<113>Und die Cäsarentochter triumphiert
Im voraus, jubelt laut und phantasiert
Von Sieg und Länderraub und kostet schon
Die süßen Früchte ihrer Illusion.
So geht's den Großen, die den Trieb nicht hemmen!
Im Glück voll Dünkel und im Unglück Memmen,
Berauschen sie sich an dem giftigen Wahn
Und folgen haltlos ihrer Schreckensbahn!
Schmähliche Selbstsucht hat die Bundesstaaten
Erbärmlich dem Triumvirat verraten, 1
Das, zu verbrecherischem Tun geschürzt,
Gewissenlos sich auf das Opfer stürzt.
O Tag der Schmach! Weh' den verruchten Schritten!
An Frankreich gibt Theresia preis den Briten,
Den Freund, der einzig ihr zur Seite stand,
Als der Erobrer beutegierige Hand
Die mächtige Erbschaft, die ihr ward verheißen,
Gleich nach des Vaters Tod ihr wollt' entreißen.
Der Brite nur half ihr zu Reich und Thron!
Wer Kön'gen dient, der erntet schnöden Lohn!
Und du, der mürrisch trägt des Purpurs Falten,
Vergißt du, wer das Elsaß dir erhalten?2
Wie sah ich doch, das Herz von Grimm geschwellt.,
Des Adlers Flügelschlag im Lilienfeld.
So Schimpf als Dank kommt leicht bei dir zum Schweigen.
Wie rühmlich, sich als Weiberknecht zu zeigen!
Der Liebsten Gnade hat dir Glanz verliehn.
Hof und Mätresse richten sich nach Wien;
Die Pompadour verkauft dich ohne Zucken,
Dein Frankreich muß sich unter Östreich ducken,
Und Kanada wird Englands Eigentum.
Doch was gilt Ludwig seines Landes Ruhm?
1 Wie im folgenden näher ausgeführt wird, opferte Maria Theresia ihren alten Alliierten England den Franzosen und Ludwig XV. seinen bisherigen Verbündeten Preußen den Österreichern.
2 Durch seinen Einmarsch in Böhmen 1744 hatte König Friedrich Maria Theresia gezwungen, ihre Truppen, die bereits im Elsaß standen, zurückzurufen.