriolan und das Singspiel: die uneinigen Brüder, nach Graun's Composition.

Das Friedrich-Werdersche Gymnasium in Berlin feiert sein hunderjähriges Jubiläum.

Januar 1782.

A.

Januar 1782

Der König in Berlin.

2. Januar 1782

Besucht die Prinzessin Amalie und den General von Zieten.

7. Januar 1782

Besucht den Prinzen Ferdinand.

8. Januar 1782

Waren der König und die Königin Taufzeugen bei der Taufe des am 30. Dezbr. des vorigen Jahres dem Prinzen von Preußen in Berlin gebornen Sohnes Friedrich Heinrich Karl. Der König hielt ihn über die Taufe.

11. Januar 1782

Besucht der König die Porzcllanmanufaktur.

16. Januar 1782

Verfügte sich der König in Begleitung des Generals von Mollendorf zur Prinzessin Amalie, und speiste daselbst in Gesellschaft des Ministers von Finken stein und anderer Standespersonen.

18. Januar 1782

Instruction des Königs, auf welche Art die jungen Officiers müssen in der Fortification und Lagerkunst instruirt werden.

21. Januar 1782

Der König besucht die Prinzessin Amalie und den Prinzen Ferdinand.

22. Januar 1782

Geht mit dem General von Möllendorf nach Potsdam.

23. Januar 1782

Der König an d'Alembert: "Ich habe Ihren Brief am 7. Januar erhalten, aber die<271> Menge dazwischen gekommener Geschäfte hat mich genöthigt, meine Antwort bis jetzt, da ich mich wieder in meiner philosophischen Ruhestätte befinde, zu verschieben. Muthmaßen Sie jedoch nicht, daß mich das Carneval durch seine Reize zerstreut habe. Diese Vergnügungen fesseln nicht mehr in meinen Jahren, wo man der Welt abgestorben ist; wo die Kälte des Alters das Feuer der ersten Jugend verlöscht hat, wo endlich Pflanzenzustand auf thätige Lebenskraft gefolgt ist. Bei dieser Apathie hält es schwer, zu glauben, daß ein Greis den Eifer zum Studiren und zu den schönen Wissenschaften wieder beleben könne, besonders da das Genie der Französischen Nation sich von selbst anfeuert. etc. Ohne Zweifel ist es einem jungen Gymnasiasten erlaubt, die Hyperbel zu gebrauchen 271-+, ohne sie würde keine Lobrede existiren. Auch ich habe mich derselben bisweilen bedient; und eben darum weiß ich, was daran ist. In meiner Jugend habe ich einen Panegyrikus auf einen Schuster gemacht 271-++, und ich fand Mittel, ihn fast zu gleicher Höhe mit jenem Kaiser zu erheben, den Plinius so prachtvoll gepriesen hat. Dies sind Spiele des Witzes, durch welche sich die Einbildungskraft belustigt; sie erhebt sich so prächtig zu dem Superlativ, daß der höchste Grad der Lobeserhebung zuweilen der höchste Grad des Lächerlichen ist. etc."

24. Januar 1781

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

Der König beschenkt die Prinzessin von Preußen mit einer Tabatiere von großem Werth; den Prinzen Heinrich, seinen Bruder, zu dessen Geburtstag, ebenfalls mit einer Tabatiere, einem Spanischen Rohr mit goldenem Knopf, der, so wie die Dose, reich mit Brillanten verziert ist, und mit einer ansehn<272>lichen Summe Geld. Der General von Möllendorf erhielt ein prächtiges Tafelservice von Porzellan.

?? Januar 1782

General von Wartenberg beim König in Potsdam.

Der König läßt mehrere Tausend Thaler unter die Soldatenwittwen der Berliner Garnison, deren Männer im Felde geblieben sind, so wie auch unter die Armen der Stadt, austheilen.

B.

19. Januar 1782

Der Minister Friedrich Christoph von Görne wird verhaftet. (Ueber seinen Prozeß s. Moser's Patriotisches Archiv I. 409, unsere Beiträge II. 299 und die Nachträge zu diesem Tagebuche bei dem Jahr 1776, Decbr.).

28. Januar 1782

Stirbt in Potsdam der Geh.-Kabinetsrath Ernst Ludwig Cöper, 61 Jahr alt.

Februar.

A.

Februar 1782

Der König in Potsdam.

28. Februar 1782

Der König an d'Alembert: "Hilf Himmel, mein lieber Anaxagoras, welchen Brast Philosophie haben Sie mir geschickt 272-+! - etc. Wie können doch Leute so närrisch sein, im achtzehnten Jahrhundert Systeme zu machen, und eine Welt nach ihrer Phantasie zu erschaffen, ohne untersucht zu haben, ob diese Welt auch ewig sei, und ob dies nicht weit mehr Wahrscheinlichkeit habe, als ihr einen Anfang zu geben? Welch ein Chaos ist dies System! Deskartes Wirbel wieder hervor bringen zu wollen, und sie höchst ungeschickt an Newton's System anzupassen! etc. Wer wider Newton kämpfen will, muß völlig gerüstet und recht sattelfest sein, allein Ihr Französischer Held würde durch den schwächsten Lanzenstoß zu Boden gestreckt<273> werden. etc. Jenes Werk hat meine gute Laune sehr verstimmt, aber ich wollte in Ihren Busen mein Mißvergnügen ausschütten, um mich ein wenig zu erleichtern. Ich hatte schon das Podagra, den Fluß, einen Ausschlag und das Fieber; die Tollheiten, die Sie mir geschickt haben, hätten mich fast ganz zu Boden gedrückt. Eine schlechte Logik ist die tötlichste aller Krankheiten, wenn sie ein Gehirn angreift, welches sich wider die Unvernunft sträubt. Ums Himmels Willen, wenn Ihre Franzosen solche Armseligkeiten zur Welt bringen, so quälen Sie mich nicht damit; lassen Sie mich ruhig aus dieser Welt abscheiden, ohne sie mir durch den abgeschmackten Unsinn zu verleiden, der sich in den Schriftstellern findet, die da wähnen Philosophen zu sein, aber nichts als Schwärmer sind, etc."

März.

A.

März 1782

Der König in Potsdam.

17. März 1782

Der König an d'Alembert: "Sie sind von meinen Umständen nicht so übel unterrichtet gewesen, als Sie glauben. Ich habe an der rechten Hand und am rechten Fuß einen heftigen Anfall von der Gicht gehabt; und da das Unglück zu etwas gut ist, so hat mich das Unvermögen, meine rechte Hand zu gebrauchen, dahin gebracht, meine Zuflucht zur linken zu nehmen, mit welcher ich leserlich schreiben gelernt habe. Diese Uebung und die Geduldsübung ist aller Vortheil von meiner letzten Krankheit. Ich erinnre mich der weisen Vorschriften des Porticus, obgleich ich nicht in einem schmerzhaften Augenblick ausrief, wie Posidonius: "O Gicht, Du magst es anstellen wie Du willst nie werde ich gestehen, daß Du ein Uebel bist!" Ich begnüge mich damit, den Schmerz zu dulden, ohne mich darüber zu beklagen und ohne sein Dasein zu läugnen. etc. Alles erinnert uns an die Herrschaft, welche die Abwechselung über<274> unsern Erdball ausübt. Rom, das gebieterische apostolische Rom, erliegt unter seinen aufrührischen Kindern. etc. Christi Statthalter wird in Wien am Fuße des Kaiserlichen Thrones Ehrenerklärung und Abbitte thun. etc. O Salomon, wenn Du wieder auf Erden kämest, Du würdest doch gestehen, daß es viel Neues giebt, das sich zu unsern Zeiten zugetragen hat, und das Du weder gesehen, noch Dir vorgestellt hattest; und es wird noch viel mehr zum Vorschein kommen. etc."

24. März 1782

Der König an Ebendenselben: "Nein, mein lieber Anaxagoras! nicht wider Sie, der Sie ein wahrer Weiser sind, ist mein philosophischer Eifer ausgebrochen 274-+, sondern wider Hirnlose. etc. Ich hatte mir vorgestellt, daß die Fortschritte des Verstandes und der Kenntnisse wenigstens den Naturforschern die abgeschmackte Vorstellung von dem Ursprünge, welche Schwachköpfe der Welt beilegen, wurden benommen haben; allein unser Verfasser stellt sich noch stolz in die Reihen. Zwar vernichtet er die Systeme, die er angreift, recht gut, besonders das Büffonsche, allein wenn er nun das seinige durch eine seltsame und unerträgliche Vermischung des Des cartischen und Newtonschen aufstellt, wenn ich sehe, wie dieser Ehrenmann bloß durch die Kraft seines Wortes das Weltall schafft und einrichtet; so kann ich diesen mächtigen Schöpfer nicht mehr bewundern, sondern weise ihm seine Wohnung im Narrenhause an. Wer diese Materie wohl geprüft hat, wird zugeben, daß wenn man die Grundwahrheiten der Vernunft noch achten will, man nothwendig die Ewigkeit der Welt annehmen muß. Das System der Schöpfung verleitet zu Ungereimtheiten bei jedem Schritt, den man zu dessen Erhaltung thut; man muß das: ex nihilo nihil fit, wofür das ganze Alterthum Achtung hegte, läugnen; man muß sich überreden, daß ein inmaterielles Wesen, wovon wir uns keinen Begriff

<275> machen können, die Materie forme und auf sie wirke, ohne sie zu berühren; man muß zwei sich widersprechende Begriffe, den von einem guten und vollkommenen Gott, und den von einem abscheulichen Werk, welches zu verfertigen ihn beliebt hat, mit einander vereinigen. Diese kleinen Schwierigkeiten verachtet freilich der Philosoph aus dem Narrenhause; kühn schwingt er sich über die Tiefen des Unbegreiflichen; aber die Strahlen der Wahrheit schmelzen seine künstlichen Flügel. etc."

Der Prinz Friedrich von Braunschweig, Prinz Ludwig von Würtemberg, der Minister von Finkenstein, der Französische Gesandte de Pons, der Holländische Gesandte von Rheden, General von Möllendorf und der Ober-Stallmeister von Schwerin an verschiedenen Tagen beim König.

B.

19. März 1782

Circular, einige Abänderungen in der neuen Prozeßordnung betreffend.

29. März 1782

Stirbt in Potsdam der General-Major Karl Friedrich Jacob von Linkersdorf, 52 Jahr alt.

29. März 1782

Stirbt der General-Major Jacob Rüdiger von Zastrow in Königsberg i. P., 74 Jahr alt.

April.

A.

April 1782

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

26. April 1782

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Zum Trost meines Alters wünschte ich einige Pflanzen aufkeimen und hervorsprossen zu sehen, welche die Stelle derer ersetzen könnten, die dem vorhergehenden Jahrhundert zur Ehre gereichten. Es scheint aber, als wenn die großen Männer ohne Nachkommenschaft sterben. Ich wollte, es gäbe eine Fortpflanzung erhabener Seelen, durch welche immer eine die andere ersetzte.

Uebrigens ist meine Zeit bald verflossen; ich habe noch die<276> Hefen des Jahrhunderts Ludwig's XIV genossen. Dem Himmel danke ich es, daß er mir in dieser Zeit das Leben gab; und um sich wegen der Zukunft zu trösten, muß man sagen: Nach mir die Sündfluth 276-+! Die Welt ist ein Schauplatz von Abwechselungen, eine bewegliche Bühne, wo Alles sich ändert. Hier erheben sich die Künste, die Wissenschaften und die Staaten; dort folgt Barbarei auf die Kenntnisse; dort sieht man Fürsten, deren Throne umgestürzt werden. etc. Wer von unfern Zeitgenossen binnen hundert Jahren von jetzt auferstehen könnte, der würde unsern Erdboden nicht wieder erkennen. etc."

B.

2. April 1782

Der General-Lieutenant und Kriegsmimster Karl Heinrich von Wedel stirbt, 70 Jahr alt.

19. April 1782

Der General-Major, Freiherr Ludwig von Buddenbrock in Königsberg stirbt, 63 Jahr alt.

Die Generale von Prittwitz und von Wartenberg in Potsdam.

Mai.

A.

Mai 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

10. Mai 1782

Der König sendet dem General-Major von Holzendorf eine von ihm selbst entworfene Instruction für die Artillerie. (S. Oestr. milit. Zeitschrift 1819, Heft 7, S. 100).

10. Mai 1782

Der König nach Charlottenburg.

11. Mai 1782

Aus Charlottenburg nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue hält, in der Stadt der Prinzessin Amalie einen Besuch abstattet, und dann nach Charlottenburg zurück geht.

<277>

12. Mai 1782

Wieder nach dem Berliner Thiergarten, die übrigen Regimenter zu mustern, dann nach Potsdam.

18. Mai 1782

Der am 8ten in Berlin angekonnnene Abt Raynal 277-+ beim König in Potsdam.

<278>

18. Mai 1782

Der König an d'Alembert: "Mir geht es wie Ihnen; ich bewundere die Moral der Stoiker, und betrübe mich daß ihr so ehrwürdiger Weise 278-+ bloß ein Wesen der Vernunft ist. Hierauf könnte man sehr schicklich den schönen Vers von Voltaire anwenden: "Bei menschlichem Geschick die Sehnsucht eines Gottes." Wir mögen so viel Liebe für das Beste der Menschheit haben, so wird doch kein Gesetzgeber, kein Philosoph die Natur der Dinge umändern. Wahrscheinlich hat unser Geschlecht so sein sollen, wie wir es kennen, ein seltsames Gemisch einiger guten und einiger bösen Eigenschaften. Die Erziehung und der Fleiß können den Umkreis unserer Kenntnisse erweitern; eine gute Regierung kann Heuchler bilden, welche die Maske der Tugend vornehmen; allein den innern Gehalt unserer Seele zu ändern, dahin wird man es nie bringen. Ich betrachte den Menschen wie ein Maschinenwerk, welches den Gewichten und Rädern, wodurch es geleitet wird, folgen muß; was man Weisheit und Vernunft nennt, ist bloß die Frucht der Erfahrung, welche auf die Furcht oder die Hoffnung wirkt, auf diese beiden großen Triebfedern unsrer Handlungen. Für unsere Eigenliebe, mein lieber Anaxagoras, ist dies freilich ein wenig demüthigend, aber unglücklicher Weise ist es nur zu wahr. Bei dem Alten schätze ich die Stoiker, und ich danke es ihnen mit einem von Erkenntlichkeit durchdrungenen Herzen, daß ihre Sekte einen Cälius, einen Cato von Utika, einen Epictet, vorzüglich einen Mark Aurel, hervorgebracht hat. Keine der übrigen philosophischen Sekten kam, sich solcher Zöglinge rühmen; und ich wünschte zum Besten von Europa, daß ihr Geschlecht nicht erloschen wäre. Es ist unangenehm, daß Alle, welche leiden, dem Zeno geradezu widersprechen müssen, da ist Keiner von Allen, der nicht eingestünde, daß der Schmerz ein großes Uebel ist. etc. -

<279>

Aber wissen Sie wohl, was heute geschehen ist? Der Abt Raynal ist hier angelangt. Diesen Nachmittag wird er zu mir kommen, und ich will ihn nicht eher los lassen, als bis ich ihn ganz aufs Trockene gebracht habe. - Endlich habe ich den Verfasser der Statthalterschaft und des Handels von Europa gesehen. Er ist voll Kenntnisse, die er seinen angestellten merkwürdigen Untersuchungen zu danken hat; ich glaubte mich mit der Vorsehung zu unterhalten. Alle Regierungen sind auf seiner Waage gewogen, und man setzt sich der Gefahr der Landesverweisung aus, wenn man sich in seiner Gegenwart bescheiden zu behaupten erkühnt, der Handel einer Macht möchte doch wohl um einige Millionen einträglicher sein, als er ihn angiebt. Es fragt sich also nur, ob seine gesammelten Nachrichten alle die Glaubwürdigkeit haben, die man bei dergleichen Gegenständen verlangt. etc."

19. Mai 1782

Der König nach Spandau, wo er über das Regiment des Prinzen Heinrich Specialrevue hält, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1782

Nach Berlin; mustert im Thiergarten einige Regimenter.

21. Mai 1782

22. Mai 1782

Bei den großen Kriegsübungen der Truppen, und geht dann nach Potsdam.

25. Mai 1782

Nach Magdeburg zur Revue etc.

28. Mai 1782

In Potsdam.

B.

4. Mai 1782

Stirbt der General Christian Rudolph von Weyher, 76 Jahr alt.

Der Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.

Juni.

A.

1. Juni 1782

Der König von Potsdam nach Cüstrin zur Revue.

2. Juni 1782

Von Cüstrin nach Stargard, daselbst bis den 5ten Revue etc.

5. Juni 1782

Nach Graudenz, Revue etc. (Den 6ten in Mockerau).

<280>

11. Juni 1782

In Potsdam.

13. Juni 1782

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

16. Juni 1782

Der König unterzeichnet den Schenkungsbrief für die Besitzer der im Jahr 1781 in Berlin auf Königliche Kosten neu erbauten Häuser.

21. Juni 1782

Der Minister von Herzberg zum König nach Potsdam.

Die General-Majors von Schott und von Rothkirch in Potsdam.

B.

Juni 1782

Der Abt Raynal und der Englische Gesandte Elliot waren Mitte dieses Monats bei dem Prinzen Heinrich in Rheinsberg.

Juli.

A.

Juli 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. Juli 1782

Der König an d'Alembert: "Aufrichtig zu gestehen, nachdem ich lange die Meinungen der Stoiker geprüft habe, hat es mir doch geschienen, als wenn sie die menschliche Natur etwas zu sehr erhoben hätten. Ihre Eigenliebe überredete sie, daß ein Jeder in sich ein Theilchen der Weltseele besäße, und daß dieses Theilchen die Vollkommenheiten der Gottheit erreichen könne, mit welcher es sich nach dem Tode des von ihr belebten Menschen wieder vereinigte. Dieses System ist schön und erhaben, nichts als die Wahrheit fehlt darin. Edel ist es indeß, sich über die unangenehmen Vorfälle zu erheben, deren wir ausgesetzt sind, und ein nicht übertriebener Stoicismus ist das einzige Trostmittel der Unglücklichen. Bei dem Allen müssen wir nicht durch ein Ideal von Vollkommenheit, welches wir doch nie erreichen können, uns selbst aufgeblasen machen, noch uns eine eingebildete Stammtafel verfertigen, die uns herabwürdigt, anstatt uns zu adeln; denn bei der Betrachtung der Schändlichkeit und der Laster unsers Geschlechts, ist es weit<281> wahrscheinlicher, uns für Abkömmlinge schadenfroher Wesen (wenn es nämlich dergleichen gäbe) zu halten, als eines Wesens, dessen Natur selbst schon die Güte sein muß. Sobald sich aber die Gicht, der Stein oder des Phalaris Stier darein mischen, so bezeugt das durchdringende Geschrei, welches dem Leidenden entschlüpft, daß der Schmerz ein sehr wesentliches Uebel ist. etc."

15. Juli 1782

Die Prinzessin Amalie, die verwittwete Herzogin von Braunschweig mit ihrer Tochter, der Prinzessin Auguste Dorothee (gestorben als Aebtissin von Gandersheim den 10. März 1810) und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig kommen in Potsdam beim König an (bleiben bis den 23sten); auch war Prinz Leopold aus Frankfurt a. d. O. in Potsdam.

31. Juli 1782

Der König nach Berlin, speis't bei der verwittweten Herzogin von Braunschweig, und kehrt nach der Tafel nach Potsdam zurück. Der Prinz von Hohenlohe, Prinz Friedrich von Braunschweig, Ober-Hofmarschall, Graf Solms und Minister von Finkenstein beim König.

B.

14. Juli 1782

Revidirtes Credit-Reglement für die Kur- und Neumark. Stirbt die verwittwete Königin von Schweden, Ulrike, Schwester Friedrich's d. Gr.

August.

A.

Mai 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. Juli 1782

Formey (Geh.-Rath, Professor und beständiger Secretair der Akademie d. W. in Berlin) beim König in Sanssouci, Nachmittags 4 Uhr. (Fourney Souv. d'un Citoyen I. 361).

15. Juli 1782

Der König nach Schlesien zur Revue etc.

25. Juli 1782

Von Neisse in Breslau angekommen.

28. Juli 1782

Nach dem Hauptquartier Bettlern.

<282>

In Potsdam waren beim König: der Spanische Gesandte de las Casas, der Schwedische Gesandte, Graf von Ehrenswerd, der Minister von Finkenstein und der General von Möllendorf.

September.

A.

1. September 1782

Der König reiset von Bettlern ab.

2. September 1782

Kommt in Potsdam an (Sanssouci).

8. September 1782

Der König an d'Alembert: "Für Ihre Theilnahme an dem Verlust, welchen meine Familie erlitten hat 282-+, bin ich Ihnen sehr verbunden. Nach den Ereignissen zu urtheilen, scheint Jupiters Unglückstonne großer und angefüllter zu sein, als die, aus welcher er seine Gunstbezeigungen über die Menschen ausschüttet. Zehn üble Nachrichten kommen gegen eine gute. Indessen giebt es Leute, die dem Leben freiwillig entsagen, aber noch weiß ich Niewand, der aus Schmerz gestorben wäre. Wenn uns ein Unglück drückt, welches nur unsere Person betrifft, so setzt die Eigenliebe ihre Ehre darin, diesem Unglück Standhaftigkeit entgegen zu stellen; sobald wir aber einen Verlust leiden, der auf ewig unersetzlich ist, so bleibt auf dem Grunde von Pandorens Büchse nichts zu unserm Troste übrig, außer allenfalls für einen Greis von meinen Jahren die feste Ueberzeugung, in Kurzem sich bei denen zu befinden, die vor ihm hingingen. Das Herz bekommt eine Wunde. Der Stoiker sagt freilich: Du mußt keinen Schmerz fühlen, aber ich fühle ihn wider meinen Willen; er verzehrt, er zerfleischt mich; ein inneres, meine Kraft überwältigendes Gefühl entreißt mir Klagen und vergebliche Seufzer. etc. -

Ich habe Alles, was sich in Ihrem Vaterlande auf die<283> Wissenschaften bezieht, aufgegeben, ausgenommen den Abt de Lille, der nach meiner Meinung allein des Jahrhunderts Ludwig XIV würdig ist. etc."

11. September 1782

Der König nach Berlin; hier besucht er sogleich die Prinzessin Amalie und speis't bei ihr zu Mittag. Nachmittag geht er nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

12. September 1782

Bei dem Artillerie-Manövre auf dem Wedding, dann nach Potsdam.

19. September 1782

Kabinetsordre des Königs an die Erben des Proconsuls Lietzmann in Ruppin 283-+: "Es ist wohl Eure und Eurer Miterben eigene Schuld, daß der Rest Eurer Forderung aus Eures Erblassers Verlassenschaft von mir nicht schon längst bezahlt worden ist. Hätte ich nicht so starke außerordentliche Ausgaben machen müssen, so würde ich den Euch gesetzten Zahlungstermin nach meiner Retour aus Schlesien eingehalten und Euch befriedigt haben. Auf die Zahlung könnt Ihr inzwischen mit der größten Zuversicht rechnen. Sie erfolgt gewiß, und Ich fodere Euch und Eure Miterben nur noch zu einiger Geduld auf, als Euer gnädiger König. Friedrich."

21. September 1782 bis 23. September 1782

Der König bei dem gewöhnlichen Herbst-Manövre bei Potsdam.

<284>

Der Konig schenkt dem Schwedischen Major, Grafen von Hordt eine Tabatiere von Werth.

In Potsdam waren: der Prinz Friedrich von Braunschweig, die Generale von Möllendorf, von Ramin, und mehrere Generale zum Herbst-Manövre.

B.

9. September 1782

Stirbt der General-Major Martin Anton von Puttkammer, 84 Jahr alt.

Oktober.

A.

Oktober 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. Oktober 1782

Kabinetsordre des Königs an den Kaufmann Bärs in Berlin: "Die Berlinische Bürgerschaft ist mit Sr. Konigl. Maj. von Preußen etc., unsers allergnädigsten Herrn, ihr durch den Bau ihrer alten Häuser erwiesene Wohlthaten niemals recht zufrieden gewesen; und die letzten Vorstellungen und Beschwerden über die Dächer der am Gensd'armenmarkt erbauten neuen Häuser, ist ein neuer Beweis, wie wenig Viele den Werth Dero Königl. Milde hierbei anerkennen. Indessen werden Hochstdieselben niemals die Schuldigen mit denen Unschuldigen vermengen, und wollen solches denen 45 unterschriebenen Kaufleuten und andern Bürgern 284-+ in Berlin, auf ihre Vorstellung vom 12ten zu ihrer Beruhigung hiermit nicht verhalten. Friedrich."

30. Oktober 1782

Der König an d'Alembert: "Wir müssen der Natur das einzeln wieder geben, was wir einzeln von ihr empfangen haben, und so schmerzhaft auch die Krankheiten der Blase und die Uebel der Gicht sind, so ist es doch noch besser, diese zu erdulden, als zu fühlen, daß das Gedächtniß, und folglich die Gedanken abnehmen. Die<285> Musen waren Töchter des Gedächtnisses, um uns zu lehren, daß alle Fähigkeiten des Verstandes ohne Gedächtniß verloren sind. Ich liege mit meinem Gedächtniß täglich in Streit, und strenge mich an, es in den Augenblicken, wo es sich schon aufschwingen will, mir zu entfliehen, wider seinen Willen zurück zu rufen. Alles giebt uns zu erkennen, wie gebrechlich unsere Natur ist, wie wenig wir sind, und in welche Unendlichkeit wir uns versenken werden. Und in einer solchen Lage haben wir noch die Frechheit, uns aufzublähen, und fast der Gottheit beizugesellen, von Hoheit, Würden, Majestät und hundert andern solchen Thorheiten zu reden, die jedem anekeln müssen, der die Natur des Menschen, seine Eitelkeit, sein Nichts erkennt. etc.

Unsere Akademie hat ein neues Mitglied erhalten; er hat Widerwärtigkeiten überstanden, die ihm einige vernünftige und bescheidene Ausdrücke in Turin zugezogen hatten; sein Name ist Denina. Er war Professor der Universität zu Turin, und wird Ihnen vielleicht durch die Geschichte der Staatsveränderungen Griechenlands und der Staatsveränderungen Italiens bekannt sein 285-+. Er kommt, um in Deutschland ganz laut zu sagen, was er in Italien ganz leise dachte. etc.

Sie reden mir von Bankerott etc., die ganze Welt macht Bankerott etc., und was ist endlich der Tod anders, als ein Bankerott am Leben? Im Begriff, diesen letzten Schritt zu thun, verliere ich die Reize der Welt aus dem Auge, und sehe an ihnen nichts mehr, als ihre Täuschungen, mich bestürmen nun die Gicht oder eine andere Krankheit; ich weiß,<286> daß es der Fuhrmann ist, der mich in das Land hinab bringen soll, aus welchem noch Niemand wieder zurück kehrte, und ich erwarte den Augenblick meiner Abfahrt ohne Furcht vor der Zukunft und mit gänzlicher Ergebung. Nur mache ich Ihnen den Vortritt streitig, und so wie ich vor ihnen in die Welt gekommen bin, so behaupte ich auch, sie vor Ihnen verlassen zu müssen. etc."

In Potsdam waren zu verschiedenen Zeiten: die Minister von Heinitz, von Schulenburg, von Werder, von Herzberg, von Finkenstein, die Englischen Gesandten Stepney und Elliot, der Französische Gesandte d'Esterno, der Abt Denina aus Turin etc.

November.

A.

November 1782

Der König in Sanssouci und in Potsdam.

2. November 1782

Massenbach (der in dem unglücklichen Krieg von 1806 als Oberst und General-Ouartiermeister-Lieutenant und durch seine Schriften über diesen unglücklichen Krieg etc. allgemein bekannt geworden ist) hat die erste Audienz beim König (in Sanssouci, Vormittags um 11 Uhr).

4. November 1782

Massenbach's zweite Vorstellung beim König und Unterredung mit ihm. Einige Tage später war Massenbach zum dritten Male beim König. (M's. Rückerinnerungen an große Männer. Amsterdam, 1808. II. 97-107).

28. November 1782

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Münchhausen: "Mein lieber Etatsminister von Münchhausen. Der Kriegsrath Cranz soll auf die Original-Anlage so wenig in seiner ihm ertheilten Censurfreiheit beeinträchtigt, als wegen seiner beigelegten periodischen Schrift 286-+ von Jemandem beunruhigt<287> werden; ich will vielmehr, daß Ihr ihn dagegen, sobald er nichts wider den Staat - eine vernünftige Religion, und gute Sitten schreibt, jedesmal schützen sollt. - Jedoch habe ich ihn bei dieser Gelegenheit gewarnet, daß er nicht allzu naseweis sein möchte, sonsten er doch einmal anlaufen, und seine beißende Schreibart ihm Ungelegenheit zuziehen könnte. Ich überlasse alles Eurer Verfügung und bin etc."

B.

7. November 1782

Hält der aus Turin nach Berlin berufene Gelehrte Denina in der Akademie seine Antrittsrede.

9. November 1782

Starb in Berlin die berühmte Malerin Anna Dorothea, verwittwete Therbusch, geborne Lisiewska, 60 Jahr alt.

12. November 1782

Starb in Berlin der Probst Johann Gustav Reinbeck, 67 Jahr alt.

17. November 1782

Edict gegen den überhand genommenen Mißbrauch der Ehescheidungen.

21. November 1782

Ließ sich der nachher so berühmt gewordene 12jährige blinde Tonkünstler Düllon zum ersten Mal in Berlin auf der Flöte hören.

26. November 1782

Erneuerte allgemeine Postordnung.

30. November 1782

Friedens-Praliminarien zwischen England und den dreizehn vereinigten Staaten von Nordamerika.

30. November 1782

Reglement wegen künftiger Einrichtung des Jusiizwesens in der Kur- und Neumark.

Dezember.

A.

Dezember 1782

Der König in Potsdam.

7. Dezember 1782

Der Geh.-Finanzrath von Schütz aus Cöslin zum König nach Potsdam.

24. Dezember 1782

Vormittag langt der König in Berlin auf dem Schlosse an, nachdem er vorher der Prinzessin Amalie einen Besuch abgestattet. Mittags Cour und Tafel bei ihm.

<288>

30. Dezember 1782

Der König an d'Alembert: "Sie machen mir ein großes Vergnügen, daß Sie mich selbst von Ihrer Wiederherstellung benachrichtigen. Die Natur hätte den Menschen keine unangenehmere Gabe mittheilen können, als daß sie in ihren Eingeweiden einen Steinbruch anlegte. etc. Ich erwarte in Kurzem wieder einen Besuch von der Dame Gicht, welche wahrlich auch kein liebliches Schätzchen ist. Ach, mein lieber d'Alembert, ehemals enthielten unsere Körper nichts, weder von Schwachheiten, noch von der weiter gediehenen Hinfälligkeit; jetzt entreißt uns jeder Tag etwas von unserem Dasein. etc. Der Abbé Raynal schreibt über die Widerrufung des Edicts von Nantes, und wenn das Werk gedruckt ist, will er es Ludwig XIV mit dem ersten Kurier, der nach den elyseischen Feldern abgeht, übersenden. Was mich betrifft, so habe ich es mir zur Regel gemacht, alle gute alte und neue Handlungen nachzuahmen, niemals aber die schlechten. Ich lasse einen Jeden Gott verehren, wie es ihm beliebt, und ich glaube, daß Jeder berechtigt ist, den Weg zu wählen, den er vorzieht, in das unbekannte Land des Paradieses oder der Hölle zu gelangen; eben so begnüge ich mich mit der Freiheit, hierin für mich dem Antriebe der Vernunft und meiner Denkart zu folgen. Wenn man nur durch gerechte Fesseln die Mönche so weit einschränkt, daß sie die Gesellschaft nicht stören, so muß man sie dulden, weil das Volk sie haben will.

Der Herr von Villars, welcher nicht der Marschall von Villars ist, kann in Neufchatel drucken lassen, was er will, wenn er nur die Mächte schont und die Großen der Erde nicht angreift; denn das sind kitzliche Leute in Absicht ihres Anspruchs auf Untrüglichkeit und in Absicht ihrer Würden. Priester, wie sie wissen, nennen jene die Ebenbilder Gottes auf Erden, und die Narren glauben es im Ernst, und so müssen freilich die Blätterschreiber viele Achtung für sie haben, und ihrer grenzenlosen Empfindlichkeit mit der ängstlichsten Behutsamkeit schonen, etc."

<289>

Der König übergiebt aus eigener Bewegung dem Französischen Prediger Erman 6000 Thlr., sie zinsbar unter zu bringen, und die Einkünfte davon jährlich zu Holz für die Armen zu verwenden.

In Potsdam waren beim König: General von Möllendorf, Ober-Stallmeister von Schwerin etc. Wie gewöhnlich besieht der König die Wachtparaden.

B.

Dezember 1782

Anfang der Unruhen in Holland, Uneinigkeit zwischen den Generalstaaten und dem Erbstatthalter etc.

2. Dezember 1782

Starb in Berlin der General und Gouverneur von Berlin Friedrich Ehrenreich von Ramin, 73 Jahr alt.

27. Dezember 1782

Anfang des Carnevals; Ordnung wie im vorigen Jahr. Beschluß den 24. Januar des folgenden Jahres, an welchem Tage, Abends, die Oper Silla gegeben ward, welche der König nicht mehr sah, und schon den Tag vorher nach Potsdam gegangen war.

Die beiden Opern waren: Artaxerxes und Silla.

Januar 1783.

A.

Januar 1783

Der König in Berlin, schenkt den Soldatenwittwen in Berlin mehrere Tausend Thaler, so auch den übrigen Armen der Stadt.

8. Januar 1783

Besucht die Prinzessin Amalie und besieht die Porzellanmanufaktur.

9. Januar 1783

Begiebt sich nochmals nach der Porzellanmanufaktur.

14. Januar 1783

Nimmt die Artillerie-Kaserne vor dem Königsthor (jetzt die des Kaiser Alexander Grenadier-Regiments) in Augenschein.

16. Januar 1783

Besieht das Zeughaus, das Geschütz und die andern darin aufbewahrten Waffen, nachher begiebt er sich nach dem gro<290>ßen Vorrathshause auf dem Weidendamm, und besieht die darin befindlichen Militaireffecten etc.

19. Januar 1783

Besucht den General von Zieten (in der Kochstraße, jetzt Nr. 62), und speist nachher mit dem ganzen Hof bei der Prinzessin Amalie.

22. Januar 1783

Der König läßt den Director der philosophischen Klasse bei der Berliner Akademie der Wissenschaften, Merian (zugleich Oberaufseher des Joachimsthalschen Gymnasiums), und den Rector des Joachimsthalschen Gymnasiums, Professer Meierotto, zu sich kommen, und unterhält sich mit ihnen hauptsächlich über die Schulen, insbesondere über das Joachimsthalsche Gymnasium, dann auch über Litteratur etc. 290-+.

<291>

23. Januar 1783

Der König besucht den kranken General von Prittwitz und geht dann nach Potsdam.

24. Januar 1783

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

B.

10. Januar 1783

Der ehemalige Schwedische Gesandte am Berliner Hofe, Graf Rudenscöld, welchem Friedrich d. Gr. sehr gewogen war (s. oben I. Abthl., S.123), stirbt zu Stockholm, 85 Jahr alt.

19. Januar 1783

Stirbt in Berlin der erste Hofmaler und Director der Königl. Akademie der Maler-, Bildhauer- und Baukunst Blaise Nicola le Sueur, 67 Jahr alt.

20. Januar 1783

Unterzeichnung der Friedens-Präliminarien zwischen England und Frankreich.

Schriftwechsel der Preuß. Regierung mit Holland, betreffend die Uneinigkeiten der Staaten und des Erbstatthalters. (Herzberg Receuil etc. II. 394-398) 291-+.

Februar.

A.

Februar 1783

Der König in Potsdam.

25. Februar 1783

Der Minister von Werder beim König in Potsdam.

B.

3. Februar 1783

Stirbt der Minister August Wilhelm von Bismark.

10. Februar 1783

Abschluß des Friedens zwischen England und Frankreich.

19. Februar 1783

Stirbt in Neisse der General-Lieutenant E. F. von Diericke, Jahr alt.

24. Februar 1783

Stirbt in Berlin der Schwedische außerordentliche Gesandte Gustav Johann von Ehrenswerd.

<292>

März.

A.

März 1783

Der König in Potsdam.

26. März 1783

Ankunft des Prinzen 292-+ von Hessen-Kassel beim König in Potsdam.

27. März 1783

und 28. Wird zu Ehren des Prinzen auf dem Schloßtheater zu Potsdam Opera buffa aufgeführt.

Minister von Schulenburg und Prinz Friedrich von Braunschweig beim König.

B.

20. März 1783

Stirbt zu Lankewitz bei Berlin der General-Major von Kalkreuth, 67 Jahr alt.

24. März 1783

Edict wegen Abschaffung des sogenannten blauen Montags.

April.

A.

April 1783

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

18. April 1783

Der König schenkt der Akademie der Künste einen von Correggio gemalten Kopf von außerordentlicher Schönheit, um in den Zimmern der Akademie aufgestellt zu werden.

B.

25. April 1783

Die Stadt Danzig hält auf Grund ihres vermeintlichen Stapelrechts zwei Preußische Schiffe an. - Anfang der Danziger Irrungen. (Dohm's Denkwürdigkeiten II. 81. S. auch unter dem Monat Oktober).

Mai.

A.

Mai 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<293>

2. Mai 1783

In Charlotenburg.

3. Mai 1783

Nach dem Berliner Thiergarten, wo er tiber einige Regimenter Specialrevue hält, in der Stadt die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurück kehrt.

4. Mai 1783

Zur Specialrevue nach dem Berliner Thiergarten, die übrigen Regimenter zu mustern, dann nach Potsdam.

15. Mai 1783

Der Bischof von Osnabrück, Friedrich, zweiter Sohn Georg's III, Königs von England (nachheriger Herzog von Jork und Gemal der Prinzessin Friederike, Tochter Friedrich Wilhelm's II, Königs von Preußen) beim König in Potsdam (bis den 18ten).

16. Mai 1783

17. Mai 1783

und 18. Revue bei Potsdam, welcher der Bischof von Osnabrück beiwohnt.

16. Mai 1783

17. Mai 1783

War der Bischof von Osnabrück beim König zur Tafel, und am letzten Tage, Abends, in der auf dem Königl. Theater aufgeführten Italienischen Operette.

18. Mai 1783

Der König an d'Alembert: "Herr von Serrant übergab mir Ihren Brief zu einer Zeit, wo ich sehr beschäftigt war. etc. Was er mir in Rücksicht Ihrer Gesundheit sagte, habe ich sehr ungern gehört. etc. Hier zu Lande sind die Hämorrhoiden eine sehr gewöhnliche Krankheit, und auch mit Zufällen, woran Sie leiden sollen, sind hier mehrere Leute behaftet; indeß bringt man es dahin, sie wieder herzustellen. Wenn es Ihnen angenehm sein kann, so will ich Ihnen Rezepte schicken, nicht von mir, sondern von den besten Leuten, die wir hier im medizinischen Fache haben. etc."

19. Mai 1783

Der König nach Spandau, und nachdem er hier Specialrevue gehalten nach Charlottenburg.

20. Mai 1783 bis 23. Mai 1783

In Berlin, wo er die gewöhnliche Revue hält, dann nach Potsdam.

Nach der Revue schenkt der König dem General von Möllendorf, nunmehrigem Gouverneur von Berlin, 7000 Thlr., dem General-Major von Pfuhl und dem Oberst von Troschke jedem 2000 Thlr.

<294>

?? Mai 1783

Kabinetsordre an den Grafen von Schulenburg aus M.. (?) Mecklenburg:

"Ich habe aus Eurem Schreiben vom 22. Mai etc. Euer Gesuch wegen Eures Sohnes gesehen. etc. Will Euer Sohn dienen, so gehört die Grafschaft nicht dazu, und er wird nie weiter avanciren, wenn er sein Metier nicht ordentlich lernt. Ich bin etc."

(Eigenhändiger Zusatz des Königs). "Junge Grafen, die nichts lernen, sind Ignoranten in allen Ländern; in England ist der Sohn des Königs nur Matrose auf einem Schiff, um die Manövres dieses Dienstes zu lernen. Im Fall nun einmal ein Wunder geschieht, und aus einem Grafen etwas werden sollte; so muß er sich auf Titel und Geburt nichts einbilden, denn das sind nur Narrenpossen, sondern es kommt nur allezeit auf sein Merite personnel an."

25. Mai 1783

Der König nach Magdeburg zur Revue.

28. Mai 1783

In Potsdam.

Beim König waren: der regierende Herzog von Braunschweig, der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen etc.

B.

7. Mai 1783

Stirbt in Brandenburg der General J. F. von Bredow, 81 Jahr alt.

15. Mai 1783

Stirbt in Warasdin der Oestreichische General Nadasti, 75 Jahr alt.

Juni

A.

1. Juni 1783

Der König von Potsdam nach Cüstrin, Stargard und Graudenz (Mockerau), die gewöhnliche Revue abzuhalten. Bei seinerm jetzigen Aufenthalt in Westpreußen schenkt der König, zur Ersetzung der Wasserschäden, 6000 Thlr., und assignirt 10000 Thlr. zu Kolonisten-Etablissements.

9. Juni 1783

In Mockerau.

12. Juni 1783

An diesem Tage waren es fünfzig Jahr, daß der König sich<295> mit seiner Gemalin vermählt hatte. Der Tag ward aber überall - eben so wenig wie der Tag seiner silbernen Hochzeit - gefeiert 295-+.

13. Mai 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

14. Mai 1783

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Ministerconferenz, bis den 16ten).

Der General-Major von Schulenburg in Potsdam.

Der König schenkt den Obersten von Hohenstock und von Kannewurf jedem 2000 Thlr. und dem Obersten von Norrmann 1000 Thlr.

B.

22. Mai 1783

An diesem Tage verspürte man im Glatzischen ein Erdbeben 295-++.

Juli.

A.

Juli 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

10. Juli 1783

Der König als Taufzeuge bei dem dem Prinzen von Preußen am 3. Juli in Potsdam gebornen Prinzen Friedrich Wilhelm Karl, welchen der König selbst über die Taufe hält. Die Königin, obgleich erbetene Taufzeugin, war nicht zugegen 295-++.

<296>

12. Juli 1783

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig aus Berlin zum König nach Potsdam. An demselben Tage trafen auch daselbst ein: die verwittwete Herzogin von Braunschweig (des Königs Schwester)<297> und ihre Prinzessin Tochter, die Aebtissin von Gandersheim. (Blieben bis den 20sten, wo sie nach Berlin gingen).

25. Juli 1783

Der König in Berlin, speist bei der verwittweten Herzogin von Braunschweig, und kehrt nach aufgehobener Tafel nach Potsdam zurück.

Beim König waren: der Minister, Ober-Kammerherr von Sacken, der Kammerherr, Baron von Neck, der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Abt Bastiani.

In Potsdam waren: der Französische Oberst, Graf von Chasot (er ging von da nach Lübeck), der Mecklenburgische Legationsrath, Graf von Schulenburg, der Dänische Kapitain, Graf von Schulenburg, der Englische Gesandte am Neapolitanischen Hofe, Ritter Hamilton, der Englische "Cavalier" Cunningham.

August.

A.

August 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. August 1783

Nach Schlesien zu den gewöhnlichen Musterungen.

25. August 1783

Aus Neisse in Breslau angekommen.

28. August 1783

Nach dem Hauptquartier Bettlern.

