<128>nigin von Spanien, die keine schlaffen Generale wünschte, sandte Gages zur Ablösung von Montemar nach Italien.
Das Jahr 1742 konnte das Jahr der Diversionen heißen: der Einfall Khevenhüllers in Bayern, der des Königs in Mähren, die Versammlung des englischen Heeres in Flandern, Maillebois' Marsch nach Böhmen, die Flotte des Admirals Mathews, die Neapel zu bombardieren drohte, um den König zur Neutralität zu zwingen, Don Philipps Zug durch Savoyen, um den König von Sardinien zu nötigen, seine Truppen von der österreichischen Armee am Panaro zurückzuziehen. Keine dieser Diversionen erreichte völlig den gewünschten Zweck. Nach dem Rückzuge von Maillebois ward Prag aufs neue von den leichten Truppen, Kroaten und Ungarn, eingeschlossen.
Während all dieser Vorgänge im Süden Europas befestigte sich zu Petersburg die Regierung der neuen Kaiserin von Rußland1. Ihre Minister verstanden geschickt durch ihre Unterhandlungen sowohl den französischen Gesandten wie Lewenhaupt, den Befehlshaber der schwedischen Truppen in Finnland, einzulullen. Die so gewonnene Zeit benutzten die Russen klug zur Verstärkung ihres Heeres. Sobald der russische Oberkommandierende Lacy sich stark genug sah, rückte er vor. Er brauchte sich nur zu zeigen, und die Schweden wichen überall. Der russische Name, den sie zur Zeit der Schlacht von Narva (1700) nur mit Verachtung aussprachen, war für sie ein Schreckenswort geworden. Selbst unangreifbare Stellungen schienen ihnen keine Sicherheit mehr zu bieten. Nachdem sie von Ort zu Ort geflohen waren, sahen sie sich zu Friedrichshamn von den Russen eingeschlossen, die ihren einzigen noch offenen Rückweg abgeschnitten hatten. Schließlich streckten sie feig die Waffen und unterzeichneten eine schmähliche und schimpfliche Kapitulation2, einen Schandfleck auf der Ehre ihrer Nation: 20 000 Schweden krochen vor 27 000 Russen zu Kreuz. Die eingeborenen Schweden im Heere wurden von Lacy entwaffnet und heimgeschickt; die Finnländer leisteten den Treueid. Welch ein demütigendes Beispiel für den Stolz und die Eitelkeit der Völker! Schweden, das unter Gustav Adolf und Karl XII. für die Heimat der Tapferkeit galt, ward jetzt ein Muster an Feigheit und Ehrlosigkeit. Das Land, das in seinen guten Tagen Helden hervorgebracht hatte, erzeugte unter republikanischer Regierungsform Generale ohne Ehre und Energie, statt der Achilles die Thersites. Derart werden Königreiche und Staaten, die sich zur Macht erhoben haben, wieder schwach und sinken in Verfall. Hier sind die Worte am Platze: „O Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist eitel!“
Die politische Ursache dieses Niederganges liegt wahrscheinlich in den verschiedenen Regierungsformen, die Schweden durchgemacht hat. Solange es eine Monarchie war, stand seine Armee in Ehren. Sie diente dem Staate zur Verteidigung und konnte ihm niemals gefährlich werden. In einer Republik verhält es sich umgekehrt. Die Regierung muß ihrer Natur nach friedliebend sein, der Wehrstand muß erniedrigt werden, denn von Generalen, welche die Truppen für sich haben, ist alles zu
1 Elisabeth.
2 Zu Helsingfors, 4. September 1742.