III
Das Heerwesen
von seinen Anfangen bis zum Ende der Regierung Friedrich Wilhelms I.
Die ersten Kurfürsten aus dem Hause Brandenburg unterhielten kein stehendes Heer. Sie hatten nur eine berittene Leibwache von hundert Mann und ein paar Fähnlein Landsknechte, die auf die Burgen und festen Plätze verteilt waren, und deren Zahl sie je nach Bedarf erhöhten oder verminderten. Stand ein Krieg zu befürchten, so boten sie und die Stände den Heerbann auf, d. h. sie bewaffneten sozusagen das ganze Land. Der Adel stellte die Reiterei, seine Lehnsleute das Fußvolk, in Schlachthaufen geordnet.
Diese Art der Aushebung und Zusammensetzung der Heere war damals in Europa allgemein üblich. Die Gallier, die Germanen und die Briten hatten es stets so gehalten, und noch heute ist es Brauch bei den Polen. Sie nennen dies allgemeine Volksaufgebot „Pospolite ruszenie“. Auch die Türken haben die alte Gepflogenheit beibehalten. Neben einem stehenden Heer von 30 000 Janitscharen bewaffnen sie im Kriegsfalle stets die Bewohner Kleinasiens, Ägyptens, Arabiens und Griechenlands, die unter ihrer Herrschaft stehen.
Doch kehren wir zur brandenburgischen Geschichte zurück. Als Johann Sigismund auf den baldigen Eintritt des Erbfalles in Jülich und Berg173-1 rechnete, sah er die Notwendigkeit voraus, seine Rechte mit Waffengewalt durchzusetzen. Daher ordnete er ein allgemeines Aufgebot von 787 Reitern an, die sich am Sammelplatze einfanden, und wählte aus ihnen 400 der Gewandtesten aus. Ferner stellte der Adel 1 000 Mann Fußvolk, ungerechnet die Pikeniere unter dem Kommando des Obersten Kracht173-2. Auch die Städte schickten 2 600 Mann ins Feld. Diese Truppen wurden auf Kosten der Stände verpflegt; ihren Sold erhielten sie gewöhnlich nur auf drei Monate, nach deren Verlauf jeder in seine Heimat zurückkehrte. Der Kurfürst ernannte die Offiziere. Sobald die Notwendigkeit der Kriegsbereitschaft aufhörte, wurden die Truppen sogleich entlassen.
Die stürmische Regierungszeit Georg Wilhelms bietet mehrere Beispiele dieser Art von Rüstungen.
<174>Im Jahre 1620174-1, während des Dreißigjährigen Krieges, warben die Stände Truppen an und ermächtigten sie, sich die Mittel zu ihrem Unterhalt im ganzen Lande beizutreiben. Die Bauern wurden angewiesen, ihnen je einen Pfennig zu geben, so oft sie betteln kamen, und sie durchzuprügeln, wenn sie sich damit nicht begnügten. Was war der Erfolg dieses lächerlichen Verfahrens? Der Herrscher züchtete sich statt Soldaten eine Horde von Bettlern.
Im Jahre 1623 befahl der Hof durch ein Edikt allen Untertanen mit Ausnahme der Priester und Schöffen, sich mit Waffen und Gepäck an einem näher bezeichneten Ort einzufinden, wo sie von Kommissaren einer Musterung unterzogen werden sollten. Aus ihnen wurden 3 900 Mann ausgewählt, die man in 25 Kompagnien Infanterie und 10 Schwadronen einteilte.
Nach dem Frieden von Prag (1635) bewog Graf Schwarzenberg Georg Wilhelm, seine Truppen zu verstärken. Die Mittel zu ihrem Unterhalt sollten Subsidien liefern, die Spanien und der Kaiser zahlten. Nach dem Plan des Ministers sollte das Heer auf 25 000 Mann gebracht werden. Die Aushebungen fanden statt, und die Truppen leisteten dem Kaiser und dem Kurfürsten den Treueid. Bei ihrer Musterung in Neustadt-Eberswalde (1638) wurde eine Zählung vorgenommen, die folgendes Ergebnis hatte:
Infanterie | ||
Rang der Führer | Namen der Regimenter | Anzahl der Fußsoldaten |
General | Klitzing174-2 | 850 |
Obersten | Kracht174-3 | 960 |
Burgsdorff174-4 | 1 300 | |
Dargitz174-5 | 700 | |
Volckmann174-6 | 700 | |
Dietrich Kracht | 660 | |
Rochow174-7 | 980 | |
Oberstleutnants | Mengzeis | 550 |
Waldow174-8 | 1 300 | |
Kehrberg174-9 | ||
Gesamtzahl der Fußsoldaten | 8 000 |
Kavallerie | ||
Führer | Namen der Regimenter | Anzahl der Reiter |
Obersten | Hans Rochow | 500 |
Ehrentreich Burgsdorff175-1 | 500 | |
Oberstleutnants | Potthausen175-2 | 500 |
Schapelow175-3 | 350 | |
Goldacker175-4 | 160 | |
Erichson175-5 | 350 | |
Vorhauer175-6 | 190 | |
Dragoner | 350 | |
Gesamtzahl der Reiter | 2 900 |
Klitzing, der diese Armee befehligte, ist der erste General, den die Geschichte Brandenburgs nennt. Die Truppen wurden je nach den Zeitläuften, Mitteln und Gelegenheiten vermehrt oder vermindert, doch überstieg ihre Fahl niemals 11 000 Mann. Bei seinem Tode hinterließ Georg Wilhelm seinem Sohne folgende Armee:
Infanterie | Kavallerie | ||
Namen der Regimenter | Anzahl der Soldaten | Namen der Regimenter | Anzahl der Soldaten |
Burgsdorff175-7 | 800 | Goldacker175-11 | 900 |
Kracht175-8 | 600 | Lütkke175-12 | 600 |
Volckmann | 800 | Rochow175-13 | 1 000 |
Trott175-9 | 1 200 | ||
Goldacker175-10 | 200 | ||
Gesamtzahl d. Fußsoldaten | 3 600 | Gesamtzahl der Reiter | 2 500 |
Friedrich Wilhelm kam unter den traurigsten Verhältnissen zur Regierung. Um seinen von Geld und Menschen entblößten Provinzen wieder aufzuhelfen, nahm er Truppenentlassungen vor. Die Kavallerie, die sich weigerte, den ordnungsmäßigen<176> Eid zu leisten, wurde verabschiedet. Um sich dem Kaiser gefällig zu erweisen, trat ihm der Kurfürst 2 000 Reiter ab. Er behielt nur 200 Reiter und 2 000 Mann Fußvolk, die das Leibregiment, sowie die Regimenter Burgsdorff, Trott und Ribbeck176-1 bildeten.