30. August 1783

Kabinetsordre des Königs aus Bettlern an das Ober-Consistorium in Breslau: "Da Se. Königl. Maj. von Preußen es nicht haben wollen, daß die gemeinen Leute, wenn sie Bittschriften zu überreichen haben, oder auch bei auderer Gelegenheit, vor Höchstdenselben auf die Erde niederfallen (denn das können sie wohl vor Gott thun;) und wenn sie was abzugeben haben, so können sie das so thun, ohne dabei nieder zu fallen; so befehlen Höchstdieselben Dero Breslauischem Ober-Consistorium hierdurch in Gnaden, die Verfügung sofort zu treffen, daß dieses in allen evangelischen Kirchen hier in Schlesien von den Kanzeln abgelesen werde, wie solches auch dem Weihbischof von Rothkirch in Ansehung der katholischen Kirchen ebenfalls zu<298>geschrieben worden, auf daß die Leute das wissen und das Niederfallen auf die Erde künftig unterlassen."

?? August 1783

Minister von Finkenstein in Potsdam beim König.

B.

11. August 1783

Waren in Berlin angekommen: der Französische Mareschal de Camp, Graf von Cüstine und dessen Adjutant Bertier; sie gingen den 15ten nach Breslau. Ferner: der Graf von Schaftesbury.

26. August 1783

Starb in Königsberg der General von Stutterheim, 69 Jahr alt.

September.

A.

1. September 1783

Abreise des Königs von Bettlern.

2. September 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

11. September 1783

Der König in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, und geht dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

12. September 1783

Nach dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre - dann nach Potsdam.

21. September 1783 bis 23. September 1783

Manövre bei Potsdam.

30. September 1783

Der König an d'Alembert: "Der Baron von Escherny hat mir Ihren Brief einhändigen lassen. Es thut mir leid, daß er Sie krank und leidend verlassen hat. Vielleicht will uns die Natur am Ende unserer Tage das Leben zuwider machen, damit wir mit wenigerm Kummer aus dieser Welt abscheiden mögen. Ich bin indeß sehr gerührt, wenn ich Ihre Leiden erfahre. etc.

Wenn man unter Lücken der Weltweisheit alle diejenigen Gegenstände begreift, die der menschliche Verstand nicht hat ergründen können, und an welchen sich der Geist des Systems geübt hat; so wird man über diese Materie ein Buch liefern können, das doppelt so viele Bände enthält, als die Encyclopädie. Mich dünkt, der Mensch ist mehr zum Handeln ge<299>schaffen, als zum Erkennen; der Urstoff der Dinge verbirgt sich vor unsern beharrlichsten Nachforschungen. Die Hälfte unsers Lebens bringen wir damit zu, die Irrthümer unsrer Vorfahren abzulegen; aber dennoch lassen wir immer die Wahrheit auf dem Grunde ihres Brunnens, aus welchem sie auch die Nachwelt mit allen ihren Bemühungen nicht herausziehen wird. So wollen wir denn weislich die kleinen Vortheile genießen, die uns zugefallen sind, und uns erinnern, daß: erkennen lernen, oft: zweifeln lernen ist. Doch ich denke nicht daran, daß mein Brief an einen der größten Weltweisen unsers Jahrhunderts gerichtet ist, der alle Geheimnisse der Natur durchforscht hat, und gegen welchen sich ein Unwissender von meiner Art mit mehr Zurückhaltung ausdrücken sollte. etc."

Beim König in Potsdam waren: der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Prinz Louis von Würtemberg, General von Anhalt, General von Möllendorf, Prinz Leopold von Braunschweig.

In Potsdam waren: der Vice-Gouverneur von Gibraltar von Lloyd und der Englische Oberst Fielding.

B.

3. September 1783

Friedensschluß zu Paris (Versailles) zwischen England und Nordamerika. Letzteres wird von England als freier Staat anerkannt etc.

Der Französische Marschall, Graf von Cüstine, nebst seinem Adjutanten Bertier, kamen aus Breslau nach Berlin zurück, gingen nach Rheinsberg zum Prinzen Heinrich, von da wieder nach Berlin und dann nach Dresden.

Oktober.

A.

Oktober 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Oktober 1783

Der General-Lieutenant von Finkenstein, die Minister von Heinitz und von Werder in Potsdam.

<300>

B.

13. Oktober 1783

Stirbt in Goldap der General D. F. von Lossow, Chef des schwarzen Husaren-Regiments, 63 Jahr alt.

18. September 1783

Danzig wird von Preußen blockirt.

29. Oktober 1783

Stirbt d'Alembert. (S. II. Abthl., S. 240 etc.). Die öffentlichen Blätter (Vossische Berliner Zeitung, Nr. 27) liefern eine officielle Darstellung der Danziger Irrungen. S. oben unter dem 25. April. Nachrichten davon findet man auch in: Historisches Portefeuille, Jahrg. 1783, I. 100. Politisches Journal 1786, I. J. J. Moser's Versuch VII. 620 etc.

November.

A.

November 1783

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

Anfangs November. Der König an den Professor Garve in Breslau: "Je suis charmé de voir par la lettre, que Vous venez de M'écrire en date du 28. d'Octobre dernier, qu'à

la suite de Votre traduction des offices de Ciceron, que j'ai trouve très bonne, Vous vous soyez occupé de nous donner les nouvelles idées, que ce travail si utile au public, Vous a fait naitre sur le même sujêt. Ju Vous ai à Mon particulier une singlière obligation de Me les avoir présentées, et je ne puis, en Vous en remerciant, qu'applaudir à cet amour de la vertu et de la veritè que Vous caracterise au quelle personne ne rend plus de justice que Moi, Sur ce etc."

11. November 1783

Der König an Grimm: "Sie können wohl denken, daß d'Alembert's Tod starken Eindruck auf mich gemacht hat, und zwar um so mehrda ich glaubte, er habe nur eine chronische Krankheit, die seinem Leben nicht geradezu drohe. Ich zweifle, das Frankreich diesen Verlust so bald ersetzt bekommen wird.

<301>

Es ist gar nicht befremdend, daß die Krankheit in der letzten Zeit seinen Geist geschwächt hat, denn der Tod muß, indem er alle organisirten Theile unsers Körpers angreift und sie vernichtet, ihnen ihre Thätigkeit rauben. Indeß bin ich Ihnen verbunden, daß Sie mir diese traurige Nachricht mitgetheilt haben. Ich sagte dabei zu mir selbst: man muß sterben oder Andere sterben sehen, einen Mittelweg giebt es nicht. etc."

Der Minister von Herzberg und der General von Wartenberg beim König.

B.

1. November 1783

Starb in Berlin ein Husar vom Zietenschen Regiment, Namens Matth. Wiedekopf, im 83. Jahr. Er diente seit der Stiftung des Regiments bis ans Ende seines Lebens bei demselben, und hatte schon vorher 8 Jahr bei einem Grenadier-Bataillon in Magdeburg, seiner Vaterstadt, gedient. Bei den Husaren hatten mit ihm, und zwar bei derselben Escadron, sein Sohn 26 Jahr 11 Monat und sein Enkel 12 Jahr 1 Monat gedient. Er wurde mit allen ihm gebührenden Ehrenzeichen beerdigt.

19. November 1783

Stirbt der General Matth. Ludwig von Lossow, Chef eines Infanterie-Regiments, 67 Jahr alt.

Der Abt Pernetti geht nach Frankreich zurück.

Dezember.

A.

Dezember 1783

Der König in Potsdam.

Der König an Grimm: Ich bin Ihnen sehr für die Mühe verbunden, die Sie Sich gegeben haben, um zu verhindern, daß mein Briefwechsel mit Herrn d'Alembert gedruckt werden möchte. Mehrere Ursachen bewegen mich, es nicht zu wünschen; denn erstlich wäre er nicht der Mühe werth gewesen, und zweitens ist Herrn d'Alembert's Ruf so gut gegründet, daß er von mir keiner<302> Unterstützung und keiner Zustimmung bedarf. Ich gestehe Ihnen übrigens, daß es sehr traurig für mich ist, alle Personen, die ich hochschätzte, eine nach der andern sterben zu sehen; und zwar um so trauriger, da mein und Anderer Tod nicht von mir abhängt. Dies Alles ist nur eine Wirkung von Mittelursachen, die durch ihre verschiedenen Combinationen alle schreckliche Vorfälle herbeiführen.

Es ist wahr, daß ich Algarotti'n und d'Argens, die ich sehr liebte, und die lange Zeit bei mir gelebt haben, Denkmäler habe errichten lassen. Noch bin ich mit einem Cenotaph zurück, das, wie mein Vorsatz war, in Preußen, zu Copernikus Ehren, aufgestellt werden sollte.

Käme übrigens in der Französischen Litteratur etwas Merkwürdiges zum Vorschein, so würden Sie mir Vergnügen machen, wenn Sie es mir mittheilten. Doch um die geringere Klasse von Schriftstellern bekümmern Sie Sich nur nicht. etc."

24. Dezember 1783

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie.

Der Minister von Schulenburg, die Generale von Prittwitz und von Möllendorf beim König in Potsdam.

Der König nimmt wie gewöhnlich die Wachtparaden in Augenschein.

Der König läßt an den Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler zur Unterstützung der Soldatenwittwen und anderer Armen der Stadt auszahlen.

B.

25. Dezember 1783

Anfang des Carnevals. Ordnung wie im vorigen Jahr. Die beiden Opern waren: 1) Alexander und Porus und 2) Lucius Papirus.

27. Dezember 1783

Sah man zum ersten Mal in Berlin einen Luftball steigen, welches Experiment der Director Achard veranstaltet hatte. Der Ball hatte ungefähr 3 Fuß im Durchmesser.

<303>

Januar 1784.

A.

1. Januar 1784

Der König in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und den General von Zieten, alsdann große Cour.

9. Januar 1784

Besuch bei dem Prinzen Ferdinand.

10. Januar 1784

Der Dr. Johann Erich Biester bei dem König (Abends 7 Uhr), der ihm die Stelle als Bibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin ertheilt. Ueber des Königs Unterredung mit Biester findet man Einiges in Ebert's Überlieferung II. 40.

16. Januar 1784

Der König besucht die Prinzessin Amalie.

18. Januar 1784

Zur Feier des Geburtstags des Prinzen Heinrich bei der Königin große Mittagstafel, wo der König und der ganze Hof zugegen sind. Es wird vom goldnen Service gespeist. Abends auf dem Schloßtheater die Oper: le Gelosie vilane. Der König besucht den Prinzen Heinrich und die Prinzessin Amalie.

20. Januar 1784

Nach Potsdam, wo auch der General, Graf von Chasot, Commandant von Lübeck, beim König ankommt und bis den 14. April daselbst bleibt. Er ward vom König mit Gnade und Geschenken überhäuft.

24. Januar 1784

Feier des Geburtsfestes des Königs in Berlin bei der Königin.

B.

?? Januar 1784

Stirbt zu Spandau der General-Lieutenant und Gouverneur dieser Festung, Hennig Alexander von Kleist. Bei dem siegreichen Angriff der feindlichen Verschanzung bei Leutmannsdorf hatte er sich den Verdienstorden erworben.

Februar.

A.

Februar 1784

Der König in Potsdam.

22. Februar 1784

Der König an den Professor Myller in Berlin: "Hochgelahrter, lieber Getreuer. Ihr urtheilt viel zu vor<304>theilhaft von denen Gedichten aus dem 12ten, 13ten und 14ten Seculo, deren Druck Ihr befördert habt, und zur Bereicherung der Deutschen Sprache so brauchbar haltet. Meiner Einsicht nach sind solche nicht einen Schuß Pulver werth, und verdienen nicht aus dem Staube der Vergessenheit gezogen zu werden. In Meiner Büchersammlung wenigstens würde Ich solch elendes Zeug nicht dulden, sondern heraus schmeissen. Das Mir davon eingesandte Exemplar 304-+ mag dahero sein Schicksal in der dortigen großen Bibliothek erwarten. Viele Nachfrage verspricht aber dasselbe nicht. Ew. sonst gnädiger König."

4. Februar 1784

Stirbt die verwittwete Markgräfin von Anspach, Friederike Louise, Schwester des Königs, 70 Jahr alt.

29. Februar 1784

Preuß. Vermittelungsschreiben an die Generalstaaten (Holland), ihren Streit mit dem Erbstatthalter betreffend. (Herzberg Recueil II. 399-404).

März.

A.

März 1784

Der König in Potsdam.

20. März 1784

Der König ertheilt dem Major der Artillerie Tempelhof den Adel.

Der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Minister von Finkenstein beim König.

B.

4. März 1784

Starb in Stettin der General-Major Karl Ludwig von Winterfeld Chef eines Infanterie-Regiments, 58 Jahr alt. In der Schlacht bei Torgau hatte er sich den Verdienstorden erworben.

31. März 1784

Starb zu Groß-Salze der General-Major, ehemaliger Chef<305> des Leib-Kürassier-Regiments, Johann Rudolph von Merian, 68 Jahr alt. In der Aktion bei Meuro hatte er den Verdienstorden erhalten.

Es erscheint der Entwurf zu einem Allg. Gesetzbuch für die Preuß. Staaten (erster Theil, erste Abteilung), welches der König dem Großkanzler von Carmer anzufertigen aufgetragen hatte. Zugleich werden für Diejenigen, welche darüber gründliche Untersuchungen anstellen wollen, Prämien von 25-50 Dukaten ausgesetzt. Einer der ersten Paragraphen bestimmt: "Durch Machtsprüche soll Niemand in seinem Rechte gekränkt werden."

April.

A.

April 1784

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

Die Minister von Werder, von der Horst, von Finkenstein, der Graf von Görtz, der Schwedische Gesandte von Löwenhielm in diesem Monat in Potsdam beim König.

B.

22. April 1784

In Halle starb der Fürst Franz Adolph von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, Königl. Preuß. General-Lieutenant, 60 Jahr alt.

Mai.

A.

Mai 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci), oder 10ten. Der Geh.-Finanzrath de Launay beim König.

11. Mai 1784

Der König an Grimm:

- etc. - "Dafür, daß Sie mir Complimente zu meinem alten Geburtstage gemacht haben, danke ich Ihnen. Ich bin nur zu alt; aber jeder muß so lange leben, bis er den Rosenkranz von Albernheiten, welche das Schicksal ihn in dieser Welt zu begehen verurtheilte, ganz abgebetet hat. etc."

11. Mai 1784

Der König nach Charlottenburg, von da nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue hält, dann in der Stadt die Prinzessin Amalie besucht und nach<306> Charlottenburg zurück geht. Hier werden ihm die Französschen Prinzen von Lambesc und von Vaudemont vorgestellt, desgleichen der Marschall de Camp de Frimont, die General-Majors von Rochechouart und von d'Hemanne, die Obersten: Graf von Drignevilly, Baron d'Escars und von d'Aureson, die Capitains: Baron St.Etienne, vonO'Brier, Graf Serrant, von d'Adrian, von Lambert und Chateauneuf, sämmtlich in Französischen Diensten. Ferner: der Major von Carneroß, die Capitains, zwei Brüder, von Craufort, der Lord Stopfort, sämmtlich in Englischen Diensten.

12. Mai 1784

Der König von Charlottenburg wieder nach dem Berliner Thiergarten, wo er über die übrigen Regimenter Revue hält und dann nach Potsdam geht.

?? Mai 1784

Die obengenannten Französischen und Englischen und mehrere fremde Russische, Dänische, Würtembergische etc. Militairs gehen sämmtlich nach Potsdam.

16. Mai 1784

17. Mai 1784

und 18ten. Hält der König in Potsdam über die daselbst stehenden und einige aus den benachbarten Garnisonen eingerückte Regimenter Revue, welcher die Prinzen von Lambesc und von Vaudemont, nebst den übrigen Französischen und fremden etc. Militairpersonen, beiwohnen.

16. Mai 1784

Der bisherige Kanzlei-Director der Magdeburgischen Regierung (nachherige Chargé d'Affaires bei der Pforte in Konstantinopel, an des zurückberufenen von Gaffron's Stelle) Heinrich Friedrich Diez beim König. (Ueber diese Audienz siehe die Beilage am Schluß dieses Jahres und vergl. Vossische Berliner Zeitung Nr. 69 vom 8. Juni 1784).

19. Mai 1784

Der König nach Spandau, Revue - dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1784

Nach Berlin mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen. etc. Hier hält der König die gewöhnliche große Revue bis den 23sten, welcher die Prinzen von Lambesc und von Vaudemont und die übrigen Französischen Officiere beiwohnen, die sich dann den 24sten nach Magdeburg begeben.

<307>

Nach der Revue schenkt der König dem General von Möllendorf mehrere Tausend Thaler.

23. Mai 1784

Der König nach Potsdam.

25. Mai 1784

Nach Magdeburg zur Revue (bei Cörbelitz).

Nach deren Beendigung schenkt der König dem General-Major von Bohlen 2000 Thlr. und den Obersten von Tschiersky und von Tadden jedem 1000 Thlr.

28. Mai 1784

Der König in Potsdam.

In diesem Monat waren in Potsdam: der Geh.-Finanzrath de Launay, der Englische Oberst Delrimple, Lord Dowre, und der Fürst von Anhalt-Cöthen.

B.

22. Mai 1784

Stirbt in Königsberg der Minister Johann Friedrich von Rhod, 81 Jahr alt.

Juni.

A.

1. Juni 1784

Der König nach Cüstrin zur Revue.

2. Juni 1784

In Stargard, bis den 5ten.

5. Juni 1784

In Graudenz (Mockcrau Hauptquartier) 307-+.

12. Juni 1784

In Potsdam (Sanssouci).

14. Juni 1784

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam zur Minister-Conferenz.

?? Juni 1784

Prinz von Hohenlohe in Potsdam.

?? Juni 1784

Anfangs dieses Sommers kam Herr le Begue de Villieres aus Paris nach Potsdam. Er war zum Vorleser des Königs bestimmt, und dazu von dem Preuß. Gesandten in Paris, von Goltz, empfohlen worden. Der König ließ ihn einige<308> Male zu sich rufen, ohne jedoch sich vorlesen zu lassen. Er starb bald nach seiner Ankunft, (Formey, Souvenir II. 243).

B.

16. Mai 1784

Ward aus der bei Tarnowitz neu angelegten Grube das erste Erz zu Tage gefördert.

Juli.

A.

Juli 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Juli 1784

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig zum König nach Potsdam, wo desselben Tags die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester des Königs, mit ihrer Prinzessin Tochter, der Aebtissin von Gandersheim, anlangt (bleiben bis den 15ten).

22. Juli 1784

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt, speist Mittags bei der verwittweten Herzogin von Braunschweig, und kehrt nach der Tafel nach Potsdam zurück.

27. Juli 1784

Kabinetsordre des Königs an den Staatsminister ***: "Meine neue Ordre wegen der den Studiis sich widmenden Cantonisten ist blos für die Zukunft, und soll Meiner, Euerm Bericht vom 26sten beigelegten Kabinetsordre vom 1. Novbr. 1746 308-+ keinen Abbruch thun. Sie ist einzig und allein bestimmt, aller Mißdeutung, und dem Mißbrauch der Exemtion vom Enrollement vorzubeugen. Die Söhne der Bauern, der Bürger in den kleinen Städten, z. E. Ragnit, und dergleichen, was haben die nöthig zu studiren? Erstere werden wieder Bauern, und Letztere, was ihre Väter<309> waren. Der Sohn eines Bauers, wird wieder Bauer. etc. Meine Meinung ist dabei gar nicht, daß dadurch junge Leute, welche sich zum Studiren schicken und Talente haben, Meinem und des Vaterlandes Civildienste entzogen werden sollen; nur den Mißbrauch will Ich abgeschafft wissen, und daher sollen alle die jungen Leute von obbemeldetem Stande, den Regimentern und Kammern künftig gehörig angezeigt werden, damit die Cantonslisten in gehöriger Ordnung angefertigt werden können. etc." Der König schenkt den Angermünder Bürgern, deren Scheunen abgebrannt waren, 12000 Thlr.

B.

5. Juli 1784

Der Prinz Heinrich reist nach der Schweiz 309-+ und Frankreich (Paris). S. Vie privé politique et militaire de Prince Henri de Prusse. Paris, 1809. p. 220.

17. Juli 1784

19. Juli 1784

Preuß. Vermittelungsschreiben, den Streit zwischen den Generalstaaten und dem Erbstatthalter betreffend. (Herzberg

Recueil etc. II. 407, 410).

August.

A.

August 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci). In den ersten fünf Tagen dieses Monats war der Französische General-Lieutenant, Marquis de Bouillé (welcher später dem König von Frankreich Ludwig XVI zu seiner Flucht nach Montmedy behülflich war) 309-++ beim König in Potsdam, den 6ten war er in Berlin, und den 11ten ging er nach Schlesien. Mit ihm zugleich waren auch in Potsdam: der Oberst, Vicomte de la Blame, und die Capi<310>tains, Graf de Pontecoulant und von Lewis, sämmtlich in Französischen Diensten, und ging der Erste ebenfalls am 11ten nach Schlesien.

9. August 1784

Der Minister von Herzberg zum König nach Potsdam.

11. August 1784

Der General-Major von Pfuhl aus Berlin, General-Major von Usedom und der Oberst von Seculi aus Bromberg zum König nach Potsdam, desgl. der General, Major von Holzendorf.

15. August 1784

Der König nach Schlesien zu den gewöhnlichen Revuen.

19. August 1784 bis 24. August 1784

In Neisse, wo er Musterung hält. Hier waren auch der Marquis de Bouillé und mehrere fremde Officiere.

24. August 1784

Ankunft in Breslau, wohin ihm auch die fremden Officiere von Neisse gefolgt waren.

In Breslau hatte der König eine Unterredung mit Garve und übergab ihm eine Gratification von 300 Thlr.

25. August 1784

26. August 1784

Speisen beim König der oben erwähnte Französische General, Marquis de Bouillé, desgleichen der Fürst-Bischof von Breslau, der Abt Bastiani, der Minister von Hoym etc.

29. August 1784 bis 31. August 1784

Der König im Lager bei Golau (Hauptquartier).

31. August 1784

Abreise von Golau.

In diesem Monat waren in Potsdam die Englischen Lords: Parker, Pitt, Assheton und Repimpton.

B.

25. August 1784

Joseph II verlangt von Holland die Eröffnung der Scheide. Anfang der Streitigkeiten zwischen dem Kaiser und Holland wegen dieses Gegenstandes. (S. geographisch-historische Erläuterungen wegen Eröffnung der Scheide etc. Hamb., 1785).

September.

A.

1. September 1784

Her König in Potsdam (Sanssouci).

In den ersten 8 Tagen dieses Monats waren in Potsdam beim König: der General-Major von Holzendorf, die Minister von Finkenstein und von Werder, der Däni<311>sche Gesandte von Iuel und der Herzog von Curland, den der König in Sanssouci empfing.

7. September 1784

Der Konig an den General von Tauentzien 311-+: "Mein lieber General von Tauentzien. Schon bei Meiner Anwesenheit in Schlesien erwähnte Ich gegen Euch, und jetzt will Ich es schriftlich wiederholen, daß Meine Armee in Schlesien noch nie so schlecht gewesen ist als jetzt; wenn Ich Schuster oder Schneider zu Generalen machte, könnten die Regimenter nicht schlechter sein. Das Thaddensche Regiment gleicht nicht dem unbedeutendsten Landbataillon einer Preußischen Armee, Rothkirch und Schwarz taugen auch nicht viel, Zaremba ist in einer solchen Unordnung, daß Ich einen Officier von Meinem Regimente nach dem diesjährigen Herbstmanövre werde hinschicken, um es wieder in Ordnung zu bringen; von Erlach sind die Bursche durch das Contrebandiren so verwöhnt, daß sie keinen Soldaten ähnlich sehen; Keller gleicht einem Haufen ungezogener Bauern; Hager hat einen elenden Commandeur, und Euer Regiment ist sehr mittelmäßig; nur mit Graf von Anhalt, Wendessen und Markgraf Heinrich kann Ich zufrieden sein. Seht, so sind die Regimenter en Detail. Nun will Ick das Manövre beschreiben: Schwarz machte den unverzeihlichen Fehler, bei Neisse die Anhöhen auf dem linken Flügel nicht genugsam zu besetzen; wäre es Ernst gewesen, so war die Bataille verloren. Erlach bei Breslau, statt die Armee durch Besetzung der Anhöhe zu decken, marschirte mit seiner Division wie Kraut und Rüben im Defilee, daß, wäre es Ernst gewesen, die feindliche Kavallerie die Infanterie Niederhieb, und das Treffen verloren ging. Ich bin nicht Willens, durch lacheté Meiner Generale Schlachten zu verlieren, weshalb Ich hiermit festsetze, daß Ihr über ein Jahr, wenn Ich noch lebe, die Armee zwischen Breslau und Ohlau füh<312>ret, und vier Tage zuvor, ehe Ich ins Lager komme, mit den unwissenden Generalen manövriret, und ihnen dabei weiset, was ihre Pflicht ist. Das Regiment von Arnim und das Garnison, Regiment von Kenitz macht den Feind, und wer alsdann seine Schuldigkeit nicht erfüllt, über den lasse Ich Kriegsrecht halten; denn Ich würde es einer jeden Puissance verdenken, dergleichen Leute, welche sich so wenig um ihr Metier bekümmern, im Dienst zu behalten. Erlach sitzt noch vier Wochen im Arrest. Auch habt Ihr diese Meine Willensmeinung Eurer ganzen Inspection bekannt zu machen."

9. September 1784

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, wo ihm die Herzogin von Curland vorgestellt wird 312-+, besieht den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt, begiebt sich dann nach dem Schlosse, wo bei ihm große Cour ist. Gegen Abend geht der König nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet. Hier unterhält er sich mit dem Besitzer des Gesundbrunnens, einem der Erben des vorigen Besitzers, des Doctors Behm. (Die interessante Unterredung findet man in der 7. Sammlung der Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's d. Gr. Berlin, 1788. S.97. S. auch die Nachträge etc.).

10. September 1784

Auf dem Wedding bei dem Artilleriemanövre, dann nach Potsdam.

<313>

?? September 1784

Der Herzog von Curland und Gemalin in Potsdam, bis den 25sten oder 26sten.

20. September 1784

Die Generale von Möllendorf, von Braun, von Bornstedt, von Pfuhl, von Prittwitz, von Holzendorf, von Lottum, von der Golz, von Kalkreuth, Prinz Louis von Würtemberg und der Franz. G.-L. de Bouillé, desgleichen der Herzog von Jork und der Polnische Fürst von Sablonowsky, nach Potsdam. Speisen sämmtlich,

21. September 1784 bis 23. September 1784

auch der Herzog von Curland, alle drei Manövretage beim König. Außer diesen Personen waren mehrere fremde Officiere in Potsdam bei den Manövres. An einem dieser Tage stellte Bouillé dem König einen Enkel des Marschalls Richelieu, den Herzog Armand Duplessis Richelieu, vor, der später, 1815-1818, erster Minister Ludwig's XVIII war. Er war geboren den 25. Septbr. 1766 und starb den 17. Mai 1822.

?? September 1784

In Potsdam waren: der General-Major von Usedom, der Geh.-Fmanzrath de Launay, Letzterer mehrere Male.

B.

7. September 1784

Abschluß eines Vergleichs zwischen Preußen und Rußland zur Beilegung der Danziger Irrungen.

11. September 1784

Stirbt in Oppeln der General-Major Friedrich Wilhelm von Podewils, Chef eines Kürassier-Regiments, 58 Jahr alt.

?? September 1784

Stirbt in Mewe der General-Major, Chef eines Infanterie Regiments, Ewald George von Blumenthal, 62 Jahr alt. In der Schlacht bei Prag hatte es sich den Verdienstorden erworben.

17. September 1784

Preuß. Vermittelungsschreiben an die Generalstaaten, betreffend ihre Uneinigkeit mit dem Erbstatthalter. (Herzberg Recueil etc. II. 413.

22. September 1784

Hatte der Preuß. Chargé d'Affaires Diez seine erste Audienz bei dem Großvezier in Konstantinopel. (Vossische Berliner Zeitung Nr. 132 d. J.). (Wenn in Resmi Achmet Effendi's Geschichte des Krieges von 1768-1774, Halle, 1813,<314> übersetzt von H. F. von Diez, dieser S. 33 seine Ankunft in Konstantinopel in Juni 1786 setzt; so ist die Jahreszahl unstreitig ein Schreib- oder Druckfehler).

Oktober.

A.

Oktober 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci).

23. Oktober 1784

Der vom König neu angenommene Vorleser Dantal (damals Lehrer der Französischen Sprache am Potsdamschen Waisenhause) ward nach Sanssouci gerufen und daselbst (Nachmitmittag halb 4 Uhr) vom König im Vorlesen geprüft. (C. Dental, Les Délassemens litéraires, ou heures de lecture de Frédéric II. Berlin, 1792).

24. Oktober 1784

Der König an die Staatsminister von Finkenstein und von Herzberg, indem er ihnen den von ihm eigenhändig geschriebenen Entwurf zum Fürstenbund überschickt: "Je suis bien aise de Vous communiquer par la présente le projet ci joint de la ligue à former entre les Princes d'Alemagne écrit de ma propre main, qui Vous fera voir toutes Mes idées sur cet objet. Je suis sûr, qu'en l'exposant et amplifiant un peu, il ne pourrra que fructifier et produire son effet sur les differents Princes de L'Empire. Sur ce etc. 314-+. (Herzberg Recueil etc. II. 364).

24. Oktober 1784

Der General-Lieutenant, Marquis de Bouillé verabschiedet sich beim König. Die Minister von Finkenstein und von Herzberg, der Bischof von Cujavien, Graf Ribinsky, General-Lieutenant von Wartenberg, Oberst-Lieutenant von Boh<315>len, Prinz Friedrich von Braunschweig an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

B.

Oktober 1784

In der ersten Woche dieses Monats reist der Herzog von Curland mit seiner Gemalin von Berlin über Dresden, München, durch Tyrol nach Italien.

8. Oktober 1784

Ausbruch des Streits zwischen dem Kaiser und Holland wegen der Freiheit der Fahrt auf der Schelde. Die Holländer feuern auf ein Kaiserliches Schiff und halten es an. (Historisches Portefeuille 1784. II. 626).

November.

A.

1. November 1784

Der König in Potsdam, beantwortet die von den Ministern ihm Tags vorher gemachten Bemerkungen über den Entwurf zum Fürstenbund.

2. November 1784

Der Minister von Heinitz zum König nach Potsdam.

3. November 1784

Der Minister von Herzberg nach Potsdam zum König, der ihm nun noch mündlich seine Ideen weiter auseinander setzt. Darauf verfaßt dieser ein: "Memoire contenant l'idee, les motifs, et le Plan d'une Confédération constitutionelle des Princes et Etats de l'Empire Germanique a

faire dans les circonstances actuelles." (Herzberg etc. II. 364-376), welches den Preuß. Gesandten zugeschickt wurde, um die Höfe über diesen Gegenstand zu sondiren.

10. November 1784

Der Minister von Finkenstein und der Spanische außerordentliche Gesandte, Ritter de las Casas zum König nach Potsdam.

?? November 1784

Der König ernennt den ältesten Sohn des Prinzen von Preußen Friedrich Wilhelm (nachherigen König Friedrich Wilhelm III) zum Seconde-Lieutenant beim ersten Bataillon Garde.

16. November 1784

Der Vorleser Dantal beim König auf dem Schloß in Pots<316>dam, wo er (Abends 7 Uhr) zum ersten Mal vorliest, und zwar aus einem Buche, welches eine kurzgefaßte Geschichte der Griechen und eine Rede von Isokrates an den Nikokles über die Königliche Würde enthielt. Die Vorlesungen wurden fortgesetzt den 17ten, 20sten, 21sten, 23sten, 25sten und 30sten, jedesmal Abends.

28. November 1784

Der am 15ten in Berlin angekommene berühmte Sänger Tombolini in Potsdam, wo er vor dem König eine Arie, von Graun componirt, singt, wobei ihm Fasch accompagnirt. Tombolini war am 18. Januar 1766 in Fermo geboren und ein Schüler des berühmten Kapellmeisters Gibelli in Bologna. Er starb zu Charlottenburg den 27. Oktbr. 1839.

B.

29. November 1784

Starb in Waltersdorf bei Brandenburg der General-Major Julius Treusch von Buttlar, 69 Jahr alt.

Dezember.

A.

1. Dezember 1784

Der König in Potsdam. Bei ihm befand sich der aus Frankreich und der Schweiz zurückgekehrte Prinz Heinrich (bis den 4ten).

24. Dezember 1784

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und besieht den Bau der neuen Thürme auf dem Gensd'armenmarkt.

24. Dezember 1784

Der Geh.-Finanzrath Formey beim Konig.

25. Dezember 1784

Der König giebt auf dem Schlosse die Parole aus, wozu sich auch der 85jährige General von Zieten eingefunden. Der König tritt ihm mit großer Freundlichkeit entgegen, umarmt ihn, und befiehlt den Adjutanten des Generals, ihm einen Stuhl zu bringen, den anzunehmen sich der General lange weigert, doch der König dringt darauf und wiederholt mehrmals die Worte; "Mein lieber alter Papa Zieten, setze Er sich doch!" Dabei leistet er ihm noch selbst hülfreiche Hand zum bequemen Niederlassen.

<317>

(Bekanntlich hat Chodowiecki diese Scene durch einen Kupferstich: "Zieten sitzend vor seinem König" verewigt).

Der König läßt sich auch in diesem Monat des Abends von Dantal vorlesen. Die Vorlesungen (Griechische Redner) fanden Statt den 5ten, 10ten, 11ten, 12ten, 15ten bis 23sten täglich, dann den 25sten bis 31sten täglich.

In Berlin nimmt der König wie gewöhnlich die Wachtparaden in Augenschein.

Den Armen in Berlin schenkt er 1000 Thlr. zu Holz, und dem Fond dieser Holzversorgungsanstalt ein Kapital von 6000 Thlr.

In Potsdam waren beim König: der Ober-Stallmeister von Schwerin, der General von Prittwitz, der Lord Mackingnon, desgleichen der Abt Bastiani, dieser schon seit einiger Zeit. Er blieb den ganzen Winter über beim König, und war auch noch Anfangs des folgenden Sommers bei ihm. (S. Memoires de Bouillé etc. Paris,1821, Chapitre II. pag. 35, 36).

B.

1. Dezember 1784

Stirbt in Berlin der Minister Ernst Friedemann von Münchhausen, 60 Jahr alt.

7. Dezember 1784

Stirbt der Königl. Leibarzt, Geh.-Rath Friedrich Hermann Ludwig Mutzel, 69 Jahr alt.

8. Dezember 1784

Stirbt der General-Lieutenant, Chef eines Füselier-Regiments, George Reinhold von Thadden auf seinem Gute Babenz in Ostpreußen, 72 Jahr alt.

12. Dezember 1784

Edikt, durch welches der Bauernstand als Stand förmlich anerkannt und befohlen wird, mittelst Urbarien seine Rechte und Pflichten festzusetzen etc. Im Eingang desselben giebt der König sein Mißfallen darüber zu erkennen, "daß zwischen Grundherren und Unterthanen sich ein großes Mißtrauen eingeschlichen hätte, und unzählige Prozesse über ihr wechselseitiges Interesse entstanden wären, er (der König) wolle also jetzt die Retinenz und Prozeßsucht der Unterthanen auf der einen, und der Grau<318>samkeit und Unbilligkeit der Herrschaften auf der andern Seite ein Ziel setzen. etc."

25. Dezember 1784

Anfang des Carnevals. Ordnung wie im vorigen Jahr. Die beiden Opern waren: 1) Orpheus und 2) Cajus Fabricius. Dabei waren zwei neue Sängerinnen, Mad. Carrara und Mad. Eichner, und zwei neue Sänger, Herr Bellaspina und Herr Tombolini.

31. Dezember 1784

Stirbt der Oberst und Chef des 2. Artillerie-Regiments Johann Bernhard von Höfer, 71 Jahr alt.

Beilage zum (16.) Mai dieses Jahres, betreffend die Audienz des etc. Diez bei dem König.

Als Gleim einst in einer Gesellschaft in Magdeburg mit gewohntem Enthusiasmus von Friedrich d. Gr. sprach, wurde ihm von Diez, der auch zugegen war, eben so lebhaft widersprochen und überhaupt dem König Allerlei zum Vorwurf gemacht etc. Später sprach und schrieb Diez jedoch ganz anders von Friedrich, und stimmte vollkommen mit Gleim's Ansichten und Urtheile über den König überein. Als Gleim dies erfuhr, schrieb er einen freundlichen Brief an Diez, worin er seine Freude über Diezen's Sinnesänderung bezeigte und den Wunsch zu erkennen gab, die Ursach davon zu erfahren. In der darauf erfolgten Antwort erzählt nun Diez zuerst, wie und wodurch er zu so falschen Ansichten und Urtheilen über den König verleitet worden, dann - wie er von den Ministem dem Könige zum Chargé d'Affaires in Konstantinopel mit vier oder fünf andern Personen vorgeschlagen worden, und fährt hierauf, zur Erläuterung I. seiner Sinnesänderung, fort:

"Indessen, der König greift mich heraus (aus den 5 vorgeschlagennen Personen), ich weiß nicht warum, ob ich gleich sagen muß, daß ich ihm nicht unbekannt geblieben bin, weil ich in eigenen Angelegenheiten mehrmals an ihn geschrieben habe. Er befahl aber, daß ich nicht abgehen sollte, bis er mich selbst gesehen und mir die Insituctionen selbst gegeben haben würde. Das Letztere war bis dahin immer Sache des Ministeriums gewesen. Ich mußte nun in Berlin dreizehn<319> Wochen warten, weil der König krank war; ein langer Zwischenraum, wo die Kabale noch alle Versuche machte, mich zu verdrängen. Auch war der König noch krank, als er in Potsdam den ersten Revuetag hielt: es war, glaube ich, der 29. Mai 319-+, und auf diesen Tag war ich bestellt. Ich war noch voll von den Ideen, welche Sie in Magdeburg von mir gehört hatten. Ich hatte überhaupt alle Schulideen von großen Königen verloren, nachdem ich über Friedrich weggekommen war. Ich hatte, wenn ich so sagen darf, mein System angenommen, welches mich pünktlich und fast ängstlich in Erfüllung der mir obliegenden Pflichten machte, aber auch gleichgültig, dreist und kühn gegen alle Leute, die man Große und Könige der Erde nennt. Dies hatte die Folge, daß ich vor Friedrich mit einer Fassung und Gleichmüthigkeit kam, welche er durch seine gewöhnlichen Ueberraschungen nicht aus dem Gleichgewicht werfen konnte, wie es z. B. schon bei meinem Erscheinen seine Absicht sein mochte; denn als ich in die Thür seines Kabinets eintreten wollte und den Fuß eben erst auf die Schwelle gesetzt hatte, kam er mit einer Heftigkeit auf mich los, daß er dicht vor mir zu stehen kam, ehe ich in die Stube einkommen konnte, so daß ich, wenn ich vor ihm die gewöhnliche Verbeugung hätte machen wollen, ich entweder ihn hätte vor den Kopf stoßen oder wieder zurücktreten müssen; ich that aber keins von Beiden, blieb auf der Schwelle stehen, ohne ihn zu grüßen, erwartete seine ersten Fragen, die er sehr eilig hervorbrachte, gab ihm, eben so gleichgültig als ehrerbietig, schnell meine Antworten, und so trat er selbst allmälig zurück und ich folgte ihm auf dem Fuße nach, bis er an seinen Tisch gelangte und sich in den Armstuhl warf, wo er sein Gespräch fortsetzte und ich dicht vor ihm stehen blieb. Ich bekenne, daß die Gleichgültigkeit, welche ich bewies, mit aus dem Gefühle herrührte, daß ich nicht gekommen war, um Brot zu suchen, welches ich hatte, sondern weil ich empfand, dem Staate auf dem neuen Posten im Großen besser dienen zu können, als auf meiner alten Stelle, die mich nicht mehr genug beschäftigte, nachdem ich hundertjährige Unordnungen aufgeräumt hatte. Ich nahm<320> auch Gelegenheit, dem Könige dies bemerklich zu machen und er sah mich darauf mit großen Augen an, vom Haupte bis zum Fuße, und sagte endlich: das ist lobenswürdig.

Genug, um zur Sache zu kommen; Friedrich hatte an jenem Tage früh um 4 Uhr seine Kabinets-Geschäfte verrichtet, war sodann zur Musterung gegangen, kam gegen 11 Uhr zurück, ließ sich sodann die fremden Officiere vorstellen, fetzte sich nach 12 Uhr zu Tisch, wo er bis um 2 Uhr bleiben mochte, und von da bis 3 1/2 Uhr hatte er Adjutanten bei sich, um ihre Berichte zu hören und ihnen seine Befehle für die Manoeuvres des andern Tages zu geben. Ich begegnete denen noch, als ich mit Herrn Laspeyres, der zum Schreiber bestellt war, hereingerufen ward. Hier stand ich nun neben dem Manne, der bis dahin, seit dem Augenblicke des Erwachens, vor Geschäften gleichsam nicht zu sich selbst gekommen war, und der noch krank sein sollte; nichts Krankes, nichts Müdes, nichts Erschlafftes, im Gegentheil alles an seinem Vortrag und an seinen Begriffen so frisch, so klar und durchdacht, daß, nachdem seine ersten Fragestücke vorüber waren, woraus ich im Grunde wenig machte, er meine ganze Aufmerksamkeit fesselte, als ich ihn in die Sache selbst, über den Zweck meiner Mission, über die Interessen von Preußen und anderen Mächten, auch über den Charakter und die Verfassung der Türken, mit einem Zusammenhang und Plan hineingehehörte, wovon ich bei jedem Andern, der sich sechs Monate dazu vorbereitet haben möchte, eine große Idee gefaßt haben würde. Endlich sing er an, die Instruction zu dictiren: bei jedem Absatz hielt er inne, machte Paraphrasen und spielte zugleich mit dem Windhunde, der ihm unterdessen auf den Schooß gesprungen war, und nachdem er mich jedesmal eins um das andre hatte sprechen lassen, um zu hören, ob ich seine Meinung recht verstanden, fuhr er fort zu dictiren, zu paraphrasiren, mit dem Hunde zu spielen und mich zu hören, und so ging es bis ans Ende einer zwei Bogen langen Instruction, ohne daß er sich von Laspeyres das, was geschrieben war, wieder vorlesen und sich in Zusammenhang bringen ließ, als dessen Faden er gar nicht verloren hatte. Die ganze Audienz dauerte zwei Stunden, bis gegen 5 1/2 Uhr, und ich war instruirt, wie man sein muß.

<321>

Nun aber hatte sich meine erste Gleichgültigkeit in Bewunderung verwandelt, und ich bekenne, daß ich fähig gewesen wäre, mich in dem Augenblicke niederzuwerfen, und das Genie anzubeten, denn wahr ists immer und ewig, daß großer Verstand große Wirkung thut, und daß man alsbald wahrnimmt, daß für einen Kopf von solcher Ueberlegenheit Nichts unmöglich bleibe.

Wer Friedrich war, wußte ich nun von ihm selbst, und bald nach meiner Ankunft in Stambul empfing ich mit jedem Posttage neue Proben seines umfassenden und immer ins Große gehenden Geistes. Dies Alles mußte ich Ihnen erzählen, weil ich Ihnen schuldig zu sein glaubte, die Gründe meiner Überzeugungen aus zwei verschiedenen Zeiten anzugeben." (Mitgetheilt von N. T. Z.).

Januar 1785.

A.

