<242>Man sieht ihr's an: ihr Wuchs hat Kraft und Mark,
Ihr Blick ist scharf und ihr Gemüt, gefestigt,
Bleibt in Gefahren unbeirrt und stark
Und wird von Zagheit nicht belästigt...
Zur Sache! Wo sich Taten offenbaren,
Kann man Beschönigung durch Worte sparen.
Nicht die Legende einer Heiligen — klar
Stellt hier erlebte Wirklichkeit sich dar.
Jüngst fuhr die Knesebeck im Galawagen,
Dem Lärm und Dunst der Großstadt zu entfiiehn,
An einem von den ersten Frühlingstagen,
Da wieder hell und warm die Sonne schien,
Zu ihrer Lunge freierem Behagen
Spazieren nach dem Wildpark vor Berlin.
Kaum hat sie hinter sich den Wagentroß,
Scheut ihr Gespann — dem des Hippolytos
An Wildheit gleich — sodaß nach wenig Schritten
Die Zügel aus des Lenkers Händen glitten.
Kein Drachenwurm mit heißen Flammennüstern,
Im Schuppenpanzer, grimm und beutelüstern,
Trieb etwa jäh die Gäule an —
Ein winziger Zufall nur war schuld daran.
Sofort sah unsre Heldin klar,
Die keinen Augenblick beklommen war:
Hier ist ein rasches Handeln nur geboten,
Um abzuwenden tödliche Gefahr.
Die Spree lag vor ihr, und die Wellen drohten ....
Wer denkt nicht an den Helden Prinz Eugen?
Halb Belgrad lag in Trümmer schon geschossen,
Zum Sturme sollt' es auf die Festung gehn,
Da wird er von den Türken eingeschlossen!
Er wahrt mit höchstem Mut die Waffenehre,
Stürzt ohne Zögern und mit voller Wucht
Sich auf die Übermacht der Türkenheere
Und schlägt sie blutig in die Flucht.1
1 Vgl. S. 121 f.