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Da die alten Verbindungen des Kurfürsten mit Schweden und Frankreich durch den eben mit Polen geschlossenen Frieden zerrissen waren, fand er es ratsam, für neue Bündnisse zu sorgen, und schloß einen Vertrag mit dem Kaiser und dem König von Dänemark1. Demzufolge verpflichtete sich Ferdinand III.2 6 000 Mann zu stellen, und Friedrich Wilhelm versprach ein Kontingent von 3 500 Mann für den Kontrahenten, der des Beistands bedürfen sollte. Erzherzog Leopold, den sein Vater schon im Jahre 1653 trotz der Goldenen Bulle und gegen die Absicht der meisten Reichsfürsten zum römischen König hatte wählen lassen3, bestieg jetzt den Kaiserthron, der durch den Tod Ferdinands III. frei geworden war.

Der König von Schweden war indessen empört, daß der Kaiser und der König von Dänemark seine Anschläge auf Polen im Keim erstickt hatten. Er rächte sich durch einen Überfall auf Seeland und zwang den König von Dänemark zur Unterzeichnung des Friedens von Roeskilde (1658). Aber kaum war der Friede geschlossen, als der König von Dänemark ihn schon brach. Die wiedererlangte Freiheit zerstörte das Werk des Zwangs. Obwohl Friedrich III. von Dänemark der Angreifer war, bat er den Kaiser und den Kurfürsten um Hilfe wider Schweden und erhielt sie auch.

Als Friedrich Wilhelm daran ging, den König von Dänemark zu unterstützen, setzte er während seiner Abwesenheit den Fürsten von Anhalt4 zum Statthalter in seinen Staaten ein. Mit seiner Reiterei und 3 000 kaiserlichen Kürassieren brach er von Berlin auf. Er warf die Schweden, die in Holstein standen, über die Eider zurück und legte brandenburgische und kaiserliche Besatzung nach Gottorp. Nachdem er die Schweden von der Insel Aland vertrieben hatte, ließ er seine Truppen Winterquartiere in Jütland beziehen.

Im folgenden Jahr (1659) eröffnete er den Feldzug mit der Einnahme von Fredriksodde und der Insel Fanoe. Aber seine Unternehmung gegen die Insel Fünen schlug fehl, da acht schwedische Kriegsschiffe die mit seinen Landungstruppen besetzten Barken auseinandersprengten.

Um die schwedischen Streitkräfte mehr zu zersplittern, rückte de Souches mit den Kaiserlichen und 2 000 Brandenburgern5 in Vorpommern ein. Er und Starhemberg6 bemächtigten sich einiger Städtchen auf der Insel Wollin und eröffneten die Belagerung Stettins. Würtz, der dort Kommandant war, wehrte sich tapfer. Das Gerücht dieser Unternehmung drang auch nach Dänemark, wo Mangel die Schweden kommandierte. Er eilte Pommern zu Hilfe, landete in Stralsund, überfiel 200 Brandenburger auf der Insel Usedom und warf 1 600 Mann Hilfsruppen nach Stettin. Würtz ließ diese Verstärkung nicht müßig gehen. Er machte einen wütenden


1 Mit Leopold I., dem Nachfolger des 1657 gestorbenen Kaisers Ferdinand III., am 14. Februar 1658, mit Friedrich III. von Dänemark am 30. Oktober 1657.

2 Leopold I. (vgl. Anm. 1).

3 Nicht Leopold, sondern sein 1654 gestorbener älterer Bruder Ferdinand war gewählt worden.

4 Fürst Johann Georg († 1693).

5 Anmerkung des Königs: „Graf Dohna Christian Albrecht führte die Truppen des Kurfürsten.“

6 Graf Rüdiger von Starhemberg, der spätere Verteidiger Wiens.