<16> vielmehr muß er sie segnen. Italien ist von Ausländern überschwemmt, die sich um seine Unterjochung schlagen. Wie ein wütender Bergstrom reißt das Beispiel Englands die Holländer mit in einen Krieg, der sie gar nichts angeht; und diese Republikaner, die zur Zeit, als Helden wie Eugen und Marlborough ihre Heere befehligten, Deputierte entsandten, um die Kriegsunternehmungen zu leiten, senden jetzt, wo ein Herzog von Cumberland an der Spitze ihrer Truppen steht, niemanden hin. Auch der Norden fängt Feuer, und es entbrennt ein für Schweden verhängnisvoller Krieg. Dänemark wird aufmerksam, gerät in Bewegung, beruhigt sich aber wieder. Sachsen wechselt zweimal die Partei, doch in beiden Fällen mit dem einzigen Erfolg, daß es die Preußen ins Land zieht und sich zugrunde richtet. Das Widerspiel der Ereignisse ändert die Ursachen des Krieges, aber die Wirkungen bleiben, obwohl die Ursachen verschwunden sind. Das Glück ist launisch und wechselt rasch die Partei; aber Ehrgeiz und Rachsucht nähren und erhalten das Feuer des Krieges. Es ist, als sähe man einen Haufen Spieler, die ihren Verlust wieder wettmachen wollen und die Partie nicht eher aufgeben, als bis sie alles verspielt haben. Fragte man einen englischen Minister: „Welcher Grund treibt euch, den Krieg so in die Länge zu ziehen?“ so würde er antworten: „Weil Frankreich die Kosten des nächsten Feldzuges nicht mehr aufbringen kann.“ Stellte man einem französischen Minister die gleiche Frage, so würde die Antwort ungefähr ebenso lauten. Das traurigste bei dieser Politik ist, daß sie mit Menschenleben ihr Spiel treibt und daß so verschwenderisch vergossenes Menschenblut umsonst geflossen ist. Denn könnten durch einen Krieg die Grenzen dauernd bestimmt, könnte durch ihn das unter den Fürsten Europas so nötige Gleichgewicht der Macht hergestellt werden, so könnte man die Gefallenen noch als Schlachtopfer zum Besten der öffentlichen Sicherheit und Ruhe ansehen. Aber man braucht sich nur Provinzen in Amerika zu mißgönnen, und sofort zerfällt Europa in entgegengesetzte Parteien, die sich zu Lande und zur See bekämpfen. Die Ehrgeizigen sollten doch vor allem bedenken, daß die Waffen und die Kriegskunst in Europa überall so ziemlich gleich sind und daß die Bündnisse gewöhnlich eine Gleichheit der Kräfte zwischen den kriegführenden Parteien herstellen, sodaß die Fürsten zu unserer Zeit von ihren größten Erfolgen nicht mehr erwarten können, als durch wiederholte Siege eine kleine Grenzstadt oder einen Landstrich zu erobern, der die Zinsen der Kriegskosten nicht einbringt und dessen ganze Bevölkerung nicht die Zahl der Bürger erreicht, die in den Feldzügen gefallen sind.
Wer noch ein Herz im Busen hat und Verstand genug, diese Dinge kaltblütig zu betrachten, den muß das Unglück rühren, das die Staatsmänner aus Mangel an Überlegung oder aus Leidenschaft über die Völker bringen. Die Vernunft schreibt uns hierfür ein Gesetz vor, von dem nach meiner Meinung kein Staatsmann abweichen darf. Es lautet: Man ergreife die günstige Gelegenheit, um ein Unternehmen auszuführen, suche sie aber nicht herbeizuzwingen, indem man alles aufs Spiel setzt. Es gibt Augenblicke, die man mit Aufbietung seiner ganzen Tatkraft