41. Epistel an d'Argens
(23. September 1757)
Mein Freund, mit mir ist's aus, der Würfel fiel;
Zum Sterben müde steh' ich schon am Ziel:
Genug der Wunden, die das Schicksal schlug,
Genug der Leideslasten, die ich trug;
Mutter Natur hat wohl noch manche Tage
Mir zugedacht, Tage voll Not und Plage.
Sie meint's zu gut! — Ich aber mag nicht mehr!
Im Herzen Stille, schreit' ich freudig zu,
Mit festem Blick, dem Ziel der großen Ruh,
Der Friedensfreistatt, wo ich sicher war'.
Mich kostet's nicht ein Seufzen, nicht ein Beben,
Der Parze, die da spinnt mein leidig Leben,
Den Faden zwischen ihren Händen beiden,
Eh' meine Spindel leer ward, zu durchschneiden.
Atropos nickt. Hinab, der Ferge harrt:
In seinem Nachen sind sie alle gleich,
Der Fürst, der Hirte, keiner höherer Art.
Auf tut sich mir des ewigen Friedens Reich.
Fahrt hin, fahrt hin, Truglorbeer, Heldenkränze!
Fürwahr, das heißt zu hohen Preis bezahlen,
Damit dein Name noch der Nachwelt glänze:
Vielleicht auf einen Augenblick bewundert
Für vierzig Jahr der Mühsal und der Qualen,
Nährst du der Gegner und der Hasser hundert!
Wahnträume ihr der Größe, fahret hin!
Ihr Lichtgebilde, kaum erglüht,
Und schon erloschen und versprüht,
Ihr blendet mmmer mir den Sinn.
Den Werdenden im Lebensmorgenlicht
Hat euer falscher Glanz betört;