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23. An Jordan
Über den Kometen, der 1743 erschien
(27. Juni 1743)

Bebst Du noch immer, Jordan? Schreckensbleich
Macht Hektor Dich, der grausige Komet?
Zerstörte ihn der Himmel doch sogleich,
Eh' diese Welt durch ihn zugrunde geht!

Um Dich, ach, wäre es mir herzlich leid —
Noch prangst Du in der Blüte Deiner Jahre;
Mehr Wohltat dantt die arme Christenheit
Dir als dem Kardinal,76-1 an dessen Bahre
Lobrednerei sein Herz und seinen Geist
So maßlos und so überschwenglich preist.

Wo Du gewirkt, in jeglichem Revier76-2
Hat immer sich Dein gutes Herz bewährt:
Aufklärung dankt die hohe Schule Dir;
Die Armen all hat Deine Hand genährt;
Als Vater alle Narren Dich begrüßen,
Als Gatten alle Mägdlein, die da büßen.

Drum wünsch' ich sehr, daß dieses Ungeheuer,
Daß dieser ungeziemliche Komet
Mit seinem langen Schweif aus Höllenfeuer
Dich zu versengen sich nicht untersieht.
Doch müßt' i ch scheiden, stürbe eine Seele
Nicht ohne Wildheit und nicht ohne Fehle.
<77>Du weißt ja, daß ich, noch ein junger Fant,
Systeme umzustoßen mich erfrechte,
Die eigennützig und von Neid entbrannt,
Errichteten Europas alte Mächte,
Die unsre Ahnen, selbst noch halbe Wilde,
Anbeteten gleich einem Götzenbilde.

Du weißt auch, daß mit frevlerischer Hand
Ich mehr als einen greulichen Panduren
Zur Hölle und zum Teufel heimgesandt
Beim mörderischen Kampf in Schlesiens Fluren.

Wenn Hektor, dieser gräßliche Komet,
Auf mich Erbärmlichen nun niederbricht,
Sein Feuer auf mein schuldig Haupt entlädt —
Ja, meiner Treu, so unrecht tät' er nicht.


76-1 Anmerkung des Königs: „Der damals gestorbene Kardinal Fleury.“

76-2 Anmerkung des Königs: „Er führte die Aufsicht über die Universitäten, das Arbeits- und das Irrenhaus“ (vgl. Bd. VIII, S. 214 f.).