<138> 10 000 Mann auf Galeeren ab. Nun wurde mit Hilfe dieser Truppen statt des Kronprinzen von Dänemark der Herzog von Holstein, Bischof von Lübeck1, zum Nachfolger des alten Königs von Schweden und Landgrafen von Hessen erwählt. So wurde Schweden innerhalb eines Jahres von der Kaiserin von Rußland geschlagen, beschützt und schließlich an den Herzog von Holstein verschenkt. Der Senat zu Stockholm tröstete sich über alle diese Unglücksfälle durch Grausamkeiten. Er ließ die Generale Buddenbrock und Lewenhaupt auf dem Blutgerüst sterben. Sie waren des Verrats und der Treulosigkeit bezichtigt, aber nichts war erwiesen. Unwissenheit und übergroße Schwäche war ihr ganzes Verbrechen.

Doch genug von diesen traurigen Szenen, die sich im Norden abspielten. Kehren wir nach dem Süden zurück und sehen wir zu, was in Böhmen vorging, nachdem die Franzosen es geräumt hatten. Die Königin von Ungarn begab sich nach Prag und nahm dort die Huldigung der Stände Böhmens entgegen, dessen Wiedergewinnung sie ebensosehr, wo nicht mehr, ihrer Standhaftigkeit als dem Waffenglück verdankte. Gerade an ihrem Krönungstage (12. Mai) erhielt sie die Nachricht, daß Feldmarschall Khevenhüller von Schärding nach Braunau marschiert sei und von dort den General Minucci mit seinem Korps von 7—8 000 Kaiserlichen vertrieben habe (9. Mai). Die Einzelheiten dieses Ereignisses haben wir von preußischen Offizieren erfahren, die jenen Feldzug bei den Österreichern als Freiwillige mitmachten. Khevenhüller wollte seine Truppen in Schärding, einem festen Platz an dem Inn, nahe der österreichischen Grenze, versammeln. Sie rückten aus ihren Winterquartieren auf verschiedenen Wegen dorthin. Trotzdem der geschickte Führer seine Absichten sorgfältig verbarg, erfuhr sie Feldmarschall Seckendorff und befahl Minucci den Rückzug aus Braunau. Aber dieser unfähige General verstand es weder, seinen Rückmarsch nach dem Befehl seines Vorgesetzten einzurichten, noch dem Feind in vorteilhafter Stellung die Stirn zu bieten. Khevenhüller stand bald den Bayern gegenüber. Er sah, daß Minucci in der Front unangreifbar war, da eine tiefe Schlucht beide Heere trennte. Dessen rechter Flügel lehnte sich an Braunau, das im letzten Winter in aller Eile befestigt war. Aber so stark diese Stellung auf dem rechten Flügel und in der Front war, so schwach war sie auf dem linken Flügel. Das bemerkte Khevenhüller auf den ersten Blick. Er schickte Berlichingen mit einem starken Kavalleriekorps ab, das die Kaiserlichen umging und auf Umwegen über ihren in der Luft schwebenden Flügel herfiel, indes Nadasdy mit seinen Husaren die Truppen Minuccis in der Front angriff. Es war eigentlich keine Schlacht. Die Bayern flohen ohne Gegenwehr. Ein Teil ihrer Kavallerie rettete sich nach Braunau, und ihre Infanterie flüchtete über die Festungswälle. Gleich darauf kapitulierte Minucci mit dem größten Teil seiner Truppen. Nur Trümmer seiner Kavallerie schlugen sich nach Burghausen durch, wo die Kaiserlichen noch ein Korps stehen hatten.


1 Herzog Adolf Friedrich, vgl. S. 129.