<212> unser Salz von altersher aus Holland und Frankreich. Die Vorräte, die während der Kriegsunruhen nicht erneuert werden konnten, erschöpften sich, und um ein so notwendiges Nahrungsmittel nicht entbehren zu müssen, nahm man seine Zuflucht zur eigenen Herstellung. Man fand Salzquellen in Halle, und diese lieferten genug, um Brandenburg und auch die Nachbarländer zu versorgen.

Die ersten Ansiedler in der Mark waren Holländer. Sie erweckten das zünftige Handwerk zu neuem Leben und betrieben den Verkauf hochstämmigen Holzes, das in großer Menge vorhanden war. Hatte doch der Dreißigjährige Krieg das ganze Land zu einem weiten Walde gemacht. Der Verkauf dieses Holzes bildete seitdem einen der Hauptzweige unseres Handels. Der Kurfürst gestattete sogar einigen jüdischen Familien, sich in seinem Staate niederzulassen. Die Nachbarschaft Polens machte ihre Dienste wertvoll, um unsere Ausschußwaren dort abzusetzen.

Zu jener Zeit trat ein Ereignis ein, das die Pläne des Großen Kurfürsten beträchtlich förderte. Ludwig XIV. hob (1685) das Edikt von Nantes auf, und mindestens 400 000 Franzosen verließen ihr Land. Die Reichsten wanderten nach England und Holland aus; die Ärmsten, aber Fleißigsten kamen nach Brandenburg, etwa 20 000 an der Zahl. Sie halfen unsere verödeten Städte neu bevölkern und brachten uns alle die Manufakturen, die uns fehlten.

Um beurteilen zu können, welche Vorteile dem Staat aus ihrer Ansiedlung erwuchsen, müssen wir im einzelnen betrachten, was unsere Manufakturen vor dem Dreißigjährigen Kriege waren, und was sie nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes wurden. Unser Handel beruhte seit alter Zeit auf dem Verkauf von Getreide, Wein und Wolle. Es bestanden zwar noch einige Tuchfabriken, aber sie waren wenig bedeutend. Zur Zeit Johann Ciceros gab es im ganzen Lande nur 700 Tuchwalker. Während der Regierung Joachims II. unterdrückte Alba tyrannisch die Freiheit der Niederlande. Die kluge Königin Elisabeth von England machte sich die Torheit ihrer Nachbarn zunutze, indem sie die Fabrikanten aus Gent und Brügge in ihr Land zog. Dort verarbeiteten sie die englische Wolle und erreichten es, daß deren Ausfuhr verboten wurde. Unsere Fabriken hatten bisher nur durch die Mischung englischer Wolle mit der einheimischen gutes Tuch erzielt, und als jene in Wegfall kam, ging unser Tuch zurück. Die Kurfürsten August und Christian von Sachsen1 folgten dem Beispiel der Königin Elisabeth, indem sie flämische Handwerker in ihr Land zogen, wo sie die Manufakturen zum Aufblühen brachten. Der Mangel an ausländischer Wolle, der Rückgang unserer Fabriken und das Wachstum derer unserer Nachbarn veranlaßten den brandenburgischen Adel, seine Wolle ans Ausland zu verkaufen, wodurch unsere Manufakturen fast vollständig zugrunde gingen. Um ihnen wiederaufzuhelfen, verbot Johann Sigismund die Einfuhr fremder Tuche in seinen Staaten. Aber das Verbot erwies sich als ungünstig; denn die brandenbur-


1 August (1553 — 1586); Christian I. (1586 — 1591).