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68. An d'Argens1
(Februar 1768)

Ha, teurer Marquis, nun erblaßt mal vor Neid,
Dieweil Ihr nicht mehr der Einzige seid,
Der Einzige in unsrer kleinen Welt,
Dem Atropos ernstlich nachgestellt!

Denkt Euch, ich lag, wie Ihr, gefährlich krank
Und war ganz scheußlich mitgenommen
Von dem schweren Katarrh. In Berlin die Frommen
Seufzten in Andacht: Gott sei Dank!
Wild durch die Adern tobte mein Blut,
Staute sich und betäubte mein Hirn
Und mehrte so des Fiebers Glut
Und das schmerzhafte Hämmern hinter der Stirn.
Aus meiner Brust, einem Brünnlein gleich,
Brach's scharlachrot, und es wurden bleich
Die Söhne des Hippokrat.
Und doch — wie wohl mir das alles tat!
Denn mit allen diesen Beschwerden
Fühlt' ich mich stolz Euch ähnlich werden.
Mein Leib war gepanthert, war rot gesprenkelt —
Ah, es packt Euch, Ihr seid bewegt?
Das ist der Neid nur, der Neid, der sich regt,
Euch läuft das Wasser im Munde zusammen.
„Was?“ fragt Ihr mit zornigem Augenflammen,
„Einer, der klagen will? Krankt oder kränkelt?
„Genau so wie ich?! Ich muß doch sehr bitten!“

Gemach doch, keiner tritt Euch zu nah,
Und Euer Vorrecht sei unbestritten;


1 Das folgende Scherzgedicht, eine Satire auf d'Argens'Hypochondertum, bildet das heitere Gegenstück zu der „Epistel an das Bett des Marquis d'Argens“ (vgl. S. 105 ff.).