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Albrecht Achilles
(1470 — 1486)

Abrecht wurde wegen seiner Tapferkeit und Klugheit Achilles und Ulysses genannt. Er war 56 Jahre alt, als sein Bruder ihm die Regierung überließ. Seine glänzendsten Taten hatte er noch als Burggraf von Nürnberg vollbracht. Als Markgraf von Bayreuth und Ansbach führte er Krieg mit Herzog Ludwig dem Bärtigen von Bayern und machte ihn selbst zum Gefangenen. Er gewann acht Schlachten gegen die Nürnberger, die sich empört und ihm die Rechte als Burggraf streitig gemacht hatten. Sein Leben einsetzend, entriß er einem Nürnberger Fähnrich die Standarte und kämpfte allein gegen sechzehn Mann, bis die Seinen ihm Beistand brachten. Er nahm die Stadt Gräfenberg ein, wie Alexander die Hauptstadt der Oxydraken genommen hatte: allein sprang er von der Mauer hinab in die Stadt und kämpfte, bis seine Truppen die Tore erstürmt hatten und ihm zu Hilfe kamen.

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Durch das Vertrauen, das Kaiser Friedrich III. ihm bewies, beherrschte Albrecht fast das ganze Reich. Er führte die kaiserlichen Heere gegen Herzog Ludwig den Reichen von Bayern, gegen Karl den Kühnen von Burgund, der Neuß belagerte, und bewog diesen zum Friedensschluß. Das war die Unterhandlung, die ihm den Beinamen Ulysses eintrug. Stets aber verdiente er den des Achilles, in den Kämpfen an der Spitze seiner Truppen wie in den Kampfspielen, den Abbildern des Krieges, die zu jener Zeit so stark in Brauch waren. In siebzehn Turnieren gewann er den Preis und wurde niemals aus dem Sattel gehoben.

Die Sitte dieser Kampfspiele scheint französischen Ursprungs zu sein21-1. Vielleicht haben die Mauren mit ihrer romantischen Ritterlichkeit sie eingeführt, als sie Spanien überfluteten. Aus der Geschichte Frankreichs ersieht man, daß ein gewisser Gottfried von Preuilly, der ums Jahr 1060 lebte, die Turniere erneuerte. Indessen hat schon Karl der Kahle, der um 844 lebte, Kampfspiele in Straßburg abgehalten, als sein Bruder Ludwig der Deutsche ihn dort besuchte. Seit 1114 griff die Sitte auch nach England hinüber, und König Richard von Großbritannien führte sie 1194 in seinem Reich ein. Johann Kantakuzenos erzählt, daß diese aus Gallien stammenden Kampfspiele auch im Jahre 1226 bei der Hochzeit der Anna von Savoyen mit dem griechischen Kaiser Andronikos Paläologos stattgefunden hätten. Dabei kamen die Kämpfer oft ums Leben, wenn sie bis zum äußersten aufeinander losgingen. Bei Henry Knighton liest man von einem Turnier; das 1274 zu Châlons bei einer Zusammenkunft König Eduards I. von England und des Herzogs von Burgund stattfand. Dabei blieben viele englische und burgundische Ritter auf dem Platze.

Nach Deutschland kamen die Turniere im Jahre 1136. Vom einen Ende Europas bis zum andren sandten die Ritter einander Fehdebriefe zu, und nur solche, die den Ritterschlag erhalten hatten, durften dergleichen Herausforderungen ergehen lassen. Ihre Briefe besagten ungefähr, daß dieser oder jener Fürst, der trägen Muße überdrüssig, den Kampf wünsche, um seinen Mut zu stählen und seine Gewandtheit kundzutun. Sie gaben die Zeit an, die Zahl der Ritter, die Art der Waffen, den Ort, wo das Turnier stattfinden sollte, und bestimmten, daß der besiegte Ritter dem Sieger eine goldene Armspange, seinem Knappen eine silberne geben sollte.

