<222>spiels abgelenkt, keinerlei feste Form an. Darum müssen in Monarchien die Ein_ richtungen, die den Wechselfällen der Jahrhunderte standhalten sollen, so tiefe Wurzeln haben, daß man sie nicht ausreißen kann, ohne zugleich die festesten Grundlagen des Thrones zu erschüttern.
Aber alles Menschenwerk ist unbeständig und vergänglich. Die Umwälzungen, die die Monarchien und Republiken heimsuchen, haben ihre Ursache in unumstößlichen Naturgesetzen. Die menschlichen Leidenschaften müssen als Triebfedern dienen, um immer neue Dekorationen auf die große Lebensbühne zu bringen. Der Wagemut der einen reißt an sich, was die Schwäche der anderen nicht verteidigen kann. Ehrsucht stürzt Republiken, und die List triumphiert bisweilen über die Einfalt. Ohne jene großen Umwälzungen bliebe die Welt stets die gleiche. Es gäbe keine neuen Ereignisse, keine Gleichartigkeit im Schicksal der Nationen. Einige Völker würden immer auf der Höhe der Kultur und glücklich sein und andere immer in tiefer Barbarei und unglücklich.
Wir sehen Monarchien entstehen und vergehen, wilde Völker Gesittung annehmen und zu Vorbildern anderer Nationen werden. Könnten wir daraus nicht den Schluß ziehen, daß das Leben der Völker, wenn man so sagen darf, ähnlich verläuft wie die Bahn der Gestirne, die, nachdem sie in zehntausend Jahren den ganzen Himmelsräum durchmessen haben, sich wieder an dem Punkte befinden, von dem sie ausgegangen sind? Unsere guten Tage werden kommen, wie die der anderen. Unsere Hoffnungen sind um so berechtigter, da wir einige Jahrhunderte länger der Barbarei unseren Tribut entrichtet haben als die Südländer. Diese köstlichen Zeiten künden sich an durch die Zahl der großen Männer auf allen Gebieten, die auf einmal geboren werden. Glücklich die Fürsten, die unter so günstigen Verhältnissen zur Welt kommen! Tugenden, Talent und Genie tragen sie gemeinsam empor zu großen und erhabenen Taten.