<VI> Wilhelm I. und der Abhandlungen über die Erwerbungen, die Finanzen und das Heerwesen Brandenburgs. Die ursprünglich nur für die Freunde bestimmten Gedichte folgten erst 1760, unter dem Titel „Poésies diverses“, nachdem sie durch böswilligen Nachdruck in Frankreich bekannt geworden waren.
Erst nach dem Tode des Königs wurden seine übrigen Werke der Öffentlichkeit übergeben. Um zwei Ausgaben handelt es sich. Die erste sind die ,„Œuvres posthumes“,1 die seinen Nachlaß brachten, Korrespondenzen und Schriften, die bisher noch nicht gedruckt waren. Die zweite ist die große dreißigbändige Ausgabe der „Œuvres de Frédéric le Grand“, die J. D. E. Preuß im Auftrag der Berliner Akademie der Wissenschaften während der Jahre 1846 bis 1856 besorgte. Schwerwiegende Mängel hafteten der ersten Sammlung an: einige Schriften waren mit Absicht unterdrückt, andere von apokrypher Natur, denen Friedrich vollkommen fernstand, dagegen aufgenommen. Der Text hatte vielfach eine stilistische Überarbeitung erfahren. Noch schlimmer waren die großen Streichungen, die vor allem in den historischen Schriften aus politischen Rücksichten vorgenommen waren. Demgegenüber bedeutet die akademische Ausgabe einen außerordentlichen Fortschritt, obwohl auch sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann und andere bedenkliche Mängel aufweist, die durch spätere Neuausgaben einzelner Teile und anderweit erschienene Ergänzungen zum Teil ausgeglichen sind.
Die „Œuvres posthumes“ hatten durch zahllose Nachdrucke und durch deutsche Übersetzungen die weiteste Verbreitung gefunden. Mit der Katastrophe von 1806 und dem Zusammenbruch des preußischen Staates kam dann aber die Zeit, da Friedrichs Andenken immer stärker verblich. Erst allmählich trat der Wandel ein. Man fing an, seine weltgeschichtliche Größe und seine hohe nationale Bedeutung wieder zu würdigen. Ihren sichtbaren Ausdruck fand dieser Wandel der Auffassung in dem Erscheinen der akademischen Ausgabe seiner Werke. Doch infolge des großen Umfangs war ihre Verbreitung nur auf einen kleinen Kreis beschränkt. Lediglich eine Auswahl aus seinen Schriften wurde bisher ins Deutsche übersetzt, und so blieben sie im großen und ganzen der Allgemeinheit fremd.
Die Werke Friedrichs umfassen historische, militärische, politische, literarische Schriften, zu denen noch die Poesien hinzukommen. Für diese Gruppen dürfen wir auf die Einleitungen zu den einzelnen Bänden verweisen, deren Aufgabe es ist, kurz die Entstehungsgeschichte der Schriften zu schildern und einige besondere Gesichtspunkte hervorzuheben, die zur Erleichterung ihres Verständnisses beitragen.
Nur die historischen Werke erfordern eine besondere Betrachtung. Dabei handelt es sich zunächst um einen orientierenden Überblick über die Gesamtleistung Friedrichs, sodann aber darum, einen tieferen Einblick in sein Schaffen zu gewinnen.2
1 Sie erschienen 1788 in 15 Bänden, zu denen noch 6 Ergänzungsbände kamen.
2 Vgl. Volz, Friedrich der Große am Schreibtisch (Hohenzollern-Jahrbuch 1909).