<186>Doch weißt du nichts von ihren Reden allen —
Von welchem Wahn ist dann dein Geist befallen,
Daß du dich sorgst, welch Urteil dir die Welt
— Ob gut, ob schlecht — nach deinem Tode fällt?
Legt er auf uns die dunklen Schwingen schwer,
Und ist des Lebens letzte Glut verglommen,
Hat uns das kühle Grab erst ausgenommen,
So ist die ganze Welt für uns nicht mehr.
Du spürst in dieser Nacht, des Volks Entsetzen,
Nicht, wie die Würmer deinen Leib zersetzen.
Todfeinde, die von Ehrsucht einst erglühten,
Die Göttern gleich zu werden heiß sich mühten,
Die grimmig um die Weltmacht rangen,
Einander unterwarfen und bezwangen —
Sie ließen, war ihr Hassen noch so wild,
Der Nachwelt kaum ein flüchtig Schattenbild!
Ihr Sorgen, Mühen, Grämen ist vergebens:
Ermiß daran, o Freund, den Wert des Lebens!
O Heldenruhm, o Ehrgeiz, Schätze, Würden,
Abbilder ihr des Glücks — o eitle Bürden,
Rasch fortgerissen in des Lebens Drang
Gleich einem Blitz zu jähem Untergang!
Es löst Natur die Bande aller Wesen,
Die sie zu manchen Zwecken auserlesen;
Doch aus Verwesung, aus des Grabes Nacht
Weckt neues Leben ihre Schöpfermacht.
Gleich einem Strome stießt die Zeit, die schnelle,
Ereignis um Ereignis zu bereiten,
Und wie sie schwillt und ebbt in rascher Welle,
Wechseln die Jahre und die Jahreszeiten.
Geburt und Grab, ein ewig Auf und Nieder;
Das Neue sprießt, verwischt des Alten Spur,
Und ewig ändert sie die Dinge wieder:
So unerschöpflich reg ist die Natur.
Und ich, ich sollte murrend widerstreben
Der großen Regel, die das Weltall treibt,
Und wider das Geschehen mich erheben,