<225>Des ganzen Hofes mit seiner Frau
Gleichwie mit einer Puppe spielt.
Unfern von dessen Staaten haust,
Mehr Schuft als fromm, ein alter Schwätzer;1
Ein Halsabschneider, Schinder und Hetzer,
Bedrückt er die Armen mit harter Faust.
Jetzt hat er die alten Ränke und Pfiffe
Fein abgetan und sieht im Begriffe,
Begeistert nach Saint-Pierres2 Ideen
Dem ewigen Frieden entgegenzugehen.
Hoch oben im Norden weiß ich dann
Einen braven, irrenden Rittersmann,3
Freilich an Kopf wie an Beutel leer.
Doch weiter! Kurz ist der Weg übers Meer,
Der führt uns nach einem Lande sogleich,
An Eisen wie an Kriegern reich.
Dort herrscht über Menschen, vom Elend geschlagen.
Ein König4 — ein König bloß sozusagen;
Denn die Königsmacht übt dort der Senat,
Der sie sich sachte erlistet hat,
Um Gesetze, die in den Kram ihm passen,
Im Namen der Krone ergehen zu lassen.
Seiner neugebackenen Herrlichkeit froh,
Kommt dann ein König da unten wo5 —
Auch so ein Narr! der nie vergißt,
Daß er Kroatenbesieger ist.
Wie der „Bürger als Edelmann“ will er gern
Zum Kreise der stolzen und grämlichen Herrn,
Der alten Souveräne zählen.
Wer's ihm verweigert, dem droht eine Schlacht!
Ein Bösewicht ist's, der seiner Feinde lacht.
Zwar seit ihm Krallen und Zähne fehlen,
Dem altgewordenen Isegrimm,
Haben die Nachbarn Ruhe vor ihm —
1 Karl Emanuel III. von Sardinien.
2 Der Abbe St. Pierre war Verfasser der Schrift „Projet de la paix perpétuelle“ (vgl.Bd.VIII, S.38).
3 Christian VII. von Dänemark (vgl.S. 218).
4 Adolf Friedrich von Schweden.
5 Gemeint ist König Friedrich selbst.