Die Päpste erhoben Einspruch gegen diese gefährliche Kurzweil. Innozenz II. (1140) und dann auf dem Lateranischen Konzil (1179) Alexander III. schleuderten den Bannstrahl und verhängten die Exkommunikation über alle, die solchen Kämpfen beiwohnten. Aber so gehorsam man auch sonst den Päpsten war, sie vermochten gegen den verhängnisvollen Brauch doch nichts auszurichten. Ein falscher Ruhmesbegriff und eine falsche Galanterie halfen ihm zu weiter Verbreitung. Bei der Roheit der Sitten erlangte er die Bedeutung von Schauspiel, Unterhaltung und Beschäftigung zugleich, gemäß der Barbarei jener Zeitläufte, in denen er entstand.<22> Nach den Bannsprüchen erwähnt die Geschichte noch das Turnier Karls VI. von Frankreich, das in Cambrai 1385 abgehalten wurde, das Turnier Franz I. zwischen Ardres und Guines (1520) und das Pariser von 1559, wo Heinrich II. durch einen Splitter von der Lanze des Grafen Montgomery so schwer am Auge verletzt wurde, daß er elf Tage später starb.

Wie man sieht, war es damals ein großes Verdienst Albrecht Achills, in siebzehn Turnieren den Preis errungen zu haben; denn in jenen rohen Zeiten machte man ebensoviel Aufhebens von der körperlichen Gewandtheit wie zur Zeit Homers. Unser aufgeklärtes Jahrhundert schätzt weniger den kriegerischen Sinn als die Gaben des Geistes und jene Tugenden, die den Menschen schier über sich selbst erheben, da sie ihm die Kraft verleihen, seine Leidenschaften niederzuzwingen, und ihn wohltätig, hochherzig und hilfreich machen.

Albrecht Achill vereinte also 1470, nach seines Bruders Abdankung, seine fränkischen Besitzungen mit der Kurmark. Nachdem er die Regierung übernommen hatte, schloß er, im Jahre 1473, mit den Häusern Sachsen und Hessen eine Erbverbrüderung, die die gegenseitige Erbfolge in ihren Staaten für den Fall bestimmte, daß eine der Linien erlöschen sollte22-1. Im selben Jahre teilte er seine eigne Hinterlassenschaft unter seine Söhne22-2. Die Kurmark fiel an Johann Cicero; der zweite Sohn, Friedrich, erhielt Ansbach, der jüngste, Sigismund, Bayreuth. Danach legte Albrecht 1476 die Kurwürde zugunsten Johann Ciceros nieder22-3. Seine Tochter Barbara, die den Herzog Heinrich von Glogau und Krossen heiratete, brachte diese Herrschaft an das Haus Brandenburg. In ihrem Ehevertrag war festgesetzt, falls Herzog Heinrich kinderlos stürbe, sollte der Kurfürst das Recht haben, jährlich fünfzigtausend Dukaten im Herzogtum Krossen zu erheben. Der Fall trat ein. Johann Cicero ergriff Besitz von der Stadt Krossen und hielt die Erwerbung fest.

Albrecht Achills zweiter Sohn, Friedrich der Alte, Markgraf von Ansbach, war der Vater jenes Albrecht, der das Herzogtum Preußen von König Sigismund von Polen empfing, und jenes Georg, der vom König von Böhmen das Fürstentum Jägerndorf erhielt. Es wird nicht unangebracht sein, bei dieser Gelegenheit zu berichten, daß Markgraf Georg von Ansbach und Jägerndorf mit den Herzögen von Oppeln und Ratibor ein Abkommen traf, wonach die Überlebenden die beerben sollten, die kinderlos starben. Die beiden Herzöge hinterließen keine Nachkommen, und Georg trat die Erbschaft an. Ferdinand aber, Karls V. Bruder und Erbe des Königreichs Böhmen, entriß dem Markgrafen Georg die Herzogtümer Oppeln und Ratibor. Zur Entschädigung versprach er ihm eine Summe von 130 000 Gulden, die aber niemals bezahlt wurde.


21-1 Der folgende Exkurs beruht auf dem Artikel „Turnier“ im „Dictionnaire historique et géographique“ von Louis Moréri († 1680).

22-1 Die Erbherbrüberung war bereits 1457 geschlossen worden.

22-2 Gemeint ist die Dispositio Achillea.

22-3 Johann Cicero wurde Statthalter in der Mark.