Bemerkenswert ist, daß Friedrich 1775 im Anschluß an die Darstellung der Polnischen Teilung daran ging, sein gesamtes Werk von 1740 ab einer neuen Durchsicht zu unterziehen. Er nahm die Redaktion von 1746 vor, um sie neu zu gestalten: so entstand die „Geschichte meiner Zeit“, wie er die neue Fassung nannte. Eine Bearbeitung der „Geschichte des Siebenjährigen Krieges“ sollte folgen, doch seine schwere Erkrankung vereitelte diesen Plan.
Das letzte Zeugnis der historiographischen Tätigkeit Friedrichs bildet endlich ein kurzer Aufsatz von 1784, der einen Rückblick auf die letzten fünf Jahre wirft, aber nicht mehr ausgearbeitet worden ist.
Nach diesem Überblick über die äußere Entstehung seiner historischen Schriften wenden wir uns der Arbeitsmethode des Königs zu. In allen Vorreden zu seinen Geschichtswerken betont er, daß Wahrheit das erste Gesetz für den Historiker sei. Er beruft sich darauf, daß die Originale der Briefe und Verträge in den Archiven seine Darstellungen beglaubigen würden. Und in der Tat sind sie auf urkundlicher Grundlage aufgebaut.
Friedrich selbst hat eine Reihe von Akten eingesehen. So ließ er sich 1742 für die „Memoiren“ eine Reihe von Archivalien nach Potsdam kommen. Gleiches geschah, obwohl in beschränkterem Umfange, für die Abfassung der Geschichte des Zweiten Schlesischen und des Siebenjährigen Krieges. Er forderte die aus seinem Kabinett hervorgegangenen Manifeste, die aus seiner Feder stammenden Kriegsberichte ein. In der Hauptsache aber hat er seine Beamten herangezogen. Eine Fülle von Erlassen liegt darüber vor. Er wendet sich, wie Posner ausführlich schildert, an seine Minister, an die Beamten des Archivs mit bestimmten Fragen, verlangt über die Punkte, auf die es ihm ankommt, bald schnelle einfache Auskunft, bald Berichte in Gestalt bereits verarbeiteter Aktenauszüge, die sich zu förmlichen Denkschriften auswachsen. Dafür ein Beispiel. Im März 1746 läßt er sich die Korrespondenz kommen, die er mit König Ludwig XV. seit Juni 1744 geführt hat, und fordert gleichzeitig von dem Kabinettsminister Graf Podewils einen „kurzen französischen Extrait oder Précis“ der Verhandlungen seines damaligen Vertreters in Paris. Mit dem Oktober 1744 sollte der Bericht beginnen, „so kurz und summarisch als möglich“ gefaßt sein und endlich auch über den Erfolg der Unterhandlung aufklären.
Stets richtet der König seine Fragen an die sachkundigste Stelle. Der Präsident der Akademie, Maupertuis, muß Auskunft erteilen über Daten zur Geistesgeschichte, die Kabinettsminisier Podewils, Finckenstein und Hertzberg über politische Vorgänge, Fürst Leopold von Dessau über das alte brandenburgische Heerwesen. Das Münzdepartement beim Generaldirektorium wird angewiesen, einen Überblick über das Münzwesen von 1640 bis 1740 zu liefern. Die Kurmärkische Kammer hat eine Übersicht über die Bevölkerung und Besiedlung der Kurmark anzufertigen. Scharf sind die Fragen formuliert, genau ist angegeben, worauf es ankommt. Vergleichende