1. Januar 1785

Der König stattet Vormittags bei der Prinzessin Amalie, dem Prinzen Friedrich von Braunschweig und dem General von Zieten Besuche ab. Mittags große Cour bei dem König, welcher dann mit dem ganzen Hof bei der Königin speist, wie dies während des Carnevals gewöhnlich mehrere Male geschieht.

Der König läßt an den Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler auszahlen, zur Vertheilung an die Soldatenwittwen und Waisen, deren Männer und Väter im Felde geblieben sind, und an andere Arme der Stadt.

4. Januar 1785

Der König besieht die Porzellanmanufaktur und das Waarenlager und macht verschiedene Bestellungen.

5. Januar 1785

Der König läßt den Buchhändler Nicolai zu sich rufen, und unterhält sich mit ihm anderthalb Stunden.

14. Januar 1785

Formey beim König.

15. Januar 1785

Der König besucht die Prinzessin Amalie.

18. Januar 1785

Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich. Der König<322> und der ganze Hof speisen bei der Königin vom goldenen Service.

19. Januar 1785

Der König besucht den Prinzen Heinrich und die Prinzessin Amalie.

20. Januar 1785

Nach Potsdam.

24. Januar 1785

Feier des Geburtsfestes des Königs bei der Königin in Berlin.

28. Januar 1785

Der am 26sten aus Paris in Berlin angekommende Französische Gesandte am Russischen Hofe, Graf Ludwig Philipp von Segur, geht mit dem in Russischen Diensten stehenden Lieutenant, Grafen von Manteufel nach Potsdam. An diesem oder an dem folgenden Tage (den 29sten), Morgens um 7 Uhr, hatte der Graf von Segur Audienz beim König. Die Unterredung ist mitgetheilt in: Memoire ou Souvenirs et anecdotes p. Mrs. le Comte de Ségur, Paris, 1826, II.120, und in der Übersetzung von Förster, Quedlinburg, 1827, 4. Bdchn. S. 109 u. 118-130. Die gewöhnlichen Vorlesungen (von Dantal) hatten in diesem Monat am 1sten bis 3ten, 5ten bis 10ten, 12ten, 13ten, I5ten, 17ten, 21sten bis 23sten, 25sten, 27sten bis 31sten Statt. (Fortsetzung der Griechischen Redner).

B.

4. Januar 1785

Stirbt der General-Major Hans George Woldeck von Arneburg, Chef eines Kürassier-Regiments, auf seinem Gute Storkow in der Altmark, 73 Jahr alt. Bei dem Ueberfall bei Schornitz, unweit Ollmütz, hatte er den Verdienstorden erworben.

20. Januar 1785

Erscheint die Instruktion der Haupt-Urbarien-Commission, wodurch das Edict vom 12. Dezember 1784 in Vollziehung gebracht wird.

25. Januar 1785

Stirbt der General-Lieutenant, Chef eines Husaren-Regiments, Johann Paul von Werner, 78 Jahr alt, auf seinem Gute Pietschen in Schlesien.

<323>

27. Januar 1785

Starb der durch die Wiedererfindungng des sogenannten Punischen oder Eleodorischen (Maler-) Wachses berühmte Königl. Hofmaler Benjamin Calau. (S. unter Dezbr. 1772 B).

Februar.

A.

Februar 1785

Der König in Potsdam.

Vorlesungen von Dantal fanden wie gewöhnlich Abends Statt, den Isten bis 3ten, den 5ten bis 22sten, Schluß der Griechischen Redner und Anfang einiger Fragmente vom Polybius, den 23sten, 24sten Römische Geschichte von Titus Livius, bis den 28sten.

B.

12. Februar 1785

Edict, betreffend den Bauernstand.

22. Februar 1785

Beendigung der Danziger Irrungen durch den Vergleich vom 7. Septbr. 1784, welchen die Stadt jetzt unterzeichnet.

28. Februar 1785

Gewährleistung des Teschner Friedens von Seiten des Kaisers und des Reichs.

März.

A.

März 1785

Der König in Potsdam.

Vorlesungen vom 1sten bis den 20sten, 22sten, 24sten bis 31sten, unausgesetzt alle Abend: Römische Geschichte aus Tacitus, Rollin etc., den 21sten: der weiße Stier von Voltaire, den 23sten: Candide von Voltaire.

Der Minister von Finkenstein, der Dänische Gesandte von Baudissin, der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Ober-Stallmeister von Schwerin nach Potsdam.

B.

9. März 1785

Der Französische Gesandte am Russischen Hofe, Graf von Segur, verläßt Berlin und geht nach Petersburg.

14. März 1785

Stirbt in Magdeburg der General-Lieutenant Friedrich Chri<324>stoph von Saldern, Chef eines Infanterie-Regiments, 66 Jahr alt.

16. März 1785

Stirbt zu Mohrungen in Preußen der General-Lieutenant Friedrich Ludwig Graf Fink von Finkenstein, 76 Jahr alt.

25. März 1785

Stirbt in Stettin der General-Lieutenant Lewin Friedrich von Haacke, 71 Jahr alt.

Es, erscheint die zweite Abtheilung des Entwurfs eines Allgemeinen Gesetzbuchs für die Preuß. Staaten, welche die Rechte der verschiedenen Stände im Staate enthält.

April.

A.

April 1785

Der König in Potsdam (vom 25sten an in Sanssouci). Antwort des Königs an den Professor Müchler, auf dessen Gesuch, den berühmten Männern: Leibnitz, Sulzer und Lambert ein öffentliches Ehrendenkmal errichten zu dürfen: "Besonders lieber Getreuer. Denkmäler von verdienstvollen Männern sind von jeher als Aufmunterungen zu ihrer Nachahmung gestiftet worden. Ein Freiherr von Leibnitz, ein Sulzer, ein Lambert verdienen nicht weniger, daß ihr Andenken durch eben dergleichen geehrt und ihre Verdienste auf die Nachwelt gebracht werden. Vielleicht reizen auch ihre Ehrenzeichen Manchen zur Nachahmung. In dieser Hoffnung genehmige ich nunmehro Euren gestrigen Antrag, ihnen eine Denksäule nebst ihren Bidnissen und medaillon zu setzen. In der Mitte des Platzes vor meinem großen Bibliothekhause wird solche am Schicklichsten stehen. Daselbst verstatte Ich Euch, ihnen solche errichten zu lassen, und Ihr könnt Euch nur deshalb an Meinen General-Lieutenant von Möllendorf, als dortigem Gouverneur, melden, welcher salches nachzulassen heute Ordre erhält von Eurem gnädigen König. Friedrich."

Vorlesungen vom 1sten bis 17ten: Römische Geschichte,<325> den 18ten bis 24sten:Robertson's Geschichte Karl's V, den 25sten (in Sanssouci): über die Natur der Seele aus dem Lucrez, den 26sten: chronologische Geschichte Frankreichs, bis den 30sten.

Die Minister von Heinitz, von Schulenburg, von Werder, die Generale von Möllendorf, von Langefeld, von Wartenberg und der Fürst von Anhalt-Cöthen beim König.

B.

27. April 1785

Der Prinz Maximilian Julius Leopold von Braunschweig, Neffe des Königs, findet in den Fluthen der Oder bei Frankfurt als Menschenretter seinen Tod in seinem 33sten Lebensjahre.

Mai.

A.

Mai 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci). Der Abt Bastiani war seit dem Winter noch beim König.

6. Mai 1785

In Charlottenburg.

7. Mai 1785

Hält in Schöneberg über einige Regimenter der Berliner Garnison Specialrevue, besucht dann in der Stadt die Prinzessin Amalie und kehrt nach Charlottenburg zurück.

8. Mai 1785

Hält bei Schöneberg über die übrigen Regimenter der Berliner Garnison Specialrevue und geht nach Potsdam.

13. Mai 1785

Der am 10ten in Berlin aus Paris angekommene General-Lieutenant de Bouillé, in Französischen Diensten, geht zum König nach Potsdam (bleibt bis den 16ten, wo er wieder nach Berlin kommt).

17. Mai 1785

Der König an den Stadt-Präsidenten Philippi: "Der dortige Professor de la Beaux 325-+ mag in der An<326>lage zur Rechtfertigung seiner Kritik über die Französische Sprache und übrigen Schriften angeben, was er will; so belasse Ich es dennoch bei Meiner ersten Entscheidung. Er muß sich durchaus aller Anzüglichkeiten enthalten, in seinen Ausdrücken bescheiden sein und keinen Menschen beleidigen. Eine beißende Kritik bessert niemals, und dies giebt er doch zur alleinigen Absicht der seinigen an, vielmehr erbittert solche nur die Gemüther, und kann in keinem gesitteten Staate geduldet werden. Ihr müsset ihm demnach solches Alles von Meinetwegen nochmals alles Ernstes bedeuten, und ihm dabei zu erkennen geben, daß, wofern er seiner zügellosen, spitzigen und beleidigenden Schreibart nicht gehörige Grenze nach obiger Vorschrift setzen sollte, er dafür brav auf die Finger geklopft, und dafür unausbleiblich gestraft werden soll. Ihr müsset ihm solches nur gerade heraus zu seiner Warnung sagen."

12. Mai 1785

Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Mutter des oben erwähnten, in den Fluthen der Oder umgekommenen Prinzen Leopold): "Meine verehrungswürdige Schwester. Es sind über siebzig Jahre, seit ich auf der Welt bin, und während dieser ganzen Zeit habe ich nichts als sonderbare Spiele des Glücks gesehen, welches zu einigen angenehmen Vorfällen, die uns begegnen, nicht wenig widrige mischt. Wir schweben beständig zwischen vielem Kummer und einigen vergnügten Augenblicken. Dies ist, meine liebe Schwester, das gewöhnliche Schicksal aller Menschen. Jungen Leuten muß der Verlust ihrer Verwandten und Freunde empfindlicher sein, als den Alten. Die ersten vermissen lange die Freiheit die ihnen der Tod entzogen hat, dagegen Leute von unserm Alter wissen, daß sie ihnen bald folgen werden. Die Abgeschiedenen sind<327> nun vor allen Unglücksfällen gesichert; wir, die wir am Leben bleiben, sind denselben beständig ausgesetzt. Alle diese Betrachtungen, meine liebe Schwester, sind nicht sehr tröstend; ich gestehe es gern. Glücklicherweise giebt Ihnen Ihre Weisheit und Ihr Geist die Stärke, dem Schmerz zu widerstehen, den eine zärtliche Mutter bei dem Verluste eines ihrer herzlich geliebten Kinder fühlen muß. Möge der Himmel fort, fahren, Ihnen beizustehen, und mir eine Schwester erhalten, die das Glück meines Lebens ist. Glauben Sie, meine liebe Schwester, daß ich mit der zärtlichsten Zuneigung und mit der vollkommensten Hochachtung bin Meine verehrungswerthe Schwester Ihr treuer Bruder und Diener Friedrich."

17. Mai 1785

und den 19ten. Hält der Konig über die in Potsdam stehenden und einige andere aus den benachbarten Garnisonen eingerückte Regimenter Specialrevue.

20. Mai 1785

Von Potsdam zur großen Revue bei Schöneberg und Tempelhof, dann nach Berlin.

21. Mai 1785 bis 23. Mai 1785

Manövre bei Berlin, dann nach Potsdam.

25. Mai 1785

Zur Revue nach Magdeburg - Hauptquartier Corbelitz - bis den 28sten.

28. Mai 1785

Abreise von Cörbelitz und Ankunft in Sanssouci.

Nach der Berliner Revue erhielten der General-Major von Pfuhl, und die Obersten von Troschke und von Brosicke ansehnliche Geldgeschenke vom König.

Vorlesungen den 1sten bis 5ten, den 8tcn bis 12ten: Geschickte von Frankreich, den 13ten: von der Größe und dem Untergang der Römer etc. von Montesquieu und Mably, den 14ten bis 19ten 23sten und 24sten, 28sten bis 31sten: aus Moliere.

B.

8. Mai 1785

Der ehemalige Französische Staatsminister, Herzog Stephan Franz von Choiseul stirbt in Paris, 66 Jahr alt.

<328>

20. Mai 1785

Stirbt zu Riesenburg der General-Lieutenant, Chef eines Dragoner, Regiments, Nic. Alex. von Pomeiske, 68 Jahr alt. In den Schlachten von Prag und Collin hatte er den Verdienstorden erworben.

Juni.

A.

1. Juni 1785

Der König aus Sanssouci, früh um 4 Uhr, nach Cüstrin, wo er sich mit dem Geh.-Finanzrath Schütze wegen der Statt gehabten Überschwemmungen bespricht, hält dann Revue und geht weiter nach Westpreußen.

2. Juni 1785

In Stargard, Revue bis den 4ten.

5. Juni 1785

Früh um 3 Uhr nach Graudenz; Revue, Hauptquartier Mockerau.

10. Juni 1785

Ganz früh, Abreise von Mockerau. Ankunft in Müncheberg (Nachtquartier).

11. Juni 1785

Nachmittag um 5 Uhr, Ankunft in Berlin und gleich darauf Abreise nach Potsdam.

13. Juni 1785

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Sanssouci) zur Ministerconferenz, bis den 14ten.

29. Juni 1785

Der König an Condorcet:

- etc. - "Was Ihre Meinung von den Strafen der Verbrechen betrifft, so ist es mir angenehm, daß Sie darin mit dem Marchese Bekkaria übereinstimmen. In den meisten Ländern werden Verbrecher nur dann mit dem Tode bestraft, wenn sie schreckliche Handlungen begangen haben; Vatermord, Vergiftung und ähnliche Verbrechen erfodern harte Todesstrafen, damit verderbte Menschen, die dergleichen zu begehen fähig waren, durch Furcht davon abgehalten werden.

Die Folter ist hier, so wie in England, beinahe schon seit fünfzig Jahren abgeschafft. Der Grund davon leuchtet sehr stark ein. Es kommt dabei nur auf die feste und starke Constitution dessen an, der sie bekommt. Ein Mittel, daß durch Schmerz ein Geständniß der Wahrheit, aber auch eine Lüge,<329> erpressen kann, ist zu ungewiß und gefährlich, als daß man es anwenden könnte. Doch weiß ich leider, daß die Philosophie nicht in allen Ländern ihr Haupt aufheben darf."

Vorlesungen den 12ten bis 21sten: aus Moliere, den 22sten bis 30sten: aus Lucian.

Der König schenkt den Obersten von Norrmann, von Kannewurf und von Grollmann jedem 2000 Thlr.

Der Minister von Finkenstein und der Hannoversche Minister von Beulwitz beim König in Potsdam.

B. Der General-Lieutenant, Marquis de Bouillé reist von Berlin nach Paris zurück.

Juli.

A.

Juli 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci). Kabinetsschreiben des Königs an die Bauerschaften in der Grafschaft Ravensberg:

"Sr. Königl. Maj. getreue Unterthanen in der Grafschaft Ravensberg haben blos ihrer guten Aufführung beizumessen, daß Höchstdieselben ihnen dieses Jahr einen Theil der Contribution erlassen haben. Dergleichen Unterthanen verdienen, daß ihr Landesvater sie so viel als möglich unterstützt. Höchstgedachte Se. Königl. Maj. nehmen daher ihren Dank mit gnädigstem Wohlgefallen an, und versichern, dieselben bei fernerhin verspürter Deutscher Treue Dero fernere Huld und landesväterliche Vorsorge."

12. Juli 1785

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig nach Potsdam zum König, wo zugleich die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester des Königs, und deren Tochter, die Aebtissin von Gandersheim, aus Braunschweig eintreffen (bleiben bis den 19ten). Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der General<330> von Gaudi, der Ober-Kammerherr von Sacken, der Kammerherr von der Reck an verschiedenen Tagen beim König. Vorlesungen den 1sten bis 11ten: aus Lucian, den 19ten bis 22sten: aus dem Buche Ie bon sens und den 22sten bis 31sten: Ovid's Metamorphosen.

B.

23. Juli 1785

Abschluß und Unterzeichnung des Tractats des Fürstenbundes 330-+. (S. Dohm's Denkwürdigkeiten III. 185).

August.

A.

1. August 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci) empfängt den General-Major, Marquis de la Fayette und den Obersten von Gourion, beide in Französischen Diensten. (Den 3ten waren sie wieder in Berlin).

5. August 1785

Der Minister von Finkenstein und der Hannoversche Minister von Beulwitz zum König nach Potsdam.

<331>

9. August 1785

Der König an Grimm: "Die Medaille auf Herrn d'Alembert, die Sie so gütig waren, mir zu überschicken, habe ich erhalten. Ich wünschte, man hätte ihm seine Perücke gelassen, da er sie zu tragen pflegte; denn nichts befördert die Ähnlichkeit so sehr, als wenn Jemand in der Tracht abgebildet wird, in der man ihn gewöhnlich gesehen hat. etc."

12. August 1785

Der König an den Magister Heynatz in Frankfurt a. d. O.: "Hochgelahrter, lieber Getreuer. Ich danke Euch für das Mir unter dem 10ten zugesandte Exemplar Eurer Anweisung zur Deutschen Sprache. Dies kleine Werk ist ein neuer Beweis Eures Diensteifers in Eurem Beruf, weil Ihr darin auch den Anfängern nützlich werden wollet. Wenn diese gleich anfangs gegen die Sprachfehler verwahret werden, so können sie hernach mit weniger Mühe es in dieser Sprache weit bringen; und was ist rühmlicher für einen Deutschen, als rein Deutsch sprechen und schreiben. Ich wünsche, daß Ihr dazu noch fernerhin viel beitragen möget, und bin Euer gnädiger König. Friedrich."

13. August 1785

Der General von Möllendorf und der Minister von Werder beim König in Potsdam, desgleichen der Graf von Friedrichsruh und der Prinz Friedrich von Braunschweig. Früh um halb 4 Uhr Abreise des Königs nach Schlesien zu den gewöhnlichen Revuen. Mittags Ankunft in Frankfurt a. d. O., Abends in Crossen.

17. August 1785

In Glogau. Hier besichtigte der König sogleich die Festungswerke und ging dann nach Goldberg, wo er über Nacht blieb. (Ein Jahr nachher war dies sein Sterbetag). Nach Hirschberg 331-+ und über Bolkenhayn nach Schweidnitz.

<332>

19. August 1785

Nach Silberberg, Glatz und Nimptsch.

20. August 1785

Früh, Ankunft des Königs im Hauptquartier Groß-Tiez, wo er seine Wohnung im Hause des Schulzen des Dorfs nimmt.

<333>

Bei diesen großen Manövres, den letzten, welche der König in Schlesien abhielt, waren sehr viele fremde Officiere gegenwärtig, untern andern folgende: Englische Officiere: der Herzog von York, er war aus Hannover über Breslau in Groß-Tiez angekommen, Lord Cornwallis, General-Lieutenant, die Obersten Fox, Dundas, Abercrombi, Oberst-Lieutenant Murray, Chevalier Gray, Major Rütschin, die Capitains Ramoden, Crawfort, Matthew, Trevillain, Ramsden, Lennox, Lieutenant Barry. Ferner Französische Officiere: Mareschal de Camp, Marquis de la Fayette, Brigade General de Portail, die Obersten de Gourion, de Fumel, de Dumesnil, die Capitains Graf de Gondricourt, Marquis de Zumillac. Sächsische Officiere: Herzog Constantin von Sachsen-Weimar, General-Major, Graf Bellegarde, die Majors von Polenz und von Thiele, die Capitains Graf Stollberg und von Dreßler, Rittmeister von Dombrowsky, die Lieutenants von Warnsdorf und<334> von Schönfeld. Von Polnischen Officieren: der General-Major, Graf Lubomirsky 334-+.

21. August 1785

Der König läßt einige Kavallerie-Manövres ausführen.

22. August 1785 bis 25. August 1785

Große Manövres.

24. August 1785

Hatte der König an sechs Stunden bei dem Manövre im größten Regen zugebracht, so daß er ganz durchnäßt in sein Quartier zurückkehrte, doch war er bei der Mittagstafel, zu welcher, außer den inländischen Generalen, auch viele von den fremden Officieren eingeladen waren, als: der Herzog von York, der Herzog von Sachsen-Weimar, Lord Cornwallis, Marquis de la Fayette etc. Nachmittags befiel den König ein Fieber.

25. August 1785

Der König, von dem Fieber gänzlich befreit, hielt auch diesen letzten Manövretag wie die vorigen ab. Nach dem Manövre und kurz vor der Parole erhielt der General-Lieutenant und Chef eines Kürassierregiments von Dalwig den schwarzen Adlerorden. Ein Augenzeuge sagt: "Diese Parole (die letzte, welche der König in Schlesien ausgab) hatte etwas sehr Feierliches. Der König stand mit entblößtem Haupt, und eben so eine große Menge Generale und Officiere, welche die Befehle des Monarchen erwarteten; eine große Anzahl fremder Officiere von vielerlei Nationen bewunderten ehrfurchtsvoll die Befehle des größten Königs, und es herrschte durchgehends eine solche Stille, daß man auch nicht das geringste Geräusch hörte."

25. August 1785

Abreise des Königs aus Groß-Tiez, über Neisse nach Brieg (Nachtquartier).

26. August 1785

Von Brieg in Breslau angekommen, wo auch der Herzog von<335> York und die fremden Officiere aus Groß-Tiez eintreffen. Beim König große Tafel.

27. August 1785

Beim König große Mittagstafel, wobei der Herzog von York etc., und Abends ward auf Befehl des Königs zur Unterhaltung des Herzogs im Gartensalon der Kaufleute ein glänzendes Souper und Ball gegeben, wobei im Garten eine prachtvolle Illumination Statt fand.

28. August 1785

Beim König große Mittagstafel, Abends ward im Schauspielhause die Oper: der Hypochondrist aufgeführt, und nachher fand auf Königl. Befehl und Kosten eine Freiredoute Statt. Unter vielen in Breslau anwesenden Fremden befanden sich auch der Bischof von Cujavien, Graf Rybinsky, Fürst Lichnowsky, Fürst von Schöneich-Carolath etc. Der Herzog von Weimar war von Groß-Tiez aus nach Sachsen zurückgekehrt.

29. August 1785

Abreise des Königs aus Breslau, bis Grüneberg.

30. August 1785

Ankunft des Königs in Potsdam (Mittags).

Vorlesungen in diesem Monat: den 1sten bis 15ten und den 31sten: Geschichte von Frankreich von Hénault.

B.

3. August 1785

Der Minister von Zedlitz legt den Grundstein zu dem auf Königl. Kosten in Berlin neu zu erbauenden Charitégebäude.

24. August 1785

Instruction für die Infanterien Regimenter (Mil.-Wochenbl. 1833, Nr. 903).

25. August 1785

Ward zur Vollendung des Baues des sogenannten Deutschen Thurms auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin mit großer Feierlichkeit auf der Kuppel des Thurms die Figur, die siegende Tugend vorstellend, aufgestellt.

28. August 1785

Instruction für den General-Inspector der Infanterie in Schlesien, den General-Major von Götzen.

September.

A.

September 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<336>

9. September 1785

In Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht verschiedene Bauten in der Stadt, und geht Nachmittag nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet. Seit dieser Zeit kam der König nicht wieder nach Berlin.

10. September 1785

Auf dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre, dann nach Potsdam.

12. September 1785

Der Herzog von Curland beim König 336-+.

15. September 1785

Ward auf Befehl des Königs in dem Opernhause zu Berlin ein großer maskirter Ball gegeben, wo die Königin, die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, der Herzog von York und der Herzog von Curland mit seiner Gemalin zugegen waren.

18. September 1785

In der Nacht zum 19ten hatte der König einen Anfall vom Stickfluß, worauf sich am andern Tage das Podagra einstellte.

19. September 1785

Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der am 7ten aus Breslau in Berlin angekommene Herzog von York, der General-Lieutenant Lord Cornwallis, General-Major vonGrenville, die Obersten von Goldwarry und Dundas, die Capitains von Crawfort und von Löwe, in Englischen und letztere beide in Hannoverschen Diensten, der aus Wien zurückgekommene General-Major (Mareschal de Camp) Marquis de la Fayette, der Oberst von Gourion, in Französischen Diensten, nach Potsdam, desgleichen der Herzog von Curland und mehrere fremde Officiere, die meisten von denen, die bei dem Schlesischen Manövre gewesen waren, als: die Obersten Lennox, Ramsden, die Generale Robert, Boyt etc.

19. September 1785

In Potsdam Oper Il mercato.

20. September 1785

Der Französische General Marquis de Bouillé und meh<337>rere Preußische Generale etc. aus Berlin nach Potsdam. Abends wird daselbst die Oper l'Albergatrice aufgeführt.

21. September 1785

22sten und 23sten wurde das gewöhnliche große Herbst-Manövre bei Potsdam in Gegenwart einer großen Zahl fremder Officiere abgehalten, doch konnte der König Krankheit halber nicht dabei sein, die Musterung der Regimenter hielt der General von Rohdig ab, und die Manövre der Prinz von Preußen. Die Dispositionen dazu, so wie die Parole, gab der König täglich den in seinen Zimmern versammelten Generalen 337-+.

Vorlesungen den 1sten: Schluß der Geschichte von Frankreich, Anfang von Homers Iliade, übersetzt von v. Rochefort bis den 5ten, den 6ten bis 8ten: Candide, den 10ten bis 14ten: Cornelius Nepos, dann Römische Geschichte<338> bis den 18ten, den 19ten, 20sten wegen der Krankheit des Königs und den 21sten bis 23sten wegen der Manövres keine Vorlesung; vom 24sten bis 26sten: Fortsetzung der Römischen Geschichte, den 27sten, 29sten und 30sten: Universalgeschichte von Diodorus Siculus, Geschichte der Egyptier etc.

B.

3. September 1785

Stirbt in Neisse der General Hans Christian von Rothkirch, 67 Jahr alt.

10. September 1785

Abschluß eines Handelstraktats mit Nordamerika. Unterzeichnet im Haag von dem Preuß. Minister von Thulemeier und den Amerikanischen Ministern Adam Jefferson und Franklin.

13. September 1785

Stirbt in Kreuzburg der General-Major Hans Cristoph von Rosenbusch, Chef eines Husaren-Regiments, 67 Jahr alt.

28. September 1785

Der General de la Fayette nach Rheinsberg.

Oktober.

A.

Oktober 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci).

24. Oktober 1785

Der König an Grimm:

- etc. - "Die Erscheinung einiger Franzosen in diesem Lande, unter andern des Herrn de la Fayette, konnte ich nicht viel benutzen, da ich vier Wochen in der Gesellschaft des Podagras weniger angenehm zubrachte, als ich es mit diesen Herren gethan haben würde. etc."

24. Oktober 1785

Der König an Condorcet:

- etc. - "Nun zu den Gesetzen, die Herr Bekkaria so schön erklärt hat, und worüber auch Sie geschrieben haben. Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Richter sich mit ihren Sentenzen nicht übereilen müssen, und daß es besser ist, einen Strafbaren am Leben zu lassen, als einen Unschuldigen zu tödten. Indeß glaube ich aus Erfahrung bemerkt<339> zu haben, daß man keinen von den Zügeln, durch welche man die Menschen leitet, nämlich Strafen und Belohnungen, vernachlässigen muß, und es giebt Fälle, wo ein Verbrechen, eben nicht, weil es schrecklich ist, strenge Bestrafung erfodert. Meuchelmörder und Mordbrenner z. B. verdienen die Todesstrafe, weil sie sich eine tyrannische Gewalt über das Leben und das Vermögen anderer Menschen angemaßt haben. Ich gebe zu, daß ein ewiges Gefängniß in der That eine härtere Strafe ist als der Tod, aber es fällt nicht so auf, wie eine Hinrichtung, die vor den Augen der Menschen geschieht. Dergleichen Schauspiele machen mehr Eindruck, als vorübergehende Vorstellungen von den Qualen derer, welche in einem Gefängniß schmachten. Ich habe in unsern, Lande alles gethan, was ich konnte, um die Rechtspflege zu verbessern, und den Mißbräuchen bei den Tribunalen abzuhelfen. Engeln könnte dies gelingen, wenn sie sich mit diesem Geschäfte befassen wollten. Aber da wir mit diesen Herren in gar keiner Verbindung stehen, so müssen wir uns denn wohl unsers Gleichen bedienen; und die bleiben immer weit hinter der Vollkommenheit zurück."

Vorlesungen den 1sten bis 7ten: Fortsetzung der Universalhistorie, Geschichte der Indianer, Geschichte des Bachus, des Herkules, der Medea etc., dann Geschichte Griechenands bis den 31sten.

B.

Oktober 1785

In Königsberg i. Pr. stirbt der General-Major Friedrich Alexander von Rothkirch, 61 Jahr alt. In dem Gefecht bei Reichenbach hatte er den Verdienstorden erworben. Der General de la Fayette geht Anfangs dieses Monats nach Magdeburg.

29. Oktober 1785

In Potsdam feiert die Französische Colonie ihr hundertjähriges Stiftungsfest.

31. Oktober 1785

Stirbt der Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel.

<340>

November.

A.

November 1785

Der König in Sansouci.

8. November 1785

Von Sanssouci nach dem Schlosse in der Stadt.

11. November 1785

Der Herzog Ferdinand von Braunschweig zum König nach Potsdam.

Vorlesungen den 1sten bis 5ten: Griechische Geschichte, den 6ten bis 17ten: Römische Geschichte Schluß, dann Einiges über Ackerbau und Handel, den 18ten: La vie des 12 Cesars par Julien, Rollin, manière d'enseigner et d'étudier les belles lettres bis den 25sten, den 26sten: Verschiedene Begebenheiten aus der Römischen Geschichte aus demselben Werke bis den 30sten.

Beim König waren an verschiedenen Tagen: die Minister von Schulenburg, von Werder, der Geh.-Finanzrath Schütz, die Generale von Wartenberg, von Prittwitz, der Graf von Görtz, Preußischer Gesandter am Russischen Hofe, und der Prinz von Nassau-Saarbrück.

B.

8. November 1785

Friedenstraktat zwischen dem Kaiser und der Republik Holland, geschlossen zu Fontainebleau.

20. November 1785

Stirbt der General-Lieutenant Johann Georg Wilhelm von Keller, 75 Jahr alt.

23. November 1785

Feiert das Ober-Collegium medicum in Berlin seine hundertjährige Stiftung.

27. November 1785

Stirbt in Cöslin der General-Lieutenant Constantin von Billerdeck, 76 Jahr alt. In dem Gefecht bei Nimburg hatte er den Verdienstorden erworben.

In diesem Monat starb der aus der Geschichte Friedrich Wilhelms I bekannte Hofrath Morgenstern. Sein Gehalt von 500 Thlr., welches auf die Kämmerei-Kasse zu Breslau angewiesen ward, vertheilte der König so, daß dem<341> Professor Garve 200 Thlr., dem Rektor Lüberkühn in Breslau 150 Thlr., und zur Versorgung von Officierwittwen 150 Thlr. davon angewiesen wurden.

Dezember.

A.

Dezember 1785

Der König in Potsdam. Er geht dies Mal nicht zum Carneval nach Berlin.

2. Dezember 1785

Der Minister von Finkenstein mit dem Englischen Gesandten Dalrymple nach Potsdam zum König.

12. Dezember 1785

Der König an Condorcet: "Für die akademischen Lobschriften, welche Sie mir geschickt haben, bin ich Ihnen recht sehr verbunden. Ich stimme ganz mit Ihnen in der Meinung überein, daß der Styl der Prosaisten von dem Alter eben so geschwächt wird, wie das Feuer der Dichter, und daß man zu allen bejahrten Schriftstellern mit Boileau sagen muß: Elender, lass' in Ruh dein schon ergrautes Roß, Und fürchte, daß einst schnell, entkräftet, athemlos Es niederstürzt, und dann den Herrn im Sande läßt. Ich rechne noch immer darauf, daß Sie Sich gütigst bemühen werden, mir einen gewissen Herrn l'Evesque, von dem ich viel Gutes gehört habe, zum Professor der Philosophie zu verschaffen, den meine Akademie höchst nöthig braucht. Für Ihre Theilnahme an meiner Gesundheit danke ich Ihnen. In meinem Alter muß man immer einen Fuß im Steigbügel haben, damit man, wenn Rabelais Viertelstunde schlägt, zur Abreise bereit ist."

22. Dezember 1785

An diesem Tage hatte der König eine Unterredung mit Gleim (Nachmittags 2 Uhr). (Siehe Gleim' s Leben von Körte, Halberstadt, 1811, S. 219 und Verl. Monatsschnft 1786, 7. Bd. S.91).

30. Dezember 1785

Der Prinz Heinrich kommt zum König nach Potsdam (blieb bis den 2. Jan. 1786).

<342>

In Potsdam waren an verschiedenen Tagen: die Generale von Prittwitz, von Möllendorf, von Wartenberg, der Französische Oberst du Chatelet, die Minister von Werder, von Schulenburg, der Ober-Stallmeister von Schwerin und der Prinz Friedrich von Braunschweig

Vorlesungen den 1sten und 2ten: Fortsetzung von Rollin manière etc. und Anfang des Buches Pensées diverses de Bayle sur un comet qui parut en france bis den 19ten, dann: Auszug aus Bayle's Lexicon bis den 31sten.

B.

10. Dezember 1785

Stirbt der General-Major George Ernst von Holzendorf, Chef der ganzen Feldartillerie, 72 Jahr alt.

26. Dezember 1785

Anfang des Carnevals. Ordnung: Sonntag: Cour bei der Königin; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper. Die beiden Opern waren: 1) Artemisia, 2) Orest und Pilades.

Januar 1786.

A.

Januar 1786

Der König in Potsdam.

Der König läßt für die Berliner Hausarmen und Soldadatenwittwen dem Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler auszahlen.

14. Januar 1786

Der Geheime-Rath Formey beim König. (Souvenir d'un citoyen. I. 130).

19. Januar 1786

Der regierende Herzog von Sachsen-Weimar Karl August beim König (blieb bis den 23sten).

23. Januar 1786

Der König an den Grafen von Gertz: "J'ai tres bien reçu, par Votre lettre d'hier ce paquet de livres que le Comte de Mirabeau Vous a prié de me faire passer. Vous m'obligerez de<343> l'en remercier affectueusement de ma par. Je serai, je l'avoue, tres curieux de savoir par quel heureux hasard ce voyageur a poussé jusqui'ici, et Vous me feriez plaisir de me le dire. Sur ce etc." 343-+

23. Januar 1786

Antwort des Königs an den Grafen Mirabeau auf dessen Gesuch, sich dem König vorstellen lassen zu dürfen: "Monsieur de Comte de Mirabeau. Je serai bien aise de faire Votre connaissance et je suis bien sensible à l'offre que Vous venez de me faire, de Vous rendre ici pour cet éffet. Si Vous voulez me faire ce plaisir aprês-demain, le 25. de ce mois, et Vous adresser au Général-Major Comte de Goertz, je

pourrai Vous voir encor le même jour. En attendant je prix Dieu etc."

24. Januar 1786

In Berlin wird das Geburtsfest des Königs bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1786

Unterredung des Königs mit dem Grafen Mirabeau.

27. Januar 1786

Der Herzog von Sachsen-Weimar wieder nach Potsdam zum König (bis den 29sten), desgleichen der General von Molle ndorf (bis den 29sten).

<344>

28. Januar 1786

Antwort des Königs an den Grafen Mirabeau auf dessen in obiger Note erwähntes Schreiben vom 26sten: "Monsieur le Comte de Mirabeau. Je n'ai qu'être bien sensible à la confidence que Vous me faites dans Votre lettre du 26. des raisons qui Vous ont engagé à Vous expatrier, avec la permission de

Votre Souverain, et à chercher dans l'étranger, à faire valoir Vos talens avec plus de succes 344-+. Vous pouvez être persuadé que je Vous en garde le secret, et que je m'interesserai tousjour du sort d'un homme de votre mérite souhaitant de bien coeur qu'il soit de plus favorables, et conform à Votre attente.

D'ailleurs, il dependra entiérement de Vous, de

Vous arreter à Berin, jusqu'à l'arrivé de Mr. Votre frère qui veut me demander la permission d'assiter aux manoeuvres. Ce dessein me fait d'autant plus de plaisir que j'espére dans cet intervalle, d'avoire celui de Vous voir encor und couple de fois, pour Vous assurer de bouche de tous mes sentiments pour Vous. En attendant jepris Dieu etc."

28. Januar 1786

In Potsdam Opera buffa.

?? Januar 1786

Der König an Condorcet: "Hat irgend Jemand gerechte Ansprüche auf meine Briefe an den verstorbenen Herrn d'Alembert; so sind Sie es gewiß. Aber sie wurden nicht dazu geschrieben, daß sie ans Licht kommen sollten; sie können, da sie bloßes Geschwätz enthalten, weder unterrichten noch belustigen. Ich werde Ihnen daher sehr verbunden sein, wenn Sie auf die beste Art zu verhindern suchen, daß man sie bekannt macht. Um dies zu bewirken, dürfen Sie Sich nur die Correspondenz als ein Depositum ausliefern lassen, in bessere Hände kann sie nicht kommen. Das Reisegeld für den Herrn l'Eves<345>que 345-+ habe ich in Paris auszuzahlen befohlen. Hat er sich in Petersburg, wo er, wie ich höre, einige Jahre gewesen ist, wohl befunden; so wird er nun, da er seinem Vaterlande näher kommt, das hiesige Land im Klima und in den Sitten um so weniger von demselben verschieden finden." Vorlesungen vom 1sten bis 9ten: Auszug aus Bayle's Lexicon, 9ten: Anfang der Lebensgeschichte des Prinzen Condé bis den 21sten, den 22sten: Leben Türenne's bis den 28sten, den 29sten: Memoiren des Türenne bis den 31sten.

Beim König waren an verschiedenen Tagen: der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Englische Minister Lord Whitworth etc.

Der König giebt dem Minister von Werder 2000 Thlr. jährlich Zulage.

B.

4. Januar 1786

Stirbt der berühmte Gelehrte Moses Mendelssohn in Berlin (in dem Hause Spandauer Straße Nr. 68).

27. Januar 1786

Stirbt in Berlin der General von Zieten, 86 Jahr alt (in seinem Hause Kochstraße Nr. 62).

In Graudenz stirbt der General, Major Karl Konrad von Klitzing, 59 Jahr alt.

Februar.

A.

Februar 1786

Der König in Potsdam.

5. Februar 1786

Mittelst Kabinetsordre des Königs vom 5ten und einer frühern vom 25. Januar ernennt der König den Minister von Heinitz zum Oberaufseher der Akademie, der Kunst- und Maler-Akademie, welcher der König zugleich einen Fond zur Verbesserung der Gehalte der Professoren, als auch zu den Kosten für Prämien, Modelle, Ausstellungen etc. anweiset.

<346>

Den 11ten war unter dem Vorsitz des Ministers von Heinitz die erste Zusammenkunft sämmtlicher Mitglieder, in welcher nach dem unter dem 20. März 1699 der Akademie ertheilten Reglement die nöthige Einrichtung für die Zukunft besprochen wurde.

6. Februar 1786

Der König an Condorcet: "Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie Sich bemühen wollen, die Bekanntmachung meiner Correspondenz mit dem verstorbenen Herrn d'Alembert zu verhindern. Meine Briefe verdienen nur dem Vulkan geopfert zu werden; sie sind für das Publikum weder belustigend noch interessant. Uebrigens ist man ja in unserm Jahrhundert, das mehr schlechte als gute Werke hervorbringt, schon zu sehr mit dergleichen überhäuft, als daß die meinigen noch hinzukommen dürften.

Damit, daß Sie mir einen Puristen und einen Professor für die Militair-Akademie verschafft, haben Sie mir einen wahren Dienst erwiesen."

7. Februar 1786

Der Minister von Finkenstein und der Preußische Gesandte am Kaiserlichen Hofe, Graf von Podewils, zum König nach Potsdam.

21. Februar 1786

General von Wartenberg zum König nach Potsdam.

23. Februar 1786

Der Minister von Heinitz zum König nach Potsdam. Vorlesungen den 1sten bis 10ten: die Feldzüge Türenne's, den 10ten bis 24sten: Geschichte Gustav Adolph's, den 24sten bis 28sten: Geschichte Ludwig's XI aus Mezerai histoire de France.

Am 4ten wurde die Vorlesung oft unterbrochen, da der König mehrmals in Schlaf verfiel.

März.

A.

März 1786

Der König in Potsdam.

8. März 1786

Der Prinz Heinrich zum König nach Potsdam (bleibt bis den 13ten).

<347>

13. März 1786

Der Prinz Friedrich von Braunschweig zum König nach Potsdam.

13. März 1786

Kabinetsordre des Königs, in welcher er befiehlt, daß wenn Jemand in einer Schlägerei getödtet oder so beschädigt wird, daß er daran stirbt, der Thäter, ohne daß auf seine etwanige Entschuldigung geachtet werden dürfe, sofort am Leben gestraft werden solle. Ferner: daß diejenigen, welche die öffentliche Sicherheit auf der Heerstraße stören, die Reisenden überfallen etc., insultiren oder beleidigen, zur lebenswierigen Festungsarbeit verurtheilt werden sollen.

20. März 1786

Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, und der Prinz Eugen von Würtemberg zum König (blieben bis den 23sten oder 24sten), desgleichen der General-Major von Eglofstein in Potsdam.

?? März 1786

General-Major von Könitz in Potsdam.

Vorlesungen den 1sten bis 29sten: Mezerai histoire de france, den 29sten bis 31sten: Voltaire's Versuch über die Sitten und den Geist der Nationen.

B.

7. März 1786

Stirbt der Königl. Concertmeister Franz Benda, 76 Jahr alt.

21. März 1786

Stirbt im Invalidenhause bei Berlin ein Officier, welcher (1709) unter der Compagnie großer Leute gedient hatte, die König Friedrich Wilhelm I noch als Kronprinz sich errichtet hatte. Sein Name war Bernhard Maximilian von Ostheim. 1724 stand er bei der großen Garde in Potsdam, dann bei dem damaligen Markgraf Heinrichschen Regiment und 1748 kam er in das neu erbaute Invalidenhaus. Er hatte ein Alter von 99 Jahr erreicht.

23. März 1786

Specialbefehl: daß weder die Bauern noch die Bürger in kleinen Orten, wo sie nicht die Wachen besetzen, Schießgewehre haben sollen.

Es erscheint die dritte Abtheilung vom ersten Theil des Entwurfs zu einem Allgem. Gesetzbuch für die Preuß. Staa<348>ten, welche von den Rechten und Pflichten des Staats gegen seine Bürger und auch vom Vormundschafts- und Criminal-Recht handelt.

April.

A.

April 1786

Der König in Potsdam - schon sehr leidend 348-+.

12. April 1786

Der Minister von Finkenstein zum König nach Potsdam (blieb bis ungefähr den 24sten).

In der ersten Hälfte dieses Monats war es, wo der König an einem schönen Tage gegen Mittag sich auf die sogenannte grüne Treppe vor dem Schlosse in Potsdam tragen ließ, um sich an den warmen Sonnenstrahlen zu erquicken. Als er hier schon eine Weile gesessen, bemerkte er, daß die beiden Genadiere, welche da Schildwach standen, immer das Gewehr scharf beim Fuß hatten. Er winkte einen zu sich heran, und sagte mit gütigem Ton: "Geht Ihr immer nur auf und nieder; Ihr könnt nicht so lange stehen, als ich hier sitzen kann."

15. April 1786

Der König an Mirabeau: "Monsieur le Comte de Mirabeau, comme des circonstances imprévues, à ce que je vois par Votre

lettre du 14. de ce mois, exigent Votre promte retour en France, Vous me ferez plaisir, au cas que Vous preniez la route par ici, de me faire savoir Votre arrivée en cette ville, agréez en attendant mes remercimens de tous ce que Vous me dites d'obligant, et soyez assuré etc."

