<145> Frag ich ihm fürder nicht nach. Mag doch, von Lebenslust entglommen, Verzückte Jugend, im Haar den Kranz Von lachenden Blumen, und trunken ganz Von Wonne und Wahn, zum herrlichen Leben Anbetend ihre Hände heben; Sie schöpft noch alle Süßigkeiten Dem Dasein ab! Doch es schwindet beizeiten Der Zauber dahin: Unheil und alle Trübseligkeiten Sind der ganze Gewinn. Dies Hin und Her, dieses Wechselspiel Zwischen Gut und Schlimm, ohne Ende und Ziel, Gemahnt mich an ein verbuhltes Weib, Das nur aus Laune, zum Zeitvertreib Beschließt: Heute beglücke ich den; Zur Abwechslung laß ich den Ersten gehn. Biete sie nur ihre Reize denen, Die noch nach ihrer Minne verlangen! Ich laß mich nicht mehr von der Hexe fangen, Nicht durch Zärtlichkeit, nicht durch Tränen.


Mein Blick durchdringt die Zukunftsferne Ohne Diogeneslaterne. Soll ich mich vom Schicksal foppen lassen, Solang es seiner Frechheit mag passen? Fopp' du nur, wer sich's bieten läßt; Hältst Narren genug ja am Gängelband fest! Fürwahr, der müßte früh aufstehn, Der mich noch einmal dafür finge; Durchs Fenster, auf Nimmerwiedersehn, Entwischt' ich, wenn's durch die Tür nicht ginge! Ein adliger und tapfrer Sinn Nimmt ohne Empörung auch geringe Kränkung von keinem hin!


Mich täuscht kein Selbstbetrug; Ich sehe, ohne zu erbleichen, Entgegen den Härtesten Schicksalsstreichen. Doch ich bin's müde: es ist genug!