<79> wenn der Schwede nicht schleunigst seine Schiffe bestiegen und sich nach Stralsund gerettet hätte.

Zu Anfang des Feldzugs 1676 erschienen in der Ostsee zwei mächtige Flotten, blockierten die Schweden in ihren Häfen und hinderten sie, Hilfstruppen nach Pommern zu schicken. Die eine war von den holländischen Bundesgenossen zu Hilfe gesandt worden; ihr Befehlshaber war Admiral Tromp, der größte Seeheld seines Jahrhunderts. Die andere kam vom König von Dänemark; sie stand unter dem Befehl des Admirals Juel, der sich kaum geringeren Rufes erfreute. Auch die brandenburgischen Kaperschiffe zeichneten sich in diesem Kriege aus und gewannen den Schweden manche Prise ab.

Die schwedische Nation sah, daß sie unmöglich all den Feinden widerstehen könnte, die sie sich auf den Hals gezogen hatte. Sie versuchte es daher mit einigen Friedensvorschlägen, um den Kurfürsten von seinen Verbündeten zu trennen und ihn vielleicht gar mit ihnen zu überwerfen. Folgendermaßen ging Schweden zu Werke.

Wangelin, der in Rathenow gefangen genommen war, machte etliche Eröffnungen, versprach Großes und suchte mit allen Mitteln, wie die Staatskunst sie an die Hand gibt, den Kurfürsten zur Aussöhnung mit Schweden zu verlocken. Allein Friedrich Wilhelm ließ sich auf keine Verhandlung ein, sondern verwarf jene Vorschläge, die seinem Ruhm so zuwiderliefen. An der Spitze seiner Truppen eroberte er Anklang trotz dem Widerstand des Generals Königsmark. Darauf wandte er seine siegreichen Waffen gegen Stettin, begnügte sich aber mit einer Blockade, da die Jahreszeit zu weit vorgeschritten war, um eine förmliche Belagerung zu eröffnen.

Der folgende Feldzug setzte mit einer Seeschlacht ein, in der die schwedische Flotte durch die dänische besiegt wurde1 Karl XI., der bis dahin noch unter Vormundschaft gestanden hatte, war nun volljährig geworden und begann als König aufzutreten. Er stellte sich an die Spitze seines Heeres und machte sein Probestück, indem er die bekannte Schlacht bei Lund in Schonen gewann2. Christian V. ward in die Flucht geschlagen, nachdem er 6 000 Mann auf dem Platz gelassen hatte.

Das Glück, das die Schweden gegenüber dem König von Dänemark hatten, hielt dem Kurfürsten gegenüber nicht stand. Der Feldzug in Pommern wurde für die Schweden einer der unglücklichsten.

Der Kurfürst, der während des Winters Stettin eingeschlossen gehalten hatte, ließ am 6. Juni 1677 die Laufgräben vor der Stadt eröffnen. Die Brandenburger griffen vom linken Oderufer aus an. Die Lüneburger, die sich dem Kurfürsten angeschlossen hatten, schoben ihre Gräben vom rechten Ufer aus vor. Die Belagerung dauerte von der Eröffnung der Laufgräben ab sechs Monate. Die Befestigungen von Stettin bestanden aus Erdwällen, die von einem Graben umgeben und durch einen schlechten


1 Die Seeschlacht bei Oland hatte schon am 11. Juni 1676 stattgefunden; eine neue schwedische Niederlage folgte am 20. Juli 1677 in der Kjöger Bucht.

2 14. Dezember 1676.