Hierauf hatte Mirabeau noch eine kurze aber "sehr lebhafte" Unterredung mit dem König, die ihn (Mirabeau)<349> jedoch, weil der König sehr leidend war und nur mit großer Beschwerde Athem holen konnte, so beängstigte, daß er sie möglichst abzukürzen suchte und noch denselben Abend abreiste.

17. April 1786

Der König verläßt das Schloß in Potsdam und fährt früh um 6 Uhr nach Sanssouci, wobei er einen großen Umweg von einigen Meilen über Kaputh, Ferch, Petzow und Baumgartenbrück machen läßt 349-+. Die gewöhnliche Umgebung des Königs in Sanssouci, um diese Zeit, bestand aus folgenden Personen: dem General-Lieutenant, Graf Karl Friedrich Adam von Gertz, General-Major und Ober-Stallmeister, Graf von Schwerin, dem Kammerherrn, Marquis von Lucchesini und dem Oberst, Graf von Pinto.

18. April 1786

Der König an Grimm: "Ich habe Anfälle von Engbrüstigkeit gehabt, durch die ich bisweilen ziemlich krank gewesen bin, und befinde mich auch noch jetzt in eben den Umständen. Daher begnüge ich mich, Ihnen den Empfang Ihres und der beiliegenden Briefe zu melden, ohne mich in etwas Specielleres einzulassen. Sie werden die Güte haben, die Einschlüsse gehörigen Orts zu besorgen. Und hiermit etc."

18. April 1786

19. April 1786

und 20sten fuhr der König aus.

<350>

21. April 1786

22. April 1786

und 24sten ritt er aus.

28. April 1786

Bekam der König einen Anfall vom Fieber.

Vorlesungen fanden Statt: den 1sten bis 7ten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch über die Sitten, den 8ten keine Vorlesung, weil der König um die zum Vorlesen bestimmte Stunde schlief, den 9ten bis 13ten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch, den 14ten bis 16ten keine Vorlesung, wegen Schlaf des Königs, den 17ten, 19ten, 21sten bis 24sten, den 26sten und 29sten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc.

B.

April 1786

In Landsberg a. d. W. stirbt der General-Major Karl Ludwig von Knobelsdorf, 62 Jahr alt.

4. April 1786

Der regierende Herzog von Curland besucht das Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin, und wohnt der Prüfung der Gymnasiasten und der Entlassung der zur Universität gehenden 17 jungen Leute bei.

Mai.

A.

Mai 1786

Der König in Sanssouci. - Der Krankheitszustand des Königs ist noch erträglich, doch ohne Hoffnung zur Besserung, wiewohl der König selbst sie nicht aufgab.

10. Mai 1786

General von Möllendorf (bis den 12ten) und Minister von Werder beim König.

12. Mai 1786

Der Minister von Schulenburg beim König (blieb ein paar Tage).

16. Mai 1786

17. Mai 1786

und 18ten. Die sonst an diesen Tagen vom König bei Potsdam abgehaltene Revue fand dies Mal den 17ten und 18ten Statt, doch konnte der König nicht zugegen sein. Auch in Berlin, wo 5 fremde Regimenter eingerückt waren, wurden den 16ten bis 18ten Manövres ausgeführt, und zwar nach den vom König selbst entworfenen Dispositionen, unter Befehl der General-Inspecteurs dieser Regimenter, dem General<351>Lieutenant von Pfuhl und dem General-Lieutenant und Gouverneur von Berlin von Möllendorf.

21. Mai 1786

22. Mai 1786

und 23sten. Ward die Berliner gewöhnliche Revue und die Manövres nach des Königs Dispositionen in Gegenwart des Prinzen von Preußen und vieler fremder Officiere abgehalten.

24. Mai 1786

Der General-Lieutenant von Prittwitz geht nach Magdeburg zur Revue, desgl. der Fürst von Anhalt-Cöthen.

24. Mai 1786

Der General von Möllendorf nach Sanssouci zum König (blieb bis den 28sten).

25. Mai 1786

Der König an Condorcet: "Ich betrachte das Schicksal meiner Briefe, daß sie verbrannt worden sind, als sehr günstig, dadurch wird am sichersten verhindert, daß sie bekannt werden. Es würde mir unangenehm gewesen sein, wenn Briefe, die nicht für das Publikum bestimmt waren, ihm doch in die Hände gekommen wären. Nur den vierzig Federn, welche die Reinheit der Französischen Sprache bewahren, kommt es zu, Meisterstücke von aller Art zu liefern, die der Ehre, gedruckt zu werden, würdig sind. Ich weiß nicht, was aus den beiden Professoren 351-+ für meine Militairschule wird. Ich habe Ihnen doch doppelte Pension, Reisegeld etc. zugestanden, und nun bleiben die jungen Leute so lange ohne Unterricht. Was sie aufhalten kann, ist mir unbegreiflich; und ich gestehe, daß ein längerer Verzug dem Begriff, den ich mir von ihnen gemacht habe, nachtheilig sein könnte. Aber das vermindert meine Verbindlichkeit gegen Sie nicht im geringsten, und ich erkenne ganz den Werth der Mühe, die Sie Sich in dieser Angelegenheit gegeben haben."

29. Mai 1786

Der General-Lieutenant von Pfuhl nach Sanssouci zum König, der ihn mit dem Schwarzen Adlerorden begnadigt. Der Geh.-Finanzrath Schütz aus Stettin und der Kammer-Dircetor von Dohmhardt aus Bromberg, die der König<352> zu sich berufen hatte, treffen in Sanssouci ein, wo sie mehrere Tage bleiben. Der König bespricht sich mit ihnen über verschiedene Regierungssachen, besonders über Urbarmachungen und Anlegung neuer Dörfer etc., Anbau des Flachses etc.

Vorlesungen den 1sten, 4ten bis 9ten, 11ten bis 23sten, 25sten bis 27sten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc. bis zum Schluß, den 28sten bis 31sten: Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XIV.

Um diese Zeit ließ sich der König öfters auf die Terrasse vor Sanssouci bringen, sich an der warmen Frühlingssonne zu erquicken. Hier war es, wo er, seinen Blick gegen die Sonne gerichtet, die Worte sprach: "Bald werde ich Dir näher kommen." Chodowiecki hat diese Scene in Kupfer gestochen.

B.

Anfangs dieses Monats waren in Berlin folgende fremde Officiere und andere Standespersonen angekommen, und hatten sich auch den 16ten nach Potsdam begeben, doch ist nicht bekannt, daß Einer von Allen beim König vorgestellt worden:

Der General-Major, Graf Cüstine mit seinem Sohn, dem Capitain, der Marschall de Camp von Toulongeon, der Oberst gleiches Namens, die Obersten de la Ferte, von Damas, von Doraison, Major von Vallory, die Capitains Dandelare, von Dampiere und Lieutenant von Tremonille, sämmtlich in Französischen Diensten; der Prinz von Nassau-Saarbrück, Prinz Dolgorucky, der Russische Oberst, Graf von Razumofsky, der Spanische Oberst-Lieutenant von Urrutia, der Sachsische General-Lieutenant, Graf Brühl, die Majore von Strutt und von Ratschy in Englischen Diensten.

5. Mai 1786

An diesem Tage ward die Bildsäule des Feldmarschalls von Keith auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufgestellt.

8. Mai 1786

Stirbt in Breslau der General von Warnery, 67 Jahr alt.

<353>

18. Mai 1786

War in Berlin die erste Ausstellung der Künste 353-+ in dem obern Stockwerk des Marstalls (sie dauerte bis 3. Juni).

29. Mai 1786

Stirbt in Potsdam der Geh.-Kabinetsrath Johann Christian Friedrich Stellter, 61 Jahr alt.

Juni.

A.

Juni 1786

Der Konig in Sanssouci. - Der Krankheitszustand verschlimmert sich.

4. Juni 1786

Der Minister von Heinitz und der Geh.-Rath Schütz beim König.

6. Juni 1786

Der König schreibt an den Hannoverschen Arzt Ritter von Zimmermann und beruft ihn zu sich. (S. Zimmermann: Ueber Friedrich d. Gr. und meine Unterredungen mit Ihm etc., Leipzig, 1788, S. 9).

6. Juni 1786

Der Herzog von Curland nach Potsdam. Nach dem Zittauer Tagebuche von 1786, S. 118, hätte er später (den 21sten?) beim König gespeist; es ist jedoch überhaupt nicht zu begründen, daß er beim König gewesen.

9. September 1786

Der Oberst von Moller nach Potsdam.

15. Juni 1786

16. Juni 1786

Die sämmtlichen Minister aus Berlin beim König zur gewöhnlichen Ministerconferenz, desgleichen auch der Geh.-Finanzrath de Launay, welcher bis den 18ten oder 19ten bleibt.

16. Juni 1786

Antwort und Danksagung des Königs an den Ritter von Zimmermann auf dessen Schreiben vom 10ten, darin er nach Potsdam zu kommen verspricht. (A. a. O. S. 13).

16. Juni 1786

Die an diesem Tage erlassene sehr wichtige Kabinetsordre an den Minister von Gaudi befindet sich in unsern Beiträgen I. 396-398.

21. Juni 1786

Der Prinz Friedrich von Braunschweig beim König, bis den 23sten. Er war der letzte Verwandte, den der König gesehen.

<354>

22. Juni 1786

Der König reitet zum letzten Male aus.

24. Juni 1786

Der am 23sten angekommene Hannoversche Arzt Ritter von Zimmermann zum ersten Male beim Konig, Morgens um 8 Uhr. Er ward bis den 10. Juli täglich zum König gerufen, und hatte 33 Unterredungen mit ihm. (S. Zimmermann's oben angeführte Schrift).

25. Juni 1786

Der Minister von Finkenstein mit dem Russischen Envoyé extraordinaire Grafen von Romanzow und dem bisher am hiesigen Hofe gestandenen Envoyé Fürsten Dolgorucky beim König. Als die Gesandten sich beurlaubten, waren der König und besonders der Fürst Dolgorucky tief gerührt. Beim Abschied stand der König von seinem Stuhl auf, faßte den Fürsten bei der Hand, und entließ ihn mit folgenden Worten: "Mein lieber Fürst Dolgorucky, es thut mir recht leid, daß Ihre Kaiserin Sie zurück ruft; so wie es mich schmerzt, daß wir uns trennen sollen. Leben Sie wohl, mein theuerster Fürst, grüßen Sie Ihre Monarchin, und versichern Sie dieselbe meiner ganzen Wertschätzung, und was Sie Selbst, mein Fürst, betrifft, so halten Sie Sich überzeugt, daß ich, so lange ich lebe, Sie in meinem Herzen lieb behalten und Ihr Andenken mir unvergeßlich bleiben werde."

Der alte Fürst, bis zu Thränen gerührt, konnte nichts erwiedern, sondern machte eine stumme Verbeugung.

Vorlesungen: Fortsetzung von Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XIV den 2ten, 3ten, 5ten, 10ten, 16ten bis 21sten, den 27sten, 28sten und 30sten.

Juli.

A.

Juli 1786

Der König in Sanssouci unterredet sich täglich mit dem etc. Arzt Ritter von Zimmermann, bis den 10. Juli. (S. Zimmermann's oben angeführte Schrift).

9. Juli 1786

Der Minister von Herzberg kommt beim König in Sanssouci an und bleibt bis zu dessen Tode bei ihm.

<355>

10. Juli 1786

Der König beruft auf Zimmermann's Veranlassung den Dr. Fritze aus Berlin zu sich, um mit ihm wegen Verbesserung des Lazarethwesens zu sprechen.

11. Juli 1786

Der König läßt die Aerzte Frese und Seile zu sich kommen. Letzterer war schon früher bei ihm gewesen.

Am Morgen dieses Tages reiste der Ritter von Zimmermann von Potsdam ab.

19. Juli 1786

Der Dr. Fritze beim König, der sich mit ihm im größten Detail über Vorschläge und Maßregeln zur Verbesserung des Lazarethwesens unterhält.

20. Juli 1786

oder 21sten. Der Minister von Werder zum König (auf einen Tag).

Vorlesungen: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc. den 3ten, 6ten, 8ten, und Anfang von Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XV, den 15ten, 16ten, 17ten, 21sten, 22sten, 29sten und 30sten, an diesem letzten Tage: Verhör über Damien vom 6. März 1757.

In den folgenden Tagen erlaubte die zunehmende Krankheit und Mattigkeit des Königs ihm nicht mehr, die Vorlesungen zu hören, obschon er seinen Vorleser um die gewöhnliche Zeit noch zu sich rufen ließ. In den letzten Tagen seines Lebens las der König noch für sich: l'Evangile du Jour p. Voltaire und den Ouintilian.

Während dieser Krankheit des Königs erhielt er von einem frommen Schwärmer einen liebreichen Ermahnungsbrief. Als er denselben gelesen, gab er ihn mit den Worten zurück: "Man muß den Leuten höflich antworten, sie meinen es gut mit mir." (Kletzschke: Letzte Stunden etc. S. 97, 98).

B.

14. Juli 1786

Der Fürst Dolgorucky geht von Berlin nach Petersburg zurück.

31. Juli 1786

Der Ober-Stallmeister, Graf von Schwerin von Potsdam nach Berlin, von wo er bald nachher nach Braunschweig geht und erst am Sterbetag des Königs zurück kommt. Der Kö<356>nig hatte ihm anfänglich die Erlaubniß zu dieser Reise nicht geben wollen. Da er aber wiederholt darum bat; so sagte der König endlich: "Nun, so reiset denn, Ihr werdet mich aber bei Eurer Zurückkunft nicht mehr am Leben finden." (Jahrbuch der Preuß.-Brandb. Geschichte, 1796, VII. 315).

August.

A.

August 1786

Der König in Sanssouci. - Sein Krankheitszustand verschlimmert sich immer mehr, dennoch besorgte er die Regierungsgeschäfte wie immer nach der Tagesordnung, die er einmal festgesetzt und während seiner ganzen Regierung genau beobachtet hatte. Die rapportirenden Officiere und die Kabinetsräthe erschienen zu den bestimmten Stunden, denen er einen nach dem andern auf die am Abend vorher eingelaufenen Berichte der auswärtigen Gesandten, der Staatsminister, der Generale, so wie auf die Schreiben und Bittschriften unzähliger Personen, die Antworten so ausführlich dictirte, daß bei Expedirung derselben selten mehr als die Curialien und das Datum hinzugefügt werden durfte. (Herzberg Huit Dissertations etc. p. 279)). Auch unterschrieb er alle Briefe und Kabinetsordres bis den Tag vor seinem Tode eigenhändig.

1. August 1786

Der König an den Obersten von Regeler in Glatz: "Mein lieber Oberster von Regeler! Ich habe Euch auf Euer Schreiben vom 24sten verwichenen Monats in Antwort vermelden wollen, daß Ich die Mir zugekommenen Chrysopas schön gefunden habe. Ihr müsset Mir nun auch die Rechnung von denen darauf verwendeten Kosten baldigst einschicken, und was die bereits vorräthigen Chrysopas betrifft, so habe Ich dem Etats-Minister von Hoym aufgegeben, solche an die Leute zu schicken, die dieselben verarbeiten. Ich habe Euch solches gleichfalls bekannt machen wollen und bin Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 1. August 1786. Friedrich."

<357>

1. August 1786

Der König an den Kammer-Präsidenten, Freiherrn von der Goltz in Königsberg: "Bester, besonders lieber Getreuer. Ich bringe in Erfahrung, daß auf der Seite von Tilsit annoch ein großer Morast zu defrechiren sei, das Terrain soll zu Meinen Aemtern gehören. Ihr habt dahero mit dem Fördersamsten einen Anschlag machen zu lassen, wie viel Kosten zum Defrichement dieses Bruches erfodert werden, wie viel Kosten zum Etablissement der darauf anzusetzenden Leute nöthig sind und wie viel dieses solchergestalt urbar gemachte und bebaute Bruch einbringen werde. Die Bauern, welche da angesetzt werden, müssen ihre Güter alle eigenthümlich haben, weil sie keine Sclaven sein sollen. Es ist ferner die Frage, ob nicht alle Bauern in Meinen Aemtern, aus der Leibeigenschaft gesetzet und als Eigenthümer auf ihren Gütern angesetzet werden können? Ich erwarte darüber Eure Anzeige, was das für Difficultäten haben könne, und bin Euer gnädiger König.

Potsdam, den 1. August 1786. Friedrich."

3. August 1786

Der König schenkt dem Minister von Herzberg ein Tafelservice von feinem Porzellan.

4. August 1786

Der Minister von Hoym aus Schlesien kommt in Berlin an und geht sogleich zum König nach Sanssouci. Der König hatte ihn expreß aus Breslau zu sich berufen, um über verschiedene Schlesische Angelegenheiten und zu treffende Einrichtungen sich mit ihm zu besprechen, besonders wegen Entwürfe zu neuen Urbarmachungen und Fabrikanlagen. (Herzberg, Huit Dissertationes p. 277). Der Minister blieb bis den 9ten in Sanssouci.

4. August 1786

Kabinetsordre des Königs an die Kurmärkische Kriegs- und Domainenkammer: "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, laßen Dero Churmärksche Krieges- und Domainen-Cammer anliegend die Vorstellung des Invalidien Schönberg,<358> worin derselbe um 80-90 Thlr. Beyhülfsgelder zum Bau des Hauses, welches er zu Satzkorn für seinen größten Sohn erbauet hatt, ansucht mit dem Befehl zufertigen, den Supplicanten den Umständen gemäß zu bescheiden. Zugleich wird gedachter Cammer hierdurch bekannt gemacht, daß Se. Königliche Majestät für gut gefunden haben, Dero Adjudanten 358-+ zu denen Revues nach Schlesien abzuschicken, welche den 14ten dieses Monats von hier abgehen sollen. Es wird dahero die Churmärksche Cammer hierdurch befehligt, die gewöhnlicher Weise, für derselben Wagen erfoderlichen Acht Vorspann-Pferde, dergestalt gehörig zu besorgen, daß sich solche Tags zuvor allhier melden, und auf den gewöhnlichen Relais dergestalt in Bereitschaft gehalten werden, daß die Reise ohne den mindesten Aufenthalt fortgesetzt werden kann. Und da die Rückreise der Adjudanten den 31sten dieses Monats Augustus, von Breslau ab, festgesetzt ist, so muß, obgedachter Maaßen der Vorspann dazu gehörig besorgt, und alles mit der Neumärkschen Cammer concertirt werden.

Potsdam, den 4. August 1786. Friedrich.".

5. August 1786

Kabinetsordre an den Magistrat in Potsdam: "Se. Königliche Majestät von Preußen, Unser allergnädigster Herr, befehlen dem Magistrat allhier, das Vorgeben des hiesigen Bäckers Schröder, daß er Einhundert Wispel Roggen, und fünfzig Wispel Waizen, auf welche er in anliegender Vorstellung einen Frey-Paß nachsucht, zum Betrieb seiner Profession, aus Westpreußen kommen lassen und allda kaufen wolle, näher zu examiniren und darüber pflichtmäßig zu berichten.

Potsdam, den 5. August 1786. Friedrich."

6. August 1786

Der König an den General-Major von Götzen: "Mein lieber General-Major von Götzen. Aus Eurer Anzeige vom 1sten dieses habe Ich die Nachricht ersehen, welche<359> Ihr aus Böhmen in Erfahrung gebracht habt; allein das sind lauter Windbeuteleien; denn wenn sie da marschiren lassen, so geschieht es blos darum, daß die Leute an dem Festungsbau arbeiten sollen. Ich bin übrigens Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 6. August 1786. Friedrich."

10. August 1786

Der König an den General von Mosch, Chef des Cadettencorps: "Mein lieber General von Mosch. Die unterm gestrigen Datum eingeschickte Liste von denen Cadets so in der Armee placirt werden können, erhaltet Ihr hierbei zurück. Ihr müsset Mir eine andere Liste schicken, und darin auch Pommern mit aufsetzen, und damit ich darunter aussuchen kann, müssen mehrere in dieser Liste aufgeführet sein. Ich bin Euer gnädiger König.

Potsdam, den 10. August 1786. Friedrich."

10. August 1786

Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (das Original ist Französisch): "Meine verehrungswerthe Schwester. Der Hannoversche Arzt hat sich bei Ihnen geltend machen wollen, meine gute Schwester; im Grunde aber ist er mir unnütz gewesen. Die Alten müssen den jungen Leuten weichen, damit jede Generation ihren Platz finde; und wenn man genau prüft, was das Leben sei; so ist es nichts, als daß man seinen Mitbürger sterben und geboren werden sieht. Indessen finde ich mich seit einigen Tagen ein wenig erleichtert. Mein Herz bleibt Ihnen unveränderlich ergeben, meine gute Schwester.

Ich bin mit der größten Hochachtung
meine verehrungswerthe Schwester
Ihr treuer Bruder und Diener
Friedrich."

Potsdam, den 10. August 1786.

10. August 1786

An demselben Tage soll der König auch an seinen ehemaligen Minister von der Horst geschrieben haben, dem er immer<360> gewogen war, und der 1774 seine Entlassung genommen hatte, (von Zimmermann's Fragmente I. 15).

11. August 1786

Der König an den Buchhändler Pitra in Berlin: "Je veux bien acquiescer à votre proposition, d'accepter en juste éqiuivalent des ouvrages qui vous manquent, pour finir les deux dernières livraisons ceux qui vous dites avoir achetés par ordre des bibliothécaires pour la prochaine livraison. Pour cet effet Je viens d'enjoindre à ceux-ci, de convenir là-dessus et d'arranger l'affaire avec vous, à condition toutefois de fournir, comme vous vous y engagez, ceux qui vous manquent à présent dans vous ait en sa sainte garde.

A Potsdam, le 11. Aout 1786. Fédéric."

11. August 1786

Der König an die Bibliothekare (Biester und Stosch) in Berlin: "Le libraire Pitra vient de Me marquer, qu'il est hors d'etat de finir les deux dernières livraisons, par manque de certains ouvrages dans les moment

introuvables, dont la valeur montoit à 546 écus 18 gros, et offre, de fournir en juste equivalent de cette somme, d'autres superbes ouvrages, qu'il dit avoir achetés sur Votre proposition.

Je vous autorise par la présente, de convenir la dessus, et d'arranger cette affaire avec lui. En même temps Je Vous demande une designation, de ce qu'il aura à livrer cette année-ci, pour que Je sache quels seront ces ouvrages et pour que Je puisse en assigner le payment.

D'ailleurs il s'entend de soi-même, que, comme les livres que Vous accepterez à présent, doivent, selon lui, se donner sur la liste suivant, qu'il faudra mettre à leur place ceux qui lui manquent ac<361>tuellement, pour qu'il ait à les fournir, comme il s'y engage, pour la divraison prochaine.

A Potsdam le 11. Aout 1786. Fédéric."

Um dieselbe Zeit berief der König auch den General Anhalt zu sich, um ihm die großen militärischen Einrichtungen zur Errichtung der Freibataillone, zur Mobilmachung der Armee im Fall eines Krieges etc. vorzuschreiben.

13. August 1786

Kabinetsordre des Königs an den Magistrat in Potsdam: "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, wollen, bei denen von dem hiesigen Magistrat unterm gestrigen Datum angezeigten Umständen, dem Bäckermeister Schröder allhier, den gebetenen Frey-Paß auf Einhundert Wispel Roggen und fünfzig Wispel Waizen zwar bewilligen, indessen wird derselbe dieses Getraide in Preußen nicht viel wohlfeiler kriegen. Wornach also der Magistrat demselben das Nöthige bekannt zu machen hat.

Potsdam, den 13. August 1786. Friedrich."

13. August 1786

Der König an die Bibliothekare in Berlin: "Vous n'oublieres pas en M'evoyant la d'ésigna

tion des livres pour le chois d'une novelle livraison, que sur Ma demande Vous M'annoncez dans

peu, selon Votre lettre du 12. de ce mois, de marquer en même temps, combien J'aurrai à payer cette année-ci pour ce ouvrages spécifiés; et Vous ferez

bien aussi de voir si par le moyen du libraire Bourdeaux, on ne sauroit avoir les articles qui manquent aux deux dernièrs livraisons du Libraire Pitra, et que celui-ci ne sauroit fournir. Sur ce Je pris Dieu qu'il Vous ait dans sa sainte garde.

A Potsdam le 13. Aout 1786. Fédéric."

13. August 1786

Der König an den General von Mosch: Mein lieber General-Major von Mosch. Ich habe die unter dem 11ten dieses von Euch eingeschickte Liste erhalten; und da bei dem Regiment Prinz Heinrich zwei Frey<362>Corporale fehlen; so habe Ich von den specificirten Cadets, dazu den von Arnstaedt und von Kracht choisirt; zu Frey-Corporalen für das Regiment Zaremba und von Schwarz hingegen habe Ich den von Drigalsky und von Wenck, bestimmt. Dieses habe Ich Euch hierdurch bekannt machen wollen, und habt Ihr nunmehr alles deshalb weiter Erforderliche gehörig zu besorgen. Ich bin Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 13. August 1786.
Friedrich."

13. August 1786

Nachmittags um 4 Uhr beurlaubten sich die beiden Officiere, welche der König bevollmächtigt hatte, an seiner Statt die Revuen in Schlesien, im Beisein der General-Inspecteurs, abzuhalten 362-+, wozu er ihnen die speciellsten Dispositionen gegeben hatte. Es waren der Oberst von der Kavallerie und Flügeladjutant von Prittwitz, und der Oberst von der Infanterie und Generaladjutant von Hanstein.

Dem Erstern trug der König noch auf, bei seiner Durchreise durch Landshut, die vornehmsten der dasigen Kaufleute zu sprechen zu suchen, und ihnen sämmtlich das Andenken ihres Königs zu versichern und in seinem Namen alles mögliche Gute anzuwünschen. Außer obigen beiden Obersten waren auch noch die Hauptleute von Thadden und von Rüchel befehligt, den Revuen mit beizuwohnen 362-+.

<363>

14. August 1786

Der König an den Geh.-Finanzrath de la Haye de Launay: "Le resumé de la recette et de la depense sur les produit d'accises, péages, transit, plombage et fenins, que Vous M'avez fait tenir avec Votre rapport du 13. de ce mois, est trop en petit. J'en demande un plus detaillé, par lequel on puisse appercevoir tout un coup, la perception et la depense à l'égard de tout les articles. Le produit des fenins doit y être specifié en plein, ainsi que les fraix des Bureaux de comptabilitié, qui Me paroissent être trop fort. Je l'attends de Votre part, et sur ce Je pris Dieu qu'il Vous ait dans sa sainte garde.

Fédéric."

15. August 1786

An diesem Tage schlummerte der König ganz wider seine Gewohnheit bis gegen 11 Uhr. Nach dem Erwachen ertheilte er dem General von Rohdich die Disposition zu einem Manövre, das den folgenden Tag von der Potsdamer Garnison ausgeführt werden sollte, mit einer vollkommen richtigen Anwendung auf das Terrain 363-+. Er besorgte dann seine Kabinetsgeschäfte, zwar mit schwacher Stimme, doch mit voller Geisteskraft. So dictirte er dem Kabinetsrath Laspeyres auch noch so richtig durchdachte Depeschen (eine vier Ouartseiten lange Instruction für einen gewissen Gesandten), daß sie dem erfahrensten Minister Ehre gemacht haben würden 363-++, und gegen Abend unterschrieb er die von den Kabinetsräthen ausgefertigten Briefe - zum letzten Mal.

16. August 1786

Am Morgen dieses Tages trat bei dem König Bewußtlosigkeit und betäubender Schlummer ein. Doch erholte er sich bald<364> wieder etwas, und als früh gegen 5 Uhr die Geh.-Kabinetsräthe angemeldet wurden, gab er zu verstehen, daß sie warten sollten, er werde sie herein rufen lassen. Der General von Rohdich kam um die gewöhnliche Stunde, Morgens gegen 7-8 Uhr zum König, um die Parole zu holen, aber obgleich das Bewußtsein beim König zurück gekehrt war, so war es ihm doch nicht möglich, zu sprechen. Er gab sein Unvermögen dem bis zu Thränen gerührten General durch einen klagenden Blick zu erkennen. So wechselten Bewußtsein und Bewußtlosigkeit den Tag über, und zum ersten Mal in seinem ganzen Leben erinnerte er sich der zu expedirenden Kabinetsgeschäfte nicht. In der Nacht zum 17ten, als die über seinem Kopf hängende Uhr 11 schlug, fragte er, was die Uhr sei? man sagte es ihm, worauf er sagte: "um 4 Uhr will ich aufstehen." Bald darauf nahm er etwas Saft und sagte: "das wird gut sein - wir sind über den Berg," und später noch mehrere unverständliche Worte 364-+.

17. August 1786

"Donnerstag, den 17. August 1786, Morgens um 2 Uhr 20 Minuten, endigte sich zu Sanssouci das große und thatenreiche Leben Friedrich's des Zweiten, des Großen, Königs von Preußen. Er starb mit der Standhaftigkeit und Gelassenheit eines Weisen, alt 74 Jahr 6 Monat 3 Wochen und 3 Tage, nachdem Seine unvergeßliche Regierung 46 Jahr und 2 1/2 Monat gedauert hatte.

Wenn die aller gerechteste Bewunderung reden will; so macht der aller gerechteste Schmerz verstummen. Sein Volk<365> betete Ihn an, Europa suchte Ihm nachzuahmen, die Welt bewunderte Ihn, und die Nachwelt wird erstaunt die Geschichte Seiner Thaten kaum glaublich finden. Wenige Könige waren so groß wie Er, noch wenigere so gut wie Er; kaum Einer so groß und gut zugleich wie Er! Wer Gefühl für Geistes Größe, und für Thätigkeit zur Beförderung für Menschenglück hat, wird seinen Namen nie anders als segnend aussprechen." (Todesanzeige in den Berliner Zeitungen von von Herzberg).

"Wo ist nun das Land, wo das Volk, und wo das Jahrhundert, in der alten und neuen Geschichte (denn alles Gedächtniß des menschlichen Geschlechts darf man auffodern), das stolz sein dürfte auf einen Weisen, der besser geherrscht, auf einen König, der besser geschrieben; ja wir möchten noch hinzusetzen: das stolz sein dürfte - auf einen größern Mann!"

(Johannes von Müller's sämmtl. Werke, Thl. X. S. 139).

Der König starb in den Armen seines Kammerlakaien Strützky. Sein Tod war wie sein Leben. Furchtlos und gleichmüthig blieb er bis zu seinem letzten Athemzuge. Bei seinem Hinscheiden waren außer Strützky noch gegenwärtig: der Minister von Herzberg, der Gen.-Lieutenant, Graf von Görtz, der Doctor Selle und die beiden Kammerhusaren Neumann und Schöning. - Am Abend desselben Tages (den 17ten) ward der Königliche Leichnam von Sanssouci nach dem Schlosse in der Stadt gebracht, wo es den 18ten Jedermann erlaubt war, ihn zu sehen. Die Beisetzung erfolgte Abends 8 Uhr in der Garnisontirche zu Potsdam in dem Gewölbe unter der Kanzel, neben dem Sarge König Friedrich Wilhelm's I, dem Vater Friedrich's d. G r. Das feierliche Leichenbegängniß fand den 9. Septbr.<366> in Potsdam Statt. Umständliche Nachrichten von des Königs Krankheit, seinem Tode und Begräbniß findet man in den oben S. 348 angeführten Schriften, von Selle, Kletzschke und in dem Jahrb. der Preuß.-Brandb. Geschichte etc.

B.

9. August 1786

Starb in Potsdam der General-Major und Commandeur des ersten Bataillons Garde Ernst Gottlob von Scheelen, 61 Jahr alt.

Wie das Inland, so bezeigte auch das Ausland auf mannigfache Weise seinen tiefen Schmerz über das Hinscheiden dieses großen Fürsien, dem selbst seine Feinde ihre hohe Achtung und Bewunderung nicht versagt hatten. - Gedichte, Gedächtnißreden und andere Schriften in großer Zahl, so wie Denkmünzen, feierten sein Andenken, und zwar in einer Weise, die genugsam bewies, daß nicht Speculationsgeist, sondern die reinsten Gefühle der Verehrung, entsprungen aus der richtigen Würdigung seines hohen Werthes und seiner großen Verdienste, sie hervorgebracht hatten.

Unter den Gedächtnißmünzen, die auf seinen Tod erschienen, deren wir allein zehn vor uns haben, hatte das Ausland, unter mehreren Holland, die schönste und größte geliefert. Die Zahl derer, die auf seine wichtigsten Thaten - seine Thronbesteigung, Huldigung, seine Siege, Friedensschlüsse, den Fürstenbund, die Justiz- und die Münzverbesserung, die verliehene Religionsfreiheit, die Wiederherstellung der Akademie, die Prachtbaue, die Einführung des Seidenbaues, die Errichtung der Seidenmanufaktur, des Seehandels, der Versicherungsanstalt etc. geprägt worden sind, mögen nahe an hundert sein 366-+.

<367>

Bildnisse von ihm, in allen Formen und Größen, die man bei Hohen und Niedrigen, bei Reichen und Armen, selbst in der Bauerhütte findet, und zur Zeit der Kriege auch in Feindesland fand, sind unzählig 367-+. Alles dieses beweist die große und allgemeine Achtung, welche Friedrich, mit Recht der Einzige genannt, im Leben und im Tode überall genoß.

Zum Schluß, und zur Bestätigung des Gesagten, möge hier Eine von den vielen hochehrenden Schilderungen der Verdienste des Königs stehen, mit welcher das Ausland die Anzeige von seinem Tode verband.

Allgemeine (Jenaer) Literatur-Zeitung 1786. Nr. 199.
Montag, den 21. August.
Todesfall.

Der 17. August dieses Jahres, an welchem der Held des 18. Jahrhunderts, Friedrich II, König von Preußen, starb, wird, nebst dem 24. Januar 1712, Seinem Geburtstage, und dem 31. Mai 1740, an welchem Er den Thron bestieg, wie in den Jahrbüchern der Weltgeschichte, also auch in den Annalen der Literatur, ewig denkwürdig bleiben.

Selten war Schriftstellerruhm Beruf der Könige; seltener das Glück, den Kranz Apolls mit dem Lorbeerzweige der Helden und dem erhabensten Schmucke der Fürsten, der Krone ob cives servatos zu verbinden. Friedrich II that's. Seine Gedichte, für ihn zwar nur Spiele eines auf große Thaten sinnenden, oder Erholungen eines von großen Thaten ausruhenden Geistes, würden manchem Dichter als Werke Ruhm gebracht, und mancher würde für sie lebenslängliche Muße als Spielraum, oder als Belohnung gefodert und erworben haben. Dennoch unendlich erhaben über die Eitelkeit mancher in der Geschichte berüchtigter Monarchen (deren Namen hier neben dem Seinigen zu nennen,<368> eine Entheiligung für Ihn wäre), die jeden, der sich erkühnte, an ihrem poetischen Talent zu zweifeln, für Majestätsverbrecher erklärten, setzte er selbst seine Verse gegen Voltaire's Gedichte tiefer herab, als gewöhnliche Bescheidenheit ihm nachthun, oder das Ihn lesende Publikum gerecht finden konnte. Selbst die schnöde Undankbarkeit, wodurch Voltaire sich selbst entehrte, konnte den Philosophen von Sanssouci nicht bewegen, deshalb von des Dichters von Ferney Talenten geringer zu denken. Seine prosaischen Werke, um welche ihn selbst Cäsar, bei aller Unsterblichkeit seiner Commentarien, beneiden würde, verrathen alle, wie tief er darüber nachgedacht hatte, was Königen, die schreiben wollen und können, zu schreiben geziemte. Eine falsche Staatskunst zu widerlegen, die Denkwürdigkeiten seines Hauses zu beschreiben; große Talente von Feldherren, von Staatsmännern, von Schriftstellern durch Lobschriften der Nachwelt zu empfehlen, - nur solche Gegenstände waren werth, wenn Friedrich den Regentenstab oder den Degen neben sich legte, den Griffel in seiner Hand zu beschäftigen. Seine Zeichnung ist frei und flüchtig, nicht pünktlich in Kleinigkeiten, kühn und treffend im Ganzen; das Kolorit seiner Schreibart simpel, doch immer lebhaft und kräftig.

Seine Schriften hätten auch als Werke eines Privatmannes gewirkt, aber als Geistesfrüchte eines solchen Königs stifteten sie eine Revolution. Unter der Regierung seines Vaters ward Autorschaft und Pedanterei unter den Großen so ziemlich für Eins gehalten, und ein Ignorant zu sein war ein Geständniß, mit dem sich wenigstens ein Officier, wie Marius mit seinem Graecas literas non didici, brüsten konnte. Aber dieses Königs Beispiel, der unter so viel glorreichen Thaten, im Felde und im Kabinette, noch Zeit genug behielt, zu lesen, was die besten Schriftsteller gesagt; noch Lust behielt, seiner Vorfahren Geschichte und seiner Freunde Verdienst zu beschreiben, dieses verschaffte dem guten Schriftsteller in den Preußischen Staaten, und dadurch in ganz Teutschland, den ihm gebührenden Rang, und die Befehlshaber seiner Heere hielten es nicht mehr für unverträglich mit dem kriegerischen Geiste, den Musen und Gracien zu opfern. Sein einer und richtiger Geschmack für das Große und Schöne drang bis<369> in die Schreibart der Kabinette und Gerichtsstühle ein, und wenn die Staatsschriften eines von Herzberg, und derer, die mit ihm genannt zu werden verdienen, Englische Freimüthigkeit mit Französischer Urbanität verbunden, unbedeutendes Wortgepränge, steifes Ceremoniel und Sprachmengerei verbannt, und dafür Deutlichkeit, Ordnung, Ueberredungskraft und Annehmlichkeit in die Hof- und Staatssprache eingegeführt, wenn sie rühmliche Nacheiferung bei andern Deutschen Höfen erweckt haben, wer anders als Friedrich II hat den Ton dazu angegeben? Er, dem leerer Klingklang in Worten und Thaten gleich verhaßt war, Er, der Titelgepränge und äußeren Glanz so wenig achtete, daß er seines Vaters biedere, kernhafte, strenge Denkart auch in ihrer harten und rauhen Bekleidung ehrte, so sehr sie zuweilen sein Herz verwundet hatte, hingegen seines Großvaters Eitelkeit und Prunkliebe, ohne die der Enkel, obgleich mehr als einer Krone werth, doch vielleicht nie die Krone getragen hätte, schärfer als irgend ein anderer Geschichtschreiber tadelte! Daher ist kein Zweifel, daß nicht auch sein Beispiel auf die bessern Deutschen Geschichtschreiber gewirkt, mehr Adel in die historische Schreibart, mehr Freimüthigkeit in Beurtheilung verstorbener und lebender Fürsten gebracht habe. Gleichwohl zeigte er in der Geschichte seines Vaters, welche Schonung die Mängel großer Fürsten, entweder um hervorstechender Tugenden willen, oder durch persönliche Verhältnisse des Geschichtschreibers, erfodern. Kann ein Leser, der denkt und fühlt, ohne die höchste Rührung jene erhabene Stelle lesen, mit der er die Geschichte seines Vaters beschließt, um zu seiner kurzen und wahren Charakteristik über zu gehen: "Nous avons de même passé sous silence les Chagrins domestiques de ce grande Prince - On doit avoir quelque indulgence pour la faute des enfans en faveur des vertus d'un telle père." Und muß nicht der geistvollste Geschichtschreiber, wenn er dabei an die Erziehung des Königs und die Geschichte seiner Jugend zurück denkt, in Versuchung gerathen, die herrlichsten und seltensten Schriftstellertalente für diesen einzigen Zug von Größe des Herzens hinzugeben? Wer die Beschaffenheit der schönen Literatur in Deutschland in den Jugendjahren Friedrich 's II erwägt, wird seine Vorliebe für die Franzosen voll<370>kommen gerecht, und seine fortdauernde Unbekanntschaft mit den nachherigen Fortschritten der Deutschen zwar bedauernswerh, aber in Betracht der Lage des Königs sehr natürlich finden. Wie viele, die keine andere Profession, als die, zu studiren haben, werfen sich noch nach dem 30sten Jahre in die Kenntniß einer ausländischen Sprache, um Werke des Geistes darin lesen und richtig schätzen zu können! Und man sollte den König, der die schönsten Producte des Französischen Witzes kannte und zu genießen verstand, darüber tadeln, daß er, um sich von Geschäften der Regierung, von Gefahren und Strapazen des Krieges zu erholen, nicht eine neue Arbeit unternahm, eine ihm in ihrer jetzigen Vollkommenheit fremd gebliebene Sprache, ob es wohl die Sprache seines Vaterlandes war, zu studiren? Und wieviel waren denn beim Antritt seiner Regierung Deutsche Schriftsteller, denen er, wenn er sie auch gelesen hätte, wie Ludwig XIV den besten Autoren seiner Zeit, Pensionen geben konnte, für das Vergnügen, das ihm ihre Werke gemacht hätten? Offenbar hat indeß sein Beispiel, die Schätzung der besten Werke der Franzosen, und mittelbar auch der Engländer und Italiener, in Deutschland mächtig befördern und ausbreiten helfen, und seine Prädilection für die Französischen Beau Esprits hat nicht wenig dazu beigetragen, die Eifersucht des Deutschen Genius zu erregen, und seine bisher schlummernden Kräfte aufzuwecken.

Und so haben Deutsche Dichter diesen König, obwohl ungedungen und unbelohnt, und von ihm sogar ungehört, würdiger und wahrer besungen, als Ludwig den XIV seine für ihre Schmeichelei reichlich besoldeten Sänger!

Die Betrachtung der Verdienste des Königs, die er sich als Schriftsteller, was nur wenige Fürsten sein dürfen, erworben, führt auf die größten, die er sich als Schutzherr und Beförderer, was alle Regenten sein sollten, um die Wissenschaften gemacht hat. Wir wollen hier nicht einzelne Facta anführen, nicht z. B. die Wiederherstellung der Berlinischen Akademie der Wissenschaften, die immer wichtig bleibt, wenn er es gleich seinem erhabenen Thronfolger überließ, ihr erst volle Deutsche Kraft und ächtes Deutsches Ansehn zu geben; nicht die ehrenvolle Zurückberufung des Philosophen Wolff nach Halle, welche mehr<371> dem gekränkten Verdienste Genugthuung, als der Wissenschaft selbst Vortheil verschaffte. Nur eine Uebersicht der großen Gruppen, daraus dies Gemälde bestehen müßte, ist uns hier vergönnt. Denn wer vermag die herrlichen Früchte alle zu zählen, die er durch seine Achtung für die Philosophie, und durch die Beschützung der ihr gebührenden Freiheit zu denken, nicht nur in seinen Staaten, fondern in ganz Deutschland, hervor gebracht hat! Wenn seit dem Jahre 1740 vorzüglich im Preußischen, und dann auch in andern Staaten, die Gesetzgebung menschlicher, weiser und zweckmäßiger geworden; wenn die Rechtswissenschaft vaterländischeres Ansehen gewonnen, und wenn sie zusammenhängender gelehrt und studirt, und fruchtbarer, kürzer, vorteilhafter für Clienten von Richtern und Anwälden angewandt wird; wenn seit 1740 vorzüglich in Preußischen Staaten die Fackel der Vernunft erhoben worden, die Nebel der Schwärmerei und des Aberglaubens zu zerstreuen, und wenn ihr wohlthätiger Schimmer die Theologie der Protestanten aufgeklärt und selbst in die Finsterniß der Katholischen Morgendämmerung gebracht hat, wenn genauere Landesbeschreibungen und Topographieen die Kenntniß der Preußischen Staaten berichtigt und überhaupt die Statistik pragmatischer behandelt worden; wenn praktische Arzeneiwisschaft und Chirurgie hauptsächlich durch Berlinische Anstalten große Fortschritte gemacht; wenn Preußische Kriegskunst und Taktik jetzt alle vorigen Methoden verdrängt hat; wenn Cameralwissenschaft und Polizeikunde jetzt so vollständig, so philosophisch bearbeitet worden; wenn man in den Vortrag gründlicher Wissenschaft mehr Ordnung und Anmuth, wenn man die schönen Künste auf richtigere und feinere Grundsätze gebracht hat, so kann in allen diesen und mehrern für die Gelehrsamkeit und Aufklärung so wohlthätigen Bewegungen niemand die Triebkraft des großen Geistes verkennen, dessen mächtiger Einfluß so viele treffliche Genien in seinen Staaten belebte, oder aus andern Ländern herbeizog, oder in freiere Wirkungskreise versetzte!

