<37>Läßt einen Zwerg er einem Riesen gleichen,
Den Zoilus dem rühmlichen Voltaire,
Broglie,1 den Unglückswurm, Conde, dem großen.
Ein Maler und ein Dichter darf vielmehr
Nie gegen Wahrheit stumpf und blind verstoßen.
Er zeig' uns durch geschärfte Sehergabe
Ein jedes Ding an seinen Platz gestellt;
Der König throne mit dem Herrscherstabe,
Cäsar sei angetan als Römerheld;
Erasmus, Jordan sei mit Lebenswahrheit
Der Haltung über Studien gebückt,
Auf einen Arm gestützt, im Auge Klarheit,
Den Geist der niedren Sinnenwelt entrückt,
Nachgrübelnd irgend einer Redezier
Und vor ihm Feder, Schreibzeug und Papier —
Halt, Muse! Weiser Jordan, liebenswerter
Noch als Erasmus, ja, wohl noch gelehrter,
Jedoch viel ärmer durch des Schicksals Haß,
Das Reichtum zu erwerben dir versagte;
Nur Bücher hast du, die der Wurm zernagte,
Bist ohne Dach, selbst ohne Tintenfaß —
Die Nachwelt wäre hinters Licht geführt,
Wenn meine Muse wagte zu besingen
Dein Schreibzeug; doch weil Ehre dir gebührt,
Drum will sie sich als Plutus dir verdingen.
Nimm hin das Ruhmgerät von meiner Hand,
Die Speiseschüssel für Apollos Sprossen,
Jeglichen Autors treuen Kampfgenossen,
Das Werkzeug aller, die gern viel genannt
Im Amte sind, als Anwalt, beim Gerichte;
Ein Bernard,2 Fleury,3 Réaumur, Voltaire
Ergießen glorreich draus ein Tintenmeer,
Und Rollin schöpft draus Bände voll Geschichte.
Aus deinem Geist schon seh' ich mit Getos
Sturzbäche deiner hohen Weisheit quellen
Und aufgereiht auf meinen Buchgestellen
Dein Lebenswerk in dicken Folios,
1 Franz Maria Graf Broglie (vgl. Bd. II, S. 94; V, S. 173 f.).
2 Anmerkung Friedrichs: „Der Bankier“ (vgl. Bd. I, S. 93; VII, S. 66).
3 Claude Fleury, der Verfasser der Kirchengeschichte (vgl. Bd. VIII, S. 103 ff.).