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67. An Prinzessin Amalie
(31. Dezember 1767)

Sieht eine Philosophenecke
Zu einem Nachtmahl Dich bereit
Mit schlichtem, ländlichem Gedecke?
Der Wirt, nur Dir allein geweiht,
Weiß wohl, Dein Geist ist zu gescheit,
Als daß man Deinen Beifall wecke
Durch Pomp und steife Förmlichkeit.

Die Grazien Deines Hofs1 begehrt
Er auch zu sehn an Deiner Seite,
Und die Duenna,2 deren Wert
Sie auserkor Dir zum Geleite,
Die Nymph' aus unsrer Mutter Ära,
Die trotz Stockholm3 und trotz Cythera
Bewahren wollt' in keuscher Kraft
Auf ewig ihre Jungfernschaft.

Doch suche nicht in dem Asyle,
Das Dir sich auftut, völlig rein
Von Stolz und eitlem Hochgefühle,
Das dumme, prunkende Gewühle
Der Schranzen, die so kläglich klein.

Ich lud vielmehr als werte Gäste
Die sanfte Freude mir zum Feste


1 Die Hofdamen Fräulein von Podewils und von Zerbst.

2 Die Oberhofmeisterin Katharina Eleonore von Maupertuis, geb. von Borcke, die Witwe des 1759 verstorbenen Akademiepräsidenten.

3 Die Hofdame der verstorbenen Königin-Mutter, Wilhelmine von Knesebeck (vgl. S. 241), hatte 1744 die Prinzessin Ulrike (vgl. S. 80) nach Schweden begleitet.