Wer nun noch erwägt, wie sehr dieser erhabene Monarch die Freiheit der Presse begünstigte, wie weit er entfernt war, seine Privatmeinungen in der Theologie und andern Theilen der Literatur irgend jemandem aufzudringen, wie äußerst selten es ihm begegnete, in Sachen,<372> die nicht in dem Kreise seiner Einsichten lagen, durch Machtsprüche zu entscheiden, wie wenig ihn Widerspruch in Druckschriften, sogar von seinen Unterthanen, und nicht bloß über gelehrte Materien, sondern selbst über Regierungsangelegenheiten, beleidigte, der muß mit einer Art des frohen Erstaunens sich selbst gestehen, daß man der Menschheit nicht mehr schmeicheln kann, als wenn man in einem Geiste von so wunderbarer und außerordentlicher Größe und Güte, nach mühsamen Suchen glücklich einige kleine Fehler findet, die die Menschlichkeit dieses großen Charakters bestätigen.

So gewaltigen und allgemeinen Eindruck das Ende Friedrich's des Großen gemacht hat, so hohe und allgemeine Erwartung erregt der Regierungsantritt seines Nachfolgers.

Den 23. August langte der Geh.-Rath von Hardenberg-Reventlow (nachheriger Fürst und Preuß. Staatskanzler), damals im Dienst des Herzogs von Braunschweig, in Berlin an, und überbrachte das Testament Friedrich's des Großen, welches er bei gedachtem Herzog im Jahr 1769 niedergelegt hatte. (S. oben beim Jan. 1769).

Den 14. September reiste die Prinzessin Amalie nach Sanssouci, ließ sich das Sterbezimmer Friedrich's zeigen, und besuchte dann seine Ruhestätte. Sie überlebte ihn nicht lange, und starb den 30. März 1787, 64 Jahr alt.

Von den übrigen Hinterbliebenen Geschwistern des Königs starben: die, verwittwete Herzogin von Braunschweig, Philippine, den 16. Februar 1801, 85 Jahr alt; der Prinz Heinrich, den 3. August 1802, 76 Jahr alt; der Prinz Ferdinand, den 2. Mai 1813, 83 Jahr alt.

Die Königin, seine Gemalin, starb den 13. Januar 1797, 82 Jahr alt. Während der Regierung des Königs war sie nie weder in Potsdam, noch in Sanssouci. Wenn daselbst Feste Statt fanden, pflegte die Prinzessin Amalie die Wirthin vorzustellen. Es findet sich auch keine Nachricht, daß sie nach des Königs Tode dort gewesen.

<373>

Nachträge,
Ergänzungen und Berichtigungen
zu allen
fünf Abtheilungen
des
Tagebuchs.
1740 - 1786.

<374><375>

Erster Band.
Erste Abtheilung: 1740 - 1749.

Seite 22. B. Den 13. Septbr. 1740 ward von Privatpersonen die erste Freimaurerloge: zu den drei Weltkugeln in Berlin (Brüderstraße Nr. 39) gestiftet.

S. 24. A. Der Tag der Ankunft der Nachricht vom Tode des Kaisers Karl's VI in Rheinsberg wird verschieden angegeben; Einige nehmen den 25. Oktbr., Andere den 26sten an. Aus Bilfeld's Briefen, die, beiläufig bemerkt, manches unrichtige Datum haben, namentlich im 24sten Briefe, ergiebt sich nichts Bestimmtes. Die Berliner (Spenersche) Zeitung vom 27. Oktbr. 1740 meldet, daß am 25sten, Abends, der Kurier aus Wien mit jener Nachricht in Berlin angekommen sei, und es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß sie ungesäumt weiter nach Rheinsberg gesandt worden ist, wie dies auch die Gesandtschaftsberichte (N. Verl. Monatsschrift, 1804, Juli, S. 18) melden.

S. 25. Den 27. Oktbr. 1740 treffen der Feldmarschall von Schwerin und der Minister von Podewils aus Berlin beim König, der sie zu sich berufen, in Rheinsberg ein. Beide haben täglich Conferenz beim König, der auch Mittags mit ihnen allein speiste. S. 27. B. Suhm starb am 8. Novbr. 1740 auf seiner Reise nach Berlin in Warschau.

S. 28. A. Den 13. Dezbr. 1740, Abends, kommt der König in Frankfurt a. d. O. an, wo er das Nachtquartier nimmt. S. 29. Den 16. Dezbr. 1740. Im Dorfe Schweinitz nimmt der König sein Quartier bei dem Freiherrn von Keßlitz.<376> S. 30. Den 28. Dezbr. 1740 muß heißen: den 26sten nach Gläsersdorf. Den 27. Dezbr. 1740 übergab der König die Belagerung von Glogau dem Prinzen Leopold von Dessau.

S. 36, Z. 15 von oben ist statt S. 51 zu lesen: S. 137.

S. 40. Den 9. Jan. 1741 war der König auch in Kleim-Oelse, wo das Hauptquartier sich befand.

S. 41. A. Den 11. Jan. 1741. Unter diesem Datum findet sich eine Kabinetsordre aus "Nowag" (bei Neisse).

S. 41. Den 12. Jan. 1741. Hauptquartier des Königs in Woitz (bei Grotkau).

S. 42. Den 20. Febr. 1741. Der König in Crossen. Den 23. Febr. 1741. In Liegnitz. Den 27. Febr. 1741 war der König auch in Frankenstein (laut einer Kabinetsordre)

S. 44. Den 1. März 1741 war der König in Strehlen (laut einer von da datirten Kabinetsordre). Den 4. März in Mollwitz (bei Brieg). Den 5. März in Ohlau.

S. 45. Den 26. März in Strehlen. Den 28. März in Ottmochau (laut Kabinetsordre). S. 48. Nach neuern Forschungen (Schles. Zeitung, April 1841) erhielt der König die Siegesnachricht auf seiner Rückkehr von Oppeln nach Löwen, auf der Feldmark zwischen letzter Stadt und Hilbersdorf, und zwar nach Einigen in der Hilbersdorfer, nach Andern in der Michelauer Mühle (erstere Angabe scheint nach Lage der Orte die richtigere zu sein). In Löwen wurde der König liebreich empfangen und im Hause eines Bürgers bewirthet

Am 10. April 1841 wurde in dieser Stadt - wie die Schles. Zeitung erzählt - das hundertjährige Jubiläum des Sieges bei Mollwitz gefeiert. "Bei der mit vielen Lampen geschmackvollen Beleuchtung des magistratualischen Sessionszimmers zu Löwen, in welchen, seit 1774 das Bildniß des großen Königs sich befand, war unter demselben als merkwürdige Antiquität dieselbe Laterne ange<377>bracht, womit an demselben Abend vor hundert Jahren dem Könige hier geleuchtet worden war."

S. 49, 50. Der König war bereits den 26. Mai 1741 im Lager bei Grotkau.

S. 50, 51, 52. Das was hier von dem Gefechte bei Rothschloß und vom General von Zieten angeführt worden, ist folgendermaßen zu vervollständigen und zu berichtigen.

Das Gefecht fand den 17. Mai 1741 Statt, wie schon aus der S. 51 angeführten Zeitung Nr. 64 vom 30. Mai hervorgeht. Ein "Schreiben eines Preußischen Officiers aus dem Lager bei Mollwitz vom 19. Mai," welches die Spenersche Zeitung Nr. 63 mittheilt, enthält eine kurze Relation von dem Gefecht bei Rothschloß, und in dieser wird Zieten bereits "Oberst-Lieutenant" genannt. Nach einem Parolebuch, in dessen Besitz der Königl. Oberst und Hofmarschall Herr von Schöning sich befindet, ist bereits am 16. Mai 1741 - also vor jenem Gefecht - bei der Parole bekannt gemacht worden: daß Se. Majestät den etc. von Zieten zum Oberst-Lieutenant ernannt haben. Nachher "Lebensbeschreibung Hans Joachim's von Zieten, Berlin, 1800, S. 60" scheint es den 14. Mai geschehen zu sein, und nach S. 62 ist er sogleich nach dem Gefecht bei Rothschloß zum Obersten ernannt worden. Wenn ebendaselbst S. 63 gesagt wird: "Dies (die Ernennung Zieten's zum Chef der nun zu einem Regiment vereinigten 6 Schwadronen Husaren) geschah zwei Tage nach dem Gefecht bei Rothschloß am 24. Juli. Um diese Zeit erhielt er (v. Z.) auch den Orden vom Verdienst, obgleich die Gelegenheit, bei welcher ihm derselbe ertheilt ward, nicht bestimmt angegeben werden kann" etc., so ist beides unrichtig 377-+, denn die Ertheilung des Verdienstordens an<378> Zieten meldet schon die Spenersche Zeitung vom 30. Mai 1741. In dem Patent "Berlin, den 22. Juli 1741 378-+," welches von Zieten zum Obersten ernennt, sowohl, als in der "Kapitulation über ein Regiment Husaren, vom 24. Juli 1741," wird von Zieten nur Major genannt, wogegen ein Schreiben des Königs an von Zieten, vom 16. Juni, aus Hermsdorf die Ueberschrift hat: "Mein lieber Oberst-Lieutenant von Zieten." Diese Widersprüche lösen sich aber sehr leicht auf; wahrscheinlich ernannte der König, wie schon oben gesagt, Zieten gleich nach dem glorreichen Gefecht bei Rothschloß zum Obersten, also nur wenige Tage nachher, als er bei der Parole hatte bekannt machen lassen, daß er ihn zum Oberst-Lieutenant avancirt habe, weshalb denn auch das Kriegskollegium in Berlin den Befehl zur Ausfertigung des Oberst-Lieutenants-Patents noch nicht erhalten haben mochte, und als es nachher den Befehl zur Ausfertigung des Obersten-Patents erhielt, konnte das Kriegskollegium nicht wissen, daß der König kurz vorher den Major von Zieten zum Oberst-Lieutenant ernannt hatte. Daß dessen ungeachtet der König noch unter dem 16. Juni den von Zieten Oberst-Lieutenant titulirt, ist vielleicht aus Versehen geschehen.

S. 51. Den 17. Juni 1741 soll der König von Strehlen aus auf einen oder zwei Tage in Gaute (Gaulau bei Ohlau) gewesen sein.

S. 52. Den 16. August 1741. Der König im Lager bei Sägen (bei Strehlen).

S. 54. Den 9 September 1741 im Hauptquartier Nossen.

S. 55. Den 13. Oktober 1741. Lager bei Simsdorf unweit Ziilz, Hauptquartier Mocker.

<379>

S. 65. Note 1. Die Mutter des Grafen Rutofsky war von Geburt eine Türkin und hieß Fatime. Als die Kaiserlichen Truppen im Jahre 1686 die Festung Ofen, wo Fatime, damals noch ein Kind von 2-3 Jahren, sich aufhielt, mit Sturm einnahmen, war sie unter den Gefangenen, und da sie ihre Eltern verloren hatte, nahm sie der Feldmarschall von Schöning, welcher die Sächsischen Hülfstruppen vor Ofen befehligte, zu sich und ließ sie erziehen. Nach einiger Zeit erbat sich die Starostin von Brebentau Fatime von dem Feldmarschall; bei dieser lernte sie der König von Polen, Friedrich August, kennen und wählte sie zu seiner Geliebten. Nachdem er sie verlassen, verheirathete er sie an einen Oberst-Lieutenant seiner Armee, Namens von Spiegel. (La Saxe galante, Amsterd. 1734, p. 239 etc.).

S. 66. Den 20. Februar 1742. Der König in Groß-Bitesch. Den 23. Februar 1742 in Znaim.

S. 68. Den 17. Mai 1742 im Lager bei Ezaslau.

S. 69. Den 20. Mai 1742. Die Danksagung des Königs an seine Armee lautet wie folgt: "Weil Ihro Königl. Majestät die größte Ursach von der Welt haben, mit Ihren braven und unüberwindlichen Truppen zufrieden zu sein, und da Sie gern diejenigen, welche Ihnen so gut und ehrlich dienen, auf alle Art und Weise durch Avancements und Recompense zu belohnen suchen, um Ihnen auch Ihre particuliere Obligation dafür zu zeigen; so lassen Sie durchgehends allen Ihren Officieren von der Infanterie und Kavallerie, vor Ihre rechtschaffene Dienste, so Sie Höchstdenenselben anjetzo und bei voriger Bataille geleistet haben, auf das allergnädigste danken, und soll denen gemeinen Soldaten, sowohl von der Infanterie als Kavallerie, auch gesagt werden, daß Ihro Königl. Majestät vollkommen mit Ihnen zufrieden sind. Da aber verschiedene Officiere bei dieser Action besonders vor andern sich distinguirt, und Ihro Königl. Maj. bekannt ist, daß selbige, als ehrliebende Officiere, mit Gelde oder andern Recompensen nicht genug zu belohnen sind; also halten Höchstgedachte Ihro Königl. Maj. es vor Ihre Schuldigkeit, solche extraordinaire<380> Actiones zum Besten Dero Armee vor diesmal außer Ihrem Rang zu avanciren. Ihro Königl. Maj. sind versichert, daß Ihnen solches kein Officier verdenken, sondern vielmehr alle andere, so sich bei vorfallenden Occasionen eben so distinguiren, als diejenigen, so jetzt mit extraordinairen Avancements begnadigt, gethan, solches gerne sehen, auch denjenigen vor keinen rechtschaffenen und ehrliebenden Officier halten werden, der auf solches etwas zu sagen findet, weil extraordinaire Actiones auch auf eine extraordinaire Art belohnt werden müssen. Denjenigen aber, so durch die Disposition der Bataille nicht zum Treffen gekommen, lassen Ihre Königl. Maj. allergnädigst versichern, daß das erste Mal, wenn Sie dazu kommen werden, selbige gleichmäßige Recompense von Höchstdenenselben gewiß zu erwarten haben, und dahero es nur auf die erste Gelegenheit ankäme, um gleichfalls Ihr Fortune zu machen. Uebrigens haben Ihro Königl. Maj. den Obersten von Varenne, Feeze und Schwerin neue Regimenter zugedacht, und leidet hierdurch der Rang der andern Officiere im geringsten nicht. Morgen soll das Te Deum laudamus mit Pauken, Trompeten und Hautbois gesungen und dazu aus den von dem Feinde in der Bataille erbeuteten Kanons drei Salven von der Artillerie gegeben werden."

S. 71. Den 3. Juli 1742. Der damals Ruppertsche Garten gehört in neuerer Zeit (1839) dem Stadtältesten Herrn I. Meyer.

S. 71. Den 26., 28. Juli 1742. Der König in Potsdam.

S. 73. Den 8. Septbr. 1742 war der König auf der Rückreise von Aachen in Bielefeld.

S. 75. Den 30. Novbr. 1742. An diesem Tage ward in Charlottenburg das vom König verfaßte Drama: "die Schule der Welt" aufgeführt.

S. 78. Der Marquis d'Argens war geboren den 24. Juni 1704.

S. 104. Den 25. Juli 1744. An diesen, Tage entwarf der König die "Disposition, wie sich die Officiers von der Kavallerie, und zwar die Generals sowohl, als die Commandeurs der Escadrons, in einem Tressen gegen den Feind zu verhalten haben." (Nachrichen und Betrachtungen über die Thaten und Schicksale der Reiterei. Berlin, 1823. I. 337).

<381>

S. 105. Den 31. Juli 1744. Der König war jetzt wieder in Potsdam (laut seines Schreibens an den Grafen von Seckendorf).

S. 105. Den 17. Aug. 1744. Hauptquartier des Königs in Rosenfeld.

S. 111). Den 13. Dezbr. 1744. Der König war (laut seines Schreibens an den Grafen von Seckendorf) bereits den 9. Dezbr. in Schweidnitz.

S. 121, 122. Den 31. Oktbr. 1745. Die Ankunft des Königs in Berlin und der feierliche Empfang etc. fand nicht an diesem, sondern an dem folgenden Tage, den 1. Novbr., Statt. Am Abend dieses Tages besuchte der König seinen todtkranken ehemaligen Lehrer Duhan de Jandun in der Adlerstraße, im Hause des Fabrikanten Espagne (jetzt Nr. 7).

S. 122. B. Die Angabe des etc. von Trenk, in seiner von ihm selbst verfaßten Lebensgeschichte, Berlin, 1787, I. 57, 68, daß er "wenige Tage nach der Bataille von Sorr (den 30. Septbr. 1745) arretirt und nach der Festung Glatz abgeführt worden sei," hat sich als falsch ergeben; die Arretirung geschah viel früher, und die Königl. Kabinetsordre an den General-Major von Fouqué in Glatz, wegen Annahme des arretirten von Trenk ist bereits vom 28. Juni 1745 aus dem Lager bei Drewitz datirt. (von Ledebur Neues Archiv etc., 1836, 1. Bd., 2. Heft, S. 130, nach amtlichen Nachrichten) 381-+. Mit eigner Hand hatte der König hinzugefügt:: "Gardez étroitement ce drôle la, il a voulu devenir Pandour auprès de son oncle."

S. 122. A. Der König ging erst den 2. Novbr. nach Charlottenburg und kehrte an demselben Abend nach Berlin zurück.

<382>

S. 129. Den 15. Jan. 1746 war der König in Berlin (laut Schreibens an etc. von Seckendorf).

S. 137. Hier muß es in den vier letzten Zeilen heißen: die von der, welche dem spater im Druck erschienenen Werte vorgesetzt worden, verschieden ist etc.

S. 158. Den 14. August 1748. Schrieb der König die "Instruction für die General-Majors von der Infanterie" und die "Instruction für die General-Majors von der Kavallerie." (Wagner's Milit. Zeitschrift, Wien, 1811, Heft 2, S. 75-97 und 99-106).

In demselben Jahre auch: Les princcipes généraux de la guerre applliquée à la tactique avec la description des truppes Prussiennes. (Diese Schrift ist mehrmals gedruckt worden, und zwar zuerst 1761 Deutsch).

S. 174. Den 8. August 1749. Schrieb der König das schöne Gedicht: à mon esprit. Oeuv. d. v. etc. Tom. IV. p. 229. Eine vortreffliche Uebersetzung ins Deutsche steht in: "Neue Berliner Monatsschrift für Philosophie, Literatur und Kunst, Berlin, 1821, 3. Heft, S. 213 etc.

Zweite Abteilung: 1750-1759.

S. 213. Den 13. Februar 1751. Approbirte und vollzog der König die (nicht von ihm selbst verfaßte) "Instruction für einen Commandanten der Vestung Neisse."

S. 250. Den 23. Januar 1753. Erscheinen die vom König verfaßten "Principia vom Kriege, applicirt auf die Tactique und auf die Disciplin derer Preußischen Truppen," und später in demselben Jahr:

"Extrait tiré des commentaires du Chevlier Folard sur l'histoire de Polybe pour l'usage d'un Officier, avec les plans et les figures nécessaires pour l'intelligence de cet abregé." (Diese Schrift ist nachher im Druck erschienen).

<383>

S. 257. Den 7. Angust 1753. Vollzog der König die auf seinen Befehl von dem Obersten Balbi verfaßte "Instruction zum Campement bei Spandau. (Milit. Wochenbl. 1835, Nr. 978, 979).

S. 264. In den ersten Tagen des Februars 1754 schrieb der König das scherzhafte Gedicht: "An das Bette des Marquis d'Argens. (H. W. VII. 94).

S. 286. von Catt hatte sich am 9. November 1762 verheirathet.

S. 293. Den 10. Juni 1756. Hatte der Englische Gesandte Mitchell, und nach ihm der Französische Gesandte Valori Audienz beim König, alsdann begab sich der König zur Mittagstafel zu der Königin Mutter.

S. 298. Den 13. Oktober 1756. Nach andern richtiger scheinenden Angaben kam der König nicht an diesem Tage nach Struppen, wie Oesfeld sagt, sondern erst den folgenden Tag, den 14ten.

S. 299. Zum 18., 19. und 27. Oktober 1756. Der König verließ Struppen erst am 20. Oktober und ging bis Peterswalde, den 22sten nahm er das Lager bei Linay, den 28sten kam er nach Sachsen zurück und traf in Groß-Sedlitz ein. Diese Daten scheinen richtiger zu sein, als jene ersten, von Oesfeld angegebenen.

S. 300. Den 23. November 1756. Als der König an diesem Tage, früh um 7 Uhr, Dresden verließ, befanden sich in seiner Begleitung: von Balbi, der Kammerdiener Glasow, zwei Pagen und vier Lakaien.

S. 310. Den 19. Juni 1757. Der König in Micholup vor Prag.

S. 311. Den 13. Juli 1757. Schreibt der König an seinen Bruder, den Prinzen August Wilhelm, und unterrichtet ihn, was unter den obwaltenden Umständen zu thun sein würde etc. Dieser Brief steht in der bekannten Recueil de lettres de S. M. le Roi d. P. pour servir à l'histoire de la guerre dernière, Lips. 1772, p. 83, und ist überschrieben: "au Camp de Leypa Ie 23.Juillet." Es ist aber sowohl die Angabe des Ortes wie des Tages falsch; der König war zu dieser Zeit nicht in Leipa. In der Deutschen Ausgabe jener Recueil, welche den Titel hat:<384> "Anekdoten zur Erläuterung der Brandenburgschen Geschichte und des letztern Krieges, 8. 1. 1769, Seite 102, so wie in der oben Seite 313 erwähnten Handschrift, steht der Brief richtig mit der Überschrift: "Leutmeritz, den 13. Juli 1757," und hat an beiden Orten den Beisatz: "NB. erst den 22sten erhalten," auch in der Französischen Ausgabe von 1771, p. 88, steht die Bemerkung: "Elle ne m'a été remise que le 22me," obgleich auch hier

der Brief "au Camp de Leipa le 23. Juillet" überschrieben ist; in der Ausgabe von 1772 fehlt diese Bemerkung.

Im Juli dieses Jahres erschien die "Instruction für alle, welche Quartiermeisterdienste thun." Der König hatte sie in Leutmeritz den Ingenieur-Officieren dictirt. (Meyer's Archiv für die Officiere der Pr. Artillerie, Verl. 1836, III. 243).

S. 315. Im Anfang des August 1757 erhielt der König einen sehr sonderbaren Brief, darin die Freimaurer Deutschlands ihm als "dem größten und mächtigsten Protector Deutscher und besonders protestantischer Nation" ihre Hülfe anbieten. Der Brief war vom 4. August und hatte die Unterschrift: "Die Commission habenden Glieder des Ordens." Der König sandte das Schreiben, ohne es weiter zu beachten, an das auswärtige Departement nach Berlin, welches es ad Acta legte. (N. Berliner Monatsschrift, 1807, S. 193).

S. 316. Den 31. August 1757 soll der König sein Hauptquartier in Tanneberg, westlich von Wilsdruf, gehabt haben, welches richtiger zu sein scheint, als in Lomatsch. (Ungedruckte Nachr. II. 676).

S. 318. Den 13. September 1757 war der König auch in Erfurt.

S. 324. Den 20. Oktober 1757. In andern Nachrichten wird der Ort Grochwitz genannt, dieser liegt bei Herzberg und gehörte damals dem Sächsischen Minister, Grafen Brühl, jener aber (Groswig) liegt westlich von Torgau auf der Straße nach Eilenburg. Aus der Lage aller dieser Orte läßt sich mit Gewißheit nicht bestimmen, ob Groswig oder Grochwitz der Aufenthaltsort des Königs gewesen ist.

S. 324. Zeile 1 und 8 von unten lies: Eilenburg.

<385>

S. 324. Zeile 6 von unten lies: Annaburg.

S. 333. Den 23. Dezember 1757. Vor der Abreise des Königs von Breslau nach Canth hatte er nochmals eine Unterredung mit dem Doctor Tralles.

S. 339. B. Die Spenersche Zeitung vom 14. Januar 1758 meldet den in Potsdam erfolgten Tod des Geheimen Kämmerers Fredersdorf. (S. oben Band I. Seite 36).

S. 347. Z. 13 von unten lies: Heintzendorf. Z. 4 von unten lies: Gorgaß.

S. 350. Den 11. September 1758 war der König in Hof-Lösnitz. Den 12. September 1758 in Dresden, vor dem weißen Thore.

S. 351. Z. 10 von unten lies: Rodewitz.

S. 359. Z. 10 von unten lies: Pomsen.

S. 360. Den 8. November 1758. Der König in Girlsdorf. Den 9ten in Schweidnitz, nach den: "Ungedruckte Nachrichten, II. S. 678."

S. 362. Den 13. Dezember 1758 erscheint die Instruction des Königs über die Lagerkunst, den Ingenieurs dictirt. (Nationalschrift für Wissenschaft etc. Berlin, 1801. I. 523).

S. 364. Im Dezember 1758 verfaßte der König auch das "Schreiben eines Secretairs des Fürsten Kaunitz an einen Secretair des etc. Cobenzl." (Deutsch im 3. Suppl.-Bd., S. 207).

S. 370. Den 12. Februar 1759. Instruction des Königs für die General-Majors der Infanterie.

In diesem Monat Februar schrieb der König auch die kleine Schrift: "Sur les libelles." Sie erschien bald nachher unter dem Druckort: Paris. In den Oeuv. d. v. sieht sie in Tom. II. p. 227, und Deutsch in der Decker'schen Ausgabe der bei Lebzeiten gedruckten Werke des Königs, Thl. II. S. 255.

S. 371. Den 16. März 1759. Instruction pour les Majors-Généraux de Ia Cavallerie. (Recueil des lettres etc. II. 50).

S. 391. Den 15. September 1759. An demselben Tage, wo der König jenen melancholischen Brief an den Minister von Finken<386>stein geschrieben, schrieb er auch Folgendes an seinen Mathematiker Euler 386-+: "Je Vous remercie des petites Lunettes d'approche qui me sous arrivés à la suite de Votre lettre du 14. de ce mois; et je loue le soin que Vous prennez de rendre utile aux hommes la Théorie que Vous fournit Votre étude et Votre application aux sciences. Comme mes occupations présentes ne me permettent pas de les

examiner avec l'attention que mérite tout ce qui me vient de Votre part, je me reserve à le faire, quand j'en aurais plus loisir. Sur ce je prie Dieu, qu' il Vous ait en Sa sainte et digne garde. Waldau, ce 15. Septb. 1759. Federic."

S. 392. Den 19. Septbr. 1759. Der König in Forste. (Ungedruckte Nachrichten II. 678).

S. 397. Beim 14., 17. u. 18. Novbr. 1759 lies statt Körgis - Krögis.

S. 398. Den 21. Novbr. 1759 war die Nachricht von dem höchst unglücklichen Vorfall bei Maxen im Hauptquartier des Königs angelangt. Da der General-Adjutant sich nicht sogleich entschließen konnte, sie dem König mitzutheilen, so übernahm es von Catt, ihn darauf vorzubereiten. Dieser schreibt darüber Folgendes: "Ich ging zum König hinein, und fand, daß er einige Verse aus dem Jesus Sirach und dem Hohenliede parodirte. Er wurde mich nicht gleich gewahr und fuhr im Schreiben fort. Wie seine Strophe geendigt war, erblickte er mich, und ich sagte ihm, was ich erfahren hatte. Er gerieth augenblicklich in die heftigste Wallung; - mein Herz blutete vor Schmerz. - Eine ganze Viertelstunde ging er in dem Zimmer auf und nieder, stieß Seufzer aus, that Exclamationen und schien ganz trostlos zu sein. Ihr könnt mir nicht helfen, sagte er sodann - überlaßt mich meinen Betrachtungen; ich muß geschwind meine Partie ergreifen, und wenn ich den Schaden nicht ganz wieder gut machen kann, ihn doch wenigstens so gering als möglich zu<387> machen suchen; ich will meinen Bruder Heinrich rufen lassen, und ihn wegen dieses sonderbaren Vorfalls consuliren."

S. 405. Nach Backenberg etc. S.203 u. 204 scheint es, als wenn der König schon den 30. Dezbr. 1759 Pretschendorf wieder verlassen gehabt und sich in Freiberg befunden habe, jedoch ist sowohl des Königs Epistel an d'Argens, vom 5. Jan. 1760, als die an die Prinzessin Amalie, vom 7ten, noch aus Pretschendorf datirt.

Zweiter Band.
Dritte Abtheilung: 1760-1769.

S. 14. Die Ode: "An die Deutschen" ist unterschrieben: Freiberg, den 29. März 1760.

S. 31, zur Note. Es liegt uns von diesem aufgefangenen Briefe eine Abschrift aus damaliger Zeit vor. Die Abweichungen in derselben von dem Abdruck in den Oeuv. posth., welche mit den in der Königsberger Ausgabe der "Correspondance entre Frédéric II et le Marq. d'Argens etc." genau übereinstimmen, bestehen in einigen und zwanzig Wörtern, die jedoch den Sinn durchaus nicht verändern. Ein Mal fehlen in der Abschrift die Worte: Mon cher Marguis, und am Schluß fehlt: "et pour ne pas Vous ennuyer etc."

Zu bemerken ist noch, daß nicht, wie d'Argens schreibt, die Oestreicher den Brief aufgefangen haben, sondern die Russen; und zwar geschah es von den Kosacken am 4. Septbr. bei Herrnstadt. (Vergl. Rödenbeck's Beiträge etc. I. 510).

S. 34. Bei dem 1. u. 7. Oktbr. 1760 ist anstatt Dittersdorf - Dittmannsdorf zu lesen.

S. 55. Ueber den Ritter d'Assas ist nachzulesen: Tempelhof etc. IV. 329 und Archenholz etc. II. 215.

S. 60. Den 14. Novbr. 1760 war der König bereits in Unkersdorf.

S. 65. In diesem Jahre (1760) verfaßte der König (wahrscheinlich<388> während der Winterquartiere) mehrere kleine Aufsätze, meist satyrischen Inhalts. (Deutsche Suppl., Bd. III. 263 etc.).

S. 73, Z. 15 von unten, anstatt 80 ist 76 zu lesen.

S. 111. Den 3. Oktbr. 1761 schrieb der König an d'Argens das Gedicht: Après que les Autrichiens eurent pris Schweidnitz. (Oeuv. posth. VII. 293, in der Deutschen Ausgabe fehlt es).

S. 204. Den 16., 17. u. 18. Febr. 1763. Der König verließ erst am 17ten Leipzig, um nach Dahlen zu gehen. Die Glückwünsche der Hubertsburger Friedensgesandten empfing er erst den 2. März in Dahlen. (Spenersche Zeitung, 1763, Nr. 24, 27, 28). Den 18ten war der König, wie aus einem Originalbrief an die Herzogin von Gotha, Louise Dorothee, hervorgeht, in Meissen, und den 19ten wieder in Dahlen.

S. 215. Den 11. Mai 1763. Instruction für die Commandeurs der Kavallerie-Regimenter.

S. 232. Im Febr. 1764 hatte der König eine Unterredung mit dem Mathematiker Lambert.

S. 251. Im Jahr 1765 schrieb der König die "Instruction pour l'Academie des Nobles" und den "Discour sur la guerre." (Oeuv. d. v. Tom. II. 239).

S. 263. B. Den 3. Novbr. 1765. Reglement für die katholischen Schulen.

S. 273. Im Juni 1766 verließ Leonhard Euler Berlin, um sich nach Petersburg zu begeben. Man hat gesagt, er habe aus Empfindlichkeit über eine spöttische Aeußerung des Königs den Preußischen Dienst verlassen; nach Sulzer's Leben von Nicolai, S. 45-49, scheinen ganz andere Bewegungsgründe ihn dazu bewogen zu haben.

S. 282. Im Jahre 1766 schrieb der König den Hirtenbrief des Bischofs zu Aix gegen den Marquis d'Argens. (Deutsche Suppl., Band III. 313).

S. 294. Den 22. Octbr. 1767 starb die Herzogin von Gotha, Louise Dorothee, mit welcher der König während des ganzen siebenjährigen Krieges, und noch einige Jahre später, einen sehr interessanten<389> Briefwechsel, der noch vorhanden ist, unterhalten hatte, und der Hoffentlich bald in Druck erscheinen wird.

Die Herzogin, eine an Geist und Herz ausgezeichnete Fürstin, war die Tochter des Herzogs von Sachsen-Meiningen, Ernst Ludwig's, und geboren den 10. Aug. 1710, vermählt den 17. Septbr. 1729 mit Friedrich III, Herzog von Sachsen-Gotha, dessen Schwester seit 1735 die Gemalin Friedrich Ludwig's, Prinzen von Wallis (gest. 1751) und die Mutter Gerog's III, Königs von England war. Diese verwandtschaftliche Verbindung der Herzogin mit dem Großbritannischen Regentenhause scheint jenen Briefwechsel, in damaliger Zeit, mit veranlaßt zu haben, da er großenteils politischen etc. Inhalts ist.

S. 302. April 1768. Der "Auszug eines Schreibens aus einer benachbarten Stadt," der sich in der Berliner Zeitung vom 30. April befindet, und eine Anempfehlung des Roggenkaffees enthält, wird dem König zugeschrieben.

S. 303. Den 3. Mai 1768. Instruction des Königs für die Artillerie.

S. 306. Ende Juni oder Anfangs Juli (bald nach der am 8. Juni geschehenen Ermordung des berühmten Winkelmann) hatte der König eine Unterredung mit dem Bildhauer Bartholomäus Cavaceppi aus Rom über des Kardinals Alexand. Albani große Sammlungen, über Winkelmann, über Römische Bildhauerarbeiten und dergl. (Bernoulli's Sammlung kurzer Reisereschreibungen etc. I. 82).

S. 306. Im Juli 1768 schrieb der König das scherzhafte Gedicht an den Marquis d'Argens: "Lob der Faulheit etc."

S. 317, zur Note. Mit Recht konnte der große König in seinem Testamente sagen: "Ich war nie reich; und so habe ich nicht viel zu vermachen. etc." (S. oben Bd. II. S 315 ad 5). Die sämmtlichen Vermächtnisse des Königs an Geld betrugen überhaupt, incl. der 2 Thaler für jeden Soldaten der bezeichneten 4 Bataillons und der Leibgarde (zusammen circa 4928 Mann), nicht mehr als 362456 Thlr. Die den Legatarien auf ihre Lebenszeit vermachten Revenüen, welche von den Zinsen der im Privatbesitz des Königs befind<390>lichen Tabacksactien genommen werden sollten, beliefen sich jährlich auf 36000 Thlr. und machten, da diese Actien 8 Procent trugen, ein Kapital von 450000 Thlr. aus, welches nach dem Absterben der Legatarien dem Staate zufiel. Das ganze "Allodial-Vermögen" an baarem Gelde und zinstragenden Papieren betrug also nur die geringe Summe von 812456 Thlr.

S. 319. B. Den 2. Febr. 1769 stirbt der Papst Clemens XIII (Rezzonico).

S. 321. B. Den 19. Mai 1769 wird Lorenz Ganganelli zum Papst erwählt; er nimmt den Namen Clemens XIV an.

S. 324. Bei der Zusammenkunft des Königs mit dem Kaiser Joseph II zu Neisse schenkte er dem Letztern ein prächtig eingebundennes Exemplar von dem Werke: Mes Rèveries, ouvrage posthume de Maurice Comte de Sax, Duc de Curlande et de Semigalle etc.

S. 325. B. Den 15. Aug. 1769. Napoleon geboren.

Dritter Band.
Vierte Abtheilung: 1770-1779.

S. 6. Den 16. März 1770. Der König an den Prediger Steinhart in Züllichau 390-+:

"Ihre Schrift und den beigeschlossenen Brief habe ich erhalten. Ich sehe mit Vergnügen, daß Sie in meine Absichten eingehen, und<391> die Gerechtsame und Vorzüge der Tugend mit Stärke und Klarheit vertheidigen. Indem ich die Eigenliebe zum Grundsatz, in der Moral annahm, bin ich nicht gesonnen gewesen, die andern Principien davon auszuschließen. Ich weiß nur zu gut, daß man zu ihrer Aufrechthaltung nicht Stützen, und zur Antreibung der Menschen, sie auszuüben, nicht Beweggründe genug haben kann; daß ein Grundsatz der bei Einigen Wirkung thut, bei Andern gar nichts ausrichtet. Mithin billige ich Ihre Methode und Principien, die Sie hinzufügen, um wenigstens diesem letztern den Grad der Stärke zu geben, den Sie ihm wünschen. Wenn aber, wie Sie sagen, den Gesetzen eine größere Autorität nöthig ist, um die Menschen den willkürlichen Einschränkungen zu entziehen, welche der Verstand zu ersinnen sich bestrebt, weshalb erklären und beschränken denn diejenigen, welche diese Autorität in der Religion finden, die sie glauben und bekennen, nach ihrer Grille und dem mehr oder weniger anscheinenden Nutzen, die Verbindlichkeiten, welche die Religion ihnen auflegt? Nehmen Sie Ihren Seelsorger zum Beispiel. Er ist ein Christ, entweder Calvinist oder Lutheraner, und er erschafft sich unter gewissen Umständen eine Moral, die derjenigen ganz entgegengesetzt ist, die er als göttliche betrachtet. Es würde von Nutzen sein, diese Schwierigkeit völlig wegzuräumen, und die beste Art aufzusuchen, die Menschen so zu bilden, daß die Selbstliebe, unterstützt, betrachtet, öffentlich durch den Druck bekannt gemacht worden. In derselben wird den Moralisten und Predigern anempfohlen, die Beweggründe zur Tugend aus dem Nutzen herzuleiten, den ein jeder von der Ausübung der Tugend unmittelbar selbst erwarten kann. Ich habe diese Aufforderung, welche vorzüglich das allgemeine Wohl betrifft, zu befolgen gesucht, und wenn ich es wage, mich damit an Ew. Königl. Maj. Selbst zu wenden, so geschieht es, weil ich kein sichereres Mittel weiß, die Aufmerksamkeit des Publikums darauf zu lenken, als Allerhöchst Dero ruhmvollen Namen an die Spitze dieser Schrift zu stellen.
Ew. Königl. Maj. werden diese Kühnheit mit dem Eifer eines Dero getreuesten Unterthan zu Gnaden halten, womit derselbe in seinem Beruf allen landesväterlichen Wünschen Ew. Königl. Maij entgegen zu eilen sucht. Ich ersterbe etc."<392> wenn Sie wollen, durch Ihr Princip, den sichersten, allgemeinsten und haftendsten Eindruck auf sie mache. Ich bitte Gott, Sie in seine heilige Obhut zu nehmen. Friedrich."

S. 49. Den 14. Aug. 1771. Der König an den Minister von Zedlitz: "Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz! Das Waisenhaus zu Halle, nebst dem damit verbundenen Pädagogio, ist eine der wichtigsten Schulanstalten in meinen Landen, auf deren Verbesserung ich nach meinen landesväterlichen Gesinnungen unermüdet bedacht bin. Nun trage ich zwar zu diesen beiden Anstalten nichts bei, und ich erinnere mich auch noch ganz wohl, daß ich dessen Privilegia bei Antritt meiner Königlichen Regierung gleich andern bestätigt habe. Dies hindert aber nicht, daß ich nicht zu deren bessern Einrichtung ein und anderes verordnen könnte, und zu dem Ende möchte ich wohl von ihren Verfassungen, Rechten und Freiheiten näher unterrichtet sein. Wenn nun solches nicht anders als durch eine Visitation dieser Anstalten erfolgen kann, als will ich, daß Ihr Euch nach der Zurückkunft meines Großkanzlers aus dem Freienwalder Bade, zu diesem Ende selbst nach Halle verfügen und diese Visitation vornehmen; hiernächst aber mir von dem Befinden, und was etwa in solchen zu verbessern sein möchte, ausführlichen Bericht erstatten sollet. Gegenwärtige Kabinetsordre kann Euch dabei zur Legitimation dienen. Ich bin Euer wohlaffectionirter König. Potsdam, den 14. Aug. 1771. Friedrich."

S. 57, Z. 7 von oben statt: von Rost, lies: von Rohd.

S. 84. Den 31. Aug. 1773. Der König an das Departement der geistlichen Sachen: "Da Se. Königl. Maj. aus dazu bewegenden Ursachen resolvirt haben, daß die Päpstliche Bulle zur Aufhebung des Jesuiterordens 392-+ in der hiesigen Diöces so wenig, wie Höchstdieselben solches dem Breslauischen Weihbischofe bereits selbst angedeutet haben, als in<393> Dero sämmtlichen übrigen Provinzen, in welchen katholische Bischöfe Einfluß haben, nicht publicirt werden soll. Als befehlen Se. Königl. Maj. allgergnädigst Dero Departement der geistlichen Sachen, die zur Suppression dieser so eben erwähnten Päpstlichen Bulle in Ansehung sämmtlicher Dero Provinzen erfoderliche Verordnung ungesäumt zu veranlassen, und solche zu Höchstderoselben Vollziehung einzuschicken.

Goldschmieden bei Breslau, den 31. Aug. 1773.
Friedrich."

S. 103. B. Den 22. Septbr. 1774 stirbt Papst Clemens XIV (Ganganelli).

S. 112. B. Den 15. Febr. 1775 wird Pius VI aus dem Hause Braschi zum Papst erwählt.

S. 137. Den 18. Jan. 1776. Da die Anekdotensammlung, welche die unter diesem Datum angeführte merkwürdige Unterredung des Königs mit den Kurmärkischen Ständen enthält, schon sehr selten geworden ist, und in den neuern Sammlungen hauptsächlich mir das Pikante und Originelle, weniger aber dergleichen ernste Gegenstände berücksichtigt worden sind, so theilen wir sie von da, wo sie S. 137 abgebrochen worden, hier vollständig mit. "Ich weiß - fuhr der König fort - daß die adlichen Güter viel mehr werth sind, als vormals, und wie sie jetzt geschätzt werden, weil die Pretia rerum durchgängig gestiegen sind, und das wird sich zeigen, wenn Ihre Güter, so wie meine Aemter, taxirt werden. Daher ist mein Rath, daß sie eben wie meine Aemter taxirt werden, wozu Sie aber erfahrne Wirthe und redliche Leute nehmen müssen. Ich will wohl auch Räthe aus meinen Kammern, die ich allenthalben habe, mit dazu geben.

Am Gelde, weiß ich gewiß, fehlt es nicht in meinem Lande, sondern nach einer Balance, die ich habe, gebe ich in der Kurmark, 1800000 Thlr. mehr aus, als ich wieder einnehme,<394> die also im Lande bleiben. Folglich ist es lächerlich, wenn man meint, es fehle an Geld im Lande. Das weiß ich besser. Der Edelmann, welcher nur 1/4 auf sein Gut schuldig ist, steht sich noch recht gut; wer aber 1/3 verschuldet ist, mit dem ist es schon schlimmer, weil er alle Casus fortuitos zu ertragen hat, Mißwachs, Hagel, Feuer etc. Ich weiß indessen, daß alle Güter mehr werth sind, als vormals, ehe die Pretia rerum so hoch waren. Viele Edelleute verstehen auch nicht die Wirtschaft, und gebrauchen ihre Güter nicht so, wie sie könnten. Viele sind in meinem Dienst, und kennen ihre Güter noch weniger; sie haben schlechte Administrators und Pachter, und kommen dadurch, und durch die Advokaten, sehr zurück, daher, wenn die Güter gehörig angeschlagen und besser administrirt werden, so wird ein Jeder gewinnen.