Friedrich Wilhelm war der erste Kurfürst, der ein stehendes Heer unterhielt. Die Infanteriebataillone setzten sich aus 4 Kompagnien zu je 150 Mann zusammen. Ein Drittel der Bataillone war mit Piken, der Rest mit Musketen bewaffnet. Die Infanterie trug Uniformen und Mäntel. Die Reiter versahen sich selbst mit Waffen und Pferden. Sie trugen halbe Rüstung176-2, rückten schwadronsweise ins Feld und führten vielfach Kanonen mit.
Im Jahre 1651 entstand ein Streit zwischen dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafen von Neuburg wegen der klevischen Erbschaft176-3. Aus diesem Anlaß vermehrte der Kurfürst seine Truppen. Er hob 52 Kompagnien Kavallerie und 82 Kompagnien Infanterie aus. Auch trat Graf Wittgenstein176-4 in seine Dienste mit den Kavallerieregimentern Wittgenstein, Storckow und Osten, und den Infanterieregimenten Pissart, Hanau und Maillard. Nach Beilegung der Zwistigkeiten mit dem Pfalzgrafen entließ der Kurfürst die Mehrzahl seiner Truppen.
Kurz darauf (1655) brach ein Krieg zwischen Karl Gustav und der Republik Polen aus176-5, der zu neuen Aushebungen führte. Mit Hilfe schwedischer Subsidien gab sich der Kurfürst alle Mühe, eine Armee auf die Beine zu bringen. Nach den Archiven belief sich damals die Kavallerie auf 14 400 Pferde. Diese Zahl scheint stark übertrieben. Was sie dennoch glaublich machen könnte, sind die Namen der Führer und der Truppenteile, die uns erhalten geblieben sind. Es waren dies die Garden, die Generale Waldeck, Kannenberg176-6, Derfflinger176-7, die Obersten Lottum, Spaen, Siegen, Manteuffel, Schenck, Wallenrodt, Strantz, Reinau, Halle, Eller, Quast, und die Dragonerregimenter Waldeck, Kanitz, Kalckstein, Lesgewang, Lehndorff, Sack und Schlieben. Da der Kurfürst die Absicht hatte, die Polen anzugreifen, deren Hauptsiärke in der Kavallerie lag, ist es wohl möglich, daß er sie mit gleichen Waffen bekämpfen und ihnen ein Korps entgegenstellen wollte, das imstande war, ihnen Respekt einzuflößen. Seine Infanterie belief sich auf 10 600 Mann. Sie bestand aus der Leibgarde, dem Regiment des Feldzeugmeisiers Sparre176-8, sowie den Regimentern Waldeck, Trott, Graf Waldeck, Kalckstein, Klingsporn, Dobeneck, Götze, Hugt und Eulenburg. Während des ganzen Krieges, den der Kurfürst mit den Schweden gegen Polen führte, hatte Waldeck als Generalleutnant den Oberbefehl über die branden<177>burgischen Truppen177-1. Ein Teil der Armee folgte dem Kurfürsten nach Polen; der Rest wurde in den Provinzen verteilt.
Nachdem Friedrich Wilhelm mit Polen Frieden geschlossen, eilte er dem König von Dänemark zu Hilfe, den Karl Gustav in Kopenhagen belagerte. Er marschierte selbst nach Holstein mit 4 000 Mann Infanterie und 12 000 Reitern, die zur Hälfte kaiserliche Kürassiere waren177-2.
Nach dem Frieden von Oliva nahm der Kurfürst wieder eine Verminderung seiner Truppen vor, doch nicht in erheblichem Maße. Die zahlreichen Generale, die er seitdem hatte, beweisen, daß eine entsprechende Anzahl Soldaten vorhanden gewesen sein muß. Feldmarschall Sparr ist der Erste seines Ranges in Brandenburg. Die Generale der damaligen Zeit sind folgende: Feldzeugmeister Derfflinger, die Generalleutnants Fürst Johann Georg von Anhalt177-3, Graf Dohna177-4, Baron Kannenberg und von der Goltz177-5, die Generalmajore von Pfuel177-6, von Bawyr177-7, von Görtzke177-8, von Quast177-9, von Eller177-10, von Spaen177-11 und von Trott.
Bei Beginn des Krieges von 1672 besaß der Kurfürst eine Armee von 23 562 Mann. Die Zahl der Soldaten, mit der er dem Kaiser ins Elsaß zu Hilfe kam, betrug 18 000. In der Folge vermehrte er seine Truppen bis auf 26 000 Mann. Mit ihnen führte er die ruhmreichen Feldzüge in Pommern, das er eroberte, und in Preußen, aus dem er die Schweden vertrieb.
