<104>keitsbezeigungen wollte der König ihm wenigstens die Ehre erweisen, ihn zu unterrichten, was man mit seinen Truppen vorhätte. Graf Brühl hatte die Karte von Mähren geschwind zusammengelegt. Der König von Preußen forderte sie wieder heraus. Sie wurde von neuem ausgebreitet, und der König spielte gewissermaßen die Rolle eines Hausierers: er pries seine Ware aufs beste an und betonte vor allem, daß der König von Polen niemals Mähren bekommen könnte, wenn er sich nicht die Mühe gäbe, es zu erobern. August III. sagte zu allem ja, mit einer Miene, als wäre er überzeugt. Aber in seinem Blick lag doch etwas wie Langeweile. Brühl unterbrach ungeduldig das Gespräch, indem er seinem Herrn meldete, daß die Oper gleich anfinge. Die Aussicht auf die Eroberung von zehn Königreichen hätte den König von Polen nicht eine Minute länger zurückgehalten. Man ging also in die Oper, und der König von Preußen setzte trotz mannigfachen Widerstandes einen endgültigen Entschluß durch.
Man mußte rasch vorgehen, gleichwie man einen Platz mit Sturm nimmt. Anders war an diesem Hofe nicht durchzudringen. Am nächsten Morgen (20. Januar) um 6 Uhr früh ließ der König den Pater Guarini zu sich entbieten. Der war Günstling, Minister, Hofnarr und Beichtvater zugleich. Dem König gelang es, ihm durch vieles Zureden die Überzeugung beizubringen, daß er allein durch ihn zu seinem Ziele kommen wollte, und der Italiener wurde bei all seiner Schlauheit von seiner eignen Eitelkeit überlistet. Pater Guarini begab sich vom König direkt zu seinem Herrn und bestärkte ihn vollends in dem gefaßten Entschlusse. Endlich verließ der König Dres-