Es ist erschrecklich, wie die Advokaten die Edelleute benutzen, da sie ihnen Gelder verschaffen, und kaum, daß sie es ein halb Jahr haben, so wiegeln sie schon wieder die Aufkündigung an, daher mancher wegen Kosten an Advokaten und Proxeneten-Gebühren wohl 8 Procent Zinsen rechnen kann.

Ich reise viel, und bei meinen Reisen erfahre ich Manches, und dies auch in Schlesien, daher ich dem Minister Carmer aufgegeben habe, diesem durch einen allgemeinen Landes-Credit, so wie es jetzt in Schlesien ist, zu steuern, und das geht excellent; denn Schlesien hatte anfänglich 10 Millionen Schulden,

Ich habe dabei kein Interesse, als das Wohl des Staats; der Herr und der Staat machen nur Eins aus. Wenn der Herr es braucht, so muß der Staat ihm helfen, und wenn die Stände nichts haben, so muß der Herr zutreten. Ich kenne kein anderes Interesse, und habe dabei keine andere Vues, sondern Ihr eigenes Beste wünsche ich. Ich rathe Ihnen also bloß, sich mehr zu verbinden und Ihren Credit dadurch zu verstärken; und Sie werden es künftig mir noch danken. Das Exempel von Schlesien kann Ihnen den Nutzen<395> dieser Einrichtung am sichersten beweisen. Die schlechte Einwendung, welche man machen wollte, daß eine Provinz ganz ruinirt würde, etwa wie im dreißigjährigen Kriege, darauf müssen Sie gar nicht reflectiren, das ist nur lächerlich; denn wenn der Himmel einfällt, so sind alle Vögel gefangen, und wenn der jüngste Tag kommt, so machen wir alle banquerot. Und wenn auch eine Provinz ruinirt würde, so muß alsdann der Herr zutreten, denn dieser und der Staat machen nur Eins aus.

Ich trage daher auch kein Bedenken, wenn Sie es wollen und es zu Ihrer Beruhigung gereicht, die Garantie der Sache zu übernehmen. Recht gern!

Ich will auch übrigens mich in Ihre Landschaft nicht weiter meliren, und Ihnen fernerhin fünf Procent Zinsen geben. Wenn Sie es auch zu mindern Zinsen wieder wegleihen wollen, das überlasse ich Ihnen; oder wenn Sie wollen, daß ich die Kapitalien, die ich habe, wieder zurück gebe, so könnte ich es thun; aber ich denke, daß Manchem darunter gedient ist, wenn er sein Geld bei der Landschaft placiren kann. Ich überlasse es Ihnen, und mein Rath ist nur dieser, daß Sie es machen, wie in Schlesien, wo es excellent gehet, daß sie wie gesagt schon 600000 Thlr. Schulden abbezahlt haben. Wenn Sie also von den Gütern richtige Taxen haben machen lassen, so wie meine Domainen taxirt sind, so wird sich der Valeur der Güter, und wie sie besser zu nutzen sind, zeigen, denn Mancher versieht die Wirtschaft nicht, und kommt daher immer weiter zurück. Und wenn hernach die Hypothekenbücher accurat nachgesehen werden, wie viel mit Consens der Agnaten, auch wohl ohnderselben Consens, Schulden auf dem Gute stehen, so giebt sich daraus der wahre Zustand. Und da Sie die Lohnsconstitution von anno 1723 haben, so rathe ich, daß Sie die bis jetzo vorhandenen Hypothekschulden, welche noch nicht consentirt sind, als valable Schulden annehmen, künftig aber keine andere, als von allen Agnaten nach der Lehnsconstitution consentirte Schulden gültig angenommen werden. Wenn dieses so geschieht, so werden Sie sehen, wie Sie zu verfahren haben; denn durch ordentliche Taxen<396> und Anschläge vom Werth und Ertrag der Güter, und durch die Hypothekenbücher kommen Sie auf den wahren Grund der Schuldenlast und des wahren Vermögens; sonst wird nichts Ordentliches, und die Zeit wird unnütz verbracht, ich gebe zu dieser Sache recht gern meine Garantie. Und weil auch einige Edelleute schon so weit in Schulden sind, daß sie sich nicht mehr helfen können; so wird sich dieses aus den Hypothekenbüchern zeigen, und da will ich auch noch das gern thun, ihnen ein Kapital von 3 bis 400000 Thlr. anzuschaffen, zu 4 Procent, auch wohl noch drunter, wovon sie durch das ersparte Procent einen Fond d'amortisation machen können.

(Se. Majestät äußerten hierbei, man könne dieses Kapital durch die Ostfriesischen Stände negociren, doch sei es besser, wenn es nicht nöthig wäre, und etwas Besseres ausfindig gemacht würde, weil sonst doch die Zinsen aus dem Lande gingen).

Alsdann rathe ich auch, weil die Landschaft die Garantie übernimmt, daß die Stände auf die Wirthschaft der Debitoren, wie in Schlesien, sehen, damit sie ordentlich wirtschaften, ihre Güter, besonders die Forsten nicht ruiniren, den Acker in guter Kultur, und den Viehstand erhalten, so wie es auch in Schlesien geschieht.

Sodann ist noch ein Punkt wegen der Sequestration. Wenn ein Gut in Concurs steht, und es durch die Justiz administrirt wird, so fällt die Sache meistentheils schlecht aus, es kommt immer weiter zurück, und wird endlich so schlecht, daß es etliche tausend Thaler unter dem Werth verkauft wird; der Eigenthümer behält nichts, und es gehen noch Creditores leer aus, mit Kapital und Zinsen, welches also den Credit benimmt, daher die Stände auch auf die Sequestration besonders sehen müssen, damit das Gut sequestrirt, verpachtet, dann das Gut conservirt werde, und die Creditores nicht verlieren.

Hiernach müssen Sie in Deliberation treten und die Sache einrichten, und wenn Sie noch mehr von mir verlangen, daß ich Ihnen Räthe von den Kammern zu diesen Taren geben soll, so können Sie an mich schreiben.

<397>

Dieses sind meine Ideen. Die Landschaft bleibt indessen, wie sie ist, darin will ich mich nicht meliren. Die Zinsen jetzt aber allgemein auf 4 Procent herunterzusetzen, das geht so nicht an, sondern allererst mit der Zeit, wenn mehr Capitalia sind, als gesucht werden, wenn die Pfandbriefe in Cours kommen, und der Kapitalist nicht weiß mit seinem Gelde wohin? alsdann werden sie lieber 4 Procent nehmen, als nichts. Gewalt aber muß darunter nicht gebraucht werden. Ich habe hierunter lediglich die Conservation gesammter Stände zum Gegenstand, und damit besonders die arme Noblesse erhalten werde.

Wenn nun die Abgeordneten zu Hause kommen, so legen Sie dieses Ihren Mitständen vor, und machen hiernach Ihre Arrangements, wie Sie es vermeinen. Ich habe nur diesen meinen Rath Ihnen dazu gegeben, Sie können also zusetzen oder abnehmen, wie Sie es gut finden, und können Sie noch etwas Besseres erfinden; so ist es auch gut. Nur müssen die Stande zusammen treten, Alle für Einen, und Einer für Alle, die Sache gemeinschaftlich übernehmen. Ich gebe dabei meine Garantie, und zweifle um so weniger, daß auch die reichen und vermögenden Stände ihre Garantie nicht auch hergeben werden, da sie hierunter meine Garantie haben, und weiter nicht das geringste Bedenken haben können.

Die Abgeordneten will ich nun entlassen, und Sie können noch heute wieder nach Hause gehen, um hernach sich mit einander zu vereinigen und das Erforderliche zu arrangiren."

S. 153 Z. 1 von unten statt 1777 lies 1776.

S. 157. Den 15. Dezbr. 1776. Kabinetsschreiben des Königs an den Minister von Görne: "Mein lieber Etats-Minister von Görne. Schon seit einigen Posttagen thut man aus Warschau von einem Anlehn von 500000 Dukaten Meldung, über welches meine oktroirte Seehandlungs-Compagnie schon seit einiger Zeit, anfänglich zu 5, hiernächst aber zu 8 Procent mit der Republik Polen in Unterhandlung getreten sein soll. Bis dahin habe ich Mühe gehabt, diesem Gerücht Glauben beizumessen, weil eines Theils die Geschäfte dieser Compagnie<398> nach meiner Oktroi bloß in Handel und nicht in Lombardsverrichtungen bestehen, andern Theils mir von dergleichen außerordentlichen Negoce, wie es sich doch gebührt hätte, von Euch keine Anzeige geschehen ist. Nachdem aber nunmehro mein dasiger Resident mit gestriger Post mir ganz positive meldet, von dem dortigen Compagnie-Commissar von Hagen selbst vernommen zu haben, daß diese Unterhandlung dermalen gänzlich abgebrochen worden ist, so will ich, daß Ihr mir vördersamst anzeigen sollet, was es damit eigentlich für eine Bewandniß hat, und wie Ihr Euch zu dergleichen, von der eigentlichen Bestimmung meiner Seehandlungs-Compagnie so sehr abweichenden Negoce, ohne mein Wissen und Genehmigung, ermächtigt zu sein erachten möget, wobei ich Euch zugleich wohlmeinend warnen will, dergleichen fernerhin für Euren Kopf, und ohne vorherige Anzeige, nicht weiter zu unternehmen, wenn ich anders bleiben soll Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 15. Dezbr. 1776. Friedrich."

S. 157. Den 17. Dezbr. 1776. Der König an Ebendenselben: "Mein lieber Etats-Minister von Görne. So abscheulich weitläuftig Ihr auch in Eurem Bericht vom 15ten d. in Ansehung des von Euch eigenmächtig mit den Polen angefangenen Geld-Negoce Euch entschuldigen wollet, so großes Unrecht habt Ihr doch immer, und hättet Ihr Euch vor Euren Kopf, ohne Mir davon Anzeige zu thun, in dergleichen Negociation durchaus nicht einlassen müssen. Ueberhaupt muß ich Euch sagen, daß Ihr darunter ganz unbesonnen und ohne alle Ueberlegung gehandelt; denn gesetzt, die Sache wäre mit den Polen zu Stande gekommen, woher hättet Ihr denn die 1500000 Thaler zusammen bringen wollen? und hiernächst, was vor Sicherheit hättet Ihr denn bei den Polen gehabt? Wie habt Ihr also so unvorsichtig und unbedachtsam handeln können! Und was den Commerce der Danziger betrifft, das können wir ihnen schon benehmen, und haben die Polen dazu weiter nicht nöthig, wenn man nur vernünftig dabei zu Werke geht, und mit dem Holze und Korn, auch übrigem Verkehr ordentlich verfährt, und wenn nur bevor viel Materialwaaren angeschafft<399> werden, was die Polen gebrauchen, und der ganze Handel besser eingerichtet, und darauf fleißig Bedacht genommen wird, daß die Polen Alles, was sie an Waaren und Sachen nöthig haben, bei uns finden und bekommen können. Dies ist das rechte Mittel, den Commerce von Danzig an uns zu ziehen. Und dieses ist eigentlich Eure Sache, und darauf solltet Ihr mehr denken und raffiniren. Mit fremden Höfen aber vor Euren Kopf ein Negoce anfangen, ohne Mir zuvor Anzeige davon zu thun, das verbiete ich Euch hierdurch alles Ernstes, und müsset Ihr Euch dergleichen schlechterdings nicht weiter unterstehen, wenn Ihr wollet, daß Ich ferner sein soll Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 17. Dezbr. 1776. Friedrich."

S. 157. Den 24. Dezbr. 1776. Der König an Ebendenselben: "Mein lieber Etats-Minister von Görne. Es ist Mir zwar Euer anderweitiger Bericht vom 23sten huj. wegen der Geld-Negoce mit Polen zugekommen; Ich muß Euch aber sagen, daß Ihr nicht gescheut seid, Mir dergleichen Anträge zu machen. Die Seehandlungs-Societät soll mit Polen Commerce treiben, aber keine solche Windbeuteleien im Kopfe haben. Ich habe die Compagnie garantirt, und ist es daher sehr unschicklich gehandelt, ohne Mein Vorwissen so was zu unternehmen und in solche Sachen sich einzulassen. Ihr wisset auch nicht einmal, was in Polen passirt; denn die 500000 Dukaten haben sie aus Holland durch Teppern bereits gekriegt, also ist ja die Sache schon vorbei. Eine andere Sache haben sie noch, sie wollen nämlich ein Lombard anlegen, und die Seehandlungs-Socictät mit interessiren. Das ist aber eben so wenig praktikabel, und eine eben so windige Proposition, wie die andere, wenn die Compagnie sich darein menget, und es entsteht ein Krieg in Polen; so ist ein Banquerot unvermeidlich, weil es nicht möglich ist, von den Polen sich bezahlt zu machen. Dergleichen Projekte müsset Ihr also aus dem Kopf lassen. Was aber den Commerce betrifft, und wenn die Compagnie bereits Salz dahin verkauft, und von den Polen Holz, Potasche und dergleichen Sachen erhandelt, dagegen aber viel Franzosische Weine, Materialwaaren und<400> was die Polen sonst brauchen, zugefahren werden, das ist gut, und dazu will Mein Consentement eher geben, und darauf müßt Ihr ernstlich bedacht sein, um das Commerce mit Polen recht in Gang zu bringen.

Was hiernächst die in Eurem zweiten Bericht geschehene Anfrage betrifft, ob die Seehandlungs-Societät die Appanage-Foderungen der Sächsischen Prinzen an sich kaufen solle; so sind das auch lauter Thorheiten, und begreife Ich nicht, wie Ihr darauf verfallen können. Solche Sachen müßt Ihr an Mich nicht schreiben, damit kommt Ihr bei Mir nicht fort, oder wir werden sonst Unfreunde. Ihr wisset ja auch nicht einmal den Zusammenhang der Sache, und wie Alles auseinander geht, und habt das so hingeschrieben, ohne es gehörig zu überlegen. Ich will Euch daher anrathen, künftig auf vernünftigere und gescheutere Plans zu denken, wie das Commerce der Sechandlungs-Socictät auf eine solide Art zu erweitern und sicher zu stellen, mit dergleichen unüberlegten Vorschlägen aber nicht weiter an Mich zu kommen, wenn Ich ferner sein soll Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 24.Dezbr. 1776. Friedrich."

(Eigenhändiger Zusatz), "ich muß auch den Statuquoi vom Fond der Compagnie sehen, denn der Herr Minister Scheint mihr greulich windich zu Seindt, und wo das Continuirt, werden Wihr nicht lange gute Freunde Seindt 400-+. Friedrich."

S. 184. Den 7. Febr. 1778. Der König an die Freimaurerloge in Berlin:

- "Ich mache Mir ein Vergnügen daraus, Euch Meiner Seits zu versichern, daß Ich allezeit wahren Antheil an dem Glücke und Wohlstand einer Gesellschaft nehmen werde, die ihre vornehmste Ehre in die eifrigste Beförderung aller gesellschaftlichen und patriotischen Tugenden setzt. etc."

<401>

S. 202. Den 31. Mai 1779. Der König an den Geh.-Rath Magusch: "Ich habe hierdurch Euch aufgeben wollen, auf den 15. Juni zu mir nach Potsdam zu kommen, und Eure Papiere und Abschlüsse wegen des Tabacks mitzubringen. Ich will sodann die Sachen mit Euch etwas durchgehen. Wornach Ihr Euch also zu arrangiren habt. Ich bin etc." Charlottenburg, den 31. Mai 1779.

S. 204 Den 15. Juni 1779. Der Geh.Rath Magusch beim König, der sich mit ihm über Sachen, die General-Tabacks-Administration betreffend, bespricht.

Fünfte Abtheilung: 1780-1786.

Gespräch Friedrich's II mit den Deputirten des Gebirgs-Handelsstandes zu Schmiedeberg am 17. Aug. 1781 401-+.

Der König. Nun, meine Herren, wie gehts mit der Handlung? Die Deputirten. Ihro Majestät, nicht zum Besten, wie bekannt.

D. K. Wo machen Sie jetzt die meisten Geschäfte hin?

D. D. Nach England und Italien.

D. K. Nach Spanien gehts jetzt wohl nicht?

D. D. Nicht gut, doch wird etwas dahin gethan, es ist aber mit vielen Schwierigkeiten verknüpft.

D. K. Die Retouren bleiben wohl außen, besonders aus Amerika?

D. D. O ja, zu 3, 4 Jahren.

<402>

Einer der Deputirten. Wir haben auch z. E. aus Lima seit 1774 noch Retouren zu kriegen.

D. K. Kann jetzt nicht anders sein. - Aber die Güter werden doch noch dahin expedirt? etc.

D. D. Ja, vermittelst Certificaten. etc.

D. K. Ich werde jetzt einen Minister nach Madrid schicken.

D. D. Wir erkennen Ihro Majestät Vorsorge mit unterthänigem Danke - aber - Cadix und Madrid sind 60 Meilen von einander, da wirds oft lange dauern, ehe etwas entschieden werden wird. etc. Wenn Ew. Maj. etwas beitragen könnten, daß wir bald Frieden bekämen.

D. K. Ja, Kinder, unter einem Jahre wird das noch nicht.

D. D. Das wäre nicht gut.

D. K. Da nun nach Italien so viel zu thun ist, wäre es nicht gut, wenn Sie einen hinschickten, in einen Hafen etwa, so eine Art von Commandite - die Ihre Affaires besorgte? etwa - man hat mir gesagt - in Viterbo. -

D. D. Nein, Ihro Maj., das haben wir nicht nöthig. Der Italienische Handel ist zwar sehr chicaneux, aber wir geben dem Italiener kein Stück Waare in die Hände, wenn wir nicht das Geld dafür haben - folglich liefern wir sie bis Triest, und deponiren sie so lange in sichere Hände, bis der Venetianische Freund, der die Gelder empfängt, dem Triester meldet, daß er die Güter dem Besteller nunmehr verabfolgen lassen könne.

D. K. Nu, Nu - es sind nur so Ideen, die ich habe - Sie müssen das freilich besser verstehen - ich komme zu Ihnen in die Schule. Thun auch unsere Nachbarn, die Böhmen, viel dahin?

D. D. O ja - viel!

D. K. Aber ihre Bleichen taugen nichts. etc.

D. D. O! sie haben jetzt sehr gute Bleichen und habens weit gebracht.

D. K. Sie schicken wohl schlecht Zeug fort und ihre Appretur taugt auch wohl nicht?

D. D. O nein, sie haben excellente Waare und gute Appretur.

<403>

E. d. D. Ich konnte einen Brief aus Livorno produciren, worin man mir schreibt: "die fürtreffliche Bleiche und Appretur hätte den Absatz der Böhmischen Leinewande beschleunigt." etc.

D. K. Nu - Ihnen werden sie wohl doch nicht gleich kommen?

D.D. Wir müssen auf unserer Hut sein. Denn wenn wir jetzt den Italienischen und Englischen Handel nicht hätten -

E.d. D. Ja, Ihro Maj., der Engländer kommt mit dem Geldsack in der Hand, und giebt uns seine Commissionen, das ist der beste Handel, und wenn wir auch für unsere Rechnung dort auf 12 Monat Zeit verkaufen, so können wir alle Stunden unser Geld gegen eine billige Interesse haben. - Unsere Häuser sind meist von Englischem Gelde erbaut - -

D. K. Wo schicken Sie denn die gedruckte Waare hin - wie dort liegt? (Sie war von der hiesigen Brügger- und Schneiderschen Fabrik).

D. D. Nach Holland und St. Eustach ist etwas gegangen, aber jetzt nicht.

D. K. - Ja - da es die Engländer weggenommen haben.

D. D. - Nach Portugal hauptsächlich.

D. K. Nach Portugal? Wie viel schicken Sie wohl jährlich dahin?

D. D. Etwa 1000 Weben.

E. d. D. Büttner und Hoffmann haben vor zwei Jahren allein gegen 40000 Thlr. an Werth davon nach Lissabon geschickt. Ein Anderer. Ich bin doch der Erste gewesen, der dahin in diesem Artikel gethan hat, aber so viel habe ich nicht -

E. d. D. Ja, wir habens gethan, ich kanns beweisen.

D. K. So! Sie könnten auch nach dem Braunschweigschen - nach dem Mecklenburgschen schicken.

D. D. Würde wenig sein.

D. K. Nach dem Reiche - Augsburg -

D. D. O, Ihro Maj., da haben sie diese Fabrik selbst, und besser wie wir.

D. K. Nach England -

D. D. O, gar nicht, denn - -

<404>

D. K. Ja, recht, da machen sie das Ding selbst. - Sie haben ja auch die bunten Leimten hier, rothgestreifte - oder - so wie in Sachsen viel gemacht werden.

D. D. Ja, Ihro Maj. - besonders werden in Greifenberg jetzt viel davon gemacht; es ist unter andern ein gewisser Zimmer daselbst, der sich viel Mühe damit giebt. Der Mann verdient Unterstützung.

D. K. Zu was werden diese Leimten gebraucht, und wo schicken Sie sie hin?

D. D. Für die Matrosen - und gehen nach Holland - Spanien etc.

D. K. O, für die Matrosen sind die zu gut, da sind die ordinairen -

E. d. D. Ja, Ihro Maj., für die Matrosen werden hauptsächlich nur die sogenannten Buchleimten gebraucht, ich habe selbst eine Fabrik davon.

D. K. Wo ist Er?

D. D. In Landshut.

D. K. In Greifenberg werden ja auch feine Leimten gemacht?

E. d. D. Ja, bis 100 Thlr., Ihro Maj.

D. K. Bis 100 Thlr.?

D. D. Ja.

D. K. Schicke Er mir 2 Stücke davon - (Verbeugung) - - Etwa für 27 Dukaten - ja für 27 Dukaten.

D. D. (Verbeugung).

D. K. Es ist ja auch sonst noch eine Fabrik hier - mit Damastwaare.

D. D. Ja.

E. d. D. Wir haben sie in Greifenberg auch - etwa seit 4 Jahren -

D. K. Wie hoch mag wohl ein Tischzeug kommen, wie die Serviette hier? (War die, welche Se. Maj. vor sich hatten).

E. d. D. Circa 24-23 Thlr. ein Tischtuch mit 12 Servietten.

D. K. Was bedeutet das hier? (Waren roth hinein genähte Buchstaben).

<405>

D. D. Es ist der Name der Wirthin.

D. K. Wie viel sind Kaufleute hier?

D. D. Sechs und zwanzig.

D. K. Nicht mehr?

D. D. Nein, - Exportanten, die was bedeuten.

D. K. In den Gebirgsstädten überhaupt aber sind ihrer 1200, das weiß ich -

D. D. Ihro Maj., das ist wohl zu viel.

D. K. Nein, nein, 1200 - in den Städten zusammen.

E. d. D. Ja, wenn man alle rechnet, groß und klein, die etwa auf die Messen ziehen - da kommt aber auch manchmal ein Lakai oder Kutscher, fängt an zu handeln, und verdirbt den Kram.

D. K. O, die laufen auch bald wieder davon. Die Frankfurter Messe ist nicht sonderlich gewesen, aber die Leipziger noch schlechter.

D. D. Ja, die Leipziger ist schlecht gewesen.

E. d. D. Auf der Frankfurter Messe würde noch mehr zu thun sein, wenn - - solche weniger erschwert wäre.

D. K. Erschwert?

D. D. Ja - die Abgaben sind gleichwohl groß - -

D. K. O, nein - meine Unterthanen geben wenig - die Fremden müssen das geben - - (unwillig). Haben Sie auch Steinkohlen hier?

D. D. Nein wir bekommen sie von Gottesberg und Waldenburg - -

D. K. Sie bedienen sich solcher doch auch zum Bleichen und andern - -

Die Waldenburger Deputaten. Ja, und sie werden auch nunmehr besser zu transportiren sein, wenn durch Ihro Maj. gnädige Vorsorge die Wege vollends durchgängig werden verbessert sein.

D. K. Ich werde Ihren Befehl respectiren - ich bin darum da - (lächelnd).

D. D. (Tiefe Verbeugung).

D. K. Mit den gedruckten Waaren können Sie auch kleine Ver<406>suche nach Polen, hauptsächlich nach Warschau, machen, kleine Versuche - etwa 30000 bis 40000 Thlr.

D. D. O, Ihro Maj., das würden schon große sein, denn wer hier 30000 bis 40000 Thlr. besitzt, der gehört unter die Reichen.

D. K. O nein, nein - ich weiß wohl, daß es hier Millionairs giebt.

D. D. Nein, Ihro Maj.

D. K. Auch könnten Versuche nach Frankfurt a. M. oder nach der Schweiz gemacht werden.

D. D. Nein, da haben sie es besser und näher. - Unsere Fabrikanten sind selbst Schweizer.

D. K. Nun - wie gesagt, es sind nur Ideen - das müssen Sie besser verstehen. Wie viel waren denn der Oestreicher, die im letzten Kriege hierher kamen?

D. D. Etwa 40 oder 50.

D. K. Nahmen sie Leinwand von den Bleichen?

D. D. Etwa 80 Schock.

D. K. Wem gehörten sie?

D. D. Meist dem Kaufmann Hasenclever.

D. K. Ja, ich kenne ihn - er ist in Spanien gewesen.

D. D. Ja, Ihro Maj.

D. K. Wird hier auch viel Lein gesäet?

E. d. D. Um Petronelle.

D. K. Den kenne ich nicht.
(Hier wurde es unruhig, und ich verhörte manches).

D. K. (zum Kaufmann Hoffmann). Handelt Er auch mit Leinwand?

H. Ja!

D. K. Wo ist Er her?

H. Von Liegnitz.

D. K. Ist Er lange hier?

H. 8 Jahre.

D. K. Da ist Er wohl ein Anfänger?

H. Ach nein - ich habe wohl schon lange gehandelt, bin aber erst 8 Jahre hier - ich habs schlecht getroffen.

<407>

D. K. Geduld! (Zum Kaufmann Schneider). Ist Er auf der Schneekoppe gewesen?

S. Vier Mal, Ihro Maj.

D. K. Da hat Er sich wohl die Wege wegen des Contreband-Handels bekannt gemacht?

S. O nein!

D. K. Wenn von dem Contrebandhandel die Rede ist, da muß man dem Kaufmann nur ein Ohr lehnen (die Hand vorhaltend); ich sags nur zu Ihm.

S. Ihro Maj., wir sind nicht dreist genug zum Contrebandhandel.

D. K. Ich habe etwa vor 13 Jahren einen guten Mann von hier gekannt, der die Handlung verstand - wer war doch der?

S. Ihro Maj. meinen vermuthlich Stengel.

D. K. Ja, das war ein ercellenter Mann - er war in Spanien gewesen -

S. Ja!

D. K. Hat er keinen Sohn verlassen?

S. Nein, Ihro Maj., nur seine Wittwe, der dieses Haus gehört.

D. K. So! also bin ich in seinem Hause? Das Hab' ich nicht gewußt - hm, hm - also bin ich in seinem Hause. Wie kams, daß er so geschwind starb?

S. Er kam kränklich aus Spanien nach Hause. Das Klima hatte ihm nicht gedient.

D. K. Er war aber bei mir in Potsdam, da war er gesund.

E. d. D. Er war schon in Cadix krank.

D. K. Woher weiß Er das?

E. d. D. Ich war eben damals in Cadix.

D. K. Es war Schade um ihn.

E. d. D. Ihro Maj., einen Schwiegersohn hat er hinterlassen, der ist hier.

D. K. (sich gegen den Kaufmann Hoffmann wendend). Es war Schade, daß er nicht länger gelebt hat - es war ein excellenter Mann. - Ahm' Er ihm nach!

<408>

(Hoffmann aus Hirschberg trat vor und machte eine Verbeugung).

D. K. Nun, machen Sie nur Ihre Affaires so gut Sie können.

D. D. Es ist eine Gnade Gottes, Ihro Majestät, daß der Haupt-Fabrikant unsers Gewerbes, wir meinen den armen Spinner, bei den schlechten Conjuncturen, noch so durchgekommen ist, denn das Garn hat immer noch Geld genug gegolten - -

D. K. Gut!

D. D. Wenn nur Friede wäre.

D. K. Ja, unter einem Jahre nicht.

S. 312. Den 9. September 1784. Unterredung des Königs im Garten des Gesundbrunnens bei Berlin mit dem Eigenthümer desselben.

Der König. Wem gehört dies Werk jetzt?

Der Eigenthümer. Den Erben des verstorbenen Doctors Behm.

D. K. Wer sind die?

E. Der N. N. und etc.

D. K. Warum nimmt das nicht Einer?

E. Es ist noch Eins und das Andere in Nichtigkeit zu bringen gewesen, aber nächstens soll zu dem Verkauf geschritten werden, um aus der Communion zu kommen.

D. K. Das ist auch besser. Was ist das für Kraut?

E. Von jungen, etwas spät gesäeten Mohrrüben.

D. K. Und das ist Kohl?

E. Ja, Ihro Maj.; man nennt ihn grünen oder auch braunen Kohl.

D. K. Wozu braucht Ihr ihn?

E. Er wird im Winter zum Theil nach der Stadt verkauft, zum Theil aber dem Viehe gegeben.

D. K. Was habt Ihr für Vieh?

E. Kühe.

D. K. Wo habt Ihr die?

E. Drüben auf der Meierei.

D. K. Dazu habt Ihr ja kein Futter.

<409>

E. Wir haben Wiesen.

D. K. Hier Wiesen? (Mit dem Stock im Sande scharrend).

E. Sie liegen an der Panke.

D. K. Wo ist die Panke?

E. Dort, in der Niederung.

D. K. Die können nichts taugen, da ist keine Überschwemmung.

E. Wir lassen Asche vom Seifensieder aus der Stadt darauf fahren, die frißt das Moos weg und verursacht, daß Klee wächst.

D. K. Da habt Ihr Recht. Wo habt Ihr das gelernt?

E. Von meinem Vater.

D. K. Wer war Euer Vater?

E. Ein Prediger auf dem Lande in Pommern.

D. K. In welcher Gegend?

E. Unweit Bahn.

D. K. Wie heißt der Ort?

E. Lindow.

D. K. Wem gehört er?

E. Einem gewissen von Steinäcker, dessen Sohn jetzt Landrath im Greifenhagenschen Kreise ist.

D. K. Also seid Ihr kein Berliner?

E. Nein, Ihro Maj.

D. K. Habt Ihr viel Brunnengäste gehabt?

E. Nein, Ihro Maj., kaum ein Drittel gegen sonst.

D. K. Warum das?

E. Es war Anfangs des Sommers immer kühle Witterung.

D. K. Wann baden die Leute? Im Juli, August und September?

E. Nein, Ihro Maj., im Juni, Juli und August.

D. K. Warum nicht im September?

E. Es pflegt dann schon kühle Abende zu geben, wo man sich leicht erkälten kann.

D. K. Warum nicht gar! es ist ja das schönste Wetter. (Es war gerade ein warmer Tag). - Sind Merian und Sack hier gewesen?

E. Nein Ihro Maj. Merian hat sich ab und zu in Panko<410> aufgehalten. Sack aber ist schon zu alt, und die Füße wollen nicht mehr fort; seine Seelenkräfte sind aber noch die nämlichen.

D. K. Wie alt ist er?

E. 81 Jahr.

D. K. Nun, man kann auch nicht ewig leben. Wer besorgt Euch dies hier?

E. Ein Meier muß das Vieh füttern und den Acker bestellen, ein Inspektor aber das Uebrige besorgen.

D. K. Kann der davon leben?

E. Er ist Traiteur mit dabei, kann auch barbieren und Aderlassen.

D. K. (lachend). So, so. Wozu ist das Brunnenwasser nütz?

E. Insonderheit für die Gicht.

D. K. Wovon wißt Ihr das?

E. Es sind Beispiele davon vorhanden.

D. K. Welche?

E. Es war nur noch im vorigen Sommer eine Frau hier, die so mit der Gicht behaftet war, daß sie ihre Hände nicht brauchen konnte, nach Verlauf einiger Wochen aber besser wurde.

D. K. Was war das für eine Frau? Eine gemeine Frau?

E. Ja, in gewissem Betracht wohl, denn sie ist nur eine Bürgerfrau aus der Stadt, sie ist aber reich.

D. K. Ich hätte mir diesen Garten größer vorgestellt.

E. Er ist auch nicht klein. Wenn Ew. Maj. die Gnade haben, und diesen Gang etwas weiter hinauf gehen wollten; so würden Sie ihn besser übersehen können. (Der König ging weiter vorwärts und fragte am Ende):

D. K. Was ist das für eine Hecke?

E. Eine Buchenhecke.

D. K. Die sieht gut aus.

G. Sie hat doppelten Nutzen, denn sie sieht nicht allein gut aus, sondern sie macht auch hier den Zaun, weils an der Straße ist.

D. K. Da habt Ihr Recht! Was habt Ihr für Bäume im Garten?

E. Mehrentheils Kirschen und Pflaumen; die Aepfel- und Birn<411>bäume wollen nicht recht fort. Ich vermuthe, der Boden ist zu schwach, denn sie sterben hernach am Brand.

D. K. Was habt Ihr für Kirschen?

E. Vielerlei Sorten, die nach und nach reif werden, so daß man sechs Wochen lang immer welche hat. Es sind viele gute Sorten dabei. Selbst Ihro Majestät die Konigin haben einige Mal davon holen lassen.

D. K. Was ist das für Zeug?

E. Erbsstroh; man hat die grünen Erbsen zum Kochen und die reifen zur Saat bereits abgenommen. Das Stroh aber wird dem Vieh gegeben.

D. K. Was sind das für Häuser hier herum?

E. Die gehören alle zum Brunnen, nur die Papiermühle 411-+ nicht.

D. K. Aber die in der Entfernung?

E. Das sind Kolonistenhäuser, welche Ew. Maj. vor zwei Jahren haben bauen lassen, und es sind Gärtner darin angesetzt.

D. K. Ja, das weiß ich.

E. Es sind aber zu der Zeit bei Lichtenberg und Friedrichsfelde noch mehr erbaut worden.

D. K. Auch dessen erinnere ich mich. Aber woher wißt Ihr das?

E. Ich habe mich genau darnach erkundigt, um auf den gegenwärtigen Fall vorbereitet zu sein.

D. K. Wo ist Euer Haus?

E. Ich habe keins, sondern wohne in der Stadt.

D. K. Wovon lebt Ihr?

E. Ich habe die Ehre, Ew. Maj. zu dienen.

D. K. Also kommt Ihr nur selten heraus, wenn Ihr Zeit habt?

E. Ja, Ihro Maj., die Woche ein Mal.

D. K. Da (auf den Seitenflügel deutend) wohnen wohl die Brunnengäste?

E. Ja, Ihro Maj.

<412>

D. K. Und hier ist vermuthlich die Küche?

E. Ja, Ihro Maj.

D. K. Gott behüt' Euch.

S. 346. Den 17. Febr. 1786 412-+. Kabinetsordre des Königs an den General-Director der Seehandlungs-Compagnie:

"Se. König!. Maj. etc. haben der Direction der Seehandlungs-Compagnie bereits schon einmal zu erkennen geben lassen, wie das beste Mittel sei, um wohlfeilen Caffé zu kriegen, daß man mit einem oder dem andern sichern Französischen Kaufmann auf die ganze Quantität gleich accordirt, die man das Jahr über gebrauchet, und zu dem man dann sagt: sehet, dieses große Quantum Caffé kaufen wir Euch das Jahr ab, darauf könnt Ihr gewiß Rechnung machen, aber Ihr müsset uns auch dagegen den Caffé um so viel wohlfeier verkaufen, wo Ihr das nicht thun wollet, so nehmen wir unsern sämmtlichen Caffé, so viel wir dessen nöthig haben, von einem andern Kaufmann, der uns billigere Preise macht. Auf diese Weise wird man die Absicht, um den Caffé wohlfeiler zu bekommen, am ersten erreichen. Die General-Direction hat sich also hiernach zu achten, und auf diese Art bei dem Caffé-Einkauf zu Werke zu gehen, und sich im Uebrigen auch alle menschmögliche Mühe zu geben, und zu suchen, den Caffé so wohlfeil, als es nur irgend thunlich ist, zu erhandeln.

Potsdam, den 17. Febr. 1786. Friedrich."

<413>

Den 19. Febr. 1786. An den Minister von Schulenburg (Chef der Seehandlung):

"Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Schulenburg. Ich habe Euern Bericht vom 18ten dieses in Ansehung der Mittel, welche die Seehandlungs-Compagnie sich zu bedienen (meint), um den Caffé um einen wohlfeilen Preis zum Einkauf zu bekommen, erhalten, und ist das auch so weit ganz gut, was Ihr deshalben anführt. Aber Meine Meinung geht eigentlich dahin, daß bei einer so starken Lieferung, welche nicht durch einen Menschen praestiret werden kann, man solche theilen und den Accord mit verschiedenen Leuten, und zwar mit einem jeden auf eine gewisse Quantitaet machen muß. Ich will nämlich rechnen, daß wir des Jahres vor 300/M.. Thaler Caffé gebrauchen; das theilt man in sechs Theile, das thut vor jeden Theil 50/M. Thaler. Man macht also mit sechs Menschen den Contract dergestalt: wir nehmen Euch jährlich, nämlich von einem jeden für 50/M. Thaler Caffé ab, darauf könnt Ihr von Jahr zu Jahr sichere Rechnung machen. Dagegen aber verlangen wir auch von Euch, daß Ihr uns den Caffé um einen wohlfeilen und modiquen Preis liefert, welcher dann im voraus festgesetzet werden kann. Und wenn auch gleich der eine Kaufmann zu einem solchen Accord sich nicht verstehen will, so wird sich dennoch bald ein anderer dazu willig finden lassen. Denn jährlich ein sicheres Debit von 50/M. Thaler vor Caffé allein an einem Ort zu wissen, das macht bei einem Kaufmann schon ein Object aus, wozu sich schon Leute finden werden. Ich glaube daher gewiß, auf diese Weise werden wir den Endzweck, umb den Caffé wohlfeiler zu bekommen, am besten erreichen, und fängt man das mit hinlänglicher Ueberlegung an, und gehet bei der Sache vernünftig und ordentlich zu Werke, so bin Ich versichert, daß das auf die Weise recht gut von statten gehen werde. Welches alles Ich Euch demnach hierdurch zu erkennen geben wollen, als Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 19. Febr. 1786. Friedrich."

S. 350. Den 4. Mai 1786. An den Geh.-Rath von Taubenheim 413-+:

"Ich danke dem Geh.-Rath von Taubenheim für seine gute Gesinnung und ökonomischen Rath, Ich finde aber solchen um so<414> weniger acceptable, da die armen Leute jener Klasse ohnehin so kümmerlich leben müssen, da Lebensmittel und alles jetzo so theuer ist, und sie eher eine Verbesserung als Abzug haben müssen.

Indessen will Ich doch Seinen Plan und die darin enthaltene gute Gesinnung annehmen, und jenen Vorschlag an Ihm selbst zur Ausübung bringen, und Ihm jährlich 1000 Thlr. mit dem Vorbehalt vom Tractament abziehen, daß Er sich übers Jahr wieder melden und Mir berichten kann, ob dieser Etat und Abzug Seiner eigenen häuslichen Einrichtung vortheilhaft oder schädlich sey. Im ersten Fall will Ich Ihm von Seinem so großen als unverdienten Tractament von 4000 Thlr. auf die Hälfte herunter setzen, und bei dieser Seiner Beruhigung Seine ökonomische und patriotische Gesinnnng loben, und auch bei Andern, die sich dieserhalb melden werden, diese Verfügung in Application bringen.

Friedrich."

S. 353. Den 14. Juni 1786. Der König an den Geh.-Finanzrath Magusch (Präsident der General-Tabacks-Administration):

"Rath, Besonders Lieber Getreuer. Aus den Anweisungen, die Ich Euch heute mündlich gegeben habe, müsset Ihr Meine Meinung und Ansichten in Ansehung des Betriebes und Nutzens, den Ich von den Geschäften der General-Tabacks-Administration erwarte, zwar zulänglich bereits vernommen haben, indessen habe Ich Euch hierdurch wiederholentlich aufgeben wollen, denselben gehörig nachzukommen. Zu dem Ende ist es nothwendig, daß Ihr in allen Stücken die Aufsicht und Thätigkeit vermehret, und Eurer zunehmenden Jahre ungeacht erneuert. Der Debit hängt, wie Ihr wisset, von der Beschaffenheit der Waare und von dem Beifall ab, den sie bei dem publico findet, Ihr müsset daher mit Sorgfalt dahin sehen und ernstlich darüber halten, daß sich die Fabricanten befleißigen müssen, nicht nur gute Waare zu machen, sondern sich auch in Absicht der Sorten und der Zubereitungsarten nach dem Geschmack des publici zu richten, und denselben sowohl in Ansehung des Schnupftabacks als des Rauchtabacks zu befriedigen sich Mühe geben. Wenn die Fabricanten in bessere Aufsicht genommen und darüber nicht mit unstatthafter Nachsicht behandelt werden, so wird die (General-Administration um so besser reussiren, wenn sie sich zugleich pfiichtmäßig um die Beschaffenheit guter Blätter und deren gehörige Behandlung und asservation bekümmert, und es nicht zu beschwerlich hält, selbst die Magazine in gehörige Aufsicht zu nehmen. Ihr müßt demnächst dafür sorgen, daß die einländischen Tabacke, sowohl durch An<415>schaffung besseren Samens, als durch immer zunehmende cultur verbessert werden. Obgleich der Virginische Taback jetzt wohlfeiler ist, so ist es doch ein großer Artikel, wenn wir schon jetzt statt dessen zum Theil Landtaback mit verbrauchen können. Wenn Ihr die gehörige Sorgfalt und activitaet dabei anwendet, so werdet Ihr es hoffentlich in diesem Jahre dahin bringen, daß sich die revenues von Taback bis auf 1400/M. Thaler vermehren, und solches erwarte Ich um so mehr, da Mir daran gelegen ist, daß Ich von Meinen aufgewendeten Kosten auch wieder Nutzen ziehe. Um deswillen muß es auch Euch nicht gleichgültig sein, ob 10/M. Thaler mehr oder weniger einkommen, und ob sich der Debit verstärke oder vermindere. Um auch die General-Administration aufs reine zu bringen, habe Ich derselben letztige Schulden zu bezahlen resolvirt, und die Einhundert ein und fünfzig Tausend acht Hundert fünf und neunzig Thaler, die sie der Seehandlungs-Socoietaet schuldig geworden, im August oder September dieses Jahres noch zu berichtigen und die übrigen 82/M. Thaler künftiges Jahr abzuführen. Wenn hiernächst gleich die (General-Tabacks-Administration mit der Negotiation in Schweden nicht unmittelbar melirt ist, sondern der Verkauf der Tabacksblätter durch die Seehandlungs-Compagnie besorgt wird, so muß doch erwähnte Compagnie die Blätter, welche sie in Schweden debitirt, von der administration nehmen, und diese durch die Preise gegen den Ein- und Verkauf gewinnen. Ich hoffe, daß dieser Gewinn schon im bevorstehenden Etats-Jahre sich auf fünfzig Tausend Thaler belaufen werde, und rechne darauf, daß Ich solche von dem Handel nach Schweden erhalten werde. Ich wiederhole Euch Meine Erinnerung, in allen vorkommenden Fällen mit gehöriger activitaet zu Werke zu gehen, und Euch der sorgfältigsten Aufsicht zu befleißigen. Die Mir Eurer mündlichen Anzeige zufolge zukommenden Gelder aber werdet Ihr zur gehörigen Zeit an den Kriegsrath und Hofstaats-Rentmeister Buchholtz abliefern. Ich bin übrigens Euer gnädiger König.

