<130>sers und Frankreichs rettungslos zugrunde gerichtet. Eine so dringende Gefahr veranlaßte den König von Preußen zu den nachdrücklichsten Vorstellungen. Er ging so weit, dem König von England mit einem Einfall in sein Kurfürstentum zu drohen, wenn er es wagte, fremde Truppen über den Rhein zu führen und sie ohne Einwilligung der Reichsstände nach Deutschland zu bringen. Durch sanftere Überredungen ließen sich die Holländer bewegen, ihre Truppen damals nicht mit den Bundesgenossen der Königin von Ungarn zu vereinigen. So gewannen die Franzosen Zeit, sich zu erholen und Maßregeln für ihre Verteidigung zu treffen.
Nicht so vollständig gelang dem König ein andres Projekt, das er zur Erhaltung des Kaisers entworfen hatte. Es galt, die Truppen des Kaisers in Bayern zu unterstützen. Die Franzosen hatten doppelte Ursache, dazu beizutragen. Denn erstens waren sie nach einer Räumung Bayerns gezwungen, über den Rhein zurückzugehen und an die Verteidigung ihres eignen Herdes zu denken, und zweitens war es eine Schande für sie, den Kaiser, den sie auf den Thron gesetzt hatten, im Stiche zu lassen und der Willkür seiner Feinde preiszugeben. Allein ihre Generale hatten den Kopf verloren. Der Schrecken war stärker als die Vernunft und übermannte sie. Um Ersatz für die französischen Truppen zu schaffen, wurde der Plan gefaßt, einen Bund der Reichskreise zur Aufstellung einer Neutralitätsarmee zu bilden. Unter diesem Deckmantel hätte der König seine Truppen zu dem Heere stoßen lassen können, das dann Bayern gedeckt hätte. Aber der Plan scheiterte an der knechtischen Furcht der Reichsfürsten vor dem Hause Österreich. Die Königin von Ungarn drohte, die Fürsten zitterten, und der Reichstag wollte sich zu nichts entschließen. Hätte Frankreich diesen Plan mit einigen richtig verteilten Summen unterstützt, so wäre er gelungen. Das ist die schlechteste Sparsamkeit eines Fürsten, wenn er sein Geld nicht auszugeben versteht, sobald die Verhältnisse es erfordern.
So endigte das Jahr 1742, dessen wechselvolle Ereignisse nur das Vorspiel eines viel blutigeren Krieges bildeten. Die Franzosen waren die einzigen, die den Frieden wünschten. Der König von England glaubte fest an die Schwäche der französischen Regierung und wähnte, es bedürfe nur noch eines Feldzuges, um sie niederzuwerfen. Die Königin von Ungarn verbarg ihren Ehrgeiz unter dem Schleier rechtmäßiger Verteidigung. Wir werden in der Folge sehen, wie sie aus einer kriegführenden Partei zu einer Macht wurde, die sich mit Hilfsleistungen an ihre Alliierten begnügte.
Preußen bestrebte sich, den Frieden, dessen es sich erfreute, zur Wiederherstellung seiner Finanzen zu benutzen. Die Mittel waren verbraucht. Es galt, mit Fleiß neue zu sammeln. Es galt, die Organisation der Einnahmen aus Schlesien, die in der Eile nur mangelhaft eingerichtet war, zu verbessern und die österreichischen Schulden an England abzubezahlen. Gleichzeitig ging man an die Neubefestigung der fünf Plätze Glogau, Brieg, Neiße, Glatz und Kosel und vermehrte das Heer um 18 000 Mann. Geld und gute Wirtschaft waren nötig, um das alles rasch ins Werk zu setzen. Zur Bedeckung Schlesiens wurden 35 000 Mann verwandt, die selbst bei der Eroberung