Als Friedrich Wilhelm die Regierung antrat, ließ die Besoldung und Verpflegung der Truppen sehr viel zu wünschen übrig. Dieser Zustand dauerte bis zum Jahre 1667, wo der Finanzminister Grumbkow die Akzise in den Städten einführte177-12. Das daraus gewonnene feste Einkommen floß der Kriegskasse zu. Die Löhnung des gemeinen Soldaten betrug bis anderthalb Taler monatlich; auch die Besoldung der Offiziere war recht gering. Während des polnischen Krieges und des Krieges von 1672 unterhielt Friedrich Wilhelm seine Truppen zum Teil mit Hilfe schwedischer, österreichischer, spanischer und französischer Subsidiengelder. Seit 1676 aber steigerten sich seine Einkünfte durch die Akzise, die Erwerbung des Herzogtums Magdeburg und die Besserung der Verhältnisse in den Provinzen, die sich allmählich von den Schlägen des Dreißigjährigen Krieges erholten. Alle diese Hilfsquellen, deren Erträgnisse gut verwaltet wurden, setzten ihn in den Stand, aus eigenen Mitteln ein recht ansehnliches Heer zu unterhalten.<178> Beim Tode des Großen Kurfürsten war der Bestand der Armee folgender:
Infanterie | |||
Namen der Regimenter | Bataillone | Namen der Regimenter | Bataillone |
Leibgarde | 6 | Übertrag | 22 |
Kurfürstin | 2 | Barfus | 2 |
Kurprinz | 2 | Zieten | 2 |
Markgraf Philipp | 2 | Kurland | 2 |
Anhalt | 2 | Belling | 2 |
Derfflinger | 2 | Varenne | 2 |
Holstein | 2 | Pöllnitz | 2 |
Spaen | 2 | Cournuaud | 2 |
Dönhoff | 2 | Briquemault | 2 |
Summe | 22 | Gesamtzahl der Infanterie | 35 |
Kavallerie | |||
Namen der Regimenter | Schwadronen | Namen der Regimenter | Schwadronen |
Kürassiere | Übertrag | 23 | |
Garde du Corps | 2 | Lüttwitz | 3 |
Grand Mousquetaires178-1 | 2 | Du Hamel | 3 |
Grenadiere zu Pferd | 1 | Prinz Heinrich v. Sachsen | 3 |
Leibregiment | 3 | Gesamtzahl der Kürassiere | 32 |
Kurprinz | 3 | ||
Anhalt | 3 | ||
Derfflinger | 3 | Dragoner | |
Spaen | 3 | Leibregiment | 4 |
Briquemault | 3 | Derfflinger | 4 |
Summe | 23 | Gesamtzahl der Kavallerie | 40 |
Außerdem standen in den Festungen noch folgende Truppen:
in Memel | 3 Kompagnien, |
„ Kolberg | 4 „ |
„ Küstrin | 4 „ |
„ Spandau | 2 „ |
„ Peitz | 3 „ |
„ Friedrichsburg | 1 „ |
„ Frankfurt | 1 „ |
Zusammen | 18 Kompagnien. |
Während der Regierung des Großen Kurfürsten bestand ein Bataillon aus 4 Kompagnien, eine Kompagnie aus 150 Mann. Nach dieser Berechnung zählte also ein Bataillon 600 Köpfe. Die Feldtruppen betrugen demnach 21 000 Mann Fußvolk, die Besatzungtruppen 2 700 und die Kavallerie, die Schwadron zu 120 Pferden gerechnet, 4 800 Mann. Der Gesamtbestand der Armee belief sich also auf 28 500 Soldaten.
Die Infanterie focht damals fünf bis sechs Glieder tief. Die Pikeniere bildeten den dritten Teil eines Bataillons; die übrigen Soldaten waren mit deutschen Musketen bewaffnet. Die Infanterie, die übrigens recht schlecht bekleidet war, trug außer der Uniform lange Mäntel, auf den Schultern gerollt und zusammengefaltet, ähnlich wie die römischen Konsulare auf antiken Büsten. Bei Beginn des berühmten Winterfeldzugs in Preußen ließ der Große Kurfürst an das ganze Fußvolk Stiefel verteilen.
Die Kavallerie trug noch die alte Rüstung, die natürlich ganz ungleichmäßig war, da jeder Reiter sich Pferd, Waffen und Kleidung selbst beschaffen mußte. So hatte sie denn ein recht seltsames, buntscheckiges Aussehen. Friedrich Wilhelm scheint seine Reiterei dem Fußvolk vorgezogen zu haben. An ihrer Spitze kämpfte er in den Schlachten bei Warschau und Fehrbellin. Sein Vertrauen auf diese Waffe war so groß, daß die Kavallerie nach den Berichten häufig Kanonen mit sich führte. Es leuchtet ein, daß solche Bevorzugung ihre Gründe hatte. Der Kurfürst kannte die Bodenbeschaffenheit seiner Lande, die meist eben sind, und wußte, daß das Militär der Nachbarvölker, besonders der Polen, vorwiegend aus Kavallerie besieht. Darum legte er auf die Reiterei größeren Wert, da sie allgemeinere Verwendungsmöglichkeiten bot.
Zur Zeit Friedrich Wilhelms legte man keine Magazine an. Das Land, in dem Krieg geführt wurde, mußte den Unterhalt des Heeres, Sold wie Lebensmittel, liefern. Lager wurde nur dann bezogen, wenn der Feind anrückte und eine Schlacht stattfinden sollte oder konnte. Verließ man ein Land, so war es ausgeplündert. Die hin und her ziehenden Armeen brandschatzten eine Provinz nach der anderen. Und<180> die Kriege zogen sich um so länger hin, je kleiner die Armeen waren, je weniger kostspielig ihr Unterhalt, und je mehr die Generale Gelegenheit fanden, sich dadurch zu bereichern.
