<182> nicht zu gebrauchen. Die alten Offiziere, die seit langem an die Piken gewöhnt waren, mochten die liebgewonnene Waffe nicht aufgeben. Aber der Krieg vervollkommnet sich nun einmal, und so trennte man sich sogar von den Musketen, da die Lunten oft im Regen verlöschten. Sie wurden durch Flinten1 ersetzt.

Unter der Regierung Friedrichs I. befestigte sich auch die Disziplin derTruppen. In Flandern und in Italien gewöhnten sie sich an den Krieg. Die Offiziere, die in Flandern fochten, lernten ihr Handwerk von den Holländern, die damals unsere Lehrmeister waren. Auch die große Sauberkeit, die die englischen Truppen auszeichnete, fand Nachahmung.

Der Generalfeldzeugmeister Markgraf Philipp Wilhelm war der erste, der auf den Körperwuchs der Leute Wert legte. Die Grenadierkompagnien seines Regiments übertrafen an Größe das gewöhnliche Maß. Der Fürst von Anhalt folgte seinem Beispiel, ebenso der Kronprinz. Seitdem fingen die Offiziere an, sich ihre Leute auszusuchen, und man nahm nur noch große, gesunde und kräftige Menschen.

Alle Truppen trugen Uniform. Wer bei der Kavallerie dienen wollte, bezahlte zwar eine Summe für die Annahme, aber Waffen und Kleidung erhielt er auf Kosten der Krone.

Die Infanteristen waren im Felde außerordentlich schwer bepackt. Außer Waffen und Mantel trugen sie ihr Zelt, Tornister und spanische Reiter. Sie fochten noch in vier Gliedern.

Der Fürst von Anhalt, der unter Prinz Eugen gekämpft hatte, im Reich wie in Italien und Flandern, hatte das Waffenhandwerk gründlich studiert. Wie aus der Geschichte hervorgeht, befehligte er häufig die preußischen Hilfstruppen. Er hielt auf straffe Zucht und strenge Beobachtung der Subordination, die die Hauptstärke jeder Armee ausmacht. Doch beschränkte sich seine Fürsorge auf die Infanterie, die Kavallerie wurde sehr vernachlässigt.

Die zahlreichen Offiziere, die in festungsreichen Ländern gekämpft hatten, wo es sich nur um Angriff und Verteidigung von Städten handelt, lehrten uns endlich die Befestigungskunst. Viele erwarben hinreichende Kenntnisse, um den Angriff und die Anlage von Laufgräben leiten und eine belagerte Festung verteidigen zu können. Friedrich I. ließ Magdeburg und Wesel nach dem System von Vauban2 und Coehoorn3 befestigen. In seinem Dienste standen General Schöning4, Kommandant von Magdeburg, der dies Gebiet des Kriegswesens ausgezeichnet beherrschte, und Bodt5, dem man allerdings vorwarf, er sei mehr ein geschickter Maurer als ein kluger Ingenieur.

Die Kriege in Flandern, am Rhein und in Italien haben viele bedeutende Offiziere bei den Preußen hervorgebracht. Markgraf Karl, der in Italien starb6 bedeckte sich in der Schlacht von Neerwinden (1693) mit Ruhm. Sehr angesehen war


1 Mit Feuersteinschloß.

2 Sebastien le Prestre de Vauban (1633 — 1707), französischer Marschall und Ingenieur.

3 Baron Menno van Coehoorn (1641 — 1704), niederländischer Festungsbaumeister.

4 Generalmajor Lüdeke Ernst von Schöning.

5 Jean de Bodt (1670 — 1745), 1700 aus Frankreich in preußische Dienste berufen, die er 1728 wieder verließ.

6 Karl Philipp († 1695).