<115> Avantgarde des Königs gewesen. Die Kavallerie der Hauptarmee kannte ihre grünen Uniformen nicht und hielt sie für Feinde. Es entstand ein Geschrei: „Wir sind abgeschnitten!“ und dies erste siegreiche Treffen wandte sich in wilder Hast zur Flucht. Indessen warf Graf Rothenburg1, der mit den Dragonern das zweite Treffen bildete, ein großes feindliches Kavalleriekorps, das noch standgehalten hatte, zurück, fiel der österreichischen Infanterie in die Flanke, richtete sie übel zu und hätte sie völlig zusammengehauen, wären ihm nicht österreichische Kürassiere und Husaren in Rücken und Flanke gefallen. Rothenburg wurde verwundet, seine Kavallerie geriet in Unordnung und rettete sich mit Mühe aus dem Getümmel. Indessen sammelte sich die Kavallerie wieder, und als der Staub verflogen war, sah man an der Stätte des wilden Kampfgewühls nur noch fünf feindliche Schwadronen: die Württemberg-Dragoner des Obersten Bretlach.
Während dieses Reitergefechts war im feindlichen Fußvolk ein Schwanken zu spüren, das so lange anhielt, bis Königsegg sich entschloß, mit seinem rechten Flügel gegen den linken preußischen vorzustoßen. Dieser Entschluß war verständig; denn Erbprinz Leopold hatte anfangs zu lange gezögert, die Truppen in Schlachtordnung aufzustellen, und war hernach nicht mehr dazu gekommen, sie in möglichst vorteilhafte Stellung zu bringen. Er hatte das Dorf Chotusitz hastig besetzen lassen. Das Regiment Schwerin führte den Befehl zwar aus, aber schlecht und ohne Beobachtung der Regeln. Des Erbprinzen eignes Regiment stand links vom Dorfe, war aber an nichts angelehnt, da er ohne Prüfung des Geländes vorausgesetzt hatte, die Kavallerie des linken Flügels werde den Raum zwischen dem Regiment und dem Sbislauer Park einnehmen. Jedoch das Gelände war von Bächen durchschnitten und konnte von der Kavallerie nicht besetzt werden, sodaß sein linker Flügel ohne jede Deckung war.
Die Kavallerie versuchte in ihrem Eifer das Unmögliche. Sie ging teils durch das Dorf Chotusitz, teils über Brücken vor, um sich entwickeln zu können. Als sie in freies Gelände kam, fand sie Batthyany mit der österreichischen Kavallerie völlig aufmarschiert vor sich. Die Regimenter Prinz August Wilhelm, Alt-Waldow und Bredow brachen durch das erste und zweite feindliche Kavallerietreffen und hieben dann die ungarischen Infanterieregimenter Palffy und de Bettes, die Reserve der Österreicher, zusammen. Als sie merkten, daß sie in der Hitze des Gefechts zu weit vorgedrungen waren, schlugen sie sich wieder durch das zweite, dann durch das erste feindliche Infanterietreffen durch und kamen mit Ruhm bedeckt zum Heere zurück.
Das zweite Treffen des linken preußischen Kavallerieflügels wurde, als es aus dem Dorfe Chotusitz hervortrat, von einem österreichischen Korps angegriffen. Es fand keine Zeit zum Aufmarsch und wurde in einzelnen Trupps geschlagen. Königsegg sah, daß das Regiment des Erbprinzen Leopold durch den Abgang der Kavallerie ohne jede Flankendeckung war und richtete den Hauptstoß seines Fußvolkes
1 Graf Friedrich Rudolf Rothenburg, preußischer Generalmajor.