Potsdam, den 14. Juni 1786. Friedrich."

Den 15. Juni 1786. Kabinetsschreiben des Königs an die General-Tabacks-Administration:

"Se. Königl. Maj. etc. lassen der Generall-Tabacks-Administration, in Verfolg der dem Geheimen-Finanz-Rath Magusch unter gestrigem datum gegebenen Anweisungen, wiederholentlich hierdurch bekannt machen, daß sich Höchstdero Erwartung gemäß, die Revenues vom Taback fürs nächste Jahr ungezweifelt auf eine<416> Million und vier Mal hundert Tausend Thaler belaufen müssen. Da dieser Gewinn aber bei einem schläfrigen und sorglosen Betrieb der Geschäfte nicht zu erhalten stehet, so wird die General-Tabacks-Administration hierdurch aufs ernstlichste erinnert, die Sache mit mehrerem und größten Ernst anzugreifen, und dieselbe nicht als ein Nebenwerk anzusehen.

Potsdam, den 13. Juni 1786. Friedrich."

S. 361. Den 12. Aug. 1786. Es hat sich aus den letzten Lebenstagen des Königs noch ein Blatt mit einer Notiz von seiner eigenen Hand erhalten (welche er zur Expedirung für die Kabinetsräthe aufgesetzt hatte), folgendes Inhalts:

"An Korkwitz und Dohmhard:

1tens Vor ein Jahr habe ich befohlen zu probiren Leinsamen zu ziehen, und solchen in Schlesien probiren zu lassen, das haden die ... vergessen.

2tens an Domhard. Berlin braucht noch 4000 Centner Butter, deswegen muß er sehen, wie viel Brücher von den Polnischen Adlichen können urbar gemacht und gekauft werden. Friedrich."

Hierunter befand sich von einer andern Hand die Notiz: "expedirt den 12. August 1786."

Die hiernach ausgefertigte Kabinetsordre scheint der verstorbene Major von Seidl in Liegnitz in Händen gehabt zu haben, denn in seiner Schrift: Beleuchtung manches Tadels etc., S. 128, hat er etwas daraus angeführt.

Um dieselbe Zeit erwartete der König mit großer Ungeduld die 300 Spanischen Widder und Schafe, welche er zur Verbesserung der inländischen Schafzucht in Spanien hatte kaufen lassen. Da sie nun durch Potsdam gehen sollten, so befahl der König noch ein paar Tage vor seinem Tode, einige davon - wie er sich ausdrückte - "nach Sanssouci zum Besuch kommen zu lassen."
(Herzberg, Huit Dissertations etc. p. 278. Vergl. Rödenbeck's Beiträge etc. II. 362-365).

Gedruckt bei E. Haase in Rathenow.


64-+ Borelli welcher des verstorbenen Toussaint Stelle erhielt. S. des Königs Brief vom 30. Juni.

26-+ Verse aus der Iliade, wo Ajax dies ausruft.

64-++ Es ist hier die Ritterakademie (Kriegsschule) gemeint.

4-++ Fast sollte man glauben, dies Alles wäre 20, 60 oder 70 Jahre später geschrieben.

308-+ In dieser Kabinetsordre hatte der König befohlen, daß die Söhne der Kaufleute, Rentiers, Künstler und Fabrikanten, ingleichen der Weinhändler, Materialisten, welche guten Handel führen, wie auch Königl. Beamten und anderer Leute, welche 6000 Thlr. in Vermögen haben, von aller Enrollirung und Werbung ganz frei sein sollten.

363-+ Kurze Nachricht vom Tode Friedrich's II. Ein Schreiben aus Potsdam (von von Massenbach), Berlin, 1786. S. 5.

343-+ Mirabeau war am 19ten in Berlin angekommen. Der König ahnete, daß seine Reise einen politischen Zweck habe, und in der Audienz, welche er ihm auf sein Ansuchen bald nachher gestattete, fragte ihn der König, ob er auch nach Petersburg gehen würde, was Mirabeau nur kurz verneinte, doch gleich Tags nachher, den 26sten, dem König schriftlich von dem (angeblichen) Zweck seiner Reise umständlich unterrichtete, was er, wie er dabei sagt, nicht gleich habe thun können, weil er bei der Audienz mit dem König nicht ohne Zeugen habe sprechen können. Es ist übrigens bekannt, daß Mirabeau, als er im Mai 1786 zum zweiten Mal in Berlin erschien, von dem Französischen Finanzminister Calonne dahin geschickt worden war, um bei der als nahe erwarteten Regierungsveränderung allerlei Nachrichten einzuziehen, und eigentlich den Spion zu machen, wie dies aus Mirabeau's eigenen Briefen in seiner Histoire secrete de la Cour de Berlin klar hervorgeht. , Höchst wahrscheinlich war dies auch schon der Zweck dieser ersten Reise.

269-+ Die Zeit ist weder aus dem Nekrolog in der Berliner Zeitung 1823, Nr. 16, 17, noch aus Fouque's Biographic Rüchel's bestimmter zu ermitteln. In der letztern werden Bruchstücke von den Unterredungen mitgetheilt. Die in der Biographie S. 39 vorkommende Stelle: "Als Rüchel den Namen Kollin nannte, wiederholte der alte Held mit großer Lebhaftigkeit: "Kollin! - Gewann ich die Schlacht bei Kollin - " er hieb in die Luft, ein Schnippchen mit den Fingern schlagend, und drehte sich zugleich halb auf dem Absatz herum, leise vor sich hinpfeifend. - Darauf setzte er hinzu: "Dann unterzeichnete ich den Frieden auf den Wällen von Wien." dürfte denen, welche den Charakter des Königs kennen, etwas apocryphisch erscheinen.

251-+ Sur la Litterature allemende etc.

184-+ Es kann hier die Veranlassung zu dieser Streitigkeit (und dem Bairischen Erbfolgekrieg) nur kurz berührt werden. Sie bestand darin, daß, da der Kurfürst von Baiern Maximilian Joseph ohne leibliche Erben gestorben war, die Kaiserin Maria Theresia, sowohl als Erzherzogin von Oestreich, als auch als Königin von Böhmen, aus alten Familienverträgen Ansprüche auf verschiedene Theile Baierns machte, und Joseph II, als Römisch-Deutscher Kaiser, andere Theile des Landes für heimgefallene Lehen erklärte. Hierdurch aber wurden nicht nur die Reichsgesetze, sondern auch mehrere Festsetzungen des Westphälischen Friedensschlusses verletzt. Der König, als Garant des letztern, und auch als Reichsstand, konnte dies nicht geschehen lassen, zudem so wandte sich auch der Herzog von Pfalz-Zweibrücken, dessen Rechte auf Baiern dadurch gekränkt wurden, an den König und bat um seinen Beistand etc. Die beste übersichtliche Darstellung dieser Angelegenheit findet man in Friedrich's hinterl. W. Thl. V. 185-304, wo sich auch die - sehr lesenswerthen - Briefe des Königs an den Kaiser und die Kaiserin befinden, die wir hier ebenfalls übergehen müssen.
Ausführliche Nachrichten geben folgende Werke: Sammlung von Staatsschriften zum Behuf der bayerschen Geschichte nach dem Absterben Churfürst Maximilian III. Leipzig, 1778. 8. Zuverläßige Nachrichten von dem über die Bayersche Erbfolge in Teutschland entstandenen Krieg. 11 Stücke. Leipzig, 1778. 8. Versuch einer militairischen Geschichte des Bayerschen Erbfolge-Kriegs im Jahr 1778. Abhandlungen und Materialien zum neuesten deutschen Staatsrechte und Reichsgeschichte, seit dem Absterben des letzten Churfürsten von Bayern Maximilian Joseph's. 5Thl. Berlin, 1779. 8. von Schmettau, ueber den Feldzug der Pr. Armee im Jahr 1778. Berlin, 1789. de Goertz, Memoire historiue de la Negociation en 1778 pour la Succession de la Bavière. Francf., 1812.

68-++ In den erworbenen Polnischen Provinzen.

292-+ Unter dem 8. April wird die Abreise des Prinzen Karl von Hessen-Kassel, Königl. Dänischen Feldmarschalls, gemeldet, nicht des Erbprinzen, wie die Zeitungen melden (der George Wilhelm hieß).

116-+ Dem Herzog von Lauzun und Baron Montmorency-Laval (s. den Brief vom 22. Februar). In obigem Brief fährt der König auf eine höchst ergötzliche Weise fort, den Dünkel und die Eitelkeit der Franzosen, und besonders den Kleinigkeitssinn der Elegants und sogenannten Leute von gutem Ton, zu persifliren. (H. W. XI. 191-194).

110-+ Es wurde später dem Deutschen Schauspiel gewidmet, und darin am 4. Dezember 1776 zum ersten Male von der Döbbelinschen Gesellschaft gespielt. Im Jahre 1800 wurde es abgetragen, und an dessen Stelle ein größeres erbaut, welches den 1. Januar 1802 eröffnet ward. Dieses brannte den 29. Juli 1817 ab. Das jetzige wurde 1818 zu bauen angefangen und den 26. Mai 1821 eröffnet.

348-+ S. (Kletschke) Letzte Stunden und Leichenbegängniß Friedrich's II etc. Potsdam, 1786. S. 4-7 und C. G. Seile: Krankheitsgeschichte des Hochseligen Königs von Preußen Friedrichs II. Berlin, 1786.

284-+ Es hatten sich diese bei dem König gerechtfertigt, und angeführt, daß sie an den von Andern eingereichten Beschwerden keinen Antheil hätten etc.

6-+ Als die oben erwähnte Schrift des Königs: "Versuch über die Selbstliebe etc." erschien, hatte der Prediger Steinbart eine andere in demselben Sinn abgefaßte Schrift, unter dem Titel : "Prüfung der Beweggründe zur Tugend, nach dem Grundsatz der Selbstliebe etc. Züllichau 1770" herausgegeben, und dem König zugeschickt, worauf er die obige Antwort erhielt.

362-++ Der Oberst von Prittwitz ließ nach seiner Ankunft in Landshut die Magistratsglieder und Aeltesten der Bürgerschaft zu sich rufen, und sagte ihnen, der König habe ihm den ausdrücklichen Auftrag gegeben: "seinen lieben Landshutern zu versichern, wie sehr er bedaure, daß seine Krankheit ihn hindere, sie zu sehen und sich ihrer Liebe zu freuen; daß er ihnen mit seiner ganzen Huld zugethan bleibe, und ihr Bestes stets vor Augen behalte." Es geschah dies gerade an seinem Todestage, den 17. August. Fünf Tage später langte die Trauerpost von des Königs Hinscheiden in Landshut an, und erschütterte Alle auf das Schmerzlichste.

309-++ Memoires de Marquis de Bouillé etc. Paris, 1821. pages 230 - 252.

254-+ Diese Worte hat der König offenbar unbedacht und flüchtig hingeworfen, denn dies Lied verdient wohl eine solche Bezeichnung nicht. Der Redacteur der Tübinger Morgenblätter 1803, Nr. 139 zeigt, daß der Dichter (Paul Gerhard) den schönen Vers aus Virgil's Aeneide Lib. IV. v. 522 - 528:

Nox erat, et placidum carpebant fessa soporem
Corpora per terras, silvaeque et saeva quierent. etc.

nachgeahmt hat.
Auch Statius in seinem Gedicht an den Schlaf (Silvarum L. v. 4) singt:

- - Tacet omne pecus, volucresque, feraeque,
Et simulant fessos curvata cacumina somnos. etc.

264-+ Pompadour und du Barry.

171-+ Dem Datum nach muß dies eine andere Schrift sein, als die über die Regierungsformen, oder der oben erwähnte Brief vom September, h. W. 238, müßte vielleicht gar nicht, und an dessen Stelle dieser, vom 5. Oktober, abgeschickt worden sein.

20-+ Dieser Brief, und der folgende an Voltaire, sind beide in den hinterl. Werken d. K. vom 18ten datirt, das aber nicht richtig sein kann, da aus beiden hervorgeht, daß sie vor des Königs Reise nach Schlesien, die er schon den 15ten antrat, geschrieben worden. So muß auch das Datum in d'Alembert's Brief - Paris, den 12. August - auf welchen die obige Beantwortung des Königs erfolgte, falsch sein, denn schwerlich konnte jener Brief vom 12. bis 15. August von Paris in Potsdam anlangen.

30-+ Bekanntlich geschah die Reise hauptsächlich in Bezug auf die damaligen Verhältnisse Polens, und war von sehr wichtigen Folgen. (S. H. W. V. 46 etc. Hier ist auch der 9. Dezbr. als Tag der Ankunft des Prinzen in Petersburg angegeben, allein die Berliner Zeitung vom 30. Oktbr. meldet schon die Ankunft unter dem 12. Oktbr.).

364-+ Der gefährliche Zustand des Königs war am Hofe der Königin, und ihr selbst so wenig bekannt (und wohl absichtlich geheim gehalten worden), daß an diesem Tage in Schönhausen Cour und Soupé Statt fand, und als der (in Berlin sich wieder aufhaltende) Graf Mirabeau, dem bei der Cour gegenwärtigen Französischen Gesandten die Nachricht davon brachte, wollte ihr Anfangs Niemand Glauben geben. (Mirabeau, Histoire secrete de la Cour de Berlin ertc. s. I. 1789. I. lettre d. 17. Aout 1786.

107-+ In gleicher Art erklärt sich der König gegen jeden Machtspruch in der Kabinetsordre vom 31. Aug. 1779 (Hymmen VII. 131) und vom 4. Juli 1780 (ibid. 130). In dem Entwurf eines allgem. Gesetzbuches, Berlin 1784, Thl. I, S. 18, §. 6 der Einleitung heißt es: "Durch Machtsprüche soll Niemand in seinen Rechten gekränkt werden." Und schon in dem Codex Friedericiani von 1748 ist Thl. I, Tit. Vl, Sect. 1 dasselbe gesagt. Vergl.: Tagebuch I. Abthl., S. 154.

412-+ Diese und die folgende Königl. Kabinetsordre an die General-Direction der Seehandlung, welche den Einkauf des bei der Königl. Kaffeebrennerei-Anstalt erfoderlichen rohen Kaffees übernommen hatte, so wie zwei andere, im Juni, an die General-Tabacks-Administration 412-++ erlassene, führen wir hier (aus einer großen Anzahl anderer ähnlichen Inhalts) nur an, um zu zeigen, wie groß und ungeschwächt die Regierungsthätigkeit des Königs, selbst in Betreff untergeordneter Gegenstände, noch in den letzten Monaten seines Lebens und seiner 46jährigen Regierung, und während einer schmerzhaften Krankheit gewesen ist.

412-++ Ob damals, wo dergleichen Anstalten in England und in Frankreich ebenfalls bestanden und jetzt noch bestehen, ihre Einführung im Preuß. Staat gut und staatsklug war oder nicht, darauf kann es hier nicht ankommen; jedenfalls beweist des Königs Benehmen dabei sein ernstes rastloses Streben für das Wohl seines Volks (s. Rödenbeck's Beiträge etc., Thl. 3), und seine heutigen Tadler sollten nicht vergessen?
"Il faut juger les actions et le écrits d'après leur date." de Staël, Memoires et consideratios etc. Pars I. ch. 2).

268-+ Dies bezieht sich auf ein Danksagungsschreiben eines jungen Gelehrten, dem der König auf d'Alembert's Veranlassung ein Geschenk gemacht hatte. Es kamen darin übertriebene Lobeserhebungen und Ausdrücke, z. B. Könige, Götter der Erde etc., vor.

169-+++ Der Inspector Jacobi.

362-+ S. die Kabinetsordre vom 4. August.

228-+ Duval du Peyrau, der König gab ihm eine Pension und unterhielt sich zuweilen mit ihm. Seit 1785 ward er nicht mehr zum König gerufen, behielt jedoch seine Pension. Daß er schon Anfangs des Jahres 1779 beim König gewesen, wie Nicolai in seinen Anekdoten II. 132 sagt, scheint ein Irrthum zu sein.

80-+ S. oben des Königs Brief an d'Alembert, vom 23. Juli 1772.
Guibert (Jaques Antoine Hypolite), geboren am 12.November 1743 zu Montauban, war der Sohn eines Majors im Regiment Auvergne. Dreizehn und ein halb Jahr alt, nahm er schon Dienste in demselben Regiment und wohnte den 3 letzten Feldzügen des siebenjähr. Krieges bei. Bei dem Treffen von Villingshausen (1761), wo ihm sein Pferd unter dem Leibe erschossen ward, hatte er einen auffallenden Beweis seines militairischen Scharfblicks gegeben, indem er eine Ordre, die er überbringen sollte, die aber durch die inzwischen eingetretenen veränderten Umstände unpassend geworden war, nach eigener Einsicht abänderte und so zum glücklichen Ausgang des Treffens viel beitrug. In dem Korsikanischen Kriege zeichnete er sich ebenfalls rühmlich aus, und trug viel zu dem entscheidenden Siege bei Pontenuovo (1767) bei, wo er einer der Ersten war, der die Verschanzungen erstieg. Er erhielt dafür den Ludwigsorden, und ward - 24 Jahr alt - zum Obersten ernannt. 1776 erhielt er das Regiment Neustrien. Im Jahre 1788 erhielt er die Würde eines Feldmarschalls und eines General-Inspectors der Division des Prinzen Artois. Er starb den 6ten Mai 1790. Außer dem schon erwähnten Werke über die Taktik, hat er noch mehrere kriegswissenschaftliche Schriften herausgegeben; auch hat man von ihm einige Poesien und Trauerspiele, und verschiedene Lobreden, darunter die auf Friedrich den Großen ihm viel Beifall erwarb. Aus seinen nachgelassenen Papieren ist von seiner Wittwe noch herausgegeben worden: Journal d'un voyage en Allemagne, fait en 1773 etc., welches interessante Schilderungen etc. von verschiedenen berühmten Männern, besonders von Friedrich d. Gr., enthält.

411-+ Die Papiermühle ist bekanntlich seitdem ganz eingegangen, die Gebäude sind theils verfallen, theils abgetragen worden.

331-+ Ueber des Königs kurzen Aufenthalt in Hirschberg theilen wir folgenden Auszug aus einem Briefe aus Hirschberg mit: "Die Reise des Königs ist das allgemeine Gespräch. Am 18. August reis'te er hier durch. Sie hätten das frohe Gewühl vieler Tausende, die aus der ganzen Gegend zusammen gekommen waren, sehen sollen. Schon etliche Stunden vor seiner Ankunft gings an, und man las auf allen Gesichtern, daß man etwas Großes mit Freuden erwarte. Die voran reitenden Couriere spannten diese Erwartung aufs höchste. Endlich kam Er, der Einzige, und aller Augen waren mit dem sprechendsten Ausdruck von Ehrfurcht und Liebe auf einen Punkt gerichtet. Da Er im Wagen saß, so können Sie Sich die mannigfaltigen Stellungen und Wendungen denken, die jeder machte, um sich die beste Richtung zu geben. Jeder vergaß sich und den drängenden Nachbar und dachte jetzt nur an Ihn. - Ich kann die Empfindungen nicht beschreiben, die sich meiner, und gewiß eines jeden, bemächtigten, als ich Ihn sah, den Greis - in der schwachen Hand den Hut, im großen Auge freundlichen Vaterblick auf die unzählige Menge, die seinen Wagen umgab und stromweise begleitete. Als er vorbei war und ich mich wieder umsah, glänzte hin und wieder eine Thräne im Auge; und das auch bei eifrigen Katholiken, die sonst immer in Verdacht sind (wohl mit Unrecht), als ob sie nicht gut Preußisch wären. Alle, die das Glück traf, Ihn zu sprechen, waren über die väterliche Milde des großen Königs außerordentlich gerührt. Als Er sich eine lange Zeit über verschiedene Gegenstände mit den Ihm aufwartenden Kaufleuten aus dem Gebirge unterhalten hatte, fragte Er sie zuletzt: ob jemand noch etwas zu sagen habe? Der Kaufmannsälteste Lachmann aus Greiffenberg trat vor, und sagte: die abgebrannten Bürger zu Greiffenberg statteten nochmals ihren unterthanigsten Dank für das Königliche Gnadengeschenk zum Wiederaufbau ihrer abgebrannten Häuser ab; zwar sei ihr Dank von keinem Gewicht, sie bäten aber täglich Gott, diese Königliche Huld zu belohnen. Der König war sichtlich gerührt und antwortete: "Sie haben nicht Ursach, sich deswegen bei mir zu bedanken, es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten Unterthanen wieder aufhelfe, dafür bin ich da." Worte, würdig eines Friedrich's. So spricht Er nicht nur, so handelt Er auch. Der ganze Tag war für die Stadt ein Festtag, und man sprach von nichts, als daß der König "so freundlich gewesen wäre, und auf die Menge so mit Wohlgefallen gesehen hätte." Als er wieder wegfuhr, war alles eine Stimme: Lange noch lebe unser Vater! und ein großer Strom begleitete Ihn. Abends wurde ein Feuerwerk veranstaltet, wobei die Worte brannten: Es lebe Friedlich der beste König!" Gewiß aus Aller Seelen genommen."
Anmerkung. In dem "Jahrbuch der Preuß.-Brandenb. Staatengeschichte," Berlin, 1796, Thl. VII. S. 284, 285, wird die obige Unterredung des Königs mit den Greiffenberger Kaufleuten ins Jahr 1784 gesetzt, und dabei gesagt, daß sie in Hirschberg Statt gehabt habe, als der König daselbst eben bei der Tafel gewesen, und so ist mit der unrichtigen Jahreszahl auch dieser wohl ebenfalls irrige Umstand aus jenem Jahrbuche, in welchem die Scene auch durch einen Kupferstich dargestellt ward, in einige Lebensbeschreibungen Friedrich's d. Gr. übergegangen. Gegen die Richtigkeit des Vorgangs, wie er im obigen Briefe, der im August 1785 geschrieben ist, erzählt worden, und wonach die Unterredung am Wagen des Königs Statt gefunden zu haben scheint, kann wohl kein Zweifel entstehen. Vergl. Schlesische Chronik 1839, S. 59. Unter den Greiffenberger Deputaten war auch der Kaufmann J. C. Prenzel.

91-+ In Voltaire's Satyre: die Taktik, kommt folgende Stelle vor :

Die Helden all' haß' ich, vom großen Cyrus an,
Zum großen König hin, der Lentulus erzog.
Man rühme mir denn auch, was sie Erhab'nes thun.
Sie alle flieh' ich weit; zum Teufel wünsch' ich sie."

111-+ Aus d'Alembert's Antwortschreiben vom 7. Febr. ersieht man, daß der König ihm sein Bild überschickt hatte; es stellte den König, wie d'Alembert schreibt, in seinem Kabinette vor. (Man hat ein von F. Carstens gestochenes Blatt, auf welchem der König an einem Tische sitzend und schreibend abgebildet ist. Es hat die Überschrift : Le Philosophe de Sanssouci. Vielleicht ist dies eine Copie von jenem an d'Alembert übersandten Bilde). Zwölf Jahre früher hatte er ihm sein Bild, welches ihn an der Spitze seines Heeres darstellte, übersandt.

77-+++ Diese Epistel befindet sich in den h. W. VI. 335. Der Schluß lautet:

"Hinweg von diesem Ungereimtheitsschwall!
Laß so uns denken wie einst Roms Senat!
Ihm sagte Cicero, der Consular,
Der große Mann : Ihr Freunde, nach dem Tod
Ist nichts von uns mehr da; doch sollen wir
Wohl traurig sein, daß dieses Loos uns traf?
Wird unser Geist, so wie der Leib zerstört,
So kehr' ich in der Schöpfung Schooß zurück,
Und eine mich mit ihr. Doch wenn dem Tod'
Ein Ueberrest von meiner Gluth entrinnt -
Ich fliehe dann in meines Gottes Arm."

128-+ Beiname, den der König d'Alembert zu geben pflegte.

39-+ Der Prinz war auch in Moskau gewesen.

118-++ Anna Dorothea, geh. Liszewska, eine berühmte Historienmalerin in Berlin.

256-++ Der Name ist ein Schreib oder Gedächtnißfehler vom König; er meint den oben erwähnten Johannes Müller.

152-++ Madame Geoffrin, eine an Geist und Herzen gleich verehrungswürdige Frau; d'Alembert hatte dreißig Jahre ihre Freundschaft genossen. Schon im Jahre 1760, wo seine Glücksumstände unter dem Mittelmäßigen waren, hatte sie ihm ein Einkommen von 600 Liv. ausgesetzt und fügte noch eine Leibrente von 1300 Liv. hinzu, die er nach ihrem Tode genießen sollte. Auf gleiche Weise unterstützte sie noch mehrere Gelehrte, Künstler und viele andere Personen. Sie starb gegen Ende Oktobers 1777. Geboren war sie am 2. Juni 1699.

45-+ Er war General-Adjutant der Kaiserin Catharina II, und bei deren Thronbesteigung, wie seine Brüder, thätig gewesen. 1768 ward er zum General-Admiial ernannt. Als solcher machte er sich durch die Verbrennung der Türkischen Flotte bei Tschesme (den ?. Juli 1770) berühmt, nicht so in Betreff seiner Expedition in Livorno, welche man in Gorani's Nachrichten von Italien Thl. III. 136 erzählt findet.

154-++ Wenn der König hier einen andern Brief von d'Alemdert meint, als den vom 7. Oktober (den er wieder gelesen), so muß er verloren gegangen sein.

86-+ Die Tochter der Markgräfin von Baireuth, der hier erwähnten verstorbenen Schwester des Königs.

126-+ Pauw war den 9. August 1733 in Amsterdam geboren. Durch seine philosophischen Schriften über die Amerikaner, Aegypter und Chinesen hatte er sich Ruhm erworben. Bei seiner großen Vorliebe für Stille und Einsamkeit konnte es ihm an dem Hofe eines Königs nicht gefallen, so wenig geräuschvoll dieser auch sein mochte; er sehnte sich nach Westphalen zurück, und nahm deshalb eine Pension von 1000 Thlr., die ihm der König bot, nicht an, sondern ging, nachdem er kaum 6 Monat in Potsdam gewesen war, nach Xanten zurück. Hier verlebte er seine Tage in philosophischer Ruhe und Einsamkeit und beschäftigte sich mit seinen Schriften, die 1795 in Paris in 7 Theilen unter dem Titel: Recherches philosph. sur les Grecs et les Americains etc., erschienen. Auch hat er eine Geschichte der Deutschen geschrieben, aber nicht vollendet. Er starb den 7. Juli (nach Andern den 5ten) 1799 zu Xanten. Auf dem Kirchhofe daselbst hat ihm die Französische Regierung ein Monument errichten lassen.

307-+ Auf der Rückreise aus Westpreußen nach Potsdam soll der König immer, und auch in diesem Jahre, in dem Dorfe Dolgelin, zwischen Cüstrin und Müncheberg, bei dem Prediger übernachtet und ihm jedes Mal 100 Thlr. gegeben haben. Im folgenden Jahre aber hat er in Müncheberg übernachtet. (Benekendorf's kleine Oekon. Reisen II. 332).

77-++ Dies können wir nicht nachweisen. Man hat ein Glaubensbekenntniß Voltaire's von 1769 (Voltaire Recueil des particularités de sa vie et de sa mort. A Porrentruy (Strasb.), pag. 85). Dies kann hier aber wohl nicht gemeint sein.

278-+ Zeno von Cittium, Stifter der stoischen Philosophenschule.

363-++ Herzberg, Huit dissertations etc. pag. 280. Von den vielen, bei der ununterbrochenen Thätigkeit des Königs auch in diesen seinen letzten 16 Lebenstagen von ihm ausgefertigten Kabinetsschreiben haben wir bis jetzt nur die hier mitgetheilten erhalten können.

392-+ Diese Bulle war vom Papst Clemens XIV. am 2l. Juli 1773 unterzeichnet worden. Die Nachricht davon erhielt der König im Hauptquartier Goldschmieden, worauf er sogleich den Weihbischof von Strachwitz aus Breslau zu sich berief, um sich mit ihm darüber zu besprechen. Gleiches geschah auch mit dem Pater Zeplichal, Professor an der Universität zu Breslau.

377-+ S. 61. a. a. O. heißt es eben so unrichtig: "am 22. Juli fand der König für nöthig, den Feind, der in Rothschloß stand etc., aus diesem Ort delogiren zu lassen." Diese unrichtige Angabe des Tages des Gefechts bei Rothschloß befindet sich auch auf dem einen Basrelief an der Marmor-Statue von Zieten auf dem Wilhelmsplatze in Berlin. Es hat die Ueberschrift: Rothschloß, den 22. Juli 1741. (Alle diese falschen Angaben hatten den Irrthum in der ersten Abtheilung veranlaßt).

238-+ Ueber den Zweck und den Erfolg der Reise s. Dohm's Denkwürdigkeiten Theil 1, S. 424 etc. und Theil 2, S. XVI. Der König sagte zu Jemand: "Ich habe ihn (den Prinzen von Preußen) nun im Kriege und Frieden geprüft; er hat mir in Rußland die größten Dienste mit aller möglichen Geschicklichkeit geleistet." (Briefe zwischen Heinse, Gleim und Müller, herausgegeben von Körte, Theil 2, 59).

16-+ Der Titel ist: Système de la nature ou des lois du monde physique et du monde moral, London. 1770. Der wahre Verfasser davon ist lange unbekannt geblieben. Man hat Mirabeau und auch La Grange dafür gehalten. Jetzt weiß man aber, daß Paul Thiry Baron von Holbach (geb. 1723 in der Pfalz, gest. 1789 zu Paris) das Werk verfaßt hat. Grimm er Diderot Correspond. P.III. T. V. p. 212). Es sind dagegen viele Widerlegungen erschienen, welche in Krug's Handb. der philosophischen Wissenschaften Thl. II. 391 angeführt sind. Die Widerlegung des Königs steht im 6. Thl. der H. W. Seite 111 - 136.

242-++ Von d'Alembert.

367-+ Der berühmte Kunsthändler Herr Jacobi in Berlin besitzt davon eine Sammlung von nahe an 1200 Stück, darunter manches höchst interessante und merkwürdige Blatt, so wie viele seltene.

101-+ S. oben unter Januar und Februar die Briefe des Königs an Voltaire und die Note.

252-+ Die Veranlassung siehe unten bei B.

66-+ Der König hatte sich seiner lange Zeit und schon als Kronprinz, gegen eine jährliche Pension, als litterarischen Correspondenten in Paris bedient.

254-++ Sechs Deutsche Gedichte, dem Könige von Preußen gewidmet von C. P. Moritz. Berlin, 1781. Sie sind überschrieben: 1) Gemälde von Sanssouci 1779. 2) An den Mai 1779. 3) Das Mandwer. 4) Sonnenaufgang über Berlin am 10. Aug. 1780. 5) Die Sprache. 6) Friedrich.
Die Briefsammlungen sind wahrscheinlich: 1) Briefe vom Unterschied des Akkusativ und Dativ etc. und 2) Briefe über den Märkischen Dialekt etc., denn sonst hatte Moritz damals noch weiter keine Briefe in Druck gegeben.

39-++ S. die Briefe des Königs an Voltaire vom Juli u. Dezbr. 1766 und vom 20. Febr. 1767. Die vom König erwähnte Widerlegung von Ernesti (s. oben III. Abthl. S. 281) steht in dessen: "Neue Theologische Bibliothek" Vll, 333 - 345.

201-+++ de Launay sagt: "Ich fand ihn noch mit Staub bedeckt und schon mit der Vorsorge für sein Volk beschäftigt." Er fragte den auch gegenwärtigen Geh.-Finanzrath Michaelis: warum nach der Sächsischen Grenze hin noch so viel unbebaute Striche Land wären? Als ihm geantwortet wurde, daß diese Striche armen Edelleuten oder Gemeinheiten zugehörten, die nicht im Stande wären, sie urbar zu machen, erwiederte der König: "Warum hat man mir das nicht gesagt? Man wisse doch ein für alle Mal, daß wenn in meinen Staaten etwas über die Kräfte der Unterthanen geht, es mir obliegt, die Kosten über mich zu nehmen, und sie nichts weiter zu thun haben, als die Früchte davon einzusammeln. Ich assignire hiermit 30000 THlr., um diese Ländereien urbar zu machen, und wenn daß nicht hinreicht, will ich mehr geben." de Launay irrt, wenn er sagt, diese Unterredung habe in Potsdam Statt gehabt. Der König ging erst den 2. Juni nach Potsdam.

50-+ Der Krieg der Conföderirten. (Im 1. Supplementbande der Deutschen Uebersetzung. Seite 127). Der König vollendete es in der letzten Hälfte des folgenden Jahres.

285-+ Denina hat auch geschrieben: La Prusse litteraire und Essai sur la vie et le regne de Fédéric II. Berlin, 1788 (von geringem Werth). Vom letztern erschien 1789, unter dem Verlagsort Amsterdam, ein Nachdruck, unter dem Titel: Nouvelle vie de Frédéric II etc.
Denina ging 1792 nach Piemont zurück, ward nachher Bibliothekar des Kaisers Napoleon, und starb in Paris den 6. Dezbr. 1813, 82 Jahr alt.

175-++ Unter dem 28. Novbr. entschuldigt sich d'Alembert gegen den König in folgenden Worten : "In der Betrübniß, worin mich mein im vorigen Jahre erlittener Verlust (der Mad. Geoffrin durch den Tod) stürzte, eröffnete ich Ew. Majestät mein Herz, deren Güte mir so sehr bekannt ist. Sie waren so gnädig, mir in zwei Briefen zu antworten, die so voll Einsicht, Gefühl und Weisheit waren, daß ich Erleichterung meines Schmerzes zu finden glaubte, wenn ich meinen Freunden diese Briefe mittheilte. Ich ließ sie also dieselben lesen, und dies bewirkte in ihnen, ohne Uebertreibung, Sire, die zärtlichste Verehrung gegen Ew. Majestät, so daß einige derselben bis zu Thränen gerührt wurden. Sie baten mich um Abschriften, in der gewissen Ueberzeugung, daß diese Briefe alle, die sie lesen, mit eben den Gesinnungen erfüllen würden, von denen sie sich selbst durchdrungen fühlten. Allein ich verweigerte ihnen diese Abschriften; nur Zweien oder Dreien gab ich aus diesen Briefen einen Auszug von den Stellen, die sich durch ihr Interesse, durch Moralphilosophie, durch Empfindung, und kurz durch alles das auszeichnen, was am meisten Liebe und Ehrfurcht gegen ihren erhabenen Verfasser zu erwecken vermag. Diese Auszüge wurden in einem Journale gedruckt, ohne daß ich daran Theil hatte; aber, Sire, um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, bereuen konnte ich es nicht, wegen der allgemeinen Wirkung, welche sie bei allen, die sie lasen, hervorbrachten. Bin ich strafbar, so bin ich es darum, weil ich, wenn es möglich ist, die Anzahl von Ew. Majestät Bewunderern noch vermehrt habe; aber ich kann nicht glauben, daß mich ein Fehler dieser Art in Dero Augen zum Verbrecher mache. Wenigstens muß die That in der Absicht ihre Entschuldigung finden, etc."
In Rücksicht aller andern Briefe versichert d'Alembert, daß er Niemandem Abschriften davon gegeben habe, und wenn dergleichen erxistirten, so müßten sie von den Postbedienten herrühren, welche, wie der König ihm selbst gemeldet, mehrere seiner Briefe erbrochen Hütten.
Trotz dieser treuherzigen Entschuldigung scheint der König dadurch noch nicht wieder besänftigt worden zu sein, wie sein nächstfolgender Brief vom 20. Dezbr. beweist.

154-+ Hier muß des Königs Brief vom 22sten gemeint sein, in welchem er über den Ritter d'Eon scherzt.

256-+ Müller spricht davon mit großem Enthusiasmus in seinen Briefen an Gleim vom 14. und 24. Febr. (Briefe zwischen Gleim, Heinse und Müller, herausg. von Körte etc., II.157,170) und an Bonstetten vom 18. Febr. (Müller's sämmtl. Werke XIV. 151). Merkwürdig ist es, wie sehr Müller's Meinung von dem König sich jetzt gegen früher geändert hatte, wovon unter andern Müller's Brief an Bonstetten vom 10. März 1775 (Müller's sämmtl. Werke XIII. S.77) einen auffallenden Beweis liefert.

141-+ Es ist hier von einem untergeschobenen Briefe die Rede, welchen der König an d'Alembert geschrieben haben soll, in welchem die Franzosen herabgesetzt, Voltaire ein altes Weib und die Berliner Akademie dummköpfig genannt wird. Er steht in de la Veaux : Vie de Frédéric II etc. Strasbourg, 1788, Tom IV. p. 257.

198-+ Es findet sich noch auf Münzen von 1749.

390-+ Die oben S. 3 erwähnte Abhandlung des Königs: "Versuch über die Selbstliebe, als ein Grundsatz der Moral betrachtet," war bald nachher öffentlich durch den Druck bekannt gemacht worden. Der Prediger Steinhart schrieb darüber eine "Betrachtung über die Beweggründe zur Tugend, nach dem Grundsatz der Selbstliebe," und sandte diese Schrift dem König mit folgendem Schreiben zu, worauf er obige Antwort erhielt.
"Allergnädigster König! Es ist vor Kurzem eine Abhandlung unter dem Titel: Versuch über die Selbstliebe, als ein Grundsatz der Moral

169-++ Zu Schreibershau in dem Prellerschen Vitriolwerk.

401-+ Da dieses bereits oben S. 265 erwähnte interessante Gespräch inzwischen vollständig bekannt geworden ist (s. Schlesische Chronik), wie es damals von einer dabei gegenwärtig gewesenen Person aufgezeichnet worden war, so nehmen wir es hier nachträglich auf, zum Beweis, wie sehr der König mit Allem, was den Handel und die Gewerbe betraf, selbst bis ins kleinste Detail, bekannt war, wie eifrig er es sich angelegen sein ließ, sich immer mehr zu unterrichten, und mit welcher väterlichen Sorgfalt er für das immer bessere Aufblühen derselben bemüht war.

143-+ Mademoiselle d'Espinasse. S. oben I. Thl. II, Abthl. S. 542. Von ihren vortrefflichen Briefen ist 1809 eine Deutsche Uebersetzung in 2 Bänden von Spazier erschienen.

10-+ Diese Schrift ist die Instruction morale à l'usage de la noblesse. Darin sagt der König unter andern, daß man vorzüglich dahin trachten soll, die jungen Leute für die Tugend zu begeistern.

83-+++ De l'homme et de ses facultés et de son éducation. Lond. (Amst.). 1772.

330-+ Ueber diesen Bund, eine der letzten wichtigen Handlungen des großen Königs, geben folgende Schriften Nachrichten: 1) Erklärung der Ursache, welche Se. Königl. Maj. von Preußen bewogen haben etc., eine Association zu schließen. 2) Prüfung der Ursachen einer Association etc. 1785. 3) Beantw. der sogenannten Prüfung der Ursachen etc. 4) v. Gemmingen, Ueber die Preuß. Association etc. 1735. 5) C. G. Rössig, ueber Deutsches Staatsinteresse, Ländertausch und das Schutzbündniß Deutscher Fürsten (gegen Gemmingen's Schrift), Leipzig, 1786. 6) Bemerkungen, bei Gelegenheit des neuesten Fürstenbundes etc., Berlin, 1786. 7) Dohm, Ueber den Deutschen Fürstenbund, Berlin, 1785. 8) Darstellung des Fürstenbundes, 2te verbesserte Auflage, Leipzig, 1738 (ist von Johannes Müller). 9) Fischer, Abhandlung über die Baiersche Kurwürde etc., Berlin, 1785. 10) Ministerialäußerung des Preuß. Ministers Thulemeier bei den Generalstaaten, 1785. 11) Ueber die Gerüchte von bevorstehenden Staatsrevolutionen etc., 1785. 12) Merk's Baiern! Merk's Landschaft, v. Strobll, München, 1785. 13) Deutschlands Erwartungen vom Fürstenbunde, 1783.

295-+++ Ein bei dieser Taufe gegenwärtig gewesener Officier erzählt davon Folgendes: "Am Tage der Taufe, Nachmittag um 3/4 auf 4 Uhr, kam der König mit dem Prinzen Friedrich von Braunschweig zu Pferde vor dem Palais des Prinzen von Preußen an. Vor ihm war der Minister von Finkenstein und der Abt Bastiani angekommen, und mehrere Stabsofficiere, welche sämmtlich den König, vor dem Palais verweilend, erwarteten. Nachdem der König abgestiegen war, wurde er von dem Prinzen von Preußen bis in das Vorzimmer der Prinzessin geführt, wohin ihm die vorgenannten Personen folgten. Hier stand ein Tisch mit einem silbernen Taufbecken, rechter Hand aber ein rothes Paradebett, auf welchem der neugeborne Prinz lag, nebenbei standen der Prediger (Bamberger), die Amme und ein paar Kammermädchen. Nachdem sich der König hier ungefähr eine Minute aufgehalten, ging er in das Zimmer der Prinzessin, welche auf dem Bette saß. Neben ihr standen zwei Hofdamen, nämlich das Fräulein von Pannewitz, damalige Braut des Obersten von Brünning, und das Fräulein von Arnstädt. Nachdem der König die hohe Sechswöchnerin in einem Zeitraum von etwa zwei Minuten gratulirt hatte, kehrte er nach dem Taufzimmer zurück. Hier hatte das Fräulein von Pannewitz den Prinzen schon von dem Paradebette aufgenommen, und legte ihn dem Könige, sobald er an den Tauftisch getreten war, in die Arme. Links und rechts neben den König stellten sich die Ober-Hofmeisterin und das Fräulein von Pannewitz. Der Minister von Finkenstein las hierauf von einem Zettel die Pathen ab, und darauf wurde der Prinz getauft. Der Prediger bediente sich nur weniger Worte, unter denen der Wunsch, daß der Prinz zur Zierde des Königlichen Hauses aufwachsen möge, die vornehmsten waren. Hierauf ging der König wieder nach dem Zimmer der Prinzessin und empfahl sich. Beim Weggehen standen die kleinen Söhne des Prinzen von Preußen noch im Vorzimmer, und nachdem sie dem Könige die Hand geküßt hatten, sah der zweite Prinz (also Prinz Ludwig) seinen Großonkel beweglich an. Der König sagte zu ihm: "Was fehlt Ihm? - sein Rock steht Ihm wohl nicht mehr an? nun so ziehe er nur einen Soldatenrock an, wie sein Bruder." Der Prinz war hierüber außerordentlich vergnügt und bedankte sich beim König, welcher nun, von dem Prinzen von Preußen begleitet, hinunter ging und zurück ritt."

271-+ S. die Note zum Brief vom 10. November v. J.

181-+ Dies ist der letzte Brief des Königs an Voltaire, da dieser bald nachher starb. Voltaire's letzter Brief an den Konig ist vom 1. April.

400-+ Vergl. Rödendeck's Beiträge etc., Thl. 2, S. 244 und 299, Nr. 55, den Brief des Königs an von Schulenburg, vom 25. Jan. 1782 und im Tagebuch unter dem Monat Jan. 1782. B.

203-+ Eloge de Milord Maréchal par d'Alembert. à Pais 1799. 8. 99 S.

137-+ Der König meint das 1769 in Schlesien enichtete Creditsystem. Siehe Rödenbeck's Beitrage Thl. II. S. 380.

283-+ Diese Schuld schrieb sich noch aus den Kronprinzlichen Jahren des Königs her. Der Rest betrug 627 Thlr. 17 Gr. 6 Pf. Der ursprüngliche Gläubiger, Bürgermeister Lietzmann, hatte nicht daran erinnert; so war sie vergessen worden, bis seine Nachkommen im Juni 1782 dem König davon Anzeige machten. Nachdem die Erben die Richtigkeit der Foderung näher nachgewiesen hatten, antwortete ihnen der König unter dem 9. Aug., daß er ihnen ihre Foderung, nebst Zinsen von 1738 an, mit 1682 Thlr. 17 Gr. 6 Pf. nach seiner Retour aus Schlesien auszahlen lassen werde. Da nach des Königs Rückkunft, bis zum 16. Septbr., noch keine Anweisung zur Hebung des Geldes erfolgt war, so schrieben die Erben an demselben Tage nochmals an den König, worauf obige Antwort erfolgte. In Kurzem erhielten sie auch das Geld.

62-+ Essai général de Tactique etc. p. Guibert.

47-+ Herzog von Aiguillon.

29-+ Den Verfasser des Systems der Natur.

212-++ Briefe über die Vaterlandsliebe. (Beim Leben des Königs gedruckte Werke etc. Deckersche Ausgabe, 1790, III. 3 - 55). Diese soll der König während seines Aufenthalts in Breslau geschrieben haben.

229-+ Rulhire hatte durch d'Alembert, "weil es ihm bei dieser Geschichte um Wahrheit zu thun sei," bei dem König, auf eine seine Art, wegen Mittheilungen etc. anfragen lassen. Auf diese Antwort des Königs scheint R. sein Vorhaben aufgeschoben zu haben. Erst im Jahr 1807 erschien in Paris von ihm : Histoire de l'Anarchie de Pologne et du démembrement de cette Republique. Es ist dies Buch sehr freimüthig geschrieben, doch nicht ohne Partheilichkeit für die Polen, auch enthält es manche Uebertreibung und Irrthümer, von denen der Herausgeber dieser Blätter einige, welche den König betreffen und von andern Schriftstellern weiter verbreitet worden sind, in von Ledebur's Archiv 1828, 2 .Heft, S. 119 - 160 gerügt und berichtigt hat.

123-+ 1515-1547!

123-++ 1624-1660.

132-+ Unsere Quelle (Mathis Monatsschrift XI. 267) giebt dies Datum an, es dürfte aber vielleicht wohl der 23. November heißen.

286-+ Berlinische Correspondenz historischen und litterarischen Inhalts. Eine periodische Schrift von dem Verfasser der Lieblingsstunden. Mit allergnädigster Freiheit. Berlin, 1782.

92-+ De l'homme, de ce facultés et de son éducation.

193-+ d'Alembert's Antwort auf diesen Brief ist vom 3. Januar 1779, folglich gehört er wohl in diesen Monat. In den Oeuv. post. fehlt er, in der Deutschen Ausgabe von 1789 steht er XI. 248. Dagegen fehlt hier des Königs Brief vom 29. Januar 1779, darin er eines "gewissen Traumes" erwähnt, den er (der König) in Verse bringen solle. (Oeuv. post.h. XI. 276).

223-+ Dieses Urtheil befindet sich in Sietze: Ausübung oberstrichterlicher Gewalt etc. Beilage B. S. 66. Nach demselben wurden die Regierungs- und Kammergerichts-Räthe Busch, Bandel, Neumann, Friedel und Graun und der Pomerzigen-Justitiarius kassirt, zu einjährigem Festungsarrest und zum Ersatz des Schadens, den der Müller Arnold erlitten, verurtheilt. Das Urtheil wurde auch in Ausführung gebracht, jedoch entließ der König die Verhafteten bereits am 5. September ihres Arrests.

175-+ Die Bibliothek stand vorher in dem Seitengebäude des Schlosses im Lustgarten, über der Hofapotheke.

272-+ Aus d'Alembert's Antwort ersieht man, daß er gar kein dergleichen Buch an den König geschickt, sondern daß sich ein Anderer fälschlich seines Namens bedient hatte.

68-+ Der König hatte an Voltaire die Medaille geschickt, welche er auf die Erwerbung Westpreußens hatte schlagen lassen, auf welcher des Königs Bild sich befand.

325-+ de la Veaux war Lehrer der Französischen Sprache in Berlin und hatte vor Kurzem vom König den Professortitel erhalten. Er gab eine periodische Schrift unter dem Titel: Maitre de langue ou critiques sur les livres francais heraus, in welcher er eingie Mitglieder der Akademie eben nicht glimpflich behandelt hatte, die sich nun beim König beschwerten.

277-+ Ein gelehrter Jesuit aus Frankreich. Wegen seiner Schrift: Histoire philos. et polit. des établissements et du commerce des Européens dans les deuz Indes, darin (im 19. Buche) harte Ausdrücke, die monarchischen Regierungen und die Religion betreffend, vorkommen, ward er verhaftet und dann Landes verwiesen. In demselben Werke, im 5. Buche, hatte er sich auch über Manches in der Regierung Friedrich's d. Gr., besonders über sein Finanzsystem, höchst tadelnd ausgesprochen, unter andern sagt er: "Der König fährt fort, den Juden die Aufsicht über das Münzwesen zu lassen, worin sie eine so große Unordnung angerichtet. Er hat, ohne ihnen zu helfen, die reichsten Handelsleute seines Landes in einen Abgrund sinken sehen, welchen seine Einrichtungen ihnen gegraben hatten. Er hat die wichtigsten Manufakturen seines Landes an sich gezogen. Seine Staaten sind mit Monopolen erfüllt, welche allen Fleiß zu Grunde richten. Völker, deren Abgott er war, sind der Habsucht einer Menge ausländischer Räuber überlassen; kurz, dies Betragen des Königs hat sowohl innerhalb als außerhalb Landes ein so allgemeines Mißtrauen eingeflößt, daß man ohne Verwegenheit behaupten kann, daß alle Bemühungen, um die Compagnie zu Emden wieder in Aufnahme zu bringen, fruchtlos sein werden." Dem Könige waren diese Aussprüche des Abts sehr wohl bekannt, und er ließ zu deren Widerlegung und Berichtigung, nach seinen Angaben, durch ein Mitglied der Berliner Akademie, den Französischen Prediger Moulines, eine Schrift verfassen, die unter dem Titel: Lettre d'un Habitan de Berlin à son ami à la Haye, in Druck erschien (1773). Es werden darin alle die Uebertreibungen und Irrthümer, deren der Abt sich zu Schulden kommen lassen, nachgewiesen, und des Königs Maximen vertheidigt. (Vergl.: Rödenbeck's Finanzsystem Friedrich's d. Gr., Berlin, 1838). Merkwürdig ist es, daß Raynal unter solchen Umständen die Dreistigkeit haben konnte, darum anzusuchen, dem Könige vorgestellt zu werden, nicht weniger aber auch, daß und wie ihn der König aufnahm. (S. nachstehenden Brief des Königs an d'Alembert und Pitra, Nouvelles lettres de Frédéric etc., Berlin, 1823, p. 42).

15-+ Siehe oben II. Abtheilung, Seite 211.

169-† Die schon oben angeführte Schrift : Versuch über die Regierungsformen etc. Johannes von Müller sagt von dieser Schrift: "Es ist auf diesen wenigen Bogen ein unglaublicher Reichthum von Gedanken zusammen gedrängt. Gleichwie der Marschall von Sachsen das Werk Onosander's bei sich zu tragen und es sein Brevier zu nennen pflegte; so sollte diese Abhandlung das tägliche Manual der Könige und Fürsten sein." (Müller's sämmtliche Werke X. 105). Sie ist so wichtig und reichhaltig, daß sie keines Auszugs fähig ist, "tot verba, tot pondera."

165-+ Adriani war aus einer sehr guten Familie in Kleve, und unter König Friedrich Wilhelm I wegen seiner ansehnlichen Größe zum Militärdienst gezwungen worden. Seit 1757 war er Feldwebel der Leibcompagnie des Königs beim ersten Bataillon Garde, und hatte 20 Jahr lang bis jetzt dem König, als seinem Hauptmann, täglich des Morgens um 5 Uhr den Rapport von der Compagnie übergeben. Er hatte alle Feldzüge mitgemacht. Sein Tod erfolgte 1781.

37-+ Der Abt wurde nun mit 100 Thlr. monatlichem Wartegeld von den Schulanstalten entfernt, und seine Stelle bald nachher durch den Director des Coburgschen Gymnasiums Frommann besetzt.

178-+ Der König meint die Alchymisten.

295-+ Der Dr. J. C. C. Oelrichs hatte eine Gedächtnißmünze auf dieses Ereigniß entworfen, und die Abbildung im historischen Portefeuille, Jahrg. 1783, I. 753 mitgetheilt; sie ist aber nicht ausgeprägt worden. Es erschien jedoch ein Gedicht auf die 50jährige Ehe Sr. Maj. des Königs von Preußen, welches sehr sauber auf seidenem Band gedruckt war, im Publikum. Merkwürdig ist noch, daß auch die beiden Brüder des Königs, die Prinzen Heinrich und Ferdinand, das 50jährige Jubelfest ihrer Vermählung erlebt haben.

228-++ Sie ward am Jahrestage des Todes Voltaire's, den 30. Mai, in der katholischen Kirche in Berlin mit großer Pracht gehalten.

336-+ Der Herzog und feine Gemalin waren am 6ten von ihrer Reise nach Italien nach Berlin zurück gekommen und sogleich nach Friedrichsfelde, dem Landsitz des Prinzen Ferdinand, gegangen.

3-+ Es war die Abhandlung: "Versuch über die Selbstliebe, als ein Grundsatz der Moral betrachtet." Sie ward am 11. Januar in der Akademie der Wissenschaften von Thiebault vorgelesen. (Siehe davon weiterhin unter dem 16. März).

123-+++ Daß diese Tage längst erschienen sind und auch ihr Morgen zu Friedrich's Zeit schon lange angebrochen war, ist bekannt. Indessen mußte dies dem Könige unter den Verhältnissen, in welchen er seine Jugendzeit verlebte, und die ihn mehr zur Französischen Literatur hinzogen (da seine Erzieherin und seine Erzieher Franzosen waren), fremd bleiben. Später fehlte es ihm an Zeit und Geduld, sich mit der Deutschen Sprache und Literatur so gründlich bekannt zu machen, daß er darüber zu richtigern Ansichten und Urtheilen hätte gelangen können. Und - was wohl nicht geläugnet werden kann - auf einen nicht unbedeutenden Theil Deutscher, besonders schönwissenschaftlicher Schriften aus jener früheren Zeit dürfte des Königs Urtheil doch Anwendung finden.

166-++ Versuch über die Regierungsformen etc. H. W. VI. 45 - 74.

151-++ Die in diesem Briefe und in dem nachstehenden an d'Alembert erwähnten Verse scheinen verloren zu sein.

262-+ Dieser Brief scheint früher und zwar im Juni geschrieben zu sein.

195-+ Alles nach Oestreichischen Berichten. Die Erzählung dieses Vorfalls von Friedrich d. Gr. in dessen hinterl. W. V. 234 etc., Deutsche Ausgabe von 1789 und Französische Tom. V. p. 277 etc. ist von einem Preuß. Officier berichtigt worden. Im I. Bande meiner Beiträge S. 306 -310 ist diese Berichtigung mitgetheilt.

182-+ In Sanssouci im Jahr 1748. Das große Bassin zur Sammlung des Wassers ward auf dem bei Bornftedt befindlichen Hönenberg (auch Hünen- und in neuerer Zeit Ruinenberg genannt) angelegt, wo es noch zu sehen ist. Daß nach sechsjährigen Arbeiten und Aufwendung vieler Tausend Thaler das Werk nicht zu Stande kam, ist bekannt. Merkwürdig ist dabei, daß ein aus Holland nach Potsdam berufener Wasserkunstverständiger Namens Heinze die bereits 1725 von Sutton Nicholls in London bekannt gemachte Methode, mittelst der Dämpfe von kochendem Wasser anderes Wasser in die Höhe zu bringen, in Anwendung bringen wollte. Sein Plan ward aber nicht angenommen.

42-+ Dutens erzählt, daß, als er anfänglich keine Audienz beim Könige habe erhalten können, er alsbald einige Verse verfaßt habe, darin er - weil er gewußt, daß der König gern für einen großen Architekten gehalten sein wolle (!?), die von ihm in und bei Potsdam errichteten Gebäude über alle Maßen gelobt, und den König selbst mit Julius Cäsar und August verglichen habe. Diese Schmeichelei habe ihm nun - wie er sich einbildet - die gewünschte Audienz verschafft. Hierin hat er gewiß sehr geirrt, wie jeder, der die Denkungsart des Königs kennt, zugeben wird. Nach Seite 577 seines Buches hat er jene Verse auf seinem Tisch liegen lassen, wo sie Bastian! gesehen, mitgenommen und dem König gezeigt haben soll, weiterhin aber will er sie, als er das Neue Palais besehen, in das ihm daselbst vorgelegte Fremdenbuch eingeschrieben haben, wo sie der König Tags nachher gelesen und darauf ihn zu sprechen verlangt habe. Uebrigens ist, wie man uns wenigstens auf unsere Nachforschung an Ort und Stelle versichert hat, zu Friedrich's d. Gr. Zeit niemals ein solches Fremdenbuch vorhanden gewesen. Das erste dieser Art ist erst im September 1787 angelegt worden, das zweite im Jahr 1810, und das dritte im Juli 1832.
Was Dutens weiterhin von Quintus Icilius und dem König erzählt, ist größtentheils unrichtig.

121-+ Dieser berühmte Schauspieler verdankte seine Ausbildung dem Herrn von Voltaire. Die Geschichte derselben findet man in Condorcet's Leben Voltaire's, S. 517, zugleich auch einige merkwürdige Nachrichten über Voltaire.

353-+ Die Spenersche Zeitung vom Jahr 1836, Nr. 260 giebt den 20sten an; dies scheint aber nach derselben Zeitung vom 20. Mai 1786 irrig zu sein.

120-+ Geschichte meiner Zeit.

25-++ Er hatte den Titel : Herzog von Südermannland, war der zweite Sohn der Schwester des Königs, und starb als König von Schweden (Karl XIII) den 5. Februar 1818.

83-+ Bei dem 1724 durch die Jesuitenschüler veranlaßten Tumult.

24-++ Der wiederholte Besuch der Kurfürstin beim König in Potsdam, und die höchst freundliche Aufnahme, welche sie hier fand, wird nicht befremden, wenn man weiß, das diese geistreiche Fürstin ganz ausgezeichnete Talente in der Malerei, der Poesie (Deutsche, Französische und Italienische) und der Musik besaß. Sie hat einige Opern verfertigt, und auch in Musik gesetzt, die in Druck erschienen sind. Ihr, von ihr selbst in Pastell gemaltes Bildniß, ist von Canale in Kupfer gestochen worden. Als ein Mitglied der arkadischen Gesellschaft in Rom führte sie den Namen: Ermelinda Talia Pastorella Arcada, welchen sie auf ihren Werken mit den vier Buchstaben E. T. P. A. anzeigte. Im Neuen Palais zu Sanssouci, in der sogenannten blauen Kammer, befindet sich (nach Nicolai III. 1236) ein Kamminschirm, welchen sie selbst gestickt hat.
Den Bau der Kirche und ihres schönen Thurms in dem Potsdamschen Amtsdorfe Eichow, verdankt man der Sage nach dieser Fürstin, welche, als sie bei ihrem vorigen Besuch die Gegend um Potsdam in Augenschein nahm, dem Könige zu erkennen gegeben haben soll, daß eine geschmackvolle Kirche und Thurm dieses dem Neuen Palais so nahe gelegenen Dörfchens dem Auge viel Reiz gewahren würde. Der Bau dieser Kirche mit dem Thurm hat 8950 Thaler gekostet.
Die Kurfürstin war die Tochter Kaiser Karl's VII von Baiern, ward geboren den 18. Juli 1724, vermält 1747 mit dem Kurfürsten von Sachsen, Christian, und starb den 23. April 1780.

205-+ Die Unterredungen hat Gleim (welcher sie von seinem Schwestersohn, dem Oberamtmann Fromm, der dabei zugegen gewesen, erhalten hatte) in Druck gegeben. (Halberstadt 1784, bei Groß). Stehen auch in der Anekdoten-Sammlung, Berlin, 1788, bei Unger, im 8. Stück. Sie sind vom höchsten Interesse.

20-++ Auf des Königs Anfrage an d'Alembert (s. oben bei dem 28. Juli), wie viel er zu der Büste Voltaire's beizutragen habe, antwortete derselbe: "Ew. Maj. verlangen zu wissen, wie viel wir von Ihnen zu diesem Denkmale wünschen? Einen Thaler, Sire, und Ihren Namen, den Sie uns auf eine so würdige und großmüthige Art bewilligen. Der Marschall von Richelieu hat 20 Louisd'or gegeben; an Subscribenten fehlt es uns nicht, allein ohne die Ihrige würden sie nichts sein, und wir werden mit Dank annehmen, was Ew. Majestät zu geben geruhen.
N. S. So eben hat die Französische Akademie einmüthig beschlossen, daß der Brief, womit Ew. Maj. mich beehrt haben, in ihre Verhandlungen als ein dem Herrn von Voltaire und den Wissenschaften ehrenvolles Denkmal soll eingerückt werden. Sie hat mir ausgetragen, Ihnen ihren unterthänigsten Dank und ihre tiefste Ehrfurcht zu Füßen zu legen."
Der König überschickte 200 Thaler.

90-+ Bei der Königin war diesmal keine Cour. Auch als am 5. Dezbr. die Landgräfin von Hessen-Darmstadt von Potsdam nach Berlin kam und bis den 7ten daselbst blieb, speis'te sie nicht wie sonst bei der Königin, sondern bei der Prinzessin Amalie. Es geschieht in den Zeitungen auch keine Erwähnung, daß die Königin, wie sonst während des Carnevals Feste oder Tafel gegeben, oder bei andern Prinzen, an den gewöhnlichen Festen Theil genommen hätte. Auch der Geburtstag des Königs wurde nicht wie früher bei der Königin, sondern bei dem Prinzen Heinrich gefeiert; ob sie dabei gegenwärtig gewesen, davon wird nichts gesagt. Auch von einer etwanigen Krankheit der Königin melden die Zeitungen nichts. Erst unter dem 19. Februar 1774 melden sie, daß "die Königin an diesem Tage bei gutem Wetter unter den Linden spazieren gefahren sei." Die erste Cour bei ihr war am 7. April 1774.

314-+ Die Veranlassung zu diesem Bund war, daß der König in Erfahrung gebracht hatte, wie der Kaiser damit umgehe, Baiern durch Tausch gegen die Oestreichischen Niederlande an sich zu bringen etc. (S. Mehreres darüber unter Juli 1785).

19-+ Dieser Prinz, nachheriger König Friedrich Wilhelm III, ward des Morgens (nach der Vossischen Zeitung vom 7. Aug. : "in der Nacht um ein Viertel auf 3 Uhr;" nach der Spenerschen Zeitung vom 4. Aug.: "um 6 Uhr Morgens") in Potsdam geboren und zwar in dem an der Ecke des Neuen Markts und der Schwertfegergasse gelegenen ehemals Lehmannschen Hause, welches 1765 mit dem an der andern Ecke des Neuen Markts, dem Königl. Reitstall gegenüber befindlichen, vorher Krumbholzischen Hause in Eins zusammen gezogen, ausgebaut, und zur Wohnung für den damaligen Prinzen von Preußen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm II, eingerichtet wurde. Jenes, das ehemals Brauer Lehmannsche Haus, enthielt die Zimmer der Prinzessin, dieses (das Krumbholzische) die des Prinzen von Preußen, ihres Gemals.
Die Geburt des Prinzen erregte eine allgemeine Freude. Sie wurde der Stadt an demselben Morgen um 8 Uhr durch Trompeten- und Paukenschall von dem Thurm der Nicolaikirche bekannt gemacht; und von dem Glockenspiel der Garnisonkirche ertönte bald nachher das Herr Gott Dich loben wir. In Berlin wurde dieses erfreuliche Ereigniß den Einwohnern durch dreimalige Abfeuerung von 24 im Lustgarten ausgefahrnen Kanonen bekannt gemacht.
Von den bei dieser Gelegenheit erschienenen Gedichten verdienten manche der Vergessenheit entzogen zu werden; darunter folgendes :

201-++ Diese Specialien theilt der Pastor Ehrhardt zu Beschine im Journal von und für Deutschland 1787, II. 348 mit.

179-+ Dies war von d'Alembert in seinem Brief vom 27. Novbr. geschehen; den vom 28sten, darin sich d'Alembert entschuldigt, hatte der König jetzt noch nicht erhalten, oder fand nicht für gut, ihn zu beantworten. Auch könnte es sein, daß dieser Brief d'Alembert's ein falsches Datum hat und später geschrieben ist, denn man sieht aus einem Briefe d'Alembert's vom 30. Januar 1773, daß der König ihm kurz vorher wieder geschrieben hatte, welcher Brief des Königs aber, so wie mehrere in dieser Zeit (bis Dezember 1778) von ihm geschriebene Briefe verloren gegangen sein müssen.

169-+ Zu Querbach, wo jetzt ein bedeutendes Blaufarbenwerk in Betrieb ist.

319-+ Es war der 16. Mai.

386-+ S. Rodenbeck's Beiträge etc. II. 491.

344-+ Siehe die obige Note.

54-+ Ueber die von den Conföderirton verübten Grausamkeiten findet man Nachrichten in (de la Veaux) vie de Frédéric II. etc. Tom. VI. pag. 52, 53.

4-+ Der König und Voltaire bezeichnen die Franzosen öfters mit diesem ihrem alten Namen.

44-+ Er starb den 29. März 1792 an den Folgen der am 6. März meuchelmörderischer Weise erhaltenen Schußwunde.

98-+ Maitresse Ludwig's XV.

274-+ S. des Königs Brief vom 21. Februar.

166-+ Der König hatte prophezeiht, daß der Kaiser Joseph auf seiner Reise nach Frankreich auch Voltaire'n besuchen würde, was aber nicht geschah.

77-+ Formey.

103-+ Es ist vom König selbst. Es befindet sich in Band I. der Deutschen Supplemente S. 215. In des Secretair Villaume's Besitz befand sich ein Drama : Louis XIV aux Champs Elysées. S. Preuß: Friedrich als Schriftsteller S. 9. Sollte hier vielleicht Louis XIV ein Schreib- oder Druckfehler und dies das eben erwähnte sein? Der Dialog, dessen d'Alembert in seinem Briefe vom 31. Oktober 1774 erwähnt, in welchem ein großer Herr redend eingeführt wird, und von einer Person die Rede ist, welche d'Alembert skoptisch eine große Königin nennt, die in einem gewissen glänzenden Stammregister, das ein wenig verdächtig ist, einen Platz gefunden, ist wohl kein anderer als dieser; der große Herr, Ludwig XV, und die sogenannte Königin, die Pompadour oder die du Barri. P. Preuß in: Friedrich als Schriftsteller S. 151 hält den von d'Alembert erwähnten Dialog für einen andern, der noch nicht aufgefunden worden.

366-+ Einige und funfzig sind in Kupfer gestochen und mit Text in einer Sammlung von Fromey et Fils herausgegeben, welche den Titel hat: Recueil de Medailles pour servir à l'histoire de Frédéric le Grand etc. 1764 Eine Abbildung der berühmten Holländischen Medaille auf des Königs Tod befindet sich vor der Schrift: Eloge du Roi de Prusse p. l'Auteur de l'Essai générale de Tactique (Guibert).

152-+ Dieser Brief steht in den hinterlassenen Werken unter dem 26. Oktober 1777. Er gehört aber offenbar hierher ins Jahr 1776, und ist eine Antwort auf d'Alembert's Brief vom 7. Oktober 1776. Auch beweisen es schon die beiden ersten Zeilen von d'Alembert's Antwort vom 14. November 1776, und mehrere Stellen dieses Briefes, so wie sein Schreiben vom 27. November 1777.

309-+ Hier besuchte der Prinz auch den General von Lentulus. (S. Abtheilung, S. I. 162).

257-+ Der Dr. Bloch, welcher ein Werk über die Fischkunde herausgeben wollte, hatte den König um Unterstützung und um Postfreiheit für das Papier, welches er dazu aus Frankreich oder der Schweiz wollte kommen lassen, gebeten. Das Werk erschien nachher doch im Verlag der Realschulbuchhandlung in Berlin, 1782 - 84, und kostete 105 Thaler.

106-+ Gespräch zwischen der Jungfrau Maria und der Marquise de Pompadour. Es befand sich in Villaume's Besitz. (Preuß, Friedrich als Schriftsteller, S. 9).

99-+ Damals oberster Polizeiaufseher in Frankreich.

25-+ Den 27sten Concert, den 28sten Französisches Trauerspiel Andromarque, den 30sten Ecole des femmes p. Moliere, den 1. Oktober il Re Pastore nach Hasse's Composition, den 2ten und 3ten Illumination und Feuerwerk.

276-+ Après nous le déluge, ein Ausspruch der bekannten Madame Pompadour, welche, ungeachtet ihres Leichtsinns, für Frankreich eine unglücksschwere Zukunft ahnete, wovon sie selbst einen Theil der Schuld trug.

72-+ Der Herausgeber dieser Blätter besitzt ein von Calau mit Panischem Wachs gemaltes Bildniß Friedrich's d. Gr.

381-+ Zufällig finden wir so eben in einem längst vergessenen Buche die richtigere Angabe von Trenk selbst, nämlich in seiner "Sammlung vermischter Gedichte etc., Leipzig, 1769." Hier sagt er im Vorbericht, daß er nach der Bataille bei Strigau (Hohenfriedberg, den 4. Juni 1745) am 26. Juni arretirt worden sei. Beiläufig ergiebt sich daraus auch, daß Alles, was er in seiner Lebensgeschichte von der Schlacht bei Sorr erzählt - wie manches Andere - rein erdichtet ist.

83-++ Frauenberg.

337-+ Es existirt zwar ein Kupferstich nach einem Gemälde von Joseph Cunningham (der 1785 in Berlin war), welches Friedrich d. Gr. vorstellt, wie er von diesem Manövre zurück kehrt, umgeben von Preußischen und den fremden Generalen, die dabei zugegen gewesen waren, als: de la Fayette, Cornwallis etc. Dies ist allerdings, wie der Prof. Preuß in seinem Werke über Friedrich, Thl. 4, S. 242 sagt: mit den beglaubigten Nachrichten nicht in Einklang zu bringen, allein der Widerspruch verschwindet, wenn man weiß, wie jenes Gemälde entstanden ist. Cunningham verfertigte es nämlich vorgeblich in Auftrag einer Gesellschaft in England, welche die Portraits der vornehmsten Generale, besonders derjenigen, welche sich im siebenjährigen Kriege ausgezeichnet hatten, verlangt habe. Diese Bildnisse sollten in ein allgemeines Gemälde vereinigt, und dieses dann in England von einem berühmten Kupferstecher gestochen werden. Cunningham wählte dazu ganz willkührlich eine Scene von des Königs Rückkunft vom Manövre, und seine Hauptabsicht dabei war bloß, von den Personen, welche er für dieses Bild malte, auch Aufträge zu erhalten ihr Portrait noch besonders zu malen, und dafür dann von ihnen belohnt oder beschenkt zu werden. (S. Neue Berl. Monatsschrift 1809, II. S. 74,75). Uebrigens ist Chazot, dessen Portrait sich auch auf jenem Gemälde befindet, so viel wir haben ermitteln können, um diese Zeit gar nicht in Potsdam gewesen.

311-+ Tauentzien war General-Inspecteur der ganzen Schlesischen Infanterie.

136-+ Nach Beendigung der Besprechung über die Justiz-Verbesserung unterhielt sich der König mit dem Präsidenten noch über andere Gegenstände, unter andern über die schicklichsten Mittel, dem Verbrechen des Kindermordes vorzubeugen.

217-+ Bei der Ansicht, welche der König nach diesem Protokoll von der Sache hatte, dürfte ihn wegen seines Verfahrens kein Vorwurf treffen, vielmehr diejenigen, welche, obschon unvorsätzlich, und auf welche Art es auch geschah, jene falsche Ansicht des Königs veranlaßt, oder versäumt halten, ihr gleich von Anfang an vorzubeugen, ober auch sie ihm nachher noch bei Zeiten zu benehmen. Wer diese Schuld trägt, mag zu beurtheilen den Lesern der oben angeführten Schriften überlassen bleiben.

282-+ Durch den Tod der Königin von Schweden, Schwester Friedrich's d. Gr.

151-+ La Bible enfin expliquée par plusierurs Aumoniers de Sa Maj. le Roi de Prusse etc. Ettingersche Ausgabe von Volt. oeuv. T. 34, 35.

378-+ Es lautet wie folgt: "Nachdem Uns Selbst bekannt, mit was für Dexterität und Applikation Unser bisheriger Major bei Unserm Leibkorps Husaren, Hans Joachim von Zieten, Uns und Unserm Königlichen Hause gedient, so haben Wir zur Bezeugung Unserer besondern Zufriedenheit, und ihn Unsere Königliche Gnade zu versichern, denselben zu Unserm Obersten ernannt"

358-+ S. unter dem 13. August.

224-+ Der König ließ während seines jetzigen Aufenthalts in Berlin die meisten daselbst gegenwärtigen Mitglieder der Akademie der Wissenschaften nach und nach zu sich kommen, um sie persönlich kennen zu lernen und sich mit ihnen zu unterhalten.

118-+ Des Königs.

115-+ Des Königs.

312-+ Der Herzog und die Herzogin blieben bis Anfangs Oktober in Berlin und waren mehrmals in Potsdam. "Die sanfte fürstliche Frau hatte den Beifall des Königs gewonnen; er sandte ihr wiederholentlich niedliche Körbchen, mit den feinsten und seltensten Früchten gefüllt, mit den erlesensten Blumen geschmückt, und jedesmal von einigen freundlichen Zeilen begleitet. Bei Gelegenheit der ersten dieser Sendungen beklagt sich der Monarch, daß seine Krankheit ihn des Vergnügens beraube, sie selbst zu bewirthen, er müsse es seinem Neffen überlassen, ihren und ihres Gemals Aufenthalt in Potsdam und Berlin so angenehm als möglich zu machen." (Tiedge; Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland. Leipzig, 1823. S. 77.)

116-++ Siehe Rödenbeck's Beiträge I. 480 und Moore's Abriß des gesellschaftlichen Lebens in Frankreich, Deutschland etc., S. 305 etc.

201-+ Ein Schreiben aus Pleß vom 19. Mai 1779 in der Boßischen Zeitung d. J. Nr. 66 meldet, daß an demselben Tage Se. Majestät auf der Retour nach Breslau in dieser Stadt gewesen, sich jedoch nicht aufgehalten, und nach einem "gracieusen Gespräch" mit dem dasigen Fürsten von Anhalt weiter gereis't sei.

233-+ Siehe oben unter September 1770.

75-+ Die neu erworbenen Polnischen Landestheile.

215-+ In der Berliner Zeitung vom 14. Dezbr. 1779. Ueber den Prozeß selbst geben folgende Schriften Auskunst: Nicolai's Freimüthige Bemerkungen zu des etc. von Zimmermann Fragmenten über Friedrich d. G r. 2. Abthl. S. 170 etc. Schlözer' s Staatsanzeigen, 1786, Heft 36. Dohm's Denkwürdigkeiten etc., Thl. I. Sengebusch, Historisch-rechtliche Würdigung der Einmischung Friedrich's d. Gr. in die bekannte Rechtssache des Müllers Arnold, auch für Nichtjuristen. Altona, 1829. K. F. F. Sietze, Ausübung oberstrichterlicher Gewalt des Staats, und (die) Kabinet-Justiz in wesentlicher Differenz dargestellt. Potsdam, 1835.

242-+ Herzberg in seiner Antwort sagt nun, daß der König wegen Thomasius doch Recht habe.

351-+ l'Evesque und Dupuis.

291-+ Ueber diese Streitigkeiten findet man Nachrichten im historischen Portefeuille, Jahrg. 1784, 1785; Sammlung unpartheiischer Schriften über die gegenwärtigen Unruhen in Holland, Berlin, 1787, 12 Stücke; Avis respectueux et desintéressé à Guillaume V, Prince d'orange, Stadhouder etc. en Hollande, 1783.

191-+ Sie ist nachher bei Decker in Berlin Französisch und Deutsch im Druck erschienen, befindet sich auch in Friedrich's d. Gr. bei seinem Leben gedruckten Werken, Berlin, Decker, 1790, III. 190-222.

239-+ Vermischte Gedichte von Ludwig Heinrich Nicolai. Berlin, 1730. 5. Theil, S. 1-80.

290-+ Die Unterredung steht in Winkopp's Bibliothek für Denker etc. Bd. I. St. 2, auch in Leonhard Meister's Schrift: Friedrich d. Gr. wohlthätige Rücksicht auf Verbesserung Deutscher Sprache und Litteratur, Zürich, 1787, S. 108-114. Nach einer Notiz von Meierotto's Hand, welche sich unter seinen nachgelassenen Papieren gefunden hat, und die in der Lebensbeschreibung Meierotto's von F. L. Brun, Berlin, 1802, S. 272, so auch in dem Programm des Joachimsthalschen Gymnasiums von Ostern 1801, S. 31, aufgenommen worden ist, wird Verschiedenes in der Unterredung, wie sie in obigen Schriften gegeben wird, als unrichtig bezeichnet.
Meierotto spricht sich über diese Unterredung in einem Brief an einen seiner Freunde folgendergestalt aus: "Den letzten Abend seines Hierseins spät, ließ er (der König) mich endlich kommen. Herr Merian war wie gewöhnlich mit da, und die Audienz dauerte anderthalb Stunden. Der König sprach erst Deutsch, und sobald er nur hörte, daß ich Französisch verstände und spräche, immer Französisch; außer wenn er schlecht Deutsch zum Beispiel und zum Corrigiren scherzend sprach. Er war sehr gnädig, ging sehr ins Genaue in Ansehung des Gymnasii und besonders der Rhetorik. Uedrigens war das Gespräch sehr mannigfaltig, aber doch hauptsachlich über Deutsche Litteratur, wo sein Herz dann ein schwer zu bekehrendes Königsherz war. Hätte ich auch Schüchternheit gehabt, die ich doch selbst beim Französisch Sprechen nicht habe; so hätte sie verschwinden müssen bei der Laune und Lustigkeit des Königs. Es ist ein Greis von seltener Lebhaftigkeit, von erstaunender Belesenheit und Gedächtniß, und von einem so origenellen Witz, wie gewiß Wenige im Privatstande geboren werden, etc." (Brun's Lebensbeschreibung Meierotto's, S. 521).

304-+ Christoph Heinrich Myller's Sammlung Deutscher Gedichte aus dem 12ten, 13ten und 14ten Jahrhundert. Berlin, 1784, 1785. 2 Bde. 4.

56-+ Der fragliche Artikel enthielt bloß eine angeblich unrichtige Genealogie dieser Familie, wie man aus einem andeln Brief des Königs an d'Alembert ersieht.

295-++ Am 12. Dezbr. 1799 waren ebendaselbst und bei Schweidnitz bedeutende Erderschütterungen.

158-+ Voltaire hatte bekanntlich in den letzten Jahren seines Lebens, seiner Schriften wegen, viel Verfolgung von der Geistlichkeit zu erleiden.

60-+ Er war bei der Militairschule in Berlin angestellt.

226-+ Es bezieht sich dies auf die Müller Arnoldsche Sache, welche d'Alembert in seinem Briefe vom 29. Febr. an den König erwähnt, und die überhaupt auch im Ausland großes Aufsehen erregt hatte. Die Kaiserin von Rußland übersandte das auf Befehl des Königs in die Zeitungen eingerückte Protocoll vom 11. Dezbr. 1779 dem Senat zu Petersburg als eine merkwürdige Urkunde Königlicher höchster Justizpflege. In Frankreich verfertigte und stach der Kupferstecher Vangelisti zur Verehrung und Verewigung dieses Vorgangs einen allegorischen Kupferstich unter dem Titel : "Balance de Frédériic." S. v. Rebeur, Ueber den ungünstigen Anfang der von Carmerschen Justizverbesserung etc., Lemgo, 1789, S. 28.

271-++ Deutsche Supplemente Band. III. 225; Französische Supplemente Band III. 251.

212-+ Apostolischer etc. Commentar über die heiligen Weissagungen St. N.N., Verf. des Blaubart. Deutsche Suppl. Bd. III. 333).

413-+ Der Geh.-Rath von Taubenheim hatte dem König vorgeschlagen, die Gehalte mehrerer Unterbeamten bei der General-Tabacks-Administration herabzusetzen.

345-+ Es findet sich keine Nachricht, daß dieser Gelehrte in Berlin angekommen. S. des Königs Brief vom 25. Mai.

234-+ Derselbe, welchen d'Alembert dem König früher empfohlen hatte, von dem dieser aber nicht günstig urtheilte. (Siehe des Königs Brief an d'Alembert vom 20. Dezbr. 1777). Voltaire nahm ihn dann zu sich; er starb in seinen Armen. Er ist übrigens nicht mit dem Dichter de l'Isle zu verwechseln.

334-+ Die Wohnungen dieser fremden Officiere waren ihnen folgendergestalt angewiesen: der Herzog von York mit Gefolge in dem neuen Schlosse, der Herzog von Sachsen-Weimar in dem alten Schlosse zu Groß-Tiez, die Englischen Officiere in Klein-Tiez, die Französischen in Bohrau, die Sächsischen in Bischkowitz.

24-+ Der nachherige König Friedrich Wilhelm III.

251-++ Virgil.

349-+ Unsere Leser werden es nicht ungern sehen, wenn wir hier eine der letzten Kabinetsordres mittheilen, welche der König in Potsdam (am 16ten ganz früh vor 6 Uhr) unterzeichnete. Sie ist an die Kurmärkische Kammer gerichtet und lautet wie folgt:
"Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, lassen der ChurMärkschen Krieges- und Domainen-Cammer hierneben eine Vorstellung zusenden von der Wittwe des hiesigen KunstDrechslers Beeskoen, woraus deren Gesuch des mehrern hervorgeht; Wann es nun mit dem Gesuch um einen Geldvorschuß nur nichts ist; so hat die Cammer nachsehen zu lassen, ob derselben sonst etwa zu besserer Betreibung ihrer Profession, irgendwo auf eine Arth, zu helfen stehet, und sie so dann den vorwaltenden Umständen gemäß weiter zu bescheiden und zu bedeuten.
Potsdam, den 16. April 1786.
Friedrich."

113-+ Le Partage de la Pologne en sept dialoques en forme de Drame ou conversation entre des personnages distinqué etc. par Gotlieb Pansmouser etc., traduit de l'anglois. A Londres 64 p. 8. Es existirt davon auch eine Deutsche Uebersetzung.

240-+ Diese Schrift des Königs machte viel Aufsehen. Von den (wenigen ihm bekannten) Deutschen Schriftstellern hatten seinen Beifall - mehr oder weniger - unter den Dichtern: Gellert, Canitz, Geßner und Götz, dessen Gedicht: die Mädcheninsel, ihm vorzüglich gefallen hatte; so lobt er auch das Lustspiel: "der Postzug" von von Ayrenhoff, dagegen spricht er sich tadelnd über Göthe's "Götz von Berlichingen" aus. Beiläufig erwähnt er auch Shakspeare, und nennt seine Stücke abscheulich, entschuldigt jedoch seine "sonderbaren Ausschweifungen" (ce melange bizarre de bassesse, et de grandeur, de bouffonnerie et de tragique) mit der Zeit, in der dieser Dichter lebte. Von den Geschichtschreibern lobt er Mascow und Thomasius, von den Rednern Quandt. An den Lehrern der Geometrie findet er nichts zu tadeln. In Absicht der Theologen "will er ein ehrerbietiges Stillschweigen beobachten." Die Philosophen betreffend, so spricht der König hier eigentlich nur überhaupt von den Systemen, und sagt in Bezug auf Spinoza: "Nichts aber wird unserm Lehrer leichter sein, als dieses System von der Seite zu zerstören, da es die Existenz Gottes läugnet; er darf nur zeigen, wie jede Sache in der Welt zu einem gewissen Zweck bestimmt und auf das Vollkommenste so eingerichtet ist, diesen Zweck zu erfüllen. Alles, sogar das Wachsthum des geringsten Grashalmes, beweiset die Gottheit. Der Mensch besitzt einen Grad von Verstand, den er sich selbst nicht gegeben hat, hieraus folgt unwidersprechlich, daß das Wesen, von dem er Alles hat, noch einen viel tiefern und unermeßlichern Verstand besitzen müsse."
Am Schluß sagt der König: "Wenn wir Medicis haben, werden auch unsere Genies hervorkeimen, und die Auguste werden schon Virgile schaffen. Wir werden dann auch unsere klassischen Schriftsteller bekommen. Jeder wird sie lesen wollen; unsere Nachbarn werden Deutsch lernen, und die Höfe es mit Vergnügen hören. Und vielleicht bringen unsere guten Schriftsteller es dahin, daß unsere zur Vollkommenheit gebrachte und verfeinerte Sprache noch einst von einem Ende Europas bis zum andern geredet wird. Noch sind diese schönen Tage unserer Literatur nicht gekommen, aber sie nähern sich und er- scheinen gewiß. Ich kündige sie Ihnen an, obgleich mein Alter mir die Hoffnung nimmt, sie noch selbst zu sehen. Ich bin wie Moses, ich sehe das gelobte Land von fern, werde aber nicht selbst hineinkommen." Eine solche Schrift konnte nicht ohne Beurtheilungen bleiben, es erschienen deren bald mehrere, z. B. von dem Abt Jerusalem, von Gomperz, Assprung, Tralles, Meister, Rauquil-Lieutaud und einigen Anonymen.
Zu den Urtheilen des Königs über die Deutsche Litteratur gehört auch noch sein Schreiben an den Professor Myller. (S. unter d. 22. Febr. 1784).
von Ziegler's Asiatische Banise (Leipzig, 1688) scheint dem König theilweise gefallen zu haben. Wenigstens schreibt Grimm unter dem 23. Juni 1781 an den König: "Ich für mein Theil, Sire, werde mich immer sehr lebhaft erinnern, mit welchem Feuer Ew. Majestät mir einmal den ganzen Anfang der Asiatischen Banise vordeclamirten."
Dieser Anfang lautet: "Blitz, Donner und Hagel, als die rächenden Werkzeuge des gerechten Himmels, zerschmettere die Pracht deiner goldbedeckten Thürme, und die Rache der Götter verzehre alle Besitzer der Stadt, welche den Untergang des Königlichen Hauses befördert, oder nicht solchen nach äußerstem Vermögen, auch nicht mit Daransetzung ihres Blutes verhindert haben. Wollten die Götter, es könnten meine Augen zu donnerschwarzen Wolken und diese meine Thränen zu grausamen Sündfluthen werden. etc. etc."

253-+ Die Gemeinen hatten darauf angetragen: ihnen das alte Porstsche Gesangbuch zu lassen, sie wider die neuen Reformatoren der Bibel und des Katechismus zu schützen, und zu befehlen, daß alle von den Predigern eigenmächtig gemachte Lehrbücher abgeschafft und der Luthersche und Heidelberger Katechismus wieder eingeführt werden.

219-+ Wegen eingetretener Krankheit der venvittweten Prinzessin von Preußen war an den folgenden Sonntagen, anstatt bei ihr, Cour bei dem König.

32-+ Dieses Gedicht scheint verloren zu sein. d'Alembert nennt es in seiner Antwort: einen reizenden, dichterischen, witzigen und zugleich philosophischen Scherz.