<45>Der Tag, an dem er nicht die Zahl
Der Glücklichen vermehrt!
Doch muß ich wirklich denkenden Wesen
Erst einmal die Leviten lesen
Über die Tugend, die ihnen allein
Wert und Würde kann verleihn?
Unmenschlichkeit! Schon der Name lehrt,
Wie sie hassenswert!
Sie, die uns bei andern ein Entsetzen,
Wir sollten im eigenen Innern sie schätzen?
Ja, diese Strenge, die die Last
Eurer Herrschaft so drückend macht und verhaßt,
Sie sollte nur ein andrer mal
Hochmütig üben euch zur Qual:
Die Hölle riefet ihr zu den Waffen,
Euch Rache zu schassen!
Die Welt ist einem Meere gleich,
An Stürmen und Gefahren reich,
Wo tausendfältig die Klippe ragt;
Am Ufer zu bleiben ist uns versagt.
Im Wogenaufruhr nimmst du wahr,
Wie alles Glück so wandelbar:
Der arme Teufel und der Reiche,
Der König und der Untertan —
Für alle ist die Fahrt die gleiche,
Und gleich gebrechlich jeder Kahn.
Schein's mal, dem sei das Glück gewogen —
Eh er's gedacht, ist er betrogen.
Mag dich ein Weilchen durch die Weiten
Ein Glücksstern leiten,
Ein Weilchen dir ein Glückswind wehn,
Dein Segel blähn —
Schon packt der Sturm dich, an den Klippen
Zerschellt er deines Schissleins Rippen,
Da ist's um deinen Stolz geschehn!
Schickt dann in deiner Angst und Not
Den Retter dir ein gnäd'ger Gott,
Nimmt sich ein wackrer Schiffer dann