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Johann Cicero
(1486 — 1499)

Den Beinamen erhielt er wegen seiner angeborenen Beredsamkeit. Er versöhnte drei Könige, die sich um Schlesien stritten, nämlich Wladislaw von Böhmen, Kasimir von Polen und Matthias von Ungarn.

Johann Cicero und der Kurfürst von Sachsen rücken mit 6 000 Reitern in Schlesien ein und erklärten: wer von den drei Königen ihren Friedensworten kein Gehör schenkte, dessen Feinde würden sie sein. Johann Ciceros Beredsamkeit — so erzählen wenigstens die Chroniken — brachte den Vergleich zustande, wonach die Könige von Böhmen und Ungarn Schlesien und die Lausitz untereinander teilten. Ich wünschte, man hätte noch andere Beispiele von der Beredsamkeit dieses Fürsten überliefert. Denn im vorliegenden Fall scheinen mir die 6 000 Reiter das stärkste Beweismittel zu sein. Ein Fürst, der Streitigkeiten mit Waffengewalt entscheiden kann, ist allemal ein großer Dialektiker — ein Herkules, der mit Keulenschlägen überredet.

Johann Cicero hatte Krieg gegen den Herzog von Sagan zu führen, der Ansprüche auf das Herzogtum Krossen erhob. Der Kurfürst schlug ihn bei Krossen und nahm ihn selbst gefangen. Von den Sitten der Zeit erhält man eine Vorstellung durch diesen Herzog Johann von Sagan, der so grausam war, einen Bruder, mit dem er sich entzweit hatte, dem Hungertode zu weihen.

Johann Cicero starb im Jahre 1499. Er hinterließ zwei Söhne. Der eine, Joachim, folgte ihm in der Kurwürde, während der zweite, Albrecht, Kurfürst von Mainz und Erzbischof von Magdeburg wurde.