47. Abschied für die Kaiserliche Armee
(8. Dezember 1757)
Hebt Euch hinweg! Die Bahn ist frei!
Zum Zeichen, daß ich Euch verzeih.
Entsend' ich nach selbsteigner Wahl
Des Kaisers großen General150-1
Als meinen Botschafter und Sprecher
An diese Regensburger Schächer.150-2
Bringt meine Antwort in Person
Vor den gestrengen Richterthron.
Urkundlich müßt Ihr es belegen
Dem Präsident und seinen Leuten
(Damit sich nirgends Zweifel regen),
Was Ihr von mir bezogt an Schlägen
Am fünften dieses Monds bei Leuthen.
Welch schöner Tag für die Justiz,
Wenn das begreift mit seinem Witz
Des heil'gen deutschen Reichs Fiskal,
Er, der vor Themis' Tribunal
Recht wie ein Pfau sich spreizt' und blähte,
Weil er so gern mich ächten täte.
Dann, ohne weiteres Verziehn,
Sprengt fort von Regensburg nach Wien,
Viel neue Pläne auszuhecken,
Zu meines treuen Volks Ruin,
<151>Um Schlesien wieder einzustecken.
Ihr werdet über diesen Dingen
Den Winter angenehm verbringen.
Laßt auch in Euren Phantaseien
Vom alten Neipperg151-1 Rat Euch leihen.
Doch wenn der weiche Frühlingswind
Die Lüfte eislos macht und lind,
Wenn erst der Felder breiten Raum
Von neuem deckt der grüne Flaum,
Dann lehrt zurück, wie einst Achill,
Zum unterbrochnen Waffenspiel,
Zu meinen heimatlichen Gründen.
Noch ganz so eitel, ganz so groß,
Mit Eurem so behenden Troß,
Mit Euren tausend Feuerschlünden,
Mit Euren Prinzen, weiß und rot,
Und den Panduren Schlagetot.
Dies Land, für Schlachten so ergiebig,
Es öffnet Euch die Tür beliebig.
Studiert gar fleißig Eure Themen,
Merkt Euch die Wege wohl aus Böhmen,
Vergeßt auch nicht, der Rückkehr wegen,
Den kürzesten Euch einzuprägen.
Noch habt Ihr Zeit, Euch auszurasten,
Auf Wiedersehen nach den Fasten!
Nur müßt Ihr Euch dann auch bequemen,
Den Abschied so wie heut zu nehmen.
150-1 Den bei Leuthen geschlagenen Feldmarschall Dann.
150-2 Anspielung auf die Achtserklärung gegen König Friedrich wegen Besetzung Sachsens und auf den kaiserlichen Notar Aprill in Regensburg, der von dem Reichsfiskal Helm beauftragt war, dem brandenburgischen Reichstagsgesandten Freiherrn von Plotho die Ladung des Königs vor den Kaiserlichen Hof zuzustellen. Plotho hatte ihn jedoch, als er am 14. Oktober 1757 bei ihm erschien, sofort hinauswerfen lassen. Vgl. Bd. III, S. 59 f.; V, S. 199 f.
151-1 Neipperg hatte die Österreicher bei Mollwitz geführt.