<21>Und in der Kunst erhöhtem Glanz
Entschwebt der Grazien kühn verschlungner Tanz.
Kurz, Reigen, Töne, Schaugepränge,
Die ernste wie die heitre Kunst,
Sie streiten sich um Deine Gunst,
Und jede drängt es unter ihnen,
Sich Deinen Beifall zu verdienen.
Doch sieh, dort nahen die Gelehrten,
Die in Uraniens Geleit
Voll Würde und Gemessenheit
Mit ihren Gaben Dich beehrten.
In ihrer hehren Trunkenheit
Verkünden hohe Worte sie —
Auch meine Göttin Poesie
Hat ihren Weihrauch Dir geweiht!
Ein andrer Dichtersmann, ein Greis,
Verleugnend seines Alters Eis,
Sang schon zu Deiner Schönheit Preis.
Ich, der am Fuße des Parnaß
Kaum erst im dritten Lenze saß,
Bring' als ein Neuling in Apoll
Dir kühnlich dar des Liedes Zoll.
Nicht gab Minervas rasche Huld,
Nicht reifer Jahre späte Frucht
Dem Iugendschwunge Schliff und Wucht;
Doch, teure Schwester, mein Gefühl
Trotzt diesen weislichen Bedenken:
Es stammt zu heiß, um es so kühl
In meinen Busen zu versenken!
Wer, von so schöner Glut beseelt,
Zwar gegen Reim und Versbau fehlt,
Allein von Herz zu Herzen spricht,
Gilt mehr als mancher glatte Wicht,
Der kalt gemeßne Reime flicht!