Unter den Generalen des Großen Kurfürsten genossen der alte Derfflinger und Fürst Johann Georg von Anhalt das größte Ansehen. Wäre im Jahre 1673 der Rat des Fürsten von Anhalt befolgt worden, so hätte der Kurfürst Turenne angegriffen und ihn vielleicht geschlagen180-1. Der Fürst von Anhalt galt als klug und Derfflinger als unternehmend. Der letztere leistete seinem Gebieter besonders wertvolle Dienste bei dem Überfall von Rathenow, bei der Verfolgung der Schweden nach der Schlacht von Fehrbellin und beim Winterfeldzug in Preußen, wo er rastlos die Truppen zu größerer Eile anspornte. Nächst Derfflinger waren die angesehensten Generale Görtzke, der die Schweden bei Splitter überraschte, und Tressenfeld, der sie völlig aus Preußen vertrieb180-2.
Die Kunst regelrechter Anlage von Festungen, ihrer Belagerung und Verteidigung war gänzlich unbekannt. Der Kurfürst hatte nicht einmal einen mäßigen Ingenieur in seinen Diensten. Er lag sechs Monate vor Stettin, obschon die Stadt recht schlecht befestigt war180-3. Die Einnahme von Stralsund gelang nur dadurch, daß er die Stadt mit Bomben in Brand setzte180-4. Die Festungswerke, mit denen er Berlin umgab, waren schlecht gebaut. Sie hatten lange Wallinien und Bastione mit flachen Winkeln, sodaß kein Werk flankiert wurde.
Es geht mit der Kriegskunst wie mit anderen Künsten: sie wird nicht mit einem Schlage vollkommen. Genug, daß der Große Kurfürst strategische Leistungen vollbracht hat, die für alle Zeiten den geschicktesten Heerführern zum Muster dienen werden.
Während der Regierung Friedrichs, des ersten Königs von Preußen, wurde die Armee häufig vermehrt und vermindert. Die fremden Subsidien waren das Thermometer, nach dem ihre Zahl stieg und sank. Nach dem Tode des Großen Kurfürsten fand zunächst eine Vermehrung der Truppen statt. Die Kompagnien jedes Bataillons wurden auf 5 erhöht und 7 neue Bataillone ausgehoben, und zwar je zwei Bataillone Lottum, Schomberg und Dohna, und ein Bataillon Sydow. Auch die Kavallerie erhielt 20 neue Schwadronen, und zwar die Garde du Corps 2, die Regimenter Bayreuth und Schöning je 3, die Regimenter Ansbach, Sonsfeld und Brandt je 4.
Ein Jahr darauf (1689) traten 10 brandenburgische Bataillone und 6 Schwadronen in holländische Dienste über. Nach dem Frieden von Ryswik (1697) wurden die Bataillone auf je 4 Kompagnien, die Stärke einer Kompagnie auf 80 Mann herabgesetzt, sodaß im ganzen 80 Kompagnien Infanterie und Kavallerie entlassen wurden. 1699 erhielt jedes Bataillon wieder 5 Kompagnien. 1702 traten die Regi<181>menter Alrecht Friedrich, Varenne, Schlabrendorff, Anhalt-Zerbst und Sydow mit je 12 Kompagnien in holländische Dienste und blieben dort während des ganzen Spanischen Erbfolgekrieges. 1704 und 1705 brachte der König alle Kürassierregmenter auf 3, alle Dragonerregimenter auf 4 Schwadronen.
Beim Tode des Königs bestand die Armee aus folgenden Regimentern:
Infanterie | Kavallerie | |||
Namen der Regimenter | Bataillone | Namen der Regimenter | Schwadronen | |
Weiße Grenadier-Garde181-1 | 2 | Kürassiere | ||
Füsilier-Garde | 3 | Garde du Corps | 4 | 29 |
Königs-Regiment | 4 | Gensdarmes | 1 | |
Markgraf Albrecht Friedrich | 2 | Leibregiment | 3 | |
Markgraf Christian Ludwig | 2 | Kronprinz | 3 | |
Anhalt-Dessau | 2 | Markgraf Friedrich | 3 | |
Holstein | 2 | Wartensleben | 3 | |
Lottum | 2 | Heiden | 3 | |
Alt-Dohna | 2 | Schlippenbach | 3 | |
Prinz von Hessen | 1 | Bayreuth | 3 | |
Jung-Dohna | 2 | Katte | 3 | |
Arnim | 2 | |||
Dönhoff | 2 | Dragoner | ||
Finckenstein | 2 | Leibregiment | 4 | 24 |
Varenne | 1 | Markgraf Albrecht | 4 | |
Du Troussel | 1 | Ansbach | 4 | |
Grumbkow | 1 | Derfflinger | 4 | |
Truchseß | 1 | Pannewitz | 4 | |
Heiden | 1 | von der Albe | 4 | |
Markgraf Heinrich | 1 | |||
Anhalt-Zerbst | 1 | Gesamtzahl der Kavallerie | 53 | |
Gesamtzahl der Infanterie | 38 | Garnisonkompagnien | 18 |
Im ganzen betrug die Armee 30 000 Mann. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die Piken abgeschafft und durch spanische Reiter ersetzt. Die Piken nützten allein bei der Verteidigung von Infanterie gegen Kavallerie. Bei Belagerungen, in Verschanzungen und bei hundert anderen Gelegenheiten waren die Pikeniere<182> nicht zu gebrauchen. Die alten Offiziere, die seit langem an die Piken gewöhnt waren, mochten die liebgewonnene Waffe nicht aufgeben. Aber der Krieg vervollkommnet sich nun einmal, und so trennte man sich sogar von den Musketen, da die Lunten oft im Regen verlöschten. Sie wurden durch Flinten182-1 ersetzt.
Unter der Regierung Friedrichs I. befestigte sich auch die Disziplin derTruppen. In Flandern und in Italien gewöhnten sie sich an den Krieg. Die Offiziere, die in Flandern fochten, lernten ihr Handwerk von den Holländern, die damals unsere Lehrmeister waren. Auch die große Sauberkeit, die die englischen Truppen auszeichnete, fand Nachahmung.
Der Generalfeldzeugmeister Markgraf Philipp Wilhelm war der erste, der auf den Körperwuchs der Leute Wert legte. Die Grenadierkompagnien seines Regiments übertrafen an Größe das gewöhnliche Maß. Der Fürst von Anhalt folgte seinem Beispiel, ebenso der Kronprinz. Seitdem fingen die Offiziere an, sich ihre Leute auszusuchen, und man nahm nur noch große, gesunde und kräftige Menschen.
Alle Truppen trugen Uniform. Wer bei der Kavallerie dienen wollte, bezahlte zwar eine Summe für die Annahme, aber Waffen und Kleidung erhielt er auf Kosten der Krone.
Die Infanteristen waren im Felde außerordentlich schwer bepackt. Außer Waffen und Mantel trugen sie ihr Zelt, Tornister und spanische Reiter. Sie fochten noch in vier Gliedern.
Der Fürst von Anhalt, der unter Prinz Eugen gekämpft hatte, im Reich wie in Italien und Flandern, hatte das Waffenhandwerk gründlich studiert. Wie aus der Geschichte hervorgeht, befehligte er häufig die preußischen Hilfstruppen. Er hielt auf straffe Zucht und strenge Beobachtung der Subordination, die die Hauptstärke jeder Armee ausmacht. Doch beschränkte sich seine Fürsorge auf die Infanterie, die Kavallerie wurde sehr vernachlässigt.
Die zahlreichen Offiziere, die in festungsreichen Ländern gekämpft hatten, wo es sich nur um Angriff und Verteidigung von Städten handelt, lehrten uns endlich die Befestigungskunst. Viele erwarben hinreichende Kenntnisse, um den Angriff und die Anlage von Laufgräben leiten und eine belagerte Festung verteidigen zu können. Friedrich I. ließ Magdeburg und Wesel nach dem System von Vauban182-2 und Coehoorn182-3 befestigen. In seinem Dienste standen General Schöning182-4, Kommandant von Magdeburg, der dies Gebiet des Kriegswesens ausgezeichnet beherrschte, und Bodt182-5, dem man allerdings vorwarf, er sei mehr ein geschickter Maurer als ein kluger Ingenieur.
Die Kriege in Flandern, am Rhein und in Italien haben viele bedeutende Offiziere bei den Preußen hervorgebracht. Markgraf Karl, der in Italien starb182-6 bedeckte sich in der Schlacht von Neerwinden (1693) mit Ruhm. Sehr angesehen war<183> General Lottum. Er führte Detachements der flandrischen Armee und fiel in der Schlacht bei Malplaquet (1709)183-1. In der gleichen Schlacht tat sich Graf Finck183-2 hervor. Er nahm die Verschanzung der Franzosen und hielt sich darin, obwohl die kaiserliche Kavallerie dreimal zurückgetrieben wurde. In der Schlacht von Oudenaarde (1708) durchbrach General Natzmer183-3 mit den Gensdarmes drei Treffen der französischen Kavallerie und vollbrachte Wunder der Tapferkeit.
Aber alle überragte der Fürst von Anhalt. Er verrichtete die glänzendsten Taten und besaß das Vertrauen der gesamten Armee. Er rettete bei Höchstädt (1703) die Armee Styrums durch einen geschickten Rückzug, von dem wir an seiner Stelle gesprochen haben183-4 und trug viel zum Gewinn der zweiten Schlacht von Höchstädt bei (1704), die den Franzosen so verderblich wurde. Schließlich erkannte ihm Prinz Eugen das Hauptverdienst am Siege von Turin (1706) zu183-5. In ihm paarte sich große Klugheit mit seltener Tapferkeit. Er besaß viele hervorragende Fähigkeiten, aber keine guten Eigenschaften.
Derart etwa war die Armee und die Generale, die sie führten, als Friedrich Wilhelm, der zweite König von Preußen, den Thron bestieg. Er erhöhte die Löhnung der Soldaten auf zwei Taler monatlich, außerdem erhielten sie sechs Groschen für Hemden, Gamaschen, Schuhe und dergleichen.
Im Jahre 1714 wurden die Infanteriekompanien auf je 120 Mann gebracht. 1715 errichtete der König das Regiment Prinz Leopold183-6 aus den Gefangenen des Krieges gegen Karl XII. 1718 verstärkte er sämtliche Kavallerieregimenter auf 5 Schwadronen. Eine Schwadron bestand aus zwei Kompagnien, eine Kompagnie aus 60 Reitern. 1717 hob er das Dragonerregiment Schulenburg aus, das 5 Schwadronen stark war, und tauschte zwölf japanische Vasen gegen ein Dragonerregiment ein, das der König von Polen entlassen wollte. Sein Kommandeur wurde General Wuthenow183-7; es hieß seitdem das Porzellanregiment. Im Jahre 1725 wurden die Grenadierregimenter zu Pferde Schulenburg, Wuthenow und Platen verdoppelt, sodaß sie fortan je 10 Schwadronen zählten.
Von 1723 bis 1734 vermehrte der König die Infanterie um einen Offizier für jede Kompagnie. Neu ausgehoben wurden die Regimenter Dossow, Thiele, Mosell, Bardeleben, und die Bataillone Beaufort und Kröcher. Ferner wurde jedem Bataillon eine Kompagnie Grenadiere zu 100 Mann beigefügt. Die Artillerie wurde in 2 Bataillone eingeteilt, deren eines für den Felddienst, das andere für die Festungen bestimmt wurde. Ferner schuf der König eine Miliz von 5 000 Mann183-8, deren Offiziere und Unteroffiziere halben Sold erhielten. Diese Truppen versammelten<184> sich alljährlich zu vierzehntägigen Übungen. Nach all diesen Vermehrungen zahlte die preußische Armee im ganzen 72 000 Soldaten184-1. Das war ihr Bestand am 31. Mai 1740.
Sie setzte sich aus folgenden Truppen zusammen:
Infanterie | |||
Namen der Regimenter | Bataillone | Namen der Regimenter | Bataillone |
Garde | 3 | Übertrag | 38 |
Kronprinz | 2 | Alt-Borcke | 2 |
Prinz Karl | 2 | Schwerin | 2 |
Anhalt-Dessau | 3 | Derschau | 2 |
Glasenapp | 2 | Kleist | 2 |
Holstein | 2 | Markgraf Heinrich | 2 |
Bredow | 2 | Anhalt-Zerbst | 2 |
Flanß | 2 | Sydow | 2 |
Prinz Dietrich | 2 | Prinz Leopold von Anhalt-Dessau | 2 |
Röder | 2 | ||
Grävenitz | 2 | Dohna | 2 |
Wedell | 2 | Jeetze | 2 |
Marwitz | 2 | Kalckstein | 2 |
Lehwaldt | 2 | Jung-Borcke | 2 |
Dönhoff | 2 | Dossow | 2 |
Glaubitz | 2 | Kröcher | 1 |
Leps | 2 | Beaufort | 1 |
La Motte | 2 | Artillerie | 1 |
Summe | 38 | Gesamtzahl der Infanterie | 67 |
Kavallerie | |||
Namen der Regimenter | Schwadronen | Namen der Regimenter | Schwadronen |
Kürassiere | Übertrag | 10 | |
Gensdarmes | 5 | Leibregiment | 5 |
Prinz Wilhelm | 5 | Karabiniers | 5 |
Summe | 10 | Summe | 20 |
Namen der Regimenter | Schwadronen | Namen der Regimenter | Schwadronen | |
Übertrag | 20 | Übertrag | 60 | |
Buddenbrock | 5 | Dragoner | ||
Katte | 5 | Schulenburg, Grenadiere | 10 | 45 |
Bredow | 5 | Bayreuth | 10 | |
Alt-Waldow | 5 | Platen | 10 | |
Geßler | 5 | Thümen | 5 | |
Markgraf Friedrich | 5 | Möllendorff | 5 | |
Jung-Waldow | 5 | Sonsfeld | 5 | |
Prinz Eugen von Anhalt | 5 | Husaren | ||
Gesamtzahl der Kürassiere | 60 | Wurmb | 3 | 2 |
Bronikowski | 3 | |||
Gesamtzahl der Kavallerie | 111 |
Garnisonregimenter | |
Artillerie | 1 Bataillon, |
de l'Hôpltal in Memel | 1 „ |
Wobeser in Pillau | 1 „ |
Sack in Colberg | 1 „ |
Persode in Magdeburg | 1 „ |
Zusammen | 5 Bataillone. |
Die ganze Armee, Infanterie wie Kavallerie, wurde in die Städte gelegt, um die Disziplin einzuführen und aufrechtzuerhalten. Der König erließ ein Reglement, das jedem Offizier seine Obliegenheiten vorschrieb. Für dessen Befolgung sorgte er selbst. An der Spitze aller Truppenteile standen durch Alter und Erfahrung angesehene Offiziere, die durch ihr Beispiel und ihre Strenge die Subordination befestigten. Alljährlich hielt der König eine Truppenschau ab und ließ sich allerhand Exerzierübungen vorführen. So war er selbst sein Armee-Inspekteur und vor Täuschung sicher.
In der ersten Zeit, als die neuen Exerzitien eingeführt wurden, war den Offizieren die einfache Lehrmethode, die man später dafür gefunden hat, noch unbekannt. Sie prügelten die Ordnung in ihre Leute hinein, und das machte die Arbeit schwer und langwierig. In allen Regimentern wurde das Offizierkorps von Elementen gesäubert, deren Herkunft oder Führung sie zu einem Handwerk von Ehrenmännern ungeeignet machte. Seitdem duldete das Ehrgefühl der Offiziere nur noch Männer ohne Tadel unter ihresgleichen.
<186>Die Bataillone waren in vier Gliedern formiert, schossen aber in drei Gliedern. Das Bataillon bestand aus vier Divisionen zu je zwei Zügen, außerdem aus einer Grenadierkompagnie.
Der Fürst von Anhalt, der das Kriegshandwerk gründlich verstand, hatte bemerkt, daß die Gewehre nicht ausgiebig genug gebraucht wurden. Er führte eiserne Ladestöcke ein und brachte den Soldaten eine unglaubliche Feuergeschwindigkeit bei. Von 1733 ab schoß das erste Glied mit aufgepflanztem Bajonett.
Das Exerzieren spielte sich nun folgendermaßen ab. Zunächst wurden die Griffe geübt. Dann wurde zugweise und divisionsweise gefeuert. Dann wurde unter langsamem Vorrücken in gleicher Weise gefeuert, ebenso im Zurückgehen. Danach wurden zwei Karrees formiert, ein vor dem Feinde unausführbares Manöver. Den Schluß bildete ein ganz unnützes Heckenfeuer186-1. Immerhin wurden alle Übungen im Bataillon schon mit der Präzision eines tadellosen Uhrwerks ausgeführt.
Der König schaffte die Mäntel ab und verkürzte die Röcke der Infanterie. Zur Erleichterung des Marschierens erhielt jede Kompagnie zwei Packpferde zum Tragen der Zelte und der Decken für die Soldaten.
In allen Provinzen errichtete der König in weiser Voraussicht Vorratsmagazine186-2, um bei einer Teuerung das Volt zu versorgen. Dadurch hatte er auch im Kriegsfall gefüllte Magazine.
Um 1730 stieg die Leidenschaft für großgewachsene Menschen in einer Weise, die späteren Zeiten kaum glaublich erscheinen wird. Der gewöhnliche Preis eines Mannes von 5 Fuß 10 Zoll nach rheinischem Fuß betrug 700 Taler. Ein Mann von 6 Fuß wurde mit 1 000 Talern, ein größerer noch bedeutend höher bezahlt. Es gab mehrere Regimenter, die keine Leute unter 5 Fuß 8 Zoll einstellten. Der kleinste Mann der Armee maß gut 5 Fuß 6 Zoll.
Die Aushebung fand im ganzen Lande regellos statt, was zu tausend Prozessen zwischen den Regimentern führte. Um Ordnung zu schaffen, teilte der König 1733 alle Provinzen in Kantons ein. Diese wurden den Regimentern zugewiesen, die aus ihnen jährlich 30 Mann in Friedenszeiten und bis zu 100 im Kriegsfalle ennehmen durften. So wurde die Armee unsterblich, indem sie einen festen Grundstock erhielt, aus dem sie sich seither ohne Unterbrechung verjüngt hat.
Die Kavallerie bestand wie die Infanterie aus übermäßig großen Menschen, die auf riesigen Pferden saßen. Kolosse auf Elefanten, die weder zu reiten noch zu kämpfen verstanden. Es gab keine Musterung, bei der nicht der eine oder andere Reiter aus Ungeschicklichkeit aus dem Sattel fiel. Sie waren nicht Herren ihrer Pferde, und ihre Offiziere hatten keinen Begriff vom Kavalleriedienst, keine Ahnung vom Kriege, kein Verständnis für die Geländebenutzung und weder theoretische noch praktische Kenntnisse in den Manövern, wie sie die Kavallerie an einem Schlachttage<187> auszuführen hat. Diese braven Offiziere glichen Landwirten, die ihre Kompagnien wie Pachtgüter betrachteten, aus denen sie möglichst viel herauszuschlagen suchten.
Außerdem war die Armee auch durch den langen Frieden heruntergekommen. Im Anfang der Regierung Friedrich Wilhelms hatte man die Ordnung und Disziplin bei den Regimentern verbessert. Als es aber nach dieser Richtung nichts mehr zu tun gab, verlegte man sich auf Äußerlichkeiten. Der Infanterist putzte sein Gewehr und seine Ausrüstung spiegelblank, der Reiter gab seinem Zaumzeug, seinem Sattel und sogar seinen Stiefeln die glänzendste Politur. Die Mähnen der Pferde wurden mit Bändern durchflochten. Und schließlich wurde die Sauberkeit, die an sich ja sehr wichtig ist, aufs lächerlichste übertrieben. Hätte der Friede länger als bis 1740 gedauert, so wären wir wohl heute bei Schminke und Schönheitspflästerchen angelangt. Noch viel trauriger aber war es, daß darüber die höhere Kriegskunst ganz in Vergessenheit geriet und das Interesse von Tag zu Tag mehr in Kleinigkeiten unterging.
Trotz all dieser Mißstände war die Infanterie gut. Bei ihr herrschte größte Ordnung und strenge Disziplin. Aber die Kavallerie war gänzlich verwahrlost. In der Schlacht von Malplaquet hatte der König die kaiserliche Kavallerie dreimal zurückweichen sehen187-1, und bei den Belagerungen von Menin, Tournai und Stralsund gab es für die Kavallerie keine Gelegenheit, sich hervorzutun. Der Fürst von Anhalt war in ähnlichen Vorurteilen befangen. Er konnte der Kavallerie Styrums den Mißerfolg in der ersten Schlacht bei Höchstädt187-2 nicht verzeihen und hielt diese Waffe für zu unzuverlässig, als daß man auf sie rechnen könne. Solche unglückselige Voreingenommenheit wurde unserer Kavallerie höchst verderblich. Sie blieb ohne Disziplin und versagte daher völlig, als man sie dann im Felde zu gebrauchen versuchte187-3.
Die Infanterieoffiziere gingen mit großem Eifer ihrem Berufe nach. Bei der Kavallerie, die fast ganz in kleinen Städten lag, blieben die Offiziere an Intelligenz und Regsamkeit weit zurück. Bei den Generalen war mehr Tapferkeit vorhanden als Geist. Der Fürst von Anhalt war der einzige, der eine Armee zu führen verstand. Er wußte das auch und nutzte seine Überlegenheit aus. Er wollte gesucht sein und mehr gelten als die anderen.
Während der Regierung des Königs wurden die Festungswerke von Magdeburg und Wesel vollendet, und die von Stettin von Oberst Walrave187-4, aber unter Leitung des Fürsten von Anhalt begonnen.
Der König schuf ein Korps von dreißig Ingenieuren, die in ihren verschiedenen Dienstzweigen ausgebildet wurden. Er füllte sein Artilleriearsenal für künftige Feldzüge und Belagerungen. Er hatte vorzügliche Artillerieoffiziere. Und die Kadetten, diese Pfianzschule von Offizieren, füllten alle Lücken aus, die durch Todes<188>fälle in der Armee entstanden. Das gelang um so besser, als die jungen Leute aus der Militärschule mit all den Kenntnissen hervorgingen, die ein Offizier nötig hat.
Das war die Entwicklung des preußischen Heerwesens bis zum Tode des verstorbenen Königs. Man könnte auf seine Armee anwenden, was Vegetius von den Römern gesagt hat: „Durch ihre Disziplin triumphierten sie über die List der Griechen, über die Kraft der Gallier, über den hohen Wuchs der Germanen und über alle Völker der Erde.“
173-1 Vgl. S. 32 ff.
173-2 Hillebrandt von Kracht.
174-1 Anmerkung des Königs: „Sebaldus, Chronik“. Gemeint Ist das 1655 gedruckte „Breviarium histoncum“ des Predigers Heinrich Sebald († 1679).
174-2 Hans Kaspar von Klitzing (vorher in kursächsischen Diensten, vgl. S. 51).
174-3 Hillebrandt von Kracht.
174-4 Konrad von Burgsdorff (vgl. S. 48).
174-5 Melchior von Dargitz.
174-6 Georg von Volckmann (vgl. S. 48).
174-7 Moritz August von Rochow (vgl. S. 56).
174-8 Rüdiger von Waldow.
174-9 Karl Joachim von Kehrberg.
175-1 Vgl. S. 48.
175-10 Hermann von Goldacker.
175-11 Hartmann von Goldacker.
175-12 Markus von Lütke (Lüdicke).
175-13 Moritz August von Rochow (vgl. S. 174). Dies Regiment ist vom König irrtümlich der Reiterei zugezählt.
175-2 Kaspar von Potthausen.
175-3 Joachim Hasso von Schapelow.
175-4 Hartmann von Goldacker.
175-5 Niclas Erichson.
175-6 Hans von Vorhauer.
175-7 Konrad von Burgsdorff.
175-8 Dietrich von Kracht.
175-9 Georg Friedrich von Trott.
176-1 Oberst Hans Georg von Ribbeck erhielt nach Rochows Entlassung (vgl. S. 56) dessen Regiment.
176-2 Im Gegensatz zur vollen Rüstung, zu der der geschlossene Visierhelm und die volle ritterliche Rüstung gehörten, bestand die halbe Rüstung in offener Sturmhaube, Brust- und Rückenstück
176-3 Vgl. S. 57 f.
176-4 Der Mindische Statthalter Graf Johann von Sayn-Wittgenstein.
176-5 Vgl. S. 58 ff.
176-6 Graf Georg Friedrich zu Waldeck; Christoph von Kannenberg.
176-7 Vgl. S. 75.
176-8 Vgl. S. 57.
177-1 Graf Georg Friedrich zu Waldeck verließ im Mai 1658 den brandenburgischen Dienst.
177-10 Wolf von Eller.
177-11 Freiherr Alexander von Spaen (vgl. S. 83).
177-12 Vgl. S. 171. Joachim Ernst von Grumbkow wurde erst 1679 Generalkriegskommissar und bildete 1680 und 1684 die Akziseordnung weiter aus.
177-2 Vgl. S. 65.
177-3 Vgl. S. 65.
177-4 Graf Christian Albrecht zu Dohna.
177-5 Joachim Rüdiger von der Goltz.
177-6 Georg Adam von Pfuel.
177-7 Friedrich von Bawyr.
177-8 Vgl. S. 81.
177-9 Albrecht Christoph von Quast.
178-1 1692 in 2 Kompagnien Gensdarmes umgewandelt.
180-1 Vgl. S. 70 f.
180-2 Vgl. S. 82.
180-3 Vgl. S. 79 f.
180-4 Vgl. S. 81.
181-1 Die Bezeichnung erfolgte nach den weißen Aufschlägen im Gegensatz zu den roten, die das von Friedrich Wilhelm I. als Kronprinzen errichtete große ober rote Leib-Batallion Grenadier, die sogenannte Riesengarde, hatte.
182-1 Mit Feuersteinschloß.
182-2 Sebastien le Prestre de Vauban (1633 — 1707), französischer Marschall und Ingenieur.
182-3 Baron Menno van Coehoorn (1641 — 1704), niederländischer Festungsbaumeister.
182-4 Generalmajor Lüdeke Ernst von Schöning.
182-5 Jean de Bodt (1670 — 1745), 1700 aus Frankreich in preußische Dienste berufen, die er 1728 wieder verließ.
182-6 Karl Philipp († 1695).
183-1 Lottum (vgl. S. 113) starb erst 1719. Bei Malplaquet fiel Generalmajor Daniel von Tettau.
183-2 Vgl. S. 114.
183-3 Dubislav Gneomar von Natzmer (vgl. S. 148).
183-4 Vgl. S. 107.
183-5 Vgl. S. 109.
183-6 Vgl. S. 130.
183-7 Generalmajor Heinrich Jordan von Wuthenow.
183-8 Die sogenannten Neuen Garnisonen In Berlin, Magdeburg, Stettin und Königsberg.
184-1 Vgl. dazu S. 162.
186-1 Eine Art von kommandiertem Schützenfeuer durch Herausziehen einzelner Rotten aus der Front.
186-2 Vgl. Bd. VII, S. 139.180 f.
187-1 Vgl. S. 113 f. und 183.
187-2 Vgl. S. 107 und 183.
187-3 Vgl. die Urteile König Friedrichs in der „Geschichte meiner Zeit“ (Bd. II, S. 78 und 213).
187-4 Gerhard Cornelius von Walrave.