<171>der und erfuhr durch Löwendahl, der auf Drusenheim marschiert war, daß die Österreicher ihr Lager bei Brumath verlassen hätten und sich ihren Brücken bei Beinheim näherten. Jetzt wurde Graf Belle-Isle von Suffelnheim mit einem Korps vorgeschickt. Die Franzosen überschritten die Moder und verfolgten die Österreicher. Belle-Isle zwang den Feind, das Dorf Suffelnheim mit Verlust zu räumen (23. August), und Noailles trat den Vormarsch an, um sich mit Löwendahl zu vereinigen. Noch am selben Abend griffen die französischen Grenadiere das Dorf Achenheim an, das von österreichischen Grenadieren und ungarischen Truppen verteidigt wurde, und nahmen es ein, hielten sich dann aber mit überflüssigen Förmlichkeiten auf, sodaß der Prinz von Lothringen diese Frist benutzen konnte, um auf seinen Beinheimer Brücken über den Rhein zurückzugehen und die Brücken noch vor Morgengrauen abzubrechen. Die Franzosen machten viel Aufhebens von diesem Gefecht, aber das war nur Prahlerei. Der beiderseitige Verlust betrug keine 600 Mann, und der Prinz von Lothringen setzte ungestört seinen Marsch durch Schwaben und die Oberpfalz fort, um danach in Böhmen einzudringen. Schmettau, der dem König attachiert war, geriet in Verzweiflung über die Schlaffheit der Franzosen. Er reichte dem König Denkschriften ein, bestürmte die Minister, schrieb an die Marschälle. Aber eher hätte er Berge versetzt, als diese Nation aus ihrer Trägheit aufgerüttelt.
Der entscheidende Augenblick, wo die Franzosen das Heer der Königin hätten vernichten können, war ungenutzt verstrichen. Schmettau versuchte die Marschälle wenigstens von der geplanten Belagerung Freiburgs abzubringen. Auch das war umsonst. Er erreichte weiter nichts, als daß man ihm einige deutsche Truppen zur Verstärkung der Kaiserlichen versprach, mit deren Unterstützung Seckendorff die Österreicher aus Bayern vertreiben sollte. Diese Truppen sollten im Frühjahr 1745 auf 60 000 Mann gebracht werden. So verstießen die Franzosen gleich im Anfang ihres Bündnisses mit den Preußen gegen die beiden Hauptartikel ihres Vertrages. Sie ließen den Prinzen von Lothringen unverfolgt entkommen, und das Heer, das Westfalen besetzen sollte, erschien überhaupt nicht. Inzwischen rückte Seckendorff mit schwerfälligen, abgemessenen Schritten auf den Lech zu, und Ludwig XV. begann mit 70 000 Franzosen die Belagerung von Freiburg, eroberte es am Ende des Feldzuges und ließ die Festungswerke schleifen.
Die Erfolge des Prinzen von Lothringen im Elsaß zwangen den König von Preußen zur vorzeitigen Eröffnung seines Feldzuges. War doch zu befürchten, daß die Franzosen unter dem Drucke der österreichischen Erfolge auf alle Bedingungen eingingen, die der übermütige Sieger ihnen diktierte. Dann aber stand es außer Zweifel, daß die Königin mit allen Kräften zur Wiedereroberung Schlesiens schreiten würde.
Aber auch die politischen Maßnahmen, die der Berliner Hof plante, waren von ihrer Verwirklichung noch weit entfernt. Graf Bestushew hatte seine Stellung durch La Chétardies Ausweisung aus Rußland befestigt. Er beredete die Kaiserin Elisabeth, sich in Moskau krönen zu lassen und dann eine Wallfahrt nach Kiew zu Ehren