<14>lustigen Völker in Zucht zu halten, ebenso aber ihre Nachbarn, deren abenteuernde Tapferkeit sich in Einfällen und Raubzügen entlud. Siegfried, der Schwager Kaiser Heinrichs, war nach Enzelt1 der erste Markgraf von Brandenburg im Jahre 927. Unter seiner Regierung wurden die Bistümer Brandenburg und Havelberg durch Kaiser Otto den Großen gestiftet, erst 28 Jahre nachdem dieser das Erzbistum Magdeburg gegründet hatte2.
Neun verschiedene Fürstenhäuser, die brandenburgische Markgrafen stellten, zählt man von Siegfried bis auf unsere Tage, nämlich: Sachsen, Walbeck, Stade, Plötzke, Anhalt, Bayern, Luxemburg und Meißen, zuletzt das Haus Hohenzollern, das heute noch besteht.
Unter den sächsischen Grafen verwüstete ein wendischer Fürst namens Mistiwoi die Marken völlig und verjagte ihre Herren. Kaiser Heinrich II. mußte das Land zurückerobern, die Barbaren wurden aufs Haupt geschlagen, und Mistiwoi fand mit 6 000 der Seinen den Tod. Die Markgrafen waren nun zwar wiedereingesetzt, aber eines ungestörten Besitzes von Brandenburg sollten sie sich darum doch nicht erfreuen. Jetzt gab es Kriege gegen die Wenden und andere barbarische Völker, in denen sie bald unterlagen, bald die Oberhand hatten. Ihre Macht befestigte sich erst unter Albrecht dem Bären3, dem ersten aus dem Hause Anhalt, das unter den Markgrafenhäusern das fünfte war. Kaiser Konrad III. erhob ihn zum Markgrafen, Friedrich Barbarossa zur Kurwürde etwa ums Jahr 11004. Der Wendenfürst Pribislaw, der kinderlos war, faßte eine so freundschaftliche Zuneigung zu Albrecht dem Bären, daß er ihm im Jahre 1144 die Mittelmark testamentarisch vermachte. Albrecht besaß damals die Altmark, die Mittelmark, Obersachsen, das Anhaltsche Land und einen Teil der Lausitz.
Nun kommen wir an eine Lücke in unseren Archiven: über der Geschichte der Fürsten vom anhaltinischen Stamme ruht ein nicht aufzuhellendes Dunkel. Man weiß, daß diese Linie im Jahre 1320 mit dem Tode Waldemars erlosch. Der damals regierende Kaiser Ludwig der Bayer sah in der Mark ein erledigtes Reichslehen und gab sie an seinen Sohn Ludwig, den ersten vom sechsten Markgrafengeschlechte (1323). Der hatte drei Kriege zu bestehen, einen mit den Herzögen von Pommern, die in die Uckermark einbrachen; einen mit den Polen, die die Grafschaft Sternberg verwüsteten; den dritten mit einem Betrüger, der sich den Namen Waldemars, des Oheims des letzten Anhaltiners, anmaßte, sich einen Anhang zu schaffen wußte und einige Städte in seine Gewalt bekam, aber doch zuletzt überwältigt wurde (1348). Dieser falsche Waldemar war der Sohn eines Belitzer Müllers.
1 Christoph Entzelt († 1583), Verfasser des Werkes „Altmärkische Chronica“ (1579).
2 Die Bistümer Havelberg und Brandenburg wurden 946 und 948, das Erzbistum Magdeburg 968 gegründet.
3 Kaiser Lothar belehnte 1134 Albrecht den Bären mit der Nordmark.
4 Erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ist die Kurwürde mit der Mark Brandenburg